4. Kapitel
Sommeranfang 2029
Yeremi steht auf dem Felsen und schaut in das südliche Tal. Selbst ohne Fernglas kann er unter den Staubwolken die Spezial-Lkws sehen. Die Firma Human Tiberium Cors bekämpft nun seit zwei Wochen das Tiberium. Lange hat das Tal darauf gespart und dann hatten sie die Firma angeheuert. Die Firma legte erst einmal ein Art Energiefeld um das Tiberium, damit es sich nicht ausbreitete. Dann begannen sie in dem Eindämmungsfeld die Kristalle und die Wurzeln abzubauen. Jemand hatte behauptet das dieses Eindämmungsfeld aus der militärischen Forschung stamme und nur abgespeckt sei. Der große Bruder dieses Dinges soll alles abwehren können. Von einschlagenden Raketen bis heran rollenden Panzern. Yeremi glaubte das nicht ganz. Dieses Eindämmungsfeld schaffte es gerade mal die Tiberiumkristalle vom wachsen abzuhalten. Yeremi vermutete das sie die Kristalle schlicht einfroren um sie am Wachstum zu hindern.
Gerade stieg wieder eine große Staubwolke auf, als ein LKW voll beladen mit verseuchter Erde abfuhr. Sie nahmen den kleinen Feldweg zum Dorf. Aber er war nun breit geschottert. Das war nötig gewesen um das Gebiet für die Lkws zugänglich zu machen. Yeremi schaute dem LKW zu wie er durch das Dorf polterte und Richtung Talausgang verschwand. In der Ferne sah man einen GDI Titanen stehen. Der stand nun schon seit einer Woche dort. Seine gelbe Bemalung schimmerte matt in der Abendsonne und harmonierte perfekt mit dem Staub der Straße. Yeremi wusste das am Fuße des Titanen zwei Zelte aufgebaut waren. Immer noch versuchten fünf GDI Soldaten heraus zu finden, wie es zu dem Unfall kam, in dem Conner und seine Leute starben. Anscheinend war es doch kein Unfall gewesen. Sonst wären sie schon längst verschwunden. Sie suchten nach etwas oder nach jemanden. Erst hatte es zwei Wochen gedauert bis überhaupt ein GDI Räumkommando kam und den BMT wegbrachte. Zuerst schien alles wirklich an einen tragischen Unfall zu glauben. Aber irgend etwas musste dem Räumkommando komisch vorgekommen sein, denn dann rückte der Titan an.
Yeremi schaute auf seine Uhr und sprang dann von dem Felsen. Es war längst Zeit, dass er nach Hause kam. Vater würde schon auf ihn warten. Seit Tagen versuchten sie zusammen ein Programm zu schreiben, dass die Sonnenkollektoren effektiver arbeiten lies. Yeremi war dabei sehr wichtig, konnte er doch besser programmieren als sein Vater. Dennoch wollte die Leitzentrale das Programm einfach nicht fressen. Es war zum aus der Haut fahren.
Yeremi rannte mit großen Schritten zum Jeep. Er durfte inzwischen regelmäßig mit ihm fahren und in sogar benutzen um in den Bruch zu fahren. Das war bedeutend besser als mit dem Bike dort hin zu rauschen und jedes mal um sein Leben fürchten, wenn Gregor am Steuer saß. Aber von Gregor hatte er schon lange nichts mehr gehört. Schon Wochen lang hatte er sich nicht gemeldet. So schlimm konnte selbst der Verlust des Bikes nicht gewesen sein. Immerhin hatten seine Eltern eine Menge Geld. Yeremi beschloss morgen Nachmittag bei Gregor vorbei zu fahren und endlich nach zu fragen wo er war. Yeremi musste sich eingestehen, dass er das schon viel früher hätten tun sollen, aber er fuhr nicht gerne zu Gregors Haus. Yeremi war nur selten im Haus gewesen und es schien auch so, als sei dies nicht erwünscht gewesen. So hatte Yeremi den Besuch immer weiter hinaus gezögert. Aber er konnte seinen Freund nicht einfach im Stich lassen. Vielleicht brauchte er ein wenig Rückendeckung gegenüber seinem Vater. Kasian konnte manchmal sehr Herrisch sei, hatte Gregor gesagt. Mit diesen Gedanken bog der Jeep in die Farm ein. Ein paar Steine prasselten gegen die Treibhäuser die am Weg standen, als Yeremi zu stark bremste.
Sein Vater kam aus der Tür als er den Jeep hörte. „Reichlich spät Sohn!“ war die Begrüßung. „Ich war noch oben am Felsen und hab geschaut was die Firma macht. Die scheinen bald fertig zu werden“ versuchte Yeremi ablenkend zu antworten. „Ja das sind sie wohl, aber sie wollen mehr Geld, da sich das Tiberium tiefer in das Erdreich gefressen hat als vermutet.“ antwortete sein Vater in einem besorgten Tonfall. „Wir haben kein Geld mehr und die anderen aus dem Dorf haben bestimmt auch nichts mehr in ihren Strümpfen. Ich glaube die Firma wird wieder abziehen und das Tiberium ist noch da, wenn kein Wunder geschieht“ redete sein Vater weiter. Mit diesen Sorgen im Kopf gingen sie nach drinnen und begannen wieder an dem Programm zu schreiben.
Es wurde bereits Nacht, als Yeremi das neue Programm in den Rechner hoch laden konnte. Aber dieses mal gab es keinen „Error“ oder etwas ähnliches mit dem sich der Rechner beklagte. Es schien zu funktionieren. Yeremi war stolz das Programm doch noch gerichtet zu haben. Er rieb sich müde die Augen und surfte noch ein wenig im Internet. Dort suchte er die Internetseiten seiner Freunde auf. Nur die Seite von Gregor war nicht aufrufbar. Sogar sein Server, den er von seinem Vater bekommen hatte, war nicht erreichbar. Yeremi erinnerte sich an sein Versprechen morgen Nachmittag nach Gregor zu sehen. Yeremi klickte noch auf eine regionale Newsseite und las dort etwas über die GDI Untersuchungen im Tal. Inzwischen war es klar, dass es kein Unfall gewesen war. Irgend etwas hatte am Rumpf des BMT Beschädigungen hinterlassen, die nicht vom Erdboden stammen konnten. Angeblich hatte man auch einen Verdächtigen. Diese Person wurde bereits unter Arrest gestellt, da man vermutete, dass die emotionalen Ausbrüche gegenüber Lieutnant Conner nicht das einzige geblieben sind, was er getan hatte. Allerdings gab die Untersuchungsbehörde zu, angesichts der Verdienste der Person im Tiberiumkrieg Zweifel an seiner Schuld zu haben. Yeremi wusste sofort wer gemeint war. Sie hatten Sam festgenommen. Ausgerechnet Sam. Er hatte so schwer geschuftet um das Tiberium einzudämmen. Irgendwann in der Nacht ist er tot müde nach Hause gegangen. Wann wusste Yeremi nicht mehr genau. Jetzt dachte die GDI also Sam hätte sich an Conner gerächt. Aus welchen Gründen auch immer. Yeremi rieb sich wieder die Augen und schaltete dann den Computer ab. Er war ziemlich müde von der ganzen Arbeit an dem Programm. So dauerte es nicht lange bis Yeremi eingeschlafen war.
Die ersten Sonnenstrahlen fielen gerade auf die Farm als Yeremi erwachte. Neben den Vögeln die im nahen Wald ihr erstes Morgenlied zwitscherten, konnte Yeremi seinen Vater im Schuppen rumpeln hören. Natürlich war er schon lange wach. Alte Gewohnheiten wie er sagte. Allerdings fragte sich Yeremi immer wieder warum er seine Gewohnheiten so gerne auf ihn übertrug und früh morgens immer an Orten arbeitete, die in Yeremis Hörweite lagen. Wohl wieder eine neue Trainingsmethode. Immerhin konnte er so nie verschlafen. Inzwischen hatte er einen eigenen Rhythmus gefunden, der ihn eh immer um diese Zeit aufwachen lies. Yeremi überlegte sich ob er das seinem Vater sagen sollte um ihm davon ab zu halten ihn immer durch das laute Klappern von Metall auf Metall zu wecken. Aber er verwarf den Gedanken schnell wieder. Nicht das Mutter mit bekam was Vater da wieder machte. Yeremi musste diesen Morgen nichts an der Farm helfen. Anscheinend hatte der Rechner tatsächlich das Programm gefressen und richtete die Kollektoren noch genauer aus. Obwohl man das erst heute Abend an der Ertragskurve der Stromproduktion sehen würde, fühlte sich Yeremi gut.
Er konnte sich den Jeep ausleihen, da sein Vater heute scheinbar einen Waldlauf machen wollte um die Kollektoren sportlich zu kontrollieren. Das konnte Yeremi nur recht sein. Er drehte den Zündschlüssel um und legte den ersten Gang ein. Mit einem Heulen kam der Jeep ins rollen und fuhr aus der Farm. Yeremis Mutter rief noch etwas von Tomaten einkaufen hinter ihm her, aber das hörte er bereits nicht mehr. Dummer Weise hatte der Jeep eine Art Nachrichtenpad und so kam der Einkaufszettel zwei Minuten später aus einem Schlitz im Armaturenbrett. Yeremi musste grinsen als er sah wofür die militärische Technik des großen Tiberiumkrieges heute benutzt wurde. Er beschleunigte als er auf die breite Dorfstraße kam und musste prompt einem der LKWs ausweichen die hier entlang rollten. Ein lautes dröhnendes Hupen war die Antwort des Fahrers im Lkw. Angesichts der Geldforderungen der Firma, hob Yeremi lediglich den Arm um dem Fahrer seinen Mittelfinger zu präsentieren, sollte er in den Rückspiegel schauen.
Heute war kein Markttag und das bedeutete Yeremi musste 10 Kilometer fahren wegen dem Einkaufszettel. Er musste in den nächste große Stadt fahren. Nicht das ihn das gestört hätte. Fahren machte ihm Spaß. Sehr sogar. Er verließ das Dorf und kam an dem Titan vorbei. Er war schon öfters an dem Metallmonster vorbei gefahren, aber er war immer wieder beeindruckt über die schiere Größe des Läufers der GDI. Die Untersuchungen schienen abgeschlossen. Zumindest schien es so. Denn die fünf Soldaten bauten gerade die Zelte ab, in denen sie die letzte Woche gewohnt hatten. Vielleicht war das ein gutes Zeichen und sie hatten den Beweis gefunden, dass Sam nicht schuld war. Zumindest hoffte Yeremi das. Er gab abermals Gas um die lange Gerade auszunutzen die ihn zur Hauptstraße führte. Die Fahrt selbst verlief ereignislos und so verlor sich Yeremi in Gedanken. Sein schlechtes Gewissen wuchs immer mehr. Warum hatte er sich nicht früher darum gekümmert was mit Gregor los war. Er würde gleich nach dem Mittagessen zu ihm runter fahren und nach Gregor fragen. Mit diesen Gedanken passierte er das Ortsschild und bog in die Straße ab an der ein Supermarkt lag. Am Ende der Straße lag das GDI Gelände des Landkreises. Eine gelbe Flagge mit dem Adleremblem wies deutlich darauf hin. Es war ein kleiner Außenposten. Das sah man sofort. Drei niedrige Gebäude und ein Fuhrpark, der aus zwei oder drei Titanen bestand. Natürlich plus die Standardcrew. So nannte es jedenfalls Yeremis Vater. Er erzählte einmal, dass jeder Posten eine gewisse Anzahl an BMTs und Einmannläufern besäße.
Yeremi hatte es eilig und so drängte er sich durch den Supermarkt. Einige ältere Leute riefen ihm Beschimpfungen hinter her, dass es das früher nicht gegeben hätte, aber Yeremi kannte das Spiel. Er würde das in einigen Jahrzehnten auch sagen. Aber jetzt hatte er nicht die Zeit diesen Standpunkt gegenüber dem besonders lauten Opa dort hinten zu vertreten. Schon war er mit seinem Korb an der Kasse und schob seine Kreditkarte ein. „Ich liebe es … keine geschwätzigen Kassiererinnen mehr“ murmelte Yeremi als er sich Gedanken darüber machte, was geschehen würde, falls je wieder eine Kassiererin hier sitzen würde und einen Plausch mit dem Opa von eben halten würde.
Yeremi kam pünktlich zum Mittagessen an. Er hatte sogar den Einkaufszettel richtig interpretiert und alles eingekauft. Ein Pluspunkt im Familienleben. Das Mittagessen bestand hauptsächlich aus Soja. Leider mussten sie sparen. Die Bezahlung der Tiberium-Eindämmungsfirma hatte eine Menge Geld gekostet. Alle Bewohner des Tales hatten ihre Ersparnisse geopfert und nun sollte es nichts gebracht haben. Aber die Stimmung am Esstisch entsprach nicht dem was Yeremi angesichts dieser Tatsache erwartet hatte. Dann wurde auch ihm die gute Nachricht mitgeteilt. Kasian hatte den restlichen Betrag bezahlt, den die Firma gefordert hatte. Nicht ohne murren und meckern, aber er hatte freiwillig das Geld gegeben. Niemand hatte ihn darum gebeten und überhaupt daran gedacht, dass er etwas mehr als den normalen Satz bezahlen würde. Jeder Dorfbewohner hatte einen Satz bezahlt. Einen genau berechneten Prozentsatz der Rechnung.
Nach dem Mittagessen musste Yeremi noch für seinen Vater einige Feineinstellungen an einer Ertragskurve vornehmen. Das hatte zwar wenig mit programmieren zutun, aber sein Vater konnte mit dem ganzen Zeug nicht sehr viel anfangen. Er sagte immer, er wäre Soldat und kein Tech-Freak. Die automatische Antwort von Yeremis Mutter war dann, dass er nun Farmer sei und endlich vergessen sollte das er einmal bei der GDI war. Das führte regelmäßig zu einem kleinen Streit, mit jeweils den selben Argumenten und Vorwürfen. Aber heute war das nicht der Fall. Also schnappte sich Yeremi den Jeep und fuhr zum Dorf hinunter. Er hatte wenig zutun in letzter Zeit. Es gab Wochen im Frühling, da war er nicht aus den Treibhäusern gekommen bis es dunkel war. Ihm war das nur recht und inzwischen war er sehr froh darüber, dass sie die Farm umgerüstet hatten. Es lief nun sehr vieles Automatisch. Es blieb jetzt soviel Zeit, dass selbst Yeremis Vater öfters frei hatte und sich mit den Ertragskurven beschäftigen konnte. Aber er schien nicht nur mit den Farmstatistiken zu arbeiten. Manchmal, wenn Yeremi ihm über die Schulter schaute klickte er schnell irgendwelche Dateien weg, auf denen ein GDI Logo zu sehen war. Yeremi grübelte darüber allerdings nicht viel nach. Vermutlich hatte sein Vater immer noch Kontakt zu ein paar alten Kameraden und die schickten ihm ab und zu Emails. Diese Emails trugen natürlich dann das GDI Logo im Briefkopf.
Yeremi bog um die Ecke im Dorf die zu Gregors Haus führte. Schon von weitem leuchtete das Weiß in der Sonne. Es war ein heißer Sommer und die Sonne brannte sich in das Tal. Staub wirbelte auf, als der Jeep abbremste und vor dem Tor zum Stillstand kam. Yeremi sprang aus dem Jeep und ging zum Tor. Er drückte auf den roten Knopf der offensichtlich die Klingel war. Zuerst rührte sich nichts im Haus, doch dann sprang der Videobildschirm neben dem Knopf an und Kasians Gesicht war zu sehen. „Ja?“ fragte es etwas blechern aus dem Lautsprecher. „Hallo Kasian. Ich bin’s Yeremi. Ist Gregor zuhause?“ begann Yeremi.
„Gregor? Hat er dich nichts erzählt?“ fragte Kasian. „Äh nein was denn.“ antwortete Yeremi überrascht. „Nun er ist auf ein Internat gegangen. Komisch, komisch das er dir davon nichts gesagt hat. So was…“ sagte Kasian. Im Hintergrund hörte man eine andere Stimme. Sie klang irgendwie mechanisch, sie schien nach Kasian zu rufen. „Oh ein Anruf für mich. Machs gut Yeremi.“ Beendete Kasian abrupt das Gespräch und der Videobildschirm erlosch.
Lange stand Yeremi verstört am Tor und versuchte zu verstehen, warum Gregor ihm nichts davon erzählt hatte. Irgendwie konnte Yeremi das nicht glauben. Sollte Gregor gar nicht sein Freund gewesen sein? Nein es konnte nicht so sein. Aber er war nicht mehr hier. Yeremi drehte sich langsam von dem großen Tor weg. Er stieg in den Jeep und fuhr den Weg weiter. Normalerweise hätte er drehen müssen um nach Hause zu kommen, aber ihm war nicht gerade danach jetzt nach Hause zu fahren. So folgte er dem Weg, der zu Gregors Haus führte, weiter. Er führte in den Wald. Der Jeep hatte eine stattliche Steigung zu meistern. Aber GDI-Produktion war robust und so kam der Jeep mit einigen Jaulen den Hang hinauf. Yeremi stoppte den Wagen als er unter sich die Lichter des Hauses sah, in dem bis vor einiger Zeit Gregor gewohnt hatte. Yeremi schaute nach unten. Er konnte es nicht glauben und irgendwie war er wie gelähmt von der Tatsache, dass Gregor weg war. Er setzte sich auf die Motorhaube und schaute auf das weiße Haus mit all seinen Statuen im Garten und dem künstlich angelegten Garten. Es musste ein Vermögen gekostet haben dieses Garten anlegen zu lassen. Aber scheinbar hatten die Gärtner noch nicht ihre volle Summe bekommen. Dort im hinteren Teil des Gartens gab es ein großes Erdloch. Nun kein richtiges Loch. Mehr eine Mulde die mit aufgewühlter Erde gefüllt war. Yeremi schaute in die Abendsonne und grübelte was wohl in Gregor gefahren war. Er war nun schon den ganzen Nachmittag hier oben, aber er wollte nicht nach Hause und so starrte er weiterhin ins Tal hinab. Dies war eine gute Stelle. Nicht so gut wie der Felsen, aber man sah das Tal einmal aus einer ganz anderen Perspektive. Alles war größer als beim Felsen und man sah mehr Details. Yeremi strecke sich auf der Motorhaube aus und schaute in den Himmel. So verging die Zeit. Yeremi schaute dem Tag zu, wie er zu Neige ging und die ersten Sterne am Himmel erschienen. Yeremi wurde müde, doch er konnte sich nicht aufraffen nach Hause zu fahren. Er wollte einfach nur verstehen warum Gregor so gehandelt hatte. Yeremi erwachte aus seinen Gedanken als er ein lautes Knirschen im Tal hörte. Kurz aber laut. Er stützte und schaute auf die Uhr. Hatte die Eindämmungsfirma nicht schon mit den Arbeiten fertig sein müssen. Es gab so etwas wie eine Klausel „Nachtruhe“ im Vertrag.
Yeremi erhob sich und schaute in das Tal Richtung Süden. Dort waren tatsächlich bis auf einige Warnleuchten alle Lichter erloschen und es war kein Arbeitsgerät zu sehen. Dann sah Yeremi aus den Augenwinkeln im Garten von Gregor eine Bewegung. Er drehte den Kopf und schaute in den Garten. Rötliches Licht schien aus einer Kellertür in den Hintergarten. Ein Mann stand in der Tür und nach den Umrissen zu vermuten war es Kasian. Aber das war nicht die Bewegung gewesen, die er gesehen hatte. Er sprang auf und holte aus dem Jeep das Fernglas seines Vaters.
Ein surren kündigte den Autozoom an und Yeremi konnte erkennen, dass tatsächlich Kasian in der Tür stand. Aber er war anders gekleidet als sonst. Er trug eine nachtschwarze Uniform. Das rote Licht aus dem Haus umriss seine Gestalt seltsam und verlieh ihm eine Aura der Autorität. Im Garten bewegte sich wieder etwas und erst jetzt sah Yeremi wirklich, was sich dort bewegte. Eine Art BMT kam aus dem Loch, das er am Nachmittag bewundert hatte. Das Fahrzeug sah ungewöhnlich aus. Es war mit großen Bohrern besetzt. Das Fahrzeug hatte sich direkt aus dem Erdreich gegraben. Ohne jegliche Probleme. Yeremi versuchte noch näher heran zu kommen, aber der Zoom protestierte mit einem leisen knirschen, also beließ es Yeremi bei dieser Auflösung.
Er beobachtete wie Kasian mit militärischem Schritt auf das Fahrzeug zu ging und sich dort aufbaute. Die Luke des Fahrzeugs flog auf und ein stämmiger Mann sprang nach draußen. Beide begrüßten sich kurz, dann winkte der stämmige Mann, der ebenfalls diese schwarze Uniform trug nach einem weiteren Mann. Alle bewegten sich sehr präzise. Es schienen Soldaten zu sein.
Kurze Zeit später trugen zwei der Soldaten flankiert von Kasian einen Behälter aus dem Haus. Der Behälter schien aus einem transparenten Material zu sein. Aber er war etwa einen Meter lang und fast einen halben Meter breit. Yeremi konnte nicht genau erkennen was es war, aber es schimmerte matt im Mondlicht, bevor sie es in das Fahrzeug luden. Yeremi verstand nicht ganz was dort unten geschah, aber er hatte das Gefühl seinem Vater davon erzählen zu müssen. Er blieb noch einige Zeit und beobachtete den Garten, doch kaum war das Fahrzeug in der Erde verschwunden, da war auch Kasian nach drinnen gegangen. So packte Yeremi das Fernglas weg und stieg in den Jeep. Er nahm einen Umweg um nicht am Haus vorbei fahren zu müssen, aber schließlich kam er daheim an. Sein Vater saß auf einem Lehnstuhl vor der Tür.
Er schien auf Yeremi zu warten.