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C&C Fan Fiction – Die Erben der Bruderschaft

5. Kapitel

Nach der großartigen Rede von Kasian pulsierte die Höhle geradezu. Die Euphorie war spürbar und hatte alle gepackt. Gregor war beeindruckt. So hatte er seinen Vater noch nie erlebt. Diese Rede hätte ebenso von Kane selbst stammen können, da war er sich sicher. Den restlichen Tag hatte sie frei bekommen, aber es wurden aufgrund der erhöhten Alarmbereitschaft keine Ausflüge an die Oberfläche gestattet. Dies wäre allerdings auch keine gute Idee gewesen. Alle Rekruten waren dermaßen motiviert, sie hätten sich wohl blind auf den nächsten GDI Posten gestürzt, sobald sie an die Oberfläche gelangt wären. Da aber diese Ausflüge verboten worden waren, verbrachten sie ihre Zeit in der kleinen Baracke. Sie schauten sich einige Filme auf einem kleinen Datenblock an. Alles NOD Material. Etwas anderes gab es hier natürlich auch nicht. Nur Gregor erkannte, dass es sich öfters um Propaganda handelte. Allerdings hatte er schließlich auch andere Facetten der Medien kennen gelernt, als NOD TV und DNN. Gerade startete Phillip einen neuen Beitrag. „Willkommen Rekruten. Dies ist die digitale Form von Kanes Visionen. In diesem Bericht werden sie nicht nur alle Beweggründe Kanes kennen lernen, sondern auch genauere Informationen über seinen Werdegang. Seine treusten Anhänger schildern ihre Begegnungen mit dem göttlichen Kane. Ebenso werden wir uns mit der ominösen Garde der Kerubim befassen. Wir wünschen viel Spaß.“
Der Nachmittag verging somit relativ schnell. Der Film über Kane hatte enorme Überlänge und ließ sehr viele alte NOD Veteranen auftreten. Alle waren fasziniert von der Aura Kanes und der Anziehungskraft dieses Mannes, welche noch nach fast 30 Jahren wirkte. Der Film ließ sich über die edlen Beweggründe Kanes sehr lange aus. Theatralisch wurde dabei sein Weg beschrieben. Die vielen Opfer die er bringen musste. Die vielen grausamen Kämpfen, bei denen er Seite an Seite mit den einfachen NOD Soldaten gegen die verlogene GDI gekämpft hatte.
Schließlich befasste sich der Kommentator mit den mysteriösen Kerubim. Sie waren der Schatten hinter Kane. Offensichtlich waren sie die Leibwächter des großen Anführers. Auch wies die Stimme, die durch die Flut von Bildern und Informationen führte auf einige große Taten der Kerubim hin. „…die Kerubim haben immer Spezialaufträge für den göttlichen Kane erfüllt. Sie töteten verlogene GDI Funktionäre und andere Individuen die sich der Technologie des Friedens entgegen stellte. Die Kerubim waren die rechte Hand Kanes.“ Dennoch schien es Zweifel an ihnen zu geben. Andere Gruppen der Bruderschaft bezeichneten die Kerubim als Verräter. Sie sollen sogar die GDI unterstützt haben, als diese auf den Tempel von NOD vorrückten. Aber der Kommentator mutmaßte, dass solche Helden der Bruderschaft nie Kane verraten würden und dies sicherlich nur Gerüchte seien. Gerüchte welche von der bösartigen GDI gestreut wurden um die Bruderschaft weiter zu spalten. Als der Film endlich endete war der Tag schon fast zu Ende. Sie waren überrascht, wie lange sie dieser Film gefesselt hatte. Alle Vier waren fasziniert vom großen Tiberiumkrieg. In jener Zeit, als sich die Bruderschaft als die Rache der armen Länder erhob und den westlichen Länder Paroli bot. Nun dürstete sie es nach aktuellem Wissen, so wurde Samuel auserkoren in die Baracke der Ausbilder zu gehen und nach noch einem Film zu bitten. Dieses mal sollte es ein Film über die aktuelle politische Lage sein. Es dauerte nicht lange, da kehrte Samuel zurück. Er hatte neben einem neuen Datenblock auch einen kleinen Minifernseher bei sich. Zuerst sahen sie sich den Datenblock an. Es war unbequem, da sie sehr eng zusammenrücken mussten, aber alle waren gespannt, was sich auf dem Datenblock befand. Phillip drückte zwei Tasten und der Bildschirm klappte auf. Der Bildschirm dieses Spezialmodells war immer noch recht klein, aber es war besser als die kleinen Handdatenblöcke. Alle reckten sie Köpfe als Chris auf PLAY drückte.
„Willkommen Soldaten der Bruderschaft. Wir befinden uns in einer schweren Zeit. Die Bruderschaft von NOD ist gespalten und viele Anführer versuchen Macht um sich zu Seite 65 sammeln. Nicht um Kanes Visionen zu verwirklichen. Sie suchen persönliche Macht und den Reichtum der ihnen von der hinterlistigen GDI geboten wird!
In diesem Film wurden alle verfügbaren Informationen zusammengefasst um den treuen Soldaten der Bruderschaft von Nutzen zu sein. Wir werden uns im ersten Teil des Beitrages primär die verschiedenen Splittergruppen behandeln, welche sich gegen ein einige Bruderschaft stellen. Gegen Ende des Beitrages werden dann die wenigen verbliebenen Führer der Bruderschaft vorgestellt, denen es wirklich um Kanes Vermächtnis geht.“ Sie starrten gespannt auf das kleine Display und lauschten der Stimme des Kommentators. Phillip griff nach einem kleinen Kopf und drehte daran. Sogleich wurde die Stimme noch lauter und tönte durch die Baracke.
„Die Bruderschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so oft gespalten, dass kaum jemand genau sagen kann wie viele Gruppe es inzwischen sind. Wir werden in diesem Film jedoch die wichtigen und einflussreichen Gruppen behandeln. Doch zuerst behandeln wir die kleinen Gruppen in der Bruderschaft. Die sogenannten Stadtgruppen der Bruderschaft von NOD stammen noch aus der Zeit vor dem großen Tiberiumkrieg. Kane organisierte die Bruderschaft so, dass sie wie einzelne kleine Terrorzellen agierten und nach außen hin wie einzelnen Terrororganisationen wirkten. Somit waren in den großen Städten jedes Landes NOD Zellen gegründet worden. Diese relativ kleinen Gruppen führten den Untergrundkampf gegen die GDI. Sie waren die Soldaten welche in der vordersten Reihe kämpften. Auf ihr Konto gehen so spektakuläre Anschläge wie die Zerstörung des östlichen Flügels des Reichstages und deren Kuppel in Berlin.

Diese Organisation machte es den Nachfolgern Kanes schwer sie zu kontrollieren. Viele Gruppen sagten sich los und agierten nur noch als eine Zelle ohne Verbindung zum Oberkommando. Die GDI verbrachte über 15 Jahre damit kleine Terrorzellen auszuräuchern und doch hat sie nicht einmal die Hälfte dieser Gruppen entdeckt. Dies beweist wie effektiv Kane alles geplant hatte. Nach seinem unglücklichen Verschwinden jedoch brach die Bruderschaft auseinander.

Viele Führer in der Bruderschaft versuchten die Macht an sich zu reißen oder mit der GDI zu arbeiten. Wichtigstes Zeugnis solchen Verrates war eine japanische Gruppe. Sie versuchte NOD Technologie an die GDI weiter zu geben. Doch Kanes Zorn erreichte sie und sie wurden vernichtet!

Doch diese Warnungen hat bis heute nicht alle NOD Gruppen überzeugt. Während einige wenige Generäle und Anführer der Bruderschaft die Einigkeit suchen, werden ihnen immer wieder Steine in den Weg gelegt. Besonders hat sich in Europa hierbei Wulf hervor gehoben. Er sieht sich als direkter Nachfolger Kanes und hat große Teile der Alpen unter seiner Kontrolle. Deswegen wird seine Gruppe auch NOD Österreich genannt. Wulf stammt aus der Wiener Zelle von NOD, welche 2017 für den Bombenanschlag auf den UN Diplomaten Steuer verantwortlich ist. Dieser Anschlag war der größte taktische Fehler der letzten Jahrzehnte, setzte sich Steuer doch für die Auflösung der GDI ein. Noch heute sind die Beweggründe der Wiener Zelle unbekannt. Wulf dagegen stieg auf und errichtete eine große Organisation, welche das große Hindernis zur Einigkeit der Bruderschaft in Europa darstellt. Nicht nur seine Weigerung mit seinen Brüdern zu agieren sind sehr wohl bekannt. Ebenso berichten kleine Gruppen in Norditalien von Angriffen Wulfs. Es scheint, dass er nach der Macht in Europa greifen will. Nach Berichten unserer Informanten plant Wulf sogar eine Offensive in die Po Ebene. Das Ziel ist klar. Einen Brückenkopf schlagen um das Mittelmeer zu kontrollieren.“
Chris runzelte die Stirn und murmelte: „Nicht mehr so aktuell Hmm?“ Samuel nickte: „Jeep, die Offensive ist ja offensichtlich daneben gegangen.“ Phillip stieß die Beiden an und schimpfte: „Psst ihr Tratschtanten!“ Sie Beiden waren wieder still und folgten dem Bericht über NOD Europa.
Zur selben Zeit öffnete sich leise die Barackentüre und Terag trat ein. Leicht schmunzelnd betrachtete er seine Rekruten. Er nickte anerkennend, als er sah, dass sie keine Propaganda Filme anschauten, sondern sich über die aktuelle Lage in ihrer Umgebung informierten. Natürlich waren diese Informationen nicht brandaktuell. Er selbst hatte weit besser Lageberichte, aber diese Filme waren für den einfachen Soldaten genau die richtige Dosis an Information um ihn auf seine Gegner vorzubereiten. Er betrachtete sie noch eine Weile, dann drehte sich plötzlich Samuel um. Er stieß die Anderen an und alle sprangen von dem Datenblock auf und salutierten. Terag nickte nur und lächelte. „Steht bequem! Ich überbringe Euch nur eine gute Nachricht. Aufgrund Eures besonderen Mutes und Eurer Fähigkeiten werdet ihr morgen an einem Kampfeinsatz teilnehmen.“
Auf den Gesichtern der Vier spiegelte sich von Überraschung bis Angst alles wieder. Terag nickte nur und fuhr fort. „Ihr seit noch nicht ausgebildet, daher werden wir lediglich als Nachhut fungieren und den Kampfverbänden den Rücken decken. Mehr wäre auch zu gefährlich.“ Er blickte in die Runde und erkannte, dass sie verstanden, worauf er hinaus wollte. „Wir werden jetzt in die Waffenkammer gehen und dort mit einigen Ausrüstungsgegenständen Bekanntschaft machen, welche sie noch nicht gesehen haben. Allerdings brauchen wir sie morgen früh und ich möchte nicht, dass ihr ins Sperrfeuer lauft nur weil einer von Euch die Karte falsch herum gehalten hat.“ Er drehte sich um und rief: „Mitkommen!“
Sie standen in einer Reihe. Vor ihnen waren auf einem großen Metalltisch einige Geräte ausgebreitet. Terag befand sich hinter dem Tisch und hob eines der Geräte hoch. „Ihr kennt Euch ja mit Datenblöcken aus. Dies ist ein Gefechts-Datenblock. Man könnte meinen, diese Datenblöcke wären über Satelliten mit dem Kommandozentrum verbunden. Allerdings ist das Falsch. Die Bruderschaft hat es schon lange nicht mehr geschafft einen Satelliten im Orbit zu halten. Nach einigen Umdrehungen wurden sie alle von der GDI ausgemacht und von ihrer Orbitalstation ausgeschaltet. Ein Netz von Satelliten wie es nötig wäre um Globale Einsätze zu koordinieren ist damit unmöglich. Natürlich haben wir hierfür eine Lösung gefunden. Während das EVA-Netzwerk sich primär auf orbitale Informationsversorgung verlässt und daher relativ anfällig ist, haben wir das Cabal-Net nach dem Vorbild des Internets des vergangen Jahrhunderts gestaltet. Autonome Computerkerne gleichen immerzu ihre Daten ab und stellen diese den einzelnen Gruppen zur Verfügung. Im Gegenzug verpflichten sich die User des Cabal-Net das Netz zu pflegen und auszubauen. Glasfaserleitungen verbinden die großen Gruppen miteinander. Die Bandbreiten sind enorm. Kleine Posten werden per Funk mit Informationen versorgt. Das birgt zwar die Gefahr der Entdeckung, aber das nimmt man gerne in Kauf. Ein großer Nachteil bringt dieses System aber für die kämpfende Truppe mit sich.“
Er schaute auf den Datenblock, welcher sich in einer schwarzen Tarntasche befand und nur den Blick auf einige Knöpfe und das Display frei ließ. „Im Gefecht können wir nicht taktische Daten so schnell übermitteln wie die GDI. Die Lösung dieses Problems sind kleine Sendeanlagen. Sie werden am Sammelpunkt der Kampfverbände installiert bevor der Einsatz beginnt. Sie stellen dann Kontakt zum nächsten NOD Stützpunkt her und versorgen die Truppen während des Angriffen mit Daten.“ Terag deutet auf das Display. „Lest Euch die Anleitung durch. Ich erkläre nicht alle Funktionen. Auf dem Display wird das Einsatzgebiet dargestellt. Das Gelände, sowie Gebäude und feindliche Truppen, falls bereits lokalisiert. Solltet ihr im Einsatz auf feindliche Truppen stoßen, so wird einer von Euch diese Daten eingeben. Somit erhalten alle Verbände die Information.“ Er schwieg kurz und wartete das Nicken jedes Rekruten ab. „Gut, Mensk sie sind der Funker vom Dienst. Unter normalen Umständen geben NUR SIE Daten an die Sendeanlage weiter. Ich will keiner Verwirrung, nur weil alle an ihre Datenblöcke greifen, klar? Mensk schickt die Daten, analysiert sie und Seite 67 berichtet. Der Rest gibt Feuerschutz oder was sonst notwendig ist. Alles klar?“ „Sir, Ja Sir!“ antwortete die Vier.

Terag legte das Gerät zur Seite und hob ein einen kleinen Kasten in die Höhe. „Ein schwarzer Metallblock. Nichts weiter. Man sieht ihn. Er ist hart und stabil. Aber nun seht Euch das an.“ Er drückte einen Knopf in seinem Datenblock. Erst jetzt sah man, dass es mit einem der Geräte auf dem Tisch verbunden war. Ein kleiner Generator mit einer darauf montierten Halbkugel begann zu brummen und leicht zu leuchten. „Ich lege diesen Block nun neben das Gerät,“ sagte Terag um dann auf seinem Datenblock zwei Tasten zu drücken. Das Gerät fing an lauter zu summen und die Luft zitterte leicht. Der Metallblock wurde schemenhaft und verschwand dann. Ein lautes Keuchen ging durch den Raum. Gregor runzelte die Stirn. Nur wenn er sich schwer konzentrierte erkannte er noch feine Linien die von den Rändern des Blocks herrührten. „Dies ist ein Stealth-Generator. Er tarnt unsere Einheiten wie den alten Panzertyp „Mantel des Schweigens“. Inzwischen haben unsere Techniker Experimente gestartet um ganze Basen damit zu tarnen. Bisher ohne großen Erfolg soweit ich weiß. Aber es gibt nützliche Nebenprodukte. Eines dieser Nebenprodukte sind getarnte Drohnen.“ Terag wies mit der Hand auf ein kleines eiförmiges Gebilde. Es war schwarz lackiert und etwa so groß wie ein echtes Hühnerei. Aber an diesem Ei aus Metall blinkten zwei kleine Dioden rot auf. „Ihr habt sicher schon von den GDI Drohnen gehört. Auch sie nutzen eine Art von Stealthtarnung um sich unsichtbar zu machen. Fährt ein Fahrzeug über die Haftdrohne, so greift sie das Fahrzeug an und beschädigt es. Elektronik und Fahrwerk werden geschädigt. Und was noch schlimmer ist, die GDI kann so unsere Basen orten.“ Die Vier hatten noch nichts von solchen Drohnen gehört. Sie waren schockiert über die Gefahr, welche sich in diesen Dingern barg. Terag dagegen schien das nicht sehr zu beeindrucken. „Aber das ist ein Problem der Panzerkommandeure,“ sagte er und grinste. „Für uns ist diese neue Erfindung sehr nützlich. Die Granat-Drohnen. Sie können in die feindlichen Linien geworfen werden. Sie fungieren wie Abhörwanzen. Wir haben dann alle Informationen über Truppenbewegungen und Stellungen des Gegners. Die ersten Tests haben gezeigt, dass sie mehr als nur nützlich sind. Vor allem wenn man sie im Kommandoposten deponiert und vor den GDI Truppen ihre Befehle kennt.“ Ein wölfisches Grinsen zog sich über sein Gesicht und er deutete auf die Granat-Drohne. „Aber man kann die Dinger auch anders verwenden.“ Er öffnete die Drohne und zog ein Teil heraus. „Das hier ist das Lauschmodul. Das brauchen wir morgen nicht. Wir werden Giftgaspatronen einsetzen.“
Es war lange still gewesen, nachdem Terag ihnen die Giftgasdrohne gezeigt hatte. Alle wussten, dass ihre Luftfilter in den Helmen kein Giftgas völlig filtern konnte. Es war schrecklich zu wissen, solche Methoden ein setzen zu müssen.
Aber Terag störte all das nicht. Er demonstrierte noch einige Einzelheiten der Drohne und auch die Gefechtsdatenblöcke wurden abermals besprochen. Dann begann die große Lagebesprechung. Gregor war erstaunt, wie perfekt ihr Ausbildung ihre kleine Exkursion geplant haben musste, damit sie bis zur Lagebesprechung fertig waren. Man hatte eine große Zahl an Truppen in einem Raum versammelt. Gregor und sein Kameraden standen weiter hinten. Sie waren die Deckung, sie waren noch grün und so hörten sie nur zu. Die Veteranen unter den Soldaten, besprachen mit dem Adjutanten von Kasian, er hieß Sander, die Einzelheiten des Einsatzes. Gregor war sehr überrascht, dass sie ein Mitspracherecht erhielten. Aber es machte Sinn, so entschied Gregor. Manche dieser Soldaten hatten schon vieles gesehen und achteten vielleicht auf etwas, was der Adjutant übersehen hatte. „Kasian ist sehr ungehalten über Wulfs Aggressionen gegenüber unserem Versorgungsnetz. Wir werden ihm eine Lektion erteilen,“ begann Sander den eigentlichen Vortrag. „Wir haben schon vor der Besprechung mit den Gruppenkommandanten kurz die Lage besprochen und sind zu dem Schluss gekommen, dass diese Operation Wulf sehr schwächen wird.“ Sander drehte sich um und aktivierte ein Cabaldisplay an der Wand. Eine dreidimensionale Karte entstand auf dem Schirm. Es stellte einen hohen Berg dar und die umliegenden Hügel. „Meine Herren, dies ist das Hauptquartier von Wulf. Sein Kommandobunker ist sehr exzentrisch auf dem Gipfel des Berges gelegen. Er nennt es selbst das Rabennest. Wie amüsant. Der richtige Basis liegt aber im Berg selbst.“ Sander wies auf eine Risszeichnung einzelner Höhlen und Tunnels die erschienen. „Die Basis gilt als uneinnehmbar. Es gibt drei Eingänge. Alle auf der selben Höhe gelegen und schwer gesichert. Wir können nicht durch den Untergrund in die Basis selbst eindringen. Hartes Gestein und Betonmauern haben diesen Weg gesperrt, so das uns nur der Weg über die Eingänge bleibt.“ Sanders drückte eine Taste und eine taktische Karte erschien.

„Prägen sie sich das gut ein. Wir werden um genau 0500 MEZ in den umliegenden Gebieten eintreffen. Der Wachwechsel an den Eingängen wird im 4 Stunden Takt vollzogen. Die Wachen werden um 0500 sehr unaufmerksam sein. Es ist die dritte Stunde ihrer Schicht und dies wird sie sicherlich etwas ermüdet haben. Wir werden alle drei Eingänge angreifen. Aber Tunnel eins und zwei werden wir nur unter Feuer nehmen. Diese Angriffe müssen zeitgleich um 0515 beginnen. Sie werden dafür einen Mörser einsetzen. Der Effekt der Verwirrung dürfte genügen um unseren Truppen am Tunnel drei den Zugang zu erleichtern.“ Er vergrößerte die Karte auf den Schirm und Tunnel drei wurde deutlicher dargestellt. „An jeder Seite sind zwei Bunker in den Fels eingelassen. Aber sie haben Schwachpunkte. Die Luken des Bunkers sind vor ein paar Wochen bei einem Gegenschlag der Italiener beschädigt worden. Beide Bunker sind nur provisorisch repariert worden. Daher sind die Sichtluken sehr groß und ohne Titanblenden um vor Beschuss zu schützen. Ein offenes Tor für unsere Scharfschützen. Unsere Scharfschützen werden die Wachen um 0517 ausschalten. Eine Minute später möchte ich das Angriffsteam am Eingang haben. Wir rechnen zwar mit einem offenen Tunneltor, da Tiberiumsammler die Basis versorgen, aber vielleicht reagieren sie auf den Angriff schneller als erwartet. Egal ob es ihnen gelingt direkt in den Tunnel vorzudringen oder ob sie sich einen Weg sprengen müssen. Alle sollten ab diesem Zeitpunkt auf die Harpyen achten. Der Rabenhorst besitzt einige Landeplätze für diese Kampfhubschrauber. Sollten sie zufällig vor Ort sein, muss die Rückendeckung diese ausschalten. Um jeden Preis.“ Sander drückte erneut eine Taste und bewegte das Bild noch etwas näher an den Tunnel drei. „Das Tor selbst ist zu stark gepanzert um es zu sprengen. Das Angriffsteam wird am rechten Bunker einen Durchgang sprengen. Unsere Spionen berichten von großen Schäden an dieser Stelle, welche bisher nicht behoben werden konnten. Sie haben zu großen Rohstoffmangel und haben so nur kosmetische Arbeit geleistet. Der Fels sollte so rissig sein, dass eine mittlere Ladung Sprengstoff einen Durchgang sprengt.“ Sander wies auf einen Kreis welches auf dem Schirm erschien und den Durchgang symbolisierte.
„Angriffsteam zwei wird nun in den Tunnel eindringen. Ich erwarte von ihnen, dass sie sich bis zur Basis kämpfen. Dort legen sie Sprengsätze an den drei nächsten Gebäuden. Dann ziehen sie sich so schnell wie möglich zurück. Tunnel ein und zwei werden ab 0525 nicht mehr unter Feuer genommen. Ihr Zeitfenster ist also sehr klein. Vergessen sie nicht die Granat-Drohnen auszulegen. Ich möchte in jeder Nische und in jedem Eck eine Drohne. Wir werden ihnen übrigens neue Drohnen ausgeben. Sie werden dann selbstständig wie kleine Käfer weiter in die Basis vorrücken. Aber um den Schein zu wahren ist es wichtig die Gebäude zu sprengen. Um 0530 sollten alle Mann wieder aus dem Tunnel sein. Die Truppen an Tunnel eins und zwei ziehen sich zu diesem Zeitpunkt zu ihren BMTs zurück. Um 0535 ist die Aktion abgeschlossen. Ich wünsche viel Erfolg.“ Sander nickte. „Wegtreten!“
Sie sollten sich noch mal ein paar Stunden aufs Ohr legen hatte man ihnen gesagt. Aber wer konnte schon wenige Stunden vor einem Einsatz schlafen? Gut, dachte Gregor, die Profi und Veteranen vielleicht. Aber nicht sie. Vier noch grüne Rekruten vor ihrem ersten Einsatz. Seite 69 Gregor schaute sich in der Baracke um. Da Terag befohlen hatte, dass sie sich nur in voller Montur schlafen legen durften, standen überall in der Baracke M16 Impulsgewehre. Phillip hatte es tatsächlich geschafft einzunicken. Man konnte ihn wirklich bewundern. Chris dagegen schien hellwach. Er nahm seine neue Aufgabe sehr ernst und studierte seinen Datenblock. Sein Gesicht spiegelte matt die roten Schriften wieder, die er über den Bildschirm laufen lies. Er schien sich die Funktionen des Datenblocks von der Autoeinführung erklären zu lassen.
Samuel saß auf seinem Bett. Er schien äußerlich ruhig, aber da er sein M16 zerlegt hatte und es reinigte, konnte man nur vermuten, dass er ebenso nervös war. Auf Samuels Nachttisch waren die Magazine und einzelne Patronen aufgereiht. Er kontrollierte sogar ob die Magazine richtig gefüllt waren.

Die letzten Stunden schliefen sie schließlich doch alle. Sie zwangen sich regelrecht in den Schlaf und irgendwie schienen ihre Körper zu akzeptieren, dass ihnen ein harter Morgen bevorstand und es Zeit war ein paar Stunden zu ruhen.
Gregor ächzte und rieb sich die Augen. Terag brüllte durch den Raum und zog ihnen die Decken weg. Er brüllte und Gregor fragte sich ob man einen Ochsen mit einem Menschen kreuzen konnte, aber für solche Gedanken blieb ihm keine Zeit. „Verdammt… Aufstehen ihr Würmer!!! Eine Minute bis zum Abmarsch!“
Alle Vier sprangen aus ihren Betten und antworteten: „Sir, JA, Sir!“ Es dauerte tatsächlich nur eine Minute, bis alle in eine Reihe in der Baracke standen. Gregor war froh, dass sie alle in voller Montur geschlafen hatten. Anderes falls hätte sie das nie geschafft.
Es dauerte nur wenige Minuten bis nach kurzem Lauf die Hangars erreichten. Dort war bereits geschäftiges Treiben zu beobachten. Die ersten Angriffsteams bestiegen gerade ihre BMTs. Techniker liefen durcheinander. Eines der Angriffteams verstaute Raketenwerfer und Mörser im Mannschaftsraum. Überall hörte man das Klappern von Waffen. Gregor staunte über die Anzahl der mobilisierten Truppen. Bei der Besprechung schienen es weniger gewesen zu sein. Lautes Dröhnen füllte den Hangar und die ersten drei BMTs bewegten sich in Richtung eines Tunnels.
Erst jetzt fiel Gregors Blick auf ihren Ausbilder Terag. Er hatte bereits sein Gesicht mit einem Muster schwarzer Farbe bemalt. Im Dunkel würden er so nicht zu sehen sein. Gregor erinnerte sich an eine Lektion auf der Militärschule. Man hatte schon im zweiten Weltkrieg herausgefunden, dass komplett schwarz lackierte Flugzeuge sich vom Nachthimmel abhoben und leichter abgeschossen wurden. So tarnte man sich nun mit einem Muster aus grünen, braunen und schwarzen Tönen. Dies stand zwar im Widerspruch zu den Standartuniformen von NOD, aber wenn man dafür weniger leicht erschossen wurde, nahm man dies in Kauf. Terag hielt den Farbtopf mit der Mischung auch Gregor hin und dieser griff schnell zu. Das Zeug klebte eklig fest im Gesicht, es lies sich nur schwer verteilen, aber immerhin schien es tatsächlich das helle Gesicht in die Nachtschwärze eintauchen lassen.
Nach wenigen Minuten waren sie angeschnallt in ihrem BMT auf dem Weg durch die Tunnels. Terag studierte einen Datenblock. „Herhören! Wir landen nach neuen Befehlen nicht im Wald bei Wulfs Festung, sondern in einer nahen Siedlung. Ist ein kleines Dorf namens Albeins. Nur noch wenige Einwohner. Wir sollen dort die alte Kirche besetzten. Im Glockenturm haben wir guten Sicht und sehen was auf dem Rabennest passiert.“ Samuel runzelte die Stirn. „Äh, Sir. Wie sollen wir den Angriffstruppen Deckung geben, wenn wir so weit entfernt sind?“ Terag nickte. „Wir haben den Auftrag feindliche Helikopter abzuwehren und Verstärkung vor dem Dorf zu binden, falls sie die Straße hochkommen wollen. Durch das Dorf verläuft die einzige Straße zum Berg. Es könnte sein, das einige Kampfbuggys diesen Weg wählen.“

„Aber wir werden die Harpyen des Gegners wohl höchstens beschädigen können. Wir haben nur M16 Gewehre,“ wand Phillip ein. Terag grinste. „Diesen Teil übernehme ich. Ich bin auch an anderen Waffen ausgebildet“ Er griff neben den Sitz und hob etwas aus eine Nische. Es war ein langes schwarzes Rohr. Gregor musste lächeln. Eine neue Version der altbewährten Stingerraketenwerfer. Bestens für den Partisanenkampf geeignet. Er erinnerte sich, dass der CIA vor etwa 60 Jahren diese Waffengattung an Rebellen geliefert hatte um den Kommunismus zu schwächen. Diese Waffe brach in Afghanistan die Lufthoheit der Russen. Zumindest glaubte Gregor dies einmal gehört zu haben, aber er konnte sich auch irren. Das Dröhnen der Motoren wurde zu einer dumpfen Hintergrundmusik. Langsam gewöhnte sie sich an die Art, wie sie zum Einsatzort gelangten. Die Vier schwiegen und hatten die Augen halb geschlossen. Terag war stolz auf seine Rekruten. Dies war ihr erster richtiger Einsatz und sie verhielten sich schon wie richtige Soldaten. Die Entspannung und das loslassen der Gedanken war sehr wichtig vor einem Einsatz. Stress würden sie noch früh genug erleben, da war es sehr gut, dass nicht nur der Körper sich ausruhte, sondern auch die Gedanken etwas schweiften. Terag wunderte sich immer mehr über diese Gruppe von jungen Rekruten. Alle waren sie speziell für dieses Team ausgesucht worden. Man hatte offensichtlich eine gute Wahl getroffen. Aber ihr Anführer Kasian schien etwas mit ihnen vor zu haben. Die Anweisung täglich Bericht zu erstatten war mehr als ungewöhnlich und dann sollten die Berichte auch noch direkt zu Kasian geschickt werden, nicht über seine Vorgesetzten. Er runzelte die Stirn und grübelte. Erst jetzt kam er auf die Idee sich zu frage, warum er seine Rekruten schon so früh in eine Schlacht führen sollte. Sicher sie hatten viel geleistet, indem sie den Überfall vereitelt hatten, aber das war auf Grund seiner Anweisungen geschehen. Alleine wären sie wahrscheinlich ebenso wie die Rekruten kaum von Nutzen gewesen. Sicher, sie waren nur eine Nachhut, aber solche Erfahrungen waren wertvoll. Terag war sich sicher, dass er so eine Chance nicht bekommen hatte. Seine ersten Kampferfahrung hatte er in einem blutigen Nahkampf erfahren. Seine Gedanken schweiften zurück.

Sie hatten ihr Lager in einem alten Kellergewölbe aufgeschlagen und versteckten sich vor einer GDI Patrouille. Doch die Soldaten waren nicht so dumm gewesen. Sie hatten auch die Keller aller Häuser durchsuchen lassen. Einer dieser GDI Soldaten erreichte schließlich ihr Versteck. Nur um direkt über Terag selbst zu stolpern. Terag war erst vor ein paar Tagen zur Bruderschaft gekommen und sah zum ersten Mal einen GDI Soldaten aus dieser Perspektive. Die Augen des GDI Soldaten hatten sich geweitet, aber trotz der Überraschung riss er sein Gewehr hoch. Doch Terag hatte schneller reagiert. Er erinnerte sich noch genau wie die Augen des Mannes sich noch mehr geweitet hatten und sein Mund sich zu einem lautlosen Schrei geöffnet hatte. Das Messer von Terag steckte bis zum Knauf im Brustkorb seines Gegners. Dunkles Blut quoll aus der klaffenden Wunde, als Terag sein Messer herauszog. Der Geräusch erinnerte an einen nassen Waschlappen, welcher auf den Boden fällt. Der GDI Soldat hatte erstaunt an sich herab geblickt und seine Wunde befingert. Schließlich sackte er mit einem leisen Röcheln zusammen. Danach war alles sehr schnell gegangen. Um sie herum brach die Hölle los. Seine Brüder hatten begonnen die GDI unter Beschuss zu nehmen. Sie erhielten Hilfe von den Bürgern des Dorfes. Keiner der GDI Soldaten hatte überlebt. Sie erreichten ihren Einsatzort. Es dauerte keine zwei Minuten, da waren sie auf dem Weg in Richtung des kleinen Dorfes. Sie mussten wachsam sein. Dieses Gebiet war so etwas wie das Kerngebiet von Wulf. Seine Hauptstadt lag unter dem Berg und seine Anhänger lebten in den Städten und Dörfern in der Umgebung. Anders konnte es auch hier nicht sein. Die Bewohner Albeins würde sicherlich nicht begeistert sein über die Truppe im Kirchenturm. Sie erreichten schnell den Rand des Dorfes. Es war gut zu sehen, dass trotz der wenigen Einwohner, das Dorf sehr gut gepflegt wurde. Es gab kaum verfallene Häuser und verwilderte Wege. Alles schien, als ob ein Gärtner hier seine Arbeit tat. Gregor war sofort an den Garten seines Vaters erinnert. Sein Vater hatte extra einen Gärtner eingestellt um seinen Garten zu pflegen. Nur des Aussehens wegen. Nur um die Nachbarn zu beeindrucken.
Terag gab Handzeichen und bedeutete ihnen sich langsam und geduckt durch die Nebenstraße zu bewegen, welche sie zur Kirche bringen sollte. Es war relativ dunkel. Das wenige Licht von den zwei Straßenlaternen im Dorf wurde jedoch von den geweißten Wänden reflektiert und machte aus dem Fünf eine Gruppe schwarzer Schatten an den Wänden der Häuser. Leise huschten sie an verlassenen Gebäuden entlang. Trotz der Pflege die hier jemand dem Dorf angedeihen ließ, waren viele Fenster leer und ohne Fenster. Schwarze Augen in der Nacht. Geduckt bewegten sie sich auf den Dorfplatz zu. Typisch für kleine Dörfer. Dorfplatz und Kirche waren wie eine Einheit gebaut. Gregor lehnte sich an eine kleine Mauer. Das Haus dahinter schien bewohnt. Sie rückten bis zum Gartentor vor und Gregor deckte ihnen den Rücken. Der Eingang zu diesem kleinen Anwesen war durch ein altes Tor aus Eisen abgesperrt. Aus einem Fenster schien rotes Licht. Gregor dachte zuerst an ein Bordell, bis er realisierte, dass es hier kaum genügend Kunden geben konnte. Das Tor rahmte mit seinen eisernen Ranken die Initialen des Hausbesitzers ein. P.J. war im Tor eingelassen. Gregor wunderte sich über diese Initialen. Welcher Name verbarg sich wohl hinter diesen Buchstaben, aber dies war unwichtig. Viel schlimmer war es, dass die Bewohner des Gebäude sie entdecken konnten. Schnell huschten sie die Mauer entlang und erreichten den Dorfplatz. Das M16 im Anschlag sondierten sie die Umgebung. Chris beobachtete den Aufmarsch der Angriffsgruppen um den Berg. Sein Gefechtsdatenblock lieferte Daten von jeder Einheit und der Kommandozentrale. Sie mussten in 5 Minuten in Position sein, aber das schien alles leicht machbar zu sein. Terag zog sein Nachtsichtgerät über und spähte in die dunklen Gassen um den Dorfplatz. Innerlich verfluchte er sich. Sie hatten keine schallgedämpften Waffen bei sich. Das konnte sich als großen Nachteil erweisen. An so etwas würde er das nächste Mal denken. Wenn es ein nächstes Mal gab.

Gregor bemerkte wie nervös sein Ausbilder war, aber er konnte sich nicht erklären warum. Nun wahrscheinlich war er letztendlich genauso aufgeregt wie sie. Gregor hob ebenfalls sein Nachtsichtgerät und staunte. In grünen Licht filterte das Gerät jegliches Restlicht aus der Finsternis. Es war verblüffend. Man konnte wirklich viel mehr erkennen und sollte dies einmal nicht reichen gab es noch andere Optionen. Gregor schaltete auf Infrarot um. Die wenige Restwärme des vergangenen Tages tauchte alles in ein mattes Licht. Gregor grinste und schaltete auf die nächste Option, welche man über die beiden anderen legen konnte. Ein Herzschlagsensor. Wie das Ding genau funktionierte hatte man ihnen nicht erklärt, aber es soll angeblich schon Ende des letzten Jahrhunderts entwickelt worden sein. Jetzt erschien im Nachtsichtgerät ein weißes Kreuz für jede Person, welche das Gerät ortete. Dumm nur, dass man nicht erkennen konnte ob es Freund oder Feind war. Aber dafür gab es schließlich die Gefechtsdatenblöcke.
Ihr Ausbilder hob die Hand und deutete in eine Richtung. Schnell erkannten sie dort ein kleines MG Nest weiter unten in der Gasse. Also war dieses Dorf doch nicht unbefestigt. Terag hob die Hand und zeigte an, dass drei Personen in dem von Sandsäcken umgebenen Unterstand sein mussten. Sie würden keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie waren nicht ausgerüstet um sie still und leise auszuschalten und wenn diese Wachen eine Ablösung besaßen, würde die ganze Operation scheitern. Sie legten sich flach auf den Boden und robbten über den Dorfplatz. Gregor dankte Kane dafür, dass der Dorfplatz an dieser Seite schmal zu einer anderen Gasse zusammen lief und ihnen so schnell wieder Deckung bot. Es war immer noch stockfinster, ein kühler Wind blies nun pfeifend durch die Gassen. Gregor fand das nicht schlecht. So würde das Knirschen ihrer Stiefel weniger zu hören sein. Leise arbeiteten sie sich vor. Terag hatte wieder die Spitze übernommen und lief geduckt an der Kirchenmauer entlang. Seine vier Rekruten folgten in einer Reihe. Die Stufen zu der kleinen Kirche waren ungepflegt. Steinplatten waren locker und an manchen Stellen fehlten sie ganz. Die ganze Kirche wirkte verlassen. Offensichtlich hatten sich Kanes Lehren hier durchgesetzt. Die schweren Holztore waren nur angelehnt und als Terag mit dem Fuß gegen einen Türflügel stieß öffnete sie sich knarrend.
War es vor der Kirche noch möglich gewesen ohne Nachtsicht zu sehen, so öffnete sich für die Truppe selbst mit Nachtsicht die Kirche als dunkler Schlund. Leise traten sie ein. Alle hatten ihre Nachtsichtgeräte auf Infrarotsicht gestellt. Terag gab Handzeichen und ließ Gregor und Samuel die linke Seite der Kirche sichern. Er selbst und Phillip liefen geduckt die rechte Seite ab. Chris kniete hinter dem Tor und beobachtete durch den Türspalt den Dorfplatz. Ein zweites Stockwerk oder einen Balkon gab es nicht und so konnte nur am Boden ein Hinterhalt gelegt werden. Die Bänke standen noch zum größten Teil in Reih‘ und Glied. Viel Spielraum für einen Hinterhalt. Doch es dauerte nicht lange, da waren alle Bankreihen abgesucht. Chris hob die Hand mit dem Daumen nach oben und signalisierte, dass es vor der Kirche nichts neues gab.

Terag und Phillip öffneten die Tür der Sakristei. Leise knarrend gab sie nach und öffnete den Blick in ein leeres Zimmer. Ein alter Schrank und ein Schreibtisch standen noch im Zimmer. Ansonsten schien die Sakristei geplündert, genauso wie der Rest der Kirche. Am Ende befand sich der Zugang zum Turm. Samuel winkte die Anderen herein. Samuel und Phillip bezogen hinter dem Schreibtisch Posten. Sie hatten Befehl ihnen den Rücken zu decken. Die Restlichen erklommen die schmalen Stufen im Glockenturm.
Das Dach des Turmes war verfallen. Viele Schindeln lagen auf dem Boden und es knirschte laut als sie an das Geländer traten. Das Geländer war ebenfalls mit schwarzen Schindeln verkleidet, aber die Fensterläden, welche bei Unwetter geschlossen werden konnten, waren nicht mehr vorhanden. Eine Ruine in diesem gepflegten Dörfchen.
Gregor schaute auf seinen Gefechtsdatenblock. Es war 05:15 Uhr. Plötzlich wurde der Berg in einiger Entfernung des Dorfes in ein infernales Licht getaucht. Eine schwere Explosionen donnerte durch das Tal. Zwei weitere folgten. Dann begannen man aus der Ferne Sturmgewehre hämmern zu hören. Es war die erste Angriffswelle an den Eingängen eins und zwei.
Terag kniete im Schutt auf dem Turm und hob sein Fernglas. Unter ihnen im Dorf war inzwischen Chaos ausgebrochen. Die Bewacher des Dorfes hatten einen Buggy bestiegen und rasten den Weg zum Berg hinauf. Terag beobachtete dies und wartete bis sie das Dorf verlassen hatten. Das Gelände hob sich nach dem Dorf und der Buggy kam nur langsam vorwärts. Sie schlängelten sich die Serpentinen empor. Terag richtete den Blick auf Gregor. „165 Meter. Ziel auf den Tank.“
Gregor dachte nicht nach, sondern legte an. Terag dagegen dachte bereits nach. Sollte sein Schützling nicht gut genug zielen, musste er es versuchen. Er hoffte es blieb genügend Zeit. Aber er wollte wissen, wie gut seine Rekruten waren und dieser Buggy mit drei oder vier Soldaten war keine große Gefahr für die Angriffstruppen am Berg. Terag lächelte. Es war gut, dass die neuen M16 Gewehre mit Impulsenergie arbeiteten. Energie konnte nicht so extrem durch Wind seine Flugbahn verändern.
Gregor zielte mit seinem M16 auf den Buggy. Er fuhr gerade langsam eine Kurve, das Fahrzeug war wohl einfach zu alt für solche Touren. Gregor hatte bisher nicht nachgedacht, aber in dem Moment, in dem er feuerte, fragte er sich, warum Terag ihn das erledigen lies. Dieser jedoch verfolgte seelenruhig mit dem Fernglas die Flugbahn der hellen gelben Geschosse. Sie zischten durch die düstere Nacht, waren aber kaum zu erkennen. Auch zu hören war kaum etwas. Immerhin hämmerten weiter oben am Berg die Mörser und Gewehre ihre Geschosse in den Fels.
Terag lächelte. Sein Rekrut hatte die Entfernung und die Bewegung des Ziels gut abgeschätzt. Er vermutete, dass Panterre auf den Bug des Buggys gezielt hatte. Zwar schlugen die Geschosse im Heck ein, aber das war zu verschmerzen. Ein Kampfbuggy war nicht sehr solide. Den Tank traf Rekrut Panterre trotzdem. In einer lauten Detonation ging der Buggy in Flammen auf. Terag nickte: „Ganz gut Panterre.“
Gregor bemerkte erst jetzt wie sehr er schwitzte. Er hatte es geschafft und den Buggy aus dieser großen Entfernung erwischt. Er war sich sicher, dass dies mehr als nur ganz gut gewesen war. Für diese Entfernung benutzte man im normal Fall Scharfschützen. Chris hatte bisher still dagesessen. Jetzt meldete er leise: „05:17, Sir. Bisher kaum Gegenwehr.“
Terag nickte stumm und schulterte dann den Raketenwerfer. Es war an der Zeit, dass die Harpyen starteten, sollten sich einige auf dem Stützpunkt befinden. Gregor beobachtete die Umgebung. Im Dorf waren alle Lichter ausgegangen. Die Bewohner waren offensichtlich an solche Umstände gewöhnt.

Dreimal hörten die Männer des Angriffsteams eins es leise Plomben. Sie konnten sehen wie die Wachen in den Bunkern zusammen sanken. Zwei im rechten Bunker und einer im Linken. Sie hatten vor zwei Minuten die Hälfte der Wachen abgezogen um die anderen zwei Eingänge zu verteidigen. Die Scharfschützen hatten leichtes Spiel.
Der Anführer des ersten Teams hob die Hand. Sie war kaum zu erkennen, aber seine Männer waren bestens ausgebildet. Sie rückten vor. Das Tor schloss sich tatsächlich schon. Nur noch etwa einen Meter betrug der Freiraum zwischen dem Tor und dem Boden. Aber das Tor war träge und senkte sich sehr langsam. Trotzdem entschied sich der Anführer die Wand zu sprengen. Das zweite Team musste auch wieder raus kommen können. Sie legten den Weg zwischen den Felsen, hinter denen sie gelauert hatten und dem Eingang schnell zurück. Einer seiner Männer gab der Wache im linken Bunker einen Gnadenschuss.
Hoffentlich hatte er nicht Alarm geschlagen. Der Sprengstoffexperte heftete ein Paket an die Wand im inneren des Bunkers, welches auch gleichzeitig die Wand neben dem Tor war. Man konnte sehen, wie schlecht die Schäden hier behoben worden waren. Trotzdem war es nötig zu sprengen. Der Sprengstoffexperte drückte zwei Drähte in das Paket und deutete auf den Bunkerausgang. Ein leises Piepen ertönte und sie rannten aus dem Bunker. Kaum waren sie einige Meter entfernt hörten sie die dumpfe Detonation im Bunker. Der Bunker selbst hielt stand, aber als der Anführer mit seinen Männern das Innere betrat, war außer dem harten Bunkerwänden nicht viel übrig. Ein großes Loch klaffte in der Wand. Der Rauch und Qualm verzog sich und gab den Blick auf den Tunnel frei. Zweimal feuerte Team eins noch in den Tunnel, dann schien der Weg frei. Team zwei stürmte in den Tunnel und begann vorzudringen.
Team zwei bestand aus Elitetruppen von Kasian. Sie bewegten sich wie Schatten. Lautlos und tödlich. Nur ab und zu hörte man das leise Rattern eines schallgedämpften Gewehres. Es gab kaum Gegenwehr. Der Anführer war stolz auf seine Truppe, aber dieser Einsatz würde die Krönung ihrer Laufbahn werden. Sie waren bereits in der uneinnehmbaren Festung und durch sie würde sie auch zu Fall kommen. Bald würde hier wieder Kanes Willen Gesetzt sein und nicht die Machtgelüste von Wulf.

Der Anführer feuerte drei Salven auf einen Wachposten ab. Dieser sackte zusammen und ließ eine Salve aus seinem Gewehr gegen die Tunneldecke rattern. Damit war das lautlose Vorrücken vorbei. Alle wussten dies. Sie erhoben sich aus den Schatten der Stahlträger des Tunnels. Ein Stakkato aus Gewehrsalven hallte durch den Tunnel. Alle Salven waren leise, schallgedämpft, aber die reine Anzahl der Schüsse ließ es laut durch den Tunnel hallen. Der Anführer machte sich deswegen keine Sorgen. Sie hatten den Tunnel fast hinter sich. Vor ihnen öffnete sich schon die Höhle mit den Einrichtungen, welche sie sprengen sollten. Ebenso wenig vergaß er den anderen Auftrag. Sein Leute hatten schon den Tunnel hinter ihnen großzügig mit den Giftgas Drohnen bestückt.

Terag wollte schon den Raketenwerfer absetzten und Mensk anweisen, dem Kommandozentrum zu melden, dass keine Helikopter auf der Basis stationiert zu sein schienen, als er die erste Harpye erblickte. Schwarz lackiert schwebte sie mit dem leisen schrappen der Rotoren über dem Rabennest. Ein zweiter Helikopter hob sich in die Lüfte und stabilisierte sich neben dem Ersten. Schwarz lackiert dachte Terag und schüttelte den Kopf. Die Lackierung hob sie perfekt vom grauen Nachthimmel ab und seine Zielerfassung schien über das gefundene Fressen zu frohlocken. Ein leises Pfeifen ertönte, als der kleine Gefechtscomputer in dem Raketenwerfer das Ziel als erfasst protokollierte. Terag wartete noch eine Sekunde und gab der Rakete in der Röhre Zeit sich auf das Ziel zu programmieren. Natürlich konnte man auch ohne diesen Zusatz die Rakete ins Ziel bringen, aber wozu hatte man diesen neuen Typ Raketenwerfer entwickelt? In der Zielerfassung wurde das Fadenkreuz grün. Terag drückte ab und an seinem Ohr zischte es laut.
Die Rakete zog einen hellen roten Schweif hinter sich her, bevor sich genau in die Mitte des Helikopter einschlug. Der zweite Helikopter drehte ab. Man konnte erkennen wie überstürzt dies geschah. Beinahe hätte der Pilot seinen Helikopter in eine so missliche Lage gebracht, dass er ohne eine Rakete zu einem Wrack wurde. Doch Terag war nicht untätig gewesen. Eine zweite Rakete war bereits in die Röhre eingeführt worden und die Zielerfassung arbeitete. Das ganze war Lasergestützt um die Entfernung zu messen. Der Pilot schien ein Frühwarngerät an Bord zu haben und versuchte ab zu drehen. Aber der Raketenwerfer hatte sein Ziel erfasst und die Rakete selbst war programmiert. Die Entfernung war kurz und so brauchte die Zielerfassung Faktoren wie Wind und Böen nicht ein zu berechnen. Auch der zweite Helikopter verging in einem großen Feuerball. Seine Reste stürzten auf den Rabenbunker nieder und brachten dort etwas zur Explosion. Vermutlich ein dritter Helikopter, dachte Terag. Das musste es gewesen sein. Er wies Mensk an die Meldung vom Abschuss durchzugeben. Nicht das es zu übersehen war, aber Meldung machen war ein wichtiger Faktor für alle Teams des Einsatzes.
Sie hatten bereits an vier Gebäude Sprengladungen angebracht, als sie auf ernste Gegenwehr stießen. Einige Soldaten der Gegenseite hatten sich in einem Depot verschanzt und setzten nun schwere Waffen ein. Es war Zeit für den Rückzug. Die Drohnen waren ausgesetzt, der Schaden durch die Sprengungen würde enorm sein. Der Anführer gab den Befehl zum Rückzug.
Er selbst zog zwei Handgranaten aus seinem Gürtel und warf sie in Richtung des Depots. Eine davon schaffte es bis zum Eingang bevor sie detonierte. Es war ein Munitionsdepot. Zumindest war es das gewesen bevor es die Handgranate in einen waschechten Krater verwandelt hatte. Der Anführer verzog sein Gesicht zu einem Grinsen. Zumindest hielt er dies für ein Grinsen. Mit Humor hatte er noch nie viel anfangen können, aber solche Effizienz machte ihm doch Freude.
Die Explosionen konnte man selbst im Dorf spüren. Vier kurz hintereinander liegende Detonationen schienen den Berg in seinen Grundfesten zu erschüttern. Dann kehrte Stille ein. Nur noch vereinzelt vernahm man Gewehrfeuer. Mensk meldete einen erfolgreichen Abschluss der Aktion. Sein Datenblock gab keine Details preis, aber sie hatten ihre Aufgabe ebenfalls getan. Terag gab den Befehl zum Rückzug.