Envision Entertainment mag auf den ersten Blick keiner so wirklich kennen, obwohl es doch viele tun. Envision Entertainment war früher als EA Phenomic bekannt, bevor dieses von Electronic Arts geschlossen wurde. Doch wie sollte es weiter gehen? Die Antwort: Envision! Das neu gegründete Studio entwickelte Command & Conquer Tiberium Alliances weiter, mit teilweise altbekannten Gesichtern.
Wir haben mit Dirk Ringe gesprochen, seines Zeichens CEO von Envision Entertainment. Wir haben ihm konkrete Fragen zur Schließung von EA Phenomic sowie die Entwicklung von Tiberium Alliances gestellt. Erfahrt mehr im Interview!
An dieser Stelle bedanken wir uns noch einmal ganz herzlich für die tolle Gelegenheit.
Im Jahr 2013 wurde EA Phenomic (heute Envision Entertainment) geschlossen. EA begründete dies mit notwendigen Maßnahmen. Leider wurde im gleichen Zug viele Mitarbeiter des Studios entlassen. Wie ging die Führung des Studios damit um?
Eine Schließung des Studios ist natürlich nie eine angenehme Erfahrung für die Beteiligten, sei es Mitarbeiter oder Leitungsebene. Unser Ziel war es zu allererst zusammen mit EA einen guten Übergang in die Zukunft für alle Mitarbeiter zu schaffen, und hier muss man explizit die Mitarbeiter von EA Deutschland loben, die mit viel Einsatz alle Betroffenen unterstützt haben. Gleichzeitig war es für Boris, Volker, Martin, Mark und mich schnell klar, dass wir als Team weitermachen wollen und haben uns in die Gründung von Envision gestürzt, eine Reise, auf der wir viele Mitarbeiter von EA Phenomic mitgenommen haben.
Die Entlassung von Mitarbeitern ist mit Sicherheit nie ein einfacher Schritt. Wie ist es den entlassenen Mitarbeitern ergangen, gibt es noch Kontakt?
Natürlich gibt es noch Kontakt zu vielen ehemaligen Mitarbeitern. Nach unserem Wissen sind alle schnell in neuen Jobs innerhalb und außerhalb der Spielebranche gelandet. Als Spieleentwickler ist man ja auf der Höhe der Zeit, was technische und gestalterische Fähigkeiten angeht und EA Phenomic ist eine starke Referenz, so dass Jobs schnell gefunden werden konnten. Die meisten hatten noch vor Ablauf der Kündigungsfrist ihre neue Stelle gesichert.
Envision Entertainment ist heute ein unabhängiges Entwicklerstudio. Was genau bedeutet das in einer Entwicklung bzw. der Betreuung eines Games, insbesondere für C&C Tiberium Alliances?
In Bezug auf CCTA hat sich relativ wenig geändert. Als EA Studio hat man weitreichende Freiheiten, was die Entwicklung des Spiels angeht, viele relevante Aufgaben werden durch Mitarbeiter im Studios wahrgenommen, weit über das eigentliche Design, die eigentliche Entwicklung hinaus. Als wir als Envision uns wieder mit EA zusammengetan haben, war die Grundprämisse ähnlich. Während EA der Publisher und Betreiber des Spiels bleibt, haben wir doch eine sehr große Freiheit, was die Weiterentwicklung und Pflege von Tiberium Alliances betrifft.
Inwiefern hat die Gründung des neuen Studios (welches ja unabhängig ist) die Unternehmensstruktur verändert?
Hier muss man auf zwei Ebenen unterscheiden: in der Ebene, wie man ein Spiel entwickelt, hat sich relativ wenig geändert. Sowohl als EA Phenomic als auch als Envision Entertainment befindet sich die Hoheit über Entwicklungsprozesse und -strukturen beim Studio und am Schluss zählt, ob man ein gutes Spiel hinbekommt. Auf der Entscheidungsebene, welche Spiele gemacht werden, welche Budgets möglich sind und welche langfristige Strategie gefahren wird, sind natürlich große Unterschiede vorhanden. Auf EA Seite muss man als Studio eine langfristige Strategie entwickeln, die sowohl aus Sicht des Studios als auch aus der Sicht von EA Sinn macht und diese innerhalb von EA vertreten und verhandeln. Als unabhängiges Studio hat man natürlich hier einen größeren Spielraum, allerdings kommen auch hier übergeordnete Marktbedingungen zum Tragen, gerade wenn man mit einem externen Publisher zusammenarbeiten will, der ja dann wiederum seine Vorstellungen von Budget und Markttrends hat.
Ihrer Einschätzung nach, wo bewegt sich Envision Entertainment in naher Zukunft hin?
Nach einem kürzeren Ausflug Richtung Mobile, wo wir mit Path of War letztes Jahr den Deutschen Computerspielepreis als bestes Mobile Game gewonnen haben, sind wir aktuell wieder mehr in Richtung PC (sei es Browser oder Client) unterwegs, da dieser Markt mehr Möglichkeiten bietet, mit unseren Game Designs erfolgreich zu sein.
Wobei nach weit über 20 Jahren in der Spieleindustrie kann ich nur eines mit Gewissheit sagen: Der Markt verändert sich schnell und Gewissheiten haben manchmal nur eine sehr kurze Halbwertszeit. Und als Entwickler muss man sich immer hinterfragen, ob seine Stammplattform oder sein gewohntes Businessmodell noch Sinn ergeben oder ob man sich neuen Gepflogenheiten anpasst oder gar neue Trends setzt.
Im Jahr 2017 sind Concept Arts eines „Red Alert Alliances“ aufgetaucht. Ging es auch in die Entwicklung? Falls ja, wie weit war das Spiel fortgeschritten und wieso entschied man sich es nicht zu veröffentlichen?
Red Alert Alliances war in einer äußerst frühen Phase, um zu erkunden, wie ein CCTA auf Mobile und Browser aussehen würde und welche Konsequenzen das hätte, bevor es überhaupt in die eigentliche Entwicklung gehen sollte, wozu es aber nicht mehr gekommen ist.
Ist momentan in irgendeiner Weise die Planung oder erneute Entwicklung eines weiteren C&C Teils für den Browser geplant?
Die Frage zu zukünftigen Entwicklungen im C&C Universum kann nur EA beantworten.
Fragen rund um Tiberium Alliances Wird die Fraktion Scrin in Tiberium Alliances irgendwann eingebaut werden?
Zurzeit gibt es keine unmittelbaren Pläne, die Scrin in Tiberium Alliances einzubauen.
Derzeitig sind bei den „Vergessenen“, im Menüpunkt Arsenal, die Offensiveinheiten nicht Abruf, welche Gründe hat das?
Wenn es dafür Gründe gibt, sind diese im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten. Wir planen, mit einem der nächsten Updates das Arsenal zu vervollständigen.
Gibt es derzeitig Pläne C&C Tiberium Alliances für Tablets und Smartphones zu optimieren?
Durch die immer weitere Verbesserung der mobilen Webbrowser und gleichzeitigen Verbesserungen an der CCTA Codebasis wurde eine Möglichkeit geschaffen, dass das Spiel auf mobilen Endgeräten startet und prinzipiell funktioniert. Damit es als Spiel wirklich Sinn ergibt, sind weitere Optimierungen und Anpassungen nötig, die prinzipiell machbar sind, aber immer gegen andere Weiterentwicklungen des Spiels für die Spieler abgewogen werden müssen. Unterm Strich kann man aber sagen, dass nach aktuellem Stand Mobile Browser eine Plattform zweiter Klasse bleiben wird und der PC unser Hauptfokus bleiben wird.
Was werden bei C&C Tiberium Alliances als nächste für Große Dinge passieren? Könnten wir einen Einblick bekommen, was für die Zukunft des Spiels geplant ist?
Kernfokus und höchste Priorität ist ein bugfreies, stabiles Spielerlebnis für alle. Dazu gehört auch, dass Exploits, die aktiv ausgenutzt werden und das Spielerlebnis beschädigen, behoben werden.
Als nächstes ist es uns wichtig, dass regelmäßig Variation im Spielerlebnis angeboten werden, damit auch langjährige Mitglieder der Community immer wieder neue Aspekte des Spiels erleben. Dazu zählen auch Welten mit abweichenden Spielregeln, wie Firestorm, Veteran oder World Championship Server.
Und natürlich ist die Weiterentwicklung der Basisfunktionalität vom Spiel uns ein wichtiges Anliegen, seien es neue Komfortfunktionen oder neue Gameplay Elemente.
Gerüchten zu Folge, ist ein neues Command & Conquer wahrscheinlich. Was denken Sie, wird es ein neues Command & Conquer von EA geben?
Die Frage zu zukünftigen Entwicklungen im C&C Universum kann nur EA beantworten.
Wo sehen Sie Command & Conquer in der Zukunft und was bedeutet Ihnen die Marke?
C&C ist eine Spielereihe, mit der wir aufgewachsen sind und die uns viele unvergessliche Spielemomente beschert hat. Ein Spiel in dieser Franchise entwickeln zu können, war für uns die großartige Gelegenheit, diesem großen Universum einen völlig neuen Aspekt hinzufügen – etwas das uns sehr stolz gemacht hat.
Die Situation für Strategiespiele wie C&C ist zurzeit nicht die leichteste, viele Anbieter haben sich aus dem Markt zurückgezogen und viele Spieler sind zu Variationen des Genres wie Mobile Strategy Games oder MOBAs abgewandert. Nichtsdestotrotz ist das Spielprinzip zeitlos und es gibt immer noch viele Spieler, die diese Spiele lieben. Ob und welche Auswirkungen das für C&C hat, kann wie schon häufiger betont, nur EA beantworten.
Gibt es noch etwas, dass Sie der C&C Community zum Abschluss mitteilen möchten?
Erstmal vielen Dank, dass es Euch gibt! Spiele entstehen und leben nicht im luftleeren Raum, sondern für und in der Interaktion mit der Community, den Spielern. Und eine Community, wie die von C&C, die über viele Jahre stabil und aktiv ist und sich für „Ihre“ Spieleserie so engagiert und durchaus auch fordernd einsetzt, ist nicht selbstverständlich, sondern etwas Besonderes. Und auch wenn eine so selbstbewusste Community manchmal eine Herausforderung für die Entwickler ist, so wissen wir doch, dass wir zusammen mit Euch hier nur das Beste für die Spiele und Ihre Spieler erreichen wollen. Also, weiter so und auf eine gute Zusammenarbeit und wir sehen uns auf der nächsten C&C TA Welt
Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich für das Interview bedanken!
Hinweis: Das Interview wurde gemacht als CnCSaga.de und CnCHQ.de/HQBoard.net getrennte Seiten mit jeweils eigene Foren waren. Geführt hat das Interview damals CnCSaga.de.