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Drei FanFiction C&C Geschichten

 „Der rote Schein“
„Die Erben der Bruderschaft“
„Drei Skorpione“

C&C Fanfiction Triologie
Drei FanFiction Geschichten aus dem C&C Universum
Von Robin Haseler www.haseler.de

Der rote Schein:

Ächzend krümmte sich Yeremi unter der Last, die er zu tragen hatte. Sein Vater war schon
immer streng gewesen und seitdem sie die Farm umbauten, war es noch schlimmer. Yeremi
trug einen Teil des Motorblocks, den sein Vater heute noch in die Bewässerungsanlage
einbauen wollte. Auf die „neue“ Farm hatten sie Jahre lang gespart.

Neue Bewässerungsanlagen und Treibhäuser sowie eine neue Gemüsearten sollten den Ertrag um
das 100fache steigern. Nun hatten sie begonnen die Farm zu erneuern und Yeremi konnte sich
gar nicht dafür begeistern. Sein Vater trieb ihn immer weiter an.

„Los Sohn, wenn wir heute hier im Tal fertig werden, dann können wir morgen das erste
Treibhaus aufstellen! Und tu nicht so als ob du schwer zu tragen hättest. Damals hatten wir
schwerer Ausrüstung zu tragen als wir ….“

C&C FanFiction Geschichte: Der rote Schein

Die Erben der Bruderschaft:

Das Licht schien durch die Ritzen des Rollladens in das Fenster hinein. Gregor blinzelte in
den Lichtstrahl der in sein Gesicht fiel. Es war eindeutig zu früh, dessen war er sich sicher.
Gregor rieb sich seine verklebten Augen und versuchte sich aus dem Lichtstrahl zu drehen,
der ihn geweckt hatte.

Gestern war es spät geworden und er wollte nicht recht verstehen, warum ihm das Schicksal
einen so leichten Schlaf beschert hatte. Langsam schalteten sich seine Gehirnzellen hinzu. Im
Sekundentakt meldeten sie sich zurück und gingen wieder an die Arbeit. Viel zu früh, das war
allen hierbei klar. Ein leises Stöhnen entwich seinem Mund. Seine Gedanken wanderten im
Halbschlaf zurück an den gestrigen Abend. Nun, es war mit Sicherheit nicht seine Schuld
gewesen.

C&C FanFiction Geschichte: Das Erbe der Bruderschaft

Drei Skorpione:

Ein leises Surren lag in der Luft über dem kleinen betonierten Exerzierplatz. Alles war in ein
mattes rötliches Licht getaucht. Die Stealthgeneratoren hatten über der kleinen Basis ein
Tarnfeld erzeugt und niemand würde erkennen können, was sich hier versteckte.

Die Generatoren benötigten immer noch eine Unmenge an Energie, aber die Techniker waren
sich sicher, auch diesen Störfaktor noch reduzieren zu können. Auch das leise Surren und den
rötlichen Schein des Tarnfeldes würde man noch in den Griff bekommen. Doch hier, in
diesem abgelegenen Tal würde sowieso niemand auf die Basis aufmerksam werden.

Die Basis, die sich unter dem Tarnfeld versteckte, war relativ klein, aber darauf kam es nicht
an. Es war der Erfolg an sich, unter den Augen der GDI Satelliten zu operieren und eine Basis
zu errichten.

C&C FanFiction Geschichte: Drei SkorpioneDas Jahr 2029. Der dritte Weltkrieg zwischen der Globalen Defensiv Initative (GDI) und der
Bruderschaft von NOD ist Geschichte. Aber der neue extrem wertvolle Rohstoff Tiberium,
welcher es der sektenähnlichen Organisation NOD erlaubte die Kontrolle über viele Staaten
zu übernehmen, besteht immer noch.

Das Tiberium gelangte 1995 durch einen Meteoriten auf die Erde und breitete sich schnell
aus. Noch immer sind nicht alle Elemente des Tiberiums vollständig analysiert. Die
Tiberiumknollen, eine Art Wurzelgeflecht, ziehen alle Mineralien ihrer Umgebung aus dem
Boden und bilden daraus die wertvollen Tiberiumkristalle. Diese sind hoch giftig und
schädigen die DNS aller Lebewesen die sich dem Tiberium aussetzen.

Die Ausbreitung des Tiberiums scheint unaufhaltsam, denn es wuchert wie Unkraut über alles
hinweg. Die GDI hat auch nach 30 Jahren noch keine Lösung für das Problem gefunden. Der
Welt droht ein totaler ökologischer Kollaps.

Doch das Tiberium ist nicht die einzige Gefahr mit der die GDI zu kämpfen hat. Noch immer
gibt es Splittergruppen der Bruderschaft von NOD und diese haben sich der totalen
Vernichtung der GDI verschrieben. Doch die Streitigkeiten um die Führung der Bruderschaft
von NOD machen sie handlungsunfähig. Erst nach fast 30 Jahren bilden sich drei große
Machtblöcke innerhalb der Bruderschaft, welche um die absolute Kontrolle ringen.

„Der rote Schein“ erzählt die Geschichte von Yeremi. Er lebt abgeschieden in einem kleinen
Tal in Deutschland. Bis hierher ist das Tiberium noch nicht vorgedrungen und so geht es den
Bewohnern des Tales realtiv gut. Doch die Situation ändert sich als merkwürdige Dinge
geschehen und plötzlich ohne eine Erklärung Tiberium auftaucht. Schnell wird klar, jemand
muß das Tiberium ausgesetzt haben.

„Die Erben der Bruderschaft“ beginnt kurz nach dem Beginn von Yeremis Erlebnissen und
erzählt eine andere Geschichte. Der Vater von Yeremis besten Freund enpuppt sich als Führer
der NOD Gruppe Deutschland.

Gregor wird von seinem Vater zur Ausbildung zum Soldaten geschickt und verläßt das Tal.
Die Ausbildung stellt sich schnell als harte Prüfung für Gregor heraus. Schon nach kurzer Zeit
eskalieren die Kämpfe zwischen den verschiedenen NOD Splittergruppen. Die Bruderschaft
von NOD befindet sich vor dem entscheidenden Machtkampf und Gregor zieht für seinen
Vater ins Feld. Die geheimnisvollen Tafeln von NOD und der verschollene Tempel scheinen
der Schlüssel zum Sieg zu sein.

„Drei Skorpione“ setzt die Geschichte um den Machtkampf in der Bruderschaft fort. Die drei
Skorpione, wie die Machtblöcke in der Bruderschaft genannt werden befinden sich im offenen Seite 3
Kampf. Die kleinste der drei Gruppen, die Besahi NOD kämpfen im Irak um ihr Überleben,
während die Gruppe um Hassan immer mehr Macht erlangt. Durch eine Intrige versuchen die
Feinde von Kasian ihn und seine Gruppe auszuschalten. Die Tafel von NOD, welche sich in
Kasians Händen befindet, scheinen sein Verhängnis zu werden. Aber auch um die Besahi
NOD, Verteidiger des verschollenen Tempels, steht es nicht gut. Doch während der
Machtkampf auf seinem Höhepunkt angelangt ist und die letzte Schlacht geschlagen wird,
geschieht das Wunder. Eine Prophezeiung der Bruderschaft wird wahr und es beginnt eine
neue Zeit für NOD…

Der rote Schein
Frühling 2029

1
Ächzend krümmte sich Yeremi unter der Last, die er zu tragen hatte. Sein Vater war schon
immer streng gewesen und seitdem sie die Farm umbauten, war es noch schlimmer. Yeremi
trug einen Teil des Motorblocks, den sein Vater heute noch in die Bewässerungsanlage
einbauen wollte. Auf die „neue“ Farm hatten sie Jahre lang gespart. Neue
Bewässerungsanlagen und Treibhäuser sowie eine neue Gemüsearten sollten den Ertrag um
das 100fache steigern. Nun hatten sie begonnen die Farm zu erneuern und Yeremi konnte sich
gar nicht dafür begeistern. Sein Vater trieb ihn immer weiter an.

„Los Sohn, wenn wir heute hier im Tal fertig werden, dann können wir morgen das erste
Treibhaus aufstellen! Und tu nicht so als ob du schwer zu tragen hättest. Damals hatten wir
schwerer Ausrüstung zu tragen als wir ….“
Yeremi schaltete sofort auf Durchzug, als sein Vater vom Tiberiumkrieg zu erzählen begann.
All die Geschichten hatte er schon tausendmal gehört. Die Rekrutierungsprüfungen um in die
GDI aufgenommen zu werden. Die ersten Einsätze gegen NOD Terroristen in Berlin.

Ja sein Vater selbst erwischte den Anführer der NOD-Zelle Berlin – Mitte. Alles Geschichte
… Als es dann richtig los ging, NOD sich in Afrika festsetzte und nach Europa griff, wurde er
dann Kommandeur bei der GDI. Es war ein Krieg geworden, was als Kämpfe gegen
Terroristen begonnen hatte. Yeremi hörte gerade wie sein Vater wieder um die Schlacht um
den Tempel von NOD schwadronierte als er ächzend den Block in die Anlage hievte. „ …. er
war groß und monumental… ich hab ihn durch ein Fernglas gesehen bevor die ersten Raketen Seite 4
unserer Truppen einschlugen. Ich sage dir, da ist keiner mehr raus gekommen. Zum Glück
hmm ja ja… dieser Kane hat es verdient wenn du mich fragst….“. Ein Staubwolke kam aus
dem Gehäuse und sein Vater hustete.

„Aber sie haben seine Leiche nie gefunden oder?“ fragte Yeremi. Sein Vater lachte laut.
„Natürlich nicht, ich bin mit meinem Jeep vorbei gefahren, als sie gesucht haben. Die Raketen
haben alles einstürzen lassen. Sie haben dann Jahre gebraucht um zum Kommandoraum
vorzudringen ohne alles zum Einsturz zu bringen.“

Yeremi horchte auf, eine neue Geschichte, davon hatte er noch nie erzählt. „Sie suchen immer
noch?“ Die Miene seines Vaters verzog sich, während er eine Schläuche befestigte. „Nein,
nicht nach Kane. Sie suchen nach Berichten, Aufzeichnungen der Sekte. Sie wollen immer
noch wissen was die Schweinehunde damals alles vor hatten.“ Yeremi stand auf und
schnaufte: „Fertig!“

„Gut, dann fahren wir jetzt nach Hause. Ich denke das Essen ist auch längst fertig.“
Seine Mutter hatte tatsächlich das Essen schon auf den Tisch gestellt. Der Fernseher quäkte
im Hintergrund etwas von der fortschreitenden Tiberiumverseuchung Deutschlands. Schon
seit Jahren bestand die Standartnahrung aus Sojaprodukten. Yeremi hatte Glück. Seine
Familie produzierte normales Gemüse auf der Farm. So kam bei ihnen auch wenig Soja auf
den Tisch. Das hatte wirklich einige Vorteile und es ging ihnen wirklich nicht schlecht. Vaters
Rente hatte ihnen diese Farm ermöglicht. Sie lebten abgelegen in einem kleinen Tal im
Nirgendwo. Selbst im großen Tiberiumkrieg soll es hier absolut ruhig geblieben sein. Alle
Großstädte waren mindstens 100 Kilometer entfernt und so hatte sich nie ein Kommandeur
für diese Region interessiert.

Die folgende Woche verging schnell und am Sonntag stand auch das letzte der Treibhäuser im
Tal. So konnte Yeremi einen freien Tag genießen. Er musste noch ein Kapitel Geschichte für
die Schule lernen. Ja tatsächlich, er ging noch auf die Schule. In diesen wirren Zeiten ein
Privileg, aber sein Vater hielt gute Schulbildung für sehr wichtig. Und da in dieser Gegend
kein GDI-Bildungszentrum gebaut worden war, hatte das Dorf weiter unten im Tal einen
Lehrer angeworben. Er war kein guter Lehrer, aber immerhin lernten so alle Kinder des
Dorfes genügend um sich durch zu schlagen. Längst waren jegliche Bildungssysteme
zusammengebrochen. Deutschland als Staat gab es im Grunde nur noch auf den Papier. Einzig
die GDI gab den Ton an, wenn überhaupt. Zumeist kümmerte sich die GDI um die
Eindämmung der Tiberiumseuche und überlies viele Regionen sich selbst. So war es auch
hier. Es gab Gemeindeverwaltungen und eine Regionalverwaltung, aber dort endete es.
Soweit Yeremi das mitbekam, hatten die Länder- und Bundesbehörden alle Befugnisse an die
GDI abgegeben und waren aufgelöst worden. Nur hatte die GDI nicht wirklich für vollen
Ersatz gesorgt.

Nur mit diesem läppischen Kapitel als Aufgabe für den ganzen Tag, machte sie Yeremi auf in
den Wald um dort seine Lieblingslichtung zu besuchen und Geschichte zu lernen. Dort
angekommen setzte er sich ins Gras. Die Sonne schien matt am Himmel. Einige der Wolken
schienen leicht grünlich zu schimmern. Aber Yeremi bemerkte dies nicht und schlug das
Buch auf.

Yeremi begann mit dem Abschnitt: Terroristen 1995. Diesen Abschnitt konnte er im Grunde
fast überspringen. Er kannte alle Details. Sein Vater hatte 1995 kurz vor dem richtigen
Ausbruch des Krieges diese Terroristen gejagt. Seine Anti-Terroreinheit hatte die meisten der
erwähnten Terrorzellen ausgehoben. Auch wenn sie nicht alle Anschläge verhindern konnten.
Der beinahe Einsturz der Reichtagskuppel des Bundestages durch den Beschuß mit zwei
Stingerraketen war als bekanntestes Beispiel genannt.

Nach einer Stunde lesen wurde es düsterer und als Yeremi aufblickte leuchtete der Himmel
matt gelb. Dicke Wolken waren über den Bergen aufgezogen und wirkten zusammen mit dem Seite 5
gelben leuchten sehr bedrohlich. Yeremi konnte sich darauf keinen Reim machen, hatte aber
genügend Geschichten gehört, das so etwas gefährlich sein konnte. Also lief er schnell nach
Hause.

2
Yeremis Vater stand an der Tür und schaute besorgt zum Himmel auf. Laut fluchend schloss
er dann die Tür und verriegelte sie. „Ein Ionensturm kommt auf uns zu.“
Zuerst wusste Yeremi sich darauf keinen Reim zu machen, doch dann erinnerte er sich an
einen Bericht im Fernsehen. Ein Sturm der alle Elektronik beschädigt. Vor allem natürlich die
Elektronik, die gerade läuft. Sein Vater hatte schon begonnen die Stromgeneratoren
auszuschalten, als Yeremi seinen Gedankengang schloss. Eben in diesem Moment begannen
die ersten Blitze einzuschlagen. Von einer Minute auf die andere hatte der Sturm den Himmel
in ein infernales Gelb getaucht und die Blitze leuchteten unwirklich. Der Sturm dauerte nur
einige Minuten, doch die Schäden waren gewaltig.

Der Wind hatte eine Baumgruppe gegenüber der Farm entwurzelt. Der gesamte Kamm des
nördlichen Berges brannte. Die Blitze müssen dort mit besonderer Wucht eingeschlagen
haben. Das ganze Tal war verwüstet worden. Im Dorf sah es noch schlimmer aus. Selbst von
der Farm konnte man die Brände sehen. Offensichtlich hatten nicht alle im Dorf ihren Strom
abgeschaltet. Yeremis Vater stand im Türrahmen und betrachtete das Tal kopfschüttelnd.
„Was ist aus der Welt nur geworden?“ fragte er in Gedanken versunken, dann schreckte er
plötzlich hoch als eine Explosion das kleine Tal erhellte. Kurz flammten die Wälder in
Explosionsfeuer auf um dann wieder in der Nacht zu verschwinden. Doch im Dorf blieb ein
heller Feuerschein bestehen. „Los Yeremi! Wir fahren runter und sehen ob wir helfen
können.“

Sie sprangen in den alten Jeep. Es war ein alter ausgemusterter Wüstenjäger. An den Seiten
waren die GDI-Wappen übermalt worden, aber das Farbschema war immer noch das selbe
und Yeremis Vater achtete sehr darauf das es nicht verändert wurde. Im Dorf hatte man allein
durch das alte GDI Fahrzeug mehr Respekt vor ihm. Viele hatten im Kampf gegen NOD ihr
Leben gelassen und nur wenige kehrten so gesund zurück nachdem sie in Tiberiumfeldern
Grabenkämpfe hatten ertragen müssen. Der Jeep war nur ein weiteres Symbol seiner
Leistung.

Mit grollendem Motor rauschten sie auf dem Feldweg durch den Wald. Sie fuhren eindeutig
zu schnell für diese Nacht. Überall im Wald brannten kleine Feuer welche den Weg erhellten.
Die Scheinwerfer streiften über den Waldweg hinweg und oft holperten sie über Äste und
Zweige. Aber das Glück schien ihnen bei zu stehen, denn kein Baum war auf den Weg
gestürzt und stoppte ihre Fahrt abrupt. So bogen sie auf die geteerten Straßen ein, die zum
Dorf führten. Es hatte damals ein Vermögen gekostet die Versorgungswege wetterfest zu
machen. Leider war das schon Jahre her und die ersten Schlaglöcher zeugten davon, das
niemand Geld hatte so ein Projekt nochmals durchzuführen. Ja die Zeiten waren schlecht,
dachte Yeremi als die Scheinwerfer des Jeeps das Ortsschild erreichten. Der Motor heulte auf,
als sein Vater nochmals Gas gab und Richtung Dorfplatz abbog.

Viele Dorfbewohner waren dort versammelt und halfen dem Löschtrupp der Feuerwehr. Das
Löschfahrzeug schien mit seinen 60 Jahren kaum noch das Wasser des Baches in das Feuer zu
befördern zu können. Die Pumpen des Löschwagens röhrten schrecklich, aber irgendwie
schien es noch zu funktionieren. Viele Bewohner des Dorfes halfen mit Eimern kleine Feuer
zu löschen oder kümmerten sich um Verletzte. Erst jetzt konnte Yeremi sehen was die große
Explosion verursacht hatte. Ein Gastank war explodiert. Yeremi danke seinem Vater im
Stillen, dass er ihre Gastanks unterirdisch angelegt hatte. Der Dorfplatz schien eine Szene aus Seite 6
einem Film zu sein.

Überall liefen hektisch Menschen umher. Verletzte schrieen ihren
Schmerz heraus und das Feuer knisterte laut als es einen Holzschuppen verzehrte. Yeremi
stand inmitten dieser Szenerie und schaute nur erschrocken um sich. Sein Vater war längst
irgendwo und half bei den Löscharbeiten. Während er so da stand, bemerkte er nicht wie sich
jemand aus einer Seitengasse heran schleppte. Erst als der Mann einen Arm auf Yeremis
Schulter fallen ließ und sich auf ihn stützte, schrak er auf. Mit einem erstickten Schrei sah er
den Mann von der Seite und versuchte dabei das Gleichgewicht zu halten, als das Gewicht des
Mannes auf ihm lastete.

Es war Sam. Er war etwa im selben Alter wie Yeremis Vater und auch Sam war im Krieg
gewesen. Nur war er nicht so gesund zurück gekehrt. Die Leute im Dorf sagten, das Tiberium
hätte sein Gesicht entstellt, andere erzählten sich von brutalen Grabenkämpfen mit NodTruppen. Als sich nun Sam so auf Yeremi stützte sah man im roten Feuerschein eine große
klaffenden Wunde an Sams linker Seite. Sie zog sich von der Schläfe bis zum Oberschenkel.
Er roch verbrannt. Sams Kleidung schwelte noch. Leise flüsterte Sam: „Sigurd, bist du es?….
haben.. haben wir die Schweine erwischt? Ist der Skorpion erledigt?“

Das verbrannte Fleisch stach Yeremi in die Nase und der Blick von Sam lies ihn erstarren.
Doch Sam flüsterte weiter: „Sigurd! Halt bloß den Kopf unten … halt ihn unten …. NEIN .. „
Sam begann wild um sich zu schlagen und riss sich los. „Nein .. NEEEEIN .. SIGUUURD!!“
Sam klappte ohne die Stütze von Yeremi zusammen und sank auf die Knie. „Nein nein nein.
Der Skorpion lebt. Sigurd .. ich sagte doch, halte den Kopf unten …“

Jemand kam zu Yeremi und half Sam. Yeremi stand nur da und starrte ins Leere. Sie brachten
Sam in ein Notzelt. Aber es kamen immer mehr Verletzte. Auch in den anderen Gehöften die
um das Dorf herum lagen gab es viele Verletzte die nun ins Dorf gebracht wurden.
Brandwunden, Brüche, doch niemand hatte so schlimm ausgesehen wie Sam. Schon immer
war sein Gesicht von Narben durchzogen gewesen. Erinnerungen an den Krieg, wie die
Veteranen oft sagten. Doch es waren viele Geschichten im Umlauf über Sam. Man wusste
nur, das er eigentlich Amerikaner war. Doch dank irgendeiner Spezialeinheit, die ähnliches
wie Yeremis Vater getan hatte, kam er nach Europa. Dann kam der Krieg und er wurde im
Mittelmeer eingesetzt. Später war er in einer Garnison in Kairo stationiert. Es soll die Hölle
gewesen sein. NOD begann in Afrika zum ersten mal ganze Staaten unter ihre Kontrolle zu
bringen und eine richtige Armee aufzustellen. Kairo war schwer umkämpft gewesen. Die
ganze Stadt war in ein Schlachtfeld verwandelt worden. Irgendwann hatte ein Reporter im
Fernsehen die Schlacht als 2. Stalingrad bezeichnet. Die GDI war völlig eingekesselt worden
und NOD setzte ihre Artillerie gnadenlos ein.

Yeremi wurde aus seinen Gedanken gerissen und bemerkte das sein Vater vor ihm stand. Er
legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich habe gehört, du hast Sam gefunden. Er ist von
einem Blitz getroffen worden. Aber er scheint ein verdammt zäher Hund zu sein und wird es
überleben.“ sagte er mit ruhiger Stimme. „Er, … er hat mich Sigurd genannt, Vater. Er sagte
etwas von dem Skorpion….Was meinte er damit?“. fragte Yeremi.

„Der Skorpion .. „ begann sein Vater in Gedanken versunken zu murmeln, bevor er kurz
zuckte und dann antwortete:“ Ich denke er hat dich mit einem alten Kriegskameraden
verwechselt. Vielleicht dachte er, er wäre wieder im Krieg. Das kann vorkommen.“
„Denkst du auch oft an den Krieg?“

„Ich träume. Ich sehe meine Kameraden. Aber ich denke nicht daran. NOD ist vernichtet, das
ist was zählt!“ antwortete sein Vater und blickte in den Himmel. Dort zeichnete sich der
Sonnenaufgang ab und erhellte das Dorf mit ersten Sonnenstrahlen die über den rauchenden
Bergkamm leckten.

Die nächsten Tage waren geschäftig. Überall hatte der Aufbau begonnen. Alle Bewohner
halfen zusammen um das Dorf in Stand zu setzten. Trotz der Gasexplosion war niemand Seite 7
getötet worden. Wie durch ein Wunder waren die Bewohner des Hauses gerade bei ihren
Freunden gewesen. Solch ein Glück hat man nur einmal im Leben hatte Yeremis Mutter
gemurmelt als sie vom Markt kam und diese Neuigkeit mitbrachte.

Die neue Farm war inzwischen voll funktionstüchtig. Yeremi studierte gerade eine
Ertragskurve, die er für seinen Vater erstellte, als sein Freund Gregor am Fenster klopfte.
Yeremi sprang auf und öffnete das Fenster. „Hey Gregor, was geht?“ „Nicht viel. Der Sturm
war aber heftig, hat sogar die alte Eiche bei uns halb umgehauen.“

Yeremi speicherte die Ertragskurve auf seinem Datenblock und klettere dann aus dem
Fenster. „Wohin?“ fragte er Gregor. Dieser zuckte nur die Achseln und meinte: „Zum
Bruch..“
So fuhren sie auf Gregors Hoverbike in den alten Steinbruch. Gregors Eltern waren reich.
Nein reich war kein Ausdruck. Sie konnten es sich leisten hier auf dem Land zu wohnen, weil
sie Lust dazu hatten. Daher hatte Gregor auch niemals Probleme damit etwas zu bekommen,
was er wollte. Wie dieses Hoverbike zum Beispiel. Gregor hatte langes braunes Haar, dass
jetzt im Wind wehte. Er trug nie einen Helm, aber es gab auch wenige Hindernisse an die sein
Bike stoßen konnte. Er flog immerhin einen Meter über dem Boden. Gefahren gab es für ihn
kaum. Nur Bäume, um die er mit Vorliebe in unmenschlichen Geschwindigkeit sauste, bargen
Gefahren in sich. Das Hoverbike bog surrend um einen Felsvorsprung und tauchte in den
etwas tiefer gelegten Steinbruch ab. Er war schon fast 200 Jahre stillgelegt, aber dennoch
standen noch einige Gerätschaften herum und es gab dort eine Hütte, die im besten Zustand
war. Kein Wunder, benutzte doch die Jugend und ihre Vorgänger diese Hütte seit der
Stillegung des Bruchs als Partyhaus. Langsam näherten sie sich auf dem Bike der Hütte um
dann davor auf den Boden herab zu schweben. Eine große Staubwolke stieg auf als das Bike
aufsetzte. Ein Jugendlicher aus dem Dorf kam aus der Hütte heraus und stemmte die Arme in
die Hüften. Er war sehr muskulös gebaut und war mindestens zwei Meter groß.

Sein schwarzes Haar war ganz kurz geschnitten und seine Haut war braungebrannt. Er war so
etwas wie der Anführer der Hütte. Nicht wegen seiner körperlichen Kraft sondern wegen
seines Talents wenn es um Organisation ging, hatte er sich diesen Posten erarbeitet. Nun da er
vor den beiden stand wussten sie bereits, dass es Zeit für einen „Rüffel“ war. Er stand nämlich
immer so da, wenn es was aus zu setzten gab. „Wo warst du Gregor? Du hattest heute morgen
Aufräumdienst!“

„Oh Shit! Ich hab es vergessen Mike. Tut mir leid. Echt.“ antwortete Gregor. Mike grinste
breit: „Ah ja und du glaubst echt hier war gestern ne Party während des großen Sturms?
Depp!“. Laut lachend kamen ein paar anderen Jugendliche aus dem Haus. Gregor murmelte
mit säuerlichem Blick etwas davon wie sehr er die Späße von Mike hasste und ging dann in
die Hütte.

Heute waren so ziemlich alle anwesend. Es gab viel zu erzählen und jeder hatte eine kleine
Horrorgeschichte über den Sturm zu erzählen. Mike begann einige Verletzungen zu
beschreiben. „Der alte Reuters hat versucht seine Kühe noch in den Stall zu treiben, aber der
Sturm kam zu schnell. Ein Baum ist direkt auf ihn gestürzt. Er hat so ziemlich alles gebrochen
was man so hat. Ich glaube er wird seinen Hof verkaufen müssen.“
„Das ist noch gar nichts!“ versuchte Gregor Mike zu übertreffen. „Jemand aus dem Dorf soll
vom Blitz getroffen worden sein und hat es überlebt!“

Mike lachte höhnisch: „Wer soll denn das gewesen sein?“ „Sam“ antwortete Yeremi langsam.
Alle Augen richteten sich auf ihn und es trat Stille ein. Jetzt war es an Yeremi seine
Geschichte zu erzählen, das wusste er. „Ich war mit meinem Vater im Dorf. Wir wollten
helfen. Aber ich wusste nicht wo ich hin sollte, also stand ich einfach auf dem Dorfplatz.
Plötzlich stützte sich jemand auf mich. Er roch verbannt und er stöhnte etwas. Als ich zu ihm
hin sah, erkannte ich Sam. Er hatte eine klaffende Wunde. Die zog sich vom Kopf bis zu
seinem Bein runter. Es war echt grausig.“ berichtete Yeremi langsam und stockend. Seite 8
Inzwischen war es später Nachmittag geworden und ein paar Wolken verdunkelten die Sonne,
die wieder Richtung Bergkämme zog um dort in ein paar Stunden zu verschwinden. Jemand
hatte leise die Tür geschlossen. Mike stand auf und ging zu einer Kiste die mit einer Plane
überdeckt war. Er zog diese schwungvoll herunter und es kam eine Kiste Bier zum Vorschein.
Traditionell in Flaschen und nicht in Plastik oder Dosen war das Bier immer noch am Besten
zu genießen. Yeremi wurde aufgefordert weiter zu erzählen und so begann er langsam zu
berichten was Sam alles zu ihm gesagt hatte.

„Der Skorpion?“ fragte einer der Zuhörer. „Was soll denn das sein? Eine Person?“ Mike
antworte für Yeremi: „Ich glaube er meinte damit einfach NOD. Das Wappen von NOD zeigt
doch einen Skorpion oder? Yeremi sagte doch sein Vater meinte Sam hätte ein Kriegstrauma.
Vielleicht benutzte er nur einen Slang der Truppen.“

Während sie so gebannt diskutierten bemerkte keiner das der Sonnenuntergang eine seltsame
Farbe angenommen hatte. Grüngelb leuchten die dicken Wolken die herauf zogen. Erst als der
Steinbruch in ein gelbes Licht getaucht wurde, schreckten alle hoch. „Scheiße!“ begann
jemand zu fluchen. Mike rannte zu dem kleinen Computer der im Nebenraum stand und
schaltete ihn aus. Er rief: „Ein Ionensturm. Schon wieder.“ Macht alles aus was irgendwie
elektronisch ist.“

Gregor wurde plötzlich kalkweiß und fluchte: „Mein Bike ist auf Standby!!!“ Ein lautes
Krachen vor der Tür bestätigte dies. Ein Splitter der von einem ehemaligen Hoverbike
herrührte durchschlug fast die Wand und ragte zur Hälfte in den Raum hinein. „Scheiße,
Scheiße, Scheiße…“ begann Gregor zu schreien „das kann doch nicht wahr sein!“
3
Sie brauchten lange um zurück zu kommen. Yeremi und Gregor hatten schließlich den Weg
laufen müssen. Im Wald brannten ein paar Feuer und so konnten sie dank des Sturms den
Weg finden. Aber dieser Sturm hatte nur etwa eine Minute gedauert und hatte dabei kaum
Schaden angerichtet, jedenfalls sah es von der Anhöhe so aus. Das Dorf schien unversehrt und
auch keines der Gehöfte schien zu brennen. Dieses mal hatten wohl alle ihrer Geräte
ausgeschaltet, als der Sturm begonnen hatte. Es schien als seid der Sturm extra für Gregors
Bike aufgetaucht. Welch eine Ironie dachte Yeremi bei sich.

So standen sie auf dem Bergkamm der etwa auf halben Weg zwischen Steinbruch und Dorf
lag und blickten weiter ins Tal. Drei oder vier kleine Waldbrände fraßen sich durch den
gegenüberliegenden Hang. Sie hatten noch Zeit und so setzten sie sich auf den Stein, der auf
dem Bergkamm aufragte. Ein Bautrupp hatte ihn wohl weggeräumt als sie die Straße gebaut
hatten. „Was machen wir eigentlich noch hier Yeremi?“ fragte Gregor in die Stille hinein.
„Wir gehen mit 17 Jahren immer noch in die Schule, helfen unseren Eltern und tun nichts
außer hier im dem Tal zu versauern,“ beendete Gregor seinen Satz. „Wo sollten wir denn hin
Gregor?“ entgegnete Yeremi. „Wir können doch froh sein, dass wir es hier relativ ruhig
haben. Nicht ein Tiberiumkristall in 30 km Umkreis und nicht ein mutiertes Tier.

Willst du in die großen Städte? Dort wirst du höchstens Arbeit bei der GDI finden.“ Gregor lehnte sich
zurück und grübelte: „Die GDI. Nein ich glaube die Typen wären nichts für mich! Dein Vater
war doch auch bei den Streitkräften.“ „Nun ja stimmt, er war im Krieg. Aber eher
zwangsläufig. Er hat einmal erzählt, das er eigentlich in einer Antiterror-Einheit des
Bundesgrenzschutzes war. Ganz harte Jungs wie er immer sagt. Aber als NOD dann eine
richtige Weltmacht wurde und Krieg führte, wurde seine ganze Truppe den GDI Truppen
unterstellt. Immerhin hatten sie besondere Erfahrung im Umgang mit NOD. Als ob man
Terrorbekämpfung mit richtigem Kampf vergleichen konnte.“ berichtete Yeremi. Gregor
grübelte weiter: „Mein Vater sagt oft NOD wäre nicht schlecht gewesen. Weißt du, wir haben
doch früher einmal in Afrika gelebt. Dort war NOD überall präsent und hat den Armen Seite 9
geholfen. Während die GDI nichts besseres zutun hatte als einen Krieg zu beginnen.“ Yeremi
schaute zu Gregor und meinte: „Das haben deine Eltern wirklich gesagt? NOD hat doch das
Tiberium erst verbreitet. Sonst hätte es sich nie so schnell ausbreiten können.“ Gregor
schüttelte den Kopf: „Das glaube ich nicht. Jedenfalls müssen wir weiter, sonst bekommen
wir noch Ärger.“

So standen sie auf und nahmen eine Abkürzung durch den Wald um direkt zu Yeremis Farm
zu kommen. Als sie aus dem Wald traten konnten sie Yeremis Vater sehen. Er machte wie
jeden Abend seine Fitness Übungen. Er war gerade mit einigen Klimmzügen beschäftigt als er
sie sah. Er war wirklich noch sehr agil für sein Alter. Er hing mit einem Arm an der
Stahlstange, die eine Stromleitung in sich barg und macht einige Klimmzüge. Als er sie
erblickte sprang er zu Boden und schaute abwartend in ihre Richtung.

„Dein Vater ist echt noch fit Yeremi, nicht wie meiner, der ist ziemlich fett.“ meinte Gregor
als sie auf ihn zu liefen. „Wo wart ihr denn?“ fragte er die beiden. „Wir waren mit den
anderen oben im Bruch..“ antwortete Yeremi. „Ist Euch was passiert? Oder warum lauft ihr?
Ist deinem Bike der Sprit ausgegangen Gregor?“ fragte er. Gregor schaute nur säuerlich.
Yeremis Vater grinste und nahm dann ein Handtuch um sich ab zu trocknen. „Der Sturm hat
dein Bike unbrauchbar gemacht?“ fragte er. Gregor nickte nur mit verbissener Miene. „Ok,
dann wird dich Yeremi nach dem Essen mit dem Jeep nach Hause fahren.“ beschloss er.
Yeremi lenkte stolz den Jeep zu Gregors Haus. Nun im Grunde war es mehr ein Anwesen.
Die Familie von Gregor hatte eine Menge Geld aus Afrika mitgebracht. Es gab natürlich
viele, viele Gerüchte im Dorf, aber das gab es in kleineren Dörfern über jeden. Inzwischen
war es Nacht geworden. Sie bogen die Straße zum Dorf ab und fuhren über den Dorfplatz.
Die Scheinwerfer erhellten die Schutthaufen die vom Sturm herrührten und die man zur Seite
geschafft hatte. Das weiße Licht fiel auf den gut gepflasterten Weg der zu dem Anwesen
führte. Es war etwas außerhalb, am anderen Ende des Dorfes gelegen. Dort brannte kaum
Licht. Es reichte zumindest nicht das große, geweißte Haus ganz sichtbar zu machen, doch
Yeremi wusste wie es aussah. Groß und prächtig. Säulen trugen den Eingangsbereich und viel
Marmor war beim Bau verwendet worden. Als sie ankamen brannte nur in den oberen
Stockwerken gedämpftes Licht. „Mein Vater arbeitet wohl noch. Bin mal gespannt wie ich
ihm das mit dem Bike beibringe“ sagte Gregor. „Na dann viel Glück!“ sagte Yeremi und ließ
ihn aussteigen. Langsam ging Gregor auf den Eingang des Hauses zu. Am oberen
Panoramafenster zeichnete sich eine dicke kleine Gestalt ab die nach unten schaute. Im
Hintergrund leuchteten einige Bildschirme in verschiedenen Farben und umrissen den
Schatten mit einem rötlichen Schein.

Die Säulen am Eingang hatten Sensoren eingebaut und erfassten Gregor schnell. Licht
schaltete sich ein und die Tür schwang automatisch auf. Im Inneren sprangen ebenfalls einige
Lichter an und warfen seltsame Schatten. Die Skulpturen die den Garten und die
Eingangshalle zierten taten ein übriges.

Yeremi legte den ersten Gang ein und gab Gas. Er wollte nach Hause kommen bevor sein
Vater sauer wurde und ihm den Jeep nicht mehr fahren ließ.

Der nächsten Morgen kam viel zu schnell. Yeremi wälzte sich noch im Bett und versuchte
seinen Wecker irgendwelche grausigen Verwünschungen anzuhängen, als sein Vater von
draußen an sein Fenster klopfte. „Wach auf du Faulpelz! Der kleine Sturm gestern hat den
Beta-Kollektor doch ein wenig ramponiert. Ich brauche dich um das Ding wieder aufzustellen
.“

Stöhnend kam Yeremi auf die Beine und zog seine Arbeitskleidung an. Taumelnd erreichte er
das Badezimmer und wusch sich mit einem Schub eiskaltem Wasser das Gesicht. Plötzlich
war er wach. Laut japsend griff er nach einem Handtuch. Yeremi griff in der Küche nach
einem Brötchen und rannte dann nach draußen. Sein Vater stand schon neben dem Jeep und Seite 10
wartete. „Das nächste Mal geht das aber schneller!“ grollte er und schaute auf eine Stoppuhr.
Solche Scherze erlaubte er sich öfters. Irgendwie schaffte er es überall ein wenig militärische
Ausbildung einzubringen. Egal um was es ging. Yeremis Mutter kreidete ihm das immer an.
Sie wollte nicht ihren Jungen als Soldaten sehen.

Doch er hatte immer Wege gefunden Yeremi ein wenig zu trainieren, auch wenn Yeremi darin wenig Sinn erkannte. Yeremi sprang
auf den Beifahrersitz und schon gab sein Vater Gas. Eine Staubwolke hinter sich herziehend
fuhren sie zum Beta-Kollektor. Es war ein Sonnenkollektor der ziemlich weit oben am Hang
stand. Eine perfekte Position. Das Stück Land dort bekam mehr Sonne ab als der Rest des
ganzen Tales. Sie brauchten 10 Minuten um dort anzukommen. Die Arbeit daran war zum
Glück schnell getan. Ein Ast hatte einen der Stahlfüße verbogen. Aber er ließ sich eben so
leicht zurück biegen und schon stand der Kollektor wieder im richtigen Winkel zur Sonne.
Yeremis Vater rieb sich die Hände und sagte: „Gut das hätten wir ja. Los komm vor dem
Mittagessen haben wir nichts zutun. Wir fahren hoch zum Bergkamm auf den Felsen.“
Yeremi nickte leidig. Es schien als wollte sein Vater wieder einmal einen Kontrollblick
wagen. Alle paar Wochen fuhren sie zu dem kleinen Felsen auf dem Bergkamm, auf dem
Yeremi gestern mit Gregor gesessen war und beobachteten das kleine Dorf und die
Umgebung mit dem elektronischen Fernglas.

Breitbeinig stand Yeremis Vater auf dem Felsen und hob das Fernglas vor die Augen. In der
Morgensonne blitzen die GDI Embleme auf dem Fernglas golden auf. Yeremi schaut ohne
Fernglas auf das Tal. Trotz des Sturms sah fast alles so aus wie immer. Die eine oder andere
Stelle im Wald war verkohlt, aber ansonsten war nichts zu entdecken. „Nach was schaust du
immer wieder?“ fragte Yeremi. „Ich weiß nicht, ich mache das solange ich hier bin. Schon
vor deiner Geburt kam ich hierher und schaute auf das Tal.“ Yeremis Vater schwieg kurz
dann redete er weiter. „Ich glaube, irgendwie befürchte ich, irgendwann taucht NOD wieder
auf, genau vor meiner Nase und ich bemerke es nicht.“ „Das glaubst du wirklich? NOD ist
besiegt, das sagtest du doch selbst.“ sagte Yeremi erstaunt. „Es gibt immer einige die es
überleben. NOD ist tot, ich kann wohl nur nicht vergessen und so halte ich Wache im Tal“
antwortete sein Vater versonnen. Ein lauer Wind kam auf und verscheuchte einige der letzten
Wolken am Himmel in Richtung Westen. Immer noch blickten sie ins Tal als Yeremis Vater
plötzlich zu fluchen begann. Sein Fernglas war auf das südliche Ende des Tales gerichtet. Im
Süden hatte das Tal keinen Ausgang und steile Hänge begrenzten den Ackerbau dort.
Dennoch hatten einige Bauern dort ihr Vieh stehen. „Schau zum Acker von Reuters! Was
siehst du da?“ stieß er hervor und hielt Yeremi das Fernglas hin. Yeremi nahm es und schaute
hindurch. „Ich sehe nichts außer drei Milchkühe von Reuters“ antwortete er. „Schau genau
hin“ sagte sein Vater barsch „schau auf die Wiese am Waldrand. Yeremi schraubte an den
Knöpfen des Fernglases herum und zoomte noch ein wenig heran. „Da leuchtet etwas grün in
der Sonne. Was soll das sein?“ fragte Yeremi.

„Tiberiumkristalle!“ antwortete sein Vater leise.
Sie waren mit dem Jeep sofort aufgebrochen um zum Acker von Reuters zu fahren. Die
Straßen hier hinten, im letzten Eck des Tales, waren schlecht und so brauchten sie einige Zeit.
Selbst mit dem Jeep, der für solches Gelände gebaut worden war. Die Räder donnerte durch
Schlaglöcher und wirbelten Staubwolken auf. Als sie in die letzten Kurven bogen, musste
sich Yeremi festhalten um nicht aus dem Jeep geworfen zu werden und sein Vater gab noch
weiter Gas. Kleine Steine prasselten gegen den Jeep und Yeremis Vater trat auf die Bremse.
Der Jeep zog eine große Staubwolke hinter sich her und schon sprangen die Beiden aus dem
Jeep.

„Du bleibst am Wagen. Ich möchte dich nicht in der Nähe von dem grünen Zeug sehen. Es ist
hoch toxisch!“ befahl Yeremis Vater während er langsam auf die Wiese ging. Inzwischen
war es früher Nachmittag geworden und die Sonne hatte den Zenit überschritten. Dennoch
schien sie sehr hell und reflektierte sich in den Kristallen. Grünliches Licht ging von der Seite 11
verseuchten Wiese aus und tauchten das Gelände in ein unwirkliches Szenario. Yeremi stellte
sich im Jeep aufrecht hin und versuchte in die Richtung zu sehen in die sein Vater blickte.
Langsam schüttelte sein Vater den Kopf und machte kehrt. Langsam ging er zum Jeep zurück.
„Wir müssen ins Dorf. Ich denke das sollten die Leute wissen,“ sagte er und sprang in den
Jeep.

Die Rückfahrt war ebenso schnell und holprig wie die Hinfahrt. Sie kamen mit quietschenden
Reifen auf dem Dorfplatz zum stehen und stiegen aus. Das Haus des Bürgermeisters war
gleich auf der anderen Seite des Platzes. Im Laufschritt kamen sie vor dessen Türe an und
hämmerten dagegen. Erst nach einigem Rufen wurde die Türe geöffnet. „Mahlzeit, was wird
denn das?“ begrüßte sie der Bürgermeister Kroll mürrisch. Man sah ihm an, das er erst etwas
später zu Mittag gegessen hatte. Besser gesagt sein Bart troff noch vom Fett. Er war wohl
noch beschäftigt gewesen. Die ernste Miene von Yeremi und seinem Vater veranlasste ihn zu
einer etwas freundlicheren Frage. „Also? Was gibt’s denn?“

„Tiberium. Kroll, wir haben Tiberium im Tal gefunden“ antwortete Yeremis Vater leise. Kroll
schaute entsetzt. „Wo?“ fragte er. „Ganz im Süden des Tales. Auf den Wiesen von Reuters
wachsen ein paar Kristalle. Es sind nicht viele, aber in einer Woche ist der hintere Teil des
Tales nicht mehr zu gebrauchen“ berichtete Yeremis Vater. Kroll stand einen Moment starr,
dann schien er kurz zu zucken und lief ins Haus. „Kommt rein, wir berufen eine
Dorfversammlung ein!“ rief er nach draußen Zwei Stunden später war der Großteil des Dorfes im Wirtshaus „Zum Tiberiumteufel“
versammelt. Es hatte seinen Namen bekommen um Gäste an zu locken, nicht aus dem Grund,
dass es hier irgendwelche mutierten Tiere gab. Aber zur Zeit hatte man die Gefahr zu
besprechen, dass es wirklich soweit kommen konnte. Bisher war das Tal sehr behütete
gewesen. Hier ging alles seinen Gang und das Tiberium schien einen Bogen um das Tal
gemacht zu haben. Aber nun war es wohl damit vorbei.

„Zuerst müssen wir mal Reuters Kühe von dieser Wiese holen“ begann einer der Bauern um
die Diskussion auf praktische Dinge zu lenken. Schnell waren sie vom Thema abgekommen
und hatten Fragen gestellt. Vor allem konnte sich keiner Vorstellen woher das Tiberium kam.
Diese Ecke des Tales lag ab abgelegensten von allem. Wenn Tiberium ins Tal kam, dann doch
eher an einer Hauptstraße oder irgendwo am Anfang des Tales. Keiner konnte sich darauf
einen Reim machen. „Ja da hat er Recht“ stimmte Kroll zu, „Die armen Tiere hocken ja direkt
in dem Feld. Aber was machen wir dann? In drei Wochen wird das Tal vollkommen
überwuchert sein.“ sprach Kroll weiter. Yeremis Vater grübelte. „Vielleicht könnten wir es
eindämmen. Ich hab das mal gesehen. Man baut hohe Betonwände um ein Feld. So kann es
nicht weiter wuchern. Vorausgesetzt die Wände gehen zwei oder drei Meter in den Boden.
Das Tiberium zieht alle Minerale aus dem Boden den es befallen hat und bleibt dann einfach
in seiner Entwicklung stehen.“ beschrieb er den Vorgang. „Gut, gut das könnten wir machen.
Wir haben noch einiges an Beton hier und solange keine Pflanzen zu Tiberumbäumen
mutieren haben wir damit vielleicht eine Chance“ überlegte Kroll. „Außerdem werde ich jetzt
gleich in der GDI Regionalzentrale anrufen. Die sollten doch wissen was zu tun ist.“ fuhr er
fort. Gregors Vater, Kasian brummte: „Die GDI wird uns bestimmt nicht helfen. Das haben
sie doch nie.“ Kroll fixierte Kasian und konterte: „Was sollen wir denn sonst tun? Selbst
deine prallen Konten können das Tiberium nicht aufhalten und was es alles verursacht wissen
wir ja.“

Kasian schwieg, zog allerdings ein Gesicht, das ihn noch seltsamer aussehen lies. Yeremi
dachte spontan an einen Gnom aus einem Film der einmal gelaufen war. Klein, dick und ein
böses Gesicht. Wie Kasian. Aber natürlich war er nur beleidigt, ansonsten war Kasian immer
sehr nett gewesen.

Seite 12
Die Arbeiten liefen an. Alle Dorfbewohner halfen abermals zusammen. Dieses mal ging es
wirklich um alles. Schnell hatte man jeden Betonsack im Tal zusammen gesucht. Es schien
genug um die Wiese von Reuters ein zu mauern. Aber zuerst mussten die Leute ungeschützt
an dem Feld arbeiten. Einige hatten schon nach den ersten Stunden nachdem sie das
Fundament aushoben schwere Atembeschwerden. Nur wenigen schien das Tiberium nichts
auszumachen. Sam zum Beispiel. Noch dick mit Verbänden verpackt stand schon stundenlang
im Graben und schaufelte. Obwohl er sich gerade erst von seinen Verletzungen erholte, half
er schon kräftig mit. Er schien keine Probleme mit dem Tiberium zu haben und auch seine
Verletzungen schien er zu ignorieren. Das war sehr erstaunlich. Dagegen hatte Kasian gleich
nach der ersten Stunde gekeucht wie eine Dampflok und war nach Hause gefahren. Yeremi
und die anderen Jugendlichen durften nicht helfen. Man wollte sie nicht in die Nähe des
Tiberiums lassen. Gregor fehlte vollkommen. Seitdem Yeremi ihn vor seinem Haus abgesetzt
hatte, war er nicht mehr aufgetaucht. Auch die Anderen vom Bruch hatten ihn nicht gesehen.
Mike vermutete, dass er Hausarrest bekommen hatte. Das Bike war schließlich verdammt
teuer gewesen.

Am späten Abend gossen sie den ersten Beton in die Grube. Das Tiberium hatte sich
inzwischen fast bis zum Rand des umgrabenen Stückes Feld ausgebreitet und leuchtete Matt
in der Dämmerung. Das grüne Licht tauchte die Arbeiten in einen dämonischen Schein. Doch
selbst als es Nacht wurde arbeiteten einige Bewohner hartnäckig weiter. Obwohl viele von
ihnen Tiberium Verbrennungen hatten, da sie einen der Kristalle berührt hatten, welche
inzwischen an einigen Stellen am Rand wucherten. Es war zehn Uhr Abends und nur einige
Scheinwerfer erhellten die Baustelle. Die Kristalle reflektierten das Licht mit einem grünen
Schimmern. Kein Vogel zwitscherte in der Umgebung, was sehr ungewöhnlich war. Die Kühe
standen inzwischen in der Nähe des Dorfes, aber man hörte ihr schmerzerfülltes Blöken bis
hierher. Es schien als ob sie Tiberium zu sich genommen hatten und nun unter inneren
Verletzungen litten. Einige Zeit später hörte Yeremi durch die Stille fünf Schüsse hallen und
es wurde komplett still. Vom Dorf her hörte man ein schweres Fahrzeug näher kommen. Es
dröhnte laut als es sich der Baustelle näherte. Die Scheinwerfer strahlten in hellem Weiß auf
die Arbeiter, die gerade die Wände gossen. Yeremi hielt sich die Hand vor die Augen um
nicht zu arg geblendet zu werden. Dann schaltete jemand im Fahrzeug das Licht aus. Bei
genauerer Betrachtung erkannte Yeremi das Fahrzeug. Es war ein alter BMT der GDI. Aus
dem inneren sprang ein junger Mann in Kampfanzug. GDI Embleme prangten auf seinen
Schultern und schimmerten grünlich als das Licht des Tiberiums auf sie fiel. Er lief mit
steifen Schritten zu der Baustelle. „Wer ist für diesen Selbstmord verantwortlich?“ fragte er
barsch. Kroll baute sich vor ihm auf und antwortete in selber Weise: „Darf ich fragen wer sie
sind?“.

Er war ein Leutnant des GDI Stützpunktes der einige Kilometer von hier lag. Frisch von der
Akademie und noch voll mit Ausbildungsfloskeln, versuchte er hier den großen GDI
Kommandeur zu spielen. Sein Name war Conner. Was nicht gerade darauf schließen lies, das
er aus der Gegend war. Yeremis Vater musterte den Leutnant mit eisigem Blick, während
dieser vergeblich mit zwei seiner Leute versuchte die Dorfbewohner davon ab zu halten das
Tiberium einzubetonieren. Er erklärte in langen Sätzen, welche Gefahren sie alles auf sich
nahmen und das sie sich lieber in den Norden evakuieren lassen sollten.

Nachdem sie sich das einige Zeit angehört hatten, trat Sam vor und starrte Conner an. Das
brachte ihn aus der Fassung und aus seinem Redeschwall: „Äh ja bitte?“ „Hör mal Kleiner,
warum hilfst du uns nicht?“ fragte Sam barsch. „Wie äh nein das will ich ihnen ja ausreden.
Das ist zu gefährlich. Sie haben gar keine Ahnung ….“ Sam zuckte leicht und auch Yeremis
Vater regte sich, dann begann Sam laut zu werden: „Halt die Klappe du Frischling. Ich habe
mehr Tiberium gesehen als du jemals sehen wirst und nun gebt uns Eure Schutzanzüge.“
„Wie bitte? Beruhigen sie sich doch erst einmal mein Herr.“ versuchte es Conner. „Ihr habt Seite 13
doch Schutzanzüge für solche Fälle?“ bohrte Yeremis Vater nach. „Nun äh natürlich haben
wir einiges an GDI Ausrüstungsmaterial bei uns, aber … „ begann der Leutnant. „Schön
schön. Ich denke die neuen Welsch-Kampfanzüge sind wirklich bestens geeignet.“ sagte Sam
während er in den BMT stieg und in einer Kiste kramte. Der Leutnant starrte nur hilflos
umher und brabbelte: „Das dürfen sie nicht, das ist Eigentum der GDI. Sie vergreifen sich an
Gütern des Militärs!“

Sam kam mit zwei Anzügen und einer Packung heraus auf der ein rotes Kreuz mit einem
grünen Punkt gemalt war. „Schaut mal, sogar die Frischlinge bekommen schon TiberiumBrandsalben ins Gepäck. Das hätten wir damals haben solle“ rief Sam Yeremis Vater zu.
Dieser kratze sich unbewusst an einer seiner Narben und grinste.

Die Anzüge waren relativ neu. Yeremi konnte sie betrachten während Sam und ein anderer
Dorfbewohner sie anlegten. Dicke Platten aus einem Schutzmaterial machten den Anzug
sicher vor der toxischen Wirkung des Tiberiums. Ein Helm mit Atemmaske komplettierte das
ganze. Viel besser als die Standartschutzanzüge des Dorfes ohne Helm und nur mit dicken
Handschuhen. Yeremi hörte Sam sagten: „Ich denke die neuen Modelle werden einige Zeit
länger halten als unsere, aber länger als zehn Stunden bestimmt nicht, dann hat sich das
Tiberium durch die Anzüge gefressen, sollten wir direkt im Feld spazieren gehen.“ „Wir sind
fast fertig. Nur noch die paar Wände da drüben fertig hochziehen. Ihr müsst nicht ins Feld“
sagte Kroll und deutete auf eine Lücken in der Ummauerung des Feldes.

Mit dem ersten Sonnenstrahlen des Morgens stand die Tiberiumeindämmung. Leutnant
Conner war noch in der Nacht erbost abgefahren. Ohne seine Anzüge. Einige der
Dorfbewohner hatten sich leichte Vergiftungen geholt. Es sah nicht gut aus, aber Sam hatte
gut daran getan die Brandsalbe aus dem BMT mit zu nehmen. Einigen Leuten konnte damit
geholfen werden. Aber für zwei Dorfbewohner konnte auch das Medikit nichts mehr tun. Sie
starben am nächsten Nachmittag. Aber dies war nicht die einzige schlechte Nachricht. Gegen
Abend fand ein Dorfbewohner auf der Heimfahrt den BMT von Conner. Er lag im
Straßengraben. Er hatte eine Menge Erde aufgewühlt und er steckte mit den Rädern komplett
im Dreck. Die drei Insassen waren tot. Sie hatten sich das Genick gebrochen, so berichtete
man sich am Abend im „Tiberiumteufel“.

4
Sommeranfang 2029
Yeremi steht auf dem Felsen und schaut in das südliche Tal. Selbst ohne Fernglas kann er
unter den Staubwolken die Spezial-Lkws sehen. Die Firma Human Tiberium Cors bekämpft
nun seit zwei Wochen das Tiberium. Lange hat das Tal darauf gespart und dann hatten sie die
Firma angeheuert. Die Firma legte erst einmal ein Art Energiefeld um das Tiberium, damit es
sich nicht ausbreitete. Dann begannen sie in dem Eindämmungsfeld die Kristalle und die
Wurzeln abzubauen. Jemand hatte behauptet das dieses Eindämmungsfeld aus der
militärischen Forschung stamme und nur abgespeckt sei. Der große Bruder dieses Dinges soll
alles abwehren können. Von einschlagenden Raketen bis heran rollenden Panzern. Yeremi
glaubte das nicht ganz. Dieses Eindämmungsfeld schaffte es gerade mal die Tiberiumkristalle
vom wachsen abzuhalten. Yeremi vermutete das sie die Kristalle schlicht einfroren um sie am
Wachstum zu hindern.

Gerade stieg wieder eine große Staubwolke auf, als ein LKW voll beladen mit verseuchter
Erde abfuhr. Sie nahmen den kleinen Feldweg zum Dorf. Aber er war nun breit geschottert.
Das war nötig gewesen um das Gebiet für die Lkws zugänglich zu machen. Yeremi schaute
dem LKW zu wie er durch das Dorf polterte und Richtung Talausgang verschwand. In der
Ferne sah man einen GDI Titanen stehen. Der stand nun schon seit einer Woche dort. Seine Seite 14
gelbe Bemalung schimmerte matt in der Abendsonne und harmonierte perfekt mit dem Staub
der Straße. Yeremi wusste das am Fuße des Titanen zwei Zelte aufgebaut waren. Immer noch
versuchten fünf GDI Soldaten heraus zu finden, wie es zu dem Unfall kam, in dem Conner
und seine Leute starben. Anscheinend war es doch kein Unfall gewesen. Sonst wären sie
schon längst verschwunden. Sie suchten nach etwas oder nach jemanden. Erst hatte es zwei
Wochen gedauert bis überhaupt ein GDI Räumkommando kam und den BMT wegbrachte.
Zuerst schien alles wirklich an einen tragischen Unfall zu glauben. Aber irgend etwas musste
dem Räumkommando komisch vorgekommen sein, denn dann rückte der Titan an.

Yeremi schaute auf seine Uhr und sprang dann von dem Felsen. Es war längst Zeit, dass er
nach Hause kam. Vater würde schon auf ihn warten. Seit Tagen versuchten sie zusammen ein
Programm zu schreiben, dass die Sonnenkollektoren effektiver arbeiten lies. Yeremi war
dabei sehr wichtig, konnte er doch besser programmieren als sein Vater. Dennoch wollte die
Leitzentrale das Programm einfach nicht fressen. Es war zum aus der Haut fahren.

Yeremi rannte mit großen Schritten zum Jeep. Er durfte inzwischen regelmäßig mit ihm
fahren und in sogar benutzen um in den Bruch zu fahren. Das war bedeutend besser als mit
dem Bike dort hin zu rauschen und jedes mal um sein Leben fürchten, wenn Gregor am Steuer
saß. Aber von Gregor hatte er schon lange nichts mehr gehört. Schon Wochen lang hatte er
sich nicht gemeldet. So schlimm konnte selbst der Verlust des Bikes nicht gewesen sein.
Immerhin hatten seine Eltern eine Menge Geld. Yeremi beschloss morgen Nachmittag bei
Gregor vorbei zu fahren und endlich nach zu fragen wo er war. Yeremi musste sich
eingestehen, dass er das schon viel früher hätten tun sollen, aber er fuhr nicht gerne zu
Gregors Haus. Yeremi war nur selten im Haus gewesen und es schien auch so, als sei dies
nicht erwünscht gewesen. So hatte Yeremi den Besuch immer weiter hinaus gezögert. Aber er
konnte seinen Freund nicht einfach im Stich lassen. Vielleicht brauchte er ein wenig
Rückendeckung gegenüber seinem Vater. Kasian konnte manchmal sehr Herrisch sei, hatte
Gregor gesagt. Mit diesen Gedanken bog der Jeep in die Farm ein. Ein paar Steine prasselten
gegen die Treibhäuser die am Weg standen, als Yeremi zu stark bremste.

Sein Vater kam aus der Tür als er den Jeep hörte. „Reichlich spät Sohn!“ war die Begrüßung.
„Ich war noch oben am Felsen und hab geschaut was die Firma macht. Die scheinen bald
fertig zu werden“ versuchte Yeremi ablenkend zu antworten. „Ja das sind sie wohl, aber sie
wollen mehr Geld, da sich das Tiberium tiefer in das Erdreich gefressen hat als vermutet.“
antwortete sein Vater in einem besorgten Tonfall. „Wir haben kein Geld mehr und die
anderen aus dem Dorf haben bestimmt auch nichts mehr in ihren Strümpfen. Ich glaube die
Firma wird wieder abziehen und das Tiberium ist noch da, wenn kein Wunder geschieht“
redete sein Vater weiter. Mit diesen Sorgen im Kopf gingen sie nach drinnen und begannen
wieder an dem Programm zu schreiben.

Es wurde bereits Nacht, als Yeremi das neue Programm in den Rechner hoch laden konnte.
Aber dieses mal gab es keinen „Error“ oder etwas ähnliches mit dem sich der Rechner
beklagte. Es schien zu funktionieren. Yeremi war stolz das Programm doch noch gerichtet zu
haben. Er rieb sich müde die Augen und surfte noch ein wenig im Internet. Dort suchte er die
Internetseiten seiner Freunde auf. Nur die Seite von Gregor war nicht aufrufbar. Sogar sein
Server, den er von seinem Vater bekommen hatte, war nicht erreichbar. Yeremi erinnerte sich
an sein Versprechen morgen Nachmittag nach Gregor zu sehen. Yeremi klickte noch auf eine
regionale Newsseite und las dort etwas über die GDI Untersuchungen im Tal. Inzwischen war
es klar, dass es kein Unfall gewesen war. Irgend etwas hatte am Rumpf des BMT
Beschädigungen hinterlassen, die nicht vom Erdboden stammen konnten. Angeblich hatte
man auch einen Verdächtigen. Diese Person wurde bereits unter Arrest gestellt, da man
vermutete, dass die emotionalen Ausbrüche gegenüber Leutnant Conner nicht das einzige
geblieben sind, was er getan hatte. Allerdings gab die Untersuchungsbehörde zu, angesichts
der Verdienste der Person im Tiberiumkrieg Zweifel an seiner Schuld zu haben. Seite 15
Yeremi wusste sofort wer gemeint war. Sie hatten Sam festgenommen. Ausgerechnet Sam. Er
hatte so schwer geschuftet um das Tiberium einzudämmen. Irgendwann in der Nacht ist er tot
müde nach Hause gegangen. Wann wusste Yeremi nicht mehr genau. Jetzt dachte die GDI
also Sam hätte sich an Conner gerächt. Aus welchen Gründen auch immer. Yeremi rieb sich
wieder die Augen und schaltete dann den Computer ab. Er war ziemlich müde von der ganzen
Arbeit an dem Programm. So dauerte es nicht lange bis Yeremi eingeschlafen war.

Die ersten Sonnenstrahlen fielen gerade auf die Farm als Yeremi erwachte. Neben den Vögeln
die im nahen Wald ihr erstes Morgenlied zwitscherten, konnte Yeremi seinen Vater im
Schuppen rumpeln hören. Natürlich war er schon lange wach. Alte Gewohnheiten wie er
sagte. Allerdings fragte sich Yeremi immer wieder warum er seine Gewohnheiten so gerne
auf ihn übertrug und früh morgens immer an Orten arbeitete, die in Yeremis Hörweite lagen.
Wohl wieder eine neue Trainingsmethode. Immerhin konnte er so nie verschlafen. Inzwischen
hatte er einen eigenen Rhythmus gefunden, der ihn eh immer um diese Zeit aufwachen lies.
Yeremi überlegte sich ob er das seinem Vater sagen sollte um ihm davon ab zu halten ihn
immer durch das laute Klappern von Metall auf Metall zu wecken. Aber er verwarf den
Gedanken schnell wieder. Nicht das Mutter mit bekam was Vater da wieder machte. Yeremi
musste diesen Morgen nichts an der Farm helfen. Anscheinend hatte der Rechner tatsächlich
das Programm gefressen und richtete die Kollektoren noch genauer aus. Obwohl man das erst
heute Abend an der Ertragskurve der Stromproduktion sehen würde, fühlte sich Yeremi gut.

Er konnte sich den Jeep ausleihen, da sein Vater heute scheinbar einen Waldlauf machen
wollte um die Kollektoren sportlich zu kontrollieren. Das konnte Yeremi nur recht sein. Er
drehte den Zündschlüssel um und legte den ersten Gang ein. Mit einem Heulen kam der Jeep
ins rollen und fuhr aus der Farm. Yeremis Mutter rief noch etwas von Tomaten einkaufen
hinter ihm her, aber das hörte er bereits nicht mehr. Dummer Weise hatte der Jeep eine Art
Nachrichtenpad und so kam der Einkaufszettel zwei Minuten später aus einem Schlitz im
Armaturenbrett. Yeremi musste grinsen als er sah wofür die militärische Technik des großen
Tiberiumkrieges heute benutzt wurde. Er beschleunigte als er auf die breite Dorfstraße kam
und musste prompt einem der LKWs ausweichen die hier entlang rollten. Ein lautes
dröhnendes Hupen war die Antwort des Fahrers im Lkw. Angesichts der Geldforderungen der
Firma, hob Yeremi lediglich den Arm um dem Fahrer seinen Mittelfinger zu präsentieren,
sollte er in den Rückspiegel schauen.

Heute war kein Markttag und das bedeutete Yeremi musste 10 Kilometer fahren wegen dem
Einkaufszettel. Er musste in den nächste große Stadt fahren. Nicht das ihn das gestört hätte.
Fahren machte ihm Spaß. Sehr sogar. Er verließ das Dorf und kam an dem Titan vorbei. Er
war schon öfters an dem Metallmonster vorbei gefahren, aber er war immer wieder
beeindruckt über die schiere Größe des Läufers der GDI. Die Untersuchungen schienen
abgeschlossen. Zumindest schien es so. Denn die fünf Soldaten bauten gerade die Zelte ab, in
denen sie die letzte Woche gewohnt hatten. Vielleicht war das ein gutes Zeichen und sie
hatten den Beweis gefunden, dass Sam nicht schuld war. Zumindest hoffte Yeremi das. Er gab
abermals Gas um die lange Gerade auszunutzen die ihn zur Hauptstraße führte. Die Fahrt
selbst verlief ereignislos und so verlor sich Yeremi in Gedanken. Sein schlechtes Gewissen
wuchs immer mehr. Warum hatte er sich nicht früher darum gekümmert was mit Gregor los
war. Er würde gleich nach dem Mittagessen zu ihm runter fahren und nach Gregor fragen. Mit
diesen Gedanken passierte er das Ortsschild und bog in die Straße ab an der ein Supermarkt
lag. Am Ende der Straße lag das GDI Gelände des Landkreises. Eine gelbe Flagge mit dem
Adleremblem wies deutlich darauf hin. Es war ein kleiner Außenposten. Das sah man sofort.
Drei niedrige Gebäude und ein Fuhrpark, der aus zwei oder drei Titanen bestand. Natürlich
plus die Standartcrew. So nannte es jedenfalls Yeremis Vater. Er erzählte einmal, dass jeder
Posten eine gewisse Anzahl an BMTs und Einmannläufern besäße.

Seite 16
Yeremi hatte es eilig und so drängte er sich durch den Supermarkt. Einige ältere Leute riefen
ihm Beschimpfungen hinter her, dass es das früher nicht gegeben hätte, aber Yeremi kannte
das Spiel. Er würde das in einigen Jahrzehnten auch sagen. Aber jetzt hatte er nicht die Zeit
diesen Standpunkt gegenüber dem besonders lauten Opa dort hinten zu vertreten. Schon war
er mit seinem Korb an der Kasse und schob seine Kreditkarte ein. „Ich liebe es … keine
geschwätzigen Kassiererinnen mehr“ murmelte Yeremi als er sich Gedanken darüber machte,
was geschehen würde, falls je wieder eine Kassiererin hier sitzen würde und einen Plausch
mit dem Opa von eben halten würde.

Yeremi kam pünktlich zum Mittagessen an. Er hatte sogar den Einkaufszettel richtig
interpretiert und alles eingekauft. Ein Pluspunkt im Familienleben. Das Mittagessen bestand
hauptsächlich aus Soja. Leider mussten sie sparen. Die Bezahlung der Tiberium
Eindämmungsfirma hatte eine Menge Geld gekostet. Alle Bewohner des Tales hatten ihre
Ersparnisse geopfert und nun sollte es nichts gebracht haben. Aber die Stimmung am Esstisch
entsprach nicht dem was Yeremi angesichts dieser Tatsache erwartet hatte. Dann wurde auch
ihm die gute Nachricht mitgeteilt. Kasian hatte den restlichen Betrag bezahlt, den die Firma
gefordert hatte. Nicht ohne murren und meckern, aber er hatte freiwillig das Geld gegeben.
Niemand hatte ihn darum gebeten und überhaupt daran gedacht, dass er etwas mehr als den
normalen Satz bezahlen würde. Jeder Dorfbewohner hatte einen Satz bezahlt. Einen genau
berechneten Prozentsatz der Rechnung.

Nach dem Mittagessen musste Yeremi noch für seinen Vater einige Feineinstellungen an
einer Ertragskurve vornehmen. Das hatte zwar wenig mit programmieren zutun, aber sein
Vater konnte mit dem ganzen Zeug nicht sehr viel anfangen. Er sagte immer, er wäre Soldat
und kein Tech-Freak. Die automatische Antwort von Yeremis Mutter war dann, dass er nun
Farmer sei und endlich vergessen sollte das er einmal bei der GDI war. Das führte regelmäßig
zu einem kleinen Streit, mit jeweils den selben Argumenten und Vorwürfen. Aber heute war
das nicht der Fall. Also schnappte sich Yeremi den Jeep und fuhr zum Dorf hinunter. Er hatte
wenig zutun in letzter Zeit. Es gab Wochen im Frühling, da war er nicht aus den Treibhäusern
gekommen bis es dunkel war. Ihm war das nur recht und inzwischen war er sehr froh darüber,
dass sie die Farm umgerüstet hatten. Es lief nun sehr vieles Automatisch. Es blieb jetzt soviel
Zeit, dass selbst Yeremis Vater öfters frei hatte und sich mit den Ertragskurven beschäftigen
konnte. Aber er schien nicht nur mit den Farmstatistiken zu arbeiten. Manchmal, wenn
Yeremi ihm über die Schulter schaute klickte er schnell irgendwelche Dateien weg, auf denen
ein GDI Logo zu sehen war. Yeremi grübelte darüber allerdings nicht viel nach. Vermutlich
hatte sein Vater immer noch Kontakt zu ein paar alten Kameraden und die schickten ihm ab
und zu Emails. Diese Emails trugen natürlich dann das GDI Logo im Briefkopf.

Yeremi bog um die Ecke im Dorf die zu Gregors Haus führte. Schon von weitem leuchtete
das Weiß in der Sonne. Es war ein heißer Sommer und die Sonne brannte sich in das Tal.
Staub wirbelte auf, als der Jeep abbremste und vor dem Tor zum Stillstand kam. Yeremi
sprang aus dem Jeep und ging zum Tor. Er drückte auf den roten Knopf der offensichtlich die
Klingel war. Zuerst rührte sich nichts im Haus, doch dann sprang der Videobildschirm neben
dem Knopf an und Kasians Gesicht war zu sehen. „Ja?“ fragte es etwas blechern aus dem
Lautsprecher. „Hallo Kasian. Ich bin’s Yeremi. Ist Gregor zuhause?“ begann Yeremi.

„Gregor? Hat er dich nichts erzählt?“ fragte Kasian. „Äh nein was denn.“ antwortete Yeremi
überrascht. „Nun er ist auf ein Internat gegangen. Komisch, komisch das er dir davon nichts
gesagt hat. So was…“ sagte Kasian. Im Hintergrund hörte man eine andere Stimme. Sie klang
irgendwie mechanisch, sie schien nach Kasian zu rufen. „Oh ein Anruf für mich. Machs gut
Yeremi.“ Beendete Kasian abrupt das Gespräch und der Videobildschirm erlosch.

Lange stand Yeremi verstört am Tor und versuchte zu verstehen, warum Gregor ihm nichts
davon erzählt hatte. Irgendwie konnte Yeremi das nicht glauben. Sollte Gregor gar nicht sein
Freund gewesen sein? Nein es konnte nicht so sein. Aber er war nicht mehr hier. Yeremi Seite 17
drehte sich langsam von dem großen Tor weg. Er stieg in den Jeep und fuhr den Weg weiter.
Normalerweise hätte er drehen müssen um nach Hause zu kommen, aber ihm war nicht
gerade danach jetzt nach Hause zu fahren. So folgte er dem Weg, der zu Gregors Haus führte,
weiter. Er führte in den Wald. Der Jeep hatte eine stattliche Steigung zu meistern. Aber GDIProduktion war robust und so kam der Jeep mit einigen Jaulen den Hang hinauf. Yeremi
stoppte den Wagen als er unter sich die Lichter des Hauses sah, in dem bis vor einiger Zeit
Gregor gewohnt hatte. Yeremi schaute nach unten. Er konnte es nicht glauben und irgendwie
war er wie gelähmt von der Tatsache, dass Gregor weg war. Er setzte sich auf die Motorhaube
und schaute auf das weiße Haus mit all seinen Statuen im Garten und dem künstlich
angelegten Garten. Es musste ein Vermögen gekostet haben dieses Garten anlegen zu lassen.
Aber scheinbar hatten die Gärtner noch nicht ihre volle Summe bekommen. Dort im hinteren
Teil des Gartens gab es ein großes Erdloch. Nun kein richtiges Loch. Mehr eine Mulde die
mit aufgewühlter Erde gefüllt war. Yeremi schaute in die Abendsonne und grübelte was wohl
in Gregor gefahren war. Er war nun schon den ganzen Nachmittag hier oben, aber er wollte
nicht nach Hause und so starrte er weiterhin ins Tal hinab. Dies war eine gute Stelle. Nicht so
gut wie der Felsen, aber man sah das Tal einmal aus einer ganz anderen Perspektive. Alles
war größer als beim Felsen und man sah mehr Details. Yeremi strecke sich auf der
Motorhaube aus und schaute in den Himmel. So verging die Zeit. Yeremi schaute dem Tag
zu, wie er zu Neige ging und die ersten Sterne am Himmel erschienen. Yeremi wurde müde,
doch er konnte sich nicht aufraffen nach Hause zu fahren. Er wollte einfach nur verstehen
warum Gregor so gehandelt hatte. Yeremi erwachte aus seinen Gedanken als er ein lautes
Knirschen im Tal hörte. Kurz aber laut. Er stützte und schaute auf die Uhr. Hatte die
Eindämmungsfirma nicht schon mit den Arbeiten fertig sein müssen. Es gab so etwas wie
eine Klausel „Nachtruhe“ im Vertrag.

Yeremi erhob sich und schaute in das Tal Richtung Süden. Dort waren tatsächlich bis auf
einige Warnleuchten alle Lichter erloschen und es war kein Arbeitsgerät zu sehen. Dann sah
Yeremi aus den Augenwinkeln im Garten von Gregor eine Bewegung. Er drehte den Kopf
und schaute in den Garten. Rötliches Licht schien aus einer Kellertür in den Hintergarten. Ein
Mann stand in der Tür und nach den Umrissen zu vermuten war es Kasian. Aber das war nicht
die Bewegung gewesen, die er gesehen hatte. Er sprang auf und holte aus dem Jeep das
Fernglas seines Vaters.

Ein surren kündigte den Autozoom an und Yeremi konnte erkennen, dass tatsächlich Kasian
in der Tür stand. Aber er war anders gekleidet als sonst. Er trug eine nachtschwarze Uniform.
Das rote Licht aus dem Haus umriss seine Gestalt seltsam und verlieh ihm eine Aura der
Autorität. Im Garten bewegte sich wieder etwas und erst jetzt sah Yeremi wirklich, was sich
dort bewegte. Eine Art BMT kam aus dem Loch, das er am Nachmittag bewundert hatte. Das
Fahrzeug sah ungewöhnlich aus. Es war mit großen Bohrern besetzt. Das Fahrzeug hatte sich
direkt aus dem Erdreich gegraben. Ohne jegliche Probleme. Yeremi versuchte noch näher
heran zu kommen, aber der Zoom protestierte mit einem leisen knirschen, also beließ es
Yeremi bei dieser Auflösung.

Er beobachtete wie Kasian mit militärischem Schritt auf das Fahrzeug zu ging und sich dort
aufbaute. Die Luke des Fahrzeugs flog auf und ein stämmiger Mann sprang nach draußen.
Beide begrüßten sich kurz, dann winkte der stämmige Mann, der ebenfalls diese schwarze
Uniform trug nach einem weiteren Mann. Alle bewegten sich sehr präzise. Es schienen
Soldaten zu sein.

Kurze Zeit später trugen zwei der Soldaten flankiert von Kasian einen Behälter aus dem Haus.
Der Behälter schien aus einem transparenten Material zu sein. Aber er war etwa einen Meter
lang und fast einen halben Meter breit. Yeremi konnte nicht genau erkennen was es war, aber
es schimmerte matt im Mondlicht, bevor sie es in das Fahrzeug luden. Yeremi verstand nicht
ganz was dort unten geschah, aber er hatte das Gefühl seinem Vater davon erzählen zu
müssen. Er blieb noch einige Zeit und beobachtete den Garten, doch kaum war das Fahrzeug Seite 18
in der Erde verschwunden, da war auch Kasian nach drinnen gegangen. So packte Yeremi das
Fernglas weg und stieg in den Jeep. Er nahm einen Umweg um nicht am Haus vorbei fahren
zu müssen, aber schließlich kam er daheim an. Sein Vater saß auf einem Lehnstuhl vor der
Tür.

Er schien auf Yeremi zu warten.
5
Noch am letzten Abend hatte es einige Überraschungen gegeben. Nicht nur die Geschichte
von Yeremi war beunruhigend. Vor allem angesichts dessen, dass er noch nie Drogen
genommen hatte und nie eine Lüge erfand wenn er zu spät kam. Yeremis Vater hatte auch
einiges zu berichten. Er war in den Dienst zurück beordert worden. Abermals waren seine
Spezialkenntnisse in Bezug auf die Bruderschaft gefragt. Yeremis Mutter war überhaupt nicht
begeistert gewesen als sie all dies erfuhr.

Auch Yeremis Vater wusste nichts mit dem anzufangen was Yeremi da gesehen hatte. „Und
du bist dir ganz sicher, dass das Fahrzeug direkt aus der Erde kam?“ hakte er abermals nach.
„Aber ja doch. Es kam direkt aus der Erde hoch geschossen. Irgendwie hat es sich gegraben“
beteuerte Yeremi. „Hmmm …“ machte sein Vater und kratzte sich den 3-tage Bart. „Ich muss
in den nächsten Tagen nach Sarajevo. Sie wollen mich im Tempel von NOD haben. Sie haben
nicht mehr viele, die ihn damals gesehen haben, bevor er zusammen geschossen wurde. Es
geht um irgendwelche Mosaike. Ich habe sie damals durch mein Fernglas gesehen. Sie waren
an einem Eingangstor angebracht. Vermutlich wollen sie, dass ich sie helfe zusammen zu
setzen“ berichtete er. „Das können sie doch auch machen, in dem sie dir Bilder davon
schicken oder?“ begann Yeremis Mutter an zu setzen, aber er hob nur die Hand und meinte:
„Befehl ist Befehl. Sie haben mich einfach eingezogen. Sie haben gar nicht erst gefragt.“
Yeremis Mutter murmelte irgend einen GDI-feindlichen Spruch in sich und erntete dafür
einen giftigen Blick. Um von diesem Thema abzulenken, begann Yeremi ein wenig über die
Eindämmungsfirma zu plaudern, doch sein Vater schien irgendwie abwesend. Plötzlich
schaute er auf und sagte: „Sohn! Heute Abend besuchen wir Kasian. Ich wollte mich eh für
seine Spenden bedanken. Vielleicht finden wir heraus, was das für ein Spielzeug ist, das er da
im Garten graben lässt.“

Damit war es also klar. Yeremi würde eine neue Gelegenheit bekommen nach zu forschen,
warum Gregor einfach verschwunden war. Der Tag verging sehr langsam. Es gab nicht viel
zutun und so setzte sich Yeremi vor den Fernseher und schaute CNN – Deutschland.
Hauptthema heute: Tiberium und seine neuste Version.

Schon länger hatte es Gerüchte gegeben, dass es eine neue Version des grünen Tiberiums gab.
Nun war es also sicher. Eine Forschertruppe hatte ein Feld mit blauem Tiberium gefunden.
Noch gefährlicher als sein kleiner Bruder. Aber das schlimme war nicht das blaue Tiberium
an sich, dass kannte man schon länger. Es war ein großer Kristall, der das blaue Tiberium
nachwachsen lies, der so sensationell war. Während die Reporterin in ihrem heile-welt Look
versuchte die Ergebnisse des Forscherteams zu interpretieren schaltete Yeremi um. Ihm war
nach leichter Kost und so sah er sich einen alten Zeichentrick an. Nicht gerade das passende
für Einen, der im Herbst volljährig wurde, aber man konnte es anschauen ohne dauernd an die
Zukunft denken zu müssen. Mit der Zukunft stand es sowie schlecht genug, da musste man
nicht noch darüber nachdenken.. Jedenfalls bemerkte das Yeremi wieder einmal, als er die
regionale Newsseite aufrief. Dort wurde von neuen Tiberiumfeldern berichtet die nicht
einzudämmen waren. Der gesamte Landkreis schien in nächster Zeit verseucht zu werden.
Aber niemand wusste wie das Tiberium es in diese Gegend geschafft hatte. Bis zu Beginn des
Jahres hatte sich der Landkreis noch mit dem Titel: „Tiberiumfreie Zone“ schmücken können.
Nun war das auch dahin. Im Tal war zum Glück die Gefahr gebannt. Fragte sich nur für wie
lange. Aber wieder und wieder nagte Yeremi die Frage im Hinterkopf, wie das Tiberium zu Seite 19
ihnen ins Tal gekommen war. Natürlich kann man sich vorstellen, das ein Lkw ein paar
Kristalle in den Kreis gebracht hatten und die nun dort wuchsen, aber wie in aller Welt kam
Tiberium in die letzte Ecke des Tales. Dort fuhren keine Fahrzeuge herum, die vorher durch
Tiberiumgebiete gefahren waren und die Kühe dort hatten auch selten die Angewohnheit
Tiberium an ihren Hufen zu haben.

Yeremi verfluchte Gregor. Wieder war er an einem Punkt, an dem er nicht weiter kam. Wurde
es Gregor zu langweilig hier? Jetzt da der Lehrer in Urlaub war und man alle Zeit der Welt
hatte? Yeremi verstand das nicht. Schon gar nicht, da Gregor nicht gerade ein sehr
begeisterter Schüler war. „Gregor in einem Internat?“ murmelte Yeremi und schüttelte den
Kopf. Irgend etwas stimmte da nicht, soviel war sicher und Yeremi hatte vor Kasian heute
Abend ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Mit diesen Gedanken stand Yeremi von seinem
Schreibtisch auf und ging an die frische Luft. Dort kam ihm Sam entgegen. Er sah wesentlich
besser aus, als beim letzten Mal als sie sich getroffen hatte. Die Wunde von dem Blitz war zu
einer langen roten Linie geworden die sich über seine Gesichtshälfte den Hals entlang zog,
um dort im Hemd zu verschwinden. „Hallo Yeremi“ begrüßte Sam ihn lächelnd. Während er
lächelte zog sich sein Narbengeflecht im Gesicht zusammen und gab ihm noch ein
seltsameres Aussehen als er sowieso schon hatte. Plötzlich stand Yeremis Vater neben Sam.
Er war aus einem der Schuppen gekommen. „Sam wird Euch ein wenig zur Hand gehen,
während ich in Sarajevo bin“ berichtete er. „Ah freut mich Sam“ sagte Yeremi. „Er kommt
heute Abend auch mit zu Kasian“ begann Yeremis Vater, „Er findet das Ganze auch seltsam
und wir GDIs haben halt doch ein gesundes Maß an Misstrauen.“ Er grinste zu Sam und
dieser lächelte ebenfalls. „Du warst in U-Haft stimmt‘s?“ fragte Yeremi. Sam nickte nur und
sagte dann: „Ja, aber sie haben dann doch gemerkt dass ich es nicht war. Jetzt gehen sie von
einem Anschlag einer Terrorgruppe aus. Irgendetwas soll im Boden gewesen sein und den
BMT von Conner umgeworfen haben. Daher interessiere ich mich so sehr für Kasian, seit
dem dein Vater mir das erzählt hat.“

Im Gespräch mit Sam verging der Nachmittag schnell. Sam und Yeremi verstanden sich
prächtig. Es gab nicht mehr viel zutun seit die Farm automatisiert worden war, aber einige
Sachen mussten Sam noch gezeigt werden. „Und was ist das, Nick?“ fragte Sam Yeremis
Vater. „Das sind die Ventile für die Bewässerung. Stellt den Druck niedriger ein falls das
Wasser knapper wird. Aber ich denke es wird Zeit. Den Rest erklärt dir Yeremi morgen. Ich
habe vorhin einen Brief bekommen. Morgen holt mich ein Jeep ab und bringt mich zum
nächsten Heliport. Sie haben es wohl eilig.“ sagte Nick.

Sie machten sich ein wenig fein und zogen einige bessere Kleider an um ordentlich
auszusehen. „Wir besuchen Kasian und wollen uns für seine großherzige Spende bedanken.
Und nach deiner Geschichte möchte ich auch einmal das Haus von innen sehen“ erklärte
Yeremis Vater was er vor hatte.

Sie fuhren gemächlich mit dem Jeep ins Tal. Inzwischen war die Dämmerung über das Tal
gekommen und die Scheinwerfer des Jeeps waren bereits eingeschaltet. Einige Dorfbewohner
winkten ihnen zu als sie durch das Dorf fuhren. Aber sie waren schnell hindurch und auf der
Straße die zu Kasians Haus führte. Der Jeep stoppte vor dem Haus. Als die Drei vor dem Tor
standen sahen sie eine Mannschaft Gärtner in den Anlagen um das Haus herum wuseln. Es
musste ein Vermögen kosten so viele Angestellte zu beschäftigen. Einige polierten die
Statuen aus Marmor im Garten und verliehen ihnen einen hübschen Glanz in der
untergehenden Sonne, welche mit den letzten Strahlen ein rötliches Ambiente schufen. Sam
drückte auf dem Knopf und der Videobildschirm erwachte nach einigen Sekunden zum
Leben. „Ja bitte?“ hörte man die Stimme von Kasian blechern aus dem Lautsprecher quäken.
Auf dem Videobildschirm war nur eine dunkle Körpermasse zu sehen. Es schien als sei die
Kamera gerade nicht richtig ausgerichtet. „Nabend Kasian. Wir wollten dich mal besuchen
und unseren Dank für die Spende ausdrücken.“ sagte Nick in Richtung des Videobilds. „Ah Seite 20
fein., fein. Wartet einen Moment“ sagte Kasian und mit einem Surren öffnete sich das Tor.
Die beiden Flügel schwangen auf und ließen die Drei ein. Yeremis Vater voran gingen sie wie
eine Speerspitze über den Kiesweg zum Eingang. Der Rasen war perfekt geschnitten. Die
Statuen glänzten matt, vor allem jene, die das Personal gerade geputzt hatten. Es fehlte nur
noch, dass einer der Angestellten die Blütenblätter der Rosen bügelte, dachte Yeremi
beiläufig. Aber er konnte keinen solchen Angestellten erblicken. Sie blieben bei den normalen
Tätigkeiten eines Gärtners.

Kasian stand am Eingang zwischen den zwei mächtigen Säulen die das Dach zu stützen
schienen. Aber Yeremi wusste, dass war alles nur Schmuck. Kasian trug einen schwarzen
Anzug der perfekt auf seine etwas anderen Proportionen zugeschnitten schien. „Ah
willkommen meine Freunde. Oh sogar Yeremi ist dabei. Ich soll dir schöne Grüße von Gregor
ausrichten. Er will bald vorbei kommen und dich besuchen.“ begrüßte sie Kasian. In Yeremis
Hals bildete sich ein Klos. Aber er antwortete höflich: „Ah das ist ja schön“ und lächelte
gezwungen. Kasian drehte sich zur Tür und neigte leicht den Oberkörper und winkte
einladend mit der Hand. Die Drei gingen durch die Tür in die Empfangshalle. Eine große
Statue dominierte den Raum. Sie war zentral in der Mitte aufgestellt und wurde von einer
Platte aus schwarzen Gestein getragen. Die Figur war abstrakt dargestellt. Eine Art göttliches
Wesen. Yeremi versuchte Details zu erkennen, aber die Skulptur war so angelegt, dass man in
diesem Licht wenig erkennen konnte. Alle Drei bestaunten einige Sekunden die mächtige
Skulptur, dann brach Kasians Stimme durch die Stille, die in der Eingangshalle herrschte.
„Nun ich sammle afrikanische Skulpturen. Diese hat mich ungemein beeindruckt. Ich habe sie
schon vor unserem Umzug besessen und sie extra einfliegen lassen.“ erzählte Kasian.
„Beeindruckend,“ sagte Sam, „Ich war damals in Afrika stationiert. Aber so etwas habe ich
dort nicht gesehen. Wo genau kommt das her?“

Kasian schien die Frage nicht zu gefallen, dennoch beantwortete er die Frage: „Das weiß
keiner so genau. Aber ich habe sie aus der Nähe von Kairo. Dort soll sie lange Zeit gestanden
haben. Aber keiner wollte sagen wer oder was die Statue darstellt.“ Yeremis Vater betrachtete
immer noch die Statue und meinte dann: „Hmm irgendwie kommt der Kerl mir bekannt vor.“
Kasian lachte leise und meinte:“ Ja das Gefühl habe ich auch immer wieder. Ich vermute der
Künstler hat das Gesicht so angelegt, dass man immer glaub jemanden wieder zu erkennen.“
„Wäre möglich“ meinte Sam. „Ach aber wenn ihr schon solch ein Interesse an Kunst besitzt
zeige ich Euch jetzt etwas noch schöneres. Ihr müsst wissen, ich habe selten Besuch mit dem
ich meine Leidenschaft für die Kunst teilen kann“ hörten die Drei Kasian sagen, der schon in
eine Tür ab getaucht war. Sie folgten ihm einige Stufen nach unten. Es schien als ob dies ein
Kellergewölbe war. Alles war in mattes Licht getaucht. „Schaut Euch das an!“ rief Kasian
laut aus. „Statuen und eine Steintafel aus Kairo. Keiner konnte mir sagen was es ist. Diese
Schrift scheint niemand zu kennen.“ Mit weit geöffneten Mund starrten die Drei in das
Kellergewölbe. Überall gab es kleine Nischen die mit einer marmorn Statue bestückt war, die
dezent beleuchtet wurde. Viele zeigten die selbe Person die sie in der Eingangshalle gesehen
hatten. Aber im Mittelpunkt des Gewölbes stand eine Schrifttafel. Sie wurde von jeder Seite
durch rote Strahler erhellt. Es schien als ob nur so die Schrift auf dem schwarzen Stein
sichtbar würde. „Mein teuerstes Stück!“ rief Kasian aus und deutete begeistert auf die Tafel
aus Stein. „Es kommt aus dem Iran, Irak oder Israel. Keiner kann das genau sagen. Aber dies
ist die Schrift, die keiner kennt“ berichtete Kasian begeistert und kicherte leise. Die Drei
waren immer noch überwältigt von den Kunstschätzen die sich in ihrem Tal befanden, ohne
dass irgendjemand davon wusste.

„Ach ich denke das Essen sollte fertig sein. Wenn ihr mir bitte folgen wollt“ riss Kasian sie
aus ihrem Staunen. „Das Essen?“ fragte Yeremi überrascht. „Aber, aber Yeremi, du bist doch
schon öfters hier gewesen. Kein Gast geht hier ohne eine Kleinigkeit gegessen zu haben“
sagte Kasian mit einem breiten Lächeln.

Seite 21

Sie gingen wieder die Stufen in die Eingangshalle hinauf. Kasian führte sie auf die andere
Seite der Halle und öffnete eine Türe. Das edle Holz der Türe schwang zur Seite ohne ein
Knarren. Dahinter befand sich ein großer Raum mit einem langen Tisch. Der Tisch war für
vier Personen gedeckt. Kerzen brannten auf dem Tisch in silbernen Ständern. Sam schüttelte
den Kopf. Yeremi wusste was er dachte. Welch eine Verschwendung an Geld. Er war ja
schon einige Male hier gewesen, aber er hatte sich eben eingestehen müssen, dass er fast
immer durch den Seiteneingang gekommen war und noch nie das Haus ganz gesehen hatte.
Jetzt kam es ihm so vor, als ob Gregor ihn immer um all die Kunstschätze und viele Räume
herum gelotst hatte. Im Grunde kannte er vor allem das Zimmer von Gregor und sonst nur den
Eingang und die Treppe. Das brachte Yeremi weiter ins Grübeln während sie sich setzten.
Ein Butler, den Yeremi noch nie hier gesehen hatte, brachte ihnen ein delikates Abendessen.
Yeremi betrachtete den Butler etwas genauer, konnte aber an ihm nicht die Würde und
Ausstrahlung erkennen, die man aus dem Fernsehen von seinen Kollegen her kannte. Er
wirkte mehr wie ein stämmiger Ochse. Breite Schultern, Hände groß wie Teller erschien er
nicht gerade der perfekte Butler. Von seinem Anzug ganz zu schweigen. Dieser schien ihm
überhaupt nicht zu passen, aber dann lenkte Yeremi sein Interesse mehr auf das vorzügliche
Essen. Selten bekam man heut zu Tage noch ein Stück Lamm zu sehen. Ganz zu schweigen
von einem ganzen Tablett.

Alle Drei griffen mächtig zu und das schien Kasian zu gefallen, der die ganze Zeit seltsame
Witze riss und aus seinem Leben in Afrika erzählte ohne wirklich irgend etwas preis zu
geben. Jedenfalls kam das Yeremi so vor. Inzwischen erkannte er auch, dass Gregor ihm nie
etwas von Afrika erzählt hatte. Ein paar Geschichten über das Land vielleicht, aber nie etwas
genaues. „Was haben sie dort unten gemacht Kasian“ fragte Yeremi daher. Die schien Kasian
etwas aus der Fassung zu bringen. Er hörte einen Moment auf zu kauen bevor er den ganzen
Brocken mit sichtlicher Mühe herunter schluckte. „Ach ich war Händler in Kairo und den
umliegenden Gebieten. Ich habe mit Rohstoffen gehandelt“ begann Kasian dann. „Auch mit
Tiberium?“ hakte Sam nach. „Ja gewiss, als es noch selten war, rissen sich ja alle darum. Es
war so wertvoll wie eine Erdölquelle wenn man ein Feld entdeckt hatte“ sagte Kasian. „Und
dann kam NOD und sie mussten fliehen“ stellte Yeremis Vater fest. „Ja so in der Art war es.
Nicht sofort, aber als es in Kairo so schlimm wurde, da ging ich nach Europa. Wir waren
zuerst in Jugoslawien, aber dort war es auch nicht besser. Dann hat mir ein Freund von dieser
Region erzählt. Ich konnte nicht widerstehen“ erzählte Kasian. „Und ihre Frau?“ fragte Sam,
„ich habe sie noch nie gesehen. Aber im Dorf sagt man sie wären verheiratet.“ Kasian schaute
finster ins Leere und antwortete dann. „Sie wurde in Kairo getötet. Die GDI versuchte mit
ihren Orcas eine vermeintliche Stellung von NOD in einem Vorort auszuräuchern. Wir waren
dort….“ Kasians Stimme stockte. „Das tut mir leid“ sagte Sam.

Yeremis Vater schaute auf und sagte. „Ich denke es ist Zeit zu gehen. Ich danke ihnen für die
Gastfreundschaft, aber meine Frau wird uns sicher schon vermissen.“ „Aber natürlich, wir
wollen die Gute doch nicht in Sorge lassen“ antwortete Kasian wieder in seinem gewohnt
überzogen höflichen Tonfall. Er zerknüllte bedächtig seine Serviette und stand dann auf. Er
führte seine Gäste zum Eingang zurück und öffnete die Tür. „Ich hoffe wir sehen uns einmal
wieder“ sagte er lächelnd und verneigte sich leicht. „Warum nicht“ sagte Sam, „wenn Gregor
wieder zurück ist, wird er sicherlich wollen das Yeremi ihn besucht. Das wäre doch eine gute
Gelegenheit.“

„Ah ja sicher, sicher. Ich werde es ihm sagen“ sagte Kasian. Sie bedankten sich nochmals und
gingen dann auf das Tor zu, dass sich schon vor ihnen öffnete.
Es war ein eindrucksvoller Abend gewesen und alle Drei hingen ihren Gedanken nach. So
fuhren sie schweigend zurück zur Farm. Sam bekam das Gästebett zugewiesen. Yeremis
Mutter führte im Haus ein eisernes Regime wie Yeremi immer sagte und so war alles schon
vorbereitet als sie ankamen. Keiner hatte das verlangen sich groß über das Erlebte zu
unterhalten und so ging alles ins Bett.

Seite 22
6
Yeremi erwachte früh am Morgen. Ein Wagen war draußen vorgefahren. Yeremi verfluchte
sein offenes Fenster. Er hörte noch wie sein Vater mit jemandem redete. Jemand begrüßte ihn
mit seinem Vornamen. „Morgen Nick. Als ich hörte, da du wieder im Dienst bist, musste ich
dich einfach abholen.“ Sein Vater antwortete: „Ich wollte schon immer mal von einem so
ranghohen Soldaten gefahren werden.“ Beide lachten und man hörte die Türen zuschlagen,
dann fuhr der Wagen ab. Also war sein Vater nun auf dem Weg nach Sarajevo. Er würde noch
einmal den Tempel von NOD sehen. Und zwar aus der Nähe. Mit diesen Gedanken drehte
sich Yeremi wieder um und schlief noch einmal ein.

Nick stand nach einer Stunden Fahrt auf dem Militärflughafen und sah den Orca landen, der
ihn nach Sarajevo bringen sollte. Er grinste begeistert. Er war lange nicht dabei gewesen und
so gab es jetzt viel zu lernen für ihn. Es war auf jeden Fall eine große Abwechslung zum
Leben auf der Farm. Es kam ihm wie ein kleiner Urlaub vor. Sein alter Kamerad, der ihn
abgeholt hatte, war wieder verschwunden. Er hatte noch anderes zutun. Irgend eine
Terrorgruppe. Vielleicht eine Splittergruppe der alten NOD Organisation. Die Terrorgruppe
machte die Region Deutschland Mitte unsicher. Auch der Unfall im Tal soll so ein Anschlag
gewesen sein.

Der Wind wurde stärker und wehte Nick ins Gesicht. Aber er genoss das. Zu lange war es her,
gestand er sich ein. Irgendwie hatte er ein wenig Angst davor mit diesen Orcas zu fliegen. Er
kannte noch die Geschwindigkeit der alten Orca-Jäger, aber diese Dinger waren neue Serien
und um einiges schneller. Einer der Piloten kam geduckt auf ihn zu und salutierte. „Sir? Privat
Tsung. Sie haben einen Trip nach Sarajevo gebucht?“ „So könnte man es sagen“ antwortete
Nick und versuchte den Lärm des Orcas zu übertönen. „Na dann rein mit ihnen. Wir starten
sofort wieder“ sagte Tsung und nahm die Tasche von Nick. Sie liefen geduckt auf den Orca
zu um dem enormen Luftzug wieder stehen zu können und stiegen ein.

Als sich der Orca hob, hatte Nick ein komisches Gefühl im Magen. Ob es am Abheben des
Helikopters lag oder daran, dass er bald den Tempel von NOD wieder sehen würde, wusste er
nicht. Er schaute aus dem Fenster und nach einiger Zeit sah er unter sich ein Tal, dass so
aussah wie ihr Tal. Aber es war vollkommen von Tiberium überwuchert und einige
Erntemaschinen einer GDI Raffinerie pflügten durch das Tal. In der Mittagssonne leuchtete
das Tal in einem grünem Licht, das von einer anderen Welt zu stammen schien.

Nick schüttelte den Kopf und kratzte sich unbewusst an seiner Hand, an der er einige Narben von
Tiberium davon getragen hatte. Sie waren schon lange verheilt, aber immer noch waren die
Erinnerungen frisch und während der Orca mit hämmerten Motoren seinem Ziel entgegen
flog, verlor sich Nick in seinen Gedanken. Er war wieder im Jahre 1995. Das hämmern des
Orcas wurde zum Hämmern eines Maschinengewehrs in seiner Hand. Er stand in mitten eines
Tiberiumfeldes und mit ihm seine Kameraden. Sie waren in einen Hinterhalt geraten. Von den
Hügeln rechts schoss ein Geschütz auf sie. Eindeutig ein Panzerabwehrgeschützt. Ihr Glück.
Eine Artillerie hätte sie schon längst erledigt. Zur Linken gab es nur eine hohe Steilklippe.
Vor ihnen endete das Feld. Aber kurz hinter dem Feld lagen Schützengräben. Diese waren mit
NOD Soldaten nur so vollgestopft. Von dort wurden ihnen andauernd Liebesgrüße in Form
von Blei und Feuer geschickt. Als ob es nicht genug war, dass die Schweinehunde dort ein
Stand-MG hatten, nein sie hatten auch noch einen Flammenwerfer.

Beides setzten sie äußerst geschickt ein. Sie hatten sich mitten im Feld hinwerfen müssen. Zum Glück hatte er Mann
hinter dem Flammenwerfer zu hoch gezielt und so gingen die Flammen über sie hinweg und
versenkten ihnen nur die Uniform. Abermals mussten sie sich hinwerfen. Nick spürte wie sich
das Tiberium durch seine Handschuhe fraß und seine Haut angriff. Er fluchte laut und suchte Seite 23
nach einem Ausweg. Das Geschütz auf dem Hügel hatte auf gehört zu schießen. Sie mussten
wohl nach laden.

Er hob die Hand und gab seinen Leuten den Befehl den Hügel zu stürmen. Das würde Blutig
werden, dass wusste Nick, aber besser als hier im Feld langsam vergiftet zu werden. Wie auf
Kommando kam in diesem Augenblick wieder ein Flammenstoß von den Gräben herüber und
einer von Nicks Männern sprang schreiend auf. Er brannte lichter loh. Nick schaute weg und
hörte nur das Stand-MG hämmern. Er wusste worauf die Noddies gezielt hatte. Sofort
nachdem das MG aufgehört hatte zu schießen, stand er auf und rief seinen Leuten zu, sie
sollten ihm folgen. Sie stürmten den Hügel. Die Mannschaft des Geschütztes war nicht allein.
Dort oben gab es auch Gräben, aber diese waren schwächer besetzt. Nick riss eine
Handgranate von seinem Gürtel und war diese in ein Schützenloch, dass von Sandsäcken
umgeben war. Die Antwort war ein lautes Krachen und ein schreiender Soldat, der soeben
mehr als nur ein Körperteil verloren hatte.

Einer von Nicks Jungs sprang in das Loch und beendete das schreien des Mannes. Das
Krachen der Handgranate hatte die restlichen Noddis auf Nick fixiert. Ihm schlugen einige
Salven eines Sturmgewehrs um die Ohren, so dass er sich in den Matsch werfen musste.
Irgendwo rechts von ihm hörte er einen seiner Leute aufschreien. Es lief nicht gut, aber das
Krachen und die kurzen Detonationen danach machten Nick Hoffnung. Das Geschütz hatte
seinen Grenadieren keinen Widerstand leisten können. Blieb noch der Graben vor ihnen. Dort
hatten sich drei Mann mit Sturmgewehren festgesetzt. Aber sie hatten keine Granaten wie es
schien.

Nick griff an seinen Gürtel und warf abermals eine Handgranate. Eine Detonation und eine
spritzende Fontäne Dreck aus dem Graben bestätigten Nicks Treffsicherheit. Eines der
Sturmgewehre war verstummt. Auch die anderen Gewehre verstummten und plötzlich zerrte
etwas an Nick.

Er schreckte hoch und bemerkte, dass er geschlafen hatte. Er war wieder im Orca und dieser
war bereits gelandet. „Guten Morgen, Sir“ sagte der andere Pilot grinsend. Er hatte Nick ein
wenig geschüttelt um ihn zu wecken. „Willkommen in Sarajevo.“
7
Yeremi drehte sich gerade zum dritten Mal im Bett um, als er plötzlich aus dem Bett rutschte
und auf den Boden krachte. Mit einem lauten Schrei öffnete er die Augen und starrte in das
breit grinsende Gesicht von Sam. „Raus aus dem Federn. Was glaubst du wo du bist? Im
Urlaub?“

Yeremi hatte plötzlich die Befürchtung, dass Sam noch schlimmer sei als sein Vater. Wo war
das angenehme Klappern im Schuppen? Leise fluchend stand Yeremi auf und ging ins Bad.
Sam hörte gerade Yeremis Mutter zu, die gerade ihren Standpunkt in Bezug auf das Wecken
klar zu stellen versuchte. Yeremi war bereits wach ohne das kalte Wasser, dass er sonst immer
brauchte, aber die war nicht gerade ein Vorteil wie er fand. Sein Hinterteil stimmte dem zu
während es im Einklang mit seinem Rückgrad gegen solche Weckaktionen wild protestierte.
Als er sich dann mit einem Stöhnen an den Frühstückstisch setzte, war die Diskussion beendet
und Yeremi konnte nur hoffen in Zukunft sanfter geweckt zu werden. Aber nun begann Sam
ein Gespräch über Kasians Haus und all die Kunstgegenstände im Keller. Yeremis Mutter
hörte dem nur gerne zu. Das war ihr Futter für den Markt. Man konnte nicht ohne Neuigkeit
zum Markt gehen. Jedenfalls erschien das Yeremi manchmal so.

Sam hatte eine Menge Arbeit gefunden, dafür das die Farm automatisiert worden war. Das
gefiel Yeremi nicht gerade. Aber immerhin konnte er so ein wenig mehr über Sam erfahren.
Gleich nach dem Frühstück brachen sie zu einer Kontrollfahrt der äußeren Kollektoren auf.
Während der Fahrt bot sich die beste Gelegenheit Sam ein wenig auszufragen. Seite 24
„Du warst auch im Krieg oder?“ begann Yeremi. „Natürlich, ich denke das weiß das ganze
Dorf.“ antwortete Sam. „Woher hast du all diese Narben?“ bohrte Yeremi ein wenig. Sam
schwieg einige Zeit und Yeremi dachte schon, er wäre zu weit gegangen, als Sam antwortete.
„Wir waren ein Aufklärungsteam. Der Krieg stand kurz vor seinem Ausbruch und in New
York gingen gerade ein paar wichtige Gebäude in die Luft. Unser Auftrag war es ein Gebiet
in Nord-Israel zu erkunden. Es wurde behauptet dort wäre ein Trainingslager der
Terrorgruppe NOD.“ Sam schwieg einige Zeit und sie kamen am ersten Kollektor an, als sie
ausgestiegen waren, setzte Sam seine Geschichte fort. „Wir starteten von einem
Flugzeugträger im Mittelmeer. Es war kein offizieller Einsatz. Die GDI führte keine Einsätze
gegen irgendwelche Terroristen. Das kam erst einen Monat später. Wir sollten aber versuchen
zu erkunden was dort ablief. Das Gebiet erkunden hieß im Klartext: Truppenstärke erkunden,
wichtige Gebäude ausfindig machen und vermutliche Anführer bei Entdeckung eliminieren.“
Sam ächzte als er einen Metallfuß des Kollektors etwas besser ausrichtete, dann fuhr er fort.
„Wir sprangen aus einem Helikopter ab. Das heißt keine Fallschirme, sondern an einem Seil
ablassen und die letzten Meter springen. Da war kein Problem für uns, wir waren die Besten
und wir wussten, dass wir einen Krieg vorbereiteten. Solche Aufklärungen bedeuteten immer
einen Militärschlag.“ Sam wischte sich die öligen Hände an einem Lappen ab und schaute ins
Tal bevor er sich in Gras setzte und fortfuhr. „Wir hätten das Lager fast übersehen. Es war in
einem kleinem Bergtal in den Golanhöhen versteckt. Wir waren schon eine Woche unterwegs
gewesen und hatten nur kleine Bergdörfer entdeckt. Aber dieses Tal war anders. Zuerst sahen
wir gar nichts. Wir wollten gerade weiter gehen, da leuchtete kurz ein rotes Licht in der
Dunkelheit auf. Wir bezogen Position um nach zu sehen was dort unten vor sich ging. Noch
in der Nacht fanden wir eine Art Höhle, in die wir uns verkriechen konnten. Es war der ideale
Aussichtspunkt und gut getarnt durch einige Büsche.“ Während Sam so erzählte verging die
Zeit. Er war so in seiner Erzählung vertieft, dass er scheinbar die Zeit vergaß und die Arbeit
noch dazu, was Yeremi besonders gefiel. „Am nächsten Morgen sahen wir dann, was sich
dort unten befand. Eine kleine Zeltstadt. Getarnt bis auf das Letzte. Eine Luftaufklärung hätte
das Lager glatt übersehen. Flache Gebäude wurden errichtet und auf einer Flagge in der Mitte
des Tales sah man das Emblem von Nod. Den Skorpion. Natürlich war auch die Flagge
getarnt, aber bei Tage konnte man sie erkennen, wenn man wusste wo nach man suchte. Wir
sondierten das Gelände und entdeckten ein kleines Tiberiumfeld am Nordhang. Die Gebäude
die gerade angelegt wurden schienen Kasernen zu sein. Auch eine Werkstatt wurde errichtet.
Wir gaben unserer Bericht per Funk an die Zentrale ab. Dann hieß es warten. Drei Tage lang
hörten wir nichts von ihnen, dann flog ein Aufklärer über das Tal. Unten im Tal schien das
keinen zu stören, sie wussten, dass sie niemand sehen konnte. Dann kam der Befehl das Lager
mit C4 zu zerstören.“ Sam schnaufte und stand auf. Er setzte sich in den Jeep und winkte
Yeremi heran. „Es warten noch ein paar Kollektoren.“ Yeremi nickte nur und setzte sich
ebenfalls in den Jeep. Während der Fahrt erzählte Sam weiter: „Wir schlichen uns in der
nächsten Nacht in das Lager hinein. Die Wachen waren kein Problem. Sie waren nicht
aufmerksam. Überall legten wir unsere C4-Zeitbomben und nach einigen Minuten waren wir
fertig. Wir waren schon auf dem Rückzug als uns jemand sah. Dann brach die Hölle los. Ein
Kampfbuggy stand oben über dem Tal. Genau dort wollten wir uns zurück ziehen. Der
Kampfbuggy war uns vorher nicht aufgefallen. Nun mussten wir uns durch das Lager
kämpfen. Wir konnten also unsere Ladungen nicht zünden. Dort sahen wir ihn zum ersten
Mal. Einen Kämpfer, ganz in Schwarz. Er erledigte in der ersten Sekunde, da er hinter uns aus
einem Zelt trat, gleich einen von uns. Wir waren wie gelähmt. Er bewegte sich geschmeidig
und schnell. Er war ein Killer.“ Sam stoppte vor dem nächsten Kollektor und warf aus dem
Jeep ein Auge auf ihn. Aber er schien perfekt zu laufen, also blieb er sitzen und fuhr fort.
„Später nannte man ihn den Skorpion. Aber in diesem Moment hatte er keinen Namen. Er war
einfach der schnelle Tod. Wir rannten um unser Leben. Zwei von uns erledigte der Skorpion
im Lager. Dann kamen wir in das Tiberiumfeld. Wir wurden von MG Salven gezwungen uns Seite 25
zu ducken. Mitten in den Feld hinein. Dann versuchten wir aus dem Tal aus zu brechen. Ein
paar Nod Soldaten hatten Raketenwerfer und schickten uns nun davon eine Ladung rüber.
Mich schleuderte eine Explosion zurück ins Feld. Aber das war mein Glück, auch wenn ich
diese Narben vom Tiberium erhielt. Sie zweite Rakete schlug oben bei meinem Trupp ein und
erledigte bis auf Zwei alle. Wir drei schafften es raus zu kommen und uns zurück zum
Treffpunkt zu schlagen. Ich hatte so starke Verbrennungen, dass ich nicht mehr gehen konnte.
Meine Kameraden haben mich mitgeschleppt.“ beendete Sam die lange Erzählung um dann
nochmals an zu setzen. Er lachte und meinte: „Ich glaube soo genau wolltest du es gar nicht
wissen was?“ Yeremi grinste darauf nur, sagte aber nichts.

Während sie so weiter fuhren, lenke Sam das Gespräch auf den vergangenen Abend. „Kasian
hatte eine Menge seltsamer Dinge in seinem Haus. Aber er war so verdammt Gastfreundlich,
dass es schon weh tat.“ „Ja das stimmt“ antwortete Yeremi. „Ich denke wir hätten ihn ein
wenig mehr ausquetschen müssen.“ „Er ist geschickt ausgewichen“ meinte Sam. „Aber das er
in Kairo gelebt hat, wusste ich nicht. Dort war ich auch einige Zeit. Bevor NOD kam.“
Yeremi bereitete sich innerlich schon auf eine weitere Geschichte vor, aber sie kam nicht. Zu
gern hätte Yeremi etwas über die Schlacht um Kairo erfahren. Doch nur der Motor des Jeeps
gab seinen monotones Tuckern von sich. Sam blieb still. So verging der restliche Tag recht
schnell und es wurde schnell Nacht.

In Sarajevo wurde Nick erst einmal in ein Hotel gebracht. Es war nett und komfortabel. Nick
hatte nicht mit soviel Luxus gerechnet. Aber es hatte den Anschein, dass sich die GDI das
Hotel vollkommen gemietet hatte um seine Ausgrabungsteams ein gute Quartier zu bieten.
Nick konnte dies nur begrüßen.

Auf allen Gängen standen GDI Wachen. Hohe Tiere waren im Haus, dessen war sich Nick
sicher. Überall wurde er schief angesehen. Er hatte keine richtige Uniform, nur eine alte
ausrangierte Uniform aus seiner Zeit und diese war nicht gerade sehr aktuell geschnitten. Nick
hoffte nur, dass man ihn nicht für einen selten dummen Attentäter hielt, der eine zu alten
Uniform als Tarnung benutzte.

Es war inzwischen Abend und kein Konvoi fuhr an diesem Tag noch zur Ausgrabungsstätte,
also machte es sich Nick bequem und schaltete den Fernseher ein. Nicht das er verstand was
dort geredet wurde, aber er konnte zumindest gut dabei einschlafen.

8
Diesen Morgen wurde Yeremi weitaus freundlicher geweckt. Nur den lauten Brüller, den Sam
ihm ins Ohr geschrieen hatte, nahm er ihm ein wenig übel. Seine Mutter hatte händeringend
versucht Sam zu erklären, dass er nicht hier sei um ihren Sohn zu einem Soldaten zu machen.
Aber in dieser Beziehung waren sich Sam und Yeremis Vater zu ähnlich. Nach dem sich
Yeremi von diesem morgendlichen Weck-Schock erholt hatte, hatte Sam schon eine Menge
Arbeit gefunden. Yeremi fand das inzwischen erstaunlich. Im Grunde gab es nichts, was zur
Zeit an der Farm gemacht werden musste. Damit waren sie gestern schon fertig geworden. Sie
fuhren zum Dorf um dort einige Ersatzteile zu kaufen. Als sie über den Dorfplatz fahren
wollten, mussten sie stoppen. Ein GDI BMT stand dort mitten auf dem Dorfplatz. Eine
Menschenmenge drängte sich vor dem BMT. Irgend etwas war offensichtlich im Gange.
Kroll, der Bürgermeister versuchte die Menschenmasse zu beruhigen. Er begann zu reden als
Sam und Yeremi ausstiegen und sich dem ganzen Rummel näherten. „… ich sagte schon. Die
GDI hat es bei einem Aufklärungsflug entdeckt. Wir sind in einer sehr ernsten Lage…“ hörten
sie Kroll reden. Sam fragte einen der Leute die dabei standen worum es ginge. Der schaute
traurig zu Sam. „Blaues Tiberium wurde im Tal gefunden!“

Seite 26
Yeremi war wie erstarrt als er dies mitbekam. Es war schon schlimm genug gewesen, als sie
das grüne Tiberium gefunden hatten. Aber nun auch noch Blaues? Keiner hatte das Geld sich
die Eindämmung nochmals zu leisten. Höchstens Kasian, aber der war nicht anwesend. Kroll
setzte eine Bürgerversammlung am Abend im Wirtshaus an und es kamen tatsächlich alle.
Nun fast alle. Der alte Reuters konnte immer noch nicht gehen nach all seinen Verletzungen
die er im Sturm erlitten hatte und Kasian war nicht anwesend. Das machte alle noch
unruhiger. Für viele stand fest, dass er die letzte Hoffnung für sie war. Doch keine wusste wo
er war. Zu Hause meldete sich keiner. Kroll war extra zu ihm gefahren, aber dort hatte keiner
geöffnet. So begann die Versammlung also fast mit allen Bewohnern des Tales. Yeremi hörte
gar nicht richtig zu. Erst als es direkt um das Tiberium ging hörte er genauer hin. „…. Es ist an
einem extrem steilen Berghang. Im Grunde kann dort kein Fahrzeug hin. Ich habe versucht
mit einem GDI Soldaten dort hin zu gelangen. Wir kamen nicht ganz heran, aber ich sage
Euch, dass will man auch nicht. Das Feld ist noch recht frisch, aber man kann zusehen wie es
wächst. Der Soldat meinte es wäre erst einige Tage alt“ berichtete Kroll. „Aber warum wächst
es denn so schnell?“ fragte einer der Dorfbewohner. „Das liegt an diesem Kristall. Ja ein
Tiberium Kristall. Ein verdammt Großer. Er scheint wie eine besondere Wurzel zu fungieren.
Das Ding ist so etwa eine Meter hoch und einen halben Meter breit. Dieses Teufelsding lässt
das Tiberium so schnell wuchern“ antwortete Kroll. „Dann haben wir also keine Chance
oder?“ fragte ein anderer Bewohner. „Ich denke wir sollten das Angebot der GDI annehmen.
Sie evakuieren die Leute nach Norden, die ihnen ihr Land überlassen. Sie wollen sehen wie
sich das blaue Tiberium ausbreitet. Dagegen tun kann man nichts, aber sie wollen wissen wie
der blaue Kristall funktioniert. Ihre Wissenschaftler sind schon auf dem Weg.“ Nun brach ein
großer Tumult aus, den selbst Kroll nicht beenden konnte. Fürsprecher für die Evakuierung
gegen Heimatverbundene. Dies zog sich den Rest des Abends hin, aber nur wenige
entschieden sich endgültig. Ein kleiner Konvoi brachte drei Familien die nahe dem neuen
Feld wohnten zum Flughafen. Sie hatten sich entschieden zu gehen und in die Städte im
hohen Norden zu ziehen.

Es war ein grauer Morgen. Das Wetter war Nick nicht freundlich gesonnen. Ein Nieselregen
ging nieder als er von einem Leutnant Kricov abgeholt wurde. Kricov führte ihn zu einem
anderen Aufzug der direkt in das Parkhaus unter dem Hotel führte. Dort unten stand der
obligatorische Wüstenjäger zur Abfahrt bereit. Die GDI produzierte diesen Typ Jeeps im
Grunde schon lange nicht mehr, aber seit den Tagen des Tiberiumkrieges waren die Jeeps die
erste Wahl geblieben um höher gestellte Offiziere von einem Ort zum anderen zu bringen.
Vor allem die robuste Bauweise des Wüstenjägers 4WD hatte ihm seinen guten Ruf
eingebracht. Angeblich fuhr der Wüstenjäger selbst dann noch wenn er im Grunde schon reif
für den Schrott war.

Der Leutnant lenkte den Jeep durch die Straßen von Sarajevo und versuchte durch den
morgendlichen Stau zu gelangen. Nick schaute sich um und erkannte das eine oder andere
Gebäude wieder. Sarajevo hatte sich natürlich inzwischen total verändert. Die Spuren des
Krieges waren längst getilgt worden, obwohl nach dem Ende des Krieges, Sarajevo eine
einzige Trümmerstadt war. Als Nick so seinen Gedanken nach hing, gelangten sie auf eine
Ausfallstraße. Schon bald nach dem sie eine Abfahrt genommen hatten, kamen sie an ein
Wachhäuschen. Zwei Panzer flankierten die Durchfahrt mit seinem rot-weißen Schlagbaum.
Als sich der Jeep näherte trat ein Wachmann vor den Schlagbaum. Er hatte eine
Maschinenpistole in der einen Hand und hob die andere um den Jeep zu stoppen. Angesichts
dieser Bewachung war sich Nick sicher, dass Leutnant Kricov anhalten würde. Es war also
immer noch alles ein Sperrgebiet. Das Areal um den Tempel von NOD schien besser bewacht
als das UN-Hauptgebäude. In gewisser Weise hatte Nick erwartet, dass irgendwann eine
Firma einen Park oder ein Museum daraus machen würde. Aber es schien, als ob die GDI
nach all den Jahren immer noch Interesse an den Ruinen hatte. Als Nick das letzte Mal an Seite 27
dem Tempel vorbei gefahren war, da hatte er noch vom Einschlag des Ionenwerfers gedampft.
Die Raketen hatten ihr übriges getan, doch nun sah er ihn wieder und er war gespannt, ob er
in die Ruinen hinein durfte.

Kricov hielt dem Wachmann einen Ausweis hin. Der Wachmann nickte und drückte einen
Knopf. Der altmodische Schlagbaum hob sich und sie konnten passieren. Sie mussten noch
einige Kilometer fahren, bevor sie überhaupt etwas erkennen konnten. In der Ferne ragten
zwei Kräne in den Himmel. Als sie näher kamen, sah man, dass vom Tempel wenig übrig
geblieben war. Zumindest oberirdisch. Das Hauptschiff und der Turm des Tempels waren nur
noch Gerippe aus Stahlträgern. Sie flachen Seitenschiffe und die Stahlbögen, die das Gebäude
malerisch zur Seite abstützen, schienen komplett in Takt zu sein. Die Kräne waren so postiert,
dass sie Stahlträger und Schuttmassen aus dem Hauptschiff heraus ziehen konnten. Aber Nick
konnte nichts genaues erkennen.

Der Leutnant stoppte den Wagen vor einem Fertighaus. Eindeutig ein Plattenbau. Einige
Leute traten heraus. Sie waren in weiße Kittel gekleidet und waren wohl Wissenschaftler oder
so etwas in die Richtung. Nick murmelte: „Oh toll. Die Weißkittel sind bestimmt meine neuen
Kollegen.“ Das Grinsen von Kricov bestätigte ihm das.

„Sie sind also Commander Nick Cavallo. Freut mich sie kennen zu lernen“ begrüßte einer der
Weißkittel ihn. „Mein Name ist Grehn, Hans Grehn. Ich leite das Projekt hier“ stellte er sich
vor. „Meine beiden Kollegen hier werden sie in ihre Aufgaben einweisen. Tut mir leid, aber
ich muss gleich wieder weg. Wir haben ein Problem mit einigen mutierten Tieren in der
Sperrzone.“ Mit diesen Worten lief er zum Jeep und lies sich von Kricov weg fahren. Nick
richtete seine Blicke auf seine neuen Kollegen. Beide waren groß und hager. Man konnte sie
kaum unterscheiden, als wären sie Brüder. Nick hoffte, dass dies keine Auswirkung der
Arbeit hier war und grinste die Beiden an. Der Eine hieß Lazaridis. Einen Vornamen schien er
nicht zu besitzen. Zumindest wurde er von seinem Kollegen nur Lazaridis genannt. Der
Andere hieß Joseph Carter. Er war etwas freundlicher als Lazaridis, der kaum ein Wort mit
Nick gewechselt hatte und gleich wieder an die Arbeit gegangen war.

Carter war es dann auch, der Nick ein wenig durch die Anlage führte. „.. und dort sehen sie
die Büros. Wir haben sie mit aller Technik ausgestattet, die nötig ist um den Tempel zu
analysieren. Wir gehen da mal hin, dort liegen die Fragmente des Mosaiks, bei dem sie uns
helfen sollen. Ich bin wirklich froh, dass wir sie ausfindig machen konnte. Es hat Monate
gedauert sie zu finden.“

Nick schwieg und folgte dem Wissenschaftler. Er hatte gehofft in den Tempel zu dürfen. Im
Grunde hatte er sich das verdient, aber nun würde er in ein Büro gehen. Wirklich interessant.
Mit diesen Gedanken betrat er den Plattenbau und folgte Carter. Der Wissenschaftler bog in
einen langen Gang ein, der in hübschen Grau gehalten war. An einer Stahltür blieb er stehen
und schaute in einen Sensor in Augenhöhe. Wahrscheinlich ein Irisscanner. Irgendwo in der
Tür hörte man ein Klicken und dann einen Ton der eine Bestätigung zu sein schien. Die Tür
öffnete sich mit einem Zischen, nur um den Blick auf eine weitere freizugeben. Doch
zwischen den beiden Türen befand sich ein kleiner Raum. Durch die Glasscheiben die den
Raum einrahmten konnte man ein Labor erkennen. Die Lampen im Labor leuchteten nur matt.
Gerätschaften standen auf vielen Tischen verteilt. Ein waschechtes Labor eben.
Die innere Tür öffnete sich nicht sofort. „Eine reine Sicherheitsmaßnahme“ sagte Carter. „Sie
werden gescannt um sicher zu gehen, dass sie keine lebende Bombe sind. Wir wollen doch
nicht unsere wertvollen Ausgrabungsstücke an einen Terroristen verlieren“ erklärte er mit
einem breiten Grinsen. Nick fühlte sich unwohl, bei dem Gedanken durchleuchtet zu werden.
Plötzlich ertönte eine weibliche Stimme: „Scann beendet. Kein Gefahrenpotenzial.“ Nick
vermutete dass es sich hierbei um ein Modul des Gefechtscomputers EVA handelte. Nun
öffnete sich die Tür und durch das Zischen hob im Inneren jemand den Kopf hinter einer der
Gerätschaften. Es war Lazaridis, der dort werkelte. „Ah schön. Sie kommen gerade recht. Seite 28
Schauen sie, ich habe zwei der Splitter des Mosaiks zusammen setzen könne. Aber es fehlen
uns eben jegliche Bilder des Originals.“

Nick grinste und hob den Finger zum Kopf. „Das Original ist hier drin!“
Yeremi und Sam waren zur Farm zurück gekehrt. Es war Zeit zum Abendessen, aber keinem
war im Grunde danach etwas zu essen. Noch zwei Familien aus dem Dorf hatten sich zur
Evakuierung gemeldet. Yeremis Mutter hatte sich geweigert zu gehen. Sie wollte zuerst mit
ihrem Mann darüber reden, aber ein großer Ionensturm fegte gerade über einige
Kommunikationszentralen und legten so große Teile des GDI Nachrichtennetzes lahm. Sie
konnte ihn nicht erreichen, auf keinem Kanal.

Es war eine gespannte Stimmung im Haus. Keiner konnte schlafen. Selbst Sam war unruhig.
Das wurde nur noch schlimmer als gegen Mitternacht ein lautes Jaulen durch das Tal ging.
Gefolgt vom Röhren einiger Hirsche. Aber das hörte sich nicht nach der Brunftzeit an, für die
es eh noch viel zu früh war. Sam ging nach draußen, konnte aber nicht erfahren woher es
kam. Erst am nächsten Morgen erfuhren sie im Dorf was geschehen war. Eine kleine Herde
Rehe aus dem Wald war offensichtlich von einem GDI Fahrzeug aufgeschreckt worden und in
das Feld gelaufen. Das Tiberium hatte sie sofort vergiftet und sie starben noch im Feld. Sie
hatten nicht die Möglichkeit zu flüchten oder aus dem Feld zu kommen. Schlimmer noch als
das, war aber das Gerücht, dass nicht alle Rehe im Tiberium gestorben seien. Einige sollen
sich verändert haben. Einer der Dorfbewohner wollte gesehen haben, wie zwei Rehe zu einem
Klumpen Fleisch schmolzen und weiter lebten. Einer der GDI Soldaten gab eine Meldung bei
Kroll ab. Die GDI hatte einen Kommandostand auf dem Dorfplatz eingerichtet. Inzwischen
waren zwei BMTs mit Soldaten eingetroffen. Ein Helikopter evakuierte die beiden Familien
die sich gestern gemeldet hatten. So einen Trubel hatte das Dorf noch nie gesehen, dachte
Yeremi. Man konnte kaum glauben, dass das gesamte Tal vor seinem Untergang stand.
Nick, Carter und Lazaridis hatten die ganze Nacht gearbeitet. Mit der Hilfe von Nick hatten
sie das Mosaik fast zur Hälfte rekonstruieren können. Nun hatten sie sich in eine Ecke zurück
gezogen. Dort waren vier Feldbetten aufgestellt. Es war erstaunlich für Nick. Hier ging es
genau so spartanisch zu wie in einem Feldlager. Dabei umgab ihn Technik im Wert von
Millionen Credits.

Sie schliefen nur ein paar Stunden, bevor sie geweckt wurden. Das laute Zischen der Türe lies
sie erwachen. Zwei Soldaten trugen eine schwere Kiste in den Raum. Sie ächzten laut als sie
die Kiste auf den Boden nieder ließen. Dann kam Grehn durch die Tür und ging auf die drei
müden Gestalten auf ihren Feldbetten zu. „Nun? Haben sie etwas?“ fragte er in die Runde.
„Uhg“ brachte Carter nur heraus. Grehn richtete seinen Blick auf Nick doch der rieb sich nur
die Augen, also blickte Grehn zu dem letzten der Drei um doch noch eine Antwort zu
erhalten. Lazaridis schien plötzlich hellwach und begann sofort mit einem kleinen Bericht.
„Es ist erstaunlich. Commander Cavallo erinnert sich noch an viele Details. Wir haben einen
großen Teil der Tafel zusammen setzen könne. Schauen sie hier…“ berichtete er und sprang
vollends auf um zu einem Tisch zu laufen. Dort zog er ein Tuch von einem Kasten und
deutete darauf. „.. es fehlen auf einer Seite nur noch einige Fragmente. Leider wurden auch
einige Teile des Mosaiks von Splittern zerstört.“ „Oh ich sehe, sie haben große Fortschritte
gemacht. Das ist wirklich ein Erfolg. Aber das ist auch gut so. Wir haben etwas neues für sie.“
sagte Grehn. Nun waren alle auf den Beinen und starrten auf die Kiste. „Was ist da drin“
fragte Carter. „Gestern hat ein Team versucht tiefer in einen der Tunnel vor zu dringen, der
neben dem Eingang liegt. Dabei stießen sie auf eine Steintafel.“ Die beiden Soldaten begann
die Kiste zu öffnen und einiges an Verpackungsmaterial zu entfernen. Es kam eine schwarze
Steintafel zum Vorschein. „Und?“ fragte Lazaridis. „Ja ich weiß was sie sagen wollen. Es
sieht aus wie eine einfache Platte aus Marmor.“ antwortete Grehn. „Aber schauen sie es sich
an, wenn sie es schräg ins Licht halten“ sagte er und schaltete eine Tischlampe ein. Matt Seite 29
erschienen einige Symbole auf der Tafel. „Unglaublich“ keuchte Carter. Auch den anderen
Anwesenden stand der Mund offen. Nur Nick runzelte die Stirn und murmelte „Das kenn‘ ich
doch.“

Alle Blicke richteten sich auf ihn und Nick schaute verlegen in die Runde. „Wie meinen sie
das?“ stieß Grehn hervor. „Nun erst einmal sollten sie die Tafel unter rotes Licht legen. Sie
werden überrascht sein“ begann Nick. Die Soldaten hoben die Platte auf einen anderen Tisch
und Carter schaltete eine andere Lampe an.. Plötzlich leuchtete die Tafel nicht mehr matt. Die
Symbole leuchteten auf dem schwarzen Grund in einem blutigen Rot. „Unfassbar“ keuchte
Grehn und sah Nick an. „Also, was wissen sie noch?“
„Ich habe die selben Schriftzeichen in einem Haus in meinem Dorf gesehen. Ein
Kunstliebhaber hatte dort so eine Steintafel“ berichtete Nick knapp. Carter schaute verstört
und auch die anderen Wissenschaftler schauten irgendwie seltsam. „Äh tut mir leid, aber das
halte ich für nicht möglich. Dies ist die Schrift von NOD. Nur NOD Anhänger besitzen solche
Tafeln und nur sehr hoch gestellte Personen. Sie sind sehr selten und ich kann mir keinen
Sammler vorstellen, der an so etwas kommen könnte“ sagte Carter.
Nick stand wie erstarrt da und starrte die Tafel an. „Heißt das, ich habe vor einigen Tage mit
einem NOD Anhänger zu Abend gegessen?“ fragte Nick gepresst. „Es sieht so aus Cavallo.“
antworte Grehn.

Es war noch nicht einmal 10 Uhr, da hatte Grehn mittels einer Spezialleitung ein
Sonderkommando alarmiert. Dies Spezialleitung funktionierte selbst wenn ein Ionensturm
wütete. Und dies war derzeit der Fall. Das Kommando erhielt die Befehle nicht von Grehn,
aber er gab ihnen wichtige Detailinformationen die er von Nick erhalten hatte. Noch an
diesem Tag sollten sie ausrücken und das Gelände stürmen. Man wollte diesen offensichtlich
hochrangigen NOD Anhänger lebend, aber trotzdem schien eine halbe Armee anzurücken.
Jedenfalls hörte es sich so an als Nick im Hintergrund dem Gespräch folgte.

9
Es war inzwischen Abend geworden und im Tal war immer noch hektisches Treiben. Eine
weitere Familie ließ sich aus dem Tal bringen, nachdem ihre Kuhherde im Stall von einem
mutierten Wesen angriffen wurden. Einer der GDI Soldaten nannte das Wesen einen
„Visceroiden“ und bezeichnete es als äußerst aggressiv. Yeremi war zusammen mit Sam an
die Stelle gefahren an der das Tiberiumfeld wuchern sollte, aber sie wurden schon hunderte
Meter vorher gestoppt. Einige GDI Soldaten verlegten gerade ihren Beobachtungsposten nach
hinten. Das Feld musste enorm gewachsen sein, denn sogar von hier aus sah man blaue
Kristalle in der Abendsonne glänzen. Der gesamte Hang schien inzwischen von den Kristallen
überwuchert und das Feld hatte den Waldrand erreicht. Sam hörte man nur laut fluchen, dann
drehte er den Wagen und fuhr ins Dorf zurück. Dort geschah etwas seltsames. Noch mehr
GDI Truppen waren eingetroffen, aber es kreisten auch zwei Jagt-Orcas über dem Tal. Zwei
Truppentransporter neue Bauweise rauschten durch das Dorf in Richtung Kasians Haus. Als
Sam das sah, gab er Gas und hängte sich an die Fahrzeuge. Die Straßensperre konnte ihn nicht
aufhalten. „Sieh dir das an Yeremi. Die Wappen da auf den BMTs. Die Hell Fist. Meine alte
Einheit“ rief Sam über den Motorenlärm. „Was wollen die denn hier? Das ist doch eine
Spezialeinheiten“ rief Yeremi. „Was glaubst du, warum ich hinter her fahre. Ich will wissen
was die bei Kasian wollen. Vielleicht hattest du doch recht mit deinem Misstrauen, Yeremi.“
Yeremi schaute nachdenklich. Im Grunde war er nicht Misstrauisch gewesen. Er hatte nur
dieses komische Treffen im Garten von Kasian beobachtet und hatte dies erzählt. Sollte er
Misstrauisch sein? Er wusste es nicht, aber das laute Rumpeln der BMTs riss in schnell
wieder aus seinen Gedanken. Sie waren bereits vor dem weißen Haus angekommen und die
BMTs stoppten abrupt. Eine Sekunde später flogen die Türen der BMTs auf und jeweils fünf Seite 30
Soldaten stürmten heraus. Einer der Soldaten sprang mit gehobenen M16 Mk II
Impulsgewehr auf den Jeep zu, der den BMTs gefolgt war. Die anderen Soldaten begannen
wie in einem eingespielten Tanz in Richtung des Hauses vor zu rücken. Einen Moment später
lag das Tor hinter ihnen. Sie waren bereits nach 30 Sekunden auf dem Gelände. Dann
begannen Schüsse zu fallen. Das Fensterglas des Arbeitszimmers splitterte und jemand entließ
einen Feuerstoß nach unten in den Garten. Von unten antworteten einzelne Salven und
hämmerten in das Fenster hinein. Während ein Teil der Soldaten vorrückten, gaben ihnen
andere Feuerschutz. Die Statuen im Garten dienten dabei als Deckung. Irgendwann
verstummte das Maschinengewehrfeuer aus dem Fenster. Einer der Soldaten warf eine
Handgranate nach oben. Die aerodynamischen Handgranaten flog in einer sanften Kurve in
das Fenster und detonierte dann. Eine schwarze Rauchwolke quoll aus dem Fenster und ein
Regen aus rauchenden Splittern bedeckte den Garten.

Der Soldat, der Sam und Yeremi in Schach gehalten hatte, wurde von einem Trupp
nachrückender Kameraden abgelöst, die als Verstärkung den Rücken sichern sollten. Der Jeep
versperrte natürlich den Weg für einen eventuellen Rückzug. Sie holten Sam und Yeremi aus
dem Wagen und warfen sie auf den Boden, nur um sie gleich wieder auf die Beine zu holen
und zu einem der BMTs zu schleifen. Yeremi fand das gar nicht so schlecht. Von dort aus
konnte er die Soldaten wieder sehen. Sie brachten gerade eine C4 Ladung an der Türe an. Mit
einem lauten Krachen explodierte die Türe dann und brach nach innen aus dem Rahmen.
Wieder hämmerten Schüsse. Sie kamen aus der Eingangshalle. Dann hörte man jemanden
Schreien und die Soldaten rückten in das Haus vor und damit aus dem Blickfeld von Yeremi.
Sie waren Gefangene. Sam und Yeremi waren als Verdächtige in ein Gefängnis gekommen.
Sie waren allerdings nicht getrennt worden. Sie waren noch nicht lange in der dunklen Zelle,
da öffnete sich die Tür. Ein Leutnant kam herein. „Es tut mir furchtbar leid. Wir haben erst
jetzt erfahren wer sie sind. Mister Cooper, es ist mir eine Ehre sie kennen zu lernen. Auch
wenn es sehr widrige Umstände sind.“

Mit diesen Worten kam er auf Sam zu und schüttelte ihm die Hand. „In unserer Einheit sind
sie eine Legende.“ sagte er strahlend. Sam brummte nur etwas vor sich hin, was wie eine
Begrüßung klang. Es dauerte nicht lange, da fuhren sie wieder zurück in das Tal. Nicht ohne
von dem eifrigen Leutnant so ziemlich alles erzählt bekommen zu haben, was bei diesem
Einsatz geschehen war. Die Hell Fist Einheit hatte das Haus nach Plan gestürmt. Es sollte sich
nur ein NOD Anhänger im Haus aufhalten. Also keine große Gefahr. Aber es kam schon im
Garten zum Feuergefecht. Der Schütze aus dem oberen Fenster hatte sich in das Treppenhaus
zurück gezogen und war so der Granate entgangen. Er hatte versucht in der Eingangshalle die
Truppe zu erwischen, aber die Hell Fist zielten besser. Nach der Beschreibung des Mannes
handelte es sich um den Butler von Kasian. Ansonsten war angeblich keiner im Haus. Der
Gesuchte, Kasian, war scheinbar schon geflohen. Sie hatten das gesamte Haus abgesucht, aber
keinerlei Material gefunden, das auf NOD schließen lies. Erst ein Taschencomputer im
Arbeitszimmer verriet mehr. Darin war eine Statistik über blaues Tiberium aufgeführt.
Wachstum, Ausbreitung und Mutationsgrad. Das Dokument trug eine digitale Signatur, die
auf eine NOD nahe Terrorgruppe hin wies, die in Deutschland aktiv war.
Yeremi schien wie gelähmt. Kasian war laut dem Leutnant ein NOD Anhänger gewesen. Der
Leutnant hatte erzählt wie sie die Informationen erhalten hatten. Es wäre ein Tipp aus
Sarajevo gekommen. Sam und Yeremi wussten sofort wer diesen Tipp gegeben hatte. Sie
wussten nur nicht wie Yeremis Vater darauf kam, dass Kasian ein NOD Anhänger war. Das
hatte ihnen der Leutnant nicht verraten wollen.

Sie machten die Nacht über in einer Kaserne Rast. Die Fahrt zurück dauerte länger als
erwartet. Eine Herde Tiberium Teufel versperrte eine Straße. Sie sahen das Gebiet
offensichtlich als ihr Revier an und dies hatten eine Autos zu spüren bekommen. Bis das Seite 31
Militär das Gebiet frei geräumt hatte, war die Straße gesperrt. Sie waren daher zu einem
Aufenthalt gezwungen. Yeremi rief seine Mutter an um ihr zu erzählen was passiert war und
um sie zu beruhigen. Sie hatte sie große Sorgen gemacht, das wusste Yeremi. Von seiner
Mutter hörte er dann auch Neues aus dem Tal. Das Tiberium hatte inzwischen einen großen
Teil des Berges überwuchert. Es wuchs noch schneller, da einige Bäume im Wald mutiert
waren und nun Tiberiumsporen ausspieen. Viele Tiere im Wald waren mutiert und selbst die
GDI hatte sich ins Dorf zurück gezogen. Sie hatten zwei Soldaten zum Schutz der Farm
abgestellt, da Yeremis Mutter nicht die Farm verlassen wollte.

Sie brachen gleich am nächsten Morgen auf. Als sie die Straße entlang fuhren, die gestern
gesperrt gewesen war, sahen sie an beiden Straßenrändern Autowracks. Eine ganze Anzahl
dieser Autos musste von gestern stammen. Viele von ihnen waren ausgebrannt oder mit
Tiberiumkristallen gespickt, die von den Tiberium Teufeln verschossen worden waren. Das
ganze Gebiet um die Straße war verseucht von Tiberiumfeldern. In der Morgensonnen sahen
sie viele mutierte Bäume die Tiberiumsporen in die Luft spieen. Diese kleinen Wolken ließen
die Straße wie einen grünen Tunnel erscheinen. Das Licht brach sich in den kleinen Kristallen
in der Luft und lies die Luft leicht flirren. Yeremi schaute in das Feld und sah einen einsamen
Tiberium Teufel hinter einem Stein weg tauchen. Gestern musste eine ganze Herde hier
gewesen sein. Die GDI war mit Titanen angerückt um sie zu vertreiben, aber es sah so aus, als
wäre der Erfolg nur von kurzer Dauer. Nach einer Stunde fuhren sie an der größeren Stadt
nahe dem Tal vorbei. Auch hier schien Aufbruchstimmung zu herrschen. Transporthelikopter
hoben ab und brachten Flüchtlinge in nördliche Regionen. Für Yeremi schien eine Welt
zusammen zu brechen. Die Region war so friedlich gewesen und nun schien die Apokalypse
ausgebrochen zu sein. Überall flohen die Menschen vor dem Tiberium und niemand konnte
etwas tun. Yeremi fühlte sich schlecht und in diesem Moment vermisste er seinen Vater sehr.
„Commander Cavallo!“ rief jemand vom zerfallenen Eingangstor des Tempels und Nick
drehte sich in diese Richtung. Grehn stand neben der Person die ihn gerufen hatte, aber Nick
kannte sie nicht. Grehn winkte ihm und bedeutete ihm zu ihnen zu kommen. Inzwischen
hatten sie die Tafel komplett zusammen gesetzt. Das Mosaik stellte eine biblische Szene dar.
Jedenfalls behauptete Grehn das. Carter hielt es für eine Vor-Christliche Darstellung, wobei
das Mosaik natürlich eine Nachbildung war.

Bei der Schrifttafel mit den Symbolen und Runen dagegen kamen die Weißkittel überhaupt
nicht weiter. Sie fanden keinerlei Verwandtschaft mit anderen Schriften. In keiner Epoche
hatte es solche Zeichen gegeben. Carter mutmaßte schließlich es handle sich um einen Code.
Einen computergenerierten Code. Grehn dagegen blieb auch hier bei seiner Ansicht es handle
sich um etwas Biblisches.

Nick schlenderte also zum Tor des Tempels und schaute den beiden zu. Sie machten sich
gerade bereit für einen Gang in die Tunnels unter dem Tempel. „Ich habe gehört, sie möchten
mitkommen. Carter sprach davon. Ich denke jetzt haben sie ihre Chance.“ Sagte der
Unbekannte. „Nun äh ja ich reise heute morgen Abend wieder ab, so wie es aussieht. Das
wäre sicherlich ein Erlebnis“ antwortete Nick. „Mein Name ist Sekura. Vladimir Sekura. Ich
bin für die Tunnelsicherheit zuständig“ stellte sich der Unbekannte vor. „Freut mich“ sagte
Nick und schüttelte seine Hand.

Nach einigen Minuten hatte Sekura einen Overall für Nick organisiert und ihn auch sonst mit
allem ausgerüstet, was er im Tempel brauchte. Eine Handtaschenlampe plus eine Lampe auf
dem Schutzhelm. Dicke Handschuhe, die vor den vielen Splittern schützen sollten, die es
angeblich dort unten geben sollte. Laut Sekura waren die Gänge unter dem Tempel mit viel
rotem Glas ausgeschmückt gewesen. Nach weiteren zehn Minuten traten sie in den Tempel in
gingen nach rechts. Da das Dach fehlte ragten die Säulen im inneren des Tempels ins Leere,
trotzdem wirkte der Bau sehr monumental. Sekura steuerte auf eines der Seitenschiffe zu und
stoppte vor einem Schacht. Eine dünne Leiter aus Stahl führte viele Meter nach unten in die Seite 32
Schwärze. Sekura drückte einen Knopf an der Wand und im Tunnel weiter unten flammten
Neonröhren auf. „Dieser Eingang ist nicht original. Wir haben ihn in den Boden gegraben,
nachdem wir mit Sensoren die Hohlräume da unten entdeckt hatten. Den Zugang haben wir
noch nicht gefunden. Es ist eine Menge verschüttet worden.“ erklärte Sekura. Nick blickte
sich um und erst jetzt sah er im Tempel viele Mulden im Boden die auf Einstürze hin
deuteten. Während dessen war Sekura bereits in den Schacht abgestiegen. Nick folgte ihm.
Die Führung war langweilig. Sie krochen durch ein paar Gänge und kamen durch Schächte,
aber es gab nicht viel zu sehen. Ab und zu ein Nod Symbol auf einer Wand. Viele
zerbrochene Glasverzierungen. Doch die Geheimnisse der Bruderschaft waren hier nicht zu
sehen. Sekura berichtete, dass er und sein Team die wichtigen Anlagen noch viel tiefer
vermuteten. Doch es würde noch einige Jahre dauern bis sie in diese Regionen vorstoßen
konnten.

10
Als sie im Dorf ankamen, waren noch mehr Soldaten anwesend als bei ihrer erzwungenen
Abfahrt. Es war inzwischen Mittag und die Sonne stand hoch über dem Tal. Der Dorfplatz
war noch staubiger als sonst. Zwei Titanen standen neben der Dorfkirche. Einige Jeeps des
alten Typs Wüstenjäger standen vor dem Kommandoposten der GDI. Yeremi sah gerade wie
die Reuters mit einigem Hab und Gut in einen BMT einstiegen. Auch die Reuters flohen vor
dem Tiberium oder vor den Mutationen.

Ein GDI Soldat hielt den Wagen an und sie wurden gebeten in den Kommandoposten zu
kommen. Dort saß ein älterer Soldat hinter einem Klapptisch. Er studierte eine Karte des
Tales und schüttelte den Kopf. Yeremi konnte einige rote Punkte erkennen und eine blaue
Linie die sich durch ovalförmig auf der einen Seite des Tales abzeichnete. Einer der roten
Punkte befand sich genau auf ihrer Farm.

Der Soldat blickte auf und schaute Yeremi mit traurigen Augen an. „Junge. Ich habe leider
eine sehr schlechte Nachricht für dich.“ Es dauerte Stunden bis Yeremi überhaupt im Stande
war zu realisieren, was der Soldat gesagt hatte. Während ihrer Abwesenheit hatten Tiberium
Teufel die Farm angegriffen. Die zwei Soldaten konnten nicht viel ausrichten. Die gesamte
Farm war verwüstet. Als Yeremi nach seiner Mutter fragte, schüttelte der Soldat nur den
Kopf.

Sam und Yeremi wurden in das Haus von Kasian gebracht. Das Haus wurde inzwischen von
der GDI als Nachtlager genutzt. Alle Bewohner der äußeren Gehöfte wurden hier unter
gebracht. Es waren gut und gerne zwanzig Leute im Haus verteilt. Einige GDI Soldaten
kümmerten sich um die Leute oder bewachten das Areal. Man hatte ihnen gesagt, das sie auf
jeden Fall aus dem Tal weg müsste. Es gäbe keine Wahl. Alle würde evakuiert werden. In den
Morgenstunden würden drei Transporthelikopter erwartet um die Leute zu evakuieren.
Es war ein groteskes Bild. Das weiße Haus, welches so edel in der Abendsonne strahlte war
nun ein Auffanglager für Flüchtlinge geworden. Das Haus hatte trotz all der Einschlaglöcher
durch das Feuergefecht seine Würde behalten und strahlte immer noch den Glanz des
Reichtums aus.

Aber in den Räumen, waren Matratzen und Feldbetten aufgestellt. Kinder weinten.
Plastiksäcke mit Kleidung standen herum. Das Wenige was die Flüchtlinge zusammen
gepackt hatten. Einige der Flüchtlinge saßen an dem lange Tisch, an dem Yeremi noch vor ein
paar Tage zu Abend gegessen hatte. Sie berieten wie es wohl nun weiter gehen sollte. Auch
Kroll war gekommen um sich die Probleme der Leute an zu hören. Er würde nicht mehr lange
Bürgermeister sein, aber er nahm seine Pflicht jetzt noch ernster. So brach in dem Haus die Seite 33
Nacht herein und alle versuchten zu schlafen. Doch es gelang den Meisten nicht. Draußen im
Wald hörten sie das Brüllen eines Tiberium Teufels, der sein Revier absteckte.

Mitten in der Nacht wachte Yeremi aus seinem unruhigen Schlaf auf. Im Garten hörte er ein
lautes Grollen. Ein ähnliches Geräusch hatte er schon einmal gehört. Er erinnerte sich nicht
sofort daran woher er es kannte und bevor er darauf kam, begannen vor der Türe Schüsse zu
fallen. Andere MG Salven antworteten. Einige der Flüchtlinge waren bereits aufgesprungen
als plötzlich ein GDI Soldat in das Zimmer taumelte. Seine Uniform war rot von seinem Blut.
Er war kaum durch die Türe gekommen, da brach er zusammen. Sam sprang zu ihm, konnte
aber offensichtlich nichts mehr für ihn tun. Yeremi lief in die Eingangshalle. Er wollte sehen
was da geschah. Langsam schlich er sich an ein Fenster heran und lugte nach draußen. Aber
er konnte dort nur ein paar Schatten vorbei huschen sehen. Es war stockdunkel im Garten und
Yeremi konnte nichts genaues erkennen. Plötzlich hörte er ein lautes Knirschen hinter sich
und fuhr herum. Die große Statue die in der Eingangshalle dominierte schwang zur Seite und
aus der Steinplatte die als Sockel für die Statue diente wurde eine Luke. Ein schwarz
gekleideter Mann sprang heraus und hielt Yeremi seine Pistole vor die Nase. „Keinen
Mucks!“ stieß er hervor. Yeremi trat langsam einen Schritt zurück und hob die Hände. Die
anderen Flüchtlinge kamen auch in den Raum. Auch sie hatten die Hände gehoben. Bei ihnen
befanden sich auch zwei GDI Soldaten. Beide hatten ebenfalls die Hände gehoben. Hinter den
Flüchtlingen kamen drei Soldaten in Sicht. Alle tiefschwarz gekleidet und Maschinengewehre
im Anschlag.

Plötzlich ertönte eine Stimme aus dem Schacht unter der Statue. „Ah. So, so. Hat die GDI
also während meiner Abwesenheit aus meinem schönen Haus ein Lager für Flüchtlinge
gemacht. Ich bin erschüttert wie diese Organisation mit dem Schutz von persönlichen Gütern
umgeht.“ Yeremi wusste bereits wer nun aus dem Schacht klettern würde. Es war Kasian. Er
trug die Uniform, die einer Commander Uniform ähnelte. Allerdings war die Uniform
tiefschwarz. Einzig ein roter Streifen am Kragen und auf den Schultern durchschnitten die
Einheitsfarbe. Ein NOD Emblem prangte auf der rechten Schulter der Uniform. „Ah Yeremi,
schön dich zu sehen. Ich dachte mir schon dich hier zu sehen. Wirklich eine Tragödie was auf
der Farm geschah. Mein Beileid zu diesem tragischen Verlust.“ Hörte Yeremi die schmierige
Stimme sagen, die Kasian aufgesetzt hatte, während er sich gänzlich aus dem Schacht
zwängte. „Ich war im Grunde nur auf Geschäftsreise und schon wird einem das Haus
gestürmt. Ich bin entrüstet,“ fuhr er fort. Yeremi stieß hasserfüllt eine Beleidigung hervor.
„Aber, aber mein Junge. Wo sind denn unsere Manieren geblieben“ fragte Kasian künstlich
empört. „Sie haben das Tiberium im Tal ausgesetzt. Sie Mörder!“ stieß Yeremi aufgewühlt
hervor. „Natürlich. Wir verbreiten Kanes Willen.“ antwortete Kasian. Damit schien die
Unterredung beendet. Kasian ging in sein Arbeitszimmer und kam mit einem Stapel
Minidisks wieder zurück. „Ich bin froh, dass die GDI mein Geheimfach nicht entdeckt hat.
Das wäre sehr unvorteilhaft gewesen. Das können Sie mir glauben“ sagte Kasian mit einem
Lächeln. „So nun können wir gehen“ sagte Kasian. „Sollen die Gefangenen liquidiert werden,
Sir?“ fragte einer der Soldaten. Kasian drehte sich um und schaute in die Runde. „Hmm ich
habe nicht mit Gefangenen gerechnet.“ Er schwieg kurz und schaute dann zu Yeremi, bevor
er sich an alle wandte. „Sie haben unglaubliches Glück meine Freunde. Danken sie Yeremi.
Ich denke mein Sohn würde es mir übel nehmen, wenn ich seinen Freund erschießen würde.
Wir werden sie mitnehmen. Ich denke einige von ihnen werden sich gut in den Fabriken
machen.“ Er schwieg wieder kurz und schaute zu den Kindern. „Und ihre Kinder. Nun sie
werden von nun an die Lehren Kanes in sich auf nehmen.“ Mit diesen Worten drehte er sich
um und stieg in den Schacht.

Epilog
Seite 34
Die Soldaten hatten sie den Schacht herunter getrieben. Dort standen in einem großen Tunnel
zwei BMTs. Sie sahen aus wie das Fahrzeug, dass Yeremi schon einmal gesehen hatte. Ein
Dritter kam aus dem Tunnel gefahren und stoppte. Sie wurden in die Fahrzeuge getrieben.
Nach einigen Stunden Fahrt unter Tage erreichten sie ihr Ziel. Als sie ausstiegen standen
ihnen die Münder weit offen. Über ihnen tat sich eine riesige Höhle auf. Mehrstöckige
Gebäude standen in der Höhle und Rohrleitungen führten in alle Richtungen. Aus allen
Himmelsrichtungen endeten Tunnels in der Höhle. Es herrschte reger Betrieb.
„Willkommen in der Zuflucht der Bruderschaft, meine Freunde“ rief Kasian und regte die
Arme als wollte er die ganze Höhle umarmen.

Seite 35
Das Erbe der Bruderschaft
Prolog

Das Licht schien durch die Ritzen des Rollladens in das Fenster hinein. Gregor blinzelte in
den Lichtstrahl der in sein Gesicht fiel. Es war eindeutig zu früh, dessen war er sich sicher.
Gregor rieb sich seine verklebten Augen und versuchte sich aus dem Lichtstrahl zu drehen,
der ihn geweckt hatte.

Gestern war es spät geworden und er wollte nicht recht verstehen, warum ihm das Schicksal
einen so leichten Schlaf beschert hatte. Langsam schalteten sich seine Gehirnzellen hinzu. Im
Sekundentakt meldeten sie sich zurück und gingen wieder an die Arbeit. Viel zu früh, das war
allen hierbei klar. Ein leises Stöhnen entwich seinem Mund. Seine Gedanken wanderten im
Halbschlaf zurück an den gestrigen Abend. Nun, es war mit Sicherheit nicht seine Schuld
gewesen. Das Hoverbike war nicht direkt durch seine Schuld zu einem Haufen
unbrauchbarem Schrott geworden. Allerdings sollte man solche Argumente nie einzusetzen
wenn man versucht seinem Vater solch eine Tragödie begreiflich zu machen. Es hatte lange
gedauert bis Kasian, Gregors Vater, sich gefasst hatte. Das ihre Familie viel Geld hatte
änderte nichts an dem Wutanfall seines Vaters. Erst nach einer Stunde hatte er sich soweit
beruhigt, um sich Gedanken über eine Strafe zu machen. Gregor kannte sie noch nicht,
rechnete aber mit dem Schlimmsten. Sein Vater war ein sehr herrische Mensch und hatte eine
Ader für Grausamkeiten an sich. Dies war im Grunde nötig, zumindest könnte man das
behaupten. Schließlich war Kasian einer der mächtigsten Anführer der Bruderschaft von
NOD. Er kontrollierte große Gebiete in Mitteleuropa. Gregor war beunruhigt. Bald würde es
sich zeigen, was er sich ausgedacht hatte.

Langsam kehrten die restlichen Sinne in den Körper von Gregor zurück. Er überlegte
krampfhaft, ob er am vergangenen Abend ein Stück totes Tier verspeist haben mochte.
Zumindest kam es ihm so vor, als sein Geschmackssinn zurückkehrte. Oder hatte er gestern
einen Marathonlauf gemacht? Seine Muskeln behaupteten dies. Mit einem lauten Ächzen, das
von einem sterbenden Rind hätte kommen können, stand er auf. Ein kurzes Taumel und dann
stand er sicher im düsteren Licht des Zimmers. Eine kleine Wolke Staub sank langsam durch
die Lichtstrahlen dem Boden entgegen um sich den Mikroben zum Fraß vor zu werfen.
Gregor zog sich ein T-Shirt über den Kopf und tappte dann über den Flur. Der Marmorboden
ließ die nackten Füße leise im Flur platschen. Der Marmor war kalt, also beeilte sich Gregor
zu Küche zu kommen. Der Flur war düster da die Rollläden herunter gelassen waren. Durch
einen Spalt vor Gregor fiel Licht in den Flur. Das war das Arbeitszimmer von Gregors Vater.
Als er dort entlang lief, sah er durch den Spalt in das Zimmer. Kasian stand dort vor einer
großen Videowand und diskutierte lautstark mit einem Mann auf dem Schirm. Kasian wirkte Seite 36
wütend, warf immer wieder die Arme in die Höhe und empörte sich in aller Kunst mit seiner
unvergleichlichen Körpersprache.

Er hob die Hände beschwichtigend. „Aber, aber General Hassan. Mir zu drohen dürfte nicht
die richtige Methode sein, sich ihrem Bündnis anzuschließen.“ Der Mann auf dem
Videoschirm nickte, wenn gleich er nicht gerade glücklich aussah. Dann zeigte er seine Zähne
und grinste. Dies gab ihm das Aussehen eines Schakals. Er schaute auf Kasian. „Nun, es
scheint, dass es trotz unserer Differenzen einige Dinge gibt, die unserer beider Interesse
verdient. Ich vermute also das wir eine enge Zusammenarbeit auf diesen Gebieten erreichen
können. Wäre das eine Option?“

Kasian hörte zu und nickte dann eifrig. Er stemmte die Arme in die fleischigen Hüften. „Ja
sicher. Diese Zusammenarbeit wird uns sicherlich zum Vorteil gereichen. Dennoch wird der
Status meiner Organisation der Selbe bleiben. Freundschaftlich aber kein Bündnis,“ Hassan
senkte langsam das Haupt und schien zuzustimmen. Kasian hob eine Hand in die Höhe, um
zu verhindern, dass Hassan die Verbindung unterbrach. „Dennoch denke ich sollten wir
unsere Freundschaft zementieren.“ Hassan schaute auf und ein Glitzern war in seinen Augen.
Das Schakallächeln war wieder in seinem Gesicht. „An was dachten sie?“ Kasian ging vor
dem Schirm auf und ab und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Ich werde als
Unterpfand meiner Freundschaft, meinen Sohn zu ihnen schicken. Er wird sicherlich eine
Bereicherung ihres Stabes sein. Ja, ja bestimmt. Und Sie, General, schicken mir einen der
Prototypen die sie gerade in der Wüste testen.“

Das Grinsen verschwand für kurze Zeit aus dem Gesicht des Generals. Nach einem
Augenblick der Verwirrung fasste er sich und setzte sein Pokerface wieder auf, das er
normalerweise so sorgsam aufrecht erhielt.

Gregor dagegen war als hätte ihm jemand geohrfeigt. Wie gelähmt stand er in der Tür. Er
sollte in den Stab von Hassan? Als Unterpfand des Friedens?

Das Gespräch zwischen den beiden Anführern schien beendet und der Schirm wurde schwarz
um sich dann leise surrend hinter ein Bücherregal zu schieben. Gregor stürmte in das Zimmer
um seinen Vater zur Rede zu stellen. „Ich soll nach Ägypten zu Hassan?“ stieß er hervor.
Kasian drehte sich abrupt vom Panoramafenster zur Türe um. „Sohn! Was ist denn?“ Gregor
starrte seinen Vater mit bösem Blick an . „Ich bin für dich ein Unterpfand um neue
Technologien zu bekommen? Bin ich eine Ware, mit der man handelt?“ Kasian schaute
erschrocken drein und hob die Hände. „Nein, nein, nein. Ich habe den Entschluss gestern
Abend gefasst. Es ist Zeit für dich in den Dienst der Bruderschaft zu treten. Hassan, dieser
dreckige Wüstenfuchs, will sich meine Organisation einverleiben. Aber ich habe meine
Position verteidigen können. „Indem du mich als Pfand anbietest?“ fragte Gregor harsch.
„Als Pfand? Oh nein, du wirst mein Kontaktmann in Ägypten sein. Jemand in Hassans Stab,
der mir berichtet was dort vorgeht und meine Interessen vertritt.“ Gregor schaute erstaunt.
Dies klang schon etwas anders. „Also bin ich keine Geisel bei Hassan?“ Kasian lachte und
breitete die Arme aus. „Oh nein, natürlich nicht. Hassan mag mächtig sein, aber nie würde ich
ihm meinen Sohn zur Geisel geben. Diesem räudige Hund ist nicht zu trauen. Deshalb wirst
du zuerst ausgebildet werden. Als ein regulärer Soldat der Bruderschaft. Ja, ja du wirst
bestimmt ein gutes Bild machen in der Uniform.“ „Ich werde als Soldat ausgebildet?“ fragte
Gregor überrascht. „Oh natürlich. Zu deiner eigenen Sicherheit. Ich habe vor einigen Wochen
einen neuen Ausbilder angeworben. Er stammt aus Rumänien. Ich werde dich seinem neuen
Trupp unterstellen. Er beginnt gerade sie auszubilden.“ „Er ist aus Rumänien?“ „Oh ich habe
den Mann, Vlad Terag ist sein Name, von einer kleinen Splittergruppe in den Gebirgen
Rumäniens abgeworben. Nein, im Grunde habe ich ihm nur gezeigt, dass hier der WAHRE
WILLE KANES gewirkt wird. Das genügte. Er kam mit einigen seiner Kameraden, um uns
hier zu unterstützen.“ Kasian sah zufrieden aus, als er von seinem Erfolg erzählte. Gregor war Seite 37
unsicher was er von all dem halten sollte. Kasian schien aus seine Phase der Zufriedenheit zu
erwachen und fixierte seinen Sohn. „Nun? Wirst du der Bruderschaft dienen?“
Gregor nickte zögerlich.

1
Gregor hatte sich gerade angezogen und etwas gefrühstückt, da hörte er ein vertraue
Knirschen aus der Eingangshalle. Er wusste sofort, dass jemand die Tunnels unter dem Haus
benutzt hatte und nun über den schmalen Zugang ins Haus kam. Er hörte das Klappern von
Stiefeln auf Marmor, die in Richtung Küche gingen. Er drehte sich um und starrte zwei
Soldaten in schwarzer Uniform an. „Sir, würden sie sich bitte fertig machen. Wir bringen sie
in das Ausbildungsanlage. In zehn Minuten geht es los.“

Gregor schluckte ein Stück Brötchen hinunter und stand auf. „Äh ich müsste noch einiges
packen“ sagte er zu den Soldaten. Einer der Soldaten hielt ihm einen kleinen Seesack hin.
„Das muss genügen. Beeilen sie sich. Wir haben direkte Anweisungen von Kasian. Die
weiteren Instruktionen warten im BMT.“ Gregor war mehr als verstört. Er lief schnell die
Treppen zu seinem Zimmer empor. Sein Vater schien nicht in seinem Arbeitszimmer zu sein.
Vielleicht war er vor dem Haus. Er überlegte ob er sich verabschieden sollte, kam aber dann
zu dem Schluss, dass sein Vater wohl die eilige Abreise befohlen hatte und somit keinen
Abschied verlangte. Gregor öffnete die Tür zu seinem Zimmer und schaute sich um. Schnell
öffnete er die Schranktüren und warf einige Kleider in den Seesack. Andere Reiseutensilien
folgten. Er hatte keine Ahnung was er brauchen würde und so warf er von alle etwas in den
Seesack. Im Flur hörte man plötzlich einen der Soldaten. „Sind sie soweit?“ drängte er.
Gregor kam aus der Tür und nickte. Der Soldat machte auf der Stelle kehrt und lief im
Laufschritt zur Treppe. Gregor hatte Mühe mitzuhalten. Kaum eine Minute später kletterten
sie die Eisenleiter in den Tunnel hinunter. Über ihnen schloss sich knirschend die Luke zum
Haus. Die Statue in der Eingangshalle schob sich wieder über die Öffnung und nahm das
wenige Licht, dass in den Schacht gefallen war. Nur zwei kleine Lampen glommen rot in der
Dunkelheit, als sie schnell abwärts stiegen. Dann erreichten sie das Ende der Leiter und
folgten einem langen Tunnel, der in den Berg hinein führte. Der Tunnel war ebenso düster
wie feucht. Ab und an hörte man Wasser von der Decke Tropfen. Das Geräusch hallte in den
Seitengängen des Tunnels wieder um dann in der Dunkelheit zu verstummen. Die Soldaten
hatten Taschenlampen gezogen. Kleine Lichtkegel erhellten den Weg vor Gregor. Ein Soldat
lief vor ihm, der Andere war drei Schritte hinter ihm.

Gregor war schon oft diese Tunnels entlang gelaufen und kannte sie, dennoch schien dieser
Gang etwas neues für ihn zu sein. Die zwei Soldaten schienen das nicht zu bemerken, für sie
war so etwas ein Routinejob.

Leises Quieken aus einigen Seitenschächten ließ Gregor wissen, dass Ratten in der Nähe
waren. Ab und an glaubte er zwei Augenpaare in der Dunkelheit aufglimmen zu sehen. Er
hoffte nur, keinem der Nester zu begegnen bzw. in eines zu treten. Es war sehr ungesund die
Tiberiumratten zu stören. Sie hatten sich laut Ergebnissen von NOD Wissenschaftlern wie ein
Bienenstaat organisiert. Sie bauten kleine Nester und gruben darunter Gänge. Ein Weibchen
wurde zur Königin, andere Ratten wurden dank ihrer Tiberiumkristalle auf dem Rücken zu
Soldaten des Rattenstaats. Wirklich unangenehm.

Ein helles Licht flammte auf und riss Gregor aus seinen Gedanken. Einer der Soldaten hatten
einen Schalter umgelegt und nun standen sie in den Parkbuchten unter dem Haus. In der Ferne
hörte man das Grollen eines Untergrund BMTs, der durch die großen Tunnels neben den
Parkbuchten raste. Während sie sich ihrem BMT näherten wurde das Grollen lauter.

Gregor musterte den Transporter. Zum größten Teil mit mattem schwarzen Lack versehen,
schluckte er jegliches Licht das auf ihn fiel. Das Fahrzeug erinnerte ihn an einen Maulwurf. Seite 38
Allerdings passte die Spitze nicht in diesen Vergleich. Die Zacken des großen Bohrers
glitzerten wie Reißzähne. Gregor staunte bei dem Anblick des Bohrers. Mit diesem Werkzeug
konnten Truppen fast durch alle Gesteinsformen gelangen. Einer der Soldaten bedeutete
Gregor in den Mannschaftsraum zu steigen. Er nickte und stieg die Rampe empor. Das
Grollen im Tunnel wurde lauter und während sich hinter ihm das Schott schloss, drang eine
große Staubwolke hinter seinem Rücken in den Raum. Das Grollen und das leichte vibrieren
ließ ihn erkennen, dass der andere BMT gerade die Parkbuchten passierte.

Gregor schaute sich in dem Raum um. Eng war es hier. Er war für etwa fünf Leute ausgelegt.
Jedenfalls waren soviel Sitze eingebaut. Alles war in mattem Schwarz gehalten. Gregor setzte
sich und legte einige Gurte an. Sie sollten bei einem unerwarteten Ereignis die Leute auf ihren
Plätzen halten. Zumindest behaupteten das die Konstrukteure. Das schwarze Kunstleder
knarrte leicht, als Gregor sein Gewicht verlagerte um sich in einer bequemen Haltung zu
bringen. Dann wurde das Fahrzeug von einem Dröhnen erfasst. Die Motoren waren
angesprungen und dröhnten laut in den Ohren. Aus einem Lautsprecher ertönte die Stimme
des Fahrers. „Ok Kleiner, halt dich gut fest. Es geht los.“

Gregor spannte sich und spürte dann den Ruck, als sie sich in Bewegung setzten. Die Lampen
im Mannschaftsraum erloschen und auch die Sichtluken hielten das wenige Licht von draußen
ab. Zwei Lampen glommen rot am Schott welches zum Cockpit führte. Dann verließen sie die
Parkbucht und tauchten in die Tunnels ein. Diese Tunnels waren schon relativ alt. Einige von
ihnen waren noch vor dem Tiberiumkrieg erbaut worden. Dies erlaubte es der Bruderschaft so
effektiv zu operieren. Die einzelnen Anführer der Splittergruppen hatten das Netz der Tunnels
ausgebaut. Es gab zu jeder größeren NOD Basis in Europa einen oder mehrere Tunnels. Man
hatte sich darauf geeinigt, dass jede Gruppe diese Nutzen durfte. Gregors Vater war sehr
fleißig gewesen. In den wenigen Jahren nach seinem „Amtsantritt“ hatte er in Deutschland
viele Tunnel tief unter dem Boden graben lassen. Inzwischen gab es sogar einen
Hochgeschwindigkeitstunnel der bei Berlin begann und dessen Ende sich irgendwo in
Spanien befand. Kasian hatte großen Anteil an den Bauarbeiten gehabt. Dank den
Abzweigungen von diesem Tunnel war fast ganz Westeuropa sehr schnell und heimlich zu
erreichen. Auch wenn sich die einzelnen Gruppen ansonsten nicht sehr freundlich gesonnen
waren, hatten alle den Nutzen dieser Tunnels erkannt und zusammen gearbeitet.
Das Dröhnen der Motoren wurde in den Ohren von Gregor zu einem stetigen Rhythmus und
die wenigen Lichter die an der Sichtluke vorbei flackerten um dann wieder in der Dunkelheit
zu verschwinden taten ihr übriges. Er wurde nachdenklich und erkannte erst langsam was ihm
wohl bevorstand. Nicht einmal verabschiedet hatte er sich. Von Yeremi, seinem besten
Freund im Dorf. Von den anderen Freunden, der Steinbruch Clique. Das plagte sein
Gewissen, aber das war nun nicht mehr zu ändern. Er würde nun der Bruderschaft dienen.
Er erinnerte sich an die besagten Instruktionen seinen Vaters. Nach einigen suchen, entdeckte
er einen kleinen Datenblock auf einem anderen Sitz. Er schaltete ihn ein und ein Menü
tauchte auf. Alles war in roter Schrift gehalten und das NOD Symbol leuchtete in der rechten
oberen Ecke auf. Eine Stimme ertönte aus dem Lautsprecher des Blocks. „Cabal online. Öffne
verschlüsselte Nachricht“ Gregor erschrak, starrte aber weiterhin auf den Datenblock in
seinen Händen. Der Bildschirm flackerte kurz und ein Meer von Einsen und Nullen flossen
über den Bildschirm. Dann ebbte der Schwall an Zahlen ab und das Gesicht seines Vaters
erschien auf dem Bildschirm. In der oberen rechten Ecke war das Logo von Kasian
erschienen. Der Stachel eines Skorpions über das ein schwarzes „K“ gelegt war.
Gregor wusste, dass nur die mächtigen Splittergruppen in der Bruderschaft es wagten das
Wappen von NOD zu modifizieren. Nur drei Gruppen in Europa taten dies. Die Österreicher,
die Portugiesen und schließlich die Deutschen, Kasians Gruppe. Die Österreicher hatten einen
stilisiertes Raubtier als Wappen über den Stachel gelegt, die Portugiesen eine große Faust.
Diese Gruppen hatten die Macht, vielleicht eines Tages die Bruderschaft in Europa zur
Einigkeit zu führen Aber bisher bekämpften sie sich nur. Kleine Gruppen, so wie die Seite 39
Engländer oder Spanier beließen es dabei eine Gruppe zu unterstützen und sonst zu versuchen
mächtiger zu werden indem sie noch kleinere Stadtgruppen eroberten. Es war ein seltsamer
Kampf.

Nach einigen Sekunden begann Kasian auf dem Bildschirm zu reden. „Hallo Sohn. Ja ich
weiß, es ging sehr schnell, aber dein Ausbilder hat heute eine neue Gruppe übernommen. Ich
dachte mir, da wärst du am Besten aufgehoben wenn du von Anfang an der Gruppe angehörst.
So. Nun eines noch. Du wirst als Soldat ausgebildet, nicht als der Sohn von Kasian.
Verstanden? Du benutzt den Nachnamen deiner Mutter. Bis in einigen Wochen!.“ Dann
wurde der Schirm schwarz und die Stimme ertönte wieder. „Cabal Logout. Nachricht
gesendet.“

Gregor dachte über die Worte seines Vaters nach. Natürlich war es logisch, dass er nicht als
der Sohn von Kasian auftreten sollte. Alle würden ihm in den Arsch kriechen. So würde er
also den Namen seiner Mutter benutzen.

Gregor Gedanken wanderten umher und so verging die Zeit. Irgendwann wurde das Dröhnen
der Motoren leiser. Einige Sekunden später strahlte ein helles kaltes Licht durch die
Sichtluken. Gregor drehte sich wieder zu der Luke und schaute hinaus.

Die Hauptbasis seines Vaters war jedes Mal beeindruckend, wenn Gregor hierher kam. Die
Basis lag in einer großen Höhle. Sie war schon während des Tiberiumkrieges angelegt
worden. Kane selbst soll die Pläne entworfen haben. Die Höhlendecke war rau und grob
geformt und verlief zum Zentrum hin spitz zu. Es hatte Ähnlichkeit mit der Innenansicht einer
ägyptischen Pyramide. Nur die langen Reihen von Neonröhren passten dabei nicht ins Bild.
Sie zogen sich in hellen Streifen über die Decke und erhellten so die ganze Höhle. Das hatten
die Ägypter sicherlich nicht gekonnt. Der Aufwand war enorm, da war sich Gregor sicher.
Die Neonröhren tauchten die ganze Höhle in ein kaltes weißes Licht.

Der BMT drehte sich etwas um den Tunnel vollkommen zu verlassen und sich auf eine Straße
einzuordnen. Während der Drehung erhielt Gregor einen Panoramablick der ganzen Höhle.
Im Zentrum der fast zwei Kilometer langen und etwa 900 Meter breiten Höhle erhob sich die
schwarze Zitadelle seines Vaters. Der Turm stieß an die Decke der Höhle und gab der
Zitadelle den Anschein, sie diente als monumentale Säule um die Höhle zu stützen. Um die
Zitadelle herum erhoben sich mehrstöckige Wohnblocks. Eine kleine Stadt. Laut Gregors
Vater waren hier etwa 1800 Menschen beschäftigt. Nein besser gesagt sie lebten hier. Viele
die hier lebten hatten die Sonne bisher nur bei Einsätzen oder Ausflügen an die Oberfläche
gesehen. Er blickte in den Südteil der Höhle. Dort befanden sich die Fabriken und
Raffinerien. Ein dünne Wolke von Abgasen hing über diesem Teil der Höhle. Dort schien viel
gearbeitet zu werden stellte Gregor für sich fest. Im nördlichen Teil der Höhle waren andere
Einrichtungen gebaut worden. Kasernen lagen in flachen Reihen da und auf einem Areal
erhoben sich mehrere Forschungslabors. Um die Stadt herum, an den Wänden der Höhle
waren seltsame Gewächshäuser errichtet. Gregor wusste, dies waren Gewächshäuser für
Tiberium. Die Höhle wurde mit Rohstoffen versorgt, indem sie Tiberium an die Wände
gepflanzt hatten und so die Rohstoffe um die Höhle abbauten. Betonmauern hinderte das
Tiberium an der Ausbreitung in die Höhle. So blieb das Tiberium an der Wand und zog
Rohstoffe heraus. Gregor war beeindruckt. Eine Stadt der Jünger Kanes. Die Stadt der wahren
Bruderschaft von NOD!

Gregor wusste, dass es ähnliche Basen im kleinen Maßstab in ganz Deutschland gab. Sein
Vater hatte sie errichten lassen. So hatte er die kleinen NOD Zellen in diesen Gebieten an sich
gebunden und seinem Einflussbereich ausgeweitet. Gregor kannte nur einige Basen. Es gab
eine Basis nahe den Ruinen von Frankfurt. In einem Berg nahe der Zugspitze gab es einen
Vorposten unter Berlin soll sich ein Posten befinden, soweit Gregor gehört hatte. Viele andere
Stützpunkte waren weitab von Bevölkerungszentren um die GDI nicht aufmerksam zu
machen. Er war fasziniert über den Ausblick, während der BTM eine Rampe aus dem Tunnel Seite 40
herab fuhr. Dann wich der Panoramablick den Betonmauern um die Straßeneinfahrt. Er sah
Tunnels aus allen Richtungen in die Höhle münden und war sich sicher. Nun war er
angekommen. Im Zentrum der Bruderschaft.

2
Langsam fuhr der BMT durch die Stadt. Der Fahrer des BMTs öffnete eine kleine Luke und
ließ Frischluft in den Innenraum. Die Luft war nicht direkt Frischluft. Ein Schwall dicker,
warmer Luft blies Gregor ins Gesicht. Er roch die Abgase vieler Fahrzeuge und war froh über
die Luftzufuhr und die Aufbereitung welche rund um die Uhr ihre Arbeit verrichtete.
Die Versorgung der Höhle war ein große Aufgabe. Das wusste Gregor. Wasser musste
angepumpt werden, Luft wurde aus geheimen Schächten von der Oberfläche angesaugt. Aber
es schien alles zu funktionieren und Gregor war klar wie stolz sein Vater darauf war.
Während so Gregor seinen Gedanken nachhing, passierten sie die Fabrikanlagen und
Raffinerien. Kleine Versionen von Tiberiumsammlern kamen ihnen entgegen. Dieser Typ
Sammler war extra für de Höhlen konzipiert worden und nun waren sie auf dem Weg zu ihren
Ernteplätzen in der Höhle. Gregor schaute weiterhin aus der Sichtluke und bestaunte den
Einblick in die Werkshallen, der sich ihm bot. Funken stoben aus in den Werkshallen empor.
Es herrschte rege Betriebsamkeit und immer wieder erhellten die Funken der Schweißgeräte
die Hallen. Die Arbeiter schienen wie Ameisen um die halbfertigen Panzer herum zu laufen.
Vor der Halle standen auf einem Platz die schon fertiggestellte Panzer. Gregor erkannte sie
erst nach längerer Betrachtung. Es waren die neuen Modelle der Bruderschaft. Kasian rüstete
gerade damit seine Panzerverbände auf. Diese Panzer waren eine Eigenentwicklung. Alle
neuen Panzerfahrzeuge waren unter Kasians Schirmherrschaft konstruiert worden und so auch
dieser neue Typ. Gregor hatte Risszeichnungen davon gesehen. Der Panzer wurde
Maulwurfpanzer genannt. Dies zurecht! Konnte sich doch dieses Fahrzeug bis auf das Heck in
die Erde vergraben und dann den Geschützturm so verschieben, damit aus dem Fahrzeug
faktisch ein befestigter Geschützturm wurde. Eine Waffe die sich hervorragend für Vorstöße
eignet. Erst offensiv zuschlagen, dann defensiv eingraben und Stellung halten.
Während der BMT langsam weiter polterte, schweifte Gregors Blick weiter über den
Fuhrpark der Werkshallen. Die Basis schien produktiv zu sein. Etwa Zehn Kampfbuggys
lösten die Reihen der Panzer ab. Ebenso sah Gregor einige Untergrund-BMTs und Bikes.
Einige beachtliche Truppe, wenn sie bemannt sein würde. Er wollte gerade einen Blick in
einen Hangar werfen, da beschleunigte der BMT wieder und bog um eine Ecke. Staub
wirbelte auf der Straße auf und mischte sich mit der schon dicken Luft zu etwas, dass man als
Suppe bezeichnen konnte.

Die Produktionsstätten wurden von Wohnblocks abgelöst. Plattenbauten und Wohnkasernen
erhoben sich rechts und links von der Straße. Auch Apartmenthäuser gab es hier. Sie waren
für die Offiziere errichtet worden, denn der Rang bestimmte auch die Wohnung. Die Straßen
waren Menschenleer. Ein Seite einer alten Zeitung und ein Haufen Plastikbecher drehten sich
im Wind und wurden in die Luft gehoben als der BMT vorbei fuhr. Nun es war nichts
ungewöhnliches hier keine Menschen zu sehen. Die Einkaufspassagen und Unterführungen
zwischen den Häusern lagen alle unter dem Höhlenboden. Alles war verbunden. Die
Bewohner kamen so schnell zu ihrem Arbeitsplatz und zu Geschäften ohne Transporte auf
der Straße zu blockieren. Selbst die Vergnügungsviertel lagen unter der Erde. Auf einer
langen Geraden steuerten sie nun auf die Zitadelle zu. Der schwarzer Granit ließ das Gebäude
wie einen Zacken aus Vulkanstein erscheinen. Weit oben, fast unter der Höhlendecke befand
sich die Kommandozentrale. Das Herz dieser Basis und das Gehirn aller großen Basen von
Kasian. Die Zitadelle galt unter Experten als faktisch uneinnehmbar.

Seite 41
Der BMT passierte den Turm und fuhr unter einem der Stützpfeiler des Gebäudes hindurch.
Die Architektur war an den großen Tempel von NOD angelehnt. So erhoben sich große
geschwungene Stützpfeiler links von der Straße um rechts in die Zitadelle über zu gehen. Die
Stützpfeiler waren aus geschwärztem Stahl welche von roten Schriftzeichen verziert waren.
Dünne Stachel aus Stahl erhoben sich aus den Stützpfeilern. Die Architektur des Tempels von
NOD war unverkennbar. Dann verschwand der Turm hinter ihnen und eine Gruppe von
Wohnhäusern trat an seine Stelle. Sie lagen in langen Reihen an den Straßenseite. Alle grau
wie die Höhlenwände und durch Tropfwasser von der Decke befleckt. Nach einiger Zeit kam
das Kasernengelände in Sicht. Dicke Betonwände zogen sich um das Gelände. Vor einem
großen Tor musste der BMT anhalten. Das System identifizierte den BMT und versank dann
mit einem Summen im Boden. Gregor schaute durch die Luke und sah das
Forschungsgelände, welches an die Kaserne angrenzte. Das Gelände war nicht wie die
Kaserne von Beton umgeben. Hier war ein Zaun installiert worden. Er strahlte in einem roten
Licht. Diese Zäune waren ebenfalls eine neue Erfindung der Bruderschaft. Es handelte sich
um Laserzäune, die neuste Entwicklung in Sachen Basisverteidigung. Gregor hatte
mitbekommen, welch einen Ärger es um diese Neuentwicklung gegeben hatte. Die Erfinder,
eine japanische Splittergruppe hatten offensichtlich die Ideale Kanes vergessen und hatten
versucht die Pläne an die GDI zu verkaufen. Nur eine große Allianz der einzelnen Anführer
der Bruderschaft hatte dies verhindern können. Auch sein Vater hatte zu dieser Allianz
Truppen beigesteuert. Bevor die Verräter bestraft werden konnten , hatte es Kasian geschafft
einige der Wissenschaftler in seine Basis zu bringen. Das war dreist gewesen, aber es hatte
ihm die Pläne der Laserzäune und die Risszeichnungen einiger anderer Entwicklungen
eingebracht. Aber auch die Feindschaft vieler Splittergruppen.

Das Summen des Tores verstummte und der BMT rollte in den Innenhof der Kaserne. Das
Fahrzeug stoppte auf dem Exerzierplatz. Kaum war der BMT angehalten, da öffnete sich auch
schon das Außenschott. Warme Luft quoll in das Innere das Fahrzeugs. Die rege
Betriebsamkeit in der Höhle hatte scheinbar einen hohen Anteil an dieser Wärme.
Als Gregor aus der Luke schaute stand plötzlich ein Mann auf dem Platz. Breitbeinig, die
Hände hinter dem Rücken verschränkt stand er da. Das musste der rumänische Ausbilder sein.
Er musterte den Ausbilder. Er schien mindestens zwei Meter groß zu sein und aus puren
Muskeln zu bestehen. Sein schwarzes Haar war sehr kurz geschnitten und von einigen grauen
Strähnen durchzogen. Dunkle Augen stachen aus dem Gesicht. Den Ausbilder schien eine
Aura zu umgeben. Gregor vermochte es sich nicht anders zu erklären. Es kam ihm so vor als
wuchs die Person vor ihm, um so länger er ihn musterte.

Eine hart akzentuierte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Willkommen, Rekrut Panterre!“
Gregor brauchte zwei Sekunden um zu begreifen, dass er mit dem Mädchenamen seiner
Mutter angesprochen wurde. Es schien alles zu funktionieren wie von seinem Vater geplant.
In Wirklichkeit hatte Gregor seine Mutter nie gekannt. Sie war kurz nach seine Geburt
gestorben. Zwar erzählte Kasian immer die Geschichte von einem Bomberangriff im
Tiberiumkrieg, aber er wusste, dass seine Mutter gestorben war, als die GDI ein Versteck der
Bruderschaft gestürmt hatte. Das war viele Jahre nach der großen Niederlage gewesen. Aber
Zeit für solche Gedankengänge hatte Gregor nicht. Schon wurde er von seinem Ausbilder zu
einer flachen Blechbaracke geführt. Das Heim der Rekruten. Einfach und spartanisch. Nichts
würde sie hier von den Lehren Kanes ablenken.

Mit einem lauten Quietschen öffnete sich die eiserne Tür zu der Baracke. Im Inneren war es
düster. Der Ausbilder ging voran. Man hörte einige Betten knarren und Stiefel poltern. Als
Gregor ein die Baracke trat standen dort bereits drei Rekruten kerzengerade vor ihren Betten.
Sie starrten nervös ins Leere als der Ausbilder an ihnen vorbei schritt. Gregor folgte ihm, bis
der Ausbilder plötzlich stoppte. Er drehte sich nicht einmal zu Gregor sondern hob einfach
seinen Arm und deutete auf ein leeres Feldbett. Gregor stellte seinen Seesack neben das Bett
und positionierte sich vor dem Bett. Er nahm schnell Haltung an als der Ausbilder sich Seite 42
plötzlich umwand und alle vier Rekruten musterte. Er schien tatsächlich von einer Aura
umgeben. Die fünf Rekruten schwitzten und standen nur mit Mühe still. Dann durchbrach
eine harte Stimme die Stille. „Damit ist die Truppe komplett. Morgen früh geht es für Euch
los. Im Namen von Kane!“ Alle vier Rekruten antworteten sofort. „Kane lebt im Tode!“
Der Ausbilder nickte nur und schritt dann aus der Baracke. Noch nachdem sich die Türe
geschlossen hatte standen die Rekruten stramm vor ihren Betten. Erst nach weiteren Sekunden
entspannten sie sich und setzten sich wieder auf ihre Betten. Leises Gemurmel begleitete sie.
3
Die Digitaluhr an der Wand besagte, dass der Abend begonnen hatte. Die Vier entspannten
sich langsam und gesellten sich in einer lockeren Runde. Gregor wusste worauf es hinaus lief.
Er mochte dieses „Und wer bist du?“- Spielchen nicht, aber er war dennoch interessiert wer
alles von nun an in seiner Gruppe war.

Es war noch nicht spät, aber alle waren sich sicher, den Rest des Abends frei zu haben. Die
Vermutung traf zu und dies überraschte Gregor sehr. Er hatte am ersten Tag so etwas wie eine
Sonderübung erwartet. Vielleicht war dieser Ausbilder doch nicht so schlimm wie es den
Anschein hatte. Zumindest waren die ersten Gespräche sehr interessant. Es stellte sich sehr
schnell heraus, dass alle Rekruten schon einmal in einer Militärschule gewesen waren. Gregor
hatte die kürzeste Zeit dort abgesessen, andere waren ihr halbes Leben in solchen Schulen
gewesen. Die Gruppe war gut ausgewählt worden. Alle hatten ähnliche Vorgeschichten was
ihre Ausbildung betraf.. Sie zählten wohl schon zu den eher fortgeschrittenen Rekruten. Nach
dieses ersten Aufwärmgesprächen wurde es schließlich etwas detaillierter.

Gregor schaute in die Runde und begann die Anderen zu mustern. Alle waren etwa im selben
Alter. Zwischen 17 und 18 Jahren. Er schaute zu dem großen Kerl der sich auf einem der
Feldbetten lümmelte und seine Geschichte erzählte. Seine Haare waren dunkel blond und er
war sehr schlank. Er war gleich sehr offen gewesen und hatte die erste Runde „Wer bin ich?“
eröffnet. Sein Name war Phillip Eichor. Er stammte aus Österreich. Allein diese Bemerkung
veranlasste ihn zu einem noch breiteren Grinsen, als ein Raunen durch die Runde ging.
Schnell war geklärt, dass seine Familie zu Kasian übergelaufen war. Die Österreicher
Bruderschaft hatte offensichtlich mehr den Kult um ihren Anführer Wulf im Kopf, als die
Lehren Kanes zu erfüllen. Dies war den Eltern von Phillip wohl bitter aufgestoßen und sie
kamen nach Deutschland. Diese Erklärung schien die restlichen Rekruten etwas zu beruhigen.
Phillip schaute plötzlich in die Runde und deutete auf einen der Anderen. „Was ist mit dir?
Woher kommst du!?“

Der Rekrut schaute auf und streckte sich etwas. Gregor schaute ihm direkt in die braunen
Augen. Sein Haar war rabenschwarz. Er stand auf und seine Miene blieb dabei ausdruckslos.
„Ich bin Samuel Urbas. Ich habe in Berlin gewohnt. Wir haben dort GDI Transporter
überfallen und ihre Logistik gestört.“ antwortete er. Phillip setzte sich aufrecht auf das Bett.
„Und deine Eltern?“ „Ich habe keine mehr. Die GDI hat sie bei einem Angriff getötet.“ Es
wurde stumm in der Baracke und die dicke Luft schien schwerer auf ihnen zu lasten. Samuel
stand noch immer und schaute in die Runde, dann deutete auf den Rekrut, welcher sich auf
einen Hocker gesetzt hatte. „Du bist dran“ durchbrach Samuel die Stille. Der schmächtige
Rekrut schien verlegen und blieb stumm. Nach einiger Zeit begann er den Mund zu öffnen.
„Ich heiße Christian Mensk. Keine Ahnung woher meine Eltern gekommen sind, aber mein
Lehrer sagte sie kamen aus der Ukraine.“ Dann verstummte er wieder. Samuel schaute ihn an
und fragte: „Was tun sie in der Bruderschaft?“ „Nichts. Sie haben mich vor einem Versteck
der Bruderschaft ausgesetzt und sind verschwunden.“ Gregor war bestürzt über diese
komprimierte Form der Schicksale die sich hier offenbarten. Doch nun war er an der Reihe. Seite 43
Er hatte schon lange gegrübelt was er den Jungs auftischen sollte, also erhob er sich schlicht
und begann einfach.

„Ich bin Gregor Panterre. Ich komme aus Ägypten, aber ich bin so etwa mit 4 Jahren nach
Deutschland gekommen. Meine Vater ist Wissenschaftler.“ Er wurde ebenso gemustert wie er
die Anderen gemustert hatte. Dann flog plötzlich die Türe der Baracke auf. Innerhalb von
wenigen Sekunden standen alle wieder vor ihren Betten. Stramm und mit eiserner Miene. Der
Ausbilder stampfte in den Raum. Ihm folgte ein älterer Mann mit einer Tasche und einem
kleinen Hocker in der Hand. „Die Zeit ist gekommen Euch von überflüssigem Ballast zu
befreien“ sagte der Anführer und stampfte sogleich wieder aus der Tür. Gregor sah aus den
Augenwinkel wie sich auf Christians Stirn ein dünner Film Schweiß bildete. Dann sagte der
alte Mann plötzlich in die Stille hinein. „Mit anderen Worten, ich bin der Friseur und ihr
verabschiedet Euch heute von diesen scheußlichen Föhnfriseuren.“ Er lachte laut und stellte
den Hocker auf den Boden.

Es war eine lange Nacht gewesen. Nachdem der Friseur sie fast aller Haare befreit hatte, war
es noch interessant geworden. Der Friseur hatte einige Geschichten über den Ausbilder, Vlad
Terag, erzählte. Er sollte angeblich aus Transsylvanien stammen und schon so manche blutige
Schlacht hinter sich haben. Weiter im Osten war die Bruderschaft noch stärker und kämpfte
teilweise offen gegen die GDI. So sollte er dort in einer Gruppe gedient haben, dessen
Anführer sich für einen direkten Nachfahren von Vlad Tepes hielt. Entsprechend sei es dort
zugegangen. Gefangene GDI Soldaten sollen angeblich gepfählt worden sein. Nach alter
Tradition und zwar die grausame Methode. Der Friseur schien sich damit auszukennen. Er
schilderte sehr genau wie dort gepfählt wurde. Die Stamme waren nur stumpf zugespitzt.
Darauf wurden die Gefangene gebunden. Mit dem Bauch auf der stumpfen Spitze. Nun trieb
sich der Gefangene durch sein Eigengewicht den Pfahl langsam und qualvoll durch die
Gedärme. Angeblich lebten einige Gefangene noch Tagelang bevor sich der Pfahl dann seinen
Weg durch das Rückrat brach.

Diese Geschichten hatten Mensk den Rest gegeben. Es schien als hätte er gar nicht
geschlafen. Dagegen hatten die restlichen Rekruten eher die Auffassung, einem Friseur nicht
alles zu glauben was er erzählte.

Es war Punkt 5 Uhr. Mit einem Krachen flog die Türe der Baracke auf. Ein ohrenbetäubendes
Brüllen durchquerte den Raum. Es dauerte keine zehn Sekunden, da standen alle Rekruten
wieder einmal vor ihren Betten in strammer Pose. Vlad Terag stand in der Tür. Von draußen
schien das künstliche Licht der Höhle grell in die Baracke. „Ihr habt zwei Minuten um Euch
fertig zu machen!“ brüllte er. Hecktisch begannen sie sich anzuziehen. Nicht nur noch Mensk
schien erschrocken zu sein über den Ausbilder.

Gregor erkannte schnell, dies würde die Hölle sein. Sie waren vor drei Minute aus der
Baracke gekommen. Sie hatten ihre neuen Uniformen angelegt. Komplett schwarze
Kampfanzüge aus robustem Material. Sie hatten sich zu einer größeren Gruppe von Rekruten
gesellt. Alle waren in Gruppen zu vier Mann aufgeteilt, also stellten sie sich auf zu einer
Gruppe. Vor jeder Gruppe stellte sich ein Ausbilder. Gregor vermutete zuerst es handle sich
um eine Zeremonie oder etwas ähnliches, doch er wurde eines besseren Belehrt. Plötzlich
begann die erste Gruppe ganz weit recht im Laufschritt hinter ihrem Ausbilder her zu laufen.
Sie liefen mit einem Schlachtgesang in die Richtung eines Tunnels. Nun setzte sich eine
weitere Gruppe in Bewegung. Alle sangen sie rhythmisch ein Lied, aber Gregor bezweifelte,
dass es wirklich einen inneren Rhythmus besaß. Er lauschte kurz dem Gesang. „Der Spieß der
lässt uns rennen …. selten dürfen wir richtig pennen …Hey Hey Hey! Wir kämpfen gegen
GDI. Wir zertreten sie wie ein faules Ei … Jaaa haaa! … die Lehre Kanes ist uns bewusst. Jaaa
Haaa Jaaa Haaa. .. NOD .. NOD … NOD…“ Der Text war einfach und einprägsam. Dann
setzte sich Terag vor ihnen in Bewegung. Sie liefen im Laufschritt hinter ihm her. Er stimmte Seite 44
mit schwerem Akzent das selbe Lied an. Es schien ihnen nichts übrig zu blieben als
einzustimmen.

Nach etwa einem Kilometer Lauf ging ihnen langsam die Puste aus. Der Gesang wurde
brüchiger und das Keuchen lauter. Gregor bemerkte wie sich sein Magen meldete und
erkannte, dass sie heute kein Frühstück bekommen hatten. Trotz des lauten Ächzen und
Keuchen hinter Terag blieb dieser nicht stehen. Er führte sie im Laufschritt in einen Tunnel.
Plötzlich blieb er stehen und drehte sich zu seinen vier Opfern um. Ein Grinsen huschte über
sein Gesicht. „Am Ende des Tunnel ist eine Höhle. Ich warte auf der anderen Seite auf Euch.“
Mit diesen Worten drehte er um und lief wieder zurück.

Die vier Rekruten schauten sich erstaunt an. Nach einer Minute zuckte Samuel die Achseln
und ging weiter in den Tunnel. Die Anderen folgten ihm hustend und schnaufend. Sie waren
noch lange nicht erholt von diesem Lauf. Das Keuchen hallte durch den Tunnel, der nicht
mehr als eine enge Röhre war. Sie waren nun tief in den Tunnel vorgedrungen, da erlosch das
Licht. Sie blieben stehen und es wurde still. Dann hörte man Phillip. „Scheiße noch mal. Das
ist ein Test, lasst uns weitergehen, die Höhle wird sicherlich interessant.“ Gregor schluckte
hart und ihm war so, als hörte er auch jemand anderen laut schlucken. Sand knirschte unter
ihren Stiefeln als sie sich weiter in die Höhle vortasteten. Sie hatten einige Meter vorher
beschlossen dem Vordermann die Hand auf die Schulter zu legen um sich nicht zu verlieren.
Alle Vier erwarteten jeden Augenblick eine Überraschung in diesem Tunnel, aber es geschah
nichts und sie erreichten einen Tunnelabschnitt in dem es wieder heller wurde. Ein matter
roter Schein empfing sie, als sie in die kleine niedrige Höhle traten. Sofort brach die Hölle los.
Ein lautes Krachen hallte durch die Höhle und Steinbrocken brachen aus der Decke. Hinter
ihnen brach der Tunnel zusammen. Die Rekruten drängten sich erschrocken gegen die Wand
neben ihrem verschütteten Tunneleingang. Dann rief Samuel: „Hey Leute denkt nach. Warum
sollte der blöde Tunnel einstürzen und das Ganze hier! Das gehört dazu. Wir sollen da durch,
rüber zu dem Tunnel auf der anderen Höhlenseite!“ „Hast du nen Dachschaden?“ stieß
Christian hervor. „Warum? Schau dir die Höhle an. Das riecht gerade zu nach einem
Testgelände“ sagte Phillip. Gregor mischte sich nicht ein und schaute sich nur um. Das
Donnern begann zum Dritten mal und wieder brachen Steine aus der Decke. „Die Lawinen
haben ein Muster“ stellte er fest.

Sie waren sich lange nicht sicher gewesen, aber dann hatten sie sich eine Stelle heraus gepickt
und sie beobachtet. Tatsächlich fielen die Steine in regelmäßigen Abständen. So begannen sie
die Abstände zu zählen und nach dem zehnten „Erdbeben“ hatten sie eine Route durch die
Höhle ausgemacht. Während sich Gregor und Phillip sicher waren die richtige Route
gefunden zu haben, zögerten Samuel und Christian. Aber sie waren schon jetzt ein Team, dies
stand außer Frage. Mit einem lauten Fluch stürmten Samuel und Christian den anderen
Beiden hinterher um das Zeitfenster zu erwischen.

Tatsächlich schafften sie es bis in die Mitte der Höhle, dann begann das Donnern erneut
unheilverkündend. Sie hatten drei Viertel des Weges im Laufschritt zurückgelegt, da
begannen die ersten Trümmer wieder von der Decke zu fallen. Doch die Route die sie
ausgetüftelt hatten, schien tatsächlich sicher zu sein. Phillip reif laut einen Countdown. „17,
16, 15 …“ Das war ihr Zeitfenster. Gregor sprang über einen Spalt im Boden und neben seinen
Kopf zischte plötzlich ein Steinbrocken zu Boden. Aber sie waren fast da. Das Zeitfenster das
sie ausgetüftelt hatten war vorbei, dessen war sich Gregor sicher als er mit einem Hechtsprung
den Tunneleingang erreichte. Seine Kameraden taten es ihm gleich und entgingen nur knapp
einem Hagel von kleineren Steinen.

„Das war knapp“ kommentierte Samuel und keuchte laut.
Ihre Uniformen hatten längst die erdige Farbe des Höhlenbodens angenommen als sie durch
den Tunnel krochen. Sie hatten erwartet einen richtigen Tunnel für aufrechten Gang
vorzufinden, aber nach einigen Meter hatte sich der Tunnel so sehr verengt, dass sie auf Knien Seite 45
durch den Schacht kriechen mussten. Gregor fluchte laut als er sich an einem Stein die Hand
schürfte. Es schien kein Ende in Sicht. Die Zeit schien langsamer zu werden als sie durch den
Schacht krochen. Das Kratzen und Scharren der Vier war der einzige Begleiter. Gregor fühlte
sich erschöpft und müde. Das möchte auch an der schlechten Luft in diesem Schacht liegen.
Er wusste, sie konnten noch nicht lange unterwegs sein. Höchstens eine oder zwei Stunden
und dennoch kam es ihm wie ein halber Tag vor. Phillip war zuerst in den Schacht gekrochen.
Gregor folgte ihm zusammen mit Christian. Die Nachhut bildete Samuel der lautstark fluchte
und sie antrieb. „Habt ihr ne‘ Ahnung wie lange das noch weitergehen soll? Ich dachte wir
werden Soldaten und keine Wühlmäuse.“

Gregor lachte und antwortete: “Ich denke das gehört einfach dazu. Erst machen sie uns fertig
und dann erzählen sie uns, dass wir nun das Rückrat der Bruderschaft sind.“ Alle fielen in das
Lachen ein. „He Christian. Immer noch so ängstlich? Leg mal nen‘ Zahn zu“ stieß Samuel
hervor . „Nennt mich Chris. Ach und hey, was heißt hier ängstlich? Uns sind gerade ein paar
Tonnen Gestein um die Ohren geflogen. Witzig, echt witzig.“ Samuel lachte und die anderen
stimmten ein. Nur Chris blieb stumm und kroch weiter. Nach einiger Zeit erreichten sie einen
Tunnelabschnitt, der wieder aufrechtes Gehen ermöglichte. Fluchend liefen sie ihn entlang
und stießen kurze Zeit später auf den Ausgang. Dort wurden sie von ihrem Ausbilder
erwartet. Das Licht in dieser neuen Höhle war weitaus heller und sie mussten sich die Hände
vor die Augen halten um besser sehen zu könne, bis sich ihre Augen an das Licht gewöhnt
hatten. Noch während sie versuchten sich an das Licht zu gewöhnen, hörten sie Schüsse in der
Nähe, aber sie berührte das nicht weiter. Dies hier war ein Ausbildungscamp. Sie stellten sich
vor dem Ausbilder auf. Dieser musterte sie und grinste breit. „Schön meine Herren. Sie haben
schneller begriffen als so manch andere Rekruten vor ihnen. Ich bin erfreut. Aber das muss
noch gar nichts bedeuten.“ Gregor lauschte den Worten und das angedeutete Lob ließ ihm die
Brust schwellen. Er bemerkte, dass es den anderen ebenso ging. Nach einer kurzen Pause fuhr
Terag fort. „In dieser Höhle werden sie an Waffen ausgebildet.“ Er drehte sich um und
deutete auf entfernte Schießstände an denen bereits einige Rekruten trainierten. „Heute
werden sie an Handfeuerwaffen ausgebildet. Ich werde ihnen eine kurze Erklärung geben,
aber es wird erwartet, dass ihr bereits wisst wie man Waffen dieser Art handhabt. Das
müssten sie in der Militärschule gelernt haben. Nun sehen wir was sie können.“ Er ging
voraus und die Vier folgten ihm.

Es war wohl eine Marotte von Terag sich vor seinen Rekruten aufzubauen und die Hände
hinter dem Rücken zu verschränken. Nun es war wieder soweit. Terag stand vor dem
Schießstand, der inzwischen leer war. „Die Bruderschaft verfügt über eine Vielzahl von
Waffengattungen. Viele davon basieren auf Laser- oder Impulsenergie. Trotz diesem
technologischen Fortschrittes sind die zuverlässigsten Waffen immer noch Projektilwaffen.
Handfeuerwaffen der altmodischen Sorte sind kleiner und leichter gebaut als ihre Nachfolger.
Sie überhitzen sich selten und der Energiebedarf beschränkt sich auf das Abrücken.“ Terag
grinste und fuhr dann nach kurzer Pause fort. „Daher verwenden Offiziere der Bruderschaft
die Glock 2010. Österreichisches Fabrikat. Kaliber 9mm. Das Gewicht liegt bei etwa einem
Kilo. Die Glock 2010 fasst ein Magazin mit 20 Patronen. Die Bruderschaft bevorzugt
Patronen mit Tiberiumfüllung, da die Herstellung jedoch teuer und gefährlich ist, müssen wir
die Standartmunition des Herstellers verwenden. Diese Munition durchschlägt lediglich die
normalen Schutzanzüge von Infanteristen. Der Herstellermunition wurde ein Prozentsatz
Quecksilber beigemischt. Der Hersteller legt großen Wert darauf zu behaupten, dass dank
dieses Zusatzes die Munition panzerbrechend wirkt. Das ist falsch. Das Quecksilber ist
allerdings ideal um Mutationen zu töten. Sie vertragen Quecksilber nicht. Eine
Tiberiumfüllungen würden dagegen die Panzerplatten eines Werwolfs durchdringen UND die
Mutation die hinter dem Werwolf steht.“

Seite 46

Nach diesem Schnellkursus standen allen vier Rekruten mehr oder wenig die Münder offen.
Das war etwas schnell gewesen und nun deutete ihr Ausbilder auch schon auf einen Tisch
hinter sich. Dort lagen fünf Pistolen. Er hob eine der Pistolen hoch. „Dies ist die Glock. Wir
verwenden keine Übungsmunition.“ Er machte eine kurze Pause um dann fortzufahren.
„Seihen sie also vorsichtig und wagen sie es nicht vorbei zu schießen.“ Mit diesen Worten
deutete er auf die Pappmaschee die in Form von GDI Soldaten weiter hinten im Schießstand
hing.

Alle vier Rekruten versuchten die richtige Haltung einzunehmen. Sie standen inzwischen
jeder vor einem Schießstand. Gregor vermisste irgendwelchen Schutz für seine Ohren,
welchen man aus den vielen Fernsehsendungen kannte, aber hier gab es so etwas nicht. Auf
die GDI Soldaten waren rote Kreise gemalt. Alle mühten sich ab sie zu treffen, aber der
Rückschlag der Waffe ließ oftmals den Schuss zu hoch aus der Mündung austreten und in den
Felsen weiter hinten in der Höhle zu krachen. Schweiß stand ihnen auf der Stirn, den alle
erinnerten sich an die Warnung ihres Ausbilders nicht zu versagen. Es ist Kanes Wille, dass
ich hier bin, dachte Gregor und zielte erneut. Jeder hatte ein Magazin um durch Treffer
Punkte zu sammeln. Die Bestenliste der Gruppe führte Phillip an. Er hatte von 20 Schuss 17
in die roten Kreise gebracht. Gregor folgte mit 14 Treffern. Samuel und Chris hatten beide
eine Trefferzahl von Zehn erreicht. Alles noch im grünen Bereich, soweit das Gregor das
einschätzen konnte. So beendeten sie ihre ersten Übungen. Gregor schmerzte das Handgelenk
vom Rückstoß der Waffe genauso wie die Ohren von dem grausam lauten Donnern der
Schüsse. Er rieb sich das Handgelenk, aber die Ausbildung wurde bereits fortgesetzt. Er kam
langsam zu dem Schluss, dass neue Truppen dringend gebraucht wurden, denn er konnte sich
sonst nicht vorstellen warum sie so im Akkord ausgebildet wurden.
„Das war gute Arbeit. Ich bin überrascht. Kasian, unser großer Anführer scheint diese Gruppe
persönlich zusammen gestellt zu haben“ sagte der Ausbilder und musterte sie ungläubig. Sie
mussten wohl etwas über dem normalen Schnitt liegen. Gregor grinste breit als er Terag über
Kasian reden hörte. Man sollte es nicht glauben, aber es war so. Diese Gruppe WAR von
Kasian selbst zusammengestellt worden. Terag riss Gregor wieder aus seinen Gedanken.
„Gut. Nehmt Eure Glock und zerlegt die Waffe. Da hinten in diesem kleinen Gebäude sind
Werkzeuge und Reinigungsmittel.“

Die Vier schauten etwas ratlos, als sie die Waffe zerlegt hatten. Jeder von ihnen hatte das ein,
zwei Mal in der Militärschule machen müssen, aber das war lange her. Die Glock bestand aus
einigen mehr Teilen als die Waffe die in Schulen verwendet wurde. Gregor begann den Lauf
mit einem kleinen Lappen zu reinigen. Nachdem er und seine Kameraden die Waffe gesäubert
hatten, war es an der Zeit Magazine nach zu füllen. Im Klartext hieß das die Patronen in das
Magazin pressen und dies bei ca. 30 Magazinen pro Mann. Samuel brummte etwas von
„Arschlochkarte gezogen.“ Und presste erneut einige Patronen in das Magazin. Allen knurrte
der Magen inzwischen enorm. Es musste bereits kurz vor Mittag sein. Ihre Finger fühlten sich
taub an und sie waren inzwischen sichtlich erschöpft. Doch sie beendeten ihren Auftrag und
gaben die Waffen und die Magazine in dem Gebäude bei einem anderen Ausbilder ab. Dieser
nickte und sagte: „Ok Leute. Raus mit Euch, Terag wartet nicht ewig.“ Schnell waren sie aus
dem Gebäude gelaufen und stellten sich vor Terag auf. Terag grinste und fragte: „Sind die
Herren müde?“ Keiner der Rekruten antwortete. Terag lachte und begann im Laufschritt in
Richtung eines Tunnels zu laufen. Die Vier folgten ihm und stimmten wieder das Lied an,
dass sie am Morgen gelernt hatten. So erreichten sie nach einiger Zeit die Baracken wieder.
Terag führte sie jedoch in eine größere Halle. Sie bestand aus schlichtem Wellblech, so wie
ihre eigene Baracke. Im Inneren standen in langen Reihen große Tische. Dies war also der
Speisesaal, stellte Gregor fest, als seine Nase einen wohligen Geruch von warmen Essen
erfasste. Die Tische waren fast alle leer. Nur eine anderen Gruppe schien noch zu essen. Sie
sahen ähnlich müde aus wie sie selbst. Vermutlich hatten sie die Hauptstoßzeit verpasst. Aber
trotz ihrer Müdigkeit schlangen sie das erste Essen an diesem Tag herunter, als hätten sie Seite 47
schon Tagelang kein Essen mehr gesehen. Auch Terag nahm sich an der Gulaschkanone einen
Teller und setzte sich zu seinem Kollegen an einen extra Tisch.

Kasian stellte den Soßentopf wieder an seinen Platz auf der langen Tafel. Der Rehbraten sah
vorzüglich aus und die pikante Pilzsoße gab dem Ganzen den letzten Schliff. Ein leichter Duft
von Knoblauch und frischen Pilzen vermischte sich mit dem Duft des Bratens. Kasian
beschloss dem Koch für dieses Mahl eine Sonderprämie zukommen zu lassen. Er schnitt ein
Stück vom Braten ab und steckte es sich genüsslich in den Mund. „Ah, vorzüglich,
vorzüglich“ murmelte er leise und kaute weiter auf dem Braten. Die Kartoffeln die den Braten
garnierten leuchteten goldgelb und die Petersilie stach sattgrün aus der kleinen Ansammlung
Kartoffeln.

Leise trat jemand an Kasian heran und räusperte sich. Kasian sah auf und erkannte seinen
Adjutanten. „Was gibt es Sander?“ fragte Kasian. „Verzeihen sie die Störung, aber
Hochgeneral Wulf möchte sie sprechen“ antwortete Sander. Kasian fluchte leise und legte
sein Besteck ordentlich neben den Teller.

Kasian konnte diesen Wulf nicht ausstehen. Er wischte sich die Hände an einer Serviette und
machte sich auf den Weg zu seinem Arbeitszimmer. Die Österreicher wollten wahrscheinlich
wieder irgendetwas. Seitdem Wulf dort Anführer geworden war, wurden sie zunehmend
aggressiver. Mit einigen Winkelzügen hatte er es geschafft einen Teil von Norditalien zu
erobern. Die kleinen Gruppen dort standen nun unter seinem Befehl. Damit hatte er sich noch
größere Unterstützung verschafft und nun versuchte er seit einiger Zeit Kasians Leute zu
überzeugen auf seine Seite zu wechseln. Wulf hatte bisher nie genügen Ressourcen gehabt um
ihm bedrohlich zu werden. Das Land war viel zu dünn besiedelt um genügen Anhänger NODs
zu finden und sie in den Basen von Wulf dienen zu lassen.
Kasian trat in sein Arbeitszimmer. Der große Bildschirm war angeschaltet und das große
Gesicht von Wulf war zu sehen. Kasian musterte das Gesicht. Wulf hatte eine Halbglatze. Das
verbliebene Haar war schwarz, welches von grauen Strähnen durchzogen war. Tiefe Falten
zogen sich durch das frisch rasierte Gesicht. Unter dicken Augenbrauen lugten grüne Augen
hervor. Trotz der Tränensäcke machten diese kaum den Anschein müde zu sein. Hellwach
und flink schossen sie umher um alle Details des Arbeitszimmers aufzunehmen. Der Mund
verzog sich zu einem oberflächlichen Lächeln als Kasian eintrat.
„Kasian! Schön sie zu sehen.“ Kasian lächelt und antworte ebenso freundlich. „Die Freude ist
ganz meinerseits. Sie haben ein Anliegen?“ Wulf versuchte beleidigt zu wirken und
antwortete dann: „Aber, aber mein Freund. Denken sie ich rufe sie nur an, wenn ich etwas von
Ihnen will?“ Kasian lächelte wieder und zeigte seine Zähne. „In gewisser Weise schon.“ Das
Lächeln wich aus Wulfs Gesicht und wurde durch ein Pokerface ersetzt. „Schön sie haben
mich ertappt, Kasian. Ich brauche Ihre Hilfe.“ Kasian beließ es bei dem Lächeln. „Worum
geht es, Mein Freund?“
„Es gibt gewisse Gruppierungen in der Bruderschaft, die es nicht gerne gesehen haben, dass
ich meinen Einfuß in die Po Ebene ausweiten möchte. Man hat mir gedroht. Aber ich folge
nur dem Willen Kanes, wenn ich die Bruderschaft unter einem Dach einen will.“ Kasian hob
die Hände und seufzte. „Schön, schön kommen sie zur Sache Wulf!“ Wulf nickte schlicht. „Ja
natürlich. Eine Kommandoeinheit dieser Gruppe drang in eines meiner Depots ein. Zu
meinem Unglück befanden sich in diesem Depot gerade etwa die Hälfte meines Sammler
Fuhrparks zur Wartung. Sie haben das Depot vernichtet….“ „… und nun sitzen sie ganz schön
tief im Dreck“ beendete Kasian den Satz. „So könnte man es sehen“ stimmte Wulf zu. „Und
welche Rolle haben sie mir bei ihrem Debakel zugedacht?“ fragte Kasian ungeduldig. „Ich
möchte sie bitten mir einige Sammler zu borgen, mein Freund“ antwortete Wulf.
Es wurde still im Raum. Kasian starrte erstaunt auf das Bild von Wulf. Dann begann Kasian
leise zu lachen. Schließlich wurde das Lachen laut und dröhnend. „Sie wollen meine
Erntemaschinen, obwohl sie schon nicht fähig waren ihre eigenen zu schützen?“ Kasian Seite 48
beruhigte sich wieder und schaute amüsiert in das wütende Gesicht von Wulf. „Sehr witzig
Wulf.“ Das Gesicht von Wulf wurde von Wut verzerrt. Die blasierte Freundlichkeit war wie
weggewischt. „Dieser Engpass ist nur kurzfristig. Mit ihren Sammlern würde es bedeutend
schneller gehen.“ „Ich kann leider keinen meiner Sammler entbehren. Ich habe selbst einige
Engpässe zu überwinden, seitdem eine belgische Gruppe versuchte meine Außenposten zu
übernehmen. Das verstehen sie doch sicher“ entgegnete Kasian und lächelte.

„Ja. Sicher verstehe ich sie“ antwortete Wulf wütend und griff zu einer Konsolen außerhalb
des Bildschirmes. „Sie werden von mir hören.“ Dann wurde der Bildschirm schwarz. Kasian
stand im Raum und wurde sich seines Adjutanten in seinem Rücken bewusst. „Haben sie das
gehört Sander?“ fragte Kasian und drehte sich zu ihm um. „Äh ja ,Sir. Er scheint große
Schwierigkeiten zu haben, wenn er sich an uns wendet.“ „Das sehe ich auch so und Wulf ist
unberechenbar“ dachte Kasian laut nach. „Aber er wird uns doch nicht angreifen, geschwächt
wie er ist?“ fragte Sander beunruhigt. „Ein tödlich verwundeter Tiberiumteufel wird nach
allem in seiner Nähe beißen“ philosophierte Kasian und schaute nachdenklich aus dem
Fenster.

Gregor war entsetzt über das Mittagessen. Es sah genauso aus wie es schmeckte und er wollte
im Grunde gar nicht genau wissen, welche besonderen Ingredienzien der verfluchte Koch
alles hineingemischt hatte. Dennoch hatte er seinen Teller leer gegessen. Die Ausbildung
machte hungrig. Aber die Mittagspause hatte nicht lange gedauert. Schon nach einer halben
Stunde waren sie wieder im Laufschritt in die Richtung eines Tunnels aufgebrochen. Es stellte
sich als Trainingshöhle heraus. Als sie in diese Höhle traten sah man den Vier an, wie
ungemein erfreut sie über diese Höhle sein würde. Über hundert Meter erstrecke sich die
ovale Höhle. In ihr war ein Circle aufgebaut. Aber natürlich kein normaler Circle. Nein
normale Sportgeräte fand man hier natürlich nicht. Die erste Station bestand aus einer hohe
Wand. Sie musste bezwungen werden und zwar ohne jegliches technisches Hilfsmittel. Es
wurde offensichtlich öfters Einfallsreichtum von den Rekruten erwartet.
Die zweite Station bestand aus einem breiten Graben. Der Graben war mit braunem Morast
gefüllt. Nur ein Seil war stramm über den Graben gespannt. Es erübrigte sich, darüber
nachzudenken, was hier zu tun war. Dem Graben folgte ein Gestell aus Balken über das ein
Netz gespannt war. Diesem Hindernis folgte eine Kletterwand aus Seilen und ein Weg aus
Autoreifen. Es schien als müsste man immer so laufen, dass ein Fuß immer in einen Reifen
landete. Gregor schluckte schwer und blickte zur nächsten Station. Über den morastigen
Boden waren mehrere Stränge Stacheldraht gespannt. Da würde man wohl drunter durch
kriechen müssen.
All seine Vermutungen sollten sich bestätigen. Mit einem sadistischen Grinsen zeigte Terag
auf den Parkur. „Ich will Euer bestes sehen! Bewegt Euch!“
Die Vier schauten sich an und Phillip zuckte die Achseln. Dies war das Zeichen und sie liefen
in den Parkur hinein. Die Wand stellte sogleich ein Hindernis dar, welches nur mit Grips
überwunden werden konnte. Aber es schien als wäre das ganze Team schnell zur selben
Entscheidung gekommen. Phillip ging in die Knie und faltete die Hände zusammen, so dass
die Anderen ihn als Steigbügel benutzen konnte. Zuerst wuchtete er Gregor empor. Gregor
erreichte die obere Kante und klammerte sich an sie. Mit einem lauten Ächzen zog er sich auf
die Mauer. Sie war etwa zwanzig Zentimeter breit und sehr rau. Gregor hatte sich gleich die
Finger aufgeschürft. Dann kam Chris an die Reihe. Er hatte mehr Probleme nach oben zu
kommen. Er brauchte zwei Anläufe und er schaffte es dann den ausgestreckten Arm von
Gregor zu fassen. Er zog sich ebenfalls auf die Mauer. Zusammen zogen sie dann Samuel auf
die Mauer. Dieser sprang leichtfüßig die Mauer auf der anderen Seite hinunter. Nur um laut
fluchend festzustellen, dass er die Höhe falsch eingeschätzt hatte. Phillip war groß, aber
dennoch war es schwer ihn nach oben zu bekommen. Chris und Gregor lehnten sich so weit Seite 49
wie möglich nach unten und erreichten schließlich die gestreckten Arme von Phillip. Mit
vereinten Kräften zogen sie ihn nach oben. Dieser stöhnte nur und meinte: „Toll, das war die
erste Station, richtig?“
Das Seil war straff gespannt. Gregor hatte die Ehre zuerst zu gehen. Er schwang sich
rückwärts vom Rand des Grabens und klammerte sich an das Seil. Er hob seine Beine an und
kreuzte sie über dem Seil, um sein Gewicht zu verteilen. Wie ein nasse Sack hing er nun am
Rand des Grabens. Er konnte den fauligen Geruch des Schlammes im Graben riechen. Ok,
dachte Gregor, man konnte nicht erwarten, dass die Ausbilder jede Woche den Schlamm
frisch einfüllten, damit er gut duftete. „Beweg dich. Spiel ein wenig Affe“ sagte Samuel hinter
ihm. Gregor murmelte eine Verwünschung und bewegten sich über den Graben. Er lockerten
den Griff einer Hand und schob sie weiter vor. Dann zog er seinen Körper nach. Nach einigen
Schrecksekunden, in denen er glaubte, er verliere den Halt, begann er rhythmisch zur anderen
Seite zu zuckeln. Bald war er über den Graben hinweg und stand schwitzend auf der anderen
Seite.

Seine Kameraden taten es ihm gleich. Langsam folgten sie. Phillip verlor tatsächlich den Halt.
Nur die verkrampften Beine hielten ihn noch am Seil. Aber er schien gut in Form. Mit einem
lauten Stöhnen zog er sich wieder empor, nachdem er mit dem Haaransatz den Schlamm
gestreift hatte.

Das Netz aus Seilen, welches zu überqueren war, stellte nicht annähernd solch eine
Herausforderung dar, dennoch dauerte es seine Zeit, bis sie alle auf der anderen Seite
angekommen waren. Die Kletterwand war da schon von anderem Kalieber. Etwa fünf bis
sechs Meter hoch ragte die Mauer senkrecht in die Höhe. Nur kleine Einbuchtungen konnten
als Kletterhilfe genutzt werden. Als alle Vier diese Hürde genommen hatte, waren sie kaum
noch in der Lage durch die Autoreifen zu springen. Langsam und erschöpft krochen die
Rekruten schließlich durch die Stacheldrahtbarriere. Ihr Ausbilder hatte sich nicht einmal zu
Wort gemeldet. Gregor hatte im Grunde von einem Ausbilder erwartet, brüllend neben ihnen
her zu laufen. Aber Terag stand wie eine Statue auf einer kleinen Anhöhe und beobachtete sie.
Voller Schlamm und außer Atem erreichten sie wieder ihren Ausbilder. Er musterte sie
abschätzig. „Das war erbärmlich… Noch mal!“ So endete der Tag mit unzähligen
Durchgängen des Circels. Voller Schlamm und mit schmerzenden Muskeln erreichten sie
irgendwann die Baracke. Sie waren total geschafft. Keiner konnte glauben, dass dies erst der
zweite Tag ihrer Ausbildung war. Nach einer Dusche lagen sie alle erschöpft auf ihren Bette.
Es hatte kein Abendessen gegeben.
„Das war der zweite Tag, richtig?“ wollte Phillip wissen. Samuel nickte mit säuerlicher
Miene. „Ich fühle mich wie nach zwei Wochen Wandern.“ Chris schlief bereits und
schnarchte laut. Das Schnarchen hallte leise von den Metallwänden wieder. Gregor kam aus
dem Waschraum und rubbelte sich kurz die kurzen Haare mit einem Handtuch. „Hmm Leute
ich glaube wir sollten auch pennen. Morgen machen wir bestimmt keinen Ausflug nach
Disneyland“ meinte Gregor und warf sich auf sein Bett. „Jo, denke auch“ antwortete Samuel
und drehte sich in seinem Bett um und machte eine Lampe aus. Phillip tat es ihm gleich und
knipste seine kleine Bettlampe aus und legte sich schlafen. Es dauerte keine zwei Minuten bis
alle tief und fest schliefen.

Das laute Brüllen von Terag weckte sie. „Was glaubt Ihr wo wir hier sind?“ brüllte er in die
Baracke. „Glaubt Ihr wir veranstalten ein Pfadfinderlager? Bewegt Eure Ärsche!“ Es dauerte
keine zwei Sekunden bis alle auf den Beinen waren und keine fünf Minuten später standen sie
auf dem Exerzierplatz. Terag hatte sich wieder vor ihnen aufgebaut.
Andere Gruppen waren schon zu unterwegs zu anderen Tunnels. Laut und vielstimmig klang
das Lied der Rekruten über den Platz. Dann drehte sich auch Terag um und begann zu laufen.
Die vier Rekruten folgten ihm. Bald stimmten auch sie das Lied der Truppe an und fielen in
den Chor der anderen Gruppen ein. Terag steuerte auf einen neuen Schacht zu und Gregor Seite 50
war sich sicher, dass sich dahinter eine neue Folterkammer befand. Er spürte wie seine
Muskeln unter der Belastung des schnellen Trabs laut protestierten und er wusste, den
anderen Drei ging es genauso. Terag wechselte kurz vor dem Schacht, den er angesteuert
hatte die Richtung. Gregor war verwirrt, bis er begriff, dass Terag nur die Strecke durch einen
kleinen Umweg etwas verlängert hatte. Nun steuerten sie auf den Schießstand-Tunnel zu.
Gregor war überrascht, als sie tatsächlich in den Tunnel eintauchten und dann zum
Schießstand gelangten. Alle schnauften leicht als sie schließlich zu stehen kamen.
Der Ausbilder schritt zu einem Schrank der neben den langen Reihen von Schießständen
aufgebaut war. Er schob eine Magnetkarte in das Schloss und dieses piepte bestätigend. Die
Schrankflügel schwangen zur Seite und gaben den Blick auf etwas frei, mit dem keiner der
Vier gerechnet hatte. Terag nahm eines der Maschinengewehre heraus und hielt es quer vor
der Brust, damit es alle betrachten konnten. „Dies ist das M16 MK II. Die Universalwaffe der
Infanterie. Sowohl NOD als auch GDI benutzen diese Waffe. Eine Hochenergiezelle liefert
die Munition. Die Geschosse bestehen aus Impuls-Energiestößen. Mit dieser Waffe kann man
Schäden an jeder noch so starken Panzerung anrichten.“ Terag sah in die Runde und ein
Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. „Im Klartext: Wenn mir der Feind die Zeit lässt,
bekomme ich alles damit klein, selbst einen Titanen.“ Terag drehte sich halb von seinen
Rekruten weg und zog einen Tisch näher an sich heran. Fachmännisch zerlegte er das Gewehr
in seine Einzelteile. Er nahm das Magazin heraus, welches leicht bläulich leuchtete und hielt
es den Rekruten hin. „Um so heller es leuchtet, um so voller ist es. Ist es Grau, braucht man
ein neues Magazin. Aber das merkt man auch ohne nachzusehen, wenn man den Gegner
plötzlich nur noch mit kleinen Lichtstrahlen blenden kann, sollte man nach laden. Sollte das
Magazin rot leuchten, werft es weg und zwar schnell. Denn dann habt ihr einen ‚Blinden‘
erwischt. Wenn ihr das nicht mitkriegt, dann fliegt es Euch um die Ohren. Klar?“ Die Vier
antworteten: „Jawohl, Sir!“ Terag nickte und zog an zwei Klammern. Dann löste er mit einem
Klicken den Magazineinschub ab und deutete auf die Öffnung. „Wenn sich hier Ruß oder
Erde ansetzt, seit ihr tot. Dann bekommt ihr ein rotes Magazin.“ Er legte den
Magazineinschub zum Magazin auf den Tisch und zerlegte den Lauf. „Angeblicher Vorteil
einer Energiewaffe. Man muss den Lauf nicht reinigen. Die Energie tut dies laut Hersteller
selbst beim Abfeuern der Waffe.“ Er hob den zerlegten Lauf in die Höhe. „Das stimmt. Aber
verlasst Euch nie auf den Hersteller. Die Verschmutzung des Laufs wird durch den ersten
Schuss gereinigt. Dies erzeugt eine Schwächung des Impulsgeschosses und der Lauf erhitzt
sich. Außerdem säubert der Schuss nie den ganzen Lauf. Also vergesst den Hersteller. Bis ihr
den Gegner ernsthaft erwischt, ist Eurer M16 heißgelaufen.“ Mit diesen Worten setzte Terag
die Waffe wieder zusammen. Dies tat er in einer unglaublich schnellen Geschwindigkeit.
Gregor war sich sicher, Terag konnte diese Übung mit verbundenen Augen und halb
bewusstlos in totaler Präzision vollführen.
Dann sah der Ausbilder auf. „Jetzt ihr!“

Es dauerte einige Zeit, bis sie die Kniffe heraus hatten, wie man das Gewehr schnell zerlegte
und wieder zusammen setzte. Terag zeigte ihnen noch einmal auf welche Stellen sie achten
mussten um eine Überhitzung zu vermeiden. Nach etwa zehn Durchgängen war Routine in
die Übung gekommen. Magazin entfernen, Magazin überprüfen, Magazineinschub entfernen,
Verschmutzungen entfernen, Lauf zerlegen, reinigen. Lauf zusammen setzten,
Magazineinschub nochmals kontrollieren und einsetzten. Magazin einschieben und wieder auf
den Tisch ablegen.
Terag verfolgte das Schauspiel. Nach einiger Zeit schaute er auf seinen Datenblock und
notierte sich etwas. Dann sah er auf. „Ihr lernt schnell. Wir liegen vor dem Zeitplan.“ Gregor
befürchtete, dass nun die Zeit für das Magazin aufladen gekommen sei. Er konnte sich nicht
vorstellen wie das bei diesen Magazinen bewerkstelligt wurde, aber es gab immer einen Weg,
da war er sich sicher. Doch es folgte etwas anderes. Terag zeigte auf die Schießstände. „Gut Seite 51
dann machen wir weiter. Nehmt ein M16 und versucht einmal damit zu treffen.“ Er grinste
verstohlen als alle vier etwas unbeholfen mit ihren Gewehren hantierten und Richtung
Schießstand gingen. Chris war der erste Schütze. Der Rückstoß ließ ihn beinahe das
Gleichgewicht verlieren und die erste knatternde Garbe von Geschossen prasselte gegen die
Höhlendecke. Terag kam näher. „Benutze deine Schulter um die Wucht abzufangen. Haben
alle seinen Fehler gesehen? Er versuchte aus der Hüfte zu schieße. Damit brecht ihr Euch
höchstens das Kreuz. Einen GDI Soldaten erwischt ihr so nie. Noch mal Mensk!“
Chris legte diesmal richtig an und die Geschosse rissen große Löcher in die Pappmänner,
welche GDI Soldaten darstellten. „Ganz gut“ sagte Terag. „Zielt auf den Torso des Gegners.
Auch wenn das Gewehr noch so bockt, ihr werdet irgendetwas vom Feind treffen. Diese
Waffe ist nicht für Kopfschüsse gedacht. Obwohl …“ er verstummte und nahm Gregor das
M16 aus der Hand. Er legte an und schoss. Zwei kleine Löcher im Kopf des Soldaten zeigten
sich. Er reichte das M16 wieder Gregor und schaute auf seine Rekruten. „… Obwohl es
möglich ist.“
Die vier Rekruten starrten auf die zwei Löcher, bis der Ausbilder sie aus ihrer Trance holte.
„Panterre, nun mach schon.“ Gregor zuckte zusammen und legte dann ebenfalls an. Das leise
Summen, das mit dem Auswechseln der Pappsoldaten einher ging, war gerade verstummt, da
schoss Gregor. Er spürte das Hämmern des Gewehres in seinem ganzen Körper. Die Stöße
hämmerten gegen seine Schulter, aber er hatte den Soldaten getroffen. Nicht immer, aber er
hatte seine Schussbahn immer wieder korrigieren können. Dann setzte er das Gewehr ab. Der
Ausbilder nickte knapp. „Etwas mehr Konzentration und du triffst öfter.“ Gregor nickte
stumm und versuchte den Schmerz in seiner Schulter zu unterdrücken. Phillip und Samuel
erzielten ähnlich gute Ergebnisse, aber auch ihnen war der Schmerz anzusehen, der in ihrer
Schulter pochte.
Der Ausbilder baute sich wieder vor ihnen auf und schaute auf seinen Datenblock.
„Erstaunlich“ murmelte er und schaute auf seine Armbanduhr. „Meine Herren. Ich sehe
gerade, dass wir immer noch 30 Minuten vor der Zeit sind. Sie dürfen zur Kaserne
zurückkehren und in die Kantine gehen. In einer Stunde sind sie wieder auf dem
Exerzierplatz.“
Freudig machten sich die Vier auf den Weg durch den Tunnel. Es war noch ein weiter Weg,
aber sie würden ihn schnell zurück gelegt haben. Sie hatten alle großen Hunger. Gregor
fluchte laut als der Schmerz in seine Schulter noch zunahm. „Bei Mordechai*. Das tut echt
weh.“ Die Anderen stimmten ihm zu. „Ich vermute das gibt sich mit der Zeit“ bemerkte
Phillip, nur um ein schnauben von Chris zu ernten. „Das hoff‘ ich doch!“
(*Mordechai: Legendärer General unter Kane. Sein Ruf ist vergleichbar mit dem Rommels)
Der Speisesaal war noch relativ leer. Einige ältere Rekruten standen beisammen und schauten
erstaunt zu den Grünschnäbel, sie so früh hier auftauchten. Die Vier störte das wenig. Sie
aßen einen seltsamen Eintopf, der heute auf der Karte stand. Die Karte behauptete es wäre
Nudeleintopf, aber das konnte nicht stimmen. Gregor war sich sicher, so eine Farbe bisher nur
von Erbrochenem kannte. Aber da es heute höchstwahrscheinlich nichts anderes mehr gab,
aßen sie so viel wie möglich davon. Während sie mit dem Eintopf beschäftigt waren,
unterhielten sie sich über die Schießübungen.
„Ich kann es nicht glauben. Wie kann man so gut schießen. Man hat nur zwei Einschusslöcher
gesehen“ begann Samuel. „Hmm … so wie sich meine Schulter anfühlt, braucht man eine
Menge Konzentration und Kraft um das M16 überhaupt ruhig zu halten. Aber dann auch noch
den Kopf zu treffen. Ich bin total platt“ stellte Phillip fest. Die Unterhaltung drehte sich noch
einige Zeit um das M16 Gewehr, aber dann war es Zeit wieder auf dem Exerzierplatz zu
erscheinen.
Ihr Ausbilder wartete schon auf sie und studierte einen Datenblock. Als sich die Vier vor ihm
aufstellten, schaute er auf und lächelte. „Schön. Dank ihrer außergewöhnlich guten Leistung Seite 52
wurde ihr Ausbildungsprogramm gestrafft. Ich denke es wird für sie Zeit wieder einmal die
Oberfläche zu sehen.“ Gregor schluckte schwer als er das hörte. War das sein ernst? Sie
sollten schon jetzt an die Oberfläche? Das Ausbildungsprogramm schien tatsächlich für sie
sehr gestrafft worden zu sein
Terag schaute befriedigt auf die eingeschüchterten Rekruten. Schließlich drehte er sich um
und sie trabten zu einem größeren Tunnel. Dieser Tunnel stellte sich als Depot heraus. Man
ging von Schalter zu Schalter und nahm seine Einsatzausrüstung entgegen. Sie stellten sich in
einer Reihe auf und liefen an den vergitterten Schaltern entlang. Zuerst wurde jedem ein
Anzug ausgehändigt. Er war robuster als ihre Ausbildungsanzüge. Der Anzug war dick und
Gregor spürte die dünnen Kevlarplatten im Futter des Anzuges. Zum Anzug gab es einen
Helm. Dieser hatte eine integrierte Funkeinheit und eigene Luftzufuhr, falls die Truppe durch
verseuchtes Gebiet musste. Schließlich händigte man ihnen am zweiten Schalter Gürtel,
Rucksäcke und ähnliche Dinge aus. Darunter auch Tiberiumbrandsalbe und Notrationen. Nun
erreichten sie einen Umkleideraum. Alle legten ihre Anzüge an und klemmten sich die Helme
unter den Arm. Terag wies auf die Helme. „Aufsetzten und Kommunikation testen!“ Alle
schoben sich die Helme über den Kopf. Dann erklang die Stimme von Terag aus einem
kleinen Lautsprecher im Helm. „Im Namen von Kane!“ Einer nach dem Anderen antwortete.
„Kane lebt im Tode!“ „Gut, nehmt die Helme ab“ sagte Terag. Er erklärte nun die
Einzelheiten des Anzuges und des Helmes. „Der Anzug wird Titanpanzer genannt. Aber im
Grunde besteht fast komplett aus Kevlar. Nur ein kleiner Prozentsatz ist aus Titan. Der Anzug
würde schlicht zu schwer. Kevlar wurde entwickelt um Projektilgeschosse abzuwehren und
das Opfer mit Prellungen davon kommen zu lassen. Es stellte sich heraus, dass auch
Impulsgeschosse das Kevlar nicht leicht durchdringen können. Das Kevlar leitet die Energie
ab. Allerdings verbrennt dabei immer ein Teil der Panzerung. Also dauert es nicht lange bis
ihr wirklichen Schaden nehmt. Niemand ist Unverwundbar!“ Der Ausbilder schaute jedem
einzeln ins Gesicht und wartete auf ein Nicken, dann fuhr er fort. „Der Helm ist Luftdicht und
wird Euch vor allen Giften in der Luft schützen. Aber der Luftfilter hat zwei Schwächen.
Längerer Aufenthalt im Tiberium lösen ihn ebenso auf wie das Tiberiumgas mancher
Mutationen. Also haltet Euch von beidem fern. Ok, weiter!“
Die Gruppe ging durch eine Tür am Ende des Umkleideraumes und hinterlegte dort ihre
Sachen. Jeder bekam eine Metallmarke ausgehändigt. Gregor wog die Metallplatte an seiner
Kette in der Hand. Das Metall war matt schwarz lackiert. Eine Reihe gestanzter Löcher teilte
das Metall in zwei Hälften. Jede Seite trug die selben rote gestanzte Kennziffer. Er ballte die
Hand zur Faust und hängte sich die Hundemarke dann um den Hals. Nach einigen Schritten
waren sie an der Waffenausgabe angekommen. Gregor war überrascht, als jeder von ihnen ein
M16 Gewehr erhielt. Zudem drei Reserve Magazine, die sie in ihrem Gürtel verstauten. Terag
nahm sich mehr als nur ein M16 Gewehr. Der alte Mann hinter dem Schalter drückte ihm
zusätzlich noch eine Glock 2010 in die Hand. Ebenso hierfür zwei Reservemagazine. Dann
murmelte der alte Mann zu Terag: „Hmmm. Sind die nicht noch zu grün für die Oberfläche
Terag?“ Terag schüttelte den Kopf. „Sie sind bereit, da bin ich sicher.“ Der alte Mann nickte
nur und drehte sich um. Er stand auf und enthüllte dabei eine Beinprothese aus schwarzem
Metall. Sie surrte leise als er auf ein Regal zuging. Dort blieb er stehen und runzelte die Stirn.
Nach einigen Sekunden hatte er gefunden was er suchte und zog eine Schachtel aus dem
Regal. Er kam mit zwei schwarzen Eiern zurück. „Ich denke die nimmst du besser. Nur für
alle Fälle“ sagte er zu Terag. Dieser nickte widerwillig und hängte sich die Handgranaten
ebenfalls an den Gürtel.

Die Waffen geschultert stapften sie durch einen langen breiten Gang. Der Gang war sauber
und aus Beton. Auf dem Boden waren verschiedenfarbige Linien angebracht die ab und an in
einen Seitengang abzweigten. Die Ausrüstung klapperte leise als sie so in Formation auf eine Seite 53
dicke Türe zusteuerten. Auf der Tür war das Logo der Bruderschaft angebracht. Nur eine
farbige Linie verschwand unter der Tür. Der Ausbilder zückte wieder seine Magnetkarte und
schob sie in eine Kontrollbox. Eine Bestätigung piepte und ein leises zischen erklang, als sich
die Tür öffnete.

Gregor staunte über den Anblick, der sich ihnen hier auftat. Ein großer Hangar lag vor ihnen.
Etwa zwanzig Parkbuchten umfasste der Hangar durch den sich ein Tunnel zog. Jeweils zehn
Parkbuchten befanden sich auf jeder Seite des Tunnels. Hoch über ihnen verliefen schmale
Stege über die Straße in der Mitte. Überall war geschäftiges Treiben zu beobachten.
Mechaniker warteten zwei BMTs auf der anderen Seite. Eine andere Gruppe schien gerade
angekommen zu sein. Sie waren verschmutzt und sahen müde aus. Einer der Soldaten wurde
gestützt und als sie näher kamen, sah Gregor warum. In seiner Schulter klaffte ein großes
Loch. Der Medipack der auf die Schulter gepresst wurde, war durchweicht von Blut und
einige Tropfen platschten auf den Betonboden. Terag schien das nicht zu beeindrucken. Er
steuerte auf einen weiteren BMT in den Buchten zu. Seine Rekruten folgten ihm, aber ihre
Blicke waren auf den Verwundeten gerichtet, der von seinen Kameraden an ihm vorbei
getragen wurde. Als sie ihn passierten schaute der Soldat auf und lies seine Zähne sehen. Sie
waren rot vom Blut und gaben seinem seltsamen Blick noch mehr Wirkung. „Für Kane!“
stieß er hervor und sackte dann wieder etwas zusammen. Gregor schluckte hart und zwang
sich weiter zu gehen.
Sie bestiegen den BMT und warteten auf ihren Ausbilder. Er besprach gerade den Zielort mit
dem Fahrer. Dieser schien wenig begeistert darüber zu sein sie an diesen Ort zu bringen.
Leise vibrierte der BMT als er durch die Tunnels fuhr. Terag hatte sich auf den fünften Sitz
im Mannschaftsraum gesetzt und sein Datenblock gezückt. Dieser Sitz war ihnen gegenüber
und so saß Terag mit dem Rücken zum Cockpit. Er machte einige Notizen und schien sich
etwas durchzulesen. Dann schaute er plötzlich auf und musterte seine Rekruten die ihn
gespannt ansahen. Er nickte und sagte: „Gut, alles herhören. Einsatzbesprechung. Wir werden
in etwa fünfzehn Minuten aus dem Tunnel in eine Seitenbucht ausweichen. Von dort an wird
es etwas ruppiger. Der BMT wird sich durch Gestein bohren müssen um uns nach oben zu
bringen. Wenn wir dort sind, steigen wir unverzüglich aus. Die GDI hat keine Ahnung von
unseren Untergrund Einheiten und so soll es auch bleiben. Wir landen in einer kleinen Ebene.
Im Norden befindet sich ein kleiner GDI Außenposten, der einen Wald beobachtet, der
mutiert ist. Wir sehen uns die Sache ebenfalls an. Wir werden dabei lernen wie man sich
verhält, wenn man auf Tiberium trifft und was noch wichtiger ist, wir werden sehen wie sich
Tiberiummutationen verhalten, wenn auf sie geschossen wird. Alles weitere vor Ort.“ Dann
schaute er wieder auf seinen Datenblock und studierte irgendeinen Text.
Gregor musste seinem Ausbilder recht geben. Es wurde tatsächlich ruppig. Mit lautem
Dröhnen bohrte sich der BMT durch eine Felsschicht. Sie wurden durch die
Aufwärtsbewegung des BMT in ihre Sitze gepresst. Terag hatte seinen Sitz kurz vorher von
ihnen weg gedreht und sich ebenfalls in eine bequemere Lage gebracht. Sonst hatte er wie ein
Sack Sand in den Haltegurten gehangen, aber die Konstrukteure hatten auch an den
Kommandeur einer Gruppe mit seinem Sitz gedacht. Erst als das Fahrzeug lockeres Erdreich
erreichte ebbte das Dröhnen etwas ab. Das schütteln wurde merklich weniger und dann bockte
das Fahrzeug plötzlich auf, als die Grabwerkzeuge ins Leere griffen. Mit einem weiteren
Ruck kam das Fahrzeug wieder in normale Lage. Sie lösten ihre Gurte und setzen sich die
Helme auf. Dann nahmen sie ihre Gewehre aus den Haltern an der Wand. Während sich
zischend die Luke öffnete und einen ersten Schwall Luft von außen in den Raum ließen,
kontrollierten sie ihre Waffen. Überall klickte es leise, als nochmals die Magazine überprüft
wurden. Gregor roch die frische Luft und rammte freudig das Magazin in das Gewehr. Er
hatte nicht gedacht, dass er die frische Luft so vermisst hatte. In Formation schritten sie aus
der Luke. Gregor schaute in die Eben die sich vor ihnen auftat. Sanfte Grashügel erstreckten Seite 54
sich über einige Kilometer um dann in höhere Berge überzugehen. In der Ferne glitzerte etwas
grünlich in der Nachmittagssonne. Gregor konnte sich denken, dass es Tiberium war. Das
Komm knisterte. „So meine Herren. Nur weil sie gut sind, sollte keiner glaube, unsterblich zu
sein. Alles hört genau auf mein Kommando. Niemand tut auch nur einen Schritt ohne meine
Erlaubnis! Ist das Klar?“ Die Bestätigungen kamen im Sekundentakt. Auch Gregor antwortete
mit einem: „Ja Sir!“

Kasian stand vor seinem Panoramafenster und schaute in das Tal. Die Nachmittagssonne lies
die Bäume des Waldes in all seinen grünen Facetten aufleuchten. Er lies seinen Blick über das
Dorf schweifen, welches sich so friedlich in dem kleinen Tal versteckte. Hier war die Welt
scheinbar noch in Ordnung, stellte Kasian fest. Als er leise Schritte auf dem Marmorboden
näher kommen hörte, schaltete er die Übertragung ab und das Bild verschwand. An dessen
Stelle trat der Blick auf die Höhlenstadt unter ihm.
Er drehte sich um und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Nach einigen Sekunden
klopfte es an der Tür. „Kommen sie rein Sander“ rief Kasian und startete eine Kalkulation auf
seinem Display. Die Kalkulation befasste sich mit der Tiberiumförderung der Hauptbasis.
Kasian runzelte die Stirn und studierte die Zusammenfassung der letzten zwei Monate. Sie
waren ertragreich gewesen. Ein Plus von zehn Prozent in der Produktivität. Es schien keiner
auch nur den Hauch einer Vorstellung zu haben wie kompliziert es war, all die Zahnräder im
Getriebe seiner Organisation am laufen zu halten. Überall gab es Probleme und nun schien
auch noch Wulf Ärger zu machen.
Sander kam an den Arbeitstisch und brachte einen Stapel Datenblöcke. „Was haben wir heute
alles Sander?“ Sander räusperte sich und sah dann auf seinen Notizblock. „Nun, wir haben
eine Übertragung aus Österreich erhalten, Sir. Einer unserer Spione scheint etwas
ausgegraben zu haben. Dann haben wir hier den Wochenbericht der Technologie Zentren.
Hmm mal sehn, ah hier ist der erste Report des Ausbilders Terag den sie angefordert haben
und hier ist eine Petition des Basiskommandanten aus Frankfurt.“ Sander legte den Stapel auf
den Tisch und wartete. Kasian griff nach dem obersten Datenblock. „Interessant“ murmelte er
und überflog erneut den Bericht des Spions. „Sander, ich denke Wulf hat ernsthafte Probleme.
Es hat den Anschein, als würden einige seiner Vorposten kaum noch Ressourcen bekommen.“
Er machte eine kurze Pause und runzelte die Stirn. „Ach sieh an. Eine kleine Gruppe, die ihm
Feindlich gesinnt ist. So, so. Unser Spion behauptet, dass Wulf sich in der Po Ebene schwere
Kämpfe mit einigen anderen Gruppen liefert. Selbst die GDI scheint inzwischen aufmerksam
geworden zu sein und verlegt Einheiten in das Gebiet. In Pressemitteilungen heißt es, einige
verfeindete Familien würden sich bekämpfen. Na wie äußerst elegant umschrieben.“ Er legte
den Datenblock wieder auf den Tisch und schürzte nachdenklich die Lippen. „Kein Wunder,
dass er unsere Hilfe wollte.“
„Sir, wenn ich mir die Bemerkung erlauben dürfte…“ Kasian hob den Kopf und sah Sander
an. „Aber natürlich. Was denken sie?“ Sander schien unruhig zu werden dann fasste er sich.
„Nun Sir. Ich könnte mir vorstellen, dass Wulf sich seinen Mangel an Ressourcen anderweitig
ersetzten will und nun, wir wären wohl sein Ziel.“ Kasian musterte seinen Adjutanten und
nickte dann. „Da könnten sie recht haben. Ich denke aber, alle unsere Transporte und Depots
werden ausreichend bewacht. Er kann sich keine großen Einsatzgruppen leisten. Die
Mehrzahl seiner Verbände sind in Italien gebunden.“
Der Adjutant nickte stumm, auch wenn er eine andere Meinung zu haben schien. Er reichte
Kasian die Petition des Basiskommandanten. Dieser überflog den Datenblock und lächelte
dann. „Helmer bittet also darum, dass ihm mehr Panzer zugeteilt werden. Natürlich die neuen
Maulwurfpanzer.“ Sander nickte eifrig. „Ja Sir, er befürchtet einen Angriff der GDI auf seine
Sammler.“ Kasian lächelte nur und drehte seinen Sessel zu Sander um. „Sie müssen noch viel
lernen mein Junge. Helmer hat mehr als genug Truppen um seine Sammler vor einer kleinen
GDI Patrouille zu schützen. In seinem Areal gibt es nicht annähernd genug GDI Soldaten um Seite 55
ihm Angst zu machen.“ Sander schaute verwirrt auf den Datenblock. „Aber warum will er
dann mehr Truppen?“ Kasian schüttelte leicht den Kopf. „Ach Helmer war noch nie der
treuste Gefolgsmann der Organisation. Es ist eine Schande, wie manche Menschen an der
kurzen Leine gehalten werden müssen, damit sie die Lehren Kanes befolgen.“ Sander schaute
erstaunt auf den Datenblock und dann wieder in das Gesicht von Kasian. „Glauben sie er
versucht sich selbständig zu machen Sir?“ Kasian setzte wieder ein Lächeln auf und nickte.
„Ich denke mehr als die Hälfte meiner Kommandanten würde gern ihr eigener Anführer sein,
aber sie brauchen jeweils die anderen und MICH. Ich halte den Laden zusammen und das
wissen sie. Alleine wären sie schwach und würden gegen die GDI nichts ausrichten können.“
Dann drehte Kasian seinen Sessel wieder zum Schreibtisch und betrachtete den Report von
Terag. Die Augen von Kasian weiteten sich. „Haben sie das schon gelesen Sander?“ fragte er
leise. „Äh nein. Es kam gerade erst herein. Warum Sir?“ Kasian lehnte sich in seinem
schwarzen Sessel zurück. Der Sessel knarrte leicht unter der Belastung, hielt aber der
plötzlichen Verlagerung stand. „Terag unternimmt mit seinen Rekruten einen
Oberflächenlehrgang.“ Sander schaute erstaunt auf den Datenblock. „Aber ist das nicht viel
zu früh? Das steht doch erst nach zwei Wochen auf dem Plan.“ Kasian nickte und lehnte sich
wieder nach vorn. „Ich wies ihn an, meinen Sohn und diese Gruppe etwas schneller
auszubilden. Aber ich wusste nicht, dass er unter schnell, rasant versteht.“ Sander studierte
den Text genauer. „Sir hier steht, dass die Leistungen der Gruppe außergewöhnlich seien.
Sowohl im Teamgeist wie auch in den Meisten anderen bisher absolvierten Tests.“ Kasian
runzelte die Stirn und betrachtete den Text abermals. „Unglaublich“ murmelte er
nachdenklich. Nach einigen Minuten der Stille räusperte sich Sander. Kasian schreckte aus
seinen Gedanken. „Ach ja, der Wochenbericht.“
Er ging den Wochenbericht der Wissenschaftler durch und schüttelte den Kopf. „Sie haben
immer noch keine Ergebnisse erzielt. Was für ein Sauhaufen“ fluchte er. „Es scheint
zumindest, dass sie Fortschritte mit der Stealthtechnologie gemacht haben“ bemerkte Sander
und deutete auf ein Diagramm. „Ja das haben sie. Aber es ist nicht zu gebrauchen. Was nützt
es mir wenn ich meine Waffenfabrik vor dem Radar tarnen kann, aber neben der Fabrik
zwanzig Kraftwerke benötige um die Energie zu liefern?“ Sander nickte. „Sie werden sehen,
in einigen Monaten werden wir ein Tarnfeld errichten und auf der Oberfläche operieren ohne
die Aufmerksamkeit der GDI zu erregen.“ Kasian lächelte und schaute Sander in die Augen.
„Im Endeffekt sollten sie aber auf uns Aufmerksam werden.“
Gregor schob einen großen Büschel Gras aus dem Weg und richtete seinen Blick auf das
Tiberiumfeld vor ihnen. Sie waren mehrere Kilometer gelaufen bis sie in die Nähe des Feldes
gekommen waren. Als sie sich dem Feld näherten, waren sie nur noch auf dem Boden entlang
gerobbt. Nun erkannte er den Grund für das Anschleichen. Eine kleine Herde Tiberiumteufel
befand sich im Feld und schien sich zu Sonnen. Einige lagen müßig auf den Kristallen und
verschwanden so fast völlig. Ihre von Kristallen bedeckten Rücken tarnten sie vorzüglich.
„Das sind Tiberiumteufel. Sie sind aggressiv, wenn sie ihren Wurf verteidigen, wenn es um
ihr Revier geht und im Grunde immer wenn man sich ihnen nähert“ erklärte Terag. Gregor
konnte das sadistische Lächeln beinahe durch den Helm scheinen sehen. Er wusste,
irgendetwas hatte Terag vor.
Dann hob Terag die Hand. Seine Handfläche war ausgestreckt und wies damit alle an unten
zu bleiben. Nach einigen Minuten glaubte Gregor in seinem Anzug zu ertrinken. Er schwitzte
in der Nachmittagssonne und die schwarzen Anzüge waren dabei nicht unbedingt eine Hilfe.
Große Schweißtropfen versuchten sich ihren Weg über die Augenbrauen in Gregors Gesicht
zu bahnen. Dies trieb ihn fast in den Wahnsinn. Gregor fluchte in sich hinein und überlegte
sich eine Möglichkeit ohne den Helm abzunehmen, den Schweiß aus dem Gesicht zu
bekommen. Aber es fiel ihm kein möglicher Weg ein und so war er all die Minuten damit
beschäftigt sich zu beherrschen und nicht einfach aufzuspringen und sich der verfluchten Seite 56
Helm vom Kopf zu reißen. Irgendwann vernahm er in der Ferne ein leises Brummen von
Motoren. Terag hatte es offensichtlich längst lokalisiert als Gregor versuchte die Richtung des
Lärms auszumachen. Der Ausbilder hatte sich auf die Ellbogen gestützt und hob ein Fernglas
an sein Gesicht. Gregor schaute ungläubig. Terag hatte sein Visier die ganze Zeit offen
gehabt. Kein Schweißtropfen war in seinem Gesicht. Er schaute sich nach seinen Kameraden
um, aber die sahen genauso verschwitzt und belämmert aus wie er. Dieser Mistkerl hatte sie
reingelegt.
Sie beobachteten einen kleinen Konvoi der GDI. Ein alter BMT mit dem Schwenk-MG auf
dem Dach, sowie zwei LKWs. Ein kleinen Jeep eskortierte den Konvoi. Die polterten über
einen Feldweg nahe dem Tiberiumfeld. Terag drehte sich zu seinen Rekruten um und das
breite Grinsen auf seinem Gesicht verhieß nichts gutes. Er klappte sein Visier herunter und
verstaute das Fernglas wieder in einer Tasche. Dann erklang seine Stimme über das Komm.
„So meine Herren. Jeder gibt einen Feuerstoß auf die Teufel im Feld ab. Ich möchte sehen,
dass jeder Teufel getroffen wird. Aber tötet sie nicht, wir wollen nur ihre Reaktion
beobachten und daraus lernen.“

Alle Vier kontrollierten ihr M16 Gewehr nochmals. Der kleine Schlitz im schwarzen Magazin
leuchtete blau und gab so die Meldung ab, dass es voll sei. Sie visierten die Mutationen an.
Terag hob ebenfalls sein Gewehr und zielte. Schließlich, nach nervenaufreibenden Sekunden
kam der Befehl aus dem Komm. „Feuer!“
Fünf kurze Feuerstöße lösten sich aus den kleinen Hügeln neben dem Tiberiumfeld und trafen
einige Teufel. Eines der Tiere brach zusammen, die restliche Herde brüllte panisch auf. Der
GDI Soldat auf dem Jeep drehte gerade sein MG in die Richtung der Tiere, als diese wie wild
auf den Konvoi zu stürmten. Er rief panisch etwas in sein Komm und der Jeep versuchte
auszuweichen. Doch die Tiere waren zu schnell und griffen an. Große Tiberiumkristalle
prasselten gegen die Fahrzeuge des Konvois. Ein Tiberiumteufel rammte auf seiner wilden
Flucht den BMT und warf diesen um. Der Teufel war bis zu den Schultern in die Karosserie
eingetaucht und sein Hinterteil ragte nun schlaff in die Höhe.
Ein Geschoss der Teufel musste etwas explosives erwischt haben, denn plötzlich detonierte
einer der LKWs in einem großen Feuerball. Als sich der Feuerball wie in Zeitlupe ausbreitete
erfasste er auch den anderen LKW welcher von der Fahrbahn abkam und im Graben liegen
blieb. Der Jeep versuchte immer noch zu fliehen und sein Motor heulte laut auf, als der Fahrer
versuchte Gas zu geben. Der GDI Soldat am MG des Jeeps fiel schlaff herunter, als sich ein
großes Geschoss tief in seine Brust bohrte. Der Jeep kam ins schlingern und fuhr dann gegen
einen der wenigen Bäume am Wegrand. Auch er explodierte beim Aufprall in einem kleinen
Feuerball.
Die Rekruten duckten sich tiefer in das Gras, als einige Splitter von der Explosion herüber
flogen. Zwei große Metallfragmente landeten knapp neben Phillip. Er schnappte erschreckt
nach Luft um sich dann fester auf den Boden zu pressen. Dann erklang die Stimme des
Ausbilders im Komm. „Das hätten wir. Die Exkursion: Tiberium Mutationen ist hiermit
beendet. Rückzug.“
So robbten sie wieder zurück zu ihrem Ausgangspunkt. Nach einigen hundert Meter auf dem
Boden gab Terag den Befehl zum Aufstehen. Nun liefen sie sehr schnell über die Ebene in die
Richtung aus der sie gekommen waren. In der Ferne hörten sie bereits das typische Geräusch
von Rotoren, welche von einem Helikopter stammen mussten. Gregor vermutete, dass es sich
um einen Rettungsheli handelte, der zum Unglücksort unterwegs war.
Nach einiger Zeit erreichten sie den Ort, an dem sie ausgestiegen waren. Die Erde war dort
aufgewühlt, aber der BMT war nirgends zu sehen. Terag zog ein kleines schwarzes Kästchen
aus dem Gürtel und drückte einige Tasten. Nach drei Minuten spürten sie ein leichtes
Vibrieren in der Erde. Dies verstärkte sich von Sekunde zu Sekunde und ein Dröhnen kam Seite 57
hinzu. Dies musste der BMT sein. Tatsächlich brach plötzlich das Fahrzeug aus der Erde.
Gregor schien sich an Bilder aus dem Fernsehen erinnert. Bilder von ausgestorbenen Tieren.
Das Fahrzeug erinnerten ihn an Wale die wie große Raketen aus dem Meerwasser brachen um
dann platschend wieder in ihr zu versinken. Nur diese Fahrzeug wurde von der Oberfläche
getragen und öffnete sogleich seine Einstiegsluke. Aus dem Inneren hörte man den Fahrer.
„Man macht schon, ich hab mehr Signale von GDI Truppen auf dem Schirm, als ihr Euch
Zecken eingefangen habt. Was zum Teufel habt ihr angestellt?“
Sie sprangen schnell in den BMT und noch bevor sie alle richtig saßen, bohrte sich der BMT
wieder in die Erde.

Die Fahrt zurück in den Tunnels verlief still. Niemand sagte etwas. Der Ausbilder hatte
wieder seinen Datenblock gezuckt und notierte etwas. Die vier Rekruten starrten stumm auf
den Boden. Alle machten sich ihre Gedanken über das Vergangene. Gregor konnte sich
denken was Phillip als nächstes sagen würde, wenn er sich trauen würde die Stille zu
durchbrechen. Dies ist der vierte Tag, richtig? Ein Kampfeinsatz am vierten Tag. Gregor
verzog sein Gesicht zu einem Lächeln. Sie waren nicht mehr so grün wie er gedacht hatte.
Als sie den Hangar erreichten, hatte sich das Adrenalin aus ihrem Blut zurück gezogen und
nur die Müdigkeit zurückgelassen, die solch einem Einsatz folgte. Im Grunde hatten sie Glück
gehabt dachte Gregor, als er sich an den verletzten Soldaten erinnerte, den sie bei ihrer
Abfahrt gesehen hatten. Keiner hatte sich verletzt. Der Feind hatte einen Totalverlust erlitten
und sie hatten auch noch gelernt was es bedeutete einen Tiberiumteufel wütend zu machen.
Sie stiegen aus dem BMT und gingen auf die Stahltür mit dem Logo der Bruderschaft zu. Nun
wiederholte sich ihr Gang vor der Abfahrt in umgekehrter Reihenfolge. Sie gaben ihre Waffen
und Magazine ab. Der alte Mann hinter dem Schalter lächelte Terag an und nickte ihm zu.
Nachdem sie Anzüge wieder gegen ihre normalen Rekrutenanzüge getauscht hatten, bemerkte
Gregor, dass sie immer noch die Hundemarken trugen. Diese Marken würden wohl von nun
an ihr ständiger Begleiter werden. Es war spät als sie schließlich in der Baracke ankamen.
Allen wollten nur noch schlafen und so dauerte es auch nicht mehr lange, bis Stille in der
Baracke herrschte. Keine Unterhaltung über das Erlebte, keine Verwunderung mehr über
Terag, ihren Ausbilder. Nur Müdigkeit.
4
Es war unfair. Schlicht unfair, dachte Gregor als ihn die Alarmglocken aus dem Schlaf rissen
und das Trommelfell strapazierte. Er drehte sich noch einmal auf seinem Feldbett um und
versuchte wieder einzuschlafen. Dann registrierte er, dass der Alarm kein Traum war.
Sogleich sprang er auf. Er schaute in die Runde. Die Anderen waren ebenfalls aufgesprungen
und zogen sich bereits an. Gregor begann das Selbe zu tun.
Die Alarmglocken plärrten noch einige Zeit weiter. Gregor und seine Kameraden waren zu
dieser Zeit allerdings längst aus der Baracke gestürmt. Es musste ein echter Alarm sein, da
waren sich alle sicher. Soviel wussten sie inzwischen von Ausbildungsverfahren. Würde es
eine Probe sein, würde ihr Ausbilder vor der Baracke auf sie warten. Aber dies war nicht der
Fall. Ganz im Gegenteil.
Terag rannte zusammen mit seinen Kollegen aus den Unterkünften der Ausbilder, etwa zur
selben Zeit wie die Rekruten aus ihren Baracken stürmten. Das Chaos schien perfekt. Alles
lief durcheinander und überall wurden Befehle gebrüllt. Aber dem war nicht so. Alle Rekruten
waren inzwischen so geübt, dass sie ihren Platz auf dem Exerzierplatz kannten und sich dort
aufstanden. Die Ausbilder standen kurz in einer kleinen Gruppe zusammen und starrten auf
eine Kommunikationseinheit. Jeder hob einen Datenblock in der Hand und schien sich Seite 58
Informationen zu übertragen, während sie jemandem lauschten. Dann schwärmten sie aus und
bellten ihren Rekruten Befehle zu.
Auch Terag lief schnell auf seine Truppe zu. „Gefechtsalarm. Jemand greift die
Versorgungstunnels im Westen an. Mitkommen!“ Es blieb ihnen keine Zeit sich näher
Gedanken über die Worte ihres Ausbilders zu machen. Sie folgten ihm als er auf einen
Truppentransporter zusteuerte. Diese Fahrzeuge wurden nicht in Kampfeinsätzen verwendet.
Sie wurden ausschließlich zum Transport von Nachschub benutzt. Sie sprangen zusammen
mit zwei oder drei anderen Gruppen auf die Ladefläche. Kaum hatte der letzte Rekrut unter
den bellenden Befehlen seines Ausbilders die Laderampe erreicht, da gab der Fahrer des
Wagens Gas. Ein Ruck ging durch das Fahrzeug und schüttelte sie alle durch, dann waren sie
auf dem Weg. Nach kurzer Zeit erreichten sie einen Tunnel, der in den Höhlenboden führte.
Das Fahrzeug bremste ab und die gesamte Truppe sprang herunter. Mit eiligen Schritten
liefen sie hinter ihren Ausbildern her, welche sie in den Tunnel führte.

Es stellte sich schnell heraus, dass es ein Depot war. Innerhalb von wenigen Minuten steckten
sie alle in Kampfanzügen und hatten ein M16 Gewehr geschultert. Andere Gruppen eilten
bereits wieder nach draußen, aber Terag hielt seine Rekruten auf. „Stopp! Kein Einsatz ohne
die Lage zu kennen.“ Er trat an die graue Betonwand des Depots und zog aus irgendeiner
versteckten Tasche ein kleines Stück Kreide. Er umriss mit der Kreide einen Tunnel. Auf
einer Seite stellte er den Ausgang zur Basis dar. Dann runzelte er die Stirn und blickte auf
seinen Datenblock. Er drückte zwei Tasten und zeichnete fünf Rechtecke ein und versah sie
mit einem Pfeil der in Richtung Basis deutete. „Achtgeben meine Herren. Ich wiederhole
mich nur ungern. Dies ist der Versorgungstunnel Beta3. Ein Konvoi von Sammlern wird
gerade durch diesen Tunnel in die Basis gebracht um sie einer Routinewartung zu
unterziehen. Jemandem ist es offensichtlich gelungen die Bordmannschaften auszuschalten
und versucht die Sammler unter Kontrolle zu bringen.“ Terag lächelte. „Nun wir können uns
etwas Zeit lassen. Unser Angreifer muss die Sammler zuerst im Tunnel wenden, um sie
möglichst zügig zu entwenden.“ Er hob abermals die Kreide und zeichnete zwei Schächte ein,
die parallel zu dem Versorgungstunnel verliefen. Jeweils ein Schacht auf jeder Seite. „Dies
sind kleine Schächte, welche die Energieversorgung der umliegenden Tunnelbeleuchtungen
gewähren. Meine Kollegen haben diesem Detail keine Beachtung geschenkt. Ich denke das ist
ein Fehler.“ Er hob den Blick und schaute seinen Rekruten in die Augen. „Meine Herren. Dies
wird hart werden. Wir werden durch einen dieser Tunnel in den Rücken des Feindes gelangen
und den Versuch die Sammler zu entwenden im Keim ersticken.“ Er schwieg einen Moment.
„Im Namen von Kane!“ stieß er hervor. „Kane lebt im Tode!!!“ echote die Antwort von den
Wänden.
Gregor rutschte erneut von einem dicken Kabelstrang ab und verkniff sich einen Fluch. Sie
waren nun seit etwa zehn Minuten durch diese engen Schächte gekrochen. Nun zumeist hatten
sie geduckt laufen könne, aber an einigen Stellen hatte sich der Schacht durch Kabelbündel
dermaßen verengt, dass er sich schlecht vorstellen konnte, wie hier eine Technikercrew ihre
Arbeit tun konnte. Die Kabel schienen gut isoliert. Gregor hoffte dies zumindest, denn überall
drang Sickerwasser in den Schacht ein und machte die dicken Kabelstränge zu einer
rutschigen Angelegenheit. Wieder kam eine enge Biegung vor ihnen in Sicht und Gregor
fluchte leise über die sperrigen M16 Gewehre. Sie waren für ihr Vorwärtskommen sehr
hinderlich. Aber er wollte lieber keinen Gedanken daran verschwenden, was geschehen
würde, wenn sie hinter dem Feind auftauchten und ihn versuchten mit ein paar Kieseln aus
dem Tunnel zu bewerfen.
Sie schafften es dann doch ohne große Verzögerung durch die enge Kehre und durch die
dünne Wand zum Tunnel hörten sie Schüsse. Diese wurden immer lauter. Sie mussten bald in
der Gefechtszone sein. Terag, der die Spitze übernommen hatte schwenkte seinen kleinen Seite 59
Leuchtstab. Er hatte verboten die Schachtbeleuchtung zu aktivieren, was die Sache nicht
unbedingt leichter machte. Vor allem da nur er so einen Leuchtstab mitgenommen hatte.
Der Stab leuchtet in mattem roten Schein und erhellte den Schacht ein wenig. Immer wieder
spähte Terag durch kleine Schotts, die in den großen Tunnel führten. Gregor erkannte nun,
wie praktisch es war, dass jedes Schott eine kleine Sichtluke besaß, die sich von innen öffnen
lies. Nach weiteren fünf Minuten waren sie soweit vorgedrungen, dass sie neben sich im
Tunnel, dass laute Hämmern von Maschinengewehren hören konnten. Mehr konnten beide
Seiten nicht einsetzen. Eine Granate oder ein Sprengsatz hätte womöglich die Sammler zu
unnutzem Schrott verwandelt. Also lief das Gefecht auf einen Kampf, Mann gegen Mann
heraus.

Phillip glitt von wieder einmal von einem Kabel ab und knallte mit einem dumpfen Schlag
seitlich gegen den Fels. Terag drehte sich um und sein Gesicht zeigte wenig Begeisterung.
Phillip dagegen kämpfte mit sich, nicht vor Schmerz aufzuschreien. Sein Gesicht war verzerrt,
aber er rappelte sich auf und nickte zu seinen Kameraden. „Weiter, es geht schon“ presste er
heraus und hielt sich seine Schulter. Nach einigen Metern, hörten sie das laute Dröhnen der
großen Sammlermotoren. Sie schienen zum Teil in Bewegung, aber das Feuergefecht
übertönte alles und lies keine genauen Rückschlüsse zu. Terag stand inzwischen vor einem
weiteren Schott und schaute nach draußen. Er winkte seine Rekruten heran. „Sie benutzen den
vordersten Sammler als Deckung und Blockade. Er steht quer im Tunnel, damit die restlichen
Sammler ohne Gefahr abgeholt werden können. Wenn sie erst einmal aus den Tunnel um die
Basis raus sind, wird es schwer sein sie im Labyrinth der Tunnels zu lokalisieren. Sie werden
in Kürze dieses Schott passieren.“ Der Ausbilder zeigte seine Zähne, doch Gregor wollte nicht
glaube, dass dies ein Lächeln sein sollte. „Sie werden es zumindest versuchen.“
Kasian stürmte im Schlafmantel in sein Arbeitszimmer. Sein Adjutant sah müde aus, hatte es
aber offenbar geschafft in seine Uniform zu schlüpfen. Dennoch sah diese zerknittert und
faltig aus. „Was ist hier los?“ bellte Kasian. Sander schien schon eine Minute früher im Büro
eingetroffen zu sein. Er hatte den Videoschirm bereits aktiviert und einige Daten auf den
großen Schirm geholt. Als Kasian durch die Türe stürmte, drehte er sich zu ihm.
„Eindringlinge im Versorgungstunnel Beta3, Sir.“ Er drückte auf der Konsole und eine
Risszeichnung der Basis erschien. Dann zoomte das Bild auf den westlichen Rand der Höhle
und einen Tunnel. Rote Punkte zeigten an, dass schon fünf Einsatzgruppen vor Ort waren.
Fünf Rechtecke blinkten blau auf, schienen sich aber nicht viel zu bewegen. „Ist das einer
unserer Sammlerkonvois?“ stieß Kasian hervor. „Ja, Sir. Laut dem bisherigen Bericht wurde
die Eskorte sowie die Mannschaft der Fahrzeuge ausgeschaltet. Die Eindringlinge versuchen
derzeit die Fahrzeuge zu wenden und die Einsatztruppen in Schach zu halten“ beantwortete
Sander die Frage. Kasian betrachtete die Einsatztruppen genauer. Er drückte eine Taste und
sagte: „Cabal! Zeig mir die einzelnen Soldaten als Punkte.“ Eine mechanische Stimme
erklang und antwortete auf eine seltsame melodische Art: „Sofort Kasian.“
Das Bild zoomte noch näher an das Geschehen heran und die Punkte die Gruppen dargestellt
hatten, lösten sich in kleine Häufchen Punkte auf. Die Aufstellung der Gruppen war zumeist
schlecht gewählt, da einige der Soldaten hektisch ihre Position wechselten. Ein weiteres
Problem wurde Kasian bewusst, als er die Gruppen kurz überflog. Alle Einsatzgruppen
besaßen etwa fünf Soldaten. „Was sind denn das für Einsatzgruppen? Wer hat solch eine
schwache Gruppenzahl angeordnet?“ brüllte Kasian wütend. Sander beugte sich über die
Konsole und drückte einige Tasten. Auf dem Schirm erschien ein Fenster mit weiteren Daten.
„Nun, Sir. Ich denke das liegt daran, dass es Rekruten sind, wie es scheint.“ Kasian stampfte
wütend auf und starrte auf den Schirm. „Was im Namen Kanes, machen meine Rekruten da
draußen?“ Sander schaute von der Konsole auf. „Laut dem diensttuenden Offizier waren dies
die einzigen Truppen die auf die Schnelle am Einsatzort sein konnten. Verstärkung ist
unterwegs und sollte bald eintreffen.“ Sander betätigte eine weitere Taste und eine Seite 60
Ankunftscountdown erschien auf dem Schirm. Kasian starrte weiterhin auf den Schirm. „Das
ist zu lange. Bis dahin haben sie die Sammler längst in das Tunnellabyrinth gebracht.“
Terag versetzte dem Schott einen festen Tritt. Diese sprang mit einem metallenen Klirren auf
und gab den Weg in den Tunnel frei. Der Ausbilder sprang in den Gang und gab eine Salve in
Richtung der Angreifer ab. Die Geschosse leuchteten gelb im Tunnel, als sie in einer kurzen
Salve in die Richtung der Sammler rasten. Samuel stürmte hinter Terag aus der Tür. Beide
warfen sich auf den Boden und robbten auf die andere Seite des Tunnels. Die Sammler
stoppten aufgrund des plötzlichen Geschosshagels. Die Sammler hatten noch nicht
vollkommen gewendet und die Mannschaften versuchten nun fieberhaft Deckung zu finden.
Ein mutiger Soldat der Gegenseite raffte sich auf und kletterte auf das Dach des ersten
Sammlers. Er gab zwei Feuerstöße ab, die auf das Schott zielten, bevor Samuel ihn mit einer
Salve wieder vom Dach holte. Der Soldat knickte zuerst ein um dann seitwärts vom Dach des
Sammlers zu rollen. Dies war das Zeichen für die restlichen Rekruten. Sie stürmten aus dem
Schott und gaben kurze Feuerstöße ab. Sie suchten sogleich Deckung hinter einigen
Stützpfeilern des Tunnels, als ihr Feuer erwidert wurde. Gregor schaffte dies nur mit einem
großen Hechtsprung, da er sich zu weit hinaus gewagt hatte. Er fiel mit dem Kopf zuerst in
den staubigen Sand des Tunnelbodens. Aber dies rette ihm das Leben, denn dort wo er noch
eben gestanden hatte, schlugen die Geschosse des Gegners ein und der Tunnelboden glühte
matt. „Keiner spielt hier den Helden! Sonst erschieße ich ihn eigenhändig“ brüllte Terag zu
Gregor.

In Deckers Magen bildete sich ein Knoten. Wulf hatte gesagt, es würde keinerlei Probleme
geben. Es wären keinerlei Truppenverbände in der Nähe. Wulf hatte sich offensichtlich geirrt.
Decker lugte über seine Deckung und beobachtete wie die kleine Gruppe Soldaten einen
seiner Untergebenen vom Dach des Sammlers schossen. Sie waren genau in ihrem Rücken
aufgetaucht. Sie hatten keinerlei Fluchtmöglichkeit.
Decker wusste wie dringend sie die Sammler benötigten und nun schien alles wegen diesem
kleinen Hindernis zusammen zu brechen, was sie aufgebaut hatten. Natürlich stimmte es, sie
hatten Probleme. Der Griff nach der Po Ebene war ein Desaster gewesen und hatte sie sehr
viel gekostet, aber noch war es nicht vorbei. Sie hatten noch immer großen Einfluss in
Europa. Decker gab einen kurzen Feuerstoß ab und duckte sich abermals. Diese Aktion um
die Sammler zu entwenden, war schon die ganze Zeit mehr eine Verzweiflungstat gewesen,
aber nie hätte er gedacht, dass es so schief laufen konnte. Er schluckte schwer und gab dann
neue Befehle an seine Einsatzgruppe.
Gregor kauerte hinter einem dicken Stützpfeiler. In kurzen Abständen hämmerten immer
wieder Geschosse gegen den Betonpfeiler. Er hoffte nur, dass die Konstruktion solide war,
denn sonst würde dieser Tunnel ein sehr unangenehmer Ort sein. Abermals kontrollierte er
sein Magazin. Es leuchtete in einem matten Blau und schien förmlich danach zu schreien, an
dem Feuergefecht teil zu nehmen. Gregor gab dem Magazin nach und lehnte sich etwas vor
und hob sein M16. Er lies eine kurze Salve gegen die Deckung der Diebe prasseln und zog
sich dann wieder zurück. Es geht lediglich darum sie aufzuhalten, rief er sich ins Gedächtnis.
Die Verstärkung sollte bald eintreffen.

Staub und kleine Splitter flogen an ihm vorbei, als die Geschosse wieder seinen Pfeiler
bearbeiteten. Er blickte auf die andere Seite des Tunnels. Terag und Samuel duckten sich tief
hinter die Pfeiler. Meist war es Terag der einen gezielten Feuerstoß abgab um dann schnell
wieder in Deckung zu gehen. Ein weiterer Dieb fiel im Kreuzfeuer der Belagerer. Seine
Schreie erfüllten den Tunnel und Gregor lief es kalt den Rücken herunter. Ein einzelner
Schuss hallte durch den Tunnel und der schwer verwundete Soldat verstummte. Seite 61
Gregor drehte sich um als er Chris keuchen hörte. Chris hing im Versorgungsschacht und
klammerte sich an ein Kabel während er sich übergab. Gregor drehte sich schnell wieder um
und lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Gegner. Er wollte nicht, dass sie durch seine
Unachtsamkeit einen Ausbruch nicht abwehren konnten. Es war, als hätte der Kommandant
der Angreifer eben diesen Gedanken gefasst. Fünf seiner Männer versuchten langsam vor zu
pirschen und sich gegenseitig Feuerschutz zu geben. Doch anders als Gregor hatte Terag diese
Aktion schon erwartet und in dem Moment als die Angreifer versuchten zu ihnen
vorzustoßen, spuckte sein Gewehr tödliche Fracht. Drei der Soldaten fielen im Kugelhagel
von Terag. Die Rekruten feuerten nun ebenfalls. Sie wechselten sich ab und immer einer
sprang vor die Deckung und gab einige Schüsse ab. So verwandelte sich ihre Blockade durch
ihr Dauerfeuer in eine unüberwindliche Mauer. Die Rekruten der anderen Gruppen schienen
die Angreifer ebenso zu bedrängen. Einer der Angreifer stürmte blind vor. Er schrie etwas
undeutliches und feuerte blindlings in die Richtung von Gregor.
Der Pfeiler musste abermals für seine unglückselige Position büßen und große Stücke wurden
aus ihm heraus gerissen, dann sprang Phillip in den Tunnel. Er rollte sich ab und lag auf dem
Bauch, als er sein Gewehr hob und auf den herausstürmenden Soldaten schoss. Der Soldat
blieb in Bewegung als in die Impulsgeschosse durchschlugen. Er zuckte als einige seiner
Muskel den Dienst verweigerten, aber er lief noch einige Meter weiter und feuerte auf Phillip.
Dieser rollte sich gerade wieder in Deckung als der Soldat zwei Meter vor den Pfeilern zum
stehen kam und mit dem Gesicht nach vorn in den Staub fiel. Phillip ächzte als er den
Streifschuss betrachtete, den er sich eingefangen hatte. An seiner Schulter klaffte die Uniform
auf. Eine kleine Rauchwolke stieg von den Rändern der Uniform auf, die unter dem
Streifschuss geschmolzen war. Die Schulter selbst war relativ intakt. Ein kleines Stück des
Fleisches schien verbrannt, aber es blutete nicht. Trotzdem wurde Phillip leichenblass.
Decker schaute auf den verbliebenen Soldaten seiner Truppe. Sie waren noch zu sechst. Er
schluckte hart, nein nun waren sie noch zu fünft. Neben ihm brach gerade einer seiner
Soldaten zusammen. Leise röchelnd hob er eine blutige Hand zu seinem Kommandanten.
Decker schloss die Augen und fragte sich, ob all diese Kämpfe überhaupt Sinn machten. Er
öffnete die Augen und dann stand sein Entschluss fest. „Feuer einstellen. Es hat keinen Sinn.
Wir ergeben uns“ rief er seinen verbliebenen Soldaten zu. Diese nickten nur und senkten die
Waffen. Sie waren zusammen einen langen Weg gegangen. Decker und seine Leute hatten so
manches Gefecht überlebt und nun hatte sie es doch erwischt. Er hasste den Gedanken sich
ergeben zu müssen, aber es gab keinen Ausweg. Er zog seinem toten Kameraden ein kleines
weißes Taschentuch aus der Tasche. Er hatte es immer bei sich gehabt. Irgendein
Glücksbringer von seiner Frau. Decker hoffte, dass er damit mehr Glück haben würde. Er
hängte das Taschentuch an sein Gewehr und hob die Waffe. Er schwenkte die kleine weiße
Flagge und wartete ab. Innerlich fluchte er. Es war erniedrigend, bei Kane, aber es sah keinen
anderen Ausweg.
Sie hatten die Diebe aufgehalten. Gregor war stolz auf ihren Einsatz und die anderen Rekruten
bewunderten sie. Am Ende hatten nur fünf der Diebe überlebt. Sie hatten sich schließlich
ergeben und sich gefangen nehmen lassen. Die Abwehr, die so schnell aus den Rekruten
gebildet worden war hatte allerdings auch Verluste zu beklagen. Von den fünf Gruppen die
mit ihnen ausgerückt waren, kamen vier zurück. Was nicht heißt, dass sie gesund zurück
kamen. Gregor fragte sich ob es diesen Einsatz wert gewesen war. Er wunderte sich über die
gesamte Sache sehr. Bei dem großen Feldherrn Mordechai, wer gab den Befehl grüne
Rekruten in eine Schlacht zu schicken.
Nachdem Terag mit ihnen wieder zurück zur Baracke gefahren war, kümmerte er sich
zusammen mit einem Sanitäter um Phillips Wunde. Sie schien nicht all zu schlimm zu sein,
dennoch setzte es der ganzen Gruppe zu. Durch die Verwundung ihres Kameraden wurde Seite 62
ihnen bewusst, wie nahe sie dem Tod gewesen waren. Es hätte jeden von ihnen erwischen
können.
Sie saßen still auf ihre Betten und starrten ins Leere. Gregor wusste nun, was es hieß den
Rekrutenstatus hinter sich zu lassen. Es hatte nichts damit zutun, seine Ausbildung
abgeschlossen zu haben. Entscheidend war es, dass man sein erstes Gefecht überlebte. Das
gab ihm zu denken, genauso wie den Anderen der Gruppe. Als Phillip zurück kam, war er
nicht mehr blass. Er lächelte sogar ein wenig. „Kommt Leute, Kasian hält eine Rede. Alle
sollen sie hören!“
So gingen sie also in die Baracke, die normalerweise die Kantine beherbergte. Als sie die
Türe öffneten und hindurch schritten, glitten sie ein in den Schwall aus Gemurmel und
Gelächter. Alle Rekruten und ihre Ausbilder waren versammelt. Offenbar gab es zur Feier des
Tages eine Sonderration. Als sie sich ihren Weg durch die Menge bahnten, um ebenfalls ihre
Sonderration abzuholen, drehten sich viele Rekruten um und klopften ihnen auf die Schulter.
Die Ausbilder der anderen Gruppen nickten anerkennend. Phillip hatte die meisten Probleme
damit. Er trug einen Verband, aber er verbarg diesen unter seiner Uniform und so klopften
immer wieder einige Rekruten auf seine Wunde. Aber er riss sich offenbar zusammen und
lächelte seinen Kameraden zu.
Die Sonderration war wirklich eine Belohnung. Es gab Fisch. Etwas, was viele der Rekruten
noch nie zuvor gesehen hatten. Nur der göttliche Kane konnte wissen woher Kasian diese
äußerst wertvollen Nahrungsmittel beschafft hatte. Selbst Gregor war überrascht über die
Qualität des Fisches und er kannte sich mit delikaten Essen relativ gut aus. Dann wurde es
still als ein großer Videoschirm von der Decke gelassen wurde. Er war riesig und hing so in
der Luft, dass jeder in der Baracke den Schirm sehen konnte. Als sich der Schirm vollständig
ausgerichtet hatte, aktivierte er sich.
Ein kleiner roter Punkt erschien auf einem schwarzen Hintergrund. Dieser begann zu leuchten
und der rote Punkt breitete sich aus. Er wurde immer größer und erreichte bald die Ränder des
Schirms. Dort blieb der rote Lichtschein beständig und breitete sich nicht mehr weiter aus.
Ein großen Logo der Bruderschaft erschien auf dem Schirm und drehte sich langsam. Dann
bildeten sich Worte auf dem Logo der Bruderschaft:
>> EINHEIT << ….
>>EINE BRUDERSCHAFT<< …
>>IM NAMEN VON KANE<< …
>>FÜR DIE TECHNOLOGIE DES FRIEDENS<<
Dann wurde das Bild schwarz um kurz darauf den Buchstaben „K“ in Runenschrift
darzustellen. Das „K“ bette sich ein eine modernere Version des Wappens der Bruderschaft
ein. Die Rekruten in der Baracke riefen nach ihrem Anführer. „KASIAN! KASIAN!
KASIAN!“
Plötzlich erschien das Gesicht von Kasian auf dem Schirm und alle im Raum jubelten laut.
Kasian lächelte. Gregor konnte sich denken weshalb. Sein Vater hatte viele Kameras mit
denen er alle Versammlungsorte genau einsehen konnte. Den Jubel der Massen genoss er.
Immer noch lächelte er. Doch schließlich wurde das Lächeln von einer finstereren Miene
verdrängt. Der Jubel verebbte und Kasian begann zu reden.
„Brüder!… Schwestern!… Anhänger der Bruderschaft von NOD!!. Hört mich an!
EINHEIT ist es wonach wir streben. Die Technologie des Friedens, KANES Erbe!
WIR sind die Kinder seiner Gedanken. WIR sind seine Hand. WIR vollenden SEIN Werk!“
Kurz brach wieder ein lautstarker Jubel aus, der aber schnell verebbte als Kasian den Mund
öffnete um weiter zu sprechen.
„ABER …“ er schüttelte den Kopf. „Aber es gibt Brüder und Schwestern, die von diesem
Weg abgewichen sind. Allein das Streben nach Macht lässt sich Kanes Willen vergessen. Sie Seite 63
stellen sich gegen die Bruderschaft, sie kämpfen gegen ihre Brüder und nicht gegen die
wirklichen Feinde.
Nein, sie kümmern sich nicht um die Fortführung von Kanes Willen. Sie treten seine
Gedanken, seine Visionen mit Füßen.“
Er senkte die Stimme ein wenig und er wirkte bestürzt.
„Nun hat sich uns so ein verräterischer Bruder offenbart! Diese Aufzeichnungen zeigen es…“
rief er und eine kleine Einblendung erschien. Dort wurde eine Aufnahme des Gefechtes um
die Sammler abgespielt. Kasian sah mit steinerner Miene auf die Einblendung um dann weiter
zu sprechen.
„Dies sind die Verräter. Sie griffen uns an, doch WIR, die wahren Diener von Kanes Visionen
haben sie zurück geschlagen. Unsere tapferen Rekruten haben sie in blutigen Kämpfen
vernichtend geschlagen.“ Er schwieg kurz und ließ das Jubeln verklingen, dann verzerrte sich
sein Gesicht leicht und es zeichnete sich Wut darin ab. „Aber die Schuld ist nicht gesühnt!
Wir werden uns Rächen! Die Angreifer gehörten zu einer Gruppe um den Verräter Wulf. Er
hat viele ahnungslose Brüder unter seiner Kontrolle und benutzt sie um die GDI zu
unterstützen! JA meine Brüder, er ist ein Handlanger der GDI!!“ Bösartiges Gebrüll erfüllte
den Raum und die Wut über Wulf wuchs in den jungen Rekruten als Kasian weiter sprach.
„EINHEIT … BRÜDERLICHKEIT … IM NAMEN VON KANE!!!“
Die Masse der Rekruten antworteten donnernd: „KANE LEBT IM TODE!“ „Ja meine
Brüder. Wir werden unsere gefallenen Brüder rächen. Schon bald werden die Verräter
gerichtet werden!“ Kasian hatte die Hand drohend zu einer Faust geballt und reckte sie nach
oben. „FÜR KANE!“
Die Rekruten waren wie gebannt von Kasian und reckten die Fäuste in die Höhe. „FÜR DIE
BRUDERSCHAFT! FÜR KANE! FÜR DIE TECHNOLOGIE DES FRIEDENS!“ dröhnte es
durch die Baracke, dann wurde der Schirm schwarz.
Sander bediente die Konsole und schaltete die Übertragung ab. Kasian betrachtete die
Bildschirme die seine jubelnden Anhänger zeigten. „Das war astrein“ murmelte Kasian und
lächelte. Sander blickte auf und nickte. „Ich muss ihnen gratulieren. Diese Rede schien von
Kane selbst zu kommen.“
Kasian lächelte breit und musterte Sander. „Und doch stört sie etwas. Habe ich recht,
Sanders?“ Der Adjutant nickt leicht und schwieg dann um die passenden Worte zu finden.
„Nun, Sir, sie haben behauptet Wulf wäre ein Handlanger der GDI“ begann er. Kasian zog
fragend eine Augenbraue nach oben. „Was stört sie daran?“ Sander fühlte sich sichtlich
unwohl. „Äh na ja, sie haben sie angelogen. Wulf mag zwar gegen Brüder aus Italien
kämpfen, aber er würde sich nie mit der GDI einlassen.“
Kasian zeigte die Zähne und sein Grinsen schien wölfisch. „Ach mein guter Sanders. Sich
gegen seine Brüder wenden, ist als ob man der GDI selbst in die Hände spielt. Ich habe dies
lediglich anders ausgelegt.“ Er deutete auf eine Wiederholung der Szenen die sich in der
Baracke der Rekruten abgespielt hatte. „Sehen sie nur! Sie brennen vor Zorn. Nur so werden
sie in der kommenden Schlacht wirklich fähig sein Wulf zu schlagen.“ Sanders nickte. „Ich
verstehe, Sir.“ Kasian musterte Sander. „Ich bin mir da nicht so sicher. Beobachten und lernen
sie! Worte sind mächtiger als jede Waffe auf dieser Welt.“ „Ich werde es mir merken, Sir“
bekräftigte Sanders.
Kasian sah nochmals von seinen Bildschirmen auf und blickte Sanders direkt in die Augen.
„Bedenken sie… Die Gegenwart gehört dem, der bereit ist zu handeln!“
5 Seite 64
Nach der großartigen Rede von Kasian pulsierte die Höhle geradezu. Die Euphorie war
spürbar und hatte alle gepackt. Gregor war beeindruckt. So hatte er seinen Vater noch nie
erlebt. Diese Rede hätte ebenso von Kane selbst stammen können, da war er sich sicher.
Den restlichen Tag hatte sie frei bekommen, aber es wurden aufgrund der erhöhten
Alarmbereitschaft keine Ausflüge an die Oberfläche gestattet. Dies wäre allerdings auch keine
gute Idee gewesen. Alle Rekruten waren dermaßen motiviert, sie hätten sich wohl blind auf
den nächsten GDI Posten gestürzt, sobald sie an die Oberfläche gelangt wären. Da aber diese
Ausflüge verboten worden waren, verbrachten sie ihre Zeit in der kleinen Baracke. Sie
schauten sich einige Filme auf einem kleinen Datenblock an. Alles NOD Material. Etwas
anderes gab es hier natürlich auch nicht. Nur Gregor erkannte, dass es sich öfters um
Propaganda handelte. Allerdings hatte er schließlich auch andere Facetten der Medien kennen
gelernt, als NOD TV und DNN. Gerade startete Phillip einen neuen Beitrag. „Willkommen
Rekruten. Dies ist die digitale Form von Kanes Visionen. In diesem Bericht werden sie nicht
nur alle Beweggründe Kanes kennen lernen, sondern auch genauere Informationen über
seinen Werdegang. Seine treusten Anhänger schildern ihre Begegnungen mit dem göttlichen
Kane. Ebenso werden wir uns mit der ominösen Garde der Kerubim befassen. Wir wünschen
viel Spaß.“
Der Nachmittag verging somit relativ schnell. Der Film über Kane hatte enorme Überlänge
und ließ sehr viele alte NOD Veteranen auftreten. Alle waren fasziniert von der Aura Kanes
und der Anziehungskraft dieses Mannes, welche noch nach fast 30 Jahren wirkte. Der Film
ließ sich über die edlen Beweggründe Kanes sehr lange aus. Theatralisch wurde dabei sein
Weg beschrieben. Die vielen Opfer die er bringen musste. Die vielen grausamen Kämpfen,
bei denen er Seite an Seite mit den einfachen NOD Soldaten gegen die verlogene GDI
gekämpft hatte.
Schließlich befasste sich der Kommentator mit den mysteriösen Kerubim. Sie waren der
Schatten hinter Kane. Offensichtlich waren sie die Leibwächter des großen Anführers. Auch
wies die Stimme, die durch die Flut von Bildern und Informationen führte auf einige große
Taten der Kerubim hin. „…die Kerubim haben immer Spezialaufträge für den göttlichen Kane
erfüllt. Sie töteten verlogene GDI Funktionäre und andere Individuen die sich der
Technologie des Friedens entgegen stellte. Die Kerubim waren die rechte Hand Kanes.“
Dennoch schien es Zweifel an ihnen zu geben. Andere Gruppen der Bruderschaft
bezeichneten die Kerubim als Verräter. Sie sollen sogar die GDI unterstützt haben, als diese
auf den Tempel von NOD vorrückten. Aber der Kommentator mutmaßte, dass solche Helden
der Bruderschaft nie Kane verraten würden und dies sicherlich nur Gerüchte seien. Gerüchte
welche von der bösartigen GDI gestreut wurden um die Bruderschaft weiter zu spalten.
Als der Film endlich endete war der Tag schon fast zu Ende. Sie waren überrascht, wie lange
sie dieser Film gefesselt hatte. Alle Vier waren fasziniert vom großen Tiberiumkrieg. In jener
Zeit, als sich die Bruderschaft als die Rache der armen Länder erhob und den westlichen
Länder Paroli bot. Nun dürstete sie es nach aktuellem Wissen, so wurde Samuel auserkoren in
die Baracke der Ausbilder zu gehen und nach noch einem Film zu bitten. Dieses mal sollte es
ein Film über die aktuelle politische Lage sein. Es dauerte nicht lange, da kehrte Samuel
zurück. Er hatte neben einem neuen Datenblock auch einen kleinen Minifernseher bei sich.
Zuerst sahen sie sich den Datenblock an. Es war unbequem, da sie sehr eng zusammenrücken
mussten, aber alle waren gespannt, was sich auf dem Datenblock befand. Phillip drückte zwei
Tasten und der Bildschirm klappte auf. Der Bildschirm dieses Spezialmodells war immer
noch recht klein, aber es war besser als die kleinen Handdatenblöcke. Alle reckten sie Köpfe
als Chris auf PLAY drückte.
„Willkommen Soldaten der Bruderschaft. Wir befinden uns in einer schweren Zeit. Die
Bruderschaft von NOD ist gespalten und viele Anführer versuchen Macht um sich zu Seite 65
sammeln. Nicht um Kanes Visionen zu verwirklichen. Sie suchen persönliche Macht und den
Reichtum der ihnen von der hinterlistigen GDI geboten wird!
In diesem Film wurden alle verfügbaren Informationen zusammengefasst um den treuen
Soldaten der Bruderschaft von Nutzen zu sein. Wir werden uns im ersten Teil des Beitrages
primär die verschiedenen Splittergruppen behandeln, welche sich gegen ein einige
Bruderschaft stellen. Gegen Ende des Beitrages werden dann die wenigen verbliebenen
Führer der Bruderschaft vorgestellt, denen es wirklich um Kanes Vermächtnis geht.“
Sie starrten gespannt auf das kleine Display und lauschten der Stimme des Kommentators.
Phillip griff nach einem kleinen Kopf und drehte daran. Sogleich wurde die Stimme noch
lauter und tönte durch die Baracke.
„Die Bruderschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so oft gespalten, dass kaum
jemand genau sagen kann wie viele Gruppe es inzwischen sind. Wir werden in diesem Film
jedoch die wichtigen und einflussreichen Gruppen behandeln. Doch zuerst behandeln wir die
kleinen Gruppen in der Bruderschaft. Die sogenannten Stadtgruppen der Bruderschaft von
NOD stammen noch aus der Zeit vor dem großen Tiberiumkrieg. Kane organisierte die
Bruderschaft so, dass sie wie einzelne kleine Terrorzellen agierten und nach außen hin wie
einzelnen Terrororganisationen wirkten. Somit waren in den großen Städten jedes Landes
NOD Zellen gegründet worden. Diese relativ kleinen Gruppen führten den Untergrundkampf
gegen die GDI. Sie waren die Soldaten welche in der vordersten Reihe kämpften. Auf ihr
Konto gehen so spektakuläre Anschläge wie die Zerstörung des östlichen Flügels des
Reichstages und deren Kuppel in Berlin.

Diese Organisation machte es den Nachfolgern Kanes schwer sie zu kontrollieren. Viele
Gruppen sagten sich los und agierten nur noch als eine Zelle ohne Verbindung zum
Oberkommando. Die GDI verbrachte über 15 Jahre damit kleine Terrorzellen auszuräuchern
und doch hat sie nicht einmal die Hälfte dieser Gruppen entdeckt. Dies beweist wie effektiv
Kane alles geplant hatte. Nach seinem unglücklichen Verschwinden jedoch brach die
Bruderschaft auseinander.

Viele Führer in der Bruderschaft versuchten die Macht an sich zu reißen oder mit der GDI zu
arbeiten. Wichtigstes Zeugnis solchen Verrates war eine japanische Gruppe. Sie versuchte
NOD Technologie an die GDI weiter zu geben. Doch Kanes Zorn erreichte sie und sie wurden
vernichtet!

Doch diese Warnungen hat bis heute nicht alle NOD Gruppen überzeugt. Während einige
wenige Generäle und Anführer der Bruderschaft die Einigkeit suchen, werden ihnen immer
wieder Steine in den Weg gelegt. Besonders hat sich in Europa hierbei Wulf hervor gehoben.
Er sieht sich als direkter Nachfolger Kanes und hat große Teile der Alpen unter seiner
Kontrolle. Deswegen wird seine Gruppe auch NOD Österreich genannt. Wulf stammt aus der
Wiener Zelle von NOD, welche 2017 für den Bombenanschlag auf den UN Diplomaten
Steuer verantwortlich ist. Dieser Anschlag war der größte taktische Fehler der letzten
Jahrzehnte, setzte sich Steuer doch für die Auflösung der GDI ein. Noch heute sind die
Beweggründe der Wiener Zelle unbekannt. Wulf dagegen stieg auf und errichtete eine große
Organisation, welche das große Hindernis zur Einigkeit der Bruderschaft in Europa darstellt.
Nicht nur seine Weigerung mit seinen Brüdern zu agieren sind sehr wohl bekannt. Ebenso
berichten kleine Gruppen in Norditalien von Angriffen Wulfs. Es scheint, dass er nach der
Macht in Europa greifen will. Nach Berichten unserer Informanten plant Wulf sogar eine
Offensive in die Po Ebene. Das Ziel ist klar. Einen Brückenkopf schlagen um das Mittelmeer
zu kontrollieren.“
Chris runzelte die Stirn und murmelte: „Nicht mehr so aktuell Hmm?“ Samuel nickte: „Jeep,
die Offensive ist ja offensichtlich daneben gegangen.“ Phillip stieß die Beiden an und
schimpfte: „Psst ihr Tratschtanten!“ Sie Beiden waren wieder still und folgten dem Bericht
über NOD Europa. Seite 66
Zur selben Zeit öffnete sich leise die Barackentüre und Terag trat ein. Leicht schmunzelnd
betrachtete er seine Rekruten. Er nickte anerkennend, als er sah, dass sie keine Propaganda
Filme anschauten, sondern sich über die aktuelle Lage in ihrer Umgebung informierten.
Natürlich waren diese Informationen nicht brandaktuell. Er selbst hatte weit besser
Lageberichte, aber diese Filme waren für den einfachen Soldaten genau die richtige Dosis an
Information um ihn auf seine Gegner vorzubereiten. Er betrachtete sie noch eine Weile, dann
drehte sich plötzlich Samuel um. Er stieß die Anderen an und alle sprangen von dem
Datenblock auf und salutierten. Terag nickte nur und lächelte. „Steht bequem! Ich überbringe
Euch nur eine gute Nachricht. Aufgrund Eures besonderen Mutes und Eurer Fähigkeiten
werdet ihr morgen an einem Kampfeinsatz teilnehmen.“
Auf den Gesichtern der Vier spiegelte sich von Überraschung bis Angst alles wieder. Terag
nickte nur und fuhr fort. „Ihr seit noch nicht ausgebildet, daher werden wir lediglich als
Nachhut fungieren und den Kampfverbänden den Rücken decken. Mehr wäre auch zu
gefährlich.“ Er blickte in die Runde und erkannte, dass sie verstanden, worauf er hinaus
wollte. „Wir werden jetzt in die Waffenkammer gehen und dort mit einigen
Ausrüstungsgegenständen Bekanntschaft machen, welche sie noch nicht gesehen haben.
Allerdings brauchen wir sie morgen früh und ich möchte nicht, dass ihr ins Sperrfeuer lauft
nur weil einer von Euch die Karte falsch herum gehalten hat.“ Er drehte sich um und rief:
„Mitkommen!“
Sie standen in einer Reihe. Vor ihnen waren auf einem großen Metalltisch einige Geräte
ausgebreitet. Terag befand sich hinter dem Tisch und hob eines der Geräte hoch. „Ihr kennt
Euch ja mit Datenblöcken aus. Dies ist ein Gefechts-Datenblock. Man könnte meinen, diese
Datenblöcke wären über Satelliten mit dem Kommandozentrum verbunden. Allerdings ist das
Falsch. Die Bruderschaft hat es schon lange nicht mehr geschafft einen Satelliten im Orbit zu
halten. Nach einigen Umdrehungen wurden sie alle von der GDI ausgemacht und von ihrer
Orbitalstation ausgeschaltet. Ein Netz von Satelliten wie es nötig wäre um Globale Einsätze
zu koordinieren ist damit unmöglich. Natürlich haben wir hierfür eine Lösung gefunden.
Während das EVA-Netzwerk sich primär auf orbitale Informationsversorgung verlässt und
daher relativ anfällig ist, haben wir das Cabal-Net nach dem Vorbild des Internets des
vergangen Jahrhunderts gestaltet. Autonome Computerkerne gleichen immerzu ihre Daten ab
und stellen diese den einzelnen Gruppen zur Verfügung. Im Gegenzug verpflichten sich die
User des Cabal-Net das Netz zu pflegen und auszubauen. Glasfaserleitungen verbinden die
großen Gruppen miteinander. Die Bandbreiten sind enorm. Kleine Posten werden per Funk
mit Informationen versorgt. Das birgt zwar die Gefahr der Entdeckung, aber das nimmt man
gerne in Kauf. Ein großer Nachteil bringt dieses System aber für die kämpfende Truppe mit
sich.“
Er schaute auf den Datenblock, welcher sich in einer schwarzen Tarntasche befand und nur
den Blick auf einige Knöpfe und das Display frei ließ. „Im Gefecht können wir nicht taktische
Daten so schnell übermitteln wie die GDI. Die Lösung dieses Problems sind kleine
Sendeanlagen. Sie werden am Sammelpunkt der Kampfverbände installiert bevor der Einsatz
beginnt. Sie stellen dann Kontakt zum nächsten NOD Stützpunkt her und versorgen die
Truppen während des Angriffen mit Daten.“ Terag deutet auf das Display. „Lest Euch die
Anleitung durch. Ich erkläre nicht alle Funktionen. Auf dem Display wird das Einsatzgebiet
dargestellt. Das Gelände, sowie Gebäude und feindliche Truppen, falls bereits lokalisiert.
Solltet ihr im Einsatz auf feindliche Truppen stoßen, so wird einer von Euch diese Daten
eingeben. Somit erhalten alle Verbände die Information.“ Er schwieg kurz und wartete das
Nicken jedes Rekruten ab. „Gut, Mensk sie sind der Funker vom Dienst. Unter normalen
Umständen geben NUR SIE Daten an die Sendeanlage weiter. Ich will keiner Verwirrung, nur
weil alle an ihre Datenblöcke greifen, klar? Mensk schickt die Daten, analysiert sie und Seite 67
berichtet. Der Rest gibt Feuerschutz oder was sonst notwendig ist. Alles klar?“ „Sir, Ja Sir!“
antwortete die Vier.

Terag legte das Gerät zur Seite und hob ein einen kleinen Kasten in die Höhe. „Ein schwarzer
Metallblock. Nichts weiter. Man sieht ihn. Er ist hart und stabil. Aber nun seht Euch das an.“
Er drückte einen Knopf in seinem Datenblock. Erst jetzt sah man, dass es mit einem der
Geräte auf dem Tisch verbunden war. Ein kleiner Generator mit einer darauf montierten
Halbkugel begann zu brummen und leicht zu leuchten. „Ich lege diesen Block nun neben das
Gerät,“ sagte Terag um dann auf seinem Datenblock zwei Tasten zu drücken. Das Gerät fing
an lauter zu summen und die Luft zitterte leicht. Der Metallblock wurde schemenhaft und
verschwand dann. Ein lautes Keuchen ging durch den Raum. Gregor runzelte die Stirn. Nur
wenn er sich schwer konzentrierte erkannte er noch feine Linien die von den Rändern des
Blocks herrührten. „Dies ist ein Stealth-Generator. Er tarnt unsere Einheiten wie den alten
Panzertyp „Mantel des Schweigens“. Inzwischen haben unsere Techniker Experimente
gestartet um ganze Basen damit zu tarnen. Bisher ohne großen Erfolg soweit ich weiß. Aber
es gibt nützliche Nebenprodukte. Eines dieser Nebenprodukte sind getarnte Drohnen.“ Terag
wies mit der Hand auf ein kleines eiförmiges Gebilde. Es war schwarz lackiert und etwa so
groß wie ein echtes Hühnerei. Aber an diesem Ei aus Metall blinkten zwei kleine Dioden rot
auf. „Ihr habt sicher schon von den GDI Drohnen gehört. Auch sie nutzen eine Art von
Stealthtarnung um sich unsichtbar zu machen. Fährt ein Fahrzeug über die Haftdrohne, so
greift sie das Fahrzeug an und beschädigt es. Elektronik und Fahrwerk werden geschädigt.
Und was noch schlimmer ist, die GDI kann so unsere Basen orten.“ Die Vier hatten noch
nichts von solchen Drohnen gehört. Sie waren schockiert über die Gefahr, welche sich in
diesen Dingern barg. Terag dagegen schien das nicht sehr zu beeindrucken. „Aber das ist ein
Problem der Panzerkommandeure,“ sagte er und grinste. „Für uns ist diese neue Erfindung
sehr nützlich. Die Granat-Drohnen. Sie können in die feindlichen Linien geworfen werden.
Sie fungieren wie Abhörwanzen. Wir haben dann alle Informationen über
Truppenbewegungen und Stellungen des Gegners. Die ersten Tests haben gezeigt, dass sie
mehr als nur nützlich sind. Vor allem wenn man sie im Kommandoposten deponiert und vor
den GDI Truppen ihre Befehle kennt.“ Ein wölfisches Grinsen zog sich über sein Gesicht und
er deutete auf die Granat-Drohne. „Aber man kann die Dinger auch anders verwenden.“ Er
öffnete die Drohne und zog ein Teil heraus. „Das hier ist das Lauschmodul. Das brauchen wir
morgen nicht. Wir werden Giftgaspatronen einsetzen.“
Es war lange still gewesen, nachdem Terag ihnen die Giftgasdrohne gezeigt hatte. Alle
wussten, dass ihre Luftfilter in den Helmen kein Giftgas völlig filtern konnte. Es war
schrecklich zu wissen, solche Methoden ein setzen zu müssen.
Aber Terag störte all das nicht. Er demonstrierte noch einige Einzelheiten der Drohne und
auch die Gefechtsdatenblöcke wurden abermals besprochen. Dann begann die große
Lagebesprechung. Gregor war erstaunt, wie perfekt ihr Ausbildung ihre kleine Exkursion
geplant haben musste, damit sie bis zur Lagebesprechung fertig waren. Man hatte eine große
Zahl an Truppen in einem Raum versammelt. Gregor und sein Kameraden standen weiter
hinten. Sie waren die Deckung, sie waren noch grün und so hörten sie nur zu. Die Veteranen
unter den Soldaten, besprachen mit dem Adjutanten von Kasian, er hieß Sander, die
Einzelheiten des Einsatzes. Gregor war sehr überrascht, dass sie ein Mitspracherecht
erhielten. Aber es machte Sinn, so entschied Gregor. Manche dieser Soldaten hatten schon
vieles gesehen und achteten vielleicht auf etwas, was der Adjutant übersehen hatte.
„Kasian ist sehr ungehalten über Wulfs Aggressionen gegenüber unserem Versorgungsnetz.
Wir werden ihm eine Lektion erteilen,“ begann Sander den eigentlichen Vortrag. „Wir haben
schon vor der Besprechung mit den Gruppenkommandanten kurz die Lage besprochen und
sind zu dem Schluss gekommen, dass diese Operation Wulf sehr schwächen wird.“ Sander Seite 68
drehte sich um und aktivierte ein Cabaldisplay an der Wand. Eine dreidimensionale Karte
entstand auf dem Schirm. Es stellte einen hohen Berg dar und die umliegenden Hügel. „Meine
Herren, dies ist das Hauptquartier von Wulf. Sein Kommandobunker ist sehr exzentrisch auf
dem Gipfel des Berges gelegen. Er nennt es selbst das Rabennest. Wie amüsant. Der richtige
Basis liegt aber im Berg selbst.“ Sander wies auf eine Risszeichnung einzelner Höhlen und
Tunnels die erschienen. „Die Basis gilt als uneinnehmbar. Es gibt drei Eingänge. Alle auf der
selben Höhe gelegen und schwer gesichert. Wir können nicht durch den Untergrund in die
Basis selbst eindringen. Hartes Gestein und Betonmauern haben diesen Weg gesperrt, so das
uns nur der Weg über die Eingänge bleibt.“ Sanders drückte eine Taste und eine taktische
Karte erschien.

„Prägen sie sich das gut ein. Wir werden um genau 0500 MEZ in den umliegenden Gebieten
eintreffen. Der Wachwechsel an den Eingängen wird im 4 Stunden Takt vollzogen. Die
Wachen werden um 0500 sehr unaufmerksam sein. Es ist die dritte Stunde ihrer Schicht und
dies wird sie sicherlich etwas ermüdet haben. Wir werden alle drei Eingänge angreifen. Aber
Tunnel eins und zwei werden wir nur unter Feuer nehmen. Diese Angriffe müssen zeitgleich
um 0515 beginnen. Sie werden dafür einen Mörser einsetzen. Der Effekt der Verwirrung
dürfte genügen um unseren Truppen am Tunnel drei den Zugang zu erleichtern.“ Er
vergrößerte die Karte auf den Schirm und Tunnel drei wurde deutlicher dargestellt.
„An jeder Seite sind zwei Bunker in den Fels eingelassen. Aber sie haben Schwachpunkte.
Die Luken des Bunkers sind vor ein paar Wochen bei einem Gegenschlag der Italiener
beschädigt worden. Beide Bunker sind nur provisorisch repariert worden. Daher sind die
Sichtluken sehr groß und ohne Titanblenden um vor Beschuss zu schützen. Ein offenes Tor
für unsere Scharfschützen. Unsere Scharfschützen werden die Wachen um 0517 ausschalten.
Eine Minute später möchte ich das Angriffsteam am Eingang haben. Wir rechnen zwar mit
einem offenen Tunneltor, da Tiberiumsammler die Basis versorgen, aber vielleicht reagieren
sie auf den Angriff schneller als erwartet. Egal ob es ihnen gelingt direkt in den Tunnel
vorzudringen oder ob sie sich einen Weg sprengen müssen. Alle sollten ab diesem Zeitpunkt
auf die Harpyen achten. Der Rabenhorst besitzt einige Landeplätze für diese
Kampfhubschrauber. Sollten sie zufällig vor Ort sein, muss die Rückendeckung diese
ausschalten. Um jeden Preis.“ Sander drückte erneut eine Taste und bewegte das Bild noch
etwas näher an den Tunnel drei. „Das Tor selbst ist zu stark gepanzert um es zu sprengen. Das
Angriffsteam wird am rechten Bunker einen Durchgang sprengen. Unsere Spionen berichten
von großen Schäden an dieser Stelle, welche bisher nicht behoben werden konnten. Sie haben
zu großen Rohstoffmangel und haben so nur kosmetische Arbeit geleistet. Der Fels sollte so
rissig sein, dass eine mittlere Ladung Sprengstoff einen Durchgang sprengt.“ Sander wies auf
einen Kreis welches auf dem Schirm erschien und den Durchgang symbolisierte.
„Angriffsteam zwei wird nun in den Tunnel eindringen. Ich erwarte von ihnen, dass sie sich
bis zur Basis kämpfen. Dort legen sie Sprengsätze an den drei nächsten Gebäuden. Dann
ziehen sie sich so schnell wie möglich zurück. Tunnel ein und zwei werden ab 0525 nicht
mehr unter Feuer genommen. Ihr Zeitfenster ist also sehr klein. Vergessen sie nicht die
Granat-Drohnen auszulegen. Ich möchte in jeder Nische und in jedem Eck eine Drohne. Wir
werden ihnen übrigens neue Drohnen ausgeben. Sie werden dann selbstständig wie kleine
Käfer weiter in die Basis vorrücken. Aber um den Schein zu wahren ist es wichtig die
Gebäude zu sprengen. Um 0530 sollten alle Mann wieder aus dem Tunnel sein. Die Truppen
an Tunnel eins und zwei ziehen sich zu diesem Zeitpunkt zu ihren BMTs zurück. Um 0535 ist
die Aktion abgeschlossen. Ich wünsche viel Erfolg.“ Sander nickte. „Wegtreten!“
Sie sollten sich noch mal ein paar Stunden aufs Ohr legen hatte man ihnen gesagt. Aber wer
konnte schon wenige Stunden vor einem Einsatz schlafen? Gut, dachte Gregor, die Profi und
Veteranen vielleicht. Aber nicht sie. Vier noch grüne Rekruten vor ihrem ersten Einsatz. Seite 69
Gregor schaute sich in der Baracke um. Da Terag befohlen hatte, dass sie sich nur in voller
Montur schlafen legen durften, standen überall in der Baracke M16 Impulsgewehre. Phillip
hatte es tatsächlich geschafft einzunicken. Man konnte ihn wirklich bewundern. Chris
dagegen schien hellwach. Er nahm seine neue Aufgabe sehr ernst und studierte seinen
Datenblock. Sein Gesicht spiegelte matt die roten Schriften wieder, die er über den
Bildschirm laufen lies. Er schien sich die Funktionen des Datenblocks von der
Autoeinführung erklären zu lassen.
Samuel saß auf seinem Bett. Er schien äußerlich ruhig, aber da er sein M16 zerlegt hatte und
es reinigte, konnte man nur vermuten, dass er ebenso nervös war. Auf Samuels Nachttisch
waren die Magazine und einzelne Patronen aufgereiht. Er kontrollierte sogar ob die Magazine
richtig gefüllt waren.

Die letzten Stunden schliefen sie schließlich doch alle. Sie zwangen sich regelrecht in den
Schlaf und irgendwie schienen ihre Körper zu akzeptieren, dass ihnen ein harter Morgen
bevorstand und es Zeit war ein paar Stunden zu ruhen.
Gregor ächzte und rieb sich die Augen. Terag brüllte durch den Raum und zog ihnen die
Decken weg. Er brüllte und Gregor fragte sich ob man einen Ochsen mit einem Menschen
kreuzen konnte, aber für solche Gedanken blieb ihm keine Zeit. „Verdammt… Aufstehen ihr
Würmer!!! Eine Minute bis zum Abmarsch!“
Alle Vier sprangen aus ihren Betten und antworteten: „Sir, JA, Sir!“ Es dauerte tatsächlich
nur eine Minute, bis alle in eine Reihe in der Baracke standen. Gregor war froh, dass sie alle
in voller Montur geschlafen hatten. Anderes falls hätte sie das nie geschafft.
Es dauerte nur wenige Minuten bis nach kurzem Lauf die Hangars erreichten. Dort war bereits
geschäftiges Treiben zu beobachten. Die ersten Angriffsteams bestiegen gerade ihre BMTs.
Techniker liefen durcheinander. Eines der Angriffteams verstaute Raketenwerfer und Mörser
im Mannschaftsraum. Überall hörte man das Klappern von Waffen. Gregor staunte über die
Anzahl der mobilisierten Truppen. Bei der Besprechung schienen es weniger gewesen zu sein.
Lautes Dröhnen füllte den Hangar und die ersten drei BMTs bewegten sich in Richtung eines
Tunnels.
Erst jetzt fiel Gregors Blick auf ihren Ausbilder Terag. Er hatte bereits sein Gesicht mit einem
Muster schwarzer Farbe bemalt. Im Dunkel würden er so nicht zu sehen sein. Gregor
erinnerte sich an eine Lektion auf der Militärschule. Man hatte schon im zweiten Weltkrieg
herausgefunden, dass komplett schwarz lackierte Flugzeuge sich vom Nachthimmel abhoben
und leichter abgeschossen wurden. So tarnte man sich nun mit einem Muster aus grünen,
braunen und schwarzen Tönen. Dies stand zwar im Widerspruch zu den Standartuniformen
von NOD, aber wenn man dafür weniger leicht erschossen wurde, nahm man dies in Kauf.
Terag hielt den Farbtopf mit der Mischung auch Gregor hin und dieser griff schnell zu. Das
Zeug klebte eklig fest im Gesicht, es lies sich nur schwer verteilen, aber immerhin schien es
tatsächlich das helle Gesicht in die Nachtschwärze eintauchen lassen.
Nach wenigen Minuten waren sie angeschnallt in ihrem BMT auf dem Weg durch die
Tunnels. Terag studierte einen Datenblock. „Herhören! Wir landen nach neuen Befehlen nicht
im Wald bei Wulfs Festung, sondern in einer nahen Siedlung. Ist ein kleines Dorf namens
Albeins. Nur noch wenige Einwohner. Wir sollen dort die alte Kirche besetzten. Im
Glockenturm haben wir guten Sicht und sehen was auf dem Rabennest passiert.“
Samuel runzelte die Stirn. „Äh, Sir. Wie sollen wir den Angriffstruppen Deckung geben,
wenn wir so weit entfernt sind?“ Terag nickte. „Wir haben den Auftrag feindliche Helikopter
abzuwehren und Verstärkung vor dem Dorf zu binden, falls sie die Straße hochkommen
wollen. Durch das Dorf verläuft die einzige Straße zum Berg. Es könnte sein, das einige
Kampfbuggys diesen Weg wählen.“

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„Aber wir werden die Harpyen des Gegners wohl höchstens beschädigen können. Wir haben
nur M16 Gewehre,“ wand Phillip ein. Terag grinste. „Diesen Teil übernehme ich. Ich bin
auch an anderen Waffen ausgebildet“ Er griff neben den Sitz und hob etwas aus eine Nische.
Es war ein langes schwarzes Rohr. Gregor musste lächeln. Eine neue Version der
altbewährten Stingerraketenwerfer. Bestens für den Partisanenkampf geeignet. Er erinnerte
sich, dass der CIA vor etwa 60 Jahren diese Waffengattung an Rebellen geliefert hatte um den
Kommunismus zu schwächen. Diese Waffe brach in Afghanistan die Lufthoheit der Russen.
Zumindest glaubte Gregor dies einmal gehört zu haben, aber er konnte sich auch irren.
Das Dröhnen der Motoren wurde zu einer dumpfen Hintergrundmusik. Langsam gewöhnte sie
sich an die Art, wie sie zum Einsatzort gelangten. Die Vier schwiegen und hatten die Augen
halb geschlossen. Terag war stolz auf seine Rekruten. Dies war ihr erster richtiger Einsatz und
sie verhielten sich schon wie richtige Soldaten. Die Entspannung und das loslassen der
Gedanken war sehr wichtig vor einem Einsatz. Stress würden sie noch früh genug erleben, da
war es sehr gut, dass nicht nur der Körper sich ausruhte, sondern auch die Gedanken etwas
schweiften. Terag wunderte sich immer mehr über diese Gruppe von jungen Rekruten. Alle
waren sie speziell für dieses Team ausgesucht worden. Man hatte offensichtlich eine gute
Wahl getroffen. Aber ihr Anführer Kasian schien etwas mit ihnen vor zu haben. Die
Anweisung täglich Bericht zu erstatten war mehr als ungewöhnlich und dann sollten die
Berichte auch noch direkt zu Kasian geschickt werden, nicht über seine Vorgesetzten. Er
runzelte die Stirn und grübelte. Erst jetzt kam er auf die Idee sich zu frage, warum er seine
Rekruten schon so früh in eine Schlacht führen sollte. Sicher sie hatten viel geleistet, indem
sie den Überfall vereitelt hatten, aber das war auf Grund seiner Anweisungen geschehen.
Alleine wären sie wahrscheinlich ebenso wie die Rekruten kaum von Nutzen gewesen. Sicher,
sie waren nur eine Nachhut, aber solche Erfahrungen waren wertvoll. Terag war sich sicher,
dass er so eine Chance nicht bekommen hatte. Seine ersten Kampferfahrung hatte er in einem
blutigen Nahkampf erfahren. Seine Gedanken schweiften zurück.

Sie hatten ihr Lager in einem alten Kellergewölbe aufgeschlagen und versteckten sich vor
einer GDI Patrouille. Doch die Soldaten waren nicht so dumm gewesen. Sie hatten auch die
Keller aller Häuser durchsuchen lassen. Einer dieser GDI Soldaten erreichte schließlich ihr
Versteck. Nur um direkt über Terag selbst zu stolpern. Terag war erst vor ein paar Tagen zur
Bruderschaft gekommen und sah zum ersten Mal einen GDI Soldaten aus dieser Perspektive.
Die Augen des GDI Soldaten hatten sich geweitet, aber trotz der Überraschung riss er sein
Gewehr hoch. Doch Terag hatte schneller reagiert. Er erinnerte sich noch genau wie die
Augen des Mannes sich noch mehr geweitet hatten und sein Mund sich zu einem lautlosen
Schrei geöffnet hatte. Das Messer von Terag steckte bis zum Knauf im Brustkorb seines
Gegners. Dunkles Blut quoll aus der klaffenden Wunde, als Terag sein Messer herauszog. Der
Geräusch erinnerte an einen nassen Waschlappen, welcher auf den Boden fällt. Der GDI
Soldat hatte erstaunt an sich herab geblickt und seine Wunde befingert. Schließlich sackte er
mit einem leisen Röcheln zusammen. Danach war alles sehr schnell gegangen. Um sie herum
brach die Hölle los. Seine Brüder hatten begonnen die GDI unter Beschuss zu nehmen. Sie
erhielten Hilfe von den Bürgern des Dorfes. Keiner der GDI Soldaten hatte überlebt.
Sie erreichten ihren Einsatzort. Es dauerte keine zwei Minuten, da waren sie auf dem Weg in
Richtung des kleinen Dorfes. Sie mussten wachsam sein. Dieses Gebiet war so etwas wie das
Kerngebiet von Wulf. Seine Hauptstadt lag unter dem Berg und seine Anhänger lebten in den
Städten und Dörfern in der Umgebung. Anders konnte es auch hier nicht sein. Die Bewohner
Albeins würde sicherlich nicht begeistert sein über die Truppe im Kirchenturm.
Sie erreichten schnell den Rand des Dorfes. Es war gut zu sehen, dass trotz der wenigen
Einwohner, das Dorf sehr gut gepflegt wurde. Es gab kaum verfallene Häuser und verwilderte
Wege. Alles schien, als ob ein Gärtner hier seine Arbeit tat. Gregor war sofort an den Garten Seite 71
seines Vaters erinnert. Sein Vater hatte extra einen Gärtner eingestellt um seinen Garten zu
pflegen. Nur des Aussehens wegen. Nur um die Nachbarn zu beeindrucken.
Terag gab Handzeichen und bedeutete ihnen sich langsam und geduckt durch die Nebenstraße
zu bewegen, welche sie zur Kirche bringen sollte. Es war relativ dunkel. Das wenige Licht
von den zwei Straßenlaternen im Dorf wurde jedoch von den geweißten Wänden reflektiert
und machte aus dem Fünf eine Gruppe schwarzer Schatten an den Wänden der Häuser. Leise
huschten sie an verlassenen Gebäuden entlang. Trotz der Pflege die hier jemand dem Dorf
angedeihen ließ, waren viele Fenster leer und ohne Fenster. Schwarze Augen in der Nacht.
Geduckt bewegten sie sich auf den Dorfplatz zu. Typisch für kleine Dörfer. Dorfplatz und
Kirche waren wie eine Einheit gebaut. Gregor lehnte sich an eine kleine Mauer. Das Haus
dahinter schien bewohnt. Sie rückten bis zum Gartentor vor und Gregor deckte ihnen den
Rücken. Der Eingang zu diesem kleinen Anwesen war durch ein altes Tor aus Eisen
abgesperrt. Aus einem Fenster schien rotes Licht. Gregor dachte zuerst an ein Bordell, bis er
realisierte, dass es hier kaum genügend Kunden geben konnte. Das Tor rahmte mit seinen
eisernen Ranken die Initialen des Hausbesitzers ein. P.J. war im Tor eingelassen. Gregor
wunderte sich über diese Initialen. Welcher Name verbarg sich wohl hinter diesen
Buchstaben, aber dies war unwichtig. Viel schlimmer war es, dass die Bewohner des Gebäude
sie entdecken konnten. Schnell huschten sie die Mauer entlang und erreichten den Dorfplatz.
Das M16 im Anschlag sondierten sie die Umgebung. Chris beobachtete den Aufmarsch der
Angriffsgruppen um den Berg. Sein Gefechtsdatenblock lieferte Daten von jeder Einheit und
der Kommandozentrale. Sie mussten in 5 Minuten in Position sein, aber das schien alles leicht
machbar zu sein. Terag zog sein Nachtsichtgerät über und spähte in die dunklen Gassen um
den Dorfplatz. Innerlich verfluchte er sich. Sie hatten keine schallgedämpften Waffen bei
sich. Das konnte sich als großen Nachteil erweisen. An so etwas würde er das nächste Mal
denken. Wenn es ein nächstes Mal gab.

Gregor bemerkte wie nervös sein Ausbilder war, aber er konnte sich nicht erklären warum.
Nun wahrscheinlich war er letztendlich genauso aufgeregt wie sie. Gregor hob ebenfalls sein
Nachtsichtgerät und staunte. In grünen Licht filterte das Gerät jegliches Restlicht aus der
Finsternis. Es war verblüffend. Man konnte wirklich viel mehr erkennen und sollte dies
einmal nicht reichen gab es noch andere Optionen. Gregor schaltete auf Infrarot um. Die
wenige Restwärme des vergangenen Tages tauchte alles in ein mattes Licht. Gregor grinste
und schaltete auf die nächste Option, welche man über die beiden anderen legen konnte. Ein
Herzschlagsensor. Wie das Ding genau funktionierte hatte man ihnen nicht erklärt, aber es
soll angeblich schon Ende des letzten Jahrhunderts entwickelt worden sein. Jetzt erschien im
Nachtsichtgerät ein weißes Kreuz für jede Person, welche das Gerät ortete. Dumm nur, dass
man nicht erkennen konnte ob es Freund oder Feind war. Aber dafür gab es schließlich die
Gefechtsdatenblöcke.
Ihr Ausbilder hob die Hand und deutete in eine Richtung. Schnell erkannten sie dort ein
kleines MG Nest weiter unten in der Gasse. Also war dieses Dorf doch nicht unbefestigt.
Terag hob die Hand und zeigte an, dass drei Personen in dem von Sandsäcken umgebenen
Unterstand sein mussten. Sie würden keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie waren nicht
ausgerüstet um sie still und leise auszuschalten und wenn diese Wachen eine Ablösung
besaßen, würde die ganze Operation scheitern. Sie legten sich flach auf den Boden und
robbten über den Dorfplatz. Gregor dankte Kane dafür, dass der Dorfplatz an dieser Seite
schmal zu einer anderen Gasse zusammen lief und ihnen so schnell wieder Deckung bot. Es
war immer noch stockfinster, ein kühler Wind blies nun pfeifend durch die Gassen. Gregor
fand das nicht schlecht. So würde das Knirschen ihrer Stiefel weniger zu hören sein.
Leise arbeiteten sie sich vor. Terag hatte wieder die Spitze übernommen und lief geduckt an
der Kirchenmauer entlang. Seine vier Rekruten folgten in einer Reihe. Seite 72
Die Stufen zu der kleinen Kirche waren ungepflegt. Steinplatten waren locker und an
manchen Stellen fehlten sie ganz. Die ganze Kirche wirkte verlassen. Offensichtlich hatten
sich Kanes Lehren hier durchgesetzt. Die schweren Holztore waren nur angelehnt und als
Terag mit dem Fuß gegen einen Türflügel stieß öffnete sie sich knarrend.
War es vor der Kirche noch möglich gewesen ohne Nachtsicht zu sehen, so öffnete sich für
die Truppe selbst mit Nachtsicht die Kirche als dunkler Schlund. Leise traten sie ein. Alle
hatten ihre Nachtsichtgeräte auf Infrarotsicht gestellt. Terag gab Handzeichen und ließ Gregor
und Samuel die linke Seite der Kirche sichern. Er selbst und Phillip liefen geduckt die rechte
Seite ab. Chris kniete hinter dem Tor und beobachtete durch den Türspalt den Dorfplatz. Ein
zweites Stockwerk oder einen Balkon gab es nicht und so konnte nur am Boden ein Hinterhalt
gelegt werden. Die Bänke standen noch zum größten Teil in Reih‘ und Glied. Viel Spielraum
für einen Hinterhalt. Doch es dauerte nicht lange, da waren alle Bankreihen abgesucht. Chris
hob die Hand mit dem Daumen nach oben und signalisierte, dass es vor der Kirche nichts
neues gab.

Terag und Phillip öffneten die Tür der Sakristei. Leise knarrend gab sie nach und öffnete den
Blick in ein leeres Zimmer. Ein alter Schrank und ein Schreibtisch standen noch im Zimmer.
Ansonsten schien die Sakristei geplündert, genauso wie der Rest der Kirche. Am Ende befand
sich der Zugang zum Turm. Samuel winkte die Anderen herein. Samuel und Phillip bezogen
hinter dem Schreibtisch Posten. Sie hatten Befehl ihnen den Rücken zu decken. Die
Restlichen erklommen die schmalen Stufen im Glockenturm.
Das Dach des Turmes war verfallen. Viele Schindeln lagen auf dem Boden und es knirschte
laut als sie an das Geländer traten. Das Geländer war ebenfalls mit schwarzen Schindeln
verkleidet, aber die Fensterläden, welche bei Unwetter geschlossen werden konnten, waren
nicht mehr vorhanden. Eine Ruine in diesem gepflegten Dörfchen.
Gregor schaute auf seinen Gefechtsdatenblock. Es war 05:15 Uhr. Plötzlich wurde der Berg in
einiger Entfernung des Dorfes in ein infernales Licht getaucht. Eine schwere Explosionen
donnerte durch das Tal. Zwei weitere folgten. Dann begannen man aus der Ferne
Sturmgewehre hämmern zu hören. Es war die erste Angriffswelle an den Eingängen eins und
zwei.
Terag kniete im Schutt auf dem Turm und hob sein Fernglas. Unter ihnen im Dorf war
inzwischen Chaos ausgebrochen. Die Bewacher des Dorfes hatten einen Buggy bestiegen und
rasten den Weg zum Berg hinauf. Terag beobachtete dies und wartete bis sie das Dorf
verlassen hatten. Das Gelände hob sich nach dem Dorf und der Buggy kam nur langsam
vorwärts. Sie schlängelten sich die Serpentinen empor. Terag richtete den Blick auf Gregor.
„165 Meter. Ziel auf den Tank.“
Gregor dachte nicht nach, sondern legte an. Terag dagegen dachte bereits nach. Sollte sein
Schützling nicht gut genug zielen, musste er es versuchen. Er hoffte es blieb genügend Zeit.
Aber er wollte wissen, wie gut seine Rekruten waren und dieser Buggy mit drei oder vier
Soldaten war keine große Gefahr für die Angriffstruppen am Berg. Terag lächelte. Es war gut,
dass die neuen M16 Gewehre mit Impulsenergie arbeiteten. Energie konnte nicht so extrem
durch Wind seine Flugbahn verändern.
Gregor zielte mit seinem M16 auf den Buggy. Er fuhr gerade langsam eine Kurve, das
Fahrzeug war wohl einfach zu alt für solche Touren. Gregor hatte bisher nicht nachgedacht,
aber in dem Moment, in dem er feuerte, fragte er sich, warum Terag ihn das erledigen lies.
Dieser jedoch verfolgte seelenruhig mit dem Fernglas die Flugbahn der hellen gelben
Geschosse. Sie zischten durch die düstere Nacht, waren aber kaum zu erkennen. Auch zu
hören war kaum etwas. Immerhin hämmerten weiter oben am Berg die Mörser und Gewehre
ihre Geschosse in den Fels.
Terag lächelte. Sein Rekrut hatte die Entfernung und die Bewegung des Ziels gut
abgeschätzt. Er vermutete, dass Panterre auf den Bug des Buggys gezielt hatte. Zwar schlugen Seite 73
die Geschosse im Heck ein, aber das war zu verschmerzen. Ein Kampfbuggy war nicht sehr
solide. Den Tank traf Rekrut Panterre trotzdem. In einer lauten Detonation ging der Buggy in
Flammen auf. Terag nickte: „Ganz gut Panterre.“
Gregor bemerkte erst jetzt wie sehr er schwitzte. Er hatte es geschafft und den Buggy aus
dieser großen Entfernung erwischt. Er war sich sicher, dass dies mehr als nur ganz gut
gewesen war. Für diese Entfernung benutzte man im normal Fall Scharfschützen. Chris hatte
bisher still dagesessen. Jetzt meldete er leise: „05:17, Sir. Bisher kaum Gegenwehr.“
Terag nickte stumm und schulterte dann den Raketenwerfer. Es war an der Zeit, dass die
Harpyen starteten, sollten sich einige auf dem Stützpunkt befinden. Gregor beobachtete die
Umgebung. Im Dorf waren alle Lichter ausgegangen. Die Bewohner waren offensichtlich an
solche Umstände gewöhnt.

Dreimal hörten die Männer des Angriffsteams eins es leise Plomben. Sie konnten sehen wie
die Wachen in den Bunkern zusammen sanken. Zwei im rechten Bunker und einer im Linken.
Sie hatten vor zwei Minuten die Hälfte der Wachen abgezogen um die anderen zwei Eingänge
zu verteidigen. Die Scharfschützen hatten leichtes Spiel.
Der Anführer des ersten Teams hob die Hand. Sie war kaum zu erkennen, aber seine Männer
waren bestens ausgebildet. Sie rückten vor. Das Tor schloss sich tatsächlich schon. Nur noch
etwa einen Meter betrug der Freiraum zwischen dem Tor und dem Boden. Aber das Tor war
träge und senkte sich sehr langsam. Trotzdem entschied sich der Anführer die Wand zu
sprengen. Das zweite Team musste auch wieder raus kommen können. Sie legten den Weg
zwischen den Felsen, hinter denen sie gelauert hatten und dem Eingang schnell zurück. Einer
seiner Männer gab der Wache im linken Bunker einen Gnadenschuss.
Hoffentlich hatte er nicht Alarm geschlagen. Der Sprengstoffexperte heftete ein Paket an die
Wand im inneren des Bunkers, welches auch gleichzeitig die Wand neben dem Tor war. Man
konnte sehen, wie schlecht die Schäden hier behoben worden waren. Trotzdem war es nötig
zu sprengen. Der Sprengstoffexperte drückte zwei Drähte in das Paket und deutete auf den
Bunkerausgang. Ein leises Piepen ertönte und sie rannten aus dem Bunker. Kaum waren sie
einige Meter entfernt hörten sie die dumpfe Detonation im Bunker. Der Bunker selbst hielt
stand, aber als der Anführer mit seinen Männern das Innere betrat, war außer dem harten
Bunkerwänden nicht viel übrig. Ein großes Loch klaffte in der Wand. Der Rauch und Qualm
verzog sich und gab den Blick auf den Tunnel frei. Zweimal feuerte Team eins noch in den
Tunnel, dann schien der Weg frei. Team zwei stürmte in den Tunnel und begann
vorzudringen.
Team zwei bestand aus Elitetruppen von Kasian. Sie bewegten sich wie Schatten. Lautlos und
tödlich. Nur ab und zu hörte man das leise Rattern eines schallgedämpften Gewehres. Es gab
kaum Gegenwehr. Der Anführer war stolz auf seine Truppe, aber dieser Einsatz würde die
Krönung ihrer Laufbahn werden. Sie waren bereits in der uneinnehmbaren Festung und durch
sie würde sie auch zu Fall kommen. Bald würde hier wieder Kanes Willen Gesetzt sein und
nicht die Machtgelüste von Wulf.

Der Anführer feuerte drei Salven auf einen Wachposten ab. Dieser sackte zusammen und ließ
eine Salve aus seinem Gewehr gegen die Tunneldecke rattern. Damit war das lautlose
Vorrücken vorbei. Alle wussten dies. Sie erhoben sich aus den Schatten der Stahlträger des
Tunnels. Ein Stakkato aus Gewehrsalven hallte durch den Tunnel. Alle Salven waren leise,
schallgedämpft, aber die reine Anzahl der Schüsse ließ es laut durch den Tunnel hallen. Der
Anführer machte sich deswegen keine Sorgen. Sie hatten den Tunnel fast hinter sich. Vor
ihnen öffnete sich schon die Höhle mit den Einrichtungen, welche sie sprengen sollten.
Ebenso wenig vergaß er den anderen Auftrag. Sein Leute hatten schon den Tunnel hinter
ihnen großzügig mit den Giftgas Drohnen bestückt.

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Terag wollte schon den Raketenwerfer absetzten und Mensk anweisen, dem
Kommandozentrum zu melden, dass keine Helikopter auf der Basis stationiert zu sein
schienen, als er die erste Harpye erblickte. Schwarz lackiert schwebte sie mit dem leisen
schrappen der Rotoren über dem Rabennest. Ein zweiter Helikopter hob sich in die Lüfte und
stabilisierte sich neben dem Ersten. Schwarz lackiert dachte Terag und schüttelte den Kopf.
Die Lackierung hob sie perfekt vom grauen Nachthimmel ab und seine Zielerfassung schien
über das gefundene Fressen zu frohlocken. Ein leises Pfeifen ertönte, als der kleine
Gefechtscomputer in dem Raketenwerfer das Ziel als erfasst protokollierte. Terag wartete
noch eine Sekunde und gab der Rakete in der Röhre Zeit sich auf das Ziel zu programmieren.
Natürlich konnte man auch ohne diesen Zusatz die Rakete ins Ziel bringen, aber wozu hatte
man diesen neuen Typ Raketenwerfer entwickelt? In der Zielerfassung wurde das Fadenkreuz
grün. Terag drückte ab und an seinem Ohr zischte es laut.
Die Rakete zog einen hellen roten Schweif hinter sich her, bevor sich genau in die Mitte des
Helikopter einschlug. Der zweite Helikopter drehte ab. Man konnte erkennen wie überstürzt
dies geschah. Beinahe hätte der Pilot seinen Helikopter in eine so missliche Lage gebracht,
dass er ohne eine Rakete zu einem Wrack wurde. Doch Terag war nicht untätig gewesen. Eine
zweite Rakete war bereits in die Röhre eingeführt worden und die Zielerfassung arbeitete. Das
ganze war Lasergestützt um die Entfernung zu messen. Der Pilot schien ein Frühwarngerät an
Bord zu haben und versuchte ab zu drehen. Aber der Raketenwerfer hatte sein Ziel erfasst und
die Rakete selbst war programmiert. Die Entfernung war kurz und so brauchte die
Zielerfassung Faktoren wie Wind und Böen nicht ein zu berechnen. Auch der zweite
Helikopter verging in einem großen Feuerball. Seine Reste stürzten auf den Rabenbunker
nieder und brachten dort etwas zur Explosion. Vermutlich ein dritter Helikopter, dachte
Terag. Das musste es gewesen sein. Er wies Mensk an die Meldung vom Abschuss
durchzugeben. Nicht das es zu übersehen war, aber Meldung machen war ein wichtiger Faktor
für alle Teams des Einsatzes.
Sie hatten bereits an vier Gebäude Sprengladungen angebracht, als sie auf ernste Gegenwehr
stießen. Einige Soldaten der Gegenseite hatten sich in einem Depot verschanzt und setzten
nun schwere Waffen ein. Es war Zeit für den Rückzug. Die Drohnen waren ausgesetzt, der
Schaden durch die Sprengungen würde enorm sein. Der Anführer gab den Befehl zum
Rückzug.
Er selbst zog zwei Handgranaten aus seinem Gürtel und warf sie in Richtung des Depots. Eine
davon schaffte es bis zum Eingang bevor sie detonierte. Es war ein Munitionsdepot.
Zumindest war es das gewesen bevor es die Handgranate in einen waschechten Krater
verwandelt hatte. Der Anführer verzog sein Gesicht zu einem Grinsen. Zumindest hielt er dies
für ein Grinsen. Mit Humor hatte er noch nie viel anfangen können, aber solche Effizienz
machte ihm doch Freude.
Die Explosionen konnte man selbst im Dorf spüren. Vier kurz hintereinander liegende
Detonationen schienen den Berg in seinen Grundfesten zu erschüttern. Dann kehrte Stille ein.
Nur noch vereinzelt vernahm man Gewehrfeuer. Mensk meldete einen erfolgreichen
Abschluss der Aktion. Sein Datenblock gab keine Details preis, aber sie hatten ihre Aufgabe
ebenfalls getan. Terag gab den Befehl zum Rückzug.
6
Kasian studierte die ersten Berichte über den Einsatz. Er war für seine Verhältnisse früh
aufgestanden und hatte den Einsatz verfolgt. Laut den ersten Meldungen hatten seine
Angriffskommandos 10 Mann verloren. Die Ablenkungstruppen hatte es schwerer getroffen. Seite 75
Etwa 45 Soldaten waren gefallen. Zumeist durch die Schützen in den Bunkern. Aber dies war
unvermeidlich gewesen. Sie hatten einen Täuschungsangriff starten müssen. Sonst wäre Wulf
ihnen auf die Schliche gekommen.

Der Erfolg des Einsatzes war dennoch unverkennbar. Die Infrastruktur von Wulf lag am
Boden, da war sich Kasian sicher. Vier wichtige Versorgungsgebäude und ein Depot
vernichtet. Zwei oder drei Helikopter, wohl die Reste seiner kleinen Luftstreitmacht
ausgeschaltet und im angeschlagenen Herz seines Reiches eine Unzahl an Drohnen. Es würde
nicht mehr lange dauern, bis die Reste von Wulfs kleinem Alpenreich ausgeweidet würden.
Kasian hoffte nur, dass er den größten Brocken erwischen würde. Er hasste es den
Handlangern von Hassan auch nur einen Quadratmeter in Europa abgeben zu müssen. Wulf
war nur Machtgierig, aber Hassan hatte mehr im Sinn, das stand für Kasian fest.
Sander betrat das Büro. „Sir, es kommt eine Nachricht herein.“ Kasian schaute auf und
runzelte die Stirn. Sein Adjutant schien leicht nervös. Zwar war Sander noch jung, aber er
würde einen hervorragenden Nachfolger abgeben, sollte sein Sohn diese Aufgabe nicht
übernehmen. Es musste etwas wichtiges sein. Ansonsten würde sein so perfekt gekleideter
Adjutant nicht nervös werden.
„Was haben wir denn Sander?“ fragte Kasian. „Sir, Wulf hat in seinem Territorium den
Angriff auf seine Festung gemeldet.“ Kasian lächelte. „Nun verschweigen konnte er diesen
großen Knall ja auch nicht.“ „Das stimmt, Sir. Aber er hat alle Getreuen zu einem generellen
Krieg gegen uns aufgerufen. Er benutzte sogar diese alte Redewendung des ‚Totalen
Krieges‘.“ Kasian schwieg einen Moment. „Kann er uns gefährden?“ Sander trat an die
Konsole und rief eine Karte auf. „Sehen sie Sir. Hier treffen sich die Tunnels, welche von
unserem Gebiet in ihre führen. Dort sind Truppen aufgezogen. Unsere Aufklärung hielt es
nicht einmal für möglich, dass er noch so viele Soldaten aufbringen kann.“ Kasian studierte
die Karte auf dem Bildschirm und rief dann eine Überwachungskamera auf. Sie zeigte einen
Tunnel der im Grunde schon zu Wulf gehörte. Die Wunder der Spionagetechnik. „Dieser
Wahnsinnige. Das sind keine Soldaten. Schauen sie Sander. Das sind treue Bürger der
Bruderschaft, Wulf hat ihnen einfach Gewehre in die Hand gedrückt.“ Sander war sprachlos.
Kasian brannte vor Wut. Soldaten in den Krieg zu schicken war eine Sache, aber Zivilisten
mit einem Gewehr in den Tod zu hetzen eine Andere. „Ich will diesen Wahnsinnigen
sprechen. Sofort!“
Die Rekruten waren zusammen mit den anderen Truppen zurückgekehrt. Man hatte ihnen
befohlen sich auszuruhen, da eine weitere Aktion in den nächsten 24 Stunden geplant sei.
Gregor und seine Kameraden bemerkten wie die Erschöpfung über sie kam. Nach der vielen
Aufregung und dem Stress war dies die natürliche Reaktion des Körpers. Er verlangte nach
Entspannung und Schlaf.

Sie gehorchten und legten sich nach einer kurzen Dusche sofort auf ihre Feldbetten. An ein
Essen dachte niemand. Auch Terag legte sich auf sein Feldbett in der Ausbilderbaracke. Doch
bei ihm wollte sich der Schlaf nicht einstellen. Er stellte sich immer wieder die selben Fragen
und fand darauf keine Antwort. Warum wurden sie bevorzugt behandelt. Seine Rekruten
hatten bereits den ersten Kampfeinsatz hinter sich bevor sie ihre Ausbildung abgeschlossen
hatte. Jemand schien ein besonderes Interesse an seinen Rekruten zu haben. Sicher, sie waren
gut. Mehr noch, sie waren das Ergebnis einer besonderen Auslese, aber trotzdem war dies
nicht die normale Vorgehensweise. Mangel an Soldaten bestand in Kasians Territorium auch
nicht. Sie hatten zwar heute morgen eine große Anzahl an Leuten verloren, aber Kasian hatte
genügend Reserven. Terag würde aufmerksam beobachten müssen um zu erfahren was
dahinter steckte. Mit diesem Gedanken drehte er sich um und versuchte einzuschlafen. Seite 76
„Kasian, sie Hurensohn, was wollen sie noch von mir?“ Kasian lies ein kaltes Lächeln um
seine Mundwinkel spielen. „Welch freundlich Begrüßung, Wulf. Ich denke wir sind uns über
unsere Beziehungen im klaren. Und wir wissen beide, dass sie verloren haben.“
„Glauben sie wirklich ihr kleines Feuerwerk unten in meinem Keller hat mir geschadet? Nicht
mehr lange und sie werden mir zu Füßen liegen. In Ketten und um Gnade winselnd,“ spie
Wulf wütend aus. Kasian lächelte abermals. „Wie gesagt, wir wissen beiden wie es um sie
steht. Ich empfehle ihnen diese Zivilisten zurück zu ziehen. Ein Massaker wäre das
Schlimmste was der Bruderschaft passieren könnte.“ „Meine Heimwehr der Bruderschaft
handelt nach eigenem Ermessen. Ich kann und will sie nicht aufhalten wenn sie ihre Heimat
vor Aggressoren wie ihnen verteidigen wollen,“ antwortete Wulf. „Gut, versuchen wir es
anders mein Lieber,“ begann Kasian, „sie ergeben sich innerhalb der nächsten fünf Stunden.
Ihre Heimatwehr würde nie ohne ihren Befehl ausrücken, das weiß ich. Sie pfeifen diesen
Pöbel zurück und retten damit das Leben dieser Brüder. Sie werden ein ruhiges Leben in
meiner Organisation führen und die Bruderschaft wird in Europa wird wieder stark sein.“
Kasian wusste selbst, dass er darauf nicht eingehen würde. Aber er hoffte zumindest mit
diesem Ultimatum den Angriff dieser lächerlichen Heimwehr aufzuschieben. Sie hatten keine
Chance gegen seine Panzer und Kasian wollte ein Gemetzel unter Anhängern der
Bruderschaft verhindern.
Kasian wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er das irre Lachen von Wulf hörte. „Ich
ergebe mich nicht. Ihr Ultimatum wird mein Ultimatum sein. In fünf Stunden werden meine
Anhänger sie überrenne!“ Damit unterbrach Wulf die Verbindung. Kasian ballte die Hand zur
Faust und fluchte: „Bastard! Verfluchter irrer Bastard!“
In den nächsten 24 Stunden? Von wegen. Sie hatten zwei Stunden geschlafen. Gregor
verfluchte seinen Vater. Was hatte er denn nun schon wieder für einen Konflikt angezettelt?
In einer Stunde würden sie ausrücken. Ziel und Auftrag war bisher unbekannt. Terag hatte sie
geweckt und sah zum ersten Mal selbst nicht sonderlich fit aus. Sie hatten sich in die Kantine
begeben. Dort sammelten sich jetzt auch die anderen Rekruten. Die fluchten über
Ausbildungseinheiten und diskutierten über verschiedene Waffengattungen, aber Gregor
erkannte, dass sie bereits weiter waren. Der Kampfeinsatz hatte alles verändert. Nach einem
kurzem Essen begaben sie sich wieder ins Waffendepot. Es kam was kommen musste. Sie
wurden wie schon einmal an diesem Tag vollgestopft mit Waffen, Munition und HiTech. Die
volle Kampfausrüstung eben.
Es dauerte keine zehn Minuten mehr, da saßen sie bereits wieder in einem BMT und näherten
sich ihren Einsatzort. Erst jetzt übermittelte man ihnen ihren Auftrag.
Terag überflog seinen Datenblock und runzelte kurz die Stirn. „Gut. Wir spielen wieder die
Rückendeckung. Aber dieses Mal sind wir nur hundert Meter hinter den Angriffstruppen. Das
wird kein Kommandoeinsatz wie heute Morgen. Das ist ein Frontalangriff. Der Chef will
Wulf tot sehen. Wir greifen den Berg an. Sie sind geschwächt, könnten aber laut diesem
Bericht neue Truppen herangezogen haben. Das wird ihnen im Übrigen aber wenig nützen.
Natürlich werden sie sich im Berg verschanzen. Ein offener Kampf im Tal kommt in ihrer
Lage nicht mehr in Frage.“ Terag schwieg kurz. „Ihr erinnert Euch an die Giftgas Drohnen?
Das wird uns den Weg bahnen.“
Gregor schluckte hart. Er konnte sich lebhaft vorstellen wie die ganze Basis in den toxischen
Dämpfen unterging. Terag schaute seinen Rekruten in die Augen. „Wir warten ab bis die
Dämpfe abgezogen sind. Es wird nur wenig Widerstand geben. Dann übernehmen wir die
Basis.“
Sie hatten den Rest des Weges geschwiegen. Keinem war danach zumute über irgend etwas
zu reden. Alle hingen ihren Gedanken nach. Auch Terag. Er stellte sich zum hundertsten Mal,
warum er schon wieder im Einsatz war. Seine Truppe hatte sich noch nicht mal erholt, da Seite 77
wurde sie wieder in den Kampf geschickt. Die restlichen Truppen für den Angriff waren bis
auf wenige Ausnahmen aus frischen Reserven zusammen gestellt worden.
Truppenaufstellungen wurden vom Oberkommando organisiert. Also lag das Interesse an
seinen Rekruten im Führungskader um Kasian. Aber wem waren vier Rekruten so wichtig?
Wer lies durch solche Einsätze aus naiven Rekruten in kurzer Zeit stahlharte Soldaten
werden? Fragen, die sich Terag nicht beantworten konnte.
Kasian trank seinen brasilianischen Kaffee und genoss den herben Geschmack auf der Zunge.
Er liebte Kaffe und gerade wenn er im Stress war, gönnte er sich einen dieser wertvollen
Tassen. Es war nicht leicht, an solch guten Kaffee heran zu kommen. Im Grunde war es
unmöglich überhaupt Kaffee zu bekommen, aber Unmöglich gab es für Kasian nicht.
Sander stand an der Konsole und überwachte den Aufmarsch der Truppen. Zwei Generäle
hatten sich ebenfalls eingefunden und diskutierten über den Verlauf der Operation. Kasian
plante seine Einsätze ungern mit seinen Untergebenen. Nur Sander war immer als Ratgeber
bei ihm, aber in diesem Fall musste er die wichtigsten Stellvertreter einladen. Sie waren in
seiner Organisation zu mächtig um übergangen zu werden. Aus ihren Außenposten bezog
Kasian die meisten Truppen um die zivilen Truppen von Wulf in Schach zu halten, also hatten
sie auch das Recht, zu erfahren was vor sich ging. Politik musste man auch in der
Bruderschaft zu spielen verstehen.
„Sir, die Truppen sind in Position,“ meldete Sander. Kasian nickte und stand auf. „Gut.
Verbinden sie mich mit Wulf.“ Die Überraschung der beiden Generäle war ihnen ins Gesicht
geschrieben. Sie waren es nicht gewöhnt, dass man mit dem Feind erst ein Gespräch führte,
bevor sie ihn vernichteten.
„Ah Kasian, haben sie sich entschlossen sich zu ergeben?“ Wulf grinste und in seinen Augen
war etwas verrücktes. Kasian fragte sich wann Wulf diesen Zustand erreicht hatte. Es war
erschreckend wie sich dieser Mann verändert hatte. Wulf war schon immer impulsiv und
brutal vorgegangen. Aber nicht schizophren. Kasian vermutete einen Zusammenhang mit den
vielen Niederlagen und dem Machtverlust. „Ach Wulf. Sie haben den Zorn Kanes auf sich
gezogen und ich bin sein Vollstrecker!“
Mit diesen Worten trat Kasian an die Konsole und drückte zwei Tasten. Zuerst geschah
nichts. Wulf starrte in den Bildschirm und wartete. Er wusste nicht wie ihm geschah bis eine
Meldung irgendwo im Hintergrund erschien. Kasian konnte nicht erkennen wo Wulf sie ablas,
aber er wurde leichenblass. „Sie hinterhältiger Drecksack,“ spie er aus, „Giftgas…“
Kasian lächelte kalt und nickte. „Kanes Zorn ist grausam.“
Wulf verzog das Gesicht zu einer wütenden Grimasse und schrie laut. „Oh nein! Mich kriegen
sie nicht. Das Rabennest ist abgeschottet. Mich bringt ihr verdammtes Gas nicht um. Sie
müssen mich schon holen!“ Dann wurde der Bildschirm kurz schwarz um dann wieder das
taktische Schlachtfeld darzustellen. Sander fluchte. „Mist. Ein extra Bereich im Rabennest.
Der Kerl ist noch paranoider als ich gedacht hatte.“ Kasian nickte und dachte laute nach. „Ja,
damit haben wir nicht gerechnet. Hmmm … aber ich glaube das macht wenig Unterschied. In
zehn Minuten wird die chemische Reaktion abgeschlossen und das Giftgas harmloser Dampf
sein. Die wenigen Überlebenden der Basis werden sicherlich besseres zutun haben, als sich
uns in den Weg zu stellen. Wulf entwischt uns nicht mehr.“
Sie warteten etwas länger als die empfohlenen zehn Minuten, dann führte der Major seine
Truppe in den Tunnel. Man hatte sich nicht die Mühe gemacht das Tor zu sprengen. Das Loch
des gestrigen Einsatzes war noch offen und so drangen sie schnell in die Basis ein. Was sie
vorfanden war im Grunde zu erwarten gewesen. Überall lag das Personal und die Soldaten der
Basis verstreut. Nur einmal trafen sie auf einen Techniker. Er hatte eine Atemmaske in seiner
Nähe gehabt, ergab sich aber widerstandslos den Truppen. Der Major machte Meldung beim
Oberkommando. Kasian selbst erschien auf dem kleinen Gefechtsdatenblock. Dem Major Seite 78
schwoll die Brust auf doppelten Umfang als er seine Meldung machte. „Sir. Die Basis im
Berg ist gesichert. Bisher ein Überlebender.“ Kasian nickte. „Rücken sie zum Rabennest in
der Bergspitze vor. Sie werden dort auf mehr Widerstand treffen!“ Der Major salutierte. „Sir,
Ja, Sir!“

Wulf lief in seinem Kommandoraum auf und ab. Immer wieder stieg er über die Leiche seines
Basisgenerals hinweg. Er hatte versagt und hatte dafür seine Belohnung erhalten. Wulf war
außer sich vor Wut. Die letzten Meldungen die ihn erreichten sprachen von einem
Totalverlust der Basis. Die Italiener nutzen dies ebenfalls aus. Außenposten überall in seinem
Territorium wurden übernommen. Zumeist schlossen sich seine Untergebenen freiwillig
anderen Fraktionen an. Verräter. Allesamt.
Nun war die Kommunikation zusammengebrochen und der Wille seiner Leute ebenso. Sie
taten noch ihre Arbeit, aber wie lange noch? Dabei war er kurz vor dem Sieg gestanden. Die
ersten Niederlagen in der Po-Ebene hatte er verschmerzen können, aber die letzten Angriffe
auf seine Hauptbasis waren wie ein Todesurteil. Wurde erst die Hauptbasis angegriffen galt
man als so gut wie Tod. Er sollte seine Heimwehr gegen Kasian schicken. Sie könnten noch
den ersten Außenposten bei Obersdorf vernichten bevor sie geschlagen würden. Aber er
konnte sie nicht mehr erreichen. Vermutlich schworen sie längst den Eid auf Kasian. Er
fluchte lautstark, als die Stahltüre des Kommandobunkers durch eine laute Detonation ins
Innere flog. Zwei seiner Untergebenen wurden von der Türe erschlagen. Nur einer seiner
Offiziere eröffnete durch den Qualm das Feuer auf die Truppen vor der Türe. Seine Pistole
hämmerte ein ganzes Magazin in den Türrahmen, bevor eine Gewehrsalve von außen ihn
niederstreckte. Die restlichen Soldaten im Kommandobunker lagen flach auf dem Boden, ihre
Pistolen weit von sich geworfen. Verräter, dachte Wulf und zog seine Pistole.
Der Major wurde von einem Streifschuss erwischt. Irgend ein Fanatiker feuerte noch.
Unglaublich im Grunde. Es mussten tatsächlich noch Anhänger von Wulf geben. Der Major
staunte über solche Loyalität gegenüber einem Verrückten. Er hielt sich die Wunde und
befahl seinen Leuten kurzen Prozess mit dem Idioten zu machen. Sein Adjutant gab eine
Salve durch den Qualm ab und das Sperrfeuer des Idioten verstummte. Der Major nickte, hob
aber die Hand. Es konnte eine Falle sein. Die Türe lag sehr exponiert, wenn sie nun einfach
hinein stürmen würden, konnte das sehr blutig werden. Handgranaten kamen auch nicht in
Frage. Die Kommandozentrale sollte möglichst unbeschädigt übernommen werden.
Plötzlich hallten aus dem Kommandobunker drei Schüsse. Zwei schnell hintereinander
abgefeuerte und ein Schuss folgte kurz darauf. Sie waren nicht auf die Truppen vor der Türe
gerichtet.
Sander überflog den ersten Bericht des Majors vor Ort. „Sir, der Kommandobunker ist unter
unserer Kontrolle.“ Kasian stand auf und trat an die Konsole. „Und Wulf?“ „Tja Sir. Laut
dem Major hat sich Wulf das Leben genommen, Sir. Nicht ohne noch die Hälfte seines Stabes
vorher mit sich zu nehmen.“ Kasian nickte säuerlich. „Überlebende des Stabes?“ „Zwei
Adjutanten hatten offensichtlich genügend Grips und haben sich uns ergeben. Sie haben
bereits die Treue auf sie geschworen.“ Kasian lächelte. „Geben sie dem Ranghöheren das
Kommando über die Basis. Er soll sich um neues Personal kümmern. Solange stehen ihm die
Invasionstruppen zur Verfügung. Der Major vor Ort wird seine Arbeit überwachen.“ Sander
nickte langsam. „Wenn sie das für richtig halten, Sir.“
„Oh ja das tue ich. Man sollte solche neu gewonnene Loyalität doch belohnen. Meinen sie
nicht?“ Kasian lies ein eisiges Lächeln um seinen Mund spielen.
Hassan beugte sich über seinen Bildschirm. Das konnte unmöglich wahr sein, Wulf war tot?
Hassan drückte eine Taste und rief eine Europakarte auf. Das Cabal-Net aktualisierte Seite 79
stündlich Veränderungen der Machverhältnisse. Hassan verzog wütend sein Gesicht. Kasian
hatte große Teile von Wulfs Territorium übernommen. Ihm hatten sich sogar einige kleine
Gruppen in Frankreich angeschlossen. Leise murmelte Hassan: „Kasian beherrscht Europa.
Verfluchter Dreckskerl.“
Damit änderte sich eine Menge. Bisher hatte er die verschiedenen Gruppen gegeneinander
ausgespielt. Die Kämpfe waren immer vorteilhaft gewesen. Die GDI hatte die Kämpfe in
Italien unterbinden müssen. Die Rivalitäten hatten alle Parteien geschwächt und hier in Kairo
hatte er seine Macht weiter ausbauen können. Es hatte nicht mehr viel gefehlt und er wäre der
alleinige Anführer der Bruderschaft geworden. Aber das hatte sich nun geändert. Kasian war
ihm ebenbürtig geworden. Hassan ballte die Faust und zerschlug die Konsole vor sich.
Hassan rief seinen Stab zusammen. „Kasian wird bald über ganz Europa herrschen, wenn wir
nichts unternehmen.“ Ein General räusperte sich. „Sir, wollen sie ihn angreifen? Unsere
Truppen scheinen ebenbürtig.“ Hassan lächelte. „Ich werde nicht ihn angreifen. Oh nein.
Bisher stehen wir immer noch Neutral zu ihm. Ich will einen Brückenkopf in Europa. Einen
Ort an dem wir unsere Truppen sammeln können ohne sie jedes Mal unter dem Mittelmeer
durch zu schicken.“
Einer seiner Adjutanten wies auf eine Statistik. „Sir viele unsere Truppen sind noch in
Kämpfe am Jordan verwickelt. Auch an den Nil Quellen gibt es Ärger. Wir können kein
großes Angriffskontingent entsenden.“ Hassan hob die Hand. „Ich weiß selbst wie es um uns
steht. Viele Splittergruppen versuchen unsere Macht zu brechen. Die Truppen bleiben wo sie
sind.“ Er schwieg kurz, dann rief er eine Karte des Mittelmeeres auf. „Hannibal kam über die
Meerenge von Gibraltar und wanderte bis vor Rom. Dann sollte es uns doch möglich sein an
der Meerenge einen Brückenkopf zu schlagen.“
Der General runzelte die Stirn. „Das ist das Territorium von Hermandes. Er kontrolliert ganz
Portugal und einige Gebiete in Spanien. Darunter auch Andalucia, die Küste an der Meerenge.
Er pflegt eine enge Freundschaft mit Kasian.“ Hassan rieb sich die Hände. „Nun das stört uns
wenig. Wir werden mit Schiffen übersetzten und an der Küste landen.“ Der Kopf des
Generals ruckte hoch. „Mit Schiffen?“ Hassan runzelte die Stirn. „Sind sie so dumm oder tun
sie nur so? Wir brauchen Panzer dort. Ein mobiles Baufahrzeug und genügend Truppen um
die Küste zu halten. Wie soll das sonst von statten gehen als mit Schiffen? Mit kleinen
Untergrund-BMTs? Oder sollen wir die GDI um ein paar CarryAlls bitten?“ Er schnaubte
wütend. Im Grunde sollte er seinen Stab wieder ein wenig erneuern. Es gab offensichtlich
einige Schwachköpfe, welche ausgesondert gehörten. Aber jetzt hatte die Planung der
Invasion Vorrang. Über seinen Stab konnte er sich später Gedanken machen.
Gregor zerrte an einer Leiche. Er hatte sich dreimal übergeben, bevor es geschafft hatte eine
der Leichen zu dem Laster zu schaffen. Nun war sein Magen leer, aber er würgte immer
wieder wenn sein Blick auf die Gesichter der Toten fiel. Sie hatten alle eine grünliche Farbe,
die Augen waren aufgequollen und den meisten hing die Zunge dick und grünlich aus dem
Mund. Gregor fragte sich was für ein Gift das gewesen sein mochte. Sein Magen rebellierte
wieder und er spuckte Galle.
Sie arbeiteten schon sehr lange, aber immer noch schleppten er und seine Kameraden aus den
Seitengängen neue Leichen. Die Basis war voll besetzt gewesen. Gregor schätzte die
Besatzung ähnlich ein wie die Hauptbasis von Kasian. Mit dem Unterschied, dass hier die
Stadt nicht integriert lag. Das Personal hatte trotzdem um die 300 Mann umfasst. Zumindest
schätzte Gregor die Zahl aufgrund der vollen Ladenflächen der LKWs.
Der neue Kommandant der Basis lies in mit einem unglaublichen Tempo alle Schäden
beheben und er benutzte dafür alle verfügbaren Mittel. Nun da ihm wieder eine große Anzahl
an Material zu Verfügung stand, waren die größten Schaden bald behoben und der Berg
wieder sicher. Eine Alpenfestung, welche man nur mit schweren Geschützen knacken konnte. Seite 80
Sie verbrachten noch zwei weitere Stunden damit, Leichen ein zu sammeln, bevor sie sich in
der Kantine versammelten. Es fand eine informelle Lagebesprechung statt. Laut dem neuen
Kommandanten des Rabennestes war fast das gesamte Territorium von Wulf an Kasian
übergegangen. Der Jubel der Truppen war laut und donnernd. Sie alle wussten, dass sie nun
dem Anführer der mächtigsten Gruppe in Europa dienten. Als der Jubel verebbte teilte der
neue Kommandant die Truppen neu ein. Einen Teil der Invasionstruppen blieben als
Besatzung im Berg. Die restliche Besatzung wurde von anderen Außenposten gestellt, welche
einen Trupp entsannt hatten. Es musste kompliziert sein in so kurzer Zeit die Basis wieder
voll in Betrieb zu nehmen, dachte Gregor, aber es schien als ob allein die Euphorie die Truppe
zu Meisterleistungen beflügelte. Der Gedanke einer vereinten Bruderschaft in Europa schien
Berge zu versetzen. Gregor und seine Kameraden wurden allerdings zur weiteren Ausbildung
zurück beordert.
7
Kasian stand vor dem Videoschirm und begrüßte seinen Freund Hermandes am anderen Ende.
Er hatte wenige Freunde in der Bruderschaft, aber Antonio Hermandes gehörte definitiv dazu.
Sie hatten schon sehr oft zusammen Schlachten geschlagen und beide ihren Nutzen daraus
gezogen. Der gebbürtige Spanier herrschte inzwischen über große Teile von Spanien und
Portugal. Ein wichtiger Verbündeter.
„Buenas dias Kasian,“ begrüßte ihn Antonio. Kasian lächelte. „Hola, mein Freund. Was gibt
es neues bei dir?“ Antonio grinste. „Die GDI hat Portugal fast vollkommen verlassen.
Lisabon ist ihr letzter Stützpunkt. Ich glaube sie haben keine Lust mehr wegen den wenigen
Einwohnern einen Krieg gegen mich zu führen. Ist ihnen zu verlustreich.“ Kasian nickte.
„Das ist gut.“ Antonio blickte auf etwas neben der Kamera. „Si amigo. Aber wie ich sehe,
sind deine Erfolge weitaus größer. Ich gratuliere!“

Kasian verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Es war riskant aber nötig. Wulf ist
verrückt geworden.“ Hermandes nickte. „Si, ich habe mit ihm gesprochen. Er bat um Hilfe,
aber seine Wortwahl war etwas, nun sagen wie unhöflich.“ Kasian lachte und sagte: „Oh bei
dir auch? Nun das hat sich jetzt ja erledigt. Aber ich hätte da eine Bitte.“
Hermandes lächelte. „Ah Amigo, für dich immer, worum geht es?“
Der Schlamm spritzte rechts von Gregor auf. Verflucht, er hatte wieder eine Falle übersehen
und somit einen der Ausbilder auf sich aufmerksam gemacht. Gregor warf sich in den
knöcheltiefen Schlamm und feuerte auf die computergesteuerten Gegner. Zielscheiben mit
echten Gewehren. Die Ausbilder steuerten sie von einer Konsole aus. Sein Glock hustete drei
Schüsse aus dem Lauf und lies die Zielscheibe am Hals zersplittern. Gregor spielte den
Anführer ihrer kleinen Truppe. Ihm folgten seine Kameraden. Sie wurden auf
Dschungelkampf trainiert. Guerillataktiken waren für die Bruderschaft sehr wichtig, vor allem
falls sie jemals in Sümpfen oder dichten Wäldern operieren mussten.
Samuel deckte ihm den Rücken und als sein M16 plötzlich hinter ihm hämmerte, duckte sich
Gregor schnell. „Heckenschützen!“ zischte Samuel. Gregor hob die Hand und befahl langsam
vorzurücken. Er war wirklich überrascht wie viel man in einer flachen Höhle alles bauen
konnte. Diese kleine Höhle war zu einem Urwald Parkuhr geworden. Gregor erspähte aus den
Augenwinkeln eine Bewegung und feuerte in die Richtung vier Geschosse ab. Mit Sicherheit
hatte er nicht getroffen, daher deutete er auf das Gebüsch und seine Kameraden eröffneten aus
drei M16-Impulsegwehren das Feuer. Der Busch brannte innerhalb kurzer Zeit und dahinter
kam eine verkohlte Zielscheibe zum Vorschein.
Eine weitere Bewegung lies Gregor herumfahren und seine Pistole Marke Glock auf das neue
Ziel auszurichten. „Stopp!“ echote es aus einem versteckten Lautsprecher und Gregor hielt Seite 81
sich zurück um nicht abzudrücken. „Danke das sie eine gute Reaktion haben Panterre,“ sagte
Terag. Er war das neue Ziel gewesen, dass unverhofft aufgetaucht war. „Sir?“ fragte Gregor
überrascht. Dieser nickte nur. „Ihre Übungen in diesem Bereich sind für heute Beendet. Sie
haben sich gut geschlagen für den Anfang, Auch wenn ich nichts davon halte wie sie das Ziel
hinter dem Busch erledigt haben. Das lenk doch etwas viel Aufmerksamkeit auf sie.“ Er
schmunzelte. „Aber gut, das Ziel haben sie ausgeschaltet, daran kann keiner rütteln.“
Die Dusche war ungemein erfrischend gewesen, stellte Gregor fest, auch wenn es ewig
gedauert hatte den Schlamm abzuwaschen. Samuel hatte bereits die Theorie aufgestellt, dass
der Schlamm der Grundstoff für die Titanplatten sein könnte, so wie er an einem klebt.
Phillip dagegen favorisierte eine Rekrutenversion, nachdem der Schlamm aus den
Essensresten der Kantine gewonnen wurde. Alle Theorien die im Umlauf waren, schienen
ungemein geschmackvoller Natur zu sein.
Nach einer Stunde versammelten sie sich in einem Besprechungsraum in der
Ausbilderbaracke. Terag stand breitbeinig vor ihnen. Sein Grinsen war seltsam. Alle
befürchteten schon eine neue Ausbildungsmethode. Vielleicht hatten irgendwelche
sadistischen Wissenschaftler etwas neues entdeckt, um Rekruten auf Trapp zu bringen. Doch
es schien etwas anderes im Busch zu sein. Terag schien wirklich erfreut über die Neuigkeit,
die er verkünden wollte.
Seine Stimme war laut und fest. „Rekruten. Ihr habt einen Günstling im Stab von Kasian.
Anders kann ich es mir nicht erklären!“ Gregor konnte sich denken wer dieser verdammte
Günstling war. Vermutlich würde die Neuigkeit sie wieder in irgendeinen Kampf bringen. Als
Rekruten, um mehr Erfahrung zu sammeln. Als Bonus, für den Sohn von Kasian. Gregor
schluckte und harrte der Dinge die da kommen mochten.
Terag grinste breit, breiter als er jemals zuvor gegrinst hatte. „Rekruten. Wir werden einige
Zeit im Ausland trainieren.“ „Im Ausland?“ stieß Chris hervor. Der Blick des Ausbilders
brachte ihn gleich wieder zum schweigen. „Wir wurden abkommandiert um ein Training an
der Küste von Portugal zu absolvieren. Kommandant Hermandes wird uns nach dieser kleinen
Ausbildung für einige Zeit in seine Truppen integrieren um Erfahrungen auszutauschen.“
Gregor schnaubte erstaunt durch die Nase. Samuel und Phillip standen die Münder offen und
Chris war erst recht sprachlos und unsicher was hier vorging. „Macht Euch bereit. Wir
werden in vier Stunden die Basis verlassen. Ihr könnt wegtreten!“
Sander trat auf den graue Korridor. Er fühlte sich immer ein wenig unbehaglich wenn er diese
Gefängnis besuchte. Er folgte dem roten Strich auf dem Boden. Dieser würde ihn direkt zu
den gefangenen Wissenschaftlern bringen. Schon längere Zeit hielten sie diese Gruppe von
Wissenschaftlern hier fest. Man erzählte ihnen, wenn sie nicht kooperierten, würde man ihre
Familien töten. Da den japanischen Wissenschaftlern viel an ihren Frauen und Kindern lag,
arbeiteten sie hart an der Stealthtechnologie. Sander erinnerte sich noch, an das Kommando,
welches sie aus ihrem Labor entführt hatte. Er war der Major der Truppe gewesen. Die
Wissenschaftler waren Verräter gewesen, genau wie ihr Kommandant. Ihre
Neuentwicklungen auch der GDI anzubieten war ihr Untergang gewesen. Bevor eine alliierte
Streitmacht der Bruderschaft ihre Basis dem Erdboden gleich gemacht hatte, war Sander und
sein Trupp in die Labors eingedrungen. Sie hatten die Wissenschaftler entführt um sie für
Kasian arbeiten zu lassen. Das war ein großer Fang gewesen. Sander hoffte nur, dass die
Gefangenen nie die Wahrheit über ihre Familien erfuhren. Der Zorn Kanes war grausam und
allumfassend.
Aber heute gab es mehr zutun als das Stealthprojekt voran zu treiben. Einer der
Wissenschaftler hatte den Auftrag bekommen, eine alte Tafel zu entziffern. Diese Tafel
stammte aus dem Stammland der Bruderschaft und war schon über 1000 Jahre alt. Dumm nur,
dass selbst die Anführer der Bruderschaft nicht mehr das Wissen hatten um sie vollständig zu Seite 82
entschlüsseln. 1000 Jahre, dachte Sander. So lange hatte Kane schon die Bruderschaft gelenkt
und was war nun? Kleine Gruppen kämpften gegen einander anstatt gegen die GDI. Er
verabscheute all diese Ränkespiele und Intrigen.
Mit diesen Gedanken erreichte er das Ende des Korridors. Ein Wachposten stand vor der
Türe. Sander legte seine Hand auf ein schwarzes Feld in der Wand. Ein roter Stahl tastete
seine Hand ab um dann mit einem leisen Piepton sein „OK“ zu geben. Die Wache nickte nur
und die schwere Stahltüre öffnete sich knirschend. Einer der Wissenschaftler, ganz
offensichtlich kein Japaner stand vor ihm. Er schien auf ihn zu warten. Sander überlegte kurz,
bevor er dem Gesicht den richtigen Namen zuordnen konnte. Natürlich, dies war Karjiditsch.
Der Wissenschaftler war natürlich kein Japaner, aber auch er war hier Gefangener. Der Mann
kam aus Belgrad. Aber in ganz Jugoslawien und den Nachbarstaaten wie Kroatien war die
GDI sehr stark vertreten. Allein um zu verhindern, dass NOD Jünger in die Nähe des Tempels
kamen. Sander war immer wieder überrascht welche Mittel man dafür einsetzte. Es war
unglaublich. Die Dichte von GDI Posten war im Balkan nach fast 30 Jahren immer noch
dreimal so hoch wie sonst in der Welt. In Belgrad hatte man Karjiditsch dann auch erwischt.
NOD Aktivisten hatten dort ein schweres Leben. Kasian hatte ihn befreien lassen, aber dieser
Kerl hatte seine Loyalität nicht Kasian unterstellen wollen. Nun so endete er eben bei den
Japanern. Sander staunte immer wieder über die Sturheit des Serben. Warum schwor er nicht
Kasian die Treue? Nur Kasian hatte es bisher geschafft die Bruderschaft in Europa merklich
zu einen. Kasian würde in einigen Jahren die Bruderschaft anführen und Kanes Wille
ausführen.
Kanes Wille. Das brachte Sander wieder zurück zu seinem Auftrag. „Na, sind sie voran
gekommen mit der Tafel?“ Der Serbe nickte. „Deswegen habe ich sie rufen lassen. Ich habe
eine Passage entziffern können.“ Er winkte Sander zu und bedeutete ihm zu folgen. Nach
einigen Metern gelangten sie an die Arbeitsnische des Serben. Die Tafel stand in der Mitte auf
einem Sockel. Der Computer in der Ecke entzifferte gerade eine weitere Passage nach
Karijditschs Eingaben.
„Hier dieser Abschnitt handelt vom Tiberium.“ Sander staunte. „Diese Tafel ist gut und gern
1000 Jahre alt. Sind sie sicher?“ Der missbilligende Blick des Serben erübrigte eine Antwort.
„Diese Tafel ist laut dem na ja … sagen wir Impressum am Ende der Tafel von einem
Kerubim gefertigt worden. Er hat diese Tafel von einer älteren Schriftrolle oder Schrifttafel
kopiert. Anscheinend sind es die Prophezeiungen Kanes, welche hier enthalten sind.“ Sander
keuchte laut. „Unglaublich.“
Der Serbe strahlte förmlich. „Ja, aber es kommt noch besser. Ich konnte einige Zeilen aus
einer alten Kerubim Schriftrolle übersetzten und diese Buchstaben auch auf die Tafel
übersetzten. Die Kerubim benutzen einen eigenen Dialekt der ältesten Sprache der
Bruderschaft. Sie scheint auf einer Mischung von Alt-Ägyptisch und Persisch zu sein. Aber es
gibt auch Einflüsse von anderen Kulturen. Hebräisch und Syrisch ist ebenso enthalten wie
einige afrikanische Einflüsse….“ Sander runzelte die Stirn. „Kommen sie zum Punkt, ich bin
fasziniert, kann ihnen aber mit Sicherheit nur bedingt folgen!“
Der Serbe sah enttäuscht aus, seine Erkenntnisse niemandem präsentieren zu können, fuhr
aber fort. „Nun gut. In der Zeile der Übersetzung steht etwa: Kane sprach in seiner großen
Rede vor den Brüdern im Tal der Mihraj von den großen Dingen, die da kommen sollen. Von
magischen Pflanzen welche Gold und Edelsteine aus der Erde ziehen werden und die Welt
verändern wird, wie wir sie kennen. Die Bruderschaft würde sich dieser Pflanze annehmen
und sie verbreiten über die ganze Welt……“ Sander brummte nachdenklich. „Wir sollen das
Tiberium verbreiten? Das ist Kanes Wille?“
Der Serbe nickte eifrig. „Das ist nur eine Passage. In einer anderen geht es offensichtlich um
einen geheimen Tempel in Zentralafrika. Ich habe noch viel Arbeit vor mir, aber ich dachte
das wäre wichtig.“ Sander nickte. „Das war es. Ich danke ihnen. Machen sie so weiter und in
nicht all zu ferner Zeit werden die nach Hause zurückkehren können.“ Sander lächelte. „Mit Seite 83
Dutzenden Panzerdivisionen um ihr Land von der GDI zu befreien.“ Der Serbe antwortete
nicht.
Sander verließ die Räume der Gefangen und begab sich auf den Korridor. Das waren wirklich
große Neuigkeiten. Das musste Kasian sofort erfahren, beschloss er und sein Schritt
beschleunigte sich.
Die vier Rekruten packten ihre Rucksäcke. Viel konnten sie nicht mitnehmen, aber zumindest
würden sie nicht in voller Kampfausrüstung reisen. Sie würden etwa drei Tage brauchen um
nach Portugal zu kommen. Kommandant Hermandes hatte seine derzeitige Kommandobasis
etwa 100 Kilometer von Lisabon entfernt aufgeschlagen. Der einzigen noch richtig
bevölkerten Stadt in ganz Portugal. Dort war noch die GDI schwer präsent und Hermandes
versuchte sie zu vertreiben. Jedenfalls hatte man das ihnen gesagt.
Gregor war fasziniert wie schnell man unterirdisch reisen konnte. Sie würde drei Tage mit
einem speziellen Untergrundzug brauchen. Dieser Zug verband wichtige Zentren der
Bruderschaft durch Hochgeschwindigkeitstunnels. Natürlich führte der Zug nur bis etwa die
Mitte Spaniens, aber ab da würden sie dann durch kleiner Tunnels reisen. Das war sicherlich
auch nicht so schlimm.
Ihr Gepäck geschultert machten sie sich auf den Weg zu den Hangars. Zum Glück war diese
Basis direkt an die Zugstrecke angeschlossen. Ein kleiner Bahnhof war errichtet worden und
fertigte nun die Züge ab. Zumeist natürlich Güterzüge. Der Tunnel war für Nachschub in
Europa konzipiert worden und so wurde er nun auch genutzt. Täglich wurden durch ihn und
seine Nebenstrecken große Mengen an Gütern zwischen den einzelnen Gruppen in der
Bruderschaft verschoben. Nur so war es möglich, dass alle genügend Rohstoffe und Güter wie
Nahrung besaßen. Natürlich gab es das eine oder andere Embargo, wenn eine Feindschaft die
Beziehung zweier Gruppen strapazierte, aber der Güterverkehr war meist zu wichtig um ihn
zu unterbrechen.
Gregor und seine Kameraden stapften in den Personenbereich des Bahnhofes. Sie waren etwa
eine viertel Stunde unterwegs gewesen um ihn zu erreichen. Die Wartehalle schien selten
benutzt zu werden. Aber das war auch kein Wunder. Im Normalfall war es sehr teuer Leute in
den Zügen mit zu schicken. Es gab spezielle Sicherheitsprotokolle. Zuggäste durften eine
Lounge nicht verlassen. Man befürchtete, dass eine kleine Splittergruppe vielleicht den
Zugverkehr sabotieren würde. Gregor wusste, dass man den Gästebereich nicht verlassen
durfte. Nun und es war auch sehr ungesund. Bei einem solchen Vergehen wurde die Lounge
und der Rest des Zuges mit Giftgas geflutet. Die Franzosen hatten darauf bestanden.
Selbstschussanlagen würden nur das Material selbst schädigen, argumentierten sie.
In der Wartehalle wurden sie von zwei weiteren Soldaten empfangen. Sie würden mit ihnen
reisen. Der Eine stellte sich Max Schleif vor. Er war eine Art Diplomat, offensichtlich sollte
er in Spanien einen Besuch bei einer Madrider Gruppe machen. Der Andere hieß Andrew
Pochrow. Er machte hier nur einen Zwischenstopp wie er kurz erzählte. Gregor vermutete,
dass er aus Russland kam. Dort war die Bruderschaft weitaus stärker. Zwar fehlte es ihnen an
Mitteln und Ausrüstung, aber die Anhängerschaft war weitaus größer. Das lag wahrscheinlich
auch daran, dass die GDI dort bisher wenig Leute evakuiert hatte. Nun, zuerst kamen die
Länder, welche die GDI finanziert hatten und dazu gehörte mit Sicherheit nicht Russland.
Gregor spürte einen starken Luftzug, dann fuhr der Zug ein. Der Zug war ganz in schwarz
gehalten. Alle schien aerodynamisch gebaut zu sein. Die Spitze des Zuges hatte mehr das
Aussehen eines Flugzeuges. Die Güterwagen waren in den Zug angepasst und
Gummischleusen dichteten die Lücke ab. Dieser Zug war auf Geschwindigkeit ausgelegt. Es
konnte gar nicht anders sein, dachte Gregor. Schon war in Gedanken und sah sich mit diesem
Gefährt durch die Tunnels rasen. Erst da bemerkte er, dass der Zug keine Fenster hatte und
auch ohne jegliche Lichter fuhr. Nur der rote Schein der Computersensoren war zu sehen. Seite 84
Sie stiegen schnell ein und machten es sich in der komfortablen Lounge bequem. Die
Rekruten und ihr Ausbilder waren mit den zwei Diplomaten allein. Anscheinend hatte dieser
Zug selten Gäste. Alles sah brandneu und fast unbenutzt aus. Gregor lies sich auf einem der
gepolsterten Sitze nieder. Alles war sehr bequem eingerichtet stellte er fest. So schlimm
würden die nächsten Tage nicht werden. Gregor verstellte seinen Sitz und erkannte, dass man
in ihnen relativ gut schlafen konnte. Samuel hatte inzwischen den Speisebereich gefunden.
Eine kleine Nische in der man aus einem Kühlfach drei verschiedene Speisen auswählen
konnte. Ein Mikrowellenherd erledigte den Rest der Arbeit. Sie deponierten ihre Ausrüstung
in einem Schrank am Ende der Lounge. Sie würden ihre Rücksäcke genauso wenig benötigen
wie die M16 Gewehre.
Nachdem einige Güter vom Basispersonal entladen worden waren, setzte der Zug seinen Weg
fort. Gregor spürte wie der Zug beschleunigte. Sie nahmen Kurs auf Frankreich. Es gab nur
drei oder vier dieser Güterzüge und so konnten die Strecken je nach Bedarf sehr flexibel
genutzt werden. Sie würden einen Zwischenstopp bei Straßburg machen und dann weiter
Richtung Paris fahren. Schließlich würde man noch in der Gegend der Mittelmeerküste von
Frankreich gelangen. Die Strecke steuerte zwar immer die Metropolen der jeweiligen Länder
an, aber nie führten sie direkt zu ihnen. Die Gefahr einer Entdeckung war zu groß. Schon
öfters waren GDI Spähtrupps in die Tunnel eingedrungen, aber bisher hatte man sie immer
erwischt. Da man ihre Leichen auf der Oberfläche in entsprechender Entfernung abgeladen
hatte, war die GDI bisher nicht hinter dieses Versorgungsnetz gekommen. Gregor fragte sich,
wie lange das noch gut gehen konnte. Die neuen Sensoreinheiten der GDI spürten
Untergrundbewegungen in einem Umkreis von einigen Kilometern auf. Das konnte eine
ernsthafte Gefahr für die Züge darstellen. Die GDI war schließlich nicht dumm und wenn ein
Signal alle paar Tage die selbe Strecke nahm, würden sie sicher misstrauisch. Aber immerhin
lagen die Tunnels sehr tief unter der Erde. Der Aufwand zu ihnen zu graben war enorm und
reguläre Eingänge gab es wenige.
Gregor schloss die Augen und beschloss zu schlafen. Was sollten sie auch sonst tun. Drei
Tage würden sie hier in dem Abteil gefangen sein. Zum Glück gab es eine Toilette dachte
Gregor und musste unwillkürlich lächeln.
Kasian studierte die ersten übersetzten Passagen. Er war wirklich überrascht. So schnell hatte
er gar nicht mit Ergebnissen gerechnet. Bisher hatte der Wissenschaftler allerdings nicht viele
Zeilen übersetzten können. Die Mischung der Sprache wäre zu komplex war seine
Begründung. Dieser Kerubim Dialekt war interessant. Kasian war der alten Sprache der
Bruderschaft zu weiten Teilen mächtig, aber seine Tafel hatte er nie lesen können. Seit er sie
in Kairo erworben hatte. Nur die Begriffe Bruderschaft von NOD und Kane waren ohne
spezielle Kenntnisse lesbar.
Die Übersetzung machte Kasian stutzig. Die Passage berichtete von großen Reichtümern
welche aus dem Boden wuchsen. Damit konnte nur Tiberium gemeint sein. Dies schien eine
Prophezeiung zu sein. In alter Sprache geschrieben, wurde hier über die 90iger Jahre des
letzten Jahrhunderts berichtet. Über ein mächtiges Bündnis, welches die Bruderschaft
bedrohen würde und einen großen Krieg in deren Mittelpunkt die wertvollen Gewächse
stehen würden. Dann brach der Text ab. Der Wissenschaftler war sehr langsam bei seiner
Arbeit, aber Kasian würde dies in Kauf nehmen.
Er stand auf und schaute aus seinem Fenster. Eine Prophezeiung von Kane. Es war
unglaublich. Vielleicht würde ihm diese Tafel den Weg weisen.
Gregor hatte den ersten Tag fast komplett verschlafen. Nun aber war er hellwach und ihm war
entsprechend langweilig. Das Abteil im Zug gab wenig an Beschäftigung her und verlassen
durfte man es nicht. So sehr langweilte sich Gregor dann doch nicht, dass er sich in
Luftanhalten üben wollte.

Seite 85
Die zwei Diplomaten Schleif und Pochrow unterhielten sich über die Lage in Ost Europa.
Dort war einiges in Bewegung. Zwei größere Gruppen der Bruderschaft hatten sich vereinigt
und versuchten nun ihre Macht in Polen zu festigen. Pochrow berichtete auch, dass Hassan
versuchte seine Macht weiter auszuweiten. Hassan kontrollierte weite Teile Ägyptens und des
Nahen Ostens. Auch Teile von Asien schienen sich mit ihm verbündet zu haben. Der
Diplomat befürchtete schwere Kämpfe in seiner Heimat, wenn Hassan das Schwarze Meer
überqueren sollte. Deshalb suchte er auch Verbündete. Gregor lauschte dem Gespräch, aber
bald schon wurde es ihm zu kompliziert. Die zwei Diplomaten besprachen verschiedene
Probleme in einer Fachsprache, welcher er nur schwer folgen konnte.
Samuel und Chris spielten mit ihren Datenblöcke. Als ihr Techniker hatte Chris es geschafft
einige simple Spiele auf die Datenblöcke zu übertragen. Gregor grinste. Viele Soldaten
würden ihm dafür dankbar sein. Phillip schien zu schlafen, wenn auch sehr unruhig. Gregor
schaute sich weiter um und fand seinen Ausbilder hinter ihm in einem etwas abseits stehenden
Sessel. Terag studierte etwas auf seinem Datenblock. Gregor konnte nur mutmaßen, aber
vielleicht plante Terag bereits die nächsten Tage. Vermutlich würden sie einige
Oberflächentrainings machen. Da Portugal ziemlich verlassen war, schien ihm die Gegend in
der sie Trainieren sollten ideal. Um die GDI würden sie sich nicht viel Sorgen machen
müssen. Das war ein großer Vorteil.
Der zweite Tag verlief ruhig. Der Zug gab ein leises Hintergrundgeräusch ab, aber der Wagon
schien bestens isoliert. Trotzdem setzte sich das Geräusch in den Ohren fest und animierte
zum Schlafen. Was auch viel getan wurden. Gregor las eine der Zeitungen. Er hatte sie auf
dem Weg zur Toilette entdeckt. Sie lagen in einer kleinen Nische aus. Die „Brotherhood Post“
und das „Allgemeine NOD Magazin“ waren die Highlights. Gregor schmökerte im
„Allgemeinen NOD Magazin“. Das Magazin befasste sich mit den vergangenen Kriegsjahre
gegen die GDI. Was dort geschrieben stand, war mit Sicherheit nicht für den einfachen
Frontsoldaten bestimmt. Die Propaganda welche normalerweise in solchen Magazinen zu
finden war fehlte fast gänzlich. Die Autoren der Artikel analysierten sehr objektiv. Nun dies
war eine Zeitung welche in der ganzen Welt von hohen Offizieren gelesen wurde. Für dumm
verkaufen konnte man die gebildete Elite der Bruderschaft schließlich nicht.
Das Magazin erschien zweimal im Jahr. Ein Teil behandelte die jüngsten Entwicklungen in
der Bruderschaft, der zweite Teil warf einen kritischen Blick auf Schlachten und kleine
Aktionen der Bruderschaft in den letzten Jahrzehnten.
Sie hatten Straßburg zwar angefahren, aber nicht gehalten, fiel Gregor auf. Nun erreichten sie
gerade Paris, doch hier schien der Zug einen Stopp zu machen. Zumindest drosselte er
merklich seine Geschwindigkeit.
Der Aufenthalt war kurz. Basispersonal füllte den Vorratsschrank wieder auf und leerte die
Mülleimer. Die Passagiere durften das Abteil derweil verlassen und sich die Beine vertreten.
Die Basis 30 Kilometer vor Paris war klein. In Frankreich hatte die GDI saubere Arbeit
geleistet. Nur wenige Basen der Bruderschaft überlebten den Anti-Terror Feldzug von 2014.
Inzwischen hatten sich die Franzosen wieder erholt, aber noch immer, 15 Jahre danach liefen
die Uhren hier etwas anders.
Waren in den Basen von Kasian wenig Wachen postiert, so war dies hier anders. An jeder
wichtigen Türe, welche in die Basis hinein führte waren zwei Wachposten aufgestellt. In
voller Kampfmontur. Ein Eindringen von GDI Commandos würde sehr schwer werden.
Besser gesagt, es würde ein Blutbad geben.
Gregor steuerte auf einen der Terminals im Bahnhof zu. Er wollte versuchen einige News aus
dem Cabal-Net aufzurufen. In diesem Punkt hatte ihn der Zug nämlich enttäuscht. Zwar war
der Zug Computergesteuert, aber es gab keine direkte Verbindung zum Cabal-Netzwerk der
Bruderschaft. Seite 86
Gut, vielleicht war das auch zur Sicherheit vor Hackerangriffen geschehen, trotzdem war es
nicht gerade komfortabel. Eine Wache versperrte ihm allerdings sofort den Weg. „Non
monsieur, vous n`avez pas la permission faire ca!“ Gregor blinzelte verwirrt. Er verstand kein
Französisch. In der Bruderschaft war die Standart Sprache Englisch. Einfach aus praktischen
Gründen. Erst als die Wache den Finger hob und auf das Terminal zeigte und dann eine Geste
für „Nein“ machte, verstand Gregor. Die Uhren liefen hier tatsächlich anders. Man durfte
nicht einmal ein Terminal benutzte.
Er beobachtete die Franzosen wie sie eine große Anzahl Güter aus den Wagons ausluden. Sie
waren immer noch auf die Unterstützung anderer Gruppen angewiesen. Deshalb betätigten sie
sich auch so wenig im großen Machtpoker in der Bruderschaft. Sie konnten es sich nicht
leisten jemanden auf die Füße zu treten.
Nachdem alle Gäste wieder eingestiegen waren, setzte der Zug seine Reise fort. Laut einem
kleinen Terminal, welches Chris entdeckt hatte, würde der Zug erst wieder in Spanien
stoppen. Andere Basen auf dem Weg würden sie umgehen, da keine Waren für sie im Zug mit
geführt wurden. Gregor machte es sich wieder bequem. Das Basispersonal hatte sogar die
Zeitungen ausgetauscht. Die neue „Brotherhood Post“ meldete neue Massaker der GDI.
Der Rest der Fahrt verlief ereignislos. Viele Stunden lang konnte man nichts anderes tun als
schlafen.
Die Stunden vergingen langsam und doch, irgendwann erreichten sie Spanien.
Sie waren verspannt und verschlafen. Die Diplomaten schafften es irgendwie ihre Würde zu
behalten. Sie stiegen als erstes aus dem Zug und wurden von spanischen Würdenträgern der
Bruderschaft empfangen. Dem kleinen Trupp hinter ihnen beachtete man kaum. Entweder
wurden sie für eine Leibwache gehalten oder man hielt sie einfach für zu unwichtig um sie zu
begrüßen.
So standen sie etwas verwirrt auf dem kleinen Bahnhof. Erst nach zehn Minuten näherte sich
ein Offizier und brachte sie zu einem kleinen Hangar. Gregor erkannte schnell, dass hier alles
in einem etwas kleinerem Maßstab gebaut worden war. Sein Vater hatte doch eine etwas
größere Anhängerschaft. In Spanien hatte es die Bruderschaft zwar geschafft die ETA unter
ihre Fittiche zu nehmen, aber ansonsten hatten sich recht wenig Anhänger gefunden, welche
die Ziele der Bruderschaft vertraten. Gregor überlegte. In der ganzen Welt hatte die
Bruderschaft die Terrorgruppen unter sich vereint. In Spanien war es die ETA. Sie hatten
inzwischen ihren eigenen Staat. Besser gesagt, Staaten gab es ja in Europa nur noch auf den
Papier. Alles wurde von der GDI geleitet. Die ETA hatte ihr neues Ziel, die GDI gefunden
und sie aus ihren Gebieten meist vertrieben. Sie wollten die GDI nicht in ihren
Angelegenheiten pfuschen sehen und nun unterstützen sie weiter die Bruderschaft. Immerhin
hatte die Bruderschaft jahrelang Waffen und Geld bereitgestellt.
Der Offizier war tatsächlich auch in der ETA. Ein extra Abzeichen mit dem Slogan der
Terrorgruppe zierte seine Uniform. Der Baske geleitete sie zu einem kleinen U-BMT. Er
wechselte kaum ein Wort mit seinen Gästen und kaum 20 Minuten später waren sie bereits
wieder unterwegs. Ein weiterer Tag würde wahrscheinlich vergehen bevor sie Portugal
erreichten.

Die Fahrt war noch langweiliger als im Zug. Hier gab es keine Lektüre, das Licht schien nur
matt aus dem Lampen und es gab weder Toiletten noch Raum um sich groß zu bewegen. In
der Frage der Toiletten machten die Rekruten Bekanntschaft mit den Astronautentoiletten.
Kleine Plastiktüten für die kleinen Geschäfte. Gregor war regelrecht begeistert. Die
Entsorgung wurde durch eine kleine Luke bewerkstelligt. Keiner wunderte sich mehr über die
interessanten Gerüche die in manchen Tunnels zu finden waren.

8 Seite 87
Der BMT setzte sie in einer öden Landschaft ab. Die Sonne brannte vom Himmel obwohl es
schon Nachmittag war. Kaum waren sie im Freien, da brach ihnen der Schweiß aus. Die
trockene Luft tat ihr übriges. Schnell sehnten sie sich nach etwas zu trinken.
Terag sondierte das Gelände. Er schien zu wissen wo sie sich befanden. Die Hügel waren
steinig und dünn bewachsen. Ein graues Grün füllte die hügelige Landschaft um sie. Kleine
Baumhaine reckten sich in den Himmel. Große schwarze Stellen auf den Hügel wiesen auf
Buschfeuer hin. Dies war wahrlich ein Trainingsgelände dachte Gregor.
Der Himmel war klar und leuchtet in einem hellen Blau. Terag studierte kurz seinen
Datenblock, dann begann er im Laufschritt einem kleinen Pfad zu folgen. Den Rekruten
schwante schlimmes, aber sie folgten ihrem Ausbilder. Die Landschaft änderte sich nicht.
Steine überall. Viel Staub und wenig Vegetation. Und was ihnen auffiel. Keinerlei
Tiberiumfelder. Anscheinend war das Klima hier schon wieder zu heiß und trocken um die
Ausbreitung des Tiberiums zu begünstigen. Gregor hatte nichts dagegen. Immerhin war es
sehr ungesund durch solche Tiberumfelder zu joggen. Ihm rann der Schweiß vom ganzen
Körper. Seinen Kameraden ging es genauso. Lange würden sie dieses Tempo nicht mehr
durchhalten, aber ihr Ausbilder schien gnadenlos und trieb sie immer weiter an.
Erst als die Kühle der Dämmerung ihre Schweiß ein wenig trocknete erreichten sie ein kleines
Dorf. Sie waren die letzten zwei Stunden durch ein langes Tal gewandert und waren dem
Atlantik näher gekommen. Das machte sich durch den kühleren Seewind bemerkbar der hier
ab und zu blies.
Das Dorf schien noch bewohnt. Zwar waren viele Häuser und Gehöfte verfallen, aber das
Zentrum des Dorfes schien noch gepflegt. Sie marschierten in das Dorf. Ihr Ausbilder schien
zwar keine Gefahr zu erwarten, aber trotzdem sah man, wie er jedes verfallene Haus musterte.
Jedes Gebäude bedeutete einen potentiellen Hinterhalt. Erst als sie den Dorfplatz erreicht
hatten, entspannte er sich ein wenig. Vor einem großen Haus auf der anderen Seite des
Dorfplatzes stand ein Mann. Er wischte sich die Hände an seiner Hose ab und ging dann auf
die Soldaten zu. „Ahhh … hola amigos! Willkommen. Sie sind die Gäste, die mir angekündigt
wurden?“ Seine Aussprache war nicht besonders gut, aber man konnte ihn verstehen, stellte
Gregor fest. Terag nickte nur und übergab ihm einen zweiten Datenblock aus seiner Tasche.
Der alte Mann studierte den Datenblock und lächelte dann. „Kommt mit.“
Portugal war offensichtlich ein sehr gastfreundliches Land. Sie wurden gut bewirtet und ihnen
wurde eine angemessene Übernachtungsmöglichkeit bereitgestellt. Das hieß sie wurden in
einen alten Stall geführt. Das Stroh war weich und laut Terag war das im Feld der reinste
Luxus. Die Meinung der Rekruten war etwas anders, aber sie beschwerten sich nicht. Gregor
und Phillip hatten einen Blick auf die Tochter ihres Gastgebers geworfen. Beide fanden sie
sehr attraktiv. Die Tochter hatte ihren Namen nicht genannt, sie aber sehr freundlich beim
Abendessen bedient. Sie hatten langes schwarzes Haar und ein zierliches Gesicht welches zu
ihren eher kleinen Statur passte. Gregor und Phillip fanden auch den übrigen Körperbau als
sehr interessant. Aber Terag hatte die Blicke seiner Rekruten bemerkt und wies sie darauf hin,
dass keinerlei Kontakte im Feld erlaubt seien. Die mürrischen Blicke seiner Rekruten lies in
laut Lachen. Er zwinkerte ihnen zu und erklärte, dass diese Regel nicht für die freien Tage
galten. Das baute die zwei Rekruten zwar nicht viel auf, lies sie aber zumindest die Disziplin
einhalten, welche man von ihnen erwartete.
Terag selbst lächelte noch lange während sie sich zum Schlafen fertig machten. In Gedanken
war er offensichtlich irgendwo anders. Gregor glaubte fast, eine menschliche Seite an seinem
Ausbilder erblickt zu haben, als dieser die neugierigen Blicke seiner Rekruten bemerkte und
sein Gesicht sich wieder verhärtete. Seite 88
Der Morgen kam schnell und nach Meinung der Rekruten viel zu früh. Kaum zehn Minuten
nach dem Weckruf ihres Ausbilders machten sie sich wieder auf den Weg und ließen das Dorf
hinter sich. Laut Terag hatten sie fast noch einen Tagesmarsch vor sich bevor sie die Basis
von Hermandes erreichen würden. Die Begeisterung war riesig. Nicht zum ersten Mal fragten
sich die Rekruten warum sie keinen BMT gestellt bekommen hatten. Aber sie wie sie schon
vermuteten hätten sie diesen bekommen, aber Terag hatte dies abgelehnt. Er hatte sich dafür
ausgesprochen eine kleine Exkursion durch das Gelände zu machen.
Sie kamen hier nur langsam voran. Sie hatten einen kleinen Wald erreicht. Die Bäume waren
allerdings nicht das Problem. Aber der Boden war über und über mit einer seltsamen Pflanze
bewachsen. Ein Geflecht aus fleischigen Blättern bedeckte den Boden und lies sie bei jedem
Schritt einige Zentimeter einsinken. Zuerst befürchteten die Rekruten es handle sich um eine
Tiberiummutation. Die Mutation welche der Venusfalle ähnlich seine Opfer fing. Aber der
Bewuchs stellte sich als ungefährliche Vegetation heraus. Dennoch mussten sie sich sehr
vorsichtig bewegen um sich keinen Knöchel zu verstauchen. Als sie den Waldrand erreichten
blickten sie auf eine weite freie Fläche. Terag schien darüber nicht glücklich zu sein.
Keinerlei Deckung würde sie hier schütze.
Zu allem Unglück sah man in der Ferne Staubwolken aufsteigen. Terag führte seine Rekruten
wieder zurück in den Wald und lies sie sich hinter kleinen Büschen verbergen. Er wies seine
Rekruten an sich kleine Zweige abzureisen und damit die Uniformen zu spicken. Damit
würden sie noch mehr mit dem Wald verschmelzen.
In der Ferne erblickten sie plötzlich einen Koloss von Kampfläufer. Ein mächtiger Titan
marschierte mit stampfendem Schritten auf sie zu. Vielleicht war es nur eine normale
Patrouille, aber sie konnten auch entdeckt worden sein. Gregor blickte sich um und überlegte
fieberhaft. Das große Geschütz des Kampfläufers konnte ihnen wenig anhaben. Es war für
Panzerschlachten und Angriffe auf Basen konzipiert. Nicht für den Kampf gegen wenigen
Infanteristen. Gregor blickte zu Terag und erkannte was dieser vor hatte. Er schluckte schwer
und entsicherte sein M16. Sie hatten alle zwei Handgranaten bei sich. Das sollte die
Panzerung durchschlagen können. Gregor war sich nur nicht sicher ob sie dann noch am
Leben waren. Das Geschütz war zwar nicht für den Kampf mit Bodentruppen gebaut,
trotzdem konnte es beachtliche Löcher in den Boden reißen. Und natürlich in die Soldaten
welche auf dem Boden standen.
Auf seinem Gefechtsdatenblock erschienen erste Anweisungen. Samuel und er sollten das
Feuer auf die Kanzel des Titanen eröffnen, wenn Terag den Befehl geben würde. Er schickte
sie ein paar Meter weiter nach rechts in den Wald. Er brauchte eine Ablenkung um die
Handgranaten anzubringen. Gregor gefiel das ganz und gar nicht. Phillip bewegte sich
zusammen mit Terag an den Rand des Waldes. Sie versteckten sich hinter einem großes
Busch und warteten ab. Chris sollte das Feuer eröffnen wenn etwas schief gehen sollte, damit
sie womöglich einen Fluchtweg fanden. Gregor fand den Plan unter den gegebenen
Umständen für machbar. Der Titan hatte eine große Kanzel und dank seiner Höhe konnte man
ihm schwer entfliehen. Zumindest zu Fuß und ohne Rückendeckung.
Ein grünes Licht leuchtete auf den Datenblock. Gregor hatte das Datenblocksignal auf ein
kleines Display in seinem Helm gelegt. Er holte tief Luft und sah zu Samuel. Dieser legte
gerade das Gewehr an und zielte. Gregor drehte sich zu dem Titan um und legte ebenfalls an.
Der Titan war noch weit weg und sie lagen auf einer kleinen Anhöhe. Das war gut, denn sonst
hätten sie die Kanzel gar nicht anvisieren können. Der Koloss stampfte unbeirrt in ihre
Richtung weiter. Der Boden zitterte leicht und den Schritten des Kampfläufers und große
Staubwolken wurden aufgewirbelt.
Gregor schluckte hart und krümmte den Finger am Abzug. Sein M16 begann eine Sekunde
nach Samuels Gewehr zu rattern. Die Energie der Magazine entlud sich aus den Läufen und
raste in Richtung der Kanzel. Bei der ersten Salve hatten sie den Überraschungsmoment auf Seite 89
ihrer Seite. Gregor hatte verfehlt und die Flanke des Läufers erwischt. Geschosse schlugen
dumpf auf die Panzerung und brachten die Panzerung des Läufers zum glühen. Samuel
dagegen schien besser gezielt zu haben. Er traf die Kanzel genau in der Mitte. Panzerglas
tropfte glühend von der Kanzel. Die hellen Blitze mussten den Piloten des Kampfläufers
geblendet haben, denn für einige Sekunden stand der Läufer still. Doch dann dröhnte seine
Motoren auf und der Läufer richtete sein Geschütz auf die Angreifer.
Gregor wollte im Boden versinken als um ihn die ersten Gechosse einschlugen. Erde spritzte
auf und dicke Staubwolken hingen in der Luft. Doch Samuel und er feuerten weiter. Sie
hatten sich nun auf die Kanzel eingeschossen. Sie erzielten einigen Schaden an der
Frontscheibe, aber dies würde den Läufer nicht zu Fall bringen. Gregor und Samuel
wechselten ihren Standort. Auf dem Bauch robbten sie weiter den Waldrand entlang und
eröffneten dann wieder das Feuer aus dem neuen Versteck.
Terag beobachtete den Kampf hinter seinem Busch. Er runzelte die Stirn. Der Pilot des
Kampfläufers war kein Anfänger. Er hielt sich von den Wäldern fern. Wahrscheinlich erahnte
er den Hinterhalt. Vielleicht hatte die Bruderschaft diesen Trick aber auch nur einmal zuviel
angewendet. Er fluchte leise in seiner Muttersprache und befahl Phillip sowie Chris ihm zu
folgen.
Sie erhoben sich und liefen geduckt den Waldrand entlang. Terag führte sie aus dem Blickfeld
des Titanen. Er hoffte den Kampfläufer von der Flanke her angreifen zu können. Die Zeit
drängte. Zum einen würden seine Rekruten nicht lange dem Granathagel des Titan standhalten
und zum anderen konnte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Verstärkung der GDI
eintraf. Im Laufschritt bahnten sie sich ihren Weg durch den Wald. Dann hob Terag die Hand
und bremste ab. Er zog seine Handgranaten aus dem Gürtel. Seine Rekruten taten das Selbe.
Gregor hörte Samuel leise stöhnen. Als er sich umsah, lag Samuel auf dem Rücken. Ein
Splitter hatte sich in seine Schulter gebohrt. Gregor hörte auf zu feuern und lief zu seinem
Kameraden. Samuel zog sich bereits den Splitter aus der Schulter. „Nur ein Holzsplitter…“
presste er hervor und hob wieder sein Gewehr. Gregor sah das Blut. Ein dunkler Fleck bildete
sich um die Wunde. Eine Granate schlug einige Meter neben ihnen ein und warf sie zu Boden.
Beide eröffneten wieder das Feuer.
Gregor glaubte sein Ende sei Nahe, als plötzlich etwas aus dem Wald hervorkam. Er konnte
sich ein bösartiges Lächeln nicht verkneifen. Drei Gestalten rannten aus dem Wald. Genau in
der Flanke des Gegners. Der Pilot würde die Anderen nicht sehen. Sofort feuerte Gregor noch
eine Salve genau auf die Pilotenkanzel, damit seine Sicht eingeschränkt war. Dann gab es
sechs schnell aufeinander folgende Detonationen. Der Kampfläufer drehte sich noch halb in
die Richtung der neuen Bedrohung, dann knickte sein eines Bein ein. Es war am Fußgelenk
zerstört und hatte ihn stolpern lassen. Eine lange Sekunde wankte der Titan unsicher, dann
senkte er sich dem Boden entgegen. Zuerst langsam, schließlich mit großer Geschwindigkeit.
Der Aufschlag des Koloss war atemberaubend. Eine große Staubwolke wurde aufgewirbelt
und ein ohrenbetäubendes Krachen hallte durch die Ebene. Zwei kleine Detonationen
erhellten das Innere des zerquetschten Cockpits. Die Kanzel war gesprungen. Der Titan war
nur noch ein großer Haufen Schrott. Gregor und Samuel liefen auf den Titanen zu. Ihre
Kameraden waren bereits vor Ort. Die Waffen im Anschlag.
Leise knisterten offen liegende Kabel. Funken sprühten aus Energieleisten. Stahl ächzte unter
der Belastung für die sie nicht gebaut war. Terag näherte sich der Kanzel. Mit Sicherheit hatte
ein Teil der Besatzung den Sturz überlebt. Etwa drei Mann dürften sich im Läufer befunden
haben.
Er suchte mit dem Gewehr im Anschlag nach einem Ziel, doch als er in die Kanzel sah,
entdeckte er nur die zerschmetterten Körper zweier GDI Soldaten. Leise knurrte Terag in sein Seite 90
Helmmikro: „Da fehlt einer!“ In diesem Moment sprang eine Luke am Heck des Titanen auf
und ein Soldat sprang hervor. Chris fuhr herum und feuerte eine Salve in seine Richtung. Er
verfehlte und schmolz einen Teil der Luke. Der GDI Soldat ging in Deckung. Auch die
Rekruten hechteten hinter Trümmerstücke. Terag dagegen blieb stehen und zielte auf die
Luke. Sie konnte nicht sehr dick sein wenn die Fehlschüsse sie schon zum Schmelzen
gebracht hatten. Er kniff die Augen zusammen und versuchte zu erahnen an welcher Stelle der
Soldat wohl sitzen mochte. Nach zwei Sekunden hatte er sich entschieden und eröffnete das
Feuer. Es dauerte nicht lange, da öffnete sich ein kleines Loch in der glühenden Luke. Er hatte
sich geirrt. Der Soldat versteckte sich nicht an diesem Punkt. Das Terag mit dieser
Feststellung recht hatte, merkte er schnell. Drei Schüsse aus einer Pistole flogen ihm um die
Ohren und ließen ihn wieder das Feuer eröffnen.
Mit knatterndem Gewehr bewegte er sich nach Links um die Deckung der Luke zu Nichte zu
machen. Die Geschosse schlugen immer näher bei dem Soldaten ein. Terag ging in die Hocke
und feuerte aus seiner neuen Position. Drei weitere Schüsse antworteten. Seine Rekruten
hatten die Luke ebenfalls umgangen. Allerdings von der anderen Seite. Er war überrascht wie
schnell sie begriffen hatten. Eine Salve aus vier Gewehrläufen streckte den Soldaten von
hinten nieder. Mit einem lauten Aufschrei fiel er in den Staub und blieb liegen.
„Gute Arbeit. Wir verschwinden jetzt von hier. Der Titan hat sicherlich Verstärkung
angefordert“ sagte Terag.

Sie durchquerten die Ebene im Laufschritt und erreichten wieder ein kleines Wäldchen auf
einer Anhöhe. Gerade als sie unter den Baumkronen des Laubwaldes eintauchten hörten sie in
der Ferne einen Orca-Jäger über dem Schauplatz ihres Kampfes kreisen. Sie beeilten sich und
rannten durch den Wald. Sie waren bei diesem Klima schnell außer Atem. Gregors Lunge
brannte und sein trockener Mund sehnte sich nach Wasser. Irgendwann verklangen die
Geräusche des Orcahelikopters langsam und sie machten eine kurze Pause. Selbst Terag war
erschöpft, dennoch untersuchte er Samuels Wunde. Er riss die Uniform um die Wunde ein
Stück auf und begutachtete sie. “Sieht schlimmer aus als es ist.“ Er zog aus einer kleinen
schwarzen Tasche an seinem Gürtel einen Mini-Verbandskasten. „Ich bin froh, dass ich das
mitgenommen habe“ meinte Terag und trug aus einer kleinen Tube etwas Salbe auf. Es war
eine relativ oberflächliche Fleischwunde. Ihr Ausbilder klebte sie mit einer Art Pflaster ab
und stand auf. „Aufstehen! Oder wollt ihr hier übernachten?“ rief er laut.
Laut stöhnend kamen sie auf die Beine. Gregor war als seien seine Beine aus weichem
Wachs. Langsam wankte er ein paar Schritte und schulterte seinen Rucksack. Terag kannte
keine Gnade. Seine Marschgeschwindigkeit war trotz des langen Tages enorm. Nach einem
weiteren Kilometer erreichten sie eine Anhöhe und blickten in ein Tal.
Kasian studierte einen weiteren Bericht über die geheimnisvolle Tafel. Seine Übersetzer
waren sich nicht sicher ob alles was der Computer ihnen ausspuckte auch der Wahrheit
entsprach. Andererseits hatte das Cabal-Netzwerk die umfangreichsten Datenspeicher zu
diesen Themen. Kasian hatte zusätzlich einen Deal mit einigen arabischen Nod-Zellen
eingefädelt. Sie lieferten ihm einige Schriftrollen aus einem alten Tempel in Jemen. Die
Schrift der Rollen sollte bei der Übersetzung der Tafel helfen. Kasian wollte diese Tafel
übersetzten. Um jeden Preis wollte er die Prophezeiung Kanes lesen. Dafür nahm er auch die
Gefahr in Kauf, die heimliche Geschäfte mit Untergebenen von Hassan zu führen.
Sander betrat das Arbeitszimmer. „Sir, die Forschungslabors haben äußerst überraschende
Ergebnisse erzielt!“ Kasian sah auf und lächelte. „Geht es um meine Tafel?“ Sander schüttelte
den Kopf. „Nein Sir, ihr Stealthprojekt.“ Kasian schaute überrascht. „Was für Ergebnisse?“
Sander lächelte. „Nun Sir, die Techniker haben einen Weg gefunden den Energiebedarf des
Tarnschildes in einen Vernünftigen Rahmen zu senken.“ Kasian grinste breit. „Großartig!
Also können wir den Generator bauen?“ Sander nickte langsam. „Es wäre möglich. Aber die Seite 91
Techniker würden zuerst gern noch ein paar Tests durchführen. Es gab Schwankungen im
Feld, welche sich manchmal durch teilweises Auflösen des Feldes bemerkbar machten.“
Kasian runzelte die Stirn. „Gut, gut. Hier können wir so eine Testanlage nicht errichten. Die
GDI wäre sofort nach einem dieser Schwankungen über uns. Das ist der Fluch dieses Landes.
Flächendeckender Radar und ständige Verfügbarkeit von GDI Bombern.“ Er lächelte und
trommelte auf seinen Schreibtisch. „Ich denke wir schicken Hermandes die Pläne. Er wird sie
für uns testen.“ Sander schaute überrascht. „Sie wollen diesen Vorteil aus der Hand geben?
Sir, ich halte das für …“ Kasian schnitt ihm das Wort ab indem er die Hand hob. „Ich vertraue
Antonio. Er ist der einzigste Anführer der Bruderschaft, für den ich meine Truppen ins Feld
schicken würde. Wir werden beide von dieser Technologie profitieren. Außerdem ärgern wir
so Hassan ein wenig. Er wird mir langsam etwas zu arrogant!“
Gregor und seine Kameraden standen auf dem Berg und bestaunten das beschauliche Tal. Ein
kleines Tiberiumfeld schimmerte in der Abendsonne nahe eines Flusses. Überall im Tal war
die Vegetation wesentlich üppiger. Ab und zu konnte man einen Bewässerungskanal
ausmachen. Vermutlich der Grund für das üppige Grün im Tal. In der Mitte des Tals erhob
sich ein Berg. Gregor bestaunte diesen ungläubig. Der Berg oder eher ein flach abfallender
Felsbrocken lag in der Mitte des Tales und damit strategisch Günstig für die ganze Region.
Auf dem Bergrücken erhob sich eine Stadt. Sie musste schon im Mittelalter gebaut worden
sein. Die Altstadt war durch eine große Mauer geschützt. Sie sah selbst aus der Ferne sehr alt
aus. Auf dem höchsten Punkt des Berges erhob sich eine kleine Burg. Wie die Stadtmauer
selbst war auch sie mit Wehrtürmen bestückt. Auf der Bergrücken selbst drängten sich die
Wohnhäuser eng zusammen. Nur ab und zu stachen moderne Wohnhäuser aus dem Wald von
Dächern.
Terag wischte sich den Schweiß von der Stirn und befahl dann den Abstieg ins Tal. Sie alle
schnauften bereits schwer als sie die Talsohle erreichten. Nun erhob sich die Stadt über ihnen
wie eine majestätische Festung. Nach einigen Minuten erreichten sie eine alte Straße, welche
zur Stadt zu führen schien. Auf dieser marschierten sie weiter. Sie waren noch nicht weit
gekommen, da hörten sie aus der Ferne Motorenlärm. Gregor und die anderen wollten sich
bereits in die Büsche schlagen, aber Terag hielt sie auf. „Bleibt! Das sind die Motoren von
Buggys. Wir werden abgeholt.“
Es dauerte nicht lange, da bremsten zwei Buggys vor ihnen ab. In der großen Staubwolke
welche die aufwirbelten waren sie kaum zu sehen. Die traditionelle schwarze NOD
Lackierung war einer gelben Wüstentarnfarbe gewichen. Ein Offizier stieg aus dem ersten
Buggy und ging auf Terag zu. „Hola! Sie sind unsere Gäste nehme ich an?“ Terag nickte.
„Das hoffe ich doch.“ Der Offizier grinste und entblößte dabei seine gelben Zähne. Er hatte
anders als die normalen Soldaten eine schwarze Uniform. Die Fahrer der Buggys trugen
Uniformen welche den Farben ihrer Fahrzeuge glichen. „Ich bin Commander Cid. Ich bringe
sie zu unserem Anführer. Er wartet schon auf sie.“ Gregor runzelte die Stirn. Cid war
sicherlich nicht der richtige Name des Offiziers. Er hatte von einem El Cid gehört. Der Mann
hatte im Mittelalter Spanien von den Mauren befreit und war so zum Nationalhelden des
christlichen Spaniens geworden. Vermutlich wollte dieser Offizier das selbe mit der GDI tun
und hatte sich diesen Künstlernamen gegeben. Seltsamer Mann. Er grübelte. Oder lag es
einfach daran, dass er hier alles sehr fremdartig fand.
Sie bestiegen die Buggys und wendeten in Richtung Stadt. Der Mut der Fahrer war
außerordentlich. Die Straße war kaum mehr als ein Feldweg und dennoch benutzten sie ihre
Buggys als Rennwagen. Nach kurzer Fahrt im erfrischendem Fahrtwind erreichten sie die
Stadttore. Wenn auch mit etwas flauem Magen. Seite 92
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Sie fuhren durch die engen Gassen der Stadt. Es war erstaunlich Kühl. Die Sonne ging bereits
unter und eine Wolkenfront näherte sich vom Atlantik her. Die Nacht würde angenehm
werden, dachte Gregor. Die Motoren mühten sich unter ihrer Last ab und bald stoppen sie vor
der kleinen Burg.
Ein großer Toreingang führte ins Innere. Das Tor war flankiert von Wachen. Aus der Nähe
erkannte man nun auch, dass die Wehrtürme eine Verwandlung durchgemacht hatten. Aus
jeder Schießscharte sah man den harten Stahl von Vulcan Kanonen glänzen. Auf den flachen
Dächern der Türme waren flache Flugabwehrraketen installiert worden. Selbst moderne Jäger
mochten ihre Probleme mit einem Angriff haben.
Commander Cid ging ihnen voraus und führte sie in das Innere. Der Baustil hatte mit
Sicherheit einige orientalische Einflüsse bemerkte Gregor. Die Schießscharten waren zum
Teil mit Ornamenten verziert und viele Arten von Bögen unterteilten den Gang hinter dem
Tor. Ihm entging aber auch die verborgene Technik nicht. Selbstschussanlagen und Sensoren
flankierten den Gang. Cid blieb vor einer schweren Stahltüre stehen und betätigte ein
verborgenes Sensorfeld. Seine Hand wurde kurz abgetastet, dann leuchtete das Feld grün auf.
Die Türe öffnete sich und gab den Blick auf eine geschäftige Basis frei. Ein Kreuzgang führte
um einen kleinen Garten. Früher war er sicherlich nach oben hin offen gewesen, aber heute
war ein Glasdach eingezogen worden und schloss so den Innenhof von der Witterung aus. Der
Kreuzgang mit seinen orientalischen Bögen diente als Verbindungsgang zu verschiedenen
Räumen der Kommandozentrale. Während sie den Gang entlang gingen spähte Gregor ab und
zu in die Räume. Zuerst sah er einen Funkraum, später einige Labor und Waffenkammern.
Terag schien sich auch sehr genau um zu sehen. „Eine interessante Basis. Sie haben sich hier
hübsch eingerichtet.“ Cid nickte. „Oh ja. Wir sind zwar noch nicht fertig mit dem Ausbau.
Unsere Mittel sind etwas begrenzt zur Zeit, aber dieser Ort ist perfekt für unsere Operationen.
Sie müssen wissen, dass wir Zentralspanien befreit haben, aber hier in Portugal gibt es ebenso
viele Anhänger der Bruderschaft, dass wir uns genötigt sahen, die GDI in ihre Schranken zu
verweisen.“ Terag blickte weiterhin neugierig umher. „Die Stadtbevölkerung ist also Loyal?“
„Si! Das macht diese Burg erst richtig nützlich. Offiziell ist dies das neue Rathaus. Und da die
GDI der Bevölkerung den Selbstschutz mittels schwerer Waffen nicht verbieten kann, spüren
uns die Kommandos der GDI nicht auf.“ Terag lächelte. „Interessant.“
Hermandes stand hinter seinem Schreibtisch. „Ahhhh Amigos! Willkommen!“ Terag und
seine Rekruten salutierten. „Sir, wir danken ihnen für die Gastfreundschaft“ sagte Terag.
Hermandes hob die Hände. „Ah Amigo! Kasian tu ich gern den Gefallen. Immerhin kann ich
immer Soldaten gebrauchen. Aber keine Sorge ich werde sie nicht an die heißen Örtlichkeiten
schicken.“ Er grinste breit.
Terag nickte knapp. „Sehr freundlich. Haben sie einen Auftrag oder kann ich meine Rekruten
ein wenig in ihrem Tal trainieren?“ Hermandes schwieg einen Moment. „Nun ich denke sie
können sich zuerst einmal einquartieren und dann ihre Rekruten weiter ausbilden. Kasian hat
mir vor einigen Stunden eine interessante Erfindung zukommen lassen. Er will das ich einige
Feldversuche mache. Nun ich denke dafür werde ich sie später abstellen.“ Terag nickte
abermals knapp. „Wie sie wünschen!“ Hermandes ging auf ein Terminal an der Wand zu und
blickte dann nochmals auf. „Oh si, wegtreten!“ Er lächelte kurz und drehte sich dann zu den
Bildschirmen an der Wand.
Hassan stand vor einer großen taktischen Karte. Er liebte diesen Computertisch. Es war eine
Nachbildung des großen Tac-Tischen des Tempels von NOD. Der Raum war gänzlich
abgedunkelt und Hassan hatte alle Untergebenen und Speichellecker vor der Tür gelassen. Er
wollte in Ruhe seinen nächsten Zug planen. Ein großer Teil der Truppen stand inzwischen Seite 93
bereit. In versteckten Basen an der afrikanischen Seite der Meerenge von Gibraltar hatten sie
Stellung bezogen.

Er überflog noch einmal die Daten. Die erste Gruppe von Landungsboten umfasste 20 Panzer
und 400 treue Soldaten. Sie würden still und leise an Land gehen. Die GDI MittelmeerPatroulien würden durch einen fingierten Angriff in Sizilien abgelenkt werden. Es war gut,
wenn man Kontakte zu allen Gruppen hatte. Aber es war ein teurer Handel gewesen um die
Gruppe in Sizilien zu einem Angriff auf den großen Militärhafen zu bewegen. Aber es war
nötig für seine Pläne. Von diesem Ablenkungsmanöver hing sehr viel ab. Zum einen waren
die Landungsbote nicht bewaffnet. Die Landungsgruppe war ein beachtlicher Teil seiner
Nord-Afrikanischen Streitmacht. Ihr totaler Verlust wäre schrecklich. So konnte er sich einen
Zerstörer zwischen seinen Landungsbooten nicht leisten. Aber auch die Versorgung musste in
den ersten Stunden nach der Landung reibungslos verlaufen. Weitere 24 Buggys, 35 Panzer
und 450 Soldaten sollten in zwei Nachschubwellen übersetzen. Als letztes sollte schließlich
ein mobiles Baufahrzeug eine Basis am Strand errichten. Der Brückenkopf wäre dann
befestigt und einsatzbereit.
Er hatte den Landungsplatz sorgfältig ausgewählt. Eine kleine Bucht umgeben von
Felsklippen. In den Dünen hinter dem Strand wuchs ausreichend Tiberium als erste
Versorgung. Die Felsklippen bargen zwar einige Wachposten, aber diese sollten schnell
ausgeschalten sein. Zuerst sollten zwei Landungsboote mit Fußtruppen landen und den Strand
sichern. Sie sollten auch die Wachposten ausmachen und sie ausschalten. Hassan wusste von
keinen großen Verbänden in der Nähe und so sollte sich seiner Streitmacht nichts entgegen
stellen können, aber Hermandes war schon immer für eine Überraschung gut. Er verschob
einige Icons auf dem Tac-Tisch und ging die Schritte nochmals durch. Hassan fuhr sich durch
die Haare und grübelte weiter.
Die nächsten Tage waren geprägt von Oberflächentrainings. Tunnels schien es hier nur
wenige zu geben. Es war geradezu auffällig wie wenig die GDI hier Präsenz zeigte. Terag
nahm seine Rekruten hart ran. Lange Läufe durch die staubigen Täler der Umgebung.
Schießübungen und sogar Tauchen im Atlantik. Aber die Befehle von Hermandes trafen
schneller ein als erwartet. Sie wurden in einem alten Militärlaster in ein Nachbartal gebracht.
Dort baute ein großes Heer von Soldaten eine versteckte Basis in Mitten eines verlassenen
Dorfes.
Der Laster brachte neben den Soldaten auch neues Baumaterial. Drei große Kraftwerke
wurden unter Tarnnetzen errichtet. Sie waren tief in den Erdboden eingelassen, aber ganz
hatte man sie nicht vergraben. Vereinzelt standen Maulwurfpanzer eingegraben im Tal. Das
geschäftige Treiben an sich konnte man aber nicht gänzlich tarnen. Gerade sprengten einige
Soldaten das alte Rathaus des Dorfes und schufen Platz für ein neues Gebäude. Sie stiegen am
Rand des Dorfes ab. Commander Cid erwartete sich bereits. „Terag! Schön das sie so schnell
gekommen sind. Ich brauche sie auf dem Hügel da im Westen. Die Posten dort sind nicht alle
besetzt. Das übernehmen sie und ihre Jungs.“ „Wie sie wollen,“ antwortete Terag und blickte
sich nach seinen Rekruten um. „Ihr habt es gehört. Im Laufschritt nach oben ihr Faulpelze!
Los, Los, Los!!“ Sie waren schnell auf dem Berg. Ihre Kondition hatte sich in den letzten
Tagen noch einmal verbessert. Bald schon hatten sie die Schützengräben erreicht und die MG
Nester besetzt. Eine dicke Reihe Sandsäcke schützte die Löcher in der Erde zusätzlich.
Trotzdem kam sich Gregor auf dem Bergkamm sehr unwohl vor. Ein guter Scharfschütze
konnte sie ebenso schnell ausräuchern wie eine Salve aus einem Mörser. Gregor fragte sich
wie man diese großen Arbeiten der GDI erklärte. Aber offensichtlich waren die GDI Truppen
hier nicht so aufmerksam. Er hatte ja schon gehört, dass die GDI sich hauptsächlich auf das
Gebiet um Lisabon konzentrierte. Samuel neben ihm beobachtet durch ein Fernglas die
Umgebung. Gregor drehte sich zum Tal um. Sie kamen gut voran. Inzwischen konnte man
bereits erkennen welche Ausmaße das Gebäude im Zentrum des Dorfes haben sollte. Die Seite 94
Schnellbauweise der NOD Truppen war bemerkenswert. Eine Basis konnte mit ausreichenden
Mittel innerhalb von 35 Stunden errichtet sein, hatte er sich einmal sagen lassen. Aber das
Gebäude hier schien komplexer zu sein. Ein großer Haufen Techniker schraubte an allen
Ecken und Enden. Gregor fragte sich was das wohl für eine Erfindung sein konnte, die sein
Vater Hermandes zum Testen überlies.
Cid klopfte kurz an und betrat dann das alte Audienzzimmer. Hermandes war gerade dabei zu
Abend zu essen. Leicht verärgert sah er von seinem Teller auf. „Was gibt es Cid?“ Cid
schluckte sichtlich und stand stramm da. „Einige unserer Freunde an der Meerenge von
Gibraltar berichten von Bewegungen auf der afrikanischen Seite.“ Hermandes sah nun besorgt
aus. „Was für Bewegungen?“ Cid zog einen Zettel aus der Tasche und schaute kurz darauf.
„Gestern Mittag sah ein Fischer einige Panzer am Strand auf und ab fahren. Dann in der
Nacht machten andere Fischer einige ungewöhnliche Lichter am Ufer aus. Ich würde sagen
Hassen zieht dort Truppen zusammen. Sonst wird dort schließlich nur alle zwei Wochen mal
ein Panzer gesehen.“ Hermandes sprang auf uns fluchte. „Warum erfahre ich erst jetzt davon
wenn gestern die erste Meldung reinkam?“ Cid wurde einige Zentimeter kleiner. „Sir, ich
hielt es nicht für so wichtig. Es hätten auch dir normalen Panzerfahrten wie alle paar Wochen
sein können.“ Hermandes fluchte noch lauter. „Inkompetenter Idiot! Ab jetzt berichten sie mir
von allem noch in der selben Stunde. Hassan spielt dort bestimmt nicht nur Golf. Und jetzt
alarmieren sie endlich die Truppen an der Küste!“ Cid lief aus dem Raum. „Sofort Sir.“
Im Grunde hatten sie hier einen echt gemütlichen Posten, dachte Aturo. Alle paar Tage fuhren
hier an der Meerenge einige Frachter durch. Ab und zu ein Konvoi der GDI mit dicken
Zerstörern als Geleitschutz. Aber die kümmerten sich nicht um sie und genauso taten es die
NOD Soldaten. Sie waren auf Horchposten. In kleinen Spionagebunkern versuchten sie in
Hassans Gebiet zu lauschen. Ansonsten gab es hier kaum etwas zutun. Sie waren an der
gesamten Meerenge nur 200 Soldaten. Ein kleines Bataillon Panzer hatte es sich im
Hinterland gemütlich gemacht. Im Gegensatz zu anderen Verbänden, welche jeden Tag mit
der GDI kämpften eine echte Alternative.
Er ging gerade die Ergebnisse der letzten Nacht durch. Die letzten Tage hatten ihnen eine
Menge neues Material geliefert. Vermutlich organisierte der Gruppenleiter auf der anderen
Seite wieder eine Waffenschau für seinen Chef Hassan. Das hatte es letztes Jahr zweimal
gegeben. Die Funksprüche welche sie abgefangen hatten waren seltsam. Teilweise waren sie
verschlüsselt, manche handelten dann wieder von Truppenbewegungen ohne verschlüsselt zu
sein. War das wieder ein Trick ihrer Gegenspieler auf der anderen Seite, fragte sich Aturo, als
eine neue Nachricht aus dem Hauptquartier eintraf. Aturo schlenderte zum Bildschirm und
entschlüsselte die Nachricht.

Seine erste Reaktion war ein lauter Fluch. Seine Zweite war ein noch saftigerer Fluch, dann
lief er eilig aus seinem Büro in Richtung Kommandobunker.
Gregor beobachtete die Bauarbeiten. Gerade hatte ihre Schicht begonnen und sie hatten ihren
Posten bezogen. Die Nacht war hereingebrochen und der Himmel klar und wolkenlos. Das
Gebäude im Tal war fast fertig gestellt. Es sah seltsam aus. Einer Techniker hatte es einen
Generator genannt. Eine große Kuppel lag auf dicken Verstrebungen. Überall lagen dicke
Leitungen welche am Fuß der Kuppel zusammen liefen. Ein fahles Licht drang durch die
Abdeckplatten der Kuppel.
Der Techniker hatte von den ersten Test am nächsten Morgen gesprochen. Das würde sich
Gregor ansehen nahm er sich vor und drehte sich wieder um. Sein Nachtsichtgerät tauchte die
Umgebung in fahles grünes Licht und offenbarten ihm einige Feldhasen, welche auf einer
Wiesen entlang hoppelten. Seite 95
Hermandes stand vor einer großen Karte. Neben ihm hatte sich Cid gestellt und musterte
ebenso die Karte auf dem Tisch. Schließlich sah er auf und blickte seinen Anführer an. „Sir,
glauben sie wirklich an einen Angriff von Hassan?“ Hermandes schaute auf und runzelte die
Stirn. „Durch meinen Pakt mit Kasian schwindet sein Einfluss in Europa. Dabei war er gerade
dabei über Verbündete in Russland seinen Hand nach Europa auszustrecken. Nachdem Wulf
ausgeschaltet wurde, ist Kasian zu mächtig für einen direkten Angriff. Aber wir sind es
nicht.“ Er schaute wieder auf die Karte. „Es gibt drei mögliche Orte, welche Hassan zur
Landung benutzen kann. Er hat mit Sicherheit keine Truppen um mehrere Strände zu
attackieren. Nun stellt sich die Frage welchen Strand er nehmen wird.“ Cid deutete auf den
östlichsten Strand. „Ich würde hier landen. Die Hügel hinter dem Strand könnte ich als
Deckung für meine Truppen verwenden wenn sie aus dem Boden auftauchen.“ Hermandes
lächelte. „Nein, nein. Hassan wird keine Untergrund-BMTs einsetzten. Fußtruppen alleine
nützen ihm nichts. Er wird mit Booten übersetzten und am Strand eine Basis errichten. Die
Frage ist nur an welchem Strand. Alle drei sind gut für die Aktion geeignet.“
Plötzlich sah Hermandes wieder auf. „Cid, wir haben hier zwei Truppenverbände etwa 120
km entfernt. Sie könnten in 24 Stunden bei unserem Panzerverband im Hinterland sein.“ „Si,
der eine Verband ist mit BMTs ausgerüstet. Er wird die Strecke in Tunnels sogar noch
schneller zurück legen. Der andere Verband wird die Zeit benötigen. Die Kettenfahrzeuge
brauchen ihre Zeit über die Landstraßen wenn sie nicht auffallen sollen.“ Hermandes lächelte.
„Über die Autobahn können wir sie leider nicht schicken. Bueno, schicken sie die Verbände
los und versuchen sie aus den Fischerdörfern Freiwillige zu gewinnen. Hassans Truppen
sollen von mir aus landen, aber ins Inland wird er nicht vorstoßen! Wir werden sie ins Wasser
zurück treiben!“
Gregor erwachte durch ein lautes Summen. Zuerst dachte er es handelte sich um eine
besonders große Stechmücke, welche hier sehr oft Nachts auftauchten, aber dann wurde er
gänzlich wach. Seine Kameraden waren ebenfalls wach geworden. Sie stürmten schnell aus
dem Zelt. Der Generator leuchtete in der Morgendämmerung und summte laut. Der Test
schien gerade zu beginnen. Ein Techniker am Generator gab ein Zeichen. Gregor sah wie eine
Art Welle über das Dorf schwappte, dann war es vorbei. Chris und Phillip sahen sich um.
„Und?“ sagte Samuel überrascht. „War das alles?“ Nichts schien sich verändert zu haben,
trotzdem schienen sich die Techniker zu gratulieren. Einer kam begeistert auf sie zu gelaufen
und rief. „Unglaublich. Es funktioniert perfekt. Das Feld steht!“ Gregor und Samuel sahen
sich an. Samuel zog eine Augebraue in Höhe und machte. „Ah…“
Der Techniker schien völlig begeistert. „Los Leute wir schauen uns das vom Hügel aus an.“
Die Rekruten zuckten die Achseln und bestiegen einen LKW. Als sie sich in Bewegung
setzten, waberte um sie herum kurz etwas. Gregor vermutete das dies wohl das Feld sein
musste. Der Techniker plapperte begeistert vor sich hin. Nur Chris konnte teilweise den
Ausführungen des Technikers folgen. Als sie das Dorf verließen spürten sie ein leichtes
Zerren an ihren Uniformen. Samuel drehte sich zuerst nach dem Dorf um. Mit offen
stehendem Mund tippte er Gregor an. Als Gregor sich auf dem LKW umdrehte hatte dieser
schon den halben Berg erklommen. Im Grunde sollte man einen guten Blick auf das Dorf
haben. Das hatte man auch. Aber die Einrichtungen fehlten. Die Kraftwerke und der
Generator ebenso wie die Panzer und die Truppen im Dorf. „Scheiße Mann. Unglaublich. Ein
Tarnfeld,“ keuchte Gregor und starrte fassungslos ins Tal.
Aturo fluchte immer noch. Sie hatten Invasionsalarm. Alle Mann waren in den
Schützenbunkern. Verstärkung war unterwegs, aber sollte tatsächlich heute eine Invasion
stattfinden, waren sie aufgeschmissen. Der Panzerverband musste sich im Hinterland halten
um schnell jeden möglichen Landungspunkt zu erreichen. Ein freiwilligen Korbs stand 10
Kilometer entfernt, aber Aturo dachte besser nicht darüber nach, was sie ihnen im Seite 96
kommenden Kampf helfen würden. Der Kampf schien auf jeden Fall zu kommen. Da waren
sich die Herren im Hauptquartier einig. Nur wo, wussten sie nicht.
Wieder fluchte er lautstark und schwenkte seine Vulcankanone zum Test von Links nach
Rechts. Er hatte sich zum Glück diesen Posten in den Klippenbunkern sichern können. Die
zwei Läufe der Kanone zielten auf den Strand. Es gab leider nur wenige Bunker dieser Art.
Die meisten seiner Kameraden harrten in Schützengraben und MG Nestern aus. Im Grunde
waren sie zu wenige um den Strand zu verteidigen. Aber Aturo hoffte darauf die
Landungsboote zu erwischen bevor die Soldaten ausgestiegen waren. Das würde ihre Zahl
sicherlich erheblich verringern. Dann waren da noch die heißen Meter am Strand. So wurde
der Abschnitt genannt der sich von der Wasserlinie bis zu den ersten Dünen erstrecke. Dort
würde seine Vulcan Kanone wüten. Da war sich Aturo sicher. Er blickte auf den
Munitionsvorrat neben sich. Dicke Patronenketten hingen aus den Kisten. Zwei waren an die
Kanone angeschlossen. Er konnte einige hundert Schuss pro Minute nach unten schicken,
aber man musste darauf achten, dass die Waffe nicht heißlief. Aturo hoffte genügend
Munition zu haben. Zur Beruhigung griff er an seinen Gürtel nach seiner Pistole. „Im Notfall
habe ich ja noch dich,“ knurrte er.
Hermandes lief nervös auf und ab. Sein Adjutant Cid hatte ein freiwilligen Korb aufgestellt.
200 Bauern und Fischer. Nicht mehr als Kanonenfutter. Hermandes wollte vermeiden sie
einsetzen zu müssen. Es war schlicht Verschwendung. Der Panzerverband war auf dem Weg,
würde aber erst am nächsten Morgen im Hinterland eintreffen. Sie mussten als kleine
Verbände über Schleichwege herangeschafft werden. Die GDI sollte schließlich nichts davon
mitbekommen. Die Fußtruppen dagegen würden in wenigen Stunden eintreffen. Sie würden
im Hinterland auf Marschbefehl warten. Natürlich hätte man den Verband auch auf alle drei
Strände verteilen können, aber Hermandes hielt dies für sinnlos. Sollte Hassan ruhig
anlanden. Lieber drängte er ihn wieder ins Wasser zurück, als seine Soldaten in aussichtlosen
Scharmützeln am Strand zu verheizen.
Egal wo Hassan landen würde, der Strand würde sich nicht lange halten können. Da war sich
Hermandes sicher. Er blickte wieder auf die Terminals. Die Truppen an der Küste hatten
schnell reagiert. Sie hatten sogar ein paar alte Panzerwagen aufgetrieben und sie auf einer
Straße nahe den Stränden postiert. Hermandes würde nach all dem nachprüfen müssen, woher
diese Fahrzeuge stammten. Eine unbekannte Materialquelle vielleicht? Oder hatte ein
Untergebener vielleicht ein kleines Waffenlager angelegt. Insgeheim war er aber froh über
dieses Glück. Vielleicht konnten sie die Landungstruppen doch schon am Strand festnageln.
Er betätigte einige Tasten und beorderte zwei Panzerverbände aus dem Norden zum
vermeintlichen Schauplatz. Sie würden erst in einer Woche eintreffen, aber konnte schon
wissen, auf wessen Seite sich die Kriegsgötter schlagen würden. Bei diesen Gedanken
beorderte er noch einen gemischten Kampfverband nach Süden. Mehr konnte er nicht tun. Es
war mit Sicherheit auch so schon auffällig genug. Solche massiven Truppenbewegungen hatte
es hier nicht mehr gegeben seit Hermandes seinen letzten Gegenspieler ausgeschaltet hatte.
Gregor und seine Kameraden waren gegen Mittag in einen Untergrund BMT gesteckt worden.
Ein Notfall wie man ihnen sagte. Terag war kein bisschen schlauer als sie und das ärgerte ich
ungemein. Erst auf dem Weg erfuhren sie worum es ging. Sie würden in sechs Stunden im
Hinterland der Meerenge von Gibraltar ankommen. Dort wurde eine Invasion erwartet und es
fehlte an Truppen. Sie sollten die Invasoren wieder ins Wasser zurück treiben wenn möglich.
Gregor fühlte sich dabei nicht gerade gut. Seine Kameraden trugen einen Gesichtsausdruck
zur Schau, welcher ähnliches besagte. Selbst Terag sah wenig begeistert aus.
Aturo bis in sein Weißbrot und kaute darauf herum. Es war das einzige was er zu Abend
bekommen hatte. Weißbrot, ein Stück Käse und eine Flasche Wasser. Nun nicht schlecht bei Seite 97
der allgemeinen Lage, aber zu trocken für Aturos Geschmack. Er spähte durch sein Fernglas
auf das Meer.
Ein matter Mond beschien das Meer. Ab und zu reflektierten die Wellen das Mondlicht und
ließen ihn hochschrecken. Es könnte auch das Glänzen eines Schiffes sein. Wieder überprüfte
er die Ladung seiner Kanone. Der Junge, der ihm das Essen gebracht hatte, erzählte etwas von
gepanzerten Fahrzeugen welche auf der Straßen stünden. Das hellte seine düsteren Gedanken
etwas auf. Es waren sicherlich leichte Flakpanzer. Auf den Straßen der Klippen würden sie
genauso effektiv sein wie seine Vulkan Kanone wenn sie auf den Strand feuerten. Vielleicht
würde die Woche doch noch ein angenehmes Ende nehmen. Er schluckte das Weißbrot
herunter und spülte mit einem Schluck Wasser nach. Wieder suchte er den Horizont nach
Schiffen ab. Nichts war zu sehen. Vielleicht landeten sie wirklich am östlichen Strand. Dann
hätte er den Ärger vorerst vom Hals.

Plötzlich blitzte etwas im Mondlicht auf. Aturo wusste nicht ob er sich freuen sollte, dank des
Mondes eine bessere Sicht zu haben. Immerhin hielten ihn diese Mondschimmer auf den
Wellen wach. Er hob erneut das Fernglas vor die Augen und erstarrte.
Hermandes schlug mit der Faust auf den Tisch. Sein Adjutant zuckte unwillkürlich
zusammen. „Ich wusste es! Er kommt tatsächlich, verdammter Hurensohn. Wie weit sind die
Panzer noch entfernt Cid?“ Der Adjutant, welcher auch sein oberster Commander war lief zu
einem Monitor. „Sie brauchen noch fünf Stunden, Sir.“ Hermandes biss sich auf die Lippe.
„Die Fußtruppen?“ Cid fluchte leise. „Sie sitzen fest. Sie mussten sich wegen einer GDI
Patrouille ruhig verhalten.“ Hermandes stand auf. „Sie sind doch in Untergrund BMTs
unterwegs. Warum verstecken?“ Cid deutete auf den Monitor. „Die GDI hat eine
Sensoreinheit auf dem Weg installiert. Sie haben halt gemacht.“ Hermandes ging zu dem
Monitor. „Befehlen sie dem Hauptmann des Verbandes die Sensoreinheit zu umgehen und
richten sie ihm aus, wenn er nicht in vier Stunden am Einsatzort ist, werde ich ihn erschießen
lassen.“ Cid nickte knapp. „Sí!“
Aturo wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Kanone hämmerte laut. Sie strahlte große
Hitze aus, aber Aturo hatte nicht den Wunsch mit dem Feuern aufzuhören. Er hatte die
Landungsboote zuerst entdeckt und sie sofort unter Feuer genommen. Aber sie waren schon
so gut wie in Ufernähe. Es würde wohl doch nicht so laufen wie gedacht. Er fluchte laut über
den Lärm der Kanone hinweg. Neben ihm bildete sich ein Haufen von Patronenhülsen und
jede Sekunde fielen klappernd weitere auf den Haufen. Seine Salven durchpflügten den
Strand und das Wasser. Er versuchte das Feuer auf die fünf Landungsboote zu konzentrieren
welche gerade versuchten anzulanden. Schon sprangen die ersten Soldaten ins Wasser und
erwiderte das Feuer. Seine Kameraden auf den Klippen feuerten nun auch aus allen Rohren.
Die Panzerwagen waren sicherlich auch schon auf dem Weg.
Die ersten Soldaten die gelandet waren wurden von den Salven der Verteidiger umgemäht.
Doch dann erreichten die ersten Soldaten mit Raketenwerfern und Mörsern das Ufer. Die
erste Rakete schlug einige Meter neben dem Bunker von Aturo ein. Er antwortete darauf
prompt und jagte eine große Salve in die Gruppe Soldaten um den Raketenschützen.
Aturo sah wie schlecht es um sie stand. Viele Verteidiger waren sie nicht mehr. Die Bunker
boten einigen Schutz, aber auf Dauer konnte man selbst hier nicht dem Feuer der Invasoren
standhalten und als ob das nicht genug wäre näherte sich bereits die zweite Angriffswelle.
Hassan stand über seinen Tac-Tisch gebeugt und beobachtet den Schlachtverlauf. Die erste
Welle an Landungstruppen war viel zu früh entdeckt worden. Die Gegenwehr war für einen
Überraschungsschlag enorm. Sie hatten ihn also erwartet und nun versuchten sie die
Landungstruppen fest zu nageln.

Seite 98
Neue Icons erschienen auf der Karte. Vier Panzerwagen erreichten die Schauplatz. Hassan
runzelte die Stirn. Dieser kleine Verband gehörte nicht zu den Panzerverbänden im
Hinterland. Die Meldungen seiner Soldaten waren nicht gut. Die Bunker hatten sie schon vor
dem Anlanden unter Feuer genommen. Viele waren schon auf den ersten Metern des Strandes
gefallen. Aber einige hatten es in die Dünen geschafft und bekämpften nun die Bunker. Zwei
Kampfverbände saßen am Strand fest. Aber da erschienen die Icons für die Panzertruppen auf
dem Schirm. Gleich würde sich das Blatt wenden. Hassan lächelte.
Aturo wollte fluchen, doch er hatte dazu keine Zeit. Diese Mistkerle versuchten ihn aus den
Dünen heraus anzugreifen. Immer wieder gingen bei seinem Bunker Granaten nieder. Aber er
konnte sich nicht wehren. Er feuerte immerzu auf den Nachschub, welcher gerade anlandete.
Nun gelang im ein Fluch um dann nur noch ungläubig zu stöhnen: „Panzer! Verfluchte
Scheiße, die haben Panzer dabei.“
Damit war seine Aufgabe hier getan. Er musste raus aus dem Bunker. Einem Panzerbeschuss
würde er nicht lange standhalten. Gerade wollte er zum Ausgang laufen, da kam ihm eine
Idee. Mit einem breiten Grinsen zog er das restliche Weißbrot aus seinem Beutel und klemmte
es in den Abzug der Kanone. Als er losließ begann die Kanone unablässig zu feuern und wild
zu rotieren. „Ich hoffe diese Streuwirkung gefällt Euch!“ rief er laut lachend und rannte aus
dem Bunker.
Hassan sah zufrieden den Rückzug der Verteidiger zu. Seine Truppen hatten noch Probleme
mit einem Bunker, in dem sich offensichtlich ein Fanatiker befand, aber bald schon würde der
Strand gesichert sein. Er befahl der Nachschubwelle anzulanden und die Mobile Bauanlage
gleich mit zu bringen. Die Basis musste schnell errichtet werden, da sie offensichtlich schon
vor Beginn der Aktion erwartet worden waren.
Hassan rieb sich besorgt den Dreitagebart und beorderte einzelne Verbände in die Dünen um
sich dort einzugraben.

Cid beobachtete den Schlachtverlauf. Hermandes hatte sich in den Burghof begeben um sich
zu entspannen. Jetzt konnten sie eh nichts mehr tun. Ihre Truppen waren gesprengt worden.
Nur zwei lose Verbände meldeten sich überhaupt noch. Sie hielten die Versorgungstrasse
hinter den Dünen. Eine Spionagekamera an der Küste lieferte Bilder von den angelandeten
Truppen. Cid stöhnte bei den ersten Hochrechnung laut auf. Mindestens zwei
Panzerverbände. Eine Gruppe Buggys und etwa 500 Soldaten. Die eigenen Truppen hatten
ihnen beachtliche Verluste beigefügt. Cid schätze, dass 100 Soldaten am Strand ihr Leben
gelassen hatten. Zwei Panzer waren zerstört worden. Nicht schlecht für eine Verteidigertruppe
von 55 Soldaten an diesem Abschnitt. Davon lebten noch etwa die Hälfte. Die hielten
zusammen mit zwei Panzerwagen die Straße besetzt, aber angesichts dieser Streitmacht war
dies mit Sicherheit vergebens.

Hermandes betrat wieder den Raum und studierte die Berichte. Schließlich sah er auf. „In
zwei oder drei Stunden hat Hassen am Strand seine Basis errichtet und kann sich dort
festsetzen. Aber wir haben nicht genügend Panzer in der Umgebung um das zu verhindern.
Dann müssen wir uns wohl damit zu abfinden.“ Er seufzte laut. Cid sah erstaunt auf. „Aber
Sir, wir haben zumindest einen Panzerverband im Hinterland. Sie sind spätestens in einer
Stunde bei den restlichen Verteidigern. Damit könnten wir ihren Basisaufbau behindern. In
zwei Stunden haben wir einen großen Verband Fußtruppen im Hinterland stehen. Plus den
Freiwilligen. In drei Stunden erreichen wohl dann auch die frischen Panzerverbände die
Schlacht. Wäre das nicht eine Möglichkeit?“ Hermandes schüttelte den Kopf. „No, Cid! Ich
opfere keinen Panzerverband um Hassan nur zu behindern. Wir kesseln sie ein. Soll er den
Strand behalten. Dort hat er weder genügend Tiberium noch einen guten Verteidigungsposten.
Wir drängen sie mit dem gesamten Panzerverbänden zurück. In einer Woche hat er sich Seite 99
freiwillig zurückgezogen.“ Cid runzelte die Stirn. „Oder er ist bereits ins Inland vorgestoßen.“
Hermandes nickte. „Sí, oder das.“

Aturo lag in einem Graben neben der Straße. Er war selbst überrascht es aus den Bunkern
geschafft zu haben. Die Invasoren waren schnell vorgerückt und hatten die Posten
übernommen. Er hatte sich nur mit Mühe und Not in die Büsche schlagen können. Einen
Kilometer hinter dem Strand hatten sie sich dann wieder formiert. Zwei Panzerwagen hatten
es geschafft zu entkommen. Zusammen mit etwa 20 Verteidigern. Sie hatten sich hier bei
einem alten Bauernhof verschanzt. Die Straße führte direkt an diesem Hof vorbei und so stand
nun ein Panzerwagen neben dem Hof, der andere wurde auf der anderen Seite der Straße
eingegraben. Ein paar Soldaten hatten eine provisorische Straßensperre errichten indem sie
einen alten Traktor auf die Straße gestellt hatten.

All das würde nichts bringen sollten die Panzerverbände jetzt vorstoßen. Ihre kleine
Straßensperre würde sie nicht lange aufhalten. Aber trotzdem fühlte Aturo sich hier
wesentlich sicherer als an der Küste. Inzwischen hatte ihm jemand ein M16 in die Hand
gedrückt. Immerhin besser als seine Pistole. Neben einem Paket Magazinen hatte man auch
gute Nachrichten mitgebracht. Verstärkung würde in einer Stunde bei ihnen sein. Aturo
hoffte, dass sich die Invasoren bis dahin gedulden würden.

Hassan war sauer. Er fluchte laut und scheuchte seine Adjutanten herum. Ein Panzerverband
steckte in den Dünen fest. Der andere Verband kam nur langsam voran, da man Minen
befürchtete. Die Fußtruppen waren bis auf hundert Mann mit der Befestigung der Basis
beschäftigt. Aber sie mussten vorrücken. Lange würde der Gegenschlag von Hermandes nicht
auf sich warten lassen.

Er befahl den hundert Mann in den Dünen die Versorgungsstraße ins Hinterland zu sichern.
Hassan schickte zehn Buggys mit. Mehr waren nicht bereit ohne Minenräumung die Straße
entlang zu fahren. Die Panzer hatten das Recht vorsichtig zu sein, sie waren wertvoll, aber
Kampfbuggys waren entbehrlich. Das sie das nicht begriffen versetzte Hassan in Rage.
Aturo sah am Rand der Dünen einige Buggys auftauchen. Seine Kameraden sahen sie
ebenfalls. Kurz nach den Buggys tauchten vereinzelt Fußtruppen aus den Dünen auf. Die
Ebene war etwa einen Kilometer breit, bevor die Truppen den alten Bauernhof erreichen
würden.

Zumindest keine Panzer, dachte Aturo und entsicherte sein Gewehr. Er schluckte dennoch
hart. Da kamen vielleicht hundert Soldaten auf sie zu. Er zahlte zehn Buggys die sich langsam
über die Eben bewegten. Sie würden von dieser Übermacht auf jeden Fall überrollt werden.
„Wo bleibt bloß die Verstärkung!“ fluchte er laut. Neben ihm drehte sich ein Kamerad um
und lächelte gezwungen. „Sie sollen noch eine halbe Stunde entfernt sein, heißt es!“ Aturo
schüttelte den Kopf. „Die sollen mal Gas geben, in zehn Minuten ist hier die Hölle los.“ Der
Andere nickte nur und legte sich zwei Handgranaten auf den Rand des Grabens. Er lächelte
und warf Aturo auch zwei zu. „Ich denke die werden unseren Freunden da drüben
schmecken.“ Aturo fing die Granate auf und wog sie in der Hand. Dann lächelte er. „Das wird
ein Fest“ sagte er grinsend bevor er sein Gewehr anlegte.

Hassan hatte einen seiner Adjutanten hinrichten lassen. Der Idiot hatte die Baupläne für die
Basis so entwickelt, dass die Bauzeit sich glatt um zwei Stunden in die Länge zog. In dieser
Situation untragbar. Hassan bestrafte Versager und dies ohne lange Verhandlungen.
Er rieb sich erneut den Dreitagebart und studierte die Karte. Seine Truppen hatten Verteidiger
ausgemacht. Eine kleine Gruppe hatte sich bei einem Bauernhof eingegraben. Sie würden
seine Truppen nicht lange aufhalten, aber Spione berichteten von großen Panzerverbänden,
welche sich der Küste näherten, daher war Geschwindigkeit gefragt.

Seite 100
Aturo und sein Kamerad feuerten unablässig auf die nahenden Buggys. Zwei waren bereits in
Flammen aufgegangen, aber dafür hatten die restlichen Buggys auch die eine Flanke des
Bauernhofes in Schutt und Asche gelegt. Nur noch der eingegrabene Panzerwagen feuerte.
Der andere lag auf dem Dach und brannte. Aturo küsste seine zweite Handgranate und warf
sie nach einem heran rasenden Buggy. Er stieß eine lauten Fluch aus und hob sein Gewehr
und feuerte weiter. Die Handgranate traf den Buggy voll. Die Explosion hob den Buggy in die
Luft und schleuderte ihn über den Graben von Aturo hinweg. Er duckte sich tief in seinen
Graben als hinter ihm der Buggy explodiert, doch keine zwei Sekunden später hob er wieder
das Gewehr und eröffnete erneut das Feuer.

Sie hielten sich gut, dafür, dass sie nur 20 Soldaten gewesen waren. Inzwischen waren es
sicherlich etwa die Hälfte. Ein paar hielten immer noch das Bauernhaus besetzt. Einige andere
saßen in einer Scheune und dann gab es noch vereinzelte Soldaten welche in den
Schützengräben ausharrten.
Der Vormarsch der Invasoren kam ins stocken nachdem die ersten Buggys in Flammen
aufgegangen waren. Hassans Soldaten hatten keine Mörser bei sich und so mussten sie sich
langsam über die Ebene an den Bauernhof heran tasten.

Aturo blickte zur Seite als etwas feuchtes in sein Gesicht spritzte. Erschrocken schloss er kurz
die Augen. Ihm drehte sich innerlich alles. Sein Kamerad neben ihm hatte es erwischt. Eine
Kugel hatte seinen Schädeldecke durchschlagen und die Gehirnmasse im Graben verteilt. Es
war Zeit zu verschwinden beschloss Aturo eilig und rannte durch den Graben Richtung
Bauernhaus.

Die ersten Soldaten erreichten die Gräben und fanden sie zumeist leer vor. Die Verteidiger
mussten tatsächlich enorm unterlegen gewesen sein. Um so erschreckender waren die
Verluste gewesen. Vier Kampfbuggys waren vernichtet worden und man hatte sie nur aus den
Gräben vertrieben. Immer noch feuerte ein Panzerwagen aus seiner Deckung und aus Haus
und Scheuen wurde ebenfalls geschossen.

Autor wischte sich die Reste seines Kameraden aus dem Gesicht und lud sein Gewehr nach.
Er hatte noch mal Glück gehabt. Irgendwie hatte er es ins Haus geschafft. Nun stand er auf
dem Dachboden mit vier seiner Kameraden und feuerte auf die anrückende Übermacht.
Überall schlugen Kugeln ein. Jemand schrie nach Munition. Ein anderer Soldat schrie den
Schmerz seiner Schussverletzung aus sich heraus. Aturo schluckte schwer und setzte eine
weitere Salve ab. Zwei Soldaten fielen zu Boden. Auch ihm ging die Munition aus. Sie waren
noch zu dritt auf dem Dachboden. Der Panzerwagen war eben in einer großen Detonation
vergangen und in der Scheuen schien es ähnlich aus zu sehen. Aturo warf sein Gewehr weg
und zog die Pistole. Er feuerte auf die Soldaten unter seiner Schießscharte. Bald würden sie
im Haus sein. Er nahm sich vor, noch so viele von den Arschlöchern mit zu nehmen wie
möglich.
Eine Handgranate flog ins Erdgeschoss und detonierte. Die Bretter des Dachbodens bebten
und ächzten. Jetzt ist es soweit, dachte Aturo und kauerte sich hinter einen Stapel alter
Kartons und zielte auf die Treppe zum Dachboden. Seine Kameraden taten das Selbe, als zwei
laute Detonationen in der Nähe den Schlachtenlärm übertönte. Aturo runzelte unbewusst die
Stirn. „Kommen jetzt ihre Panzer?“ fragte er leise. Einer seiner Kameraden spähte aus einer
Dachluke und grinste. „No amigo! Das sind unsere!“
Hassan lies gerade einen weiteren Adjutanten abführen. Dieses kleine Widerstandsnest hatte
ihren Vormarsch zum stocken gebracht. Sie hatten die Hälfte der Buggys verloren und eine
beträchtliche Zahl Soldaten. Nun hatten Panzerverbände der Verteidiger in den Hügeln hinter Seite 101
der Ebene Stellung bezogen und feuerten. Hassan musste seine Truppen in die Dünen zurück
ziehen.
10
Kasian machte gerade eine Inspektion seiner Basis als Sander sich über seinen Datenblock
meldete. „Sir, es gibt Neuigkeiten.“ Kasian blieb stehen und bedeutete seinen Untergebenen
schon zum nächsten Besichtigungspunkt weiter zu gehen. „Was gibt es?“ Sander setzte eine
säuerliche Miene auf. „Nun Sir, Hassan hat Hermandes attackiert.“ Kasian schnaubte laut.
„Was hat er?“ Sander rieb sich abwesend die Augen. „Äh vor ein paar Stunden gelangten
Truppen über die Meerenge von Gibraltar. Hermandes konnte sie zwar einige Kilometer
hinter der Küste abfangen, aber nun besitzt Hassan dort einen Brückenkopf. Warten sie ich
rufe ihnen die Karte auf.“ Das Bild von Sander wurde kleiner und eine taktische Karte der
Meerenge erschien. „Hassans Angriff war nicht vollkommen erfolgreich. Die Verteidiger
müssen bis zum letzten Mann gekämpft haben. Die Verstärkung traf erst spät an der Küste ein
um die Invasoren zurück zu drängen.“ Kasian grübelte. „So wie das aussieht hat Hassan
immer noch mehr Panzer und Truppen an der Küste als mein Freund Antonio aufbieten kann.
Was meinen sie Sander. Wie wird das ausgehen?“
Sander räusperte sich und blickte auf die Karte. „Nun, die Verteidiger sind unterlegen, aber
Hassans Panzer müssen eine Ebene überqueren bevor sie die Hügel hinter der Küste
erreichen. Daher hat sich Hassan auch zurück gezogen. Die Panzerverbände würden auf der
Ebene aufgerieben werden ehe sie die Ebene überquert hätten. In einigen Stunden treffen
weitere Verbände ein. Dann wird die Lage ausgeglichen sein.“ Kasian lächelte. „Gut, gut.
Also wird es auf ein Patt herauslaufen. Ich bin mir sicher, Antonio wird diesen dreckigen
Wüstenfuchs wieder nach Afrika treiben. Etwas anderes Sander, wie sieht es mit der
Übersetzung der Tafel aus?“
Sein Adjutant beugte sich über etwas und erschien dann wieder im Blickfeld der Kamera. Nun
hielt er ein Blatt Papier in der Hand. „Nun der Computer und die Wissenschaftler sind einen
Schritt weiter gekommen, aber nichts verwertbares bis jetzt. Die Passagen sind immer noch zu
kurz. Ich denke morgen werden wir die ersten Passagen ganz übersetzt haben.“ Kasian nickte.
„Gut, gut. Ich werde dann meine Inspektion beenden. Wir sehen uns heute Abend. Sie essen
doch auch in der Villa?“ „Natürlich, Sir“, antwortete der Adjutant.
Gregor und Phillip schwitzten in der Mittagssonne. Sie hoben einen neuen Schützengraben
aus. Sie waren vor ein paar Stunden angekommen und sofort zu allen möglichen Arbeiten
abkommandiert worden. Zur Zeit richteten sich ihre Truppen in der Hügelkette um den
Landeplatz von Hassans Truppen ein. Gräben wurden gezogen. Panzer eingegraben. Es schien
als bereitete man sich auf einen Angriff des Gegners vor. Auf der anderen Seite der Ebene
war man mit ähnlichem beschäftigt. Dort wurden in den Dünen Gräben ausgehoben und
Panzer eingegraben. Ab und zu schoss ein Buggy aus der Deckung der Dünen und versuchte
vorzustoßen. Aber die Antwort der Panzer war überzeugend genug für den Lenker des
Buggys wieder in Deckung zu fahren.

Auf dem Bauernhof auf halbem Weg zu den Dünen brannten immer noch einige Fahrzeuge.
Im Morgengrauen hatten sich von dort ein paar überlebende Verteidiger zu den Hügeln
gerettet. Nur acht Soldaten hatte es geschafft. Sie waren durch frische Truppen ersetzt
worden, welche jetzt das Bauernhaus besetzt hatten. Die Scheuen war beim Rückzug von
Hassans Soldaten in Flammen aufgegangen und sandte schwarze Wolken zum Himmel. Drei
Panzer hatten es mit einem Blitzmanöver geschafft zum Bauernhof zu kommen und wurden
dort nun eingegraben. Gregor vermutete, dass dieser Vorposten die Speerspitze für eine
Gegenoffensive sein würde. Auf jeden Fall würde Hassan ziemlich aufgebracht sein. Das war Seite 102
sicherlich nicht das Ziel der Operation gewesen. Für den schmalen Küstenstreifen lohnte sich
so eine Invasion sicherlich nicht. Gregor grinste breit. Und nun standen all die Truppen kaum
einen Kilometer hinter der Küste und kamen keinen Meter mehr voran.
Kasian erreichte seine Villa kurz vor dem Abendessen. Sein Adjutant hatte bereits seine Gäste
empfangen. Nun betrat auch Kasian den Speisesaal und begrüßte seine Gäste. „Ahh verzeihen
sie mir meine Verspätung. Aber die Geschäfte, sie verstehen!“
Er machte eine kurze Bestandsaufnahme seiner Gäste. Sie waren alle gekommen. Fünf
insgesamt. Alles kleinere Anführer in der Bruderschaft. Sie kamen aus Russland, Polen, dem
Baltikum und anderen Regionen die sich vor dem neuerlich starken Griff Hassans fürchteten.
„Meine Freunde, setzten sie sich doch. Mein Koch ist ein Meister seines Fachs. Ich bin
gespannt was er uns zubereitet hat. Im Anschluss können wir uns bei einem Glas Wein ein
wenig über unsere künftige Zusammenarbeit unterhalten.“
Das Abendessen war tatsächlich vorzüglich. Der Koch hatte sich sein horrendes Gehalt
wirklich verdient. Die Vorspeise bildete eine Pilzsuppe aus Pfifferlingen. Eine
Zwischenmahlzeit vor dem Hauptgang beinhaltete ein paar Scheiben Brot und geschmolzenen
Käse aus einem kleinen Topf. Nachdem der Wein nachgeschenkt worden war, wurde das
Hauptgericht serviert. Es wurde ein Teller mit Schweinebraten und ein Teller mit
Rinderbraten aufgetragen. Zu dieser Wahl konnte man zwischen vier verschiedenen gegarten
Gemüse und Beilagen wählen. Kasian lächelte zufrieden, als er die begeisterten Gesichter
seiner Gäste sah. So etwas sah man nicht alle Tage. Aber schließlich war dies auch der Sinn
und Zweck dieses Gelages. Als Nachtisch wurden schließlich kleine Becher mit Eis serviert.
Zusammen mit einem milden Schnaps zur Verdauung.
Als alle zuende gegessen hatten führte Kasian seine Gäste in einen Nebenraum. Er war mit
großen bequemen Sesseln bestückt. Sie Sessel waren um einen kleinen Tisch angeordnet, auf
welchem bereits Wein bereit stand. „So, nehmen sie Platz. Kommen wir zum geschäftlichen
Teil unseres Treffens.“
Nachdem es sich alle in den Sesseln bequem gemacht hatten, begannen die Gäste ihre
Probleme zu schildern.
„Hassan versucht uns unter seine Kontrolle zu zwingen. Er droht jedem mit totaler
Vernichtung, sollten wir uns Europa zuwenden,“ berichtete ein Gast. Kasian lächelte. „Im
Klartext, ein Bündnis mit meiner Gruppe würde ihre Auslöschung bedeuten. Hassan wird
wirklich arrogant.“ „Nun wir sind trotzdem gekommen. Sie haben den Ruf ihren Verbündeten
zu helfen. Hassans despotische Herrschaft zu akzeptieren ist für uns nicht die Alternative die
wir uns wünschen.“
Kasian nickte zustimmend und schwenkte sein Weinglas. „Sie wollen ein Bündnis mit mir.
Aber sie fürchten Strafmaßnahmen von Hassan falls sie dieses Bündnis schließen würden.“
Einer der Gäste hob sein Weinglas. „Sie bringen es auf den Punkt. Natürlich gibt es noch eine
weitere Partei in Russland. Sie gehen keine Bündnisse ein und handeln nur nach dem Willen
Kanes, wie sie sagen. Sie kooperieren nicht mit anderen Anführern der Bruderschaft.“ Kasian
verzog den Mund. „Sie sprechen von den sogenannten „Besahi NOD“? Hat diese Gruppe so
viel Einfluss?“ Einer der älteren Gäste schüttelte den Kopf. „Nein, aber ihr Anführer ist ein
kluger Kopf.“ Ein anderer Gast nickte zustimmend. „Und seine Tochter ist mindestens so
schön wie er klug.“ Kasian grinste. „Oder beides. Oxana ist ihr Name wenn ich mich recht
entsinne.“ Seine Gäste stimmten ihm zu. Kasian nippte nachdenklich an seinem Wein. Das
Wort „Besahi“ kam ihm bekannt vor, er wusste nur nicht woher. Dann blickte er wieder auf.
„Gut, kommen wir zurück zum Thema. Ich biete ihnen meine Bündnistreue an. Soll Hassan
doch versuchen sie anzugreifen. Was will er angreifen, wenn er sie nicht findet?“
Die Gäste schauten ungläubig. „Wie meinen sie das?“

Seite 103
Kasian gab seinem Adjutanten ein Zeichen. Sander betätigte einen Knopf und eine
Videowand kam von der Decke herab. Die Videowand zeigte die Versuche des
Stealthgeneratoren in Portugal. Stille breitete sich über den Raum aus. Kasian erhob sich und
wies auf den Videoschirm, auf dem gerade die Basis verschwunden war. „Diese Technologie
können sie als Teil unseres Bündnisses betrachten. Von nun an können sie ganze Basen an der
Oberfläche errichten, ohne das Hassan oder die GDI es je bemerken würde. Nur genügend
Strom benötigen sie.“ Er schwieg eine Sekunde. „Oh, und natürlich meinen neu entwickelten
Stealthgenerator!“

Hassan war unzufrieden. Äußerst unzufrieden. Seine Invasion bei Gibraltar war nicht
geglückt. Eine Anzahl von Splittergruppen schienen sich in Russland und Polen mit Kasian zu
verbünden. Trotz seiner Warnungen. Es lief alles andere als gut. Zumindest hatte er die
Splittergruppe namens „die wahre Bruderschaft“ fast völlig ausgelöscht und durch einige
geschickte Schachzüge kontrollierte er nun auch Indien. Aber während sich in Asien kaum
noch Widerstand regte, formierte sich in Europa weiterhin ein mächtiger Block und er hatte
dies nicht verhindern können.
Immer neue Hiobsbotschaften trafen ein. Kasian hatte offensichtlich die Stealthtechnologie
erfolgreich weiterentwickelt. Zu was, wusste er nicht. Als ob dies nicht genügen würde schien
Kasian auch in den Besitz einer der alten Tafeln gekommen zu sein. Er selbst hatte zwei
Tafeln in seiner Schatzkammer. Aber die Übersetzung schien unmöglich, ohne zusätzliches
Material. Mehrere Expeditionen hatte Hassan nach Zentralafrika geschickt. Aber sie waren
nie fündig geworden. Dabei schienen die Hinweise auf den uralten Tempel von NOD im
Kongo sehr stichhaltig zu sein. Das Cabal-Netzwerk hatte mehrere Indizien überall auf der
Welt ausgegraben. Zuletzt im Tempel in Südafrika. Nachdem sich die Anführer im Süden sich
ihm angeschlossen hatten, war er zumindest einen Schritt weiter gekommen. Hassan sah die
Tafeln als eine Art Trumpf an. Die Worte Kanes würden ihn zum mächtigsten Mann auf der
Welt machen. Nur noch wenige Hindernisse standen ihm im Weg. Die GDI war nicht das
Größte. Um den alternden General auf seiner Raumstation würde er sich später kümmern.
Vielleicht lies sich über den Sohn von Kasian etwas herausfinden. Möglich sollte es sein,
überlegte Hassan. Er rief nach einem seiner neuen Adjutanten. „Mu-Berek, wann soll dieser
Abgesandte von Kasian eintreffen?“ fragte er. „Sie meinen den Sohn von Kasian? Er wird im
Laufe der nächsten Tage erwartet. Er scheint sich gerade in Portugal aufzuhalten, wie uns
Spione berichtet haben. Er schließt dort seine Ausbildung ab.“ Hassan runzelte die Stirn.
„Davon erfahre ich erst jetzt? Wir hätten ihn während der Invasion sicherlich in der
allgemeinen Verwirrung durch ein Kommando entführen können!“ lies Hassan leise
verlauten. Die leise Stimme lies den Adjutanten schrumpfen. „Äh Sir, ich kann das
erklären…“ Hassan nickte nur. „Nun?“ „Sir, sie haben meinen Vorgänger töten lassen bevor er
ihnen die Berichte der letzten Spionageeinsätze bringen konnte.“ sagte er kleinlaut.
Hassan zeigte ein kaltes Lächeln. „Das erklärt natürlich einiges. Lassen sie es nicht noch mal
soweit kommen Mu-Berek.“ Der Adjutant salutierte eilig und versuchte sich schnell aus der
Gegenwart von Hassan zu stehlen. Dieser lächelte nur. „Bald wird der Bote des Friedens
kommen. Kasians Sohn in meinem Stab. Das wird sicherlich amüsant“, murmelte er leise
während das Lächeln erstarb.
Terag und seine Rekruten waren zurück in die Basis von Hermandes beordert worden. Seine
Rekruten hatten ein wenig Fronterfahrung sammeln können, damit war Terag zufrieden. Bald
würde ihre Ausbildung abgeschlossen sein. Vermutlich würde man sie gleich bei der
Beförderung zum Soldaten mit Orden behängen. Vielleicht würden sie auch gleich den Rang
eines Leutnant erhalten.
Terag war stolz auf seine Jungs und hoffte, dass die Truppe zusammen blieb. Seite 104
Als Terag nach dem Abendessen in sein Quartier zurück kam, lagen dort neue Marschbefehle
auf dem Tisch. Er studierte die Befehle lange bevor er begriff was dort stand. Rekrut Panterre
wurde in einer Sondermission nach Kairo aufbrechen. Die restlichen Rekruten sollten sich
bereit machen in die Heimatbasis zurück zu kehren. Nun wusste er warum seine Rekruten
diese ganze Sondertour erhalten hatten. Jemand im Oberkommando wollte einen erstklassig
ausgebildeten Rekruten. Vermutlich sollte er als diplomatischer Soldat an Hassans Hof. Ein
diplomatischer Soldat. Welch ein Unwort, dachte Terag. Soldaten welche sich in Diplomatie
üben mussten. Er hoffte Panterre würde öfter an Gefechten teilnehmen können als an den
langwierigen Verhandlungen verschiedener Splittergruppen. Dennoch schien etwas noch
immer im Dunkeln zu liegen. Panterre mochte gebildet sein, das hatte er bemerkt und ein
guter Soldat noch dazu, aber als Diplomat oder Spion an Hassan Hof geschickt zu werden,
wäre doch riskant. Dafür war er schließlich nicht ausgebildet worden. All diese Intrigen und
Ränkeschmiederei bereitete ihm Kopfweh. Terag legte den Marschbefehl wieder auf den
Tisch und ging sich duschen. Er war ein Soldat, kein Denker. Vielleicht würde sich alles
aufklären, irgendwann.
Gregor hatte es sich in einem Sitz des Untergrund BMT bequem gemacht. Sein Ausbilder
Terag hatte ihn ohne viel Worte die neuen Marschbefehle übergeben und ihm befohlen zu
packen. Er musste so schnell aufbrechen, dass er sich nicht einmal von seinen Kameraden
verabschieden konnte. Nun las er abermals den neuen Marschbefehl auf seinem Datenblock.
Das Wappen seines Vaters in der oberen rechten Ecke der Datei kennzeichnete die Herkunft
der übermittelten Nachricht. Ein im Hintergrund eingelassenes Wasserzeichen bestätigte dem
Datenblock die Echtheit des Dokumentes. Die Befehle waren nüchtern und militärisch.
Bruderschaft von NOD: Koalition Kasian
Marschbefehl 00P-CABAL-D-6/2028/0712/1
Rekrut Panterre (G.P.23658), sie brechen umgehend nach Kairo auf. Ein BMT samt
Besatzung wird ihnen von lokalen Streitkräften zur Verfügung gestellt. In Kairo werden sie
bereits erwartet. Sie werden dem Stab von Hassan zugeteilt und unterstehen seinen Befehlen
bis auf weiteres.

Im Namen von Kane!
Gez.
F. Sander
i.a. von Kasian

Gregor war enttäuscht. Sein Vater hatte ihm nicht einmal eine persönliche Nachricht
geschickt. Er wusste zwar, dass er als eine Art Friedenssymbol geschickt wurde, aber die
Wahrheit sah anders aus. Hassan hatte versucht in Spanien und Portugal Fuß zu fassen. Er
hatte einen direkten Verbündeten von seinem Vater angegriffen. Sein Marschbefehl und die
Arbeit im Stab von Hassan waren nicht mehr als pure Heuchelei.
Gregor schaltete seinen Datenblock ab und bückte sich nach seinem Rucksack. Er wühlte kurz
darin und zog dann eine Packung der Notration heraus. Er hatte Hunger und mit Sicherheit
würde er die nächste Zeit wenig zu Essen bekommen. Dieser BMT würde ihn zwar nur bis
zum nächsten Bahnhof der Untergrundbahn bringen, aber auch das konnte seine Zeit dauern.
Er zog an einer kleinen blauen Lasche und sah der Packung zu wie sie sich erhitzte. Diese
Notrationen gehörten noch zu den modernen Versionen. Eine chemische Reaktion in zwei
kleinen Taschen in der Plastikverpackung lies die Mahlzeit schnell heiß werden. Aber Gregor
hatte leider nur zwei solche Mahlzeiten bekommen. Ansonsten hatte man ihm die
Standartrationen ausgehändigt. Trockene Müsliriegel und ähnlichen Fraß. Gregor schüttelte Seite 105
sich unwillkürlich und riss dann die Plastikverpackung der Ration ab. Der warme Duft von
Gulasch strömte Gregor in die Nase. Gregor zuckte die Achseln und grinste. Welche
Überraschung. Er hatte schon befürchtet die Ration würde etwas anderes enthalten.
Sander studierte eine neue Auswertung der Schrifttafel. Die neuen Informationen aus dem
Jemen hatten die Übersetzer etwas weiter gebracht. Offensichtlich lag der Schlüssel
tatsächlich in einer Mischung verschiedener arabischer Sprachen aus den unterschiedlichsten
Epochen. Er blickte fasziniert auf den Computerbildschirm. Der Computer hatte einige
Vokabel dieser Sprache übersetzt. Die entsprechenden Schriftzeichen waren blau unterlegt.
Am Rand wurde die Herkunft der Sprachen aufgeführt. Sander schüttelte den Kopf. Die
Schriftzeichen hatte der Computer nun zu 54 Prozent übersetzt, aber selbst dann benötigte er
Unmengen anderer Schriften um den richtigen Wortlaut heraus zu finden. Er blickte noch eine
Weile auf die Ansammlung von Alt-Ägyptischen Wörtern in der Datenbank und sah zu wie
der Computer eine neue Unterdatei anlegte. Sumerische Vokabeln, laut der Anmerkung des
Computers. Sander schüttelte den Kopf und stand auf. Er schaute auf seine Uhr und stellte
erschrocken fest, dass er vor einer Minute Kasian hätte wecken sollen. Schnell lief er aus dem
Arbeitszimmer. Zum Glück lag Kasians Zimmer auf dem selben Gang. Nach wenigen
schnellen Schritten stand Sander vor der Türe des Schlafzimmers. Er klopfte sachte an. „Sir?“
Kasian antwortete nicht sofort. Schließlich hörte man ein leises Stöhnen aus dem Zimmer
dringen. „Haben wir schon sechs Uhr Sander?“ Sander lächelte. So ging das fast jeden Tag.
Es war zu einem Ritual geworden. „Ja Sir, es ist drei Minuten nach. Der Butler hat das
Frühstück bereits in der Küche serviert.“ Nach einem lauten Seufzer aus dem Zimmer
antwortete Kasian. „Gut, danke Sander. Frühstücken sie mit?“ „Nein danke Sir, ich bin bereits
seit einer Stunde auf den Beinen.“
Kasian lachte. „Sehen sie, deswegen habe ich sie ausgewählt. Sie sind nicht nur fleißig,
sondern essen mir auch nicht meine Brötchen weg.“ Er öffnete die Türe und trat auf den
Gang. Er war in einen teuren Morgenmantel gehüllt und lächelte verschlafen. Sander nickte
ihm zu. „Guten Morgen, Sir.“
Gregor hatte unruhig geschlafen. Er war bisher drei mal umgestiegen. Das bedeutete er war
entweder von der Crew aus dem Schlaf gerissen worden, oder eine Computerstimme hatte ihn
geweckt. Sein ordentliches Essen war ihm schon lange ausgegangen, aber immerhin hatte er
nun wieder in einem Untergrund Schnellzug Platz genommen und hier gab es schließlich
Verpflegung.
Die anderen Fahrgäste stellten sich dem einfachen Soldaten nicht vor. Vermutlich hielten sie
ihn für einen Wartungstechniker welcher während der Fahrt etwas überprüfen wollte.
Nach einem kurzen Aufenthalt begann sich der Zug wieder in Bewegung zu setzten und nahm
Kurs auf Norditalien.
Kasian trank gerade seine zweite Tasse Kaffee als Sander zu ihm in die Küche kam. Kasian
biss in sein Brötchen und schaute zu ihm auf. „Haben sie doch Hunger bekommen?“ Sander
schüttelte den Kopf. „Sir, ich habe hier die neusten Auswertungen über die Schrifttafel.“ Er
legte einen Computerausdruck auf den Tisch. Kasian legte sein Brötchen zur Seite und schob
die Tasse zur Seite. Lange studierte er die übersetze Passage um sich schließlich in seinem
gepolsterten Stuhl zurück zu lehnen. Er spitzte die Lippen und kratze sich nachdenklich an der
Stirn. „Die Worte Kanes,“ sinnierte er. Kasian lächelte und griff wieder nach seiner Tasse. Er
trank einen Schluck Kaffee, dann schaute der zu Sander auf. „Die Worte Kanes! Wir haben
seine Prophezeiungen. Das wird die Bruderschaft vereinen.“
Sander nickte. „Ja Sir, ich denke das dürfte hilfreich sein. Aber wir sollten noch die komplette
Übersetzung abwarten.“ Kasian trank einen weiteren Schluck und rieb sich das Kinn. „Wenn
sie meinen. Aber beeilen sie sich!“ Sander nickte und ging wieder in den ersten Stock. Seite 106
Kasian blickte aus dem Fenster. Ein weiterer Schluck Kaffee brachte seine Gedanken in
Schwung. Lange überdachte er die Möglichkeiten der Übersetzung.
Terag und seine Rekruten erreichten die Hauptbasis nach der abermals langen Fahrtzeit. Terag
rieb sich die müden Augen als er von seinem Datenblock aufsah. Er hatte bis vor einigen
Minuten die letzten Ausbildungseinheiten seiner Truppe geplant. Im Grunde völlig unnötig,
wie Terag festgestellt hatte. Seine Jungs hatten Fronterfahrung, sie hatten ihre ersten Gefechte
mit der GDI bestens überstanden. Den kleinen Kratzer den sich sein einer Rekrut bei dem
Angriff auf den Titanen zugezogen hatte, war kaum der Rede wert gewesen.
Terag blickte ein letztes Mal auf die Trainingseinheiten. Verdecktes Vorgehen in gemäßigten
Regionen. Das hieß soviel wie ein kleiner Angriff auf eine Basis der GDI. Er hoffte nur, diese
Attacke von Kasian genehmigt zu bekommen. Daran schloss sich ein Leergang über die neue
Stealthtechnologie an. Im Grunde ebenso unnötig, da sie als erste Soldaten die Auswirkungen
des Tarnfeldes beobachtet hatten, aber Terag legte viel Wert darauf die Hintergründe zu
kennen. Er selbst musste sich eingestehen bei dieser neuen Erfindung einige Defizite zu
besitzen, daher würde er ebenso an diesem Lehrgang teilnehmen. Er runzelte die Stirn.
Bedienung von Artillerie und schweren Geschützen. Dieser Punkt war wichtig. Im Normalfall
würden seine Rekruten nie mit solchen Waffengattungen in Kontakt kommen, aber im
Schützengraben gab es keinen Normalfall. Er hatte schon oft genug mit angesehen wie hinter
seinem Posten eine Pak-Einheit das Feuer einstellen musste, nur weil keiner der Soldaten
wusste, wie sie die Waffe bedienen mussten. Natürlich waren die neuen PAKs
Computergesteuert und mit Lasertechnologie ausgestattet, aber das hieß nicht, dass seine
Rekruten nicht auch irgendwann altes Material verwenden mussten. Terag drückte auf das
Display und beendete den Datenblock. Mit einem leisen Seufzer stand er auf und holte seine
Ausrüstung. Er war weit herum gekommen, seit er für Kasian kämpfte. Irgendwann würde er
ihm dafür danken müssen, dachte er und trat auf den Bahnsteig.
Gregor war vor zehn Minuten von der neuen Crew informiert worden. Sie erreichten bald das
Tal des Tibers. Jenem legendären Fluss der ersten Tiberium Funde. Das Gebiet wurde zwar
von GDI Truppen und Heerscharen von Wissenschaftlern umlagert, aber immer noch gab es
eine kleine versteckte NOD Basis auf einem Berg über dem Tal. Dort würde der Untergrund
BMT auftanken müssen, hatte der Pilot gesagt. Es würde eine Weile dauern und so nahm sich
Gregor vor einen der versteckten Beobachtungsposten zu besuchen und sich das legendären
Fluss anzuschauen.
Er war regelrecht aufgeregt. Nur wenigen Soldaten wurde dieses Privileg zuteil. Die Basis im
Berg wurde nur selten angesteuert um die Entdeckung so gering wie möglich zu halten. Es
dauerte noch weitere fünf Minuten bis sie in einen kleinen Hangar eintrafen und stoppten.
Während Gregor aus dem BMT ausstieg, machte sich eine Wartungscrew bereits an die
Arbeit. Ein dicker Schlauch wurde angebracht und zwei Datenkabel eingestöpselt. Man hörte
den Treibstoff in den Tank des BMT fließen. Die Datenkabel würden wohl das interne Netz
des BMT auf den neusten Stand bringen. Gregor nahm sich vor später die neusten
Nachrichten aus dem Cabal-Net zu laden, sicherlich wurde auch diese mit in den BMT
übertragen.
Er schaute sich in dem kleinen Hangar um. Die Höhle war nur für maximal vier Fahrzeuge
ausgelegt. Die Crew war so klein, dass sie immer nur ein Fahrzeug betreuen konnte. Alles ein
etwas kleinerer Maßstab als bei den Basen seines Vaters. Gregor vermutete, dass es nicht
allen Gruppen so gut ging, wie der Koalition um seinen Vater. Er ging einige Stufen empor
und erreichte einen langen Gang. Gregor lächelte, in einigen Punkten ähnelten sich wohl alle
Basen. Auf dem Betonboden konnte man die typischen Wegemarkierungen erkennen. Er
folgte einem der Markierungen und erreichte bald eine enge Treppe. Die Treppe schraubte
sich in die Decke. Er stieg sie empor und erreichte ein höheres Level. Ein enger Gang aus Seite 107
Beton verlief hier. Gregor entschied sich dem Flur nach links zu folgen. Nach hundert Metern
zweigte rechts von ihm ein Gang ab und endete zehn Meter weiter in einer Leiter. Gregor hielt
auf die Leiter zu. Sie führte in einen kleinen Bunker. Er war gerade nicht besetzt, also
kletterte er die Leiter empor in den Bunker. Das Tageslicht blendete ihn zuerst. Er schloss die
Augen und verweilte einen Augenblick. Dann öffnete er sie und blickte durch einen kleinen
Spalt in der Mauer ins Freie. Gregor war überwältigt.
Die Sonne spiegelte sich tausendfach in den Kristallen der Tiberiumfelder. Die Hänge waren
über und über mit grünem und blauem Tiberium überwuchert. Große Bäume ragten vereinzelt
aus den Feldern und spieen unentwegt neue Kristalle aus. Ein glitzernder Schimmer lag über
dem Tal und die Luft zitterte in der Mittagshitze. Kleine Kristallwolken schwebten über den
Tiberiumbäumen. Eine Herde mutierter Tiere stand am Ufer des Tiber und suhlte sich im
Schlamm. Aber der Schlamm selbst schien fast völlig aus Tiberium Kristallen zu bestehen.
Kleine zermahlene Stückchen ließen das Wasser grün glitzern. Der Fluss schwemmte immer
neue Kristalle Flussabwärts. Gregor war fasziniert. Das laute Dröhnen eines OrcaTransporters schreckte ihn auf. Der Transporter der GDI flog den Fluss entlang. Gregor
wusste nichts über die Sensoren dieser großen Schiffe und ebenso wenig kannte er sich mit
diesen Bunkern aus. Er beschloss schnell wieder in den Gang zurück zu kehren. Er hatte
gesehen weswegen er gekommen war.

11
Hassan studierte die neuen Forschungsberichte seiner Abteilungen. Die kleine Station am
Tigris hatte sich bezahlt gemacht. Die Forschungseinrichtung war sehr entlegen und so waren
seine Wissenschaftler durch keinerlei GDI Interventionen gestört worden. Die dort
entwickelte Cybertechnologie eröffnete gänzlich neue Möglichkeiten. Eine Verschmelzung
von Mensch und Maschine. Hassan war begeistert.
Nach der misslungen Invasion der iberischen Halbinsel hatte sich doch einiges wieder zum
guten gewendet. Er hatte Hermandes noch zwei Kilometer mehr abgejagt und nun hatten
seine Truppen dort wieder Zugang zu neuen Tiberiumfeldern. Vielleicht würde er Hermandes
doch noch schlagen. Es würde seine Zeit brauchen, aber es war möglich.
Hassan kontrollierte weitere Berichte seiner Untergebenen. Natürlich erreichten ihn nicht nur
offizielle Berichte aus den jeweiligen Gebieten. Er hatte überall seine Spitzel um seine
Kommandanten zu kontrollieren. In diesem Fall wunderte sich einer seiner Informanten über
einen Neubau auf dem Privatanwesens des Kommandanten im Jemen. Womöglich war
Material und Geld unterschlagen worden. Hassan würde dem nachgehen müssen.
Er erhob sich aus seinem großen schwarzen Ledersessel und ging auf den Taktik Tisch zu.
Der große Bildschirm, welcher die Tischplatte darstellte war nie ausgeschaltet. Im Stand-by
Modus zeigte er eine Holzmaserung welcher eine normale Tischplatte darstellte. Der
Bildschirm war am Rand in echtes Tropenholz gefasst. Nur eine kleine Konsole an jeder Seite
durchbrach das antike Design des Tisches. Hassan drückte auf einige Knöpfe. Es ärgerte ihn,
dass die Sprachsteuerung des Cabal Netzwerks noch nicht ausgereift war. Zu oft hatte der
Computer die Befehle missverstanden. Seither bediente er den Computer lieber wieder mit
einer Konsole. Das Bild der Holzplatte verschwand und eine taktische Karte formte sich rot
auf schwarz. Die neusten Daten aus aller Welt erschienen in kurzer und schneller Abfolge und
aktualisierten die Karte. Hassan blendete Amerika und Australien aus und zentrierte dann die
Karte auf Kairo. Kairo. Dies war seine Stadt und würde bald schon der Mittelpunkt der Welt
sein. Aber auch in seinem Einflussbereich gab es Veränderungen.
In Europa hatte er alle Verbündeten verloren. Selbst auf Sizilien und im Süden von Italien
waren Splittergruppen der Koalition von Kasian beigetreten und akzeptierten ihn als obersten
Befehlshaber. Hassan kochte innerlich vor Wut, studierte die Karte aber weiter. Der Seite 108
Machtblock Europa war immer noch nicht so stark wie er. Er kontrollierte die weitaus freieren
Regionen der Welt. Es gab Länder, in denen es nur noch in den Hauptstädten GDI Posten gab.
Dagegen war die GDI in Europa sehr stark vertreten. Das war sein Vorteil.
Hassan richtete seine Aufmerksamkeit auf Südafrika. Wieder waren zwei Gruppen
zerbrochen. Das war ärgerlich, denn bisher waren sie ihm treu ergeben. Nun kümmerten sie
sich nur noch um ihre Probleme. Sie wurden auf der Karte als neutral eingestuft. Es sah zwar
nach einigen Eroberungen in Russland wieder besser für ihn aus, dennoch musste er sich in
Acht nehmen. Er würde seine nächsten Schritte überdenken müssen. Die Gerüchte um die
Tafel brachte Kasian immer mehr Macht ein. Hassan entschied ebenfalls bekannt zu geben,
dass er zwei Tafel besaß. Seine Fernsehstation sollte noch heute Abend darüber berichten.
Später würde er Mu-Berek die entsprechenden Befehle dafür geben.
Hassan schaltete die Karte weg und spielte eine Aufzeichnung seiner neuesten Erfindung ab.
Einen Prototypen hatten seine Wissenschaftler bereits gebaut. Er wusste nicht wer ihre
Versuchperson war, aber in seinen Gefängnissen gab es sicherlich genügend Versuchsobjekte
für solche Zwecke.
Er blickte fasziniert auf die Aufzeichnung. Die Person war zu großen Teilen mit
kybernetischen Ersatzgliedern durchdrungen. Seine rechte Hand war durch eine schweres
Maschinengewehr ersetzt worden. Schwere Panzerung machten den Soldaten gegenüber
normaler Infanterie fast unbesiegbar. Hassan studierte neue Werte. Die modifizierten Glieder
und die Versuche mit Tiberium hatten dazu geführt, dass sich die Versuchperson in
Tiberiumfeldern heilen konnte. Hassan war begeistert. Aber was wohl der entscheidenste
Punkt dieser neuen Erfindung war, war die Funkkontrolle. Dieser Cyborg hatte keinen
eigenen Willen mehr. Der zuständige Feldkommandant konnte diese Truppen einsetzten wie
er wollte. Keine Befehlsverweigerung, keine Fehler und gnadenloses Vorgehen. Hassan
lächelte kalt.
Mu-Berek ordnete die neuen Berichte und verstaute sie in einem Ordner. Die
Spionageberichte der letzten Zeit waren äußerst beunruhigend. Kasian und seine Verbündeten
versuchten an den Rändern von Hassans Gebiet Vorposten aus zu kundschaften. Es wurde
sogar von Verhandlungen mit einzelnen Gruppen berichtet. Aber das war nicht das einzige
Problem. In den letzten Wochen hatte es vermehrt auch Kontakte zum Informationsaustausch
gegeben. Mu-Berek musste wohl die Loyalität einiger Kommandanten überprüfen. Hassan
hatte die neuen Spionageberichte noch nicht eingesehen. Bis dahin sollten ihm besser
genauere Informationen vorliegen.
Mu-Berek setzte sich an seine Konsole und gab entsprechende Anweisungen an eines der
Teams, welche für solche Anlässe ausgehoben worden waren. Nachdem er den Befehl
abgeschickt hatte rief er die taktische Karte auf seinen Bildschirm. Besonders beobachtete er
die neusten Aufklärungsberichte über die Front in Spanien. Nur etwa vier Kilometer waren sie
vorgedrungen. Nun massierten sich Truppen der Koalition hinter der Front. Das konnte
Probleme geben, entschied er und schickte die Aufklärungsberichte zu Hassans Gemächern.
Aber nicht alles durfte man über die elektronischen Leitung versenden. Dem war sich MuBerek bewusst. Also packte er die Berichte über den geplanten Einsatz im Kongo in eine
Mappe und machte sich auf den Weg zu Hassan.
Es war ihm immer wieder ein Rätsel warum Hassan das Büro des Adjutanten so weit von
seinen Gemächern weg einrichten lies. Aber Hassan liebte seine Privatsphäre und es war
äußerst ungesund ihn zu stören. Das hatten schon einige Vorgänger von Mu-Berek erfahren
müssen. Vor allem die delikaten Ausschweifungen ihres Herrn mussten die Palastwachen und
Adjutanten übersehen.
Mu-Berek durchquerte den Nebenflur und erreichte den großen Gang zum Audienzzimmer
Hassans. Sein Anführer lebte hier wie ein Kalif. Der Vergleich war nicht einmal so weit Seite 109
hergeholt. Hassans Plänen und Eroberungszügen nach konnte man ihn gut mit dem arabischen
Kalifen des frühen Mittelalters vergleichen. Nur der Luxus war noch größer. Der Gang war
mit teuerstem Marmor ausgelegt. Kleine Mosaike zierten den Boden. Schwere, kunstvoll
gewobene Teppiche bedeckten die Wände. Mu-Berek schüttelte verwunderte den Kopf. Er
hatte es weit gebracht.
Vor dem großen Tor des Audienzzimmers blieb er stehen. Ein Soldat der Ehrengarde nickte
ihm kurz zu. Darauf hatte er gewartet. Hätte er keine Reaktion von den Wachen erhalten wäre
er schleunigst umgedreht. Dieses Abkommen kostete ihm viel Geld, lies ihn aber die
Peinlichkeit vermeiden in eine der Ausschweifungen seines Herrn zu geraten. Eine teure,
wenn auch lebensverlängernde Investition. Er klopfte kurz an und betrat dann den Raum ohne
auf eine Antwort zu warten. Ein großes Privileg, welches nur der erste Adjutant inne hatte.
Hassan drehte sich um. „Ich habe mir die Aufklärungsdaten aus Spanien angesehen. Sehen
Sie darin eine Gefahr?“ Mu-Berek nickt und kam näher. „Ja Sir, ich halte diesen Aufmarsch
für beunruhigend.“ Hassan runzelte die Stirn. „Aber wohl kaum eine Gefahr. Sie verstärken
ihre Truppen, aber das haben wir gestern auch getan.“ „Ja Sir, wie sie meinen,“ antwortete der
Adjutant. Wiederspruch war hier fehl am Platz und er wollte eine neuerliche Exekution des
ersten Adjutanten tunlichst vermeiden.
Hassan nickte. „Aber ich bin froh, dass sie mich darauf hingewiesen haben. Auch ich
übersehe ab und zu ein Detail. Dafür habe ich schließlich meinen Adjutanten.“
Mu-Berek überspielte das kleine Kompliment und reichte Hassan die Mappe. „Die ersten
Konzepte für die Kongo-Mission. Kartenmaterial, Hinweise auf den Tempel und
Logistikplanungen.“ Hassan nahm die Mappe an sich und überflog die Konzepte. Er brummte
nachdenklich. „Sieht gut aus. Da wir schon beim Thema Tafeln sind. Gibt es etwas neues von
Kasian?“ „Nun Sir, eine etwas unzuverlässige Quelle lies verlauten, Kasian würde bald einen
entschlüsselten Text verbreiteten.“ Hassans Augen blitzen wütend auf. „Das darf nicht
passieren!“ brüllte er und hieb nach einer großen Vase. Nachdem das Klirren der
zerbrochenen Vase verklungen war antwortete sein Adjutant. „Sir, ich wüsste nicht wie wir
das Verhindern könnten.“ Hassan blickte auf die Vase, um dann plötzlich den Kopf hoch zu
reißen. „Doch! Wenn wir den verschollenen Tempel von NOD finden. Wenn wir einen der
alte Tempel finden werden sich uns alle Geheimnisse Kanes offenbaren. Bereiten sie alles vor
Mu-Berek. Ihr Leben hängt vom Erfolg dieser Mission ab.“ Mu-Berek schluckte schwer.
„Natürlich Sir. Aber was soll ich derweil mit dem Sohn von Kasian machen? Er wird in vier
Stunden Kairo erreichen.“
Hassan sah in durchdringend an. „Beschäftigen sie ihn einfach.“ „Wie sie wünschen, Sir.“
Mu-Berek versuchte schnell den Raum zu verlassen, doch da ertönte hinter ihm Hassans
Stimme. „Warten Sir. Ich weiß etwas besseres.“ Mu-Berek drehte sich um, erste
Schweißperlen auf der Stirn. „Sir?“ Hassan lächelte kalt. „Sie werden ihn mit auf die KongoMission schicken.“ Mu-Berek ächzte leise. „Wie sie wünschen, Sir.“
Gregor war mit dem BMT direkt in die Katakomben unter dem Palast von Hassan gebracht
worden. Der Palast lag am Rande des Stadtzentrums. Um die GDI schien man sich hier keine
Sorgen zu machen, denn viele BMTs fuhren ein und aus. Das Ganze erschien Gregor
chaotischer als er aus dem BMT stieg. Weniger geordnet als zuhause, aber dennoch um
einiges größer. Aber wen wunderte dies. Hassan herrschte absolutistisch über große Teile des
Nahen Ostens, Afrikas und Asiens. Zumindest in jenen Gebieten, in denen die GDI nicht
präsent war. Aber um die GDI schien man sich hier wenig Sorgen zu machen. Gregor
überraschte dies sehr. Kairo war im großen Tiberiumkrieg schwer umkämpft gewesen. Um
jeden Meter und um jedes Haus war verbittert gekämpft worden. Beide Seite hatten große
Verluste hinnehmen müssen. Seite 110
Gregor zog den Riemen seines Rucksacks enger und ging langsam auf das nächste Schot zu.
Das ihn niemand abholte irritierte ihn etwas, aber er wertete es als erste Geste der
Missachtung gegenüber seinem Vater. Er hatte das Schot fast erreicht, da öffnete sich dieses
und ein kleiner schlanker Mann trat eilig heraus. Seine Haare waren schwarz und sein Gesicht
schien aus gegerbten Leder zu sein. Er hatte den Blick eines Wiesels und mit selbigem suchte
er den Hangar ab. Aber die schweren Säulen, welche den Hangar stützten, behinderten seine
Sicht. Das lies Gregor genügend Zeit den Mann zu mustern. Seinen Abzeichen zufolge war er
der erste Adjutant Hassans. Sein Empfang.

Gregor setzte sein liebstes „Hallo Tante“-Lächeln auf und ging auf den Adjutanten zu. Nicht
dass er je eine Tante gehabt hätte, aber Yeremi hatte das schleimige Lächeln jedes
Diplomaten oder taschengeld-gierigen Kindes immer so genannt.
„Ahhh willkommen! Verzeihen sie meine Verspätung, aber es gibt sooo viel zutun.“ Er hob
theatralisch die Hände. Dann ging er einen weiteren Schritt auf Gregor zu und schüttelte ihm
die Hand. Gregor lächelte immer noch. „Oh ich kenne sie, aber sie kennen meinen Namen
noch gar nicht!“ Gregors bereitete die überzogene Freundlichkeit bereits jetzt Kopfschmerzen.
„Nennen sie mich Mu-Berek. So nun, sie sind sicherlich erschöpft und wollen ein Bad
nehmen, habe ich recht?“ Gregor grinste. „Oh ein Bad? Das ist mehr als das womit ich
gerechnet habe.“ Mu-Berek schüttelte pikiert den Kopf. „Ach Gregor, ich darf sie doch so
nennen. Sie dürfen nicht glauben, die arabischen Staaten seien immer noch Rückständig.
Natürlich gibt es gewissen Defizite, aber ich versichere ihnen, hier im Palast wird es ihnen an
nichts fehlen! Folgen sie mir!“ Er winkte Gregor zu sich und deutete auf das Schott.
Kasian stand vor seinem Panoramafenster. Sander wartete vor dem Schreibtisch. Nach einigen
Augenblicken bewegte sich Kasian wieder und zupfte an seinem Anzug. „Sander, wurden die
Tiberiumkristalle ausgesetzt?“ Sander blickte auf eine Liste. „Ja Sir, wir haben bereits an
zwanzig Orten kleine Felder angelegt.“ Kasian nickte. „Gut, erfüllen wir die Prophezeiung.
Hier und in jedem anderen Tal.“
Gregor lehnte sich seufzend zurück. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Das ihm
zugewiesene Zimmer war sehr luxuriös. Die Badewanne übertraf vieles was Gregor gesehen
hatte. In die flache Wanne aus Marmor passten bestimmt vier Personen. Nun war sie bis zum
Rand mit herrlichem heißen Wasser gefüllt. Gregor genoss die Entspannung. Wann er zuletzt
ein Bad genommen hatte wusste er nicht mehr. Die kalten Duschen in den Baracken erfüllten
zwar immer ihren Dienst, aber eine volle Wanne, war Gregor doch am Liebsten.
Nachdem er sich etwas entspannt hatte, ordnete er seine Gedanken. Bisher wusste er immer
noch nichts über seine Aufgaben hier. Mu-Berek hatte ihn einfach in seinem Quartier
abgesetzt und ihm die Abendnachrichten empfohlen um sich über die aktuelle Lage zu
informieren. Gregor hatte sich tatsächlich einen Teil der Nachrichten angetan. Aber nach etwa
der Hälfte der Berichterstattung hatte er den Fernseher kopfschüttelnd abgeschaltet. Gregor
wusste was Propaganda war, aber die Berichterstattung dieses NOD Senders war schlimmer.
Das Fernsehen war ein machtvolles Medium und die Bruderschaft hatte es benutzt um
Anhänger um sich zu scharen. Aber vor allem wurde es immer dazu benutzt gegen
gewalttätige GDI zu kämpfen. Ihre Verbrechen auf zu decken und ihre Lügen zu offenbaren.
Der Sender von Hassan kämpfte hauptsächlich gegen die Gruppen in der Bruderschaft.
Teilweise wurden Bilder von Angriffen gezeigt, die für einen Soldaten sofort als Standart
Strategien der GDI entlarvt wurden. Aber der Kommentator, ein schmieriger Kerl, behauptete
abtrünnige NOD Soldaten wären für die Übergriffe verantwortlich. Nur selten hörte man
Propaganda gegen die GDI. Das ganze Programm war darauf ausgerichtet die Heiligkeit
Hassans zu zeigen. Nur er könne die Bruderschaft vor dem Untergang bewahren hieß es. Seite 111
Gregor verzog den Mund. Nur Kane konnte die Bruderschaft wieder einen. Nicht dieser
Wüstenschakal Hassan. Sein Vater versuchte sich an solchen Zielen erst gar nicht. Natürlich
versuchte auch er die Bruderschaft zu einen, aber er stellte sich nicht als Messias dar. Als
Retter in der Not. Dieser Palast roch gerade zu nach Lügen und Intrigen. Hassan hatte es
geschafft so ziemlich jeden hinterhältigen Menschen der Bruderschaft an seinem Hof zu
versammeln. Zumindest erschien es Gregor nach einem ersten Rundgang so. Der kleinen
Umweg den Mu-Berek gemacht hatte, war informativ gewesen. Überall lungerten
Speichellecker und Adjutanten fünften Grades herum und warteten auf ihre Chance.
Ein Diener hatte ihm kurz vor dem Bad das Abendessen gebracht. Gebratener Hammel mit
irgendeinem Gemüse. Als Nachtisch hatte es Datteln gegeben. Das Essen war ausgezeichnet
gewesen und offensichtlich nicht vergiftet. Immerhin ging es Gregor gut.
Gregor grübelte immer noch wie er sich verhalten sollte. Sicherlich würde man ihn nicht
wirklich in den Stab von Hassan aufnehmen. Er war Zaungast und durfte vielleicht ab und zu
so tun als ob er an einer Operation teilnahm. Er würde sich in Acht nehmen müssen.
Mu-Berek beobachtete den Sohn von Kasian auf seinem Bildschirm. Er dankte jenem seiner
Vorgänger, der diese Videoüberwachung installiert hatte. Ohne Wissen von Hassan. Auch
Mu-Berek hatte seine Trümpfe und dessen war er sich bewusst. Vor allem nun, da sein Leben
auf dem Spiel stand. Die Mission in den Kongo würde mit großer Wahrscheinlichkeit ein
Fehlschlag werden. Schließlich waren die letzten Fünf es auch gewesen. Um genau zu sein
hatten es gerade einmal zwei Kommandos geschafft zurück zu kehren. Oder das was von
ihnen übrig geblieben war. Die Eingeborenen in dieser Gegen waren äußerst Aggressiv.
Aber um die weitere Planung des Einsatzes würde er sich später kümmern. Vielleicht brachte
ihm die Überwachung einige nützliche Informationen. Das konnte ihm unter Umständen
sogar das Leben retten. Während der Computer alles im Quartier mit schnitt, ging Mu-Berek
seinen Datenblock durch. Morgen Abend gab Hassan zu seinen Ehren einen weiteren
Empfang. Zumindest nannte er das Gelage einen Empfang. Im Grunde stellte er damit nur all
die Speichellecker zu frieden, die ihm in irgend einer Form nützlich erschienen. Aber auch
einige wichtige Gäste waren zumeist anwesend. Es gab fast immer irgendeine kleine Gruppe
in der Bruderschaft, die mit seinem Herrn verhandelte.
Er dachte gerade darüber nach die restliche Arbeit auf morgen Früh zu verschieben, als
Hassan auf seinem Bildschirm erschien. „Mu-Berek! Sind sie müde?“ Er nickte knapp. „Ein
wenig, Sir.“ „Nun wenn sie fleißig sind, kommen sie bald zum Schlafen. Benachrichtigen sie
meine Crew. Ich möchte morgen früh in den Jemen aufbrechen!“ Mu-Berek blinzelte zweimal
bevor er antwortete. „Äh Sir, und der Empfang?“ Hassan schien amüsiert. „Spielen sie den
Gastgeber. Ein Adjutant kann diese Horde Arschkriecher genauso im Zaum halten wie ich.“
Er schwieg kurz um dann wieder an zu setzen. „Um 6 Uhr möchte ich aufbrechen!“ Damit
unterbrach Hassan die Verbindung. Der Bildschirm wurde kurze Zeit schwarz, dann füllte das
Bild der Überwachungskamera wieder den Schirm aus.
Mu-Berek schüttelte den Kopf. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Er und ein Gastgeber. Nun
zumindest schien kein wichtiger Gast geladen zu sein. Er tippte kurz einen Marschbefehl ein
und schickte diesen an die BMT Crew von Hassan. Dann hielt er nachdenklich inne.
Vielleicht, nur vielleicht eröffnete ihm dieser Empfang eine neue Möglichkeit. Nachdenklich
blickte er auf den Bildschirm und beobachtete wie der junge Mann sich abtrocknete.
Der Morgen kam viel zu schnell für Gregors Geschmack. Geregelte Weckzeiten schien es
allerdings in diesem Palast nicht zu geben. Nur der Tumult auf den Straßen um den Palast
herum weckte seine Bewohner falls es der Lärm durch die dicken Mauern schaffte. In Gregors
Fall schaffte es der Lärm. Es musste etwa zehn Uhr sein. Gregor blickte aus seinem Fenster.
Auf den Straßen unter ihm konnte man geschäftiges Treiben beobachten. Er hatte gar nicht
damit gerechnet, dass sein Quartier so hoch lag. Er hatte es zuerst im ersten Stock vermutete. Seite 112
Aber in diesem Palast verlor man schnell die Orientierung. Auf den Straßen unter ihm
drängten sich Autos, Eselskarren und eine große Anzahl Radfahrer. Gregor bemerkte schnell
wie heiß es ohne die Klimaanlagen in Kairo war. Kaum hatte er sich aus dem Fenster gelehnt,
da brach ihm auch schon der Schweiß aus. Schnell zog er sich wieder in die Kühle seines
Quartiers zurück und schloss das Fenster. Die warme Luft konnte getrost draußen bleiben.
Er hatte sich kaum frisch gemacht und sich angezogen, da tauchte auch schon ein Diener auf
und brachte das Frühstück. Gregor runzelte die Stirn. Einen sehr guten Riecher hatte dieser
Bedienstete offensichtlich, dachte er. Der Diener verschwand so schnell wie er aufgetaucht
war. Nach einem kurzen Frühstück versuchte Gregor mit Mu-Berek Kontakt auf zu nehmen,
aber dieser war nicht zu erreichen. Es blieb ihm also nichts anderes übrig als zu warten.
Gregor versuchte auf seinem Fernseher CNN oder einen etwas unabhängigeren Sender als die
Hassan Programme einzustellen. Aber es schien alles gesperrt zu sein, also musste Gregor die
Propaganda über sich ergehen lassen. Er lauschte dem Nachrichtensprecher:
„Guten Morgen liebe Zuschauer. Es ist elf Uhr, hier die aktuellen Meldungen.“
Ein kurzer Vorspann wurde abgespielt und zeigte Bilder einer Schlacht.
„Während die GDI weiterhin die Bevölkerung der Industrienationen evakuiert, sind in vielen
Regionen der dritten Welt Kämpfe ausgebrochen. Überall flammen Aufstände auf. Die Wut
richtet sich gegen die GDI und ihre unmoralische Politik. In einigen Regionen wird bereits
von einem offenen Aufstand geredet. Die Bruderschaft unterstützt allerorts die Bemühungen
der Bevölkerung sich von den Besatzern zu befreien.“
Weitere Bilder wurden eingeblendet und zeigten eine Gruppe von Freischärlern, welche GDI
Truppen von einem Berg angriffen. Gregor erkannte schnell, dass diese Freiheitskämpfer
ausgebildet waren. Sie handhabten ihre Waffen wie Profis und auch sonst sah man ihnen an,
dass sie keine echten Bauern waren, die gerade aus Wut die GDI angriffen. Aber der
Nachrichtensprecher klang anders.
„Diese armen Bauern aus dem Sudan haben zu den Waffen gegriffen. Sie wollen nicht weiter
einer Scheinregierung unterstehen, welche von der GDI geführt wird. Die GDI beutet die
Ressourcen des Landes aus. Beutet die Felderträge der Bauern aus um die westliche
Bevölkerung in der Antarktis zu versorgen. Solch eine Willkürherrschaft akzeptieren sie nicht
länger! Natürlich hat Hassan im Namen der Bruderschaft seine Unterstützung zugesagt.
Während andere Gruppen der Bruderschaft sich distanzieren und so ihre Nähe zur GDI
beweisen, stellt sich Hassan der GDI in den Weg. Eine Vision, eine Bruderschaft. Hassan
wird uns die Technologie des Friedens bringen.“
Mit diesem Satz endete die kleine Ansprache. Gregor schüttelte über diese Inszenierungen
den Kopf und schaltete den Fernseher ab.
Kaum war Gregor aufgestanden, da klopfte es an der Türe. Gregor zögerte zuerst, dann ging
er auf die Türe zu. „Ja?“ Eine gedämpfte Stimme erklang. „Sir, ich habe eine Nachricht von
Adjutant Mu-Berek.“ Gregor öffnete die Türe und fand einen älteren Soldaten vor. Seine
Uniform wies in als Palastwache aus. Er hielt Gregor einen Datenblock vor die Nase. Gregor
nahm ihn und nickte dem Mann zu. „Danke,“ sagte er und schloss die Türe.
Gregor drückte ein paar Knöpfe, dann erschien auf dem kleinen Display das Gesicht des
Adjutanten. „Hallo Gregor. Ich hoffe Sie hatten eine angenehme Nacht. Ich werde sie morgen
dem Stab zuteilen. Heute haben sie noch frei. Schauen sie sich Kairo an. Es ist eine schöne
Stadt, seit wir sie wieder aufgebaut haben.“ Es gab eine kurze Pause. „Ach und heute Abend
findet ein kleiner Empfang statt. Sie sollten natürlich auch zugegen sein. Es werden einig
Würdenträger anwesend sein. Ich wünsche ihnen einen angenehmen Tag mein Freund.“ Dann
wurde das Display schwarz. Seite 113
Mu-Berek ging die Liste der Gäste des heutigen Abends durch. Es waren kaum wichtige
Personen geladen. Kein Wunder das Hassan ihm die Leitung überlassen hatte. Hauptsächlich
Würdenträger aus Kairo und Umgebung. Trotzdem durfte man auch diese Leute nicht
vernachlässigen.
Er würde ihnen einen schönes Fest liefern. Sie sollten ihn wohlwollend in Erinnerung
behalten, denn solch eine Sympathie konnte einem eines Tages das Leben retten. Mu-Berek
lächelte. Er hatte schon die Nacht über an einem Plan gefeilt, nun wusste er was er tun würde.
Er gab dem Koch die Anweisungen für das kleine Festmahl. Nachdem er diese Anweisungen
verschickt hatte, verwandt er viel Zeit darauf für seinen Plan das richtige Werkzeug zu finden.
Die Informationen über Kasian würden seine Lebensversicherung sein. Mit diesen Gedanken
scrollte er die Liste seiner Kontakte auf seinem Bildschirm herab.
Kasian und Sander studierten einige Dateien. Sander deutete auf eine Kurve. „Die neuen
Tiberiumkristalle breiten sich schneller aus. Dieses Tal wird bald völlig überwuchert sein.
Genau wie die anderen Zielorte.“ Kasian nickte. „Ja ich denke wir werden bald dieses Haus
aufgeben. Wir ziehen dann in die Zitadelle der Hauptbasis.“ Sander nickte und machte sich
einige Notizen. „Sir, warum haben sie eigentlich vor unsere Haustür mit der Verbreitung des
Tiberiums begonnen?“ Kasian rieb sich das Kinn und schwieg. Nach einer kurzen Pause
deutete er auf die Übersetzung der Tafel, welche auf einem anderen Bildschirm zu sehen war.
„Was für ein Diener Kanes wäre ich, wenn ich nicht bei mir beginnen würde seine
Prophezeiungen zu erfüllen?“
Sander nickte unsicher. „Ich hoffe nur wir haben die Tafel korrekt Übersetzt.“ Kasian
lächelte. „Oh natürlich. Dies sind die Worte Kanes.“ Er erhob seine Stimme und las eine der
Passagen vor.
„Das wundersame Kristall. Die grünen Diamanten welche auf dem Wiesen und in den
Bäumen wachsen werden, sind unsere Zukunft.“ Kasian deutete auf die zweite übersetzte
Passage. „Und dies hier Sander.“ Er zitierte wieder. „Das Kristall wird die Zukunft
beherrschen und wir werden mit ihm herrschen. Verbreitet es meine Brüder, sobald es unter
uns ist.“ Sander hob die Hände. „Ich würde mich trotzdem besser fühlen, wenn wir warten
würden, bis wirklich der gesamte Text übersetzt wurde. Es könnte noch eine Menge mehr
darin stecken, Sir.“ Kasian rief eine weitere Statistik auf und schüttelte dann den Kopf. „Ich
bin mir sicher. Kanes Wille wird ausgeführt werden. Kümmern sie sich inzwischen um den
Umzug. Ich werde mit meiner Kunstsammlung in die Basis fahren und später zurückkehren
um die restlichen Dinge zu holen.“ Sander packte seine Datenblöcke zusammen und nickte.
„Wird gemacht, Sir.“
12
Gregor wanderte ziellos durch die Stadt. Schon länger schlenderte der durch einen großen
Basar. Der Basar war in Innenhöfen und flachen Hallen angebracht. Viele kleine Geschäfte
versuchten Kunden anzuziehen und das sehr lautstark. Eine Vielzahl von Marktschreiern
kämpften gegen einander an und boten ihre Waren feil. Gregor bahnte sich seinen Weg durch
die Masse. Es war immer noch sehr warm. Wäre er nicht aus Portugal gekommen, würde er
wahrscheinlich zerfließen, aber so hatte er sich schon ein wenig an die Hitze gewöhnt.
Die Düfte von fremden Gewürzen, seltsamen Speisen und verschiedensten Tabakarten
drangen auf ihn ein. Nur selten blieb er an einem Stand länger stehen. Er hatte schnell gelernt,
dass dies für die Händler fast schon einem Kauf gleichkam. Er schob sich eine weitere
getrocknete Dattel in den Mund und kaute darauf. Für mehr als diese kleine Nascherei hatte er
kein Geld bei sich. Er bekam schließlich keinen Sold, wie es hier offensichtlich üblich war. In
Europa lebten und arbeiteten die Anhänger der Bruderschaft in den Basen und wurden dafür Seite 114
versorgt. Hier hingegen schienen viele Soldaten besoldet zu werden. Zumindest vermutete er
dies. Überall schlenderten Soldaten offen in Uniformen der Bruderschaft umher und betraten
das eine oder andere Geschäft. Es war eine seltsame Stadt. Immer wieder fragte sich Gregor,
wie Hassan es anstellte, dass ihn die GDI in Ruhe lies. Vor allem in Kairo. In dieser Stadt
hatten mehr Soldaten ihr leben gelassen als vor dem Tempel von NOD in Sarajevo. Die
Häuserkämpfe waren mörderisch gewesen und der Guerillakampf nach dem Tod von Kane
hatte ähnlich ausgesehen. Die GDI gab so einen Ort nicht einfach auf.
Gregor wanderte weiter durch den Basar und lies sich von der Menge treiben. Nur ab und zu
schlug er eine neue Richtung ein um sich nicht zu weit vom Palast zu entfernen. Schließlich
kannte er sich in dieser Stadt nicht aus und der Stadtplan auf seinem Datenblock war im
Grunde nutzlos. Schon nach den ersten zehn Minuten hatte Gregor den Stadtplan deaktiviert.
Diese Stadt schien ein lebender Organismus zu sein. Ständig änderten sich Wege und Straßen.
Häuser wurden abgerissen und neue Wege frei. Alte wurde gesperrt. Kairo litt immer noch
unter den Zerstörungen der vielen Kämpfe. Oft waren über den Trümmern einfach neue
Häuser entstanden. Ein gravierender Fehler, denn jetzt gaben an einigen Stellen die Trümmer
nach. Alte Keller stürzten ein und rissen ganze Häuser einige Meter mit in die Tiefe. Aber das
schien hier an der Tagesordnung zu sein und es interessierte niemanden. Gregor schaute auf
seine Uhr und stellte fest, dass bald der Empfang beginnen musste. Langsam aber sicher
steuerte er wieder die Richtung des Palastes an.

Dyszara stand vor ihrem Spiegel und legte ihr Kleid an. Heute war es wieder soweit. Die
schleimigen Diener Hassans baten zum Tanz. Besser gesagt sie baten sie zum Tanz. Sie
wiegte kurz ihre Hüften und hörte die kleinen Goldplättchen an ihrem Rock klimpern. Sie
lächelte sich kokett im Spiegel an. Nur um ihr Lächeln zu trainieren. Nach einer kurzen Pause
begann sich dann zu schminken.
Sie hatte noch über eine Stunde Zeit bis der Empfang überhaupt begann und auch dann blieb
ihr noch viel Zeit, bis ihr Auftritt kommen würde. Mu-Berek hatte ihr gesagt, dass er sie an
seiner Seite wünsche. Mu-Berek widerte sie an, er passte bestens zu Hassan. Dyszara hörte
die Worte ihrer Mutter. „Tanzen ist kein guter Beruf. Nicht im Palast. So gut wie Hassan auch
für das Land sein mag, er ist ein Mann. Ein mächtiger Mann. Nimm dich vor ihm in Acht!“
Sie seufzte. Wie immer hatte sie recht behalten. Sie gehörte nun ganz dem Palast. Sie war
noch nicht lange im Palast, als sie vom Tod ihrer Eltern erfahren hatte. Man hatte sie getötet,
nachdem sie mehrmals die Einladungen von Hassan abgelehnt hatte. Der ganze Palast schien
ihr von einer Duft des Todes überdeckt. Sie und dir anderen Mädchen im Palast wussten mehr
über Hassan als selbst sein Adjutant. In seinen Ausschweifungen lies er sich mit Ramses
vergleichen. Er hielt sich für einen der alt-ägyptischen Herrscher. Aber keiner durfte von
solchen Dingen etwas erfahren. Das hatte sie schmerzlich erfahren. Sie durften noch nicht mal
den Palast verlassen. Nun, sie war eine Gefangene. Aber schon andere vor ihr hatten es
geschafft sich frei zu kaufen. In diesen Gemäuern schien alles möglich. Eine schwerwiegende
Information an der richtigen Stelle angesetzt und es dauerte nicht lange bis irgendjemand sich
gezwungen sah sie zu befreien um sich selbst zu schützen. Sie schminkte sich weiter und
betonte ihre Augen. Was man durch schminken alles erreichen konnte, hatte sie schnell
gelernt. Viele Männer ließen sich schon allein von einem geschickt geschminkten Lächeln
betören. Sie schüttelte den Kopf. Männer konnten so töricht sein. Aber solange es ihren
Zwecken diente war das in Ordnung. Mit jedem Tanz, mit jedem Dienst, den sie jemandem
erwies, kam sie der Freiheit näher.
Mu-Berek hatte alle Hände voll zutun. Die Diener stellten sich wie immer dumm, die Musiker
waren am falschen Platz, es lief alles wie immer. Nur hatte er keinen Adjutanten zur
Verfügung. Er musste den Laden nun alleine am Laufen halten. Mu-Berek blieb in der Mitte Seite 115
des Festsaales stehen und stemmte die Arme in die Hüfte. Er musterte die Dekoration und
brüllte einige Diener an, um sie zum schnelleren Arbeiten zu bewegen.
Dann begab er sich schnell in den Flur der Tänzerinnen. Fast hätte er vergessen Dyszara zu
besuchen. Diese Frau hatte es ihm wirklich angetan, aber heute Abend würde er sie für andere
Zwecke benötigen, als ihm im Moment vorschwebte.
Er blieb vor der massiven Holztüre stehen und klopfte an. „Dyszara? Ich bin es Adjutant MuBerek. Ich müsste mit ihnen sprechen.“ Innerlich wappnete er sich. Er hoffte, dass sie noch
nicht völlig angekleidet war. Als sich die Türe einen Spalt öffnete, wurde er allerdings
enttäuscht. Sie hatte bereits ihr Tanzkleid angezogen. Aber auch dieses lies viel Haut sehen.
Nur ein Band aus Seide umschlang ihre Brüste und verbargen kunstvoll das, worauf es seine
Blicke abgesehen hatte. Der Bauch lag frei, nur verhüllt von einem dünnen, leichten Schleier,
den sie bereits in ihr Haar geflochten hatten. Der Schleier reichte in seinen einzelnen Fransen
zum Teil bis an die Hüften. Mu-Berek leckte sich über die Lippen. Ihr Hüfte war ebenfalls nur
von einem Band Seide verhüllt, aber er war sich sicher, dass es sehr fest saß um beim Tanz
nicht zuviel zu enthüllen.
„Adjutant? Was kann ich für sie tun?“ flötete Dyszara. Ihr Lächeln war umwerfend wie MuBerek fand. „Darf ich herein kommen? Es geht um eine äußerst wichtige Angelegenheit. Es
wäre nicht ratsam dies auf dem Flur zu erörtern.“ Sie neigte den Kopf leicht nach vorn, trat
zurück und öffnete die Türe ganz. Mu-Berek trat ohne zögern ein.
Hassan blickte von einem nahen Hügel auf die kleine Basis seines Kommandanten. Er hatte
ihn zum Herrn über den ganzen Jemen gemacht und nun betrog er ihn. Hassan hob das
Fernglas und zoomte auf die Basis. Ein heißer Aufwind blies ihm eine Böe Sand ins Gesicht,
aber er tat so, als ob es ihm nichts ausmachen würde. Haltung vor den Untergebenen war ein
wichtiger Faktor. Auch wenn man der Anführer war, musste man sich den Respekt der
Truppen erst verdienen.
Die Luft flimmerte in der Hitze, aber es war deutlich zu sehen, dass sich sein Kommandant
ein sehr schönes Haus gebaut hatte. Hassan hatte die Geldflüsse überprüft. Sein Verdacht der
Untreue hatte sich nicht bestätigt. Er verzog sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse. Sein
Untergebener hatte Gelder von Kasian erhalten. Das war also der Dank für seine
Großzügigkeit ihn über den Jemen herrschen zu lassen. Hassan lies das Fernglas sinken und
drehte sich um. Hinter ihm standen zehn seiner besten Elitesoldaten. Seine Leibgarde. Sie
nannten sich selbst die Horus Garde. Den Grund für die Wahl des Namens hatten sie ihm nie
genannt, aber Hassan vermutete, dass sie sich von dem Götterstreit zwischen Horus und Seth
inspirieren ließen. Trotz ihres Namens waren sie doch in den typischen Uniformen der
Bruderschaft gekleidet. Aber sie lehnten es ab die Wüstentarnfarben zu tragen. Sie kleideten
sich immer in schwarze Uniformen und verzichteten sogar auf die roten Rangstreifen an
Kragen und Schulter.
Hassan winkte sie zu sich. Er zeigte auf die Basis im Tal. „Er hat uns verraten. Doch jetzt ist
der Zeitpunkt der Vergeltung gekommen!“ Hassan zog seinen Datenblock aus dem Gürtel und
kontrollierte Daten der Basis im Tal. „Er ahnt wohl, dass wir kommen. Ich möchte dieses
Basis weiterhin nutzen, nur der Verräter soll büßen!“ Der Leutnant der Horus Garde nickte.
„Wir werden ihn zu Euch bringen.“ Hassan lächelte kalt. „Lasst ihn unverletzt. Ich habe eine
ganz besondere Überraschung für ihn.“ Der Leutnant neigte den Kopf. „Wie ihr wünscht.“
Dann drehte er sich zackig um und hob die Hand. Er ging auf den großen Transporter von
Hassan zu und seine Soldaten folgten ihm.
Es dauerte keine zwanzig Minuten, da hatten sie sich in die Basis eingeschlichen. Bisher
hatten sie keine Wache töten müssen. Zweimal waren sie auf Wachposten gestoßen, aber
gezielte Schüsse aus dem Toxingewehr machten sie für die nächsten Stunden unschädlich. Seite 116
Der Leutnant hatte sich mit vier seiner Männer eingeschlichen. Die restliche Garde wartete
außerhalb der Basis um bei einem Fehlschlag eingreifen zu können. Der Leutnant spähte um
eine Ecke und fand eine weitere Wache vor. Schnell zog er sich wieder zurück. Er war stolz in
der Horus Garde zu dienen. Erst vor einigen Wochen hatte man ihn befördert und ihm ein
Kommando unterstellt. Ihre Tradition reichte weit zurück. Über 20 Jahre. Nur wenige konnten
aus dieser Zeit noch berichten, aber die wenigen Großmeister der Garde behaupteten, dass
ihre Lehrer die letzten Kerubim gewesen seien. Der Leutnant wollte dieser Tradition alle Ehre
machen. Eines Tages würden sie, ähnlich den Kerubim, dem neuen, alleinigen Anführer der
Bruderschaft beistehen. Er fragte sich ob es vielleicht doch noch Kerubim geben konnte, aber
für solche Gedanken hatte er jetzt nicht die Zeit. Er zog seine Toxinpistole aus dem Holster.
Bisher hatten sie alle Wachen aus der Distanz unschädlich machen können. Dieses Mal
musste es aus nächster Nähe geschehen.
Er spannte seine Muskeln und atmete noch einmal scharf ein. Nach zwei Sekunden
Anspannung sprang er um die Ecke und hob die Pistole. Die Wache reagierte kaum auf die
Gefahr. Viel zu schnell steckte in seinem Hals ein kleines Geschoss und die Wirkung des
Toxins entfaltete sich. Noch halb in der Drehung zu dem Leutnant knickten seine Beine ein
und er fiel mit erstaunten Augen zu Boden.
Der Leutnant lud die Pistole neu. Sein Kommando war ihm gefolgt und deckten seinen
Rücken. Sie hatten jetzt fast das Haus erreicht. Der Anstrich war neu und auch der Vorgarten
schien gerade erst angelegt. Der Leutnant schüttelte den Kopf über solche Verschwendung.
Allein das Wasser für den Garten würde auf einem Feld viel nützlicher sein. Er sondierte noch
einmal das Gelände. Das Areal um das Haus schloss sich direkt an die kleine Basis an. Von
ihrem Standort konnten sie sich dem Haus unbemerkt nähern. Er gab seinem Kommando
Handzeichen und lief los. Kaum zehn Sekunden später waren sie über die kleine Gartenmauer
und hinter einer Anzahl Büschen verborgen.
Ihre Zielperson sollte unbeschadet bleiben. Also pirschten sie sich an das Haus heran. Ein
Anschlag wäre sicherlich leichter gewesen, aber dies war zumindest eine Herausforderung.
Der Leutnant näherte sich einer kleinen Veranda, zwei Wachen standen am Fuß der schmalen
Treppe und beobachteten die Umgebung. Das Kommando hinter den Büschen schienen sie
nicht zu bemerken. Auf der Veranda selbst saß die Zielperson und trank Tee.
Der Leutnant zeigte ein schmales Lächeln und bedeutete seinem Scharfschützen die zwei
Wachen auszuschalten. Zweimal war ein leises Plopp zu hören, dann brachen die Wachen
zusammen. Die Zielperson verharrte kurz und schaute erstaunt auf die Wachen, dann sprang
sie auf. Aber es war bereits zu spät. Der Leutnant stand bereits auf dem Absatz der Treppe
und hob die Pistole. Er lächelte und sagte: „Ich habe eine Einladung zu überbringen und ich
bin mir sicher sie schlagen sie nicht aus!“
Mu-Berek hatte sich auf dem Platz von Hassan nieder gelassen. Heute gebührte ihm diese
Ehre. Er schüttelte unwillkürlich den Kopf. Manchmal fragte er sich, wofür sich Hassan hielt.
Für einen Gott? Der Respekt und die Verehrung die man ihm teilweise entgegenbrachte waren
übertrieben. Vor allem aber standen sie im grotesken Gegensatz zu dem Theater, welches
sich hier gerade abspielte.
Er war der Gastgeber für eine kleine Schar von Speichelleckern und Arschkriechern. Sie alle
tanzten auf dem glatten Parkett der Machtspiele am Palast. Heute versuchten sich eben diese
Leute bei ihm einzuschmeicheln. Schließlich wusste man nie was die Zukunft brachte. Er
lächelte verschlagen und nickte einem weiteren eintreffenden Gast zu. Er persönlich würde es
vorziehen, dass sie traditionell auf Kissen am Boden speisten, aber im Palast war es üblich
nach westlicher Manier an einer langen Tafel zu speisen. Mu-Berek akzeptierte dies.
Schließlich wurde die Tafel nach dem Essen weggetragen und Diener machten Platz für die
Tanzfläche. Seite 117
Mu-Berek beobachtete seine Gäste. Sie schüttelten Hände. Jeder hatte ein besonders
herzliches Lächeln für seinen Gegenüber übrig. Er lies seine Blicke schweifen und fand
schließlich seinen speziellen Gast. Gregor stand abseits und sprach mit einem der wenigen
ausländischen Diplomaten. Offensichtlich ging der Junge in der Rolle des Diplomaten auf.
Sein Gegenüber lauschte ihm gespannt. Vielleicht würde sein Plan doch schwerer
durchführbar sein als erwartet. Er klatschte zweimal in die Hände und forderte damit die
Gäste auf Platz zu nehmen.
Er stand auf und räusperte sich. „Meine Freunde und Verbündete. Liebe Gäste. Ich begrüße
sie nochmals im Namen von Hassan. Er lässt ihnen die besten Wünsche überbringen. Leider
ist er verhindert. Es gibt gewissen Angelegenheiten im Jemen, die seine Aufmerksamkeit
verlangen. Daher werde ich heute als ihr Gastgeber fungieren.“ Er machte eine kurze Pause
und lächelte in die Runde. „Genießen sie das Bankett. Ich danke ihnen.“ schloss er und setzte
sich wieder. Ein kurzer Applaus erklang, dann trugen die Diener auch schon den ersten Gang
auf.
Gregor hatte sich so einen Empfang komplizierter vorgestellt. Aber sein erstes Gespräch mit
den sogenannten Diplomaten war relativ gut über die Bühne gegangen. Natürlich war es nicht
viel mehr als ein Austausch von Höflichkeit gewesen, aber dennoch hatte Gregor den
Diplomat dazu bewegen können, nicht nur mit Hassan Kontakt aufzunehmen. Er hatte die
Vorstellungen seines Vaters geschildert, wie die Bruderschaft weiter vorgehen sollte. Der
Diplomat schien nach den Erfolgen der Koalition um Kasian schon geschwankt zu haben.
Schließlich lies er sich überzeugen, nicht nur mit Hassan Gespräche aufzunehmen. Er
versprach auf seiner Rückreise nach Russland einen Abstecher zu Kasian zu machen.
Gregor war mit sich zufrieden. Er lies sich das gebratene Hammelfleisch schmecken. Er hatte
keine Ahnung, was für Beilagen das Fleisch dekorierte, aber sie schmeckten ebenfalls
vorzüglich.
Das Bankett zog sich hin und immer neue Speisen wurden aufgetragen. Gregor hatte schon
längere Zeit aufgehört zu essen, aber es schien immer noch Gäste zu geben, welche kräftig
zugriffen. Gregor dagegen versuchte sich mit ein wenig Small Talk. Sein Nachbar ging
allerdings nicht voll darauf ein. Er berichtete nur, dass er sich besonders auf die Vorstellungen
im Anschluss freue. Gregor hatte keine Ahnung was damit gemeint war. Erst als das Essen
beendet war und Diener die lange Tafel aus dem Saal trugen, dämmerte ihm, was nun folgen
würde. Eine große Anzahl Gäste schienen nur wegen diesem Programmpunkt gekommen zu
sein. Zumindest schien das aus ihren Gesprächen hervor zu gehen. Die Diener brachten große
weiche Kissen herein und reichten jedem Gast eines davon. Nachdem sie sich niedergelassen
hatten, trugen die Diener Tee und Wasserpfeifen herein. Gregor musste unwillkürlich an
einige Partys seiner Clique denken und lächelte. Aber natürlich wurde hier nur Tabak
geraucht. Ganz sicher war sich Gregor aber nicht. Er beugte sich zu seinem Nachbarn und
fragte nach dem Grund des ganzen Aufwandes. Dieser lächelte nur und hieß in noch einen
Moment abzuwarten.
Plötzlich wurde das Licht gedämpft, ein Vorhang hob sich und Musiker kam zum Vorschein.
Sie begann sofort zu spielen. Zuerst leise, dann mit der Zeit etwas lauter. Handtrommeln
gaben den Grundrhythmus an. Eine Art von Flöte gab die Melodie. Es war eine seltsame
Musik. Gregor hatte solche Musik bisher nur aus dem Fernseher gekannt. Doch alle Blicke
richteten sich nicht auf die Musiker sondern auf einen weiteren Vorhang neben den Musikern.
Der Vorhang schien sich in der Musik zu wiegen. Doch dann zeichnete sich durch den
Vorhang eine Person ab. Sie bewegte sich in der Musik und glitt an dem Vorhang entlang.
Die Musik wurde etwas lauter und rhythmischer. Die Trommel traten in den Vordergrund und
steigerten die Spannung. Schließlich glitt aus einer Falte im Vorhang ein langes Bein. Gregor Seite 118
hob die Augenbraue. Sein Nachbar stieß in nur lachend an und flüsterte ihm zu jetzt genau
aufzupassen.
Eine junge Frau kam langsam zum Vorschein. Sie bewegte ihre Hüften im Takt der Musik.
Gregor lächelte. Ein Bauchtanz also.
Die Frau wiegte sich mit dem Flöte und schien geradezu in der Musik zu schwimmen.
Langsam machte sie einen Schritt nach dem anderen und tanzte in die Mitte des Saales. Erst
jetzt tauchte sie richtig in das spärliche Licht. Gregors Kinn klappte schlicht nach unten.
Die Frau hatte ein blaues Band aus Seide um ihren Körper geschlungen und verhüllte sich so
geschickt. Sie zeigte viel Haut und in ihrem Bauchnabel glänzte ein kleiner silberner Ring.
Die verhüllten Stellen ließen viel Platz für Phantasien, stellte Gregor fest. Der Schleier der in
ihre langen schwarzen Locken geflochten war, unterstrich dies nur zusätzlich.
Sie bewegte sich mit voller Hingabe und wirbelte nun zu einer schnelleren Musik umher. Oft
verweilte sie vor einem der Gäste. Es schien in diesem Moment als ob sie sich nur für jenen
Gast bewegte. Die Hüften kreisten vor den Köpfen der Gäste und ließen sie schließlich
begeistert zurück. Auch vor Gregor machte die betörende Tänzerin halt. Länger als bei den
anderen Gästen wiegte sie sich vor ihm und lächelte in an. Als sie sich schließlich umdrehte
fühlte sich Gregor sehr flau.
Mu-Berek beobachtete das Schauspiel und lächelte versonnen. Sie machte ihre Sache gut. Als
Tänzerin war sie unschlagbar. Hoffentlich würde sie auch seine restlichen Erwartungen
erfüllen. Sie hatte hohe Forderungen gestellt für die Dienste die er ihr aufgetragen hatte, aber
er hatte keine Wahl. Das hatte sie schnell erkannt.
Er grübelte über seine Lage nach. Der Einsatz in den Kongo stand bevor. In drei Tagen
würden sie aufbrechen. Bis dahin musste er verwertbare Informationen gefunden haben. Sein
Leben war ihm lieb und teuer. Nein, er würde Erfolg haben, auf die eine oder andere Weise.
Hassan würde ihn weiterhin als Adjutanten behalten.
Er nickte den Musikern zu und beendete so die Darbietung. Tosender Applaus war die Folge.
Mu-Berek grinste zufrieden und wies die Diener an die Teegläser der Gäste nachzugießen.
Die Tänzerin hatte ihn wirklich betört. Gregor fühlte wie sein Bauch Luftsprünge vollzog.
Immer noch war der Empfang nicht zu Ende. Man war wieder zu Einzelgesprächen
übergegangen. Auch ein paar kleine Gruppen fanden sich zusammen. Die aktuelle Politik in
der Bruderschaft bestimmte wieder alles Denken. Gregor stand etwas abseits und beobachtete
die Menge. Nur selten konnte er ein paar Gesprächsfetzen aufschnappen. Die Afrikaner
dachten offensichtlich darüber nach sich nicht länger Hassan zu unterstellen. Zumindest
forderten sie Zugang zu den neuen Tarnfeldern, welche die K- Koalition einsetzte. Gregor
lächelte. Natürlich würde sich sein Vater hüten, ihnen diese Technologie zu übergeben. Nicht
ohne gewisse Versicherungen und was noch wahrscheinlicher war, ein Angriff auf Hassan.
Für seinen Vater schien sich selbst hier, im Herzen des Feindeslandes einiges sehr positiv zu
entwickeln. Gregor lehnte sich gegen einen der großen Säulen des Saales und trank ein weites
Glas Tee. Ihm wäre ein Bier lieber gewesen, aber bei seinem Ausflug in die Stadt hatte er
begriffen warum die Bevölkerung hier lieber keinen Alkohol trank. Bier und eine halbe
Stunde Sonne konnten einen hier regelrecht umhauen.
Während Gregor seinen Blick durch den Saal schweifen lies trat einer der Diener auf ihn zu.
Er verneigte sich. „Verzeihen Sie Herr. Sind Sie Gregor Panterre?“ Gregor schaute etwas
überrascht und nickte. „Ja, worum geht es?“ Der Diener lächelte. „Eine Dame am Hof hat mir
aufgetragen ihnen eine Botschaft zu überbringen.“ Er drückte Gregor einen Zettel in die
Hand, dann verneigte er sich kurz und verschwand wieder. Gregor schaute erstaunt auf den
Zettel in seiner Hand. Eine schöne Handschrift hatte dort einige Zeilen hinterlassen. Seite 119
Sie haben mehr von mir gesehen als ich von Ihnen. Ich glaube aber wir könnten das ändern.
Um Mitternacht werde ich im östlichen Garten auf sie warten.
Dyszara

Gregor las den Zettel noch ein Mal und dann ein drittes Mal. Dann lächelte er und verließ den
Festsaal. Er wollte sich ein wenig frisch machen bevor er dieses Date hatte.
Mu-Berek verabschiedete sich gerade von seinen letzten Gästen. Nur wenige übernachteten
im Palast und so war der Empfang relativ früh beendet. Zufrieden mit dieser zur
Schaustellung von Hassans Reichtum begab er sich in sein Büro. Noch immer gab es offene
Fragen bei der Planung des Kongo Einsatzes. Mu-Berek plante dieses Einsatz besonders
sorgfältig. Schließlich war ihm sein Leben lieb und teuer. Seitdem Hassan den Gerüchten der
vier Tafeln von NOD nachging hatte es viele Fehlschläge gegeben. Doch seit einiger Zeit
schien man sich auf einer heißen Spur zu befinden. Alte Datensätze in verschiedenen
Speichern auf der Welt berichteten von einer Basis im Bergdschungel des Kongo. Kane selbst
soll diese Basis vor dem Afrikafeldzug eingerichtet haben. Doch nach der Niederlage bei
Sarajevo war das Signal aus der Basis abgebrochen. Außer einigen ungenauen
Beschreibungen war offensichtlich nichts geblieben. So entstanden die wildesten Gerüchte.
Einige sahen darin das geheime Versteck Kanes. Andere vermuteten dort die vier großen
Tafeln der Bruderschaft. Die Niederschriften von Kanes Worte aus vergangener Zeit. Einige
glaubten diese Tafeln wären die Sicherheit Kanes gewesen, da er gewusst hatte, dass er als
Märtyrer sterben würde. Seinen Nachfolgern hatte er angeblich auf diesen Tafeln
Anweisungen hinterlassen. Es gab auch eine Fraktion die behauptete diese Basis wäre die
wahre Hand von NOD. Der Prototyp einer neuen Version ihrer alten Ausbildungscamps.
Vielleicht eine Anlage um Truppen zu klonen. Die ultimative Geheimwaffe gegen die GDI.
Das Vermächtnis Kanes.
Hassan war allen diesen Gerüchten nachgegangen. Sollte sich nur eines dieser Gerüchte
bewahrheiten, musste Hassan die Geheimwaffe oder diese Tafeln besitzen. Im Kampf um die
Macht in der Bruderschaft zählte jeder Erfolg. Im Laufe der Suche hatte Hassan zwei der
Tafeln gefunden. Damit bestätigte sich eines Gerüchte im Prinzip. Aber die Wissenschaftler
hatten es nicht geschafft sie zu entschlüsseln. Nun war eine dritte Tafel aufgetaucht. Kasian
hatte sie an sich gebracht und sogar damit begonnen sie zu entschlüsseln. Offensichtlich hatte
er neue Programme in das Cabal-Netzwerk übertragen und so die Leistungsfähigkeit
gesteigert. Aber nur seine Anhänger hatten Zugang zu diesen besonderen Ressourcen. MuBerek stellte sich immer wieder die Frage wie er das wohl bewerkstelligt hatte. Aber selbst
ohne den Zugriff schien das Cabal-Netzwerk in der Leistung gewachsen. Der Computer
begann die einzelnen Computerkerne zusammen zu schalten um so besser arbeiten zu können.
Mu-Berek war höchst erfreut und gab die letzten Befehle für den Einsatz. Nun war die
Planungsphase abgeschlossen. Sobald Hassan zurückkehrte würde die Mission beginnen. Er
rieb sich das müde Gesicht und schaltete die Videoüberwachung ein. Einige Szenen sollte er
vielleicht noch beobachten. Man wusste nie wozu die Vorlieben der einzelnen Bewohner des
Palastes zu gebrauchen waren.
Dyszara kämmte sich ihre Haare und musterte sich dabei im Spiegel. Bald würde sie sich zu
ihrem kleinen Treffen aufmachen. Endlich konnte sie es schaffen. Mu-Berek hatte ihr die
Möglichkeit eröffnet, einen Fluchtweg zu finden, sollte sie es schaffen, die gewünschten
Informationen zu beschaffen. Sie legte den Kamm beiseite und zog mit einem Lippenstift ihre Seite 120
Lippen nach. Sie wählte extra den Lippenstift aus, welcher ihr feuchte Lippen verleite. Der
Bursche, mit dem sie sich treffen sollte würde sicherlich darauf anspringen. Dyszara war froh,
dass ihre Zielperson wenigstens gut aussah. Wie hasste sie es doch die meist alten und fetten
Kerle zu becircen um ihnen etwas wertvolles zu entlocken. Sie schüttelte sich bei der
Erinnerung, was sie dafür schon alles getan hatte. Vermutlich war der Bursche auch nicht
pervers, wie die alten Kerle. Ein weiter Pluspunkt. Sie lächelte Testweise in den Spiegel und
machte sich bereit zum gehen.
Gregor war nervös. Er hatte eine frische Uniform angelegt und sich mindestens zehn Minuten
im Spiegel betrachtet bevor er aus dem Quartier aufgebrochen war. Nun ging er unsicher über
den Flur in die Richtung des östlichen Gartens. Natürlich war er geschmeichelt, dass ihn
jemand zu so einem Treffen lud, aber eine innere Stimme in ihm verstummte nicht. Er hatte
ein ungutes Gefühl. Konnte es eine Falle sein um ihn aus dem Weg zu schaffen. Kurz hielt er
inne und überdachte diese Option. Sicherlich würde so ein Vorfall zum offenen Konflikt
zwischen den beiden großen Machtblöcken kommen. Das würde Hassan sicherlich nicht
riskieren wollen. Gregor zuckte die Achseln. Er wollte es einfach darauf ankommen lassen.
Als er den Garten erreichte, war er leer. Die kleine Anlage war im Grunde nicht mehr als eine
rechtwinkliger Innenhof den man bepflanzt hatte. Aber die Gärtner hatten ihr ganzes Können
eingesetzt und die Illusion eines großen Gartens geschaffen. Die Luft war kühl, als Gregor auf
den kleinen Kiesweg trat. Die Öffnung über dem Garten lies den Blick auf den schwarzen
Nachthimmel zu. Vereinzelt blitzen Sterne durch die Dunkelheit. Der Mond bildete eine
schmale Sichel am Himmel und beschien den Garten ein wenig. Gregor wanderte über den
kleinen Kiesweg auf einen Pavillon zu. Erst als er kurz vor der Treppe stand, entdeckte er eine
Gestalt im Inneren des Pavillon.
Langsam und etwas nervös ging er auf die Gestalt zu. Nach kurzer Zeit hatte ihn auch die
Gestalt entdeckt und richtete sich ein wenig auf. Gregor lächelte erstaunt als er die Gestalt als
die Tänzerin wiedererkannte. „Gregor, schön dich zu sehn. Ich wusste du würdest kommen.“
Sie lächelte und nahm seine Hand. Gregor schaute verwirrt. „Nun, bei dieser Einladung fällt
es schwer widerstehen.“ Sie zog ihn in den Pavillon und schob ihn auf einen der Sitzbänke.
„Du bist die Tänzerin von heute Abend nicht wahr?“ Sie nickte und schenkte ihm ein weiteres
Lächeln. „Ja die bin ich. Mein Name ist Dyszara,“ antwortete sie. „Woher kennt du meinen
Namen?“ wollte Gregor wissen. Sie nahm seine Hand in ihre und streichelte sie. „Ich habe die
Diener gefragt. Du hast mir gefallen. Was machst du bei diesen Empfang von schleimigen
Diplomaten?“ Er schaute etwas verlegen zu Boden. „Ich glaube ich gehöre eben zu diesen
schleimigen Diplomaten,“ antwortete er. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Das glaube ich
nicht. Die Diener haben gesagt, dass viele Gäste über dich als Soldaten gesprochen haben.“ Er
nickte langsam. „Na ja, ich bin eigentlich noch Rekrut, aber mein Vater hat mich an den Hof
geschickt.“ Leises Keuchen war die erste Antwort. „Dann stimmt es also? Du bist der Sohn
von Kasian?“ Gregor lächelte matt. „Ja bin ich.“
Dyszara streichelte weiterhin seine Hände. „Du gefällst mir trotzdem. Du passt nicht zu
diesem Hof.“ Gregor schaute ihr in die Augen. „Du aber auch nicht. Warum tanzt du hier?“
Es schien ihm so, als ob er gerade einen wunden Punkt getroffen hätte, denn sie schaue abrupt
weg. Nach einer Sekunde des Schweigens antwortete sie. „Man hält uns hier gefangen. Wir
sind praktisch Hassans Harem.“ Gregor schaute nachdenklich drein. „Das ist ja Schrecklich!“
Dyszara nickte langsam. „Wir können den Palast nicht verlassen. Wir leben wie in einem
goldenen Käfig.“
Plötzlich schmiegte sich Dyszara an Gregors Schulter. Er schaute zuerst überrascht, legte
dann aber einen Arm um sie, als sie leise zu schluchzen anfing. „Warum bist du zu mir
bekommen? Nur weil ich dir gefalle?“ Mit wässrigen Augen schaute zu ihm auf. „Ich weiß
nicht genau.“ Sie stockte und begann wieder leise zu schluchzen. „Du erschienst du mir Seite 121
irgendwie anders.“ Ein weitere Schluchzer entfuhr ihr. „Vielleicht suche ich nur jemanden in
diesem Hof, der in mir nicht nur die Tänzerin sieht.“
Sie schwiegen lange. Gregor streichelte sie langsam und zärtlich. Zuerst das Haar, dann die
Arme und das Gesicht.
Mu-Berek beobachtete die Szene im Garten genau. Leider gab es für den Garten keine
Mikrophone. Leise verfluchte er seine Nachlässigkeit bei der Nachrüstung des
Aufzeichnenssystems. Trotzdem schien ihm, als ob Dyszara ihre Sache gut machte. Schnell
hatte sie an ihn geschmiegt und er begann sie zu streicheln. Mu-Berek lies ein breites Grinsen
sehen und gab dann dem Computer die Anweisung die Personen zu verfolgen. Er musste sich
etwas ausruhe. Der Tag war sehr lang gewesen. Die restlichen Aufzeichnungen würde er sich
morgen in aller Ruhe ansehen.
Gregor öffnete die Türe zu seinem Quartier. Dyszara hatte nicht länger im Garten bleiben
wollen, als zwei Palastwachen dort routinemäßig ihren Kontrollgang beendeten und eine
Pause einlegten. Aber sie wollte auch nicht zurück in ihr Quartier. Sie sagte, dort würde
sicherlich einer der Gäste des abendlichen Festes auf sie warten. Gregor hatte ihr also
angeboten sie erst mal in sein Quartier mit zu nehmen. Er führte sie hinein und begab sich
kurz ins Bad um sich die Hände zu waschen. Während er seine Hände unter das kühle Wasser
hielt, betrachtete er sich im Spiegel. Er schnaufte lautstark und erfrischte sich mit einem
Schub Wasser ins Gesicht.
Als er wieder aus dem Bad kam fand er Dyszara zuerst nicht. Erst als er seinen Blick
nochmals durch das Zimmer schweifen lies, fand er sie. Sie lag ausgestreckt auf den großen
Bett. Gregor blinzelte kurz bevor er erfasste wie sie dort lag. Während er im Bad gewesen
war, musste sie sich entkleidet haben. Nun räkelte sie sich auf dem großen Bett. „Ich glaube
ich möchte heute Nacht bei dir bleiben,“ sagte sie und lächelte ihn an. Gregor zog eine
Augenbraue hoch und ging auf sie zu.
Es war spät, aber Hassan war hellwach. Sein „Gast“ war sehr ungehalten gewesen. Seine
Einladung hatte er allerdings nicht ablehnen können. Würde die Horus Garde Geschenke
annehmen, so würde Hassan sie ihnen jetzt gewähren. Aber sie waren bescheiden und das
schätze er an ihnen sehr. Sein „Gast“ und ehemaliger Kommandant war nicht so bescheiden
gewesen. Nun würde er seine gerechte Strafe erhalten. Hassan ging vor dem Zelt der
Chirurgen auf und ab. Bald würde er die Ergebnisse der Forschungen von Angesicht zu
Angesicht beurteilen können.
Wie aufs Stichwort traten die Wissenschaftler und Chirurgen aus dem Zelt. „Sir, wir haben
ihn fertiggestellt.“ Hassan nickte nur und drehte sich zu einer Konsole neben dem Zelt um.
Ein neues Signal wurde nun von der Konsole eingefangen. Hassan gab einige Befehle und
übertrug sie. Gespannt beobachtete er das Zelt. Kurz darauf schob sich am Eingang die
Zeltplane zur Seite und ein großer Soldat stampfte nach draußen. Die rechte Hand war durch
eine Waffe ersetzt worden. Ein schwere Brustpanzer war mit dem Körper verschmolzen und
machte die Gestalt noch massiger. Durch die Uniform konnte man sehen, dass auch Arme und
Beine nicht mehr gänzlich aus Fleisch und Blut bestanden. Dicke Adern bestehend aus
Kabeln und Hydraulik durchzogen den Körper. Der Kopf war auf einer Seite durch eine
Metallprothese ersetzt. Ein rot glimmendes Auge stach aus dem Metall hervor. Der Soldat
stampfte auf die Konsole zu. Seine mechanische Stimme begann zu sprechen: „Erwarte Input,
Sir!“ Hassan klatschte die Hände. „Gratulation meine Herren,“ sagte er zu den
Wissenschaftlern gewandt. Schnell drehte er sich wieder um und ein kaltes Lächeln durchzog
sein Gesicht. „Nun, was halten sie von ihrer neuen Aufgabe mein lieber Kommandant? Sie
sind sicher stolz darauf, mein erster Cyborg zu sein, oder nicht?“ Der Cyborg starrte nur ins
Leere und einige seiner Geräte summten leise. Hassan lachte leise. „Meine Herren, bitte Seite 122
nehmen sie noch ein paar Feineinstellungen vor. Für einen Feldeinsatz sind seine Implantate
noch etwas zu geräuschvoll. Wenn sie das geschafft haben, dann beginnen sie mit der
Serienfertigung.“ Die Wissenschaftler machten sich eiligst an die Arbeit, während Hassan das
Zeltlager neben der ehemaligen Basis seines ersten Cyborgs verließ und in seinen Transporter
stieg.
Gregor fluchte innerlich, als er bemerkte, dass er gestern Nacht nicht die Fensterläden
geschlossen hatte. Es war kurz nach Sonnenaufgang und schon schien ihm die Sonne direkt
ins Gesicht. Unglaublich, dachte Gregor, da baut jemand so ein prunkvolles Zimmer und stellt
das Bett genau in den Einfallswinkel der Morgensonne. Er drehte sich etwas aus dem
Sonnenstrahl und stieß auf einen anderen Körper. Gregor blickte lächelnd auf den zarten
Körper von Dyszara und legte einen Arm auf sie, um ihre zarte Haut zu streicheln. Im Grunde
wusste er gar nicht mehr, wie es dazu gekommen war, aber nun war er keine Jungfrau mehr.
Sie hatte schnell bemerkt, dass er in manchen Dingen noch kaum Erfahrung hatte, aber sie
verstand es dies wett zu machen. Während er sie so zärtlich streichelte begann auch sie zu
erwachen.
„Guten Morgen,“ flüsterte sie leise. „Gut geschlafen?“ Er grinste breit. „Wie ein Stein.“ Sie
schmiegte sich an ihn und döste noch ein Weile. Erst eine halbe Stunde später regte sie sich
wieder. „Gregor?“ Er drehte den Kopf zu ihr und schaute ihr in die Augen. „Was?“ Sie holte
kurz Luft. „Wird dein Vater Hassan angreifen?“ Überrascht schaute er sie an. „Warum fragst
du das?“ Sie schaute verlegen auf die Bettdecke. „Ich dachte, vielleicht würdest du dann
kommen und mich aus diesem Gefängnis befreien.“ Sie schaute ihn wieder an und ihre Augen
schienen ein wenig wässrig. Gregor streichelte sie und schaute ihr in die dunklen Augen. „Ich
werde dich hier raus holen. Ganz sicher. Aber mein Vater wird deswegen sicherlich keinen
Krieg gegen so einen mächtigen Gegenspieler beginnen.“ Er lächelte matt. „Aber mir wird
schon etwas anderes einfallen.“ Sie sah nachdenklich aus und spielte mit einer ihrer
Haarsträhnen. „Ich habe einmal gehört dein Vater würde eine der legendären Tafel Kanes
besitzen. Wird er die Prophezeiung Kanes verkünden?“ Gregor zuckte die Achseln und setzte
sich auf. „Ich weiß es nicht. Als ich meine Ausbildung begonnen habe, da stand die Tafel
meistens bei uns in einem Saal. Mein Vater sammelte Gegenstände aus der frühen Zeit der
Bruderschaft. Ich glaube nicht das er damit etwas anfangen kann.“ Dyszara schüttelte den
Kopf. „Vorgestern habe ich gehört wie einer der Soldaten erzählt hat, dass dein Vater die
Tafel entschlüsseln lässt.“ Gregor schaute überrascht. „Ist wohl ne Menge passier, seit ich
weg bin. Aber ich glaube nicht, dass es viel bringen wird, diese Schrifttafel zu übersetzen.
Hassan hat doch auch zwei Tafeln oder? Zumindest habe ich das gehört.“ Sie nickte und
schob sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Ja, ich glaube er hat sie, weiß aber damit
nichts anzufangen. Aber las uns nicht von solchen Dingen reden. Ich habe eine bessere Idee.“
Sie lächelte und räkelte sich. Dann schlängelte sie sich auf Gregor und begann ihn zu küssen.
Mu-Berek beobachtete die Szene wieder in seinem kleinen Büro. In Zukunft sollte er sich
angewöhnen mehr zu schlafen. Aber die Aussicht auf den Fehlschlag der Kongo Mission lies
ihn wach bleiben. Albträume hatten die Nacht über geplagt. Schließlich hatte er sich
entschlossen wieder an die Arbeit zu gehen. Nach einem heißen Mokka und einer
Viertelstunde Schmökern in der „Brotherhood Post“ hatte er sich an seinen Schreibtisch
gesetzt. Die Videoüberwachung war die ganze Nacht gelaufen. Schnell spulte er die Nacht
durch. Der Computer hatte mögliche interessante Stellen markiert. Zumeist war nichts
verwertbares dabei. Erst als sie das Quartier betraten schaltete er auf normale
Geschwindigkeit. Schnell stellte er fest, Dyszara ging die Sache wie ein Profi an. Mu-Berek
beobachtete zuerst amüsiert Panterre, aber schließlich spulte er weiter. „Nichts!“ stieß er
hervor. Er fluchte leise und schaltete die Echtzeitüberwachung ein. Seine Laune besserte sich
schlagartig, als er beobachtete wie Panterre erwachte. Vielleicht ergab sich doch noch etwas. Seite 123
Für dieses Quartier hatte er auch ein Mikrophon installiert und so könnte nicht nur sehen,
sondern auch hören. Etwas, was ihm bei der Beobachtung des Gartens, letzte Nacht sehr
gefehlt hatte.

Er beobachtete wie auch Dyszara erwachte. Mu-Berek konnte nur hoffe, dass sie noch einen
Plan hatte. Diese Informationen waren wichtig. Er fragte sich, wie weit wohl Kasian mit
seiner Entschlüsselung gekommen war. Gespannt verfolgte er das Gespräch. An wichtige
Geheiminformationen würde Dyszara in dieser kurzen Zeit nicht kommen. Das war ihm klar,
aber er setzte auf ihr Talent, doch noch etwas zu erfahren. Und das tat er auch.
Lange saß er einfach nur da und beobachtete das erneute Liebesspiel der Beiden. Schließlich
schlug er mit der Faust auf den Tisch und stand auf. Keine Informationen. Er wusste nicht
einmal genau was sein Vater mit den Tafeln trieb. Langsam ging er um den Tisch und
betrachtete eine Karte an der Wand. Mit dem Finger tippte er auf den Kongo und flüsterte.
„Dann muss es wohl doch ein Erfolg werden.“
13
Kasian schaute wütend auf die Bilder der Überwachungskameras. Sein Haus war gestürmt
worden. GDI Sonderkommandos waren in das Haus eingedrungen und hatten alles
durchsucht. Sie hatten die geheimen Zugänge nicht entdeckt. Das wunderte ihn nicht
sonderlich. Diese GDI Soldaten mochten gut sein, aber ihm gegenüber waren sie nicht
gewachsen. Kasian stemmte die Hände in die Hüfte und beobachtete die Durchsuchung. Er
hatte sein Hauptquartier in die Zitadelle seiner Hauptbasis verlegt. Leise dankte er Kane
seiner Eingebung das Haus zu verlassen. Die Tiberiumausbreitung hatte doch einige Leute
Misstrauisch gemacht. Die Übersetzter waren immer noch nicht weiter gekommen. Kasian
war nicht erfreut. Seine Spione hatten aus Ägypten schlechte Nachrichten gebracht. Vor
kurzem sollen die Truppen von Hassan eine neue Waffengattung bereitgestellt bekommen
haben. Eine Verschmelzung von Mensch und Maschine. Ein Cyborg Soldat. Schlagkräftiger,
widerstandsfähiger und vor allem gehorchte er immer. Jeglicher eigener Wille war
ausgeschaltet. Aber dies war nicht die einzige schlechte Nachricht. Hassan plante etwas.
Einen neuen Einsatz, so hatte man berichtet. Aber worum es ging, konnte ihm niemand sagen.
Kasian machte sich Sorgen. Die Koalition die er geschmiedet hatte war stark geworden. Nicht
mehr lange und es würde wohl doch zum offenen Konflikt mit Hassan kommen. Der
Schlüssel in diesem Konflikt lag in zwei Punkten. Den unentschlossenen Gruppen im fernen
Osten und der Masse des Volkes. Den NOD Anhängern. Die unentschlossenen Gruppen
konnte man vor allem mit neuer Technologie überzeugen. Aber das Volk musste man anders
gewinnen. Erfolge auf allen Ebenen. Die Tafeln würde der Schlüssel sein, da war er sich
sicher.
Unruhig ging er auf und ab. „Sander, kommen sie mal her,“ rief er. „Sir?“ Der Adjutant trat
an ihn heran. „Ich glaube ich habe meine sumerische Vase im Haus vergessen. Aber sie ist
mir lieb und teuer. Wir sollten diesen GDI Soldaten einmal zeigen, wie schnell die
Bruderschaft zurück schlägt. Selbst wenn es nur um eine Vase geht.“ Er lächelte und drehte
zu den großen Fenstern um, welche den Blick auf die Höhle freigaben, in der die Basis lag.
Sander antwortete erst gar nicht, sondern begann sofort die Befehle auszuführen und einen
Einsatztrupp zusammen zu stellen. Kasian lächelte versonnen während er seine Basis
betrachtete.
Hassan inspizierte den Palast. Solche Rundgänge pflegte er stets nach einer Reise zu machen.
Mu-Berek folgte ihm und berichtete über die letzten Ereignisse. Hassan kontrollierte gerade
das Waffenlager des Palastes. Bedächtig spielte er mit einer großen Patrone und drehte sich zu
Mu-Berek. „Sie haben also jemanden auf Panterre angesetzt?“ Der Adjutant nickte eifrig. „Ich Seite 124
dachte es könnte wertvolle Informationen zu Tage fördern. Aber er scheint gut ausgebildet zu
sein.“ Hassan zog eine Augenbraue in die Höhe und lächelte kalt. „Hat er sich so gut
geschlagen?“ Mu-Berek wurde nervös. Diese Befragung ging ihm viel zu sehr ins Detail.
Kleine Schweißperlen begannen sich auf seiner Stirn zu bilden. Unbewusst zupfte er sich am
Kragen seiner Uniform. „Auf dem Bankett hat er als Diplomat brilliert. Trotz seiner
Unerfahrenheit schien er keine Probleme zu haben.“ Hassans Lächeln verschwand. „Wer
waren seine Gesprächspartner?“ Mu-Berek runzelte die Stirn. „Ich kann das nachprüfen
lassen.“ Hassan nickte. „Und was ergaben nun ihre Nachforschungen?“
Mu-Bereks säuerliche Miene sprach Bände. Hassan aber wartete gelassen auf eine Antwort,
ohne damit aufzuhören die Patrone zwischen den Fingern kreisen zu lassen. „Nun Sir, mein
Spion hat versucht Panterre über die Tafel seines Vaters auszufragen. Aber er tat so als wüsste
er nichts.“ Mu-Berek zupfte sich erneut am Kragen. Hassan legte die Patrone zur Seite und
setzte seinen Rundgang fort. „Schade, ich dachte es würde sich etwas ergeben. Nun wir
werden sehen was sich aus der Expedition in den Kongo ergibt. Panterre soll ein guter Soldat
sein. Ich denke er wird eine Hilfe sein.“ Er steuerte den nächsten Raum an und hielt vor
einigen Kisten mit Gebrauchsgütern an. „Mu-Berek?“ Der Adjutant eilte schnell herbei.
„Sir?“ Hassan deutete auf eine leere Stelle im Lagerraum. „Wurden wirklich zehn Kisten
während meiner Abwesenheit verbraucht?“ Wieder zog er eine Augenbraue hoch und schaute
seinen Adjutant fragend an. Mu-Berek wurde ganz übel. Er begann zu stottern und zerrte an
seinem Kragen. „Oh äh Sir, ich denke nicht. Auf meiner Liste stehen vier Kisten. Ich werde
das überprüfen.“ Hassan nickte und winkte seinen Adjutanten weiter. „Sie sollten so etwas in
Zukunft früher entdecken,“ bemerkte er. „Natürlich, Sir! Wird nie wieder vorkommen,“
antwortete Mu-Berek. Er schwitzte inzwischen richtig. Seine Uniform fühlte sich klebrig an
und von seinen Schläfen rann der Schweiß.
Hassan steuerte sein Lieblingszimmer an. Während er die Palastwachen ihn ehrfurchtsvoll
grüßten und ihm die Türe öffneten, schien Hassan nur Augen für den Taktiktisch zu haben.
„Ich glaube ich bringe mich erst einmal auf den neusten Stand,“ murmelte er und winkte
wieder nach Mu-Berek. „Ist die Expedition vorbereitet?“ Mu-Berek lächelte und entspannte
sich etwas. „Natürlich Sir, ich habe sie bis ins kleinste Detail geplant.“ Hassan trat vor den
großen Tisch und lies eine Verbindung zum Cabal Netzwerk herstellen. Nach zwei Minuten
war er wieder auf dem aktuellen Stand. Erst jetzt antwortete Hassan. „Gut, sie wissen ja wie
sehr mir der Erfolg dieser Mission am Herzen liegt,“ sagte er und lächelte kalt.
Gregor saß allein in seinen Quartier. Nach den Erlebnissen der letzten Nacht rang er um einen
klaren Kopf. Er musste zugeben, dass er wohl irgendwie in Dyszara verliebt war. Aber konnte
er wirklich sein Versprechen einlösen? Konnte er eine Tänzerin aus der Höhle des Löwen
befreien?
Gregor setzte sich vor den Fernseher und schaltete auf den Computer Modus um. Eine
praktische Erfindung. Gregor plante das Cabal Netzwerk nach Informationen über den Palast
zu durchsuchen. Er hatte sich entschlossen, dachte er, wenn sich eine Möglichkeit bot, wollte
er Dyszara befreien. Doch bevor er die Suche nach Informationen starten konnte, begann ein
kleines Feld auf dem Bildschirm zu blinken. Gregor runzelte die Stirn. Dies war das Postfach
des Quartier. Neugierig öffnete er den elektronischen Briefkasten und rief die Nachricht ab.
Gregor war sehr überrascht. Innerlich hatte er auf einen Brief von Dyszara gehofft. Aber seine
Hoffnungen wurden nicht erfüllt. Was dort im Briefkasten lag, stammte vom Oberkommando
der Bruderschaft. Zumindest vom Oberkommando, welches von Hassan gelenkt wurde. Es
war ein Marschbefehl.
Bruderschaft von NOD: Hassan Association
Marschbefehl 01PANT-CABAL-EGYPT-X/2028/0812/2H Seite 125
Rekrut Panterre (G.P.23658), Sie werden an einer Expedition in den Kongo teilnehmen. Sie
werden hiermit dem Feldhauptmann Baaht unterstellt und werden ihm als Adjutanten zur
Seite stehen. Der Auftrag der Mission unterliegt strengster Geheimhaltung. Details werden
ihnen in einer Lagebesprechung an Bord des Transporters übergeben
Im Namen von Kane!
Gez.
Adj. Mu-Berek
Hassan Association, Kairo
Gregor blinzelte überrascht als er den Marschbefehl las. Nun war er also doch für eine
Operation abberufen worden. Eine Mission in den Kongo mit höchster Geheimhaltungsstufe.
Er war sehr neugierig wohin diese Mission ihn führen würde. Zumindest würde er etwas
gegen Stechmücken einpacken müssen, beschloss er und begann zu packen.
Kasian betrat den Kommandoraum der Zitadelle. Nach einem kurzen Rundblick steuerte er
den großen taktischen Bildschirm an der Wand an. Einer der Offiziere lies gerade die ersten
Aufzeichnungen des Gegenschlages über den Schirm laufen. Kasian lächelte zufrieden und
beobachtete seine Soldaten bei der Gefangennahme der GDI Soldaten und dem kleine
Häufchen Zivilisten, welche sich in seiner Villa einquartiert hatten. Nachdem die
Tiberiumverseuchung des Tales so stark gestiegen war, hatten sich diese Zivilisten dummer
Weise in seine Villa verzogen. Nun besser gesagt hatte die GDI sie dort einquartiert.
Schließlich hatte sie das Gelände gesichert und nun war es nach Militärrecht in den Besitz der
GDI übergegangen. Kasian lächelte immer noch. Der Gegenschlag war ein voller Erfolg
gewesen. Auch wenn er nur noch einige Sachen aus seinem Haus holen wollte. Dieser
zusätzliche Bonus der gefangenen Soldaten gefiel ihm. Nur die Zivilisten bereiteten ihm
Sorgen. Natürlich hätte er sie im Grunde wie die Soldaten töten müssen. Andere hätten dies
sicher getan, aber er hatte einen von Gregors Freunden unter den Flüchtlingen erkannt und er
war sich sicher, dass sein Sohn über die Exekution seines Freundes mehr als ungehalten wäre.
Nun stellte sich die Frage, was er mit all den Gefangenen anstellen sollte. Vorerst lies er sie in
einer kleinen Fabrik am Rande der Basis arbeiten. Er hatte ein provisorisches Lager einrichten
lassen. Er dachte einen Moment über die Möglichkeiten nach und entschied dann die
Gefangenen vorerst bei dieser Arbeit zu belassen. Vielleicht war es doch ein Zeichen, dachte
Kasian. Es war schon sehr lange her, dass in seinem Gebiet Gefangene gemacht worden
waren. Meist hieß die Devise, nicht auffallen, um jeden Preis. Doch war nun die Zeit
gekommen, fragte sich Kasian. War die Stunde der Bruderschaft nahe? Würden sie aus dem
Schatten treten? Ihre Höhlen verlassen und die GDI stürzen? Kasian war sich sicher, Kane
würde mit ihnen sein.
Er lief nachdenklich vor dem großen Bildschirm auf und ab. Noch war die Stunde nicht
gekommen. Die Bruderschaft musste sich vereinigen. Die verblendeten Führer der
Splittergruppen liquidiert werden. Kasian überdachte seine Chancen und lächelte. Die
Ausbildung seines Sohnes würde sich bezahlt machen. Nun, da die Zeit nahe war, brauchte er
ihn hier in seiner Basis. Seine Kameraden waren bereits vor einiger Zeit eingetroffen. Dieser
kleine Trupp Infanteristen würde seine Speerspitze sein. Die neue Elite der Koalition. Die
Phalanx der Bruderschaft. Er blickte auf und wand sich um. „Sander! Schicken sie einen
Marschbefehl nach Kairo. Unser Diplomat soll zurückkehren.“ Sander nickte und trat an eine
Konsole. „Ja, Sir.“ Kasian schwieg kurz und trat dann neben Sander. „Ach und sorgen Sie
dafür, dass mein Sohn bequem nach Hause kommt.“ Sander nickte nur und gab die
entsprechenden Anweisungen ein. Kasian lächelte und begab sich zu dem großen Fenster des
Kommandoraums und beobachtete das geschäftige Treiben in der Basis. „Bald schon wird die
Stunde kommen, meine treuen Freunde,“ murmelte er. Seite 126
Gregor hatte nur leichtes Gepäck, aber selbst dieses musste er noch einmal reduzieren. Er war
am Sammelpunkt des Einsatzes. Aus einer Kammer wurden den Soldaten die Ausrüstungen
ausgegeben. Sie unterschied sich etwas von der normalen Ausrüstung der Soldaten. Die
Uniformen waren in satten Tarngrün gehalten. Sie erhielten keine Vollhelme sondern alte
Helme. Sie sahen irgendwie wie Suppenschüsseln aus. Aber Gregor war sich sicher, dass sich
das Oberkommando etwas dabei gedacht hatte. Vermutlich war es in den schwülen
Bergdschungeln des Kongo unmöglich mit Vollhelmen zu agieren. Aber auch die
Bewaffnung unterschied sich von der normalen Feldausrüstung. Neben den normalen M16
Impulsgewehren erhielt jeder eine Pistole Marke Glock 2000 und ein Buschmesser. Ebenso
wurden Handgranaten ausgegeben. Doch es handelte sich nicht um normale Granaten. Sie
waren mit einer Substanz gefüllt, welche dem Napalm ähnelte. Eine Neuentwicklung für den
Dschungelkampf. Keine Chance für Heckenschützen. Im Notfall sprengten und brannten die
beschossenen Truppen die Verstecke der Angreifer einfach weg. Wie diese Granaten sich in
der Praxis bewähren war allerdings fraglich.
Nach dieser Ausgabe begab sich Gregor und einige andere Soldaten zu einem Transporter.
Ein Offizier hatte sie hier her gelotst. Nun saßen zehn Mann in dem Transporter und wartete
in voller Kampfausrüstung auf ihren Feldhauptmann. Dieser lies dann auch nicht lange auf
sich warten. Feldhauptmann Baath war eine imposante Person. Breite Schultern, Hände wie
Bärenpranken und ein kantiges Gesicht. Er sah wie die meisten Soldaten im Transporter
arabisch aus. Die dunkle Haut war von vielen Narben durchzogen und die Oberlippe war auf
der rechten Seite leicht gespalten. Baath stellte einen grimmigen Gesichtsausdruck zur Schau
und lief langsam an den Soldaten vorbei und musterte sie eindringlich. An zwei Soldaten
blieb er stehen und begrüßte sie persönlich. Ein kurzes Händeschütteln und eine Begrüßung
seiner alten Kampfgefährten, dann ging er auf den nächsten Soldaten zu. Schließlich gelangte
Baath auch zu Gregor. Vor ihm blieb stehen und musterte ihn schweigend. Dann richtete sich
seine eindringlichen Augen auf das Gesicht von Gregor. „Sie sind mein neuer Adjutant?“
Gregor stand stramm auf und antwortete: „Sir, Ja, Sir!“
Der Feldkommandant lächelte und nickte. „Entspannen Sie sich und kommen folgen Sie mir.“
Er drehte sich um und stellte sich vor die sitzenden Soldaten. Gregor postierte sich neben ihm.
Baath nickte den Soldaten zu. „Einige kennen mich bereits, andere haben von mir gehört. Ich
bin Feldhauptmann Baath. Ich führe das zweite Mal eine Expedition in diesen verfluchten
Dschungel. Es ist die Hölle!“ Betretenes Schweigen trat ein, während Baath die Soldaten
musterte. „Wir suchen in dieser grünen Hölle nach einer verschollenen Basis oder einem alten
Tempel. Die letzten Expeditionen haben ein großes Gebiet abgesucht. Es bleiben nunmehr
noch zwei mögliche Orte übrig. Jeder von ihnen hat auf seinem Datenblock eine Karte. Rufen
sie diese bitte auf.“ Er machte eine kurze Pause und schaltete seinen eigenen Datenblock ein.
„Sie sehen hier diese markierten Gebiete sind erkundet. Uns bleibt also nur noch das Areal im
Osten dieses Berges und am Südhang des Berges zu suchen. Aber es gibt einen Grund, warum
wir diese Gebiete nicht schon beim letzten Mal erkundet haben.“ Er betastete unbewusst eine
lange Narbe auf der linken Gesichtshälfte. „Wir wurden von Eingeborenen angegriffen.
Warum weiß ich nicht, aber bis auf vier Mann wurden wir völlig aufgerieben bis wir den
Helikopter erreichen konnten.“ Wieder schwieg er kurz. „Womit wir zu einem weiteren Punkt
kommen. Wir werden mit zwei Transporthubschraubern fliegen. Diese werden an dem mit
einem X markierten Punkt landen. Dort werden wir ein Basislager errichten. Ich mochte nicht
noch einmal ohne Rückendeckung aus dem verdammten Dschungel flüchten müssen. Gut,
alles weitere vor Ort.“ Er drehte sich um gab einen Befehl an den Fahrer des Transporters. „In
fünf Minuten sind wir am Flughafen. Dann erwarten sie einige Stunden Flug.“ Er lächelte.
„Ich wünsche angenehme Reise!“ Mit diesen Worten setzte er sich auch und schnallte sich an.
Die Fahrt zum Flugplatz dauerte wirklich nicht sehr lange. Der Transporter fuhr direkt auf das
Rollfeld und steuerte die Helikopterlandeplätze an. Zwei große Transportmaschinen standen
dort bereits mit laufenden Motoren und erwarteten die Soldaten. Als der Transporter stoppte, Seite 127
öffneten von außen eine Flughafencrew die Türe und die Soldaten begaben sich im
Laufschritt zu den Hubschraubern.
Kaum hatte der letzte Soldat seine Ausrüstung verstaut, da hoben sie auch schon ab. Gregor
entspannte sich ein wenig und dachte an Dyszara. Die anderen Soldaten verkrochen sich
ebenfalls in ihre Gedanken und schwiegen. Nur das monotone Geräusch der Rotoren hallte
ihnen in den Ohren während sie auf direktem Kurs in Richtung Kongo flogen.
Nach langem Flug erreichten sie das Zielgebiet. Alle hatten inzwischen die Daten genau auf
ihren Datenblöcken studiert. Sie würden im Zielgebiet Tango landen. Während ihres langen
Fluges musste noch ein weiterer Transporthelikopter zu ihnen gestoßen sein, denn auf dem
Einsatzplan erschien der Vermerk, dass ein Versorgungstransporter das Material für die Basis
bringen würde.
Der Pilot meldete: „Wir erreichen Tango. Helikopter Alpha wird nun das erste Kommando
absetzten.“ Gregor straffte sich und überprüfte zum dritten Mal das Magazin seines
Impulsgewehres. Baath neben ihm wetzte sein Buschmesser an einem Schleifstein und trug
eine eiserne Miene zur Schau. Kurz bevor sie auf dem Boden aufsetzten, lies er das Messer in
die Schneide zurück gleiten und stand auf. „Raus mit Euch! Sichert die Lichtung!“ brüllte er
über den Lärm hinweg. Gregor sprang als Dritter aus dem Helikopter. Erst als er längere Zeit
benötigte als erwartet um den Boden zu erreichen, erkannte er, dass der Helikopter gar nicht
gelandet war, sondern etwa einen Meter über dem Boden schwebte. Zum Glück war das Gras
relativ hoch und Gregor landete weich. Sofort legte er sein Impulsgewehr an und suchte die
Umgebung ab. Das Gras stand hoch auf der Lichtung und nur durch den Wind der Rotoren
wurde es zu Boden gedrückt. Die Lichtung war nicht besonders groß, Gregor schätzte ab, dass
er innerhalb von 15 Minuten am Waldrand entlang um sie herum laufen konnte. Während
Gregor sich von der Landestelle entfernte und den Waldrand absuchte, landete das zweite
Kommando im Gras. Sie kümmerten sich auch um die zwei großes Container welche der
dritte Helikopter an einer Seilwinde nach unten lies. Während die Container langsam zu
Boden schwebten und einige Soldaten sich bemühten den Piloten per Handzeichen zur Seite
zu stehen, erreichte Gregor den Waldrand.
Bisher hatte er gar nicht darauf geachtet, aber jetzt wurde ihm bewusst wie undurchdringlich
dieser Dschungel war. Dicke feuchte Flechten hingen von den Bäumen. Wurzeln ragten
teilweise einen halben Meter aus dem Boden um anschließend wieder darin zu schwinden.
Umgestürzte Bäume und Unterholz beschränkte die Sicht auf etwa fünf Meter. Fünf Meter
wenn man eine gute Stelle erwischte.
Er schob einige Zweige aus seinem Gesichtsfeld und versuchte das Dickicht zu durchdringen.
Plötzlich ruhte eine Hand auf seiner Schulter. Er fuhr herum und zog dabei sein Messer,
erkannte aber noch schnell genug, dass es sich um seinen Feldkommandanten handelte.
Dieser sprang schnell einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. Gregor schnaufte
erschrocken und steckte das Messer schnell in seine Schneide. Baath nickte. „Gute Reaktion,
mein Junge.“ Er deute auf den Wald. „Das
viele grüne Zeug verwirrt, nicht wahr?“ Gregor nickte langsam. „Ja Sir, es erscheint wie eine
Mauer. Als ob uns die Natur auf dieser Lichtung einsperren will.“ Baath rieb sich seine
Narben im Gesicht und lies den Kopf sinken. „Ich fürchte,“ setzte er an. „Ich fürchte es ist
schlimmer als ein Gefängnis.“ Er blickte Gregor ins Gesicht. „Es ist wie eine Venusfalle.
Schön und doch tödlich!“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zurück zum
Landeplatz. Gregor folgte ihm langsam.
Das Basislager war wie geplant innerhalb von vier Stunden errichtet. Die beiden Container
waren ausgeräumt worden. Ein Soldat hatte kleine Schlitze in die Wände geschnitten. Sie
sollten wohl im Falle eines Angriffes als Schießscharten dienen. Andere Soldaten hatten um
die Container Schützengräben ausgehoben. Mit der aufgeworfene Erde hatten sie Sandsäcke Seite 128
gefüllt und weitere Barrieren errichtet. Stacheldraht sicherte die äußere Linie des Camps ab.
Während all dieser Arbeiten hatte Gregor daran gearbeitet, die Satellitenverbindung zum
Hauptquartier her zu stellen. Aber das war schwere als gedacht. Die hohen Berge störten das
Signal. Erst nach langem hin und her beim Ausrichten der Schüssel erreichte er Kairo. Gregor
war sehr amüsiert über die Tatsache, dass die Signale über einen GDI Satelliten geschaltet
wurden. Ein fähiger Hacker hatte diese Verbindung extra für den Einsatz erstellt.
Als der Abend herein brach, war das Lager gesichert, ungünstig gewachsene Bäume am
Waldrand gefällt und die Gräben befestigt. Die Container dienten vor allem als Lager und
Kommandobunker. Schlafplätze gab es hier nicht genügend. Nur die Offiziere fanden hier
Platz. Die restlichen acht Soldaten des Kommandos hatten sich kleine Zelte aufgestellt,
welche sich nun dicht an die Container schmiegten. Für die Nacht war jegliches Lagerfeuer
verboten. Selbst das Rauchen war untersagt. Nur im Kommandobunker brannte Licht. Die
Schießscharten waren mit dickem schwarzen Stoff abgedeckt worden, um kein Licht nach
außen dringen zu lassen. Baath, Gregor und der andere Offizier standen dort um einen kleinen
wackeligen Tisch herum und sahen sich eine Karte der Region an.
Baath nahm einen Filzstift zur Hand und zeichnete ein X in ein kleines Tal. „Hier waren wir
noch nicht. Wir sind auf dem Flug hier her über das andere Zielgebiet geflogen. Einer der
Piloten hatte Scanner an Bord. Ich hab bis vor kurzem nichts davon gewusst. Mir wurde es
eben aus Kairo mitgeteilt. Der Pilot hat den Scanner laufen lassen. Offensichtlich fürchtete er
Raketen aus dem Dickicht.“ Baath grinste breit und zog einen Computerausdruck hinzu. Er
blickte darauf. „Keinerlei Gebäude unter dem Blätterdach. Nichts was uns interessieren
könnte. Schön, das spart und viel Zeit.“
Der Offizier studierte die Karte und runzelte die Stirn. „Das Zielgebiet ist über einen
Tagesmarsch von hier entfernt. Wir müssen also unser Lager etwa auf halben Weg
aufschlagen. Im Grunde sind es nur ein paar Kilometer. Aber der Dschungel ist hier
unglaublich dicht. Wir werden die Zeit brauchen.“ Gregor verhielt sich ruhig und beobachtete
die zwei bei ihren Planungen. Er selbst hatte keinerlei Erfahrung und wollte sich deswegen
nicht einmischen. Baath nickte und zog mit einem Lineal eine Linie von der Basis bis zum
Zielgebiet. „Wenn der Weg doch nur so gerade verlief,“ seufze er und begann
voraussichtliche Marschroute auf der Karte einzuzeichnen. „Die letzte Mission kam bis hier
her auf diesen Berg,“ erklärte er und deutete auf eine Erhebung auf der Karte. „Dort wurden
wir angegriffen.“ Er vollzog mit dem Stift einen schwungvollen Bogen um den Berg. „Ich
habe nicht das Bedürfnis nochmals auf diese Eingeborenen zu treffen. Wir werden sie
umgehen.“
Es dauerte noch eine Stunde bis sie die Marschroute endgültig festgelegt hatten. Baath
stemmte die Hände in die Hüfte und betrachtete die Karte. In seinem Gesicht formte sich
grimmige Entschlossenheit. „Das dürfte es gewesen sein.“ Er schüttelte den Kopf. „Hoffen
wir mal auf freundliche Eingeborene. Vielleicht haben sie ja gerade eine Blumenwochen
eingelegt.“ Er nickte seinen Untergebenen zu. „Wegtreten!“
Man mag glauben in dieser gottverlassenen Gegend ist es still und ruhig. Auch könnte man
vermuteten hier sehr gut zu schlafen. Aber es war genau das Gegenteil. Gregor wälzte sich
von einer Seite auf die Andere. Lange Zeit konnte er nicht einschlafen. Den anderen Soldaten
ging es nicht anders. Die Geräusche des Dschungels waren sehr ungewöhnlich. Lautes
Brüllen war ab und an vom Waldrand zu hören. Laut den zwei erfahrenen Dschungelkämpfer
der Expedition waren dies nur Berggorillas. Das Männchen hatten das Eindringen in sein
Revier als Bedrohung aufgefasst. Nun versuchte es die Eindringlinge durch sein Grollen zu
beeindrucken. Ab und an schlug er sich scheinbar mit den Pranken auf die Brust. Zumindest
klang es so. Erst als eine der Wachen entnervt eine Salve in den Himmel jagte verschwand der
Gorilla. Aber ruhiger wurde es dadurch auch nicht. Seltsame Schreie hallten aus dem Wald.
Gregor wusste nicht was für Tiere das sein konnten. Vielleicht Vögel, welche hier nisteten. Seite 129
Erst spät in der Nacht gelang es ihm die Geräusche des Waldes zu ignorieren und ein wenig
Schlaf zu finden. Doch der Morgen kam viel zu früh.
Zu seinen Pflichten als Adjutant gehörte es, noch vor dem Feldhauptmann aufzustehen. Es
handelte sich dabei mehr um die Pflicht den Kaffee zu kochen, als die Geschäfte des Tages
vorzubereiten. Das hässliche Piepen seines Datenblocks weckte Gregor. Er stöhnte leise und
versuchte sich aufzurichten. Seine Augen klebten und nur langsam schaffte er es aus seinem
Schlafsack zu kriechen. Doch nach den langen Wochen der Ausbildung schaltete sein Körper
schneller hoch als es früher der Fall gewesen wäre. Wenige Minuten später roch es im
Basislager nach frischem Kaffee. Die erste heiße Tasse gebührte dem Feldkommandanten.
Wie auf Abruf erschien er, als der Kaffee aufgebrüht war. Er lächelte und trank einen ersten
Schluck. „Ohne diese Zeug würde ich hier keinen Tag überleben,“ kommentierte er die
Geräusche der letzten Nacht. Er begab sich zu dem kleinen tragbaren Computer und rief die
aktuellsten Nachrichten ab. Die Satellitenübertragung dauerte nicht lange und schon bald
waren Feldhauptmann und Adjutant in den Nachrichten vertieft. Baath brummte verdrießlich
und deutete auf den Bildschirm. „Die „Besahi NOD“ hat uns bei Bagdad schwer zugesetzte.
Ich dachte wir hätten sie längst vernichtet.“ Er schüttelte den Kopf. „Diese Jungs sind echt
Fanatiker. Ihr Anführer ist ein echter Meister der Taktik. Schon mehrmals hatten wir sie fast
völlig ausgelöscht, doch immer wieder schafft er es neue Bündnisse zu schmieden, in
Unterlegenheit unsere Truppen zu besiegen und dann wieder zu verschwinden.“ Baath rieb
sich die Augen und wies auf den Namen der Splittergruppe. „Haben Sie eine Ahnung was
„Besahi NOD“ bedeutet?“ fragte er. Gregor schüttelte den Kopf. „Den Namen habe ich noch
nie gehört, dabei dachte ich fast alle Splittergruppen zu kennen.“ Baath lächelte. „Ihr Vater
scheint ein guter Lehrer zu sein.“ Gregor nickte nur. „Man hält sich zwangsläufig auf dem
Laufenden wenn man mit ihm zusammen lebt.“
Sie brachen noch am selben Morgen auf. Sie waren fünf Mann. Baath führte die Gruppe an.
Er hatte seine zwei alten Kameraden des letzten Einsatzes mitgenommen. Auch Gregor und
ein weiterer Soldat begleitete ihn. Als sie den ersten Schritt in den Wald machten, öffnete sich
für sie eine gänzlich neue Welt. Die aus dem Boden ragenden Wurzeln der Bäume
verlangsamten sie ungemein. Dicke feuchte Flechten hingen in großen Stücken von den
Ästen. Sie hatten sich über Nacht mit Tau gefüllt und troffen nun von Feuchtigkeit. Schon
bald war der kleine Trupp aufgrund des Unterholzes und der Flechten größtenteils nass. Baath
führte sie mit Hilfe des Datenblocks Richtung Norden. Nur die Funkverbindung zum
Basislager half ihnen bei der Orientierung. Der kleine Datenblock war nun die einzige
Verbindung zur Außenwelt. Gregor beunruhigte diese Tatsache mehr als die Berichte über die
aggressiven Eingeborenen. Alle hatten die M16 Impulsgewehre im Anschlag. Nur Baath hatte
sein Gewehr umgehängt. Das Holster mit der Glock 2000 war dagegen geöffnet und eine
Hand lag zumeist auf dem Holster. Schon bald begann der Boden unter ihren Füßen mehr und
mehr anzusteigen. Sie hielten sich zwischen zwei Bergen und folgten einem trockenen
Flussbett. Gregor konnte kaum fassen, dass es in dieser feuchten Landschaft trockene
Flussbetten gab. Aber vermutlich hatte sich das Wasser einen anderen Weg gesucht oder die
Quelle war schlicht versiegt und irgendwo anders zum Vorschein gekommen. Die Vegetation
hatte das trockene Flussbett mit seinem nahrhaften Schlamm schon fast völlig vereinnahmt.
Nur ein schmaler Steifen Himmel war noch zu sehen und spendete etwas Licht.
Je weiter sie in den Dschungel eindrangen, desto öfter stöberten sie Tiere auf. Baath war
darüber nicht sehr erfreut. Jedes Mal wenn ein Schwarm bunter Vögel gackernd Aufflog
verzog er sein Gesicht verdrießlich.
Es war etwa zwei Uhr Nachmittags als sie die ersten Pause einlegten. An einer Stelle im
Flussbett waren sie auf Steintrümmer gestoßen. Es waren nur noch wenige Brocken
vorhanden. Vieles war offensichtlich weg geschwemmt worden, aber man erkannte noch, dass Seite 130
es einst eine Brücke gewesen war. Baath vermutete, es handle sich um eine Brücke, welche
zur Versorgung gebaut worden war. Vielleicht sogar für einen alten Versorgungsweg welcher
für den Bau der Basis verwendet wurde. Nur von dem Versorgungsweg war nichts mehr zu
sehen. Die Bäume und Sträucher wuchsen überall gleichmäßig dicht. Während Baath die
Brücke genauer untersuchte, lies er den Trupp eine Mittagspause einlegen.
Gregor stellte wieder einmal fest wie scheußlich die Notrationen schmeckten. Krampfhaft
zwang er sich die Rationen zu kauen und später sogar zu schlucken. Während der ganzen Zeit
beobachteten die Soldaten den Dschungel um sie herum. Die Angst vor einem Angriff aus
dem Hinterhalt wuchs von Stunde zu Stunde. Dennoch trieb sie Baath nach dieser kurzen
Pause wieder gnadenlos an. Sie legten noch ein großes Stück des Weges zurück bevor die
Nacht herein brach. Sie errichtete ihr Lager unter einem mächtigen Baum. Gregor schätze sein
Alter auf über 70 Jahre. Der Stamm war massiv und mit den Wurzeln, welche teilweise aus
dem Boden ragten, umspannte er etwa eine Fläche von 4 Metern. Die Soldaten benutzten zwei
große Wurzeln um eine Zeltplane darüber zu legen. Nachdem die Schichten für die
Nachtwache verteilt waren, begaben sich die Ersten in ihre Schlafsäcke. Die Nachtwache
hatte sich auf einem Knollen, welcher aus Wurzeln und Teilen des Stamms gebildet wurde
bequem gemacht. Er sondierte die Umgebung um Angreifer aufzuspüren. Eine Brille, welche
Wärmespuren in der Nacht sichtbar machte, war ihm dabei von großen Nutzen. Doch die
ganze Nacht über blieb es ruhig. Nur die Geräusche der Tiere waren zu hören.
Der nächste Morgen war sehr unangenehm für die kleine Gruppe Soldaten. Es zog dichter
Nebel auf und durchnässte sie völlig. Gregor wischte sich regelmäßig den Tau aus dem
Gesicht. Baath fluchte leise und versuchte den Datenblock vor der Feuchtigkeit zu schützen.
Natürlich waren alle Modelle des Datenblocks wasserdicht, aber eine gewisse Sorgfalt war bei
diesem feuchten Klima trotzdem geboten. Nach einem dürftigen Frühstück brachen sie auf um
weiter nach Norden zu marschieren. Sie folgten immer noch dem alten Flussbett und
erreichten schließlich ein hoher gelegenes Tal. Es war dicht mit Bäumen bewachsen und nur
mittels der Macheten kamen sie voran. Das Tal lag eingekesselt von hohen Bergen. Ab und zu
konnte man durch das dichte Blätterdach einen Blick auf sie erhaschen. Dicke Wolken hingen
an ihren Gipfeln. Gregor konnte sich vorstellen wie feucht es erst dort oben sein musste, wenn
schon hier die ganze Uniform zu schwimmen begann wenn man durch ein paar
Nebelschwaden ging. Er hoffte nur, dass sein M16 Impulsgewehr nicht durch die hohe
Feuchtigkeit beeinträchtigt wurden. Zwar hatte er empfindliche Stellen vor dem Abmarsch
noch einmal eingefettet, aber sicher konnte man schließlich nicht gehen, dass es doch ein
Wassertröpfchen zu einer Komponente geschafft hatte. Zum dritten Mal an diese Morgen
kontrollierte er das Magazin. Immer noch schien alles in bester Ordnung.
Etwa gegen Mittag hörten sie aus der Ferne das Rauschen eines Baches. Schnell wurde ihnen
klar, dass sie offensichtlich den neuen Verlauf des Baches gefunden hatten. Der Boden wurde
von Meter zu Meter schlammiger und sie kamen nun noch schwer vorwärts. In diesem kleinen
Tal schien sich das Wasser von den Berghängen zu sammeln. Große Scharen von Insekten
schien dies sehr zu erfreuen. Nach wenigen Minuten wurden sie von großen Schwärmen
belagert und gepiesackt. Gregor hoffte darauf nicht zuviel Blut zu verlieren. Er fragte sich ob
diese Insekten wohl auch Krankheiten übertrugen. In diesem Schwarm von Insekten war es
unvermeidlich, befürchtete er. Der kalte Stahl seines Impulsgewehrs erinnerte ihn an ihre
Aufgabe. Sie suchten sich einen Weg durch den Sumpf und erreichten bald den Fluss selbst.
Im Grunde war es an dieser Stelle nicht mehr als ein Band braunem Wassers. Der Sumpf
behinderte hier den Abfluss und das Wasser floss nur sehr langsam. Baath hob einen lange
Ast vom Boden auf und stocherte im Wasser um die Tiefe festzustellen. Nach einigen
Minuten schüttelte er den Kopf. „Es ist seicht, aber sehr schlammig. Wir werden weiter unten
versuchen den Fluss zu überqueren.“ Er blickte in das braune Wasser und brummte abfällig. Seite 131
„Oder was auch immer das hier sein soll.“ Er hob die Hand und gab das Zeichen zum
Abmarsch. Die kleine Gruppe folgte ihm. Die Waffen im Anschlag.
Nach einer weiteren Stunde Fußmarsch erreichten sie eine besonders enge Stelle. Große
Felsblöcke behinderten den Verlauf des Wasser und stauten es auf. Konnte dies hier einer der
Gründe für den Sumpf sein, fragte sich Gregor. Das Wasser war hier ebenso braun wie weiter
oben im Sumpf. Baath stellte schnell fest, dass hier das Wasser sehr viel tiefer war. Die
Stauung hatte eine Menge Wasser angesammelt. Dennoch erkannte Gregor am
Gesichtsausdruck des Feldhauptmanns, dass hier ein Übergang gefunden werden musste.
Einer der Soldaten kam schließlich auf die Idee einen der Bäume am Ufer zu fällen. Wenn er
richtig fiel, könnte er als Brücke dienen. Baath nickt zustimmend und lies seine Männer ans
Werk gehen. Der zweite Versuch hatte Erfolg. Während der erste Baumstamm schräg ins
Wasser gekracht war, schafften die Soldaten es beim zweiten Mal den Stamm im richtigen
Winkel zu fällen. Der Baum senkte sich majestätisch zu Boden und die höchsten Äste
erreichten das andere Ufer. Baath stieg als Erster auf den Stamm und prüfte den Halt. Er nickt
zufrieden und hob die Hand und gab wieder das Zeichen zum Abmarsch. Als sie alle am
anderen Ufer angekommen waren machten sie eine kurze Rast. Kaum hatten es sich alle
halbwegs bequem gemacht, da trat Baath vor sie. „Wir haben nun das Gebiet erreicht in dem
wir bei unserem ersten Einsatz angegriffen wurden. Die Zone des Angriffs haben wir
umgangen. Wir wurden direkt auf dem Berg attackiert. Aber ich bin mir sicher, dass es hier
auch Gefährlich wird. Halten Sie die Augen offen und hoffen wir das Beste.“ Er nickte knapp.
„Ruhe Sie sich aus!“ Mit diesen Worten drehte er sich weg und suchte sich einen Sitzplatz.
Mu-Berek beobachtete die Berichte der Expedition genau. Die letzte Meldung handelte vom
Aufbruch des einen Teams zur Erkundung des letzten Gebietes in diesen Bergen. Er war sich
sicher, dass hier etwas zu finden war. Aber es konnte sich dennoch als Fehlschlag erweisen
und das würde ihm das Leben kosten. Als seine Lippe zu schmerzen begann erkannte er wie
fest er auf sie gebissen hatte. Er sehnte sich nach neuen Berichten aus dem Kongo. Es war die
Chance für Hassan und damit für ihn. Sollte das Unternehmen aber fehlschlagen, dann kostete
dies wahrscheinlich nur ihn den Kopf.
Er beschloss dem kleinen Trupp Verstärkung zu schicken. Dies war ein direkter Verstoß
gegen Hassans Befehle, aber er hatte sich bereits eine Begründung ausgedacht. Es gab
Informationen, dass eine kleine Gruppe von NOD Abtrünnigen ebenfalls in dieser Gegend
suchten. Schnell war der Gedanke gesponnen es könnte sich um einen Trupp der „Besahi
NOD“ handeln. Damit würde er Hassan nachträglich zu einer Zustimmung bewegen können.
Mu-Berek beorderte einen Transporthelikopter in die Region. Ein flüchtiges Lächeln zog über
sein Gesicht, dann konzentrierte er sich wieder auf reale Berichte von der Front. In Russland
und Indien kämpfen „Besahi Verbände“ gegen die Verbündeten Hassans. Die Kasian
Koalition schien sich aus dem Konflikt heraus zu halten. Nur im westlichen Teil des
ehemaligen Ostblockes hatte die Koalition viele Verbündete gefunden. Um so weiter man
nach Osten kam, desto stärker wurden die anderen Gruppen. Mu-Berek überdachte die
neuerlichen Entwicklungen. Drei Machtblöcke kämpften nun um die Herrschaft in der
Bruderschaft. Die Europäer unter Kasian, die Hassan Association und die „Besahi NOD“.
Alle drei Gruppen hatten es durch geschicktes taktieren zu ihrer jetzigen Macht gebracht.
Dabei sah es vor noch nicht all zu langer Zeit viel besser für Hassan aus. Er hatte den einzigen
großen Bund unter den Splittergruppen geschmiedet. Kasian wurde durch Wulf gehindert
Europa zu einen. Die „Besahi NOD“ war verfolgt worden. Sie hielten sich offensichtlich für
etwas besseres und so konnte Hassan viele Verbündete für die Jagt auf sie gewinnen. Doch
offensichtlich hatten sie viele Basen versteckt gehalten. Aus einem unbekannten Grund
begannen sie nun wieder den Kampf offensiver zu führen. Mu-Berek wusste nur nicht warum.
Aber trotz ihrer neuen Stärke waren sie nur eine zeitweilige Gefahr. Ihre Truppen waren Seite 132
unterlegen und so lange sich Kasian nicht einmischte war es nur eine Frage der Zeit. Kasian
als Zünglein an der Waage. Dieser Aspekt gefiel Mu-Berek ganz und gar nicht.
Gregor schnaufte schwer und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Der Aufstieg war
sehr beschwerlich. Baath hatte eine neue Richtung eingeschlagen und erklomm nun einen
steilen Berg. Der schlammige Boden und die viele Vegetation machten den Aufstieg nicht
einfacher. Schon mehrmals waren Teilnehmer der Gruppe viele Meter nach unten gerutscht
und hatten den Aufstieg weiter verzögert. Aber der Berg flachte sich ab der Hälfte etwas ab.
Gregor nahm diese Erleichterung dankend hin. Ihre Stiefel waren inzwischen nur noch
schlammige Klumpen. Sie erreichten gerade eine kleine Lichtung als plötzlich Schüsse durch
den Wald hallten. Es dauerte keine zwei Sekunden bis alle am Boden Deckung suchten. Keine
Sekunde zu spät wie sich zeigte. Über ihnen splitterte Holz aus den Bäumen. Salve auf Salve
schlug in die Bäume ein. Baath fluchte laut und zog seine Glock 2000 aus dem Halfter.
Gregor erkannte das Mündungsfeuer zweier Maschinengewehre älterer Bauart. Neue Modelle
würden nie solchen großen Mündungsfeuer aus dem Lauf speien. Die anderen Soldaten hatten
ebenfalls auf die helle Punkte im Zwielicht des Waldes gezielt und helle Energie aus dem
M16 Impulsgewehren raste durch den Wald. Kurze Zeit später verstummte das Feuer auf
gegnerischer Seite. Sie robbten sich langsam vor und hielten nach einem weiteren Hinterhalt
Ausschau. Aber als sie den Punkt des Hinterhaltes erreichten, fanden sie nur zwei Leichen
vor. Beide hatten mit uralten AK-47 auf die Truppe geschossen. Nach kurzer Musterung
stellte Baath fest. „Das sind welche von den herzlichen Eingeborenen. Kaum Kleidung am
Leib, aber Waffen haben sie.“ Er schüttelte den Kopf und gab das Zeichen zum Abmarsch.
Schnell waren sie wieder auf dem Weg zum Gipfel. Wenn auch wesentlich vorsichtiger.
Immer nach einem erneuten Hinterhalt Ausschau haltend.
Kasian war beunruhigt. So hatte er sich die Mission seines Sohnes nicht vorgestellt. Es war
bei weitem nicht üblich einen Abgesannten auf eine geheime Mission zu schicken. Sie würde
noch ein paar Tage andauern. Mehr hatte man ihm nicht verraten. Kasian fürchtete zum ersten
Mal um das Leben seines Sohnes. Würde dies der Auslöser für den Krieg zwischen ihm und
Hassan sein. Legte es Hassan darauf an und suchte einen Kriegsgrund? Nein, stellte er fest.
Hassan hatte genügend mit diesen „Besahi NOD“ zutun. Es war seltsam, aber trotz ihrer
Schwäche schlugen sie sich gut. Sie tauchten wie aus dem Nichts auf und vernichteten, dann
verschwanden sie wieder. Sie folgten den alten Taktiken der Bruderschaft. Kasian fand dies
sehr interessant. Inzwischen beobachtete er die Entwicklungen zwischen Hassan und den
Besahi genau. Auch wenn sie auf lange Sicht wenig Chancen hatten, konnte sich doch eine
Möglichkeit ergeben.
Kasian überdachte seine eigenen Projekte. Er erfüllte die Worte Kanes. Noch wussten nur
wenige davon. Nur wenige durften wissen warum das Tiberium gezielt verteilt wurde, doch
schon bald konnte er damit vor alle Anhänger der Bruderschaft treten. Kanes Worte würden
die Bruderschaft einen. Aber er musste sich gedulden. Noch war wenig von der Tafel
übersetzt und Teilpassagen zu veröffentlichen würden ihm wenig nützen. Erst wenn er den
gesamten Text entschlüsselt hatte würde es der Bruderschaft nützen.
14
Sie standen auf der Bergkuppe und blickte in das Tal, welches sie erforschen sollten. Die
Bergkuppe war felsig und somit etwas spärlicher bewachsen. Nach einiger Zeit hatte die
kleine Expedition einen Ort gefunden, von dem sie ohne Behinderung in das Tal blicken
konnten. Seite 133
Das dichte Blätterdach des Tales lies wenig Rückschlüsse zu. Doch während sie ihre Blicke
schweifen ließen, blieb der Blick jedes Einzelnen an einem Ort hängen. Schweigend starrten
sie in die Mitte des Tales. Baath atmete laut aus und hob sein Fernglas.
Das Zentrum des Tales lag bedingt durch ihren Aussichtspunkt etwas links von ihnen. Als sie
dorthin geblickt hatten, bot sich ihnen eine unglaubliche Aussicht. Ein kleiner Platz im
Zentrum des Tales war vom Urwald gesäubert. Kleine Hütten gruppierten sich darin zu einem
Dorf. Zwei dünne Rauchfahnen stiegen empor. Das Imposanteste an diesem Tal jedoch erhob
sich genau in der Mitte des Dorfes. Die Soldaten der Bruderschaft erkannten es sogleich als
„Die Hand von NOD“ jenes Gebäude, welches im Tiberiumkrieg von der Bruderschaft
verwendet wurde. Eine steinerne Hand ragte hier empor und hielt die Erdkugel. Doch dieses
Gebäude war doppelt so groß wie vergleichbare Gebäude dieses Typs. Die dicken grauen
Fingern ragten wie kleine Türme in den Himmel. Das Gebäude dominierte das Tal völlig. Erst
nachdem sich die Gruppe von diesem Anblick losgerissen hatten, erkannten sie unter der
„Hand von NOD“ weitere alte Gebäude. Baath lächelte. „Schaut es Euch an. Die verschollene
Basis Kanes.“

Sie begann Fotos zu schießen und Daten zu sammeln. Doch einigen war das nicht genug.
Zwei der Soldaten hatten euphorisch vorgeschlagen die Basis zu besetzen und Verstärkung
anzufordern. Erst als Baath einschritt ließen sie diese Gedanken wieder fallen. Also blieben
sie auf ihrem Posten und beobachteten das Tal.
Es war ein relativ großes Dorf, welches um die Basis herum gebaut worden war. Teilweise
hatten die Dorfbewohner auch alte Basisgebäude repariert und umgebaut. Es handelte sich
eindeutig um die Eingeborenen, die den Hinterhalt gelegt hatten und die vorherigen
Expeditionen attackiert hatten.
„Sie schützen die Hand, oder?“ fragte Gregor und blicke fasziniert auf die Hand. Baath nickte
nachdenklich. „Es scheint mir auch so. Vielleicht gibt es einen Kult, in dem die Hand eine
Rolle spielt. Aber ich denke das wird sich bald erledigt haben. In wenigen Wochen wird das
hier wieder in unserer Hand sein.“
Die Aufzeichnung der Daten war fast abgeschlossen, als einer der Soldaten plötzlich
aufschrie. Er taumelte einige Meter und brach dann zusammen. Ein kleiner Pfeil ragte aus
seinem Genick. Baath fluchte etwas von Giftpfeilen und hechtete in Deckung. Schnell griffen
die übrigen zu ihren Waffen. Doch in diesem Augenblick begannen von der Talseite her,
Gewehre zu feuern. „Wir ziehen uns zurück. Die sind sauer!“ brüllte Baath und beantwortete
die Salven mit einer der neuen Handgranaten. Er zog den Ring ab und warf sie den Hang
hinab. Nachdem sie einige Male aufgeschlagen und weiter gehüpft war, detonierte sie. Die
Wirkung war verheerend. Die Explosion selbst war klein und riss nur zwei Büsche aus dem
Hang. Aber mit der Schockwelle der Explosion verteilte sich auch der zweite Inhalt der
Granate. Das leicht brennbare Gemisch entzündete sich und der kleine Hang begann zu
lichterloh zu brennen. Vereinzelt hörte man Schreie von unten.
Baath lächelte und zog sich unter den wütenden Salven der Eingeborenen mit seinem Trupp
zurück.

Sie rannten den Hang hinab. Gregor war dabei schon zweimal gestürzt, aber nach einigen
Metern unkontrolliertem Abwärtsrollen hatte er sich wieder aufrappeln können. Bäume und
Büsche bremsten ihre Flucht. Die Verfolger schlossen schnell auf, denn sie kannten Wege die
den Soldaten verschlossen blieben und feuerten erneut auf den kleinen Trupp.
Die Soldaten stoppten so oft wie möglich und erwiderten das Feuer. Aber nur selten konnten
sie behaupten einen der Verfolger getroffen zu haben. Während sie so den Hang hinter sich
ließen, begann die Dämmerung herein zu brechen. Baath führte sie immer noch sicher durch
den Dschungel ohne die Geschwindigkeit zu mindern. Im Laufschritt versuchten sie die
Eingeborenen abzuschütteln. Nun, da sie wieder in den Sümpfen waren, schien dieser Seite 134
Versuch aussichtslos. Doch nach einiger Zeit wurden sie nicht mehr beschossen und als sie
den Fluss erreichten, hatten die Eingeborenen offensichtlich die Verfolgung abgebrochen.
Baath führte sie im Mondlicht über den Fluss und befahl am anderen Ufer an den
Baumstümpfen ein Lager aufzuschlagen. Durch das Fällen der Bäume hatten sie hier ein
kleines freies Stück geschaffen und Baath wollte sich hier wohl für die Nacht verschanzen.
Während die Soldaten das Lager errichteten und versuchten eine Deckung aus Ästen und
dünnen Stämmen zu bauen, feuerte Baath einige Salven aus seinem Gewehr auf den Stamm,
der über das Ufer führte. Nach einigen Einschlägen begann das Holz zu brechen und die
Brücke war zerstört.
Die Nacht war still. Die Dschungeltiere waren durch das Feuergefecht am Hang geflohen. Nur
ein paar Mal meldeten sich Waldtiere mit ihren Rufen zu Wort. Ansonsten blieb es still und
nur das Summen der Insekten war zu hören. Gregor konnte trotz dieser Still nicht schlafen.
Vielleicht war es aber auch genau diese Stille die ihn beunruhigte. Waren die Tiere vor den
Eingeborenen geflohen, die auf das Lager zurückten um es mitten in der Nacht zu überfallen?
Er wusste es nicht, aber er machte in dieser Nacht kein Auge zu. Seine Hände umklammerten
das Gewehr als wäre es die einzige Rettung.
Der nächste Morgen begann mit einem Aufschrei. Der wachhabende Soldat war von drei
Pfeilen in die Brust getroffen worden. Die Spitze eines Pfeiles ragte aus seinem Rücken, die
anderen waren durch Knochen abgefangen worden. Die Eingeborenen warteten also auf sie.
Baath feuerte mit seinen übrigen Soldaten lange Salven ins Unterholz. Dann verließen sie das
Lager und versuchten sich weiter durch zu schlagen. Immer wieder zischten Pfeile an ihnen
vorbei und blieben in Baumstämmen stecken. Bald darauf hämmerten auch Ak-47 durch das
Unterholz und ließen von Stämmen das Holz splittern. Die letzten drei Soldaten der
Expedition liefen so schnell sie konnten. Sie legten die Strecke über die Sumpfebene in
Rekordzeit zurück. Dieses Mal verschwendeten sie keine Zeit mehr, Salven nach ihren
Verfolgern abzufeuern. Sie wussten, dass sie so niemanden erwischen würden.
Gregor zog eine Handgranate aus seinem Gürtel. Er riss den Ring heraus und machte sie
scharf. Ohne zu zögern lies er sie einfach fallen und rannte weiter. Kurze Zeit später erblühte
der Wald hinter ihm in grellen Feuer der Granate. Gregor rang sich ein Lächeln ab, während
er einem Baumstamm auswich. „Das hat gesessen ihr Wichser.“
Sie erreichten das ausgetrocknete Flussbett und gewannen noch an Geschwindigkeit als sie
abwärst auf das Basislager zusteuerten. Der Geruch von brennendem Wald verfolgte sie.
Dicke Rauchschwaden stiegen inzwischen aus den Wäldern auf. Erst jetzt genehmigten sie
sich eine Verschnaufpause. Sie fielen fast auf alle Viere, als sie stoppten. Gregor rang nach
Atem. Jeder Atemzug stach ihm in der Lunge, als ob er eiskalte Luft einatmen würde. Baath
hustete und stützte sich an einen Baum. Doch ihre Pause sollte nicht lange dauern. Nach fünf
Minuten verschnaufen schlugen wieder Kugeln um sie im Boden ein. Neues Adrenalin schoss
Gregor in die Adern und er raffte sich auf. Baath hatte sein Gewehr weggeworfen und hielt
nur noch die Pistole in der Hand. Gregor und der andere Soldat warfen ihre letzten Granaten
hinter sich in den Wald. Sie entfachten damit ein wahres Inferno, doch die Eingeborenen
näherten sich inzwischen auch von den Seiten. Sie mussten sie überholt haben. Vielleicht
lauerten sie hier schon länger. Ihre Nachtruhe hatte ihnen die Zeit dazu gegeben. Gregor
setzte zu einem weiteren Sprung an um eine kleine Mulde zu überspringen. Erde spritze um
ihn auf und ein Pfeil verfehlte ihn nur um Millimeter. Er versuchte auszuweichen und knickte
dabei ein. Der andere Soldat rannte fast auf ihn und bremste ab. Der Soldat zog Gregor nach
oben und stieß ihn weiter. Doch dieser Stopp hatte die Eingeborenen wieder näher heran
rücken lassen. Der Soldat wurde an der Schulter getroffen und ging zu Boden. Gregor hielt an
und legte sein Gewehr an. Sein M16 hämmerte Salve um Salve in das Unterholz. Blätter
begannen zu brennen und Rauch stieg auf. Der Soldat wollte sich aufraffen, doch ein Pfeil traf
ihn in den Schenkel. Er drehte sich zu Gregor um und winkte ab. „Geh! Ich mach sie fertig!“ Seite 135
rief er und griff nach seinem eigenen Gewehr. Gregor zögerte kurz und nickte dann. Er lief als
ob ihm der Teufel auf den Fersen war und versuchte Baath einzuholen.
Hinter ihm hörte Gregor das Hämmern eines M16. Jemand schrie seinen Zorn heraus. Dann
verstummte das Feuer. Gregor rannte weiter und das Lager kam in Sicht. Baath schien bereits
auf der Lichtung die Soldaten aufgescheucht zu haben. Als er die Lichtung erreichte feuerten
sie aus allen Rohren auf den Waldrand. Er musste sich flach hinwerfen um nicht selbst
getroffen zu werden.
Nach einigen Sekunden erkannten sie ihn und gaben ihm Deckung. Mit einem letzten großen
Hechtsprung schaffte es Gregor in die Gräben und brach dort erst einmal mehr oder weniger
zusammen.
Der Pilot hatte im Grunde nur den Befehl gehabt einen kleinen Trupp Soldaten in die Berge
des Kongo zu bringen. Höchste Geheimhaltungsstufe. Aber er war noch auf dem Flugfeld, da
wurden seine Befehle wieder geändert. Hassan persönlich annullierte den Befehl und schickte
ihn nur mit schweren Waffen los. Der Pilot schüttelte den Kopf. Dem Adjutanten von dem der
ersten Befehl ausgegangen war würde es wohl jetzt schlecht ergehen, dachte er. In Hassans
Pläne zu pfuschen war wirklich ungesund. Er war wirklich gespannt, ob man den Namen des
Adjutanten jemals wieder unter einem Marschbefehl finden würde.
Inzwischen hatte er mit seiner Fracht den Kongo erreicht. Sein Copilot bemannte das BordMG wie man es befohlen hatte. Es sollten sich in diesem Bergen „Besahi NOD“ aufhalten.
Man konnte also nicht vorsichtig genug sein. Als sie sich den Zielgebiet näherten brannte dort
an den umliegenden Bergen an einigen Stelle große Feuer. Dicke Rauchschwaden stiegen
empor und behinderten die Sicht des Piloten. „Ach du scheiße, was geht denn hier ab?“
murmelte er nur und steuerte die Lichtung „Tango“ an. Das Bild dort erschreckte ihn.
Mehrere kleine Gruppen versuchten das provisorische Basislager zu stürmen. Noch hielten
sich einige Soldaten wacker. Leuchtspuren zeigten die Salven der M16 an. Aber es waren
höchstens noch vier Soldaten, welche sich verschanzt hatten. Er drehte sich zu seinem
Copiloten um. „Mach das M60 klar, wir holen die da raus“ rief er über den Rotorenlärm. Der
Copilot hob den Daumen und gab sein OK.
Sie flogen eine enge Schleife über der Lichtung und das M60 des alten Helikopters begann zu
hämmern. Das schwere Bord-MG fräste sich durch das Gras der Lichtung und erwischte die
ersten Angreifer. Überrascht durch die Attacke des Helikopters zogen sich die Restlichen in
den Wald zurück um den Helikopter unter Beschuss zu nehmen. Doch der Pilot lies seine
Maschine weiter im Sinkflug. Er ging weiter nach unten, während die wenigen Überlebenden
auf die Maschine zurannten.
Schon trafen den Helikopter die ersten Geschosse. Der Pilot schaute ungläubig als zwei Pfeile
gegen seine Frontscheibe prallten. „Hä? Was spielen wir hier Indianer? Los rein mit Euch!“
brüllte er und winkte den Soldaten zu.
Gregor rieb sich das Gesicht und versuchte die Schlammkrusten zu entfernen. Der Helikopter
war ihnen wie ein Engel vorgekommen als er über der Lichtung schwebte. Das M60 BordMG war die heilige Hand Kanes gewesen. Zumindest kam es ihnen so vor. Baath, Gregor und
ein weiterer Soldat hatten den Hubschrauber erreicht. Ein letzter Blick hatten ihnen gezeigt
wie sie im Wald gewütet hatten. Überall waren Feuer ausgebrochen und dicke
Rauchschwaden stiegen empor. Die Handgranaten waren wirklich sehr effektiv gewesen.
Baath hatte dieser Anblick ein kaltes Lächeln abgerungen.
Der Flug dauerte lange und das monotone Dröhnen der Rotoren lies Gregor einnicken. Es war
lange her, seitdem er ruhig geschlafen hatte, nun übermannte ihn die Erschöpfung. So schlief
er fast den restlichen Flug über. In seinen Träumen verfolgten ihn Eingeborene durch dichten
Dschungel, immer wieder stand er auf dem Hügel und betrachtete die geheime Basis. Immer
wieder hallten die selben Fragen durch seinen Kopf, während er die „Hand von NOD“ Seite 136
betrachtete. War dies Kanes Vermächtnis? Verbarg sich in diesem Monument einstiger Macht
das große Geheimnis der Bruderschaft? Die sagenhaften Tafel Kanes? Eine großartige Waffe?
In seine Träumen fand er keine Antwort darauf, denn seine Gedankengänge wurden durch die
Angriffe der Eingeborenen gestört.
Erst als er erwachte und unter sich den Nil erblickte, wusste er wieder, dass er in Sicherheit
war. Doch die Fragen blieben in seinem Kopf.
Mu-Berek kniete vor Hassan. Dieser hatte den gesamten Hof versammelt und stand nun auf
einem Podest. Mu-Berek wusste was ihm nun kommen musste. Er hatte die direkten Befehle
seines Herrn missachtet. Das hatte zwar einigen Soldaten das Leben gerettet, aber unter ihnen
war auch Panterre. Die Mission war ein Fehlschlag gewesen. Es gab nur wage
Beschreibungen dreier verwirrter Soldaten über eine große steinerne Hand. Hassan war
wutentbrannt. Nun stand er über seinem Adjutanten. In der Rechten einen großen Säbel. Der
scharfe Stahl glänzte im Zwielicht des Festsaales. Zwei Diener trugen einen Block Holz
herein. Das Holz war sehr teuer und mit kunstvollen Schnitzereien verziert. Vereinzelt
glitzerten kleine Tiberiumkristalle im Holz. Nur die Oberseite des Blockes sah ungepflegt aus.
Viele Scharten und Risse waren darin. Mu-Berek kannte den Zweck dieses Blockes. Hassan
lächelte kalt. „Nein mein guter Adjutant, sterben werden sie jetzt noch nicht. Mein Zorn wird
sie strafen und mit dieser Schande leben lassen.“
Die Schreie von Mu-Berek hallten durch den Saal. Zwei Diener bemühten sich bereits das
Blut, welches aus Mu-Bereks Handgelenk spritzte vom Boden aufzuwischen. Ein Dritter
unternahm den Versuch die Blutung zu stoppen. Mu-Berek wusste nicht ob er Glücklich
darüber sein sollte, dass Hassan ihm nur die linke Hand genommen hatte. Die Schmerzen
waren unerträglich. Wimmernd kauerte er im Festsaal. Die Gäste waren Hassan bereits in
einen anderen Saal gefolgt um zu Feiern.
In diesem Augenblick begann Mu-Berek, Panterre zu hassen. Es hatte ihm seine linke Hand
gekostet, nur weil dieser Bursche sich nicht bezirzen lies. Es hatte ihm die Hand gekostet, nur
weil er mitverantwortlich für das Scheitern der Expedition war. Die Soldaten sollten eine
Hand verlieren nicht er. Schlimmer noch, Panterre hatte den Fehlschlag auch noch überlebt
und nun kehrte er als Held zurück zu seinem Vater. Der Marschbefehl lag bereits auf Hassans
Schreibtisch.
Mu-Berek richtete sich mühsam auf. Der Schmerz machte seine Augen glasig. „Wir werden
uns wieder sehn, Panterre!“ murmelte er leise.
Gregor war kurz nach der Rückkehr nach Kairo nach Hause aufgebrochen. Er war froh zurück
zu dürfen und nicht dem Zorn von Hassan ausgesetzt zu werden. Der Marschbefehl von
seinem Vater kam ihm da wie gerufen. Während er auf ein Fahrzeug für seine Rückkehr
wartete betrachtete er die Berichte des Hassan TV. Der Bildschirm in diesem Bahnhof war
groß und überdimensional. Die ersten Bilder von Mu-Bereks Bestrafung schockierten Gregor.
Die Bruderschaft hier unterschied sich in vielen Dingen von der Europäischen. Er schüttelte
den Kopf und rückte sein Gewehr auf dem Rücken zurecht. Nach kurzer Zeit wurde er von
einem Offizier zu seinem BMT gebracht. Gregor verstaute sein Gebäck und blickte ein letztes
Mal zurück. Seine Gedanken waren bei Dyszara. Fest nahm er sich vor, zurück zu kehren und
sie zu befreien. Während er sich anschnallte murmelte er: „Ich werde dich aus diesem Moloch
befreien meine Dyszara. Das schwöre ich.“ Die letzten Worte gingen im Dröhnen der
Motoren unter. Gregor Panterre war wieder auf dem Heimweg.
Das Lager für die Gefangenen in der Höhle war eng. Yeremi hatte heute den Befehl erhalten
den kleinen Hof zu kehren. Nach einigen Sabotageakten hatte man ihnen sie nicht mehr zu
Arbeiten an Anlagen oder Geräten heran gezogen. Jetzt durften sie das kleine Lager nicht
mehr verlassen. Seite 137
Yeremi dachte an das Tal. Nun würde es bereits völlig verseucht sein und von Tiberium
überwuchert. Wehmütig dachte er an seinen Vater. Er fragte sich wo dieser wohl gerade war.
Sam trat aus der kleinen Baracke und betrachtete die Basis durch den Zaun. Yeremi sah ihm
an, dass auch er daran dachte, wie man von diesem Ort fliehen konnte. Aber Beide sahen
keinen Möglichkeit.
Immer wieder fragte sich Yeremi, warum er nie bemerkt hatte, was hinter Gregor steckte. Ein
Anhänger der Bruderschaft. Er konnte es immer noch nicht fassen. Gregors Vater war
offensichtlich ein mächtiger Mann. So eine Höhle war laut Sam wirklich eine große Basis.
Aber auch von Gregor hatte er schon lange nichts mehr gehört. Kämpfte er irgendwo gegen
die GDI, fragte Yeremi sich. Er könnte auch bereits gefallen sein. Über all diesem Gedanken
hatte er vergessen weiter zu kehren. Eine Salve aus einem Gewehr, welche den kleinen
Dreckhaufen neben ihm aufwirbelte erinnerte ihn daran. Er blickte wütend zu den Wachen auf
ihrem Turm und machte sich an die Arbeit.
Epilog
Gregor wurde durch die Stimme des Computers geweckt. Die Stimme machte ihn darauf
aufmerksam den Zug zu verlassen. Also stand er auf und nahm seine Sachen. Eine
Wartungscrew kam ihm bereits entgegen und füllte den Zug wieder mit Vorräten. Auf der
Rückreise hatte er nur einmal umsteigen müssen. Trotzdem fühlte er sich matt und
verschlafen als er den Zug verlies.
Nach einem kurzen Blick in die Runde erkannte er das ganz normale Trieben auf einem
Bahnhof. Irgendwie hatte er sich dies schon gedacht. Genauso wie in Kairo wurde er nicht
abgeholt. Er schüttelte enttäuscht den Kopf als sich eine Türe öffnete.
Sein Vater stand lächelnd darin. Er breitete die Arme aus und ging auf seinen Sohn zu. Ihm
folgten Sander sein Adjutant und Terag. Auch sie konnten sich ein Lächeln nicht verhindern.
Kasian rief schon aus einigen Meter Entfernung: „Sohn! Endlich habe ich dich wieder!“
Gregor zog lächelnd eine Augenbraue nach oben. Sollte er sich Sorgen gemacht haben. Nun
in diesem Fall wohl zurecht.
„Hallo Vater. Tag Sander, Tag Terag. Ich hoffe ich habe nicht all zuviel verpasst“ sagte
Gregor. Kasian lachte laut und legte einen Arm um seinen Sohn. „Oh es gibt einiges was ich
dir erzählen sollte. Sicherlich wirst du sehr überrascht sein!“ Gregor lächelte. „Ich denke, ich
habe auch ein paar interessante Geschichten für dich.“ Kasian wies auf die Tür und grinste.
„Na dann ab nach Hause!“
Drei Skorpione
Prolog
Ein leises Surren lag in der Luft über dem kleinen betonierten Exerzierplatz. Alles war in ein
mattes rötliches Licht getaucht. Die Stealthgeneratoren hatten über der kleinen Basis ein
Tarnfeld erzeugt und niemand würde erkennen können, was sich hier versteckte.
Die Generatoren benötigten immer noch eine Unmenge an Energie, aber die Techniker waren
sich sicher, auch diesen Störfaktor noch reduzieren zu können. Auch das leise Surren und den
rötlichen Schein des Tarnfeldes würde man noch in den Griff bekommen. Doch hier, in
diesem abgelegenen Tal würde sowieso niemand auf die Basis aufmerksam werden.
Die Basis, die sich unter dem Tarnfeld versteckte, war relativ klein, aber darauf kam es nicht
an. Es war der Erfolg an sich, unter den Augen der GDI Satelliten zu operieren und eine Basis Seite 138
zu errichten. Kasian trat aus einem flachen Gebäude, dem Kommandobunker. Er lächelte
zufrieden und musterte die kleine Basis. Heute würden sie diesen Erfolg noch einmal steigern
und unter den Augen des Feindes eine Parade abhalten. Vielleicht sollte er General Solomon
später ein Band von diesem Ereignis schicken. Aber nein, dachte Kasian und lächelte. Nicht
unnötig die Aufmerksamkeit der GDI auf sich ziehen. So hatte er schon immer gehandelt und
es hatte ihm nicht geschadet.
Irgendwie fand es Kasian auch enttäuschend dem Gegner nicht offen gegenüber zu treten.
Aber er schüttelte den Kopf. Nein, dafür würde noch Zeit sein. Wichtiger war die Einigung
der Bruderschaft.
Langsam schritt er aus dem Schatten des Gebäudes. Sein Adjutant Sander folgte ihm und hielt
eine Schatulle bereit. Kasian ging zielstrebig auf in zwei Reihen stehenden Soldaten zu. Er
korrigierte sich, dies waren noch Rekruten, doch bald würden sie vollwertige Soldaten der
Bruderschaft sein.
Kasian musterte die jungen Gesichtszüge der Rekruten und erkannte eine gewisse Reife in
ihren Gesichtern. Sie hatten mit Sicherheit ihre Jugend hinter sich. Ihre Ausbildung war hart
gewesen und nur die Besten hatten sie überstanden.
Zwei Kameras schwenkten auf Kasian und er setzte sein politisches Lächeln auf. Es war Zeit
für eine weitere Folge der Serie: „Die Erfolge der vereinten Bruderschaft“. Die Rekruten
standen nun noch strammer in Habachtstellung da, den Blick starr nach vorn gerichtet. Kasian
lächelte in die Kamera und ein Techniker liess das Bild auf den Führer der Bruderschaft in
Europa zoomen. Kasian holte tief Luft und begann seine vorbereitete Rede.
„Heute ist ein besonderer Tag für die Bruderschaft! Wir haben Großes vollbracht und sind
trotz aller Widrigkeiten weit gekommen. Wir, die Koalition, haben Europa unter unserem
Banner vereint. Eine Bruderschaft! Ein Wille! Eine Vision!
Der Skorpion wurde von Kanes Hand geführt. Er hat seine Feinde in den Staub geworfen und
sie besiegt. Wir alle gehören zu diesem Skorpion. Wir, die wir nun vereint sind. Eine
Bruderschaft! Ein Wille! Einigkeit!
Heute ist der Tag gekommen, an dem wir die Saat ernten. Der mächtige Skorpion der
Koalition hat seine Kinder geformt. Die Jünger Kanes, die Kinder des Skorpions. Hier sind
sie!“ Er wies mit dem Finger auf die Rekruten. „Schaut sie an! Diese 20 Brüder werden die
neuen Skorpione der Bruderschaft sein.“ Kasian machte einen Schritt zu den Rekruten und
holte Luft.
„Skorpione! Ja bei Kane, sie sind wahrlich würdig diesen Titel zu tragen! Im Namen von
Kane haben sie die härteste Ausbildung durchlaufen, kämpften gegen Verräter in der
Bruderschaft. Schon wenige Tage nach Beginn ihrer Ausbildung trugen sie zu Siegen über die
Verräter und Lügner bei. Sie sind die Besten und sie dienen unserer Sache. Kanes Wille ist
mit uns meine Brüder. Diese Skorpione werden nun zu richtigen Soldaten befördert. In
meinen Augen sind sie bereits mehr. Sie sind die Elite! Sie sind Kanes Hand. Sie dienen
einem Ziel!
Eine Bruderschaft! Ein Wille! Eine Vision! Im Namen von Kane!“ Die letzten Worte
hämmerte Kasian regelrecht in die Kamera und die 20 Rekruten antworteten mit donnernden
Stimmen. „Kane lebt im Tode! Kane lebt im Tode! Kane lebt im Tode!“
Sander öffnete die Schatulle und Kasian griff hinein. Jeden einzelnen der Rekruten zeichnete
er mit dem roten Streifen aus. Durch diesen Streifen am Kragen ihrer schwarzen Uniform
wurden sie zu vollwertigen Soldaten der Bruderschaft. Die ganze Zeremonie wurde
aufgezeichnet und einige Stunden später in ganz Europa verbreitet.
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Seite 139
Deutschland, Im Hauptquartier von Kasian
Kasian saß in seinem schwarzen Ledersessel und betrachtete die Wand die ihm gegenüber lag.
In die graue Betonwand war ein großes Fenster eingelassen. Es gewährte einen guten
Ausblick auf die Höhle. Seine Höhle. Das Hauptquartier der Koalition. Er richtete sich ein
wenig auf und nahm einen Stein von seinem Schreibtisch. Die Glas-Keramik Beschichtung
schimmerte rötlich im Licht der Schreibtischlampe. Kasian drehte den Stein in der Hand hin
und her. Der Stein stammte von den Ruinen des Tempels. Im Grunde war es eine Reliquie der
Bruderschaft. Viele getreue Anhänger hatte es das Leben gekostet diesen kleinen Stein aus
der Abschirmungszone bei Sarajevo zu schmuggeln.
Kasian schüttelte den Kopf. Hätte er den Befehl zu jener Zeit gehabt, wären diese Leute nicht
gestorben. Für so ein Souvenir riskierte er nicht das Leben seiner Leute. Aber Wulf hatte es
getan. Kasian hatte er nach einer gründlichen Durchsuchung der Datenbanken im Berg von
Wulf davon erfahren. Kasian legte den Stein zurück und stand auf.
Aber auch er hatte solche Aktionen gestartet. Die Tafeln von NOD waren sein Makel. Er hatte
damals in Kairo einigen seiner Männer befohlen sie unter allen Umständen zu erbeuten. Mit
dieser Last musste er wohl leben. Nicht, dass er ein schlechtes Gewissen haben würde. Es war
notwendig, da war er sich sicher. Die Tafeln würden die Bruderschaft vereinen. Auch hatte er
kein schlechtes Gewissen, den Berg von Wulf mittels Giftgases zu erobern. Nur ab und zu
quälten ihn des Nachts Träume, die ihn daran erinnerten. Kasian seufzte und aktivierte ein
Display. Leise murmelte er: „Aber es war notwendig und nur ich konnte es tun.“
Hassan hieb auf den Aus-Knopf und der Bildschirm wurde schwarz. Er ballte seine Hände bis
die Fingerknöchel weiß hervortraten. Wieder hatte es Kasian sehr gut verstanden, die
geheimen NOD Sender für sich zu benutzen. Nur selten wurden darüber wirkliche NOD
Sendungen ausgestrahlt und dann auch nur verschlüsselt. Man konnte es sich nicht leisten sich
zu offen zu zeigen, aber das würde sich bald ändern. Die Macht der wenigen verbliebenen
Splittergruppen wuchs.
Die Rede von Kasian war perfekt gewesen. Schon jetzt konnte Hassan sich ausmalen, welche
Wirkung solch eine gut ausgefeilte Rede auf die Moral seiner Truppen wirken würde.
Sicherlich hatte dessen Adjutant Sander die Rede verfasst oder zumindest überarbeitet, denn
Sander schien ein äußerst befähigter Mann zu sein. Bisher hatte Hassan keinen solchen
Adjutanten gefunden. Nur einmal hatte es ein Adjutant geschafft ihn wirklich zu Frieden zu
stellen.
Hassan schüttelte enttäuscht den Kopf. Es war wirklich ein Jammer um Mu-Berek. Seine
Fehler bei der Suche nach den Tafeln von NOD hatten dazu geführt, dass er bestraft werden
musste. Nun war er wieder ein einfacher Feld Commander in den Truppen. Hassan hatte ihm
die Hand abgeschlagen und ihm damit regelrecht vergeben. Andere Adjutanten hatten stets
mit dem Leben bezahlt.
Hassan ging auf seinen Taktik-Tisch zu und betrachtete die Karte. Er beschloss Mu-Berek
eine zweite Chance zu geben und gab ihm über das Cabal-Net den Befehl, das Kommando
über den Irak Feldzug zu übernehmen. Hassan lächelte verschlagen und betrachtete weiter die
Karte. Seine Gegner waren fast alle ausgeschaltet. Nur die Wenigsten wagten es gegen ihn zu
agieren. Es würde nicht mehr lange dauern, dann konnte er sich wieder gegen die GDI stellen.
Lange hatten sie ihn benutzt, aber er hatte immer seine eigenen Ziele verfolgt. Er würde die
GDI vertreiben und über die Welt herrschen.
Langsam umkreiste er den Tisch und betrachtete die taktische Situation aus allen
Blickwinkeln. Der Einmarsch im Irak war gewagt gewesen, aber bei Kane, es würde klappen.
Wenn Mu-Berek seine Arbeit gründlich machte, würden in vier Wochen die Besahi aus der
Region vertrieben sein. Hassan rieb sich das unrasierte Kinn. Rasieren war auch eine Sache,
welche er in den letzten Tagen vernachlässigt hatte, aber dieser Feldzug war wichtig. Der Iran Seite 140
unterstand seinem Handlanger, dort war alles ruhig. Seine offizielle Organisation, die
Association lenkte im Grunde auch den Irak, die Regierung dort war auch unter seiner
Kontrolle, aber dann hatte sich viele Unterkommandeure plötzlich zu den Besahi bekannt. Es
war lange geplant gewesen und so war im die Kontrolle über das Land entglitten. Seine
Handlanger in der Hauptstadt hielten immer noch die Stellung. Dank einigen Elitetruppen
waren wichtige Städte und Regionen noch in seiner Hand, aber die Bevölkerung lehnte sich
auf und unterstütze die Besahi. Er hoffte, mit seinem Feldzug nicht zuviel Aufmerksamkeit
auf sich zu ziehen. Nicht, dass dieser aufgeblasene GDI General sich doch noch für einen
kleinen Befriedungsfeldzug entschied.
Hassan rieb sich nochmals das Kinn und beschloss, sich zu rasieren bevor er weiter machte.
Die Motoren des leichten Kampfpanzers heulten auf und sie flogen regelrecht über die Ebene.
Der M1A3-N war zwar nicht mehr der beste Panzer auf dem Markt, aber in ihrer Lage waren
solche Panzer wie ein Goldschatz. Ihre Lage war nicht gut, da waren sich alle einig. Erst vor
wenigen Tagen hatte der geheimnisvolle neue Commander den Oberbefehl über die NOD
Besahi übernommen und gleich die gesamte Struktur der Truppe umgestaltet. Einige alte
Hasen behaupteten, man würde wieder in Kampfgruppen aufgestellt wie zu Zeiten Kanes.
Wie schnell sich doch Gerüchte und Geschichten verbreiten können, dachte Faisal und
schaute auf seinen Datenblock. Er rief die aktuelle Lage ab.
Für den heutigen Tage hatten sie sich nicht schlecht geschlagen. Nach den verlustreichen
Rückzugsgefechten der letzten Wochen hatten sie nun das erste Mal ihre Stellungen halten
können. Ob dieser Erfolg an dem Kommandowechsel lag, wusste er nicht. Er hatte nur das
Kommando über diesen einen altersschwachen Panzer. Bevor Hassan mit seiner Offensive auf
das Territorium der Besahi begonnen hatte, war er Teil einer kleinen Einheit aus PanzerErsatzkräften gewesen. Eine Reserveeinheit in der frische Rekruten an älteren Modellen
ausgebildet wurden. Zu dieser Zeit hatte man sich noch so etwas wie eine Ausbildung leisten
können. Die schweren Gefechte an den Grenzen und gegen die Elitetruppen waren meist
erfolgreich und Nachschub konnte geruhsam herangeführt werden. Genau in dieser Zeit hatte
er seine theoretische Prüfung bestanden und war zu jener Reserve- und Ausbildungseinheit
versetzt worden.
Kaum zwei Wochen nach Beginn seiner praktischen Ausbildung waren sie als Reserve an die
Front beordert worden. Dort sollten sie einen Versorgungsstützpunkt im Hinterland sicher.
Die Offensive Hassans hatte gerade begonnen und die Front lag etwa 60 Kilometer vor AlAmarah. Niemand machte sich wirklich Sorgen um die feindlichen Einheiten, aber man hatte
auch nicht mit so einem massiven Angriff gerechnet. Laut Faisals Daten waren die befestigten
Stellungen an der Grenze direkt nach Beginn der offenen Kampfhandlungen durchbrochen
worden. Das Oberkommando hatte es nicht für nötig gehalten, sie zu benachrichtigen. Am
nächsten Morgen stand eine komplettes Panzerregiment vor ihrer Stellung bei Al-Halfáyah
und nahm sie unter Feuer. Im Grunde hatten sie dabei noch Glück gehabt, denn Al-Halfáyah
war von Südosten durch ein Moor geschützt. Zwar gab es dort wenig wirkliche Wasserläufe,
aber der unbeständige Boden hatte ein weiteres Regiment feindlicher Panzer aufgehalten.
Faisal fand, dass sie sich gut geschlagen hatten. Gegen einen überraschenden Angriff eines
ganzen Panzerregimentes im Morgengrauen, hatten sie allerdings nicht viel entgegen zu
setzen. Zwar zerlegten sie einige Panzer des Feindes, aber dann hatte sich die überlebenden
Truppen zurückziehen müssen. Nach kurzer Zeit war der geordnete Rückzug
auseinandergefallen. Der Volltreffer auf den Panzer des Kommandanten hatte ihr übriges
getan.
Faisal hatte sich mit zwei weiteren Panzern in Richtung Jurayt zurückgezogen. Er selbst hatte
das Kommando übernommen, da er der Dienstälteste war, was als Rekrut in der sechsten
Woche aber nicht viel hieß. Seite 141
Die feindlichen Truppen hatten bei Al-Halfáyah halt gemacht um nachgetankt zu werden und
Munition zu fassen. Die zum größten Teil unversehrten Depots, welche Faisals Panzerverband
hatte bewachen sollen, war ihnen dabei von großen Nutzen. Allein diese Tatsache ärgerte
Faisal schon ungemein. Auf dem Rückzug hätte er eine Salve auf die Treibstoffsilos abfeuern
sollen, aber in diesem Moment war er darauf leider nicht gekommen. Ihre Flucht war mehr als
Kopflos gewesen. Auf halben Weg hatten sich die kleine Dreiergruppe getrennt. Faisal hatte
dem leichten Schützenpanzer vom Typ Marder 1A3-N befohlen, zurück zu bleiben und die
feindlichen Bewegungen zu beobachten. Vom Oberkommando war nichts zu hören, wie sich
schnell herausstellte. Keine Antwort auf die Anfragen der beiden Panzer, welche sich weiter
zurück zogen. Als sie in der kleinen Stadt Jurayt ankamen, war die örtliche Basis nicht in
Alarmbereitschaft. Sie wussten schlicht nichts über eine richtig große Offensive. Das
Oberkommando hatte sich nicht gemeldet. Der Basiskommandant war aus allen Wolken
gefallen als die zwei verschrammten Panzer in den Ort einrollten. Nach kurzem Lagebericht
hatte auch er versucht das Oberkommando zu erreichen, kam aber nicht durch. Faisal hatte
einen der Panzer abgestellt, um der Infanterie der Stadt Rückendeckung zu geben. Der
Basiskommandant hatte sofort damit begonnen die Stadt für einen Angriff vorzubereiten.
Immerhin würde dieser Ort nicht überrascht werden, hatte sich Faisal gedacht und seinen
Fahrer angewiesen, mit Vollgas nach Al-Amarah zu fahren. Die dortigen Truppen mussten
genauso ahnungslos sein und da die Kommunikation fast total zusammengebrochen zu sein
schien, musste jemand dorthin. Die Strecke war weit, aber nachdem sie den Panzer aufgetankt
hatten, glaubte Faisal es schaffen zu können.
Er irrte sich. Schon von Weitem sah er dicke Rauchschwaden aus dem Tal aufsteigen. Das
feindliche Panzerregiment hatte bereits die halbe Stadt eingenommen. Nur der Tigris, welcher
die Stadt teilte hielt sie noch davon ab, auch den Rest der Stadt einzunehmen. Offensichtlich
hatte der Kommandant der Basis geistesgegenwärtig die Brücken der Stadt sprengen lassen.
Zumindest sah es danach aus, als Faisal die Schlacht um die Stadt von einem Hügel
beobachtete. Sein Fernglas zeigte einen Panzerverband, welcher aus dem eroberten Viertel
kam und auf eine Brücke außerhalb der Stadt zuhielt. An jener Brücke gruben sich eilig zwei
Schützenpanzer ein und einige Infanteristen legten offensichtlich Minen. Dieser Schauplatz
war nur eine Facette bei dieser großen Schlacht gewesen, aber Faisal hatte die Gefahr erkannt,
sollte diese Brücke in die Hände des Feindes fallen. Die Verteidiger hatten vermutlich keinen
Sprengstoff mehr, aber Faisals Panzer hatte genügend Feuerkraft um die Brücke zum Einsturz
zu bringen. Die zwei Schützenpanzer hätten das in der kurzen Zeit nicht erreichen können.
Sie waren genau richtig gekommen und sahen die feindlichen Panzer auf die Brücke zurollen.
Die Schützenpanzer wehrten sich verzweifelt, hielten aber nicht lange stand. Nur vier
feindliche Panzer waren durch Beschuss und die schwachen Minen zerstört worden. Faisal
hatte sofort das Feuer auf die Brücke eröffnet und einen der Pfeiler zum Einknicken gebracht.
Der erste feindliche Panzer wagte sich trotzdem auf die Brücke. Aber diese hatte der
Belastung nicht mehr Stand gehalten und war unter ihm zusammen gebrochen. Ein kleiner
Erfolg, welcher aber nicht viel bewirkt hatte, wie Faisal nun im nachhinein feststellte. Nach
diesem kleinen Erfolg hatten sie sich weiter zurückgezogen und bei Suwaylim mit einigen
überlebenden Verteidigern getroffen. Der kleine Ort, etwa 5 Kilometer von Al-Amarah
entfernt, entwickelte sich schnell zum Sammelpunkt für den Rückzug. Gegen Abend stand
fest, Al-Amarah war gefallen. Aber immerhin hatte sich das Oberkommando wieder
gemeldet. Ein neuer Mann hatte das Kommando und hatte den sofortigen Rückzug für eine
Neuformierung befohlen. Am nächsten Morgen waren sie zu verschiedenen Sammelpunkten
aufgebrochen. Nur eine Rumpfmannschaft blieb zur Verteidigung von Suwaylim zurück.
Der Sammelpunkt für die restlichen Panzerverbände war zehn Kilometer hinter Suwaylim
gewesen. Ein kleiner Ort namens Mizhán diente als Kommandoposten. Dort waren die Seite 142
wenigen Panzer dann neuen Gruppen zugewiesen worden. In den folgenden Tagen hatten sie
hart um jeden Meter gekämpft, aber die Truppen von Hassan waren in der Übermacht.
Sie rumpelten über einen Graben und das riss Faisal aus einen Gedanken. Sie befanden sich
30 Kilometer hinter Al-Amarah. Suwaylim war gestern Nacht nach schweren Kämpfen
gefallen. Die Front verlief nun an den Ufern des Tigris. Aber nur hier hatten es Hassans
Truppen bisher geschafft über den Fluss zu kommen. Zum Glück war es bisher gelungen, die
feindlichen Verbände im Norden aufzuhalten. Dort verlief die Front noch nicht am Tigris,
aber das war auch gut so, denn sollten es Hassans Truppen schaffen, den Kessel um Bagdad
zu sprengen, würden die regierungstreuen Elitetruppen aus ihren Löchern kriechen und
ebenfalls wieder angreifen. Zur Zeit verschanzten sie sich nur noch in der Hauptstadt und
hielten so die Marionettenregierung Hassans an der Macht. Bisher war es nicht, geglückt die
Stadt zu erobern, aber derzeit hatten sie auch andere Probleme.
Das Hinterland von Al-Amarah musste unter allen Umständen gehalten werden. Der Feind
massierte nun bei Suwaylim seine Panzerverbände. Sollte es Hassan schaffen, hier weiter
vorzurücken, konnte es böse ausgehen, für die Besahi.
N-TV – 21 Uhr – „Das Thema“
„Willkommen zum Thema am Abend, meine Damen und Herren. Unser erster Bericht kommt
aus dem Irak. Vor fast 30 Jahren wurde das Land von den Überresten der Bruderschaft von
NOD gesäubert. Doch die neue Regierung schafft es nicht dem Land Frieden zu bringen.
Immer wieder erhalten wir Berichte von Aufständen und Gefechten mit unbekannten
Rebellengruppen. Nach Gerüchten sollen viele dieser Rebellen ehemalige Anhänger der
Bruderschaft von NOD sein. Nun ist dieser Konflikt entgültig eskaliert. Die Regierung des
Iraks hat den Beitritt zum Bund der arabischen und afrikanischen Staaten nochmals bestätigt.
Schon länger gehört der Irak trotz Proteste in der Bevölkerung zu diesem Staatenbund. Nun
hat die irakische Regierung die Association um Hilfe bei den Aufständen gebeten.
Landesweite Ausschreitungen und Angriffe der Rebellen im großen Stil waren die Folge.
Während der Bund der arabischen und afrikanischen Staaten, die Association, ihre Kontrolle
auf den Irak ausweitet, versuchen kleine Gruppen von Rebellen gegen diese vorzugehen. Zur
Stunde marschieren Truppen der Association im Irak ein. Zwei Panzer Brigaden befinden sich
laut Berichten eines Reporters bereits kurz vor Bagdad.

Die Bevölkerung steht diesem Kampf gespalten gegenüber. Zum einen alte Treue zu den
Rebellen, welche vermutlich aus der Bruderschaft hervorgingen, zum anderen der Wunsch
nach Frieden, welche die Association verspricht, scheinen die Bevölkerung zu spalten. Doch
die Beteiligung von NOD Anhängern wirft neue Fragen auf. Ist dies ein Kampf zwischen den
immer noch vorhandenen Splittergruppen der einstigen Bruderschaft?
Ihre Existenz ist bewiesen. Kämpfe in Portugal zwischen zwei NOD Splittergruppen
bestätigten dies unlängst. Ist der irakische Bürgerkrieg also nur ein Stellvertreterkrieg?
Die Pressesprecherin der GDI, Samantha Garden dementierte dies vehement. Die GDI sehe in
diesem Konflikt ein regionales Problem und überlässt es der irakischen Regierung, die Lage
zu entschärfen. Zwar verurteile man jegliche Kampfhandlungen, aber man wolle sich nicht
ohne ausdrücklichen Wunsch der irakischen Regierung einmischen.
Eine andere Quelle lies verlauten, dass der GDI auch gar kein anderes Statement übrig blieb.
Die Truppenstärke im nahen Osten ließe eine Intervention derzeit nicht zu. Das Tiberium
Problem laste die GDI völlig aus.“
„Wir halten Sie natürlich auf dem Laufenden über dieses brisante Thema. Bleiben sie dran.
Nach der Werbung berichten wir über vermehrte Kampfhandlungen an der östlichen Küste
des schwarzen Meeres.“

Seite 143
2
Ächzend kam Gregor auf die Beine und wischte sich einen Klumpen Schlamm aus dem
Gesicht. Der letzte Einschlag war verdammt nah gewesen. Im Stillen verfluchte Gregor seinen
Vater. Warum hatte er nicht einfach alle Splittergruppen überzeugen können. Aber nein,
natürlich waren einige sogenannte Hochgeneräle oder was für irrsinnige Namen sie sich sonst
gegeben hatten, gegen die Einheit der Bruderschaft. Natürlich, dies hätte eine Schmälerung
ihrer Macht bedeutet.

Wieder schlug eine Granate bei Gregors Schützengraben ein und er musste sich in den Dreck
werfen um Splittern zu entgehen. Ein Mörser auf ihrer Seite antwortete, schien aber ebenfalls
nur Schlamm und Dreck aufzuwirbeln, denn der Gegner feuerte weiter.
Gregor schüttelte den Kopf. Die Koalition seines Vaters hatte ganz Osteuropa als Verbündete
gewonnen, aber je weiter man nach Osten vorstieß, desto schwieriger war es, die Leute zu
überzeugen. Nun war man an einen Punkt gekommen, an dem Überzeugungskraft nicht mehr
zu helfen schien. Gregor legte sein Impulsgewehr an und gab eine Salve auf die Feindlichen
Stellungen am anderen Ende der Ebene ab. „So wird das nichts!“ murmelte er und lief
geduckt zum provisorischen Kommandoposten dieses Abschnittes. Die GDI kümmerte sich
derzeit nicht um diese Region. Nein besser gesagt, ihnen war das ganze Land hier scheißegal.
Hier gab es nicht mal Tiberium, also auch kein Problem für die GDI. Mehr tat sie zum Glück
nicht mehr. Antiterror Einsätze gab es nur in den sogenannten zivilisierten westlichen
Ländern. Wenn es hier Kämpfe gab, wurden sie meist als Bürgerkriege deklariert. Trotzdem
würde ein ausufernder Stellungskrieg, wie er hier gerade entstand, wohl das Objektiv des
einen oder anderen Satelliten auf sich ziehen. „Mal sehn, was der Feldhauptmann dazu sagt,“
murmelte Gregor und betrat das große Loch, welches als Kommadoposten diente. Einst war
das hier ein einsames Jägerhäuschen gewesen, aber nun standen nur noch die Kellerwände.
Lehm und Dreck klebte überall, dennoch hatte sich der Feldhauptmann hier eingerichtet. Zwei
dicke Betonplatten hatte man über die Kellerdecke in die Ruinen gelegt. Laut einiger Soldaten
war es eine verdammte Plackerei gewesen, bis ein völlig veralteter Kran und zehn Mann die
Betonplatten verlegt hatten. Große Haufen Sandsäcke sicherten die Kellerfenster. Einem
direkten Treffer würde es wohl standhalten, aber ab dann sollte sich keiner mehr hier
aufhalten, dachte Gregor. Seiner Meinung nach war dieser Kommandoposten eh zu auffällig.
Wer verlegt schon Betonplatten zum Spaß mit einem Kran. Natürlich, die Front lag noch ein
gutes Stück weiter, aber sollte der Feind die Mittel besitzen und ein größeres Geschütz
aufstellen, dürfte dies hier sein erstes Ziel werden. Vielleicht war es wirklich gut, sich hier
nicht lange aufzuhalten.

Der Feldhauptmann beugte sich über den Kartentisch. Auf ihr konnte man die Situation gut
erkennen. Bisher waren sie zügig voran gekommen. Nur eine Splittergruppe hatte sie etwas
aufgehalten, aber sonst war man auf wenig Widerstand gestoßen. Und bei Kane, die
Bevölkerung hatte sie meist als Befreier gefeiert, denn die Machthaber, ob NOD Anhänger
oder nicht, waren allesamt Tyrannen gewesen. So hatten sie die Krim befreit, waren als
gefeierte Helden in Sevastopol einmarschiert, aber ab dort war es hart geworden. Sie waren
über die Krimhalbinsel, am schwarzen Meer entlang weiter vorgestoßen. Aber ab Anapa,
einer kleinen Hafenstadt, war man auf eine gar nicht bekannte Splittergruppe von NOD
gestoßen. Die Bevölkerung war dem Gegner nicht unbedingt loyal, aber sie fürchteten sie und
so kam man schwer voran. Das Oberkommando hatte sich in Anapa eingerichtet und das Ziel
dieses Feldzuges festgesetzt. Etwa 65 Kilometer weiter lag die Stadt Novorossijsk, das
Zentrum der Splittergruppe. Die Stadt besaß ebenfalls einen Hafen und hatte einen gewissen
Stellenwert in dieser Region. So etwas wie eine Regionalhauptstadt, könnte man sagen. Nur
eine große Straße führte zu dieser Stadt. Enge Gebirgspässe und ebenso enge Straßen
behinderten den Vormarsch. Nun steckten sie etwa 30 Kilometer vor Novorossijsk in einer Seite 144
Ebene fest. Vor ihnen, 6 Kilometer weiter lag die Stadt Niznebakarskij. Sollte sie diese Stadt
erobern, wäre der halbe Weg nach Novorossijsk geschafft. Aber der Gegner hatte sich
eingegraben und es schien wenig Möglichkeiten zu geben, durchzubrechen. Das Tal war hier
eng und die kleine Ebene war übersät von Gräben und Bunkern. Sogar einige Panzersperren
waren vom Feind errichtet worden.

Gregor trat an den Tisch und salutierte. „Sir?“ Der Feldhauptmann sah auf und nickte. „Was
gibt’s Panterre?“ Gregor wischte sich seine schmierigen Hände an seiner Uniform ab. „Sir,
der Gegner belegt uns zur Zeit mit Dauerfeuer und wir haben nur zwei Mörser. Wir kommen
nicht voran, wenn uns nicht ein paar Panzer abgestellt werden.“
Das Gesicht des Feldhauptmanns spannte sich an. „Sagen sie das nicht mir, sondern dem
Oberkommando in Anapa. Die Panzerkräfte sind angeblich weiter nördlich bei Kievskoe
gebunden. So bald wie möglich werden sie versuchen uns von Norden her zu entlasten. Das
sagte man mir zumindest.“ Gregor runzelte die Stirn. „Kievskoe? Sir das ist aber noch ein
ganzes Stück. Bis dahin haben die uns zu Klump geschossen.“ Der Feldhauptmann nickt nur
und deutete auf die Karte. „Nehmen sie sich ihr hochgelobtes Team und versuchen sie die
Stellungen zu umgehen. Die können gar nicht so viele Leute haben um die ganze Strecke von
hier bis zur Küste ab zu decken. Irgendwo müssen die Lücken haben. Wenn sie da durch sind,
möchte ich, dass sie die Versorgungsstraße nach Novorossijsk angreifen und so ihren
Nachschub binden. Ein paar Minen auf der Straße und die haben bald nichts mehr womit sie
schießen können. Dann können sie ja mal versuchen etwas Verwirrung in Niznebakarskij zu
stiften. Ein paar Depots sprengen und so weiter. Sie wissen was ich meine. Das sollte auch
einige Entlastung bringen und das Ganze auch leichter für unsere Panzer machen.“ Gregor
betrachtete die Karte, dann seinen Datenblock und glich in Gedanken die Daten ab. Dann
nickte er langsam. „Wird erledigt, Sir.“ Er salutierte und stampfte aus dem Keller.
CNN Special: „Der neue Bürgerkrieg im Irak“
„Guten Abend meine Damen und Herren. Wir werden in der kommenden Stunde über die
aktuellen Ereignisse im Irak berichten. Im Anschluss an den Bericht werden wir die
Gelegenheit haben mit General Solomon, Oberbefehlshaber der GDI Streitkräfte zu sprechen.
Doch zuerst eine kurze Zusammenfassung der letzten Ereignisse.“
Brett Grown, exklusiv aus Kuwait.
„Es sind fast 30 Jahre vergangen seit die Bruderschaft hier ihren Feldzug begann, doch noch
immer bestimmen Kriege und Aufstände das Bild. Nach der Niederlage der Bruderschaft von
NOD schlossen sich eine große Anzahl von arabischen und afrikanischen Ländern, welche
unter dem Regime der Bruderschaft gelitten hatten zu einem Staatenbund zusammen. Die
sogenannte Association.

Allerdings kann man diesen Bund als sehr aggressiv bezeichnen. Immer wieder rügte die GDI
ihr Vorgehen. Nun ist es wieder zu solch einem Konflikt gekommen. Auch die irakische
Regierung hat vor einigen Monaten einem Beitritt zur Association zugestimmt. Dies geschah
gegen den Willen der Bevölkerung und unter dem ständigen Druck der sogenannten Garde,
einer Elitetruppe der Regierung. Dennoch kam es nach dieser Entscheidung zum offenen
Aufstand. Die Lage wurden in den letzten Wochen immer schlechter für die
Regierungstruppen. Rebellen kontrollieren die meisten Ölfelder und haben angeblich damit
begonnen die Hauptstadt Bagdad einzukesseln. Aus diesem Grund hat nun die irakische
Regierung um militärische Hilfe der Association gebeten. In dieser Stunde stehen mehrere
Panzerbrigaden der Association am Tigris. Die Gefechte sollen sich um die Großstadt AlAmarah konzentrieren. Detaillierte Angaben über die Geschehnisse sind wegen der
Nachrichtensperre nicht zu bekommen. Keine Partei lässt Reporter Kampfeinheiten begleiten. Seite 145
Die GDI greift derweil nicht ein. Einzige Reaktion war eine Protestnote und die Forderung die
Konflikte friedlich zu lösen. Aus Fachkreisen ist diese Reaktion nicht überraschend.
Angeblich hat die GDI für eine Intervention im Irak nicht die nötigen Truppen. Die wenigen
Stützpunkte im Nahen Osten konzentrieren sich im Moment voll auf die Bekämpfung des
Tiberiums. Einige Gerüchte lassen verlauten, dass die Kämpfe in der Region immer noch von
NOD Splittergruppen angezettelt werden. Der Wahrheitsgehalt dieser Meldung wird
allerdings bezweifelt. Wir halten Sie auf dem laufenden. Das war Brett Grown für CNN.“
„Wir haben nun im Anschluss an die Kurznachrichten die Gelegenheit mit General
Solomon zu sprechen. Bleiben Sie also bei uns!“

„Hier ist Kent Greens von der Raumstation Philadelphia, dem GDI Hauptquartier. Neben mir
sitzt General Solomon, Oberbefehlshaber der GDI Streitkräfte.“
Kent: „General, die GDI ist die größte Organisation der Welt und seit ihrer Loslösung vom
UN-Sicherheitsrat wohl auch die Mächtigste. Ist dies keine Gefahr?“
Solomon: „Es wäre eine Gefahr wenn die GDI ein Regime begründen würde, aber wir halten
uns strikt an Regeln. Wir sichern den Frieden soweit möglich und versuchen der
Tiberiumbedrohung zu begegnen. Zu unserer Löslösung von der UNO möchte ich anmerken,
dass dies der Beschluss des Rates selbst war um uns effizienter zu machen. Wir legen immer
noch Rechenschaft ab und begründen jeden unserer Einsätze.“
Kent: „Die Finanzierung der Streitkräfte obliegt weites gehend ihnen?“
Solomon: „Ja, das Tiberium hat uns eine Einnahmequelle eröffnet und so können wir weitaus
besser Problemen begegnen, da wir nicht auf Gelder einzelner Staaten angewiesen sind.“
Kent: „Kommen wir zu unserem aktuellen Thema, General. Was geht im Irak vor sich?“
Solomon: „Im Grunde ist es ein Bürgerkrieg. Zwei Parteien des Landes versuchen die Macht
an sich zu reißen und die Ölvorkommen zu kontrollieren. Wir wissen schließlich alle wie
wertvoll sie für die Weltwirtschaft sind.“
Kent: „Aber die Association greift inzwischen in diesen Konflikt offen ein. Schwere
Verbände kämpfen laut einigen Berichten im Irak. Ist dies nicht mehr ein Stellvertreterkrieg?“
Solomon: „Stellvertreter von wem? Mag sein das die Association eine Partei unterstützt, aber
es ist immer noch ein Bürgerkrieg.“
Kent: „Die Association ist eine geheimnisvolle Vereinigung. Niemand kennt ihren
Vorsitzenden und meist handeln sie sehr irrational. Können sie uns näheres sagen?“
Solomon: „Dieser Staatenbund gleicht in vielen Punkten der Europäischen Union. Ein
Staatenbund um wirtschaftliche Vorteile zu nutzen. Sie schützen ihren Vorsitzenden, da sie
Angst haben, dass es in diesen unruhigen Zeiten Anschläge geben könnte.“
Kent: „Ist es normal für einen Staatenbund welcher wirtschaftliche Einigkeit und Vorteile
anstrebt ihre Ziele im Bezug auf Ölressourcen mit Gewalt durchzusetzen?“
Solomon: „Ich möchte noch einmal betonen, der gegenwärtige Konflikt im Irak ist ein
Bürgerkrieg, kein Eroberungsfeldzug. Die kulturellen Unterschiede dieser Region sind im
Westen weitest gehend unbekannt. Religiöse Aspekte spielen hierbei ebenso eine Rolle wie
der Streit der Staaten um Trinkwasser.“
Kent: „Es gibt Gerüchte, dass der genannte Staatenbund eine Ansammlung treuer NOD
Staaten sei. Was sagt die GDI dazu?“ Seite 146
Solomon: „Dies ist absolut falsch. Die Bruderschaft von NOD besteht nicht mehr. Aber wie
es heute auch immer noch Nationalsozialisten gibt, so gibt es auch Anhänger dieser
Terrororganisation. In den letzten Jahrzehnten haben wir die größten Teile dieser Gruppen
ausgelöscht. Es gibt keine geschlossene Gruppierung mehr, nur noch kleine Splittergruppen
und diese haben keinen Einfluss auf Staaten.“
Kent: „Was werden sie aufgrund dieser Ereignisse tun?“
Solomon: „Zuerst werden wir versuchen zu vermitteln. Der diplomatische Weg muss immer
zuerst gegangen werden.“
Kent: „Aber viele Seiten fordern einen Einsatz der GDI? Wie schnell können wir damit
rechnen?“
Solomon: „Wir sind durch die von der UN verabschiedeten Weltordnungsresolution 3115
damit beauftragt, den Frieden zu sichern und wieder herzustellen falls er gefährdet ist. Auch
mit Waffengewalt. Dennoch werden wir in den nächsten Monaten sicherlich nicht im Irak
einmarschieren und dort mit Gewalt Frieden schaffen.“
Kent: „Liegt der Grund für dieses Zögern in der Unterbesetzung der GDI, von der man hört?“
Solomon: „Wir haben nicht mehr die Sollstärke wie gegen Ende des Tiberiumkrieges, das ist
wahr. Viele Soldaten aus dieser Zeit wurden in den Ruhestand entlassen, aber wir haben
erstklassige junge Nachfolger und sind daher für jedes Problem gerüstet.“
Kent: „Also werden sie auch das Problem mit dem Tiberium lösen?“
Solomon: „Das ist eine Frage an die Wissenschaft, ich bin ein Soldat.“
Kent: „Ich danke ihnen für die Einschätzung der Lage General Solomon.“
„Das war Kent Greens von der Raumstation Philadelphia, für CNN!“
Südlich von Al-Amarah
Die Sonne brannte gnadenlos auf die eingegrabenen Panzer nieder und marterte die
Mannschaften im Inneren der Fahrzeuge. Mu-Berek wischte sich mit einem inzwischen
grauen Tuch den Schweiß von der Stirn. Seine mechanische Hand surrte bei dieser Bewegung
leise und erinnerte ihn wieder an seine Bestrafung durch Hassan. Ihm war für das Versagen
bei dem Kommandounternehmen im Kongo die linke Hand abgeschlagen worden. Hassan
hatte die Bestrafung eigenhändig durchgeführt.
Das war noch nicht all zu lange her und nun übergab Hassan ihm wieder ein Kommando. Er
sollte den Feldzug im Irak leiten. Mu-Berek verzog das Gesicht säuerlich. Wie
außerordentlich freundlich von ihm. Es gab nur eine Option für ihn, den Sieg. Sollte er hier
abermals versagen, bedeutete dies seinen Tod, da war er sich sicher. Bis zum Tigris hatten
seine Panzerverbände ohne große Verluste vorstoßen können. Doch nun standen sie an den
östlichen Ufern des Tigris und fast alle Brücken waren gesprengt worden. Die
Pioniereinheiten waren spärlich gesät und mussten nun erst angefordert werden. Nur hier, bei
Al-Amarah war der Durchbruch gelungen, aber was hieß schon Durchbruch. Nun saßen sie
einige Kilometer hinter Al-Amarah fest. Der Gegner hatte offensichtlich gerade rechtzeitig
einige falsche Kommandeure ersetzen können und die neuen Befehlshaber schienen
wesentlich effektiver zu arbeiten. Gestern hatten zusammengewürfelte Verbände aus alten
Bradley und BMP-3 Panzern ihren Feldzug ins Stocken gebracht. Heute morgen hatten sie
sogar einen Gegenangriff gewagt und hatten Mu-Berek gezwungen in die Defensive zu gehen.
Sein Plan schnell nach Bagdad vorzustoßen war zunichte. Nun würde viel Blut im
Wüstensand versickern, bevor eine Seite diesen Kampf für sich entschieden haben würde. Seite 147
Wieder wischte er sich über die Stirn und blickte über die langen Reihen von Panzern. Es war
eine beachtliche Streitmacht aus BMP-3 Panzern, aber nun waren sie in die Defensive
gezwungen und hatten sich in den Sand verkrochen. Einige Spähpanzer fuhren zwischen den
Stellungen auf und ab und wirbelten eine Menge Staub auf. Mu-Berek lächelte und nickte.
Sollte der Gegner nur fürchten, er würde noch heute zu einem Angriff ansetzten, das würde
die Wachposten des Feindes ermüden. Mit einem leises Piepsen machte der Datenblock auf
sich aufmerksam. „Oh wie schön, ich habe Post,“ murmelte Mu-Berek und schaltete das
Display ein. Ein schlichter Text baute sich auf.
Bruderschaft von NOD: Hassan Association
Nachschubmeldung 413Mu-Berek-CABAL-EGYPT-X/2078/0312/7H
Ihrer Anfrage auf Lieferung der neuen Maulwurf-Panzer wird entsprochen. Der erste
bemannte Verband wird in einer Woche in ihren Kommandobereich eintreffen.
Der Verband besteht aus 25 Maulwurf-Panzer und 5 Versorgungsfahrzeugen. Zusätzlich
werden ihnen zwei Trupps Cyborgs zur Verfügung gestellt.
Hassan Association, Kairo
Mu-Berek lächelte zufrieden und blickte auf die feindlichen Linien hinter den Dünen. „Bald
schon,“ murmelte er, „bald werde ich in Bagdad sein!“
Eine Ebene südöstlich von Anapa
Gregor blickte von einem Hügel auf die Frontlinie hinab. Überall hoben ihre Truppen weitere
Schützengräben aus und befestigten Anhöhen. Man richtete sich auf einen Stellungskrieg ein.
Ab und zu schlug eine Granate auf einer Seite ein und die Soldaten antworteten aus ihren
Gräben mit einer oder zwei Salven aus ihren Gewehren. Er schüttelte den Kopf und dachte
kurz daran, was nur vier oder fünf Marder Panzer hier anrichten könnten. Die vereinzelten
Panzersperren würden sie nicht lange aufhalten und die Soldaten in den Gräben schon gar
nicht.

Gregor zog ein letztes mal an seiner Zigarette und warf sie dann in den Schlamm zu seinen
Füßen. Er atmete nach einigen Sekunden den inhalierten Rauch aus. Ein Krieg wie dieser war
geradezu prädestiniert um sich schlechte Angewohnheiten anzueignen dachte er und stampfte
den noch glühenden Zigarettenstummel mit den Stiefel tief in den Schlamm. Gregor drehte
sich um und kletterte den Hügel hinab. Es wurde Zeit sein Team zusammen zu suchen und
aufzubrechen.

In einem Depotzelt saßen Philipp, Samuel und Chris auf leeren Kisten und lauschten Gregors
Erklärungen. Er wies auf eine Karte, die er an einer großen Kiste befestigt hatte. „Tja, ich hab
ne tolle Neuigkeit für Euch. Unser holder Feldhauptmann hat uns befohlen, die feindlichen
Stellungen zu umgehen und die Versorgungsstraße zwischen Novorossijsk und
Niznebakarskij ein wenig zu verminen,“ sagte Gregor und lächelte. Samuel hob leicht den
Kopf. „Nett, wo wir doch so’ne ganze Kompanie dabei haben. Ist der noch ganz bei Trost?“
Gregors Grinsen wurde noch breiter. „Hab ich gesagt, dass ich fertig bin? Wir dürfen dann als
Bonbon noch nach Niznebakarskij und uns dort erholen. Sprengung einiger Depots
eingeschlossen.“ Phillip stöhnte auf und stand auf. „Ach, ich glaube ich bin morgen krank,“
bemerkte er trocken.
„Ich denke das wird dir nicht viel bringen mein Freund. In einer Stunde geht’s los. Also packt
Eure Sachen und nehmt anständig Minen und C-4 mit,“ sagte Gregor. Phillip blickte zu
Samuel und Chris, diese nickten nur, dann drehten sie sich um und hoben die Hand. „Sir?“
Gregor rollte die Augen. „Was?“ Phillip setzte ein Grinsen auf: „Sir, ich muss leider Seite 148
vermelden, dass die gesamte Truppe an plötzlichem Durchfall leidet.” Gregor lachte: „Oh
schön, dann brauchen wir gar keine Giftgasdrohnen mitnehmen.“ Die Drei grinsten und
verließen murmelnd und fluchend das Zelt. Gregor stellte sich vor die Karte und studierte
einige Details. Die kleinen Späße konnten nicht über die Gefahr hinweg täuschen. Dieser
Einsatz war mehr als gefährlich, im Grunde konnte es zu einem Selbstmordkommando
werden. Allein das Fehlen ihres Führungsoffiziers Terag war schon ein großes Manko. Nach
den Grundregeln für den Ausfall eines Offiziers, musste der älteste Soldat des Trupps das
Kommando übernehmen. In diesem Fall war das Gregor, was aber nicht viel bedeutete. Er
war gerade mal mit einigen Monaten mehr auf dem Buckel der Älteste. Im Stillen verfluchte
er seinen Vater und dessen Adjutanten Sander, für die Abkommandierung von Terag. Bei
diesem Einsatz und gerade in diesem Gelände wäre Terag wirklich das Beste gewesen was
ihnen hätte passieren konnte. Aber er war auf irgendeiner anderen Mission und erfüllte einen
Auftrag für seinen Vater. Na danke, dachte er und zündete sich eine Zigarette an. Das würde
seine Letzte für längere Zeit sein. Er war sich sicher, dass er im Feld keiner Zeit hatte, zu
rauchen. Vermutlich wäre das auch nicht sehr ratsam gewesen. Das glühen einer Zigarette
konnte man sehr weit sehen und auf so eine Gelegenheit warteten die feindlichen
Scharfschützen gerade zu. Erst gestern Nacht hatte das zwei Soldaten das Leben gekostet.
Samuel steckte ein zweites Magazin für sein M16 Impulsgewehr in den Gürtel und zog diesen
dann nochmals fest. „Ich glaube das wird hart werden,“ sagte er zu Chris und schaute
grimmig drein. Chris, als Funker der Truppe schob einen frischen Speicherchip in seinen
Datenblock und nickte stumm. Einige Zeit starrte er auf sein Display und betrachtete die
taktische Karte, dann schaute auf. „Das wird mehr als hart. Wir müssen weiter südlich eine
Lücke finden und über die Ebene kommen. Dann geht’s bergauf durch den Wald. Wird
bestimmt lustig, selbst wenn da nur einige wenige Patrouillen wären, aber ich glaub’ ja mehr,
dass wir auf richtig schöne Bunker und einen befestigen Bergkamm stoßen.“ Phillip packte
einige Minen in seinen Rucksack und kontrollierte noch einmal die Sicherungen der Zünder.
Dann zog er die Riemen des Rucksacks fest zusammen und warf ihn sich über die Schulter.
„Wo ist Gregor?“ fragte er dann. Chris steckte seinen Datenblock in eine spezielle Tasche an
seinem Kampfanzug und antwortete: „Der Herr Panterre holt gerade das C-4 für das
Feuerwerk.“ „Als Sohn von Kasian, sollte er einfach mal bei Daddy anrufen und ne
zusätzliche Division Panzer bestellen oder nicht?“ meinte Samuel. Phillip schaute säuerlich.
„Na seitdem er uns erzählt hat, wer sein Vater ist, sind solche Witze ja an der Tagesordnung.
Ich glaub leichter hatte er es bestimmt noch nicht. Eher das Gegenteil. Der einzige Sohn des
großen Kasian. Also darauf könnt ich verzichten.“ Samuel nickte. „Stimmt, war auch mehr
auf das hier bezogen. Schon seltsam, warum schickt Kasian seinen Sohn auf solche
Missionen?“ Phillip zuckte die Achseln. „Vielleicht will er einen gut ausgebildeten Soldaten
als seinen Sohn und nicht irgendein verhätscheltes Muttersöhnchen.“ „Das wird es wohl
sein,“ sagte Chris und rammte ein Magazin in sein Gewehr. „Wollen wir?“ Phillip verzog den
Mund. „Ooohh nichts lieber als das meine holde Maid.“ Chris grinste breit. „Sack!“

3
Südlich von Al-Amarah
Die Sonne war untergegangen und ein letzter warmer Wind trieb den Sand in Faisals Zelt. Der
vergangene Tag war mehr als ruhig gewesen. Die Linien hatten sich verhärtet und keine Seite
wagte es einen richtigen Durchbruch zu starten. Auf beiden Seiten standen
Panzerabwehrgeschütze bereit um einen Vorstoß abzuwehren, Panzer waren eingegraben und
die Infanterie begann Gräben auszuheben. Welche Ironie, die Kavallerie des 21. Jahrhunderts
eingegraben im Sand zu sehen, dachte Faisal und trat aus dem Zelt. Seite 149
Es war ungemein schnell gegangen, nachdem der neuen Commander den Oberbefehl über die
Besahi NOD übernommen hatten. Sie hatten den Feind sogar ein wenig zurücktreiben können
und dann die Stellung gehalten. Auch für Faisal selbst hatten die letzten Tage einige
Überraschung bereit gehalten. Nach seinem tapferen Vorgehen an der Tigris Brücke nahe AlAmarah hatte man ihn gleich befördert und das Kommando über einen Panzer gegeben. Faisal
war noch immer überrascht wie schnell seine Ausbildungszeit nach diesem Angriff von
Hassan zuende gegangen war. Er sah einige Meter weiter rechts eine Zigarette aufglühen und
nickte dem Wachposten zu. Es war Zeit für eine Einsatzbesprechung mit dem Feldhauptmann
dieses Abschnitts. Lange konnten sie so nicht eingegraben bleiben. Sicherlich hatte der Feind
bald die ersten schweren Geschütze an die Front verlegt und würde ihre Stellungen knacken
können. Schwere Geschütze war etwas, was sie an diesem Abschnitt zur Zeit nicht hatten. In
diesem Moment blitzte der Nachthimmel auf de Feindseite kurz auf, dann erreichte Faisals
Ohr das Donnern von einigen schweren Geschützen. Einen Kilometer weiter nördlich
schlugen mindestens vier große Granaten ein. Die Explosionen waren unter dem
Nachthimmel gut zu sehen und einige ausgebrochene Feuer beleuchteten die schwarzen
Rauchschwaden in einem unheimlichen Licht. Faisal fluchte laut und rannte zu dem
Kommandofahrzeug des Feldhauptmanns. Inzwischen wehte der Wind aus der Richtung, in
der die Granaten eingeschlagen waren. Der Geruch vom brennendem Plastik und Benzin
mischte sich mit schwachen Anzeichen von verbrannten Fleisch.
Faisal stieg in den Kommandowagen und salutierte kurz. „Sir, haben sie das gehört?“ Der
Feldhauptmann verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. „War nicht zu überhören. Was dort
brennt ist der Kommandowagen von Abschnitt 4. Ich glaube wir wechseln jetzt die Position,
ich habe ein ungutes Gefühl.“ Mit diesem Worten klopfte er gegen die Trennwand, welche
zur Fahrerkabine führte. Kurz darauf bebte der Wagen leicht und setzte sich in Bewegung.
„Wollen sie nicht auf die anderen Panzerkommandanten warten, Sir?“ fragte Faisal. Der
Feldhauptmann schüttelte den Kopf. „Nein, ich brauche nur Sie!“ Faisal schluckte hart und
starrte den Feldhauptmann überrascht an. „Vor zwei Stunden hat ein Scharfschütze von
Hassan Leibgarde ihren Vorgesetzten erwischt. Ich weiß noch immer nicht wie sie so nah an
unsere Stellungen rangekommen sind, um ihn zu treffen. Er war nur kurz aus dem Zelt, da
hörten wir auch schon den Schuss. Nun, sie sind zwar erst befördert worden und noch sehr
grün, aber ich habe keine andere Wahl. An diesem Frontabschnitt haben sie mit ihrer Aktion
an der Brücke noch den meisten Schneid gezeigt.“ Er schüttelte den Kopf. „Verdammt Faisal,
wir haben an diesem Abschnitt nur noch ein Haufen Rekruten in alten Panzern. In zwei Tagen
hat uns der Feind zu Klump geschossen und rückt auf Bagdad.“
Faisal starrte immer noch den Feldhauptmann an, doch dann gelang es ihm wieder zu
sprechen. „Und was soll ich nun tun, Sir?“ Der Feldhauptmann rieb sich die Stirn und starrte
auf eine Karte an der Wand des Wagens. Ein leichtes Rumpeln erinnerte sie, dass sie immer
noch in Bewegung waren.
„Wir werden angreifen. Noch hat der Gegner keinen Nachschub erhalten. Es fehlt ihnen an
Munition und Benzin und außerdem warten sie auf neue Panzerverbände. Wenn wir sie jetzt
nach Suwaylim zurückdrängen können, haben wir bessere Karten. Wir könnten uns im Ort
eingraben, was uns wesentliche Vorteile bringen könnte.“ Faisal nickte: „Wann sollen wir
losschlagen?“

Der Feldhauptmann starrte noch einmal auf die Karte, dann runzelte er die Stirn. „Sie arbeiten
bis morgen früh um 0800 Uhr einen Angriffplan aus. Bringen sie ihn mir und wir sehen
weiter, richten sie sich aber auf die Abenddämmerung ein, da haben wir die Sonne im
Rücken, vielleicht bringt uns das einen kleinen Vorteil.“
Faisal schluckte sichtlich und salutierte knapp. „Sir, Ja, Sir!“
In den Bergen südwestlich von Niznebakarskij Seite 150
Der Wind war abgeflaut und es kehrte Stille ein. Alles lag da wie eingefroren. Nur ein
Schmetterling, der über die Waldwiese flatterte, zerstörte das Bild vom zeitlosen Wald.
Gregor schüttelte den Kopf und fragte sich woher er plötzlich so poetische Bilder nahm.
Vielleicht war es die Sehnsucht. Er dache oft an Dyszara und sein Versprechen sie aus dem
Palast von Hassan zu retten. Aber war er in sie verliebt, fragte er sich. Sicher wusste er es
nicht, aber er hatte zumindest das Gefühl sie zu vermissen und was viel wichtiger war, er
hatte ihr ein Versprechen gegeben. Irgendwie war er sich sicher, dieses Versprechen würde er
irgendwann einlösen können.
Erst jetzt begann er sich zu wundern, warum in diesem Wald keine Vögel sangen. Das letzte
Wäldchen das sie passiert hatten war voll von Federvieh gewesen, doch hier schien sich nichts
zu regen. In Zukunft musste er aufmerksamer sein, schalt sich Gregor, denn als
Gruppenführer hatte er Verantwortung. Mit diesem Gedanken hob er die Hand und lies seine
Kameraden anhalten. Eine weitere Handbewegung lies sie alle hinter ein paar Büschen in
Deckung gehen. Gregor flüsterte in sein im Helm eingebautes Mikrofon: „Chris wie weit sind
wir?“ Nach einer kurzen Pause kam die Antwort von seinem Funker, welcher auch am Besten
mit Karten umgehen konnte. Die taktischen Karten, welche die Truppe von den
Gefechtsrechnern hinter der Front geliefert bekam, waren oft sehr schwer zu lesen, so das
zumeist die Funker einen Zusatzkurs belegen mussten um sie zu verstehen. Gregor nahm sich
vor, seinen Vater darum zu bitten, wieder eine einfache Version in den Gefechtsdatenblock zu
implementieren. Auch einfache Soldaten sollten nach Hause finden dürfen, fand Gregor.
„Hmm wir sind jetzt etwa hundert Meter unter der Bergkuppe. Auf der anderen Seite des
Berges geht’s dann Richtung Versorgungsstraße. Wir können sie gar nicht verfehlen. Sie teilt
das Tal wie ein Band, wir sollten sie auf dem Berg oben sehen können,“ erläuterte Chris. „Ok
Chris. Leute was denkt ihr? Warum ist es hier so still?“ fragte Gregor seine Kameraden. „Also
wenn wir die Vögel oder anderes Viehzeug aufgescheucht hätten, wären die uns aufgefallen
denk ich,“ antwortete Samuel. Gregor nickte und lies seinen Blick durch den Wald schweifen.
„Also war hier vor kurzem jemand oder ist noch da.“ Er zog ein kleinen Fernglas aus der
einer Tasche am Gürtel und zoomte auf die etwas steileren Stellen weiter oben am Berg.
Nichts war zu sehen, trotzdem mussten sie jetzt erst recht auf der Hut sein. Mit zwei
Handgriffen hatte das kleine Fernglas wieder in der Gürteltasche verstaut und hob die Hand
zum Abmarsch. „Haltet ab jetzt die Augen offen!“ mahnte er seine Kameraden nochmals
eindringlich und begann geduckt aus seiner Deckung zu gleiten.
Sie kamen nun weitaus langsamer voran, da sie jeden möglichen Hinterhalt überprüften bevor
sie sich weiter wagten. Immer wieder suchte Gregor mit seinem Fernglas die Hänge des
Berges ab, aber nichts war zu sehen. Entweder hatten sie sich geirrt, was ihre Vermutung
anging, oder die Stellungen des Feindes waren verdammt gut versteckt.
Gregor wollte bereits das Fernglas absetzten und weiter marschieren, da sah er hinter einem
Felsen kaum fünfzehn Meter über ihnen eine kleine Rauchwolke aufsteigen. Er zoomte näher
an die kleine Rauchfahne heran und sah die linke Hälfte eines Kopfes am Rand des Felsens.
Er lächelte und bedeutete mit ein paar Handzeichen seinen Kameraden auch auf den Punkt zu
achten. „Ich sag’s ja immer wieder, rauchen gefährdet die Gesundheit,“ flüsterte Phillip, nach
dem auch er den rauchenden Feind entdeckt hatte. Gregor mahnte sie barsch: „Funkstille!“
Nun waren sie also doch auf feindliche Stellungen gestoßen, dachte Gregor und überdachte
die Lage. Solche Felsen gab es in gewissen Abständen den ganzen Hang entlang. Man musste
davon ausgehen, dass hinter jedem dieser Felsen ein kleiner Bunker oder zumindest ein
Schützengraben lag. Aber da der Feind hier offensichtlich keine richtige Verteidigungslinie
unterhielt und sich auf Posten verließ, konnten sie durchbrechen. Ein leiser Angriff auf einen
dieser Felsen konnte sie relativ unbemerkt durch die Linie bringen, dachte Gregor. Natürlich
würde es schnell auffallen, wenn sich ein Posten nicht mehr meldete, aber man konnte Seite 151
annehmen, dass hier die Protokolle relativ lasch eingehalten wurden. Immerhin gab es hier
keine Feindberührung. Bisher!

Leise flüsterte Gregor ein seinen Helm: „Wie viel Leute können da hinter dem Felsen sein?“
Chris versuchte es mit ein paar Sensoren an seinem Datenblock, schüttelte aber den Kopf als
Gregor sich zu ihm umdrehte. „Ich denke zwei Mann pro Posten ist das Maximum, „
vermutete Samuel. „Sie haben nicht die Leute um so unwichtiges und schwer zugängliches
Gelände zu schützen.“ Gregor nickte zustimmend. „Denke ich auch. Aber wie schalten wir sie
aus?“ Während er diese Frage stellte, bewegte sich der Kopf hinter dem Felsen und tauchte
nach einer Minute wieder auf. Ein neues Rauchwölkchen stieg empor. „Mini-TerrorDrohnen?“ fragte Phillip. Gregor überdachte diesen Vorschlag. Die neuen Mini-TerrorDrohnen waren eine neuer Typ der Drohnengattung, der auch Lausch- und Giftgasdrohnen
entstammten. Wie kleine Käfer schlichen sie sich an den Gegner heran. Die neuen TerrorDrohnen waren in zwei Kategorien unterteilt. Sprengdrohnen und die weitaus schrecklicheren
Attentatsdrohnen. In diesem Fall kamen keine Sprengdrohnen in Frage. Der Lärm wäre zu
groß gewesen. Also mussten sie auf die Attentatsdrohnen zurückgreifen. Kleine Käfer welche
sich an den Feind heranschleichen und ihn so anspringen dass sie zuerst die Kehle
zerfleischen, damit er nicht Alarm schlagen kann. Natürlich konnte der Feind seine Waffe
abfeuern, aber perfekte Waffen gab es eben nicht.
Also die Attentatsdrohnen, dachte Gregor und wurde sofort mit einem Problem konfrontiert.
Natürlich waren diese Neuentwicklungen sehr spärlich gesät. So hatte ihr Trupp auch nur eine
dieser technischen Wunderwerke dabei. Aber sie rechneten mit zwei Soldaten in der
feindlichen Stellung. Er biss sich auf die Lippe und erst nach einigen Sekunden gab er dann
die Befehle. „Samuel du schaltest den Raucher am Felsen mit deinem Gewehr aus. Das kann
Aufmerksamkeit auf uns lenken, aber wir haben keine Wahl. Chris du wirst die
Attentatsdrohne per Datalink steuern. Ich traue der automatisierten Steuerung nicht, da gab es
schon zuviel Unfälle. Ist die Reichweite ausreichend für den Datalink?“ Chris nickte. „Das
reicht noch, aber viel weiter kann ich die Drohne nicht steuern, dann verliere ich den
Kontakt.“ Gregor richtete seinen Blick nochmals auf die feindlichen Stellung. Alles schien
ruhig zu sein. Hoffentlich ahnten sie nichts, dachte Gregor und hob die Hand. „Ok. Bringt die
Drohne und Samuel ich möchte einen sauberen Schuss, möglichst zeitgleich mit dem
Drohnenangriff.“ Samuel murrte etwas von überzogenen Ansprüchen, ging aber in Stellung
und wartete das Ok von Chris ab.

Pawel hockte in seinem Unterstand und reinigte sein altes Gewehr. Es schien ihm ein
aussichtloser Versuch zu sein, das Gewehr in dieser Witterung funktionstüchtig zu halten. Es
wurde wirklich Zeit, dass auch ihr Abschnitt mit neuen Waffen ausgestattet wurden. Natürlich
war hier noch nie ein Feind aufgetaucht, aber der Führer ihres kleines aber dennoch
glorreichen Landes musste wissen, dass sie auch hier die neuen Waffen benötigten. Sicherlich
würden über kurz oder lang diese europäischen Aggressoren auch hier angreifen und dann
hatten sie nicht viel um sie abzuwehren.

Pawel zuckte die Achseln. Trotz der schlechten Ausrüstung würde der Gegner hier nicht
durchkommen. Der Bergkamm war bestens gesichert, wenn auch nicht voll besetzt. Trotz
seiner erst kurzen Laufbahn als Soldaten, man hatte ihn vor vier Monaten eingezogen, als der
Feind Nachbarstaaten erobert hatte, war er sich sicher, nur sie konnten gewinnen. Bisher lief
auch alles recht gut. Zwar hatten sie eine Niederlage bei Anapa einstecken müssen, aber das
war nur eine Schlacht gewesen. Nun steckte der Feind fest und bald würde das Volk diesen
Feind vertrieben haben. Pawel nahm den Lauf und reinigte ihn von Schmutz, der sich in
diesen schlammigen Löchern oft in die Gewehre verirrte. Seinen Vater verstand er immer
noch nicht. Zu oft hatte er davon gesprochen, wie schlecht es ihnen durch ihren Anführer ging
und das er nichts weiter als ein Diktator sei. Pawel hatte zuerst das geglaubt, was ihm sein
Vater erzählt hatte, aber in der Ausbildung hatte man ihnen die Taten des Präsidenten Seite 152
Asijenko gezeigt und daher glaubte er an ihre Republik. Ihr Präsident war ein Held, der mit
einer Hand voll Soldaten die Mafia und Banden aus dem Land vertrieben und dann eine neue
Republik ausgerufen hatte. Mit diesen Gedanken blickte er zum Himmel und auf das kleine
Stückchen Himmel, welches durch die Bäume zu sehen war. Der Rauch seines Kameraden
trübte den Blick ein wenig, aber nicht sehr. Sein Kamerad gab fast seinen halben Monatssold
für die Qualmerei aus, nur um sich zu entspannen. Pawel dagegen hatte sich vorgenommen zu
sparen. Vielleicht für später oder für den nächsten Urlaub in der Stadt. Dort gab es ein
Stadtviertel, welches den Wünschen der Soldaten in jeder Hinsicht entsprach. Er lächelte
versonnen, bei dem Gedanken an die Tänzerinnen in der Bar „Zum roten Morgen“ als ein
Zischen durch die Luft hallte. Sein Kamerad kippte von dem Stein, auf dem er zu rauchen
pflegte, herunter und fiel kopfüber in das Schützenloch. Wobei kopfüber vielleicht nicht der
richtige Ausdruck war, selbiger fehlte nämlich weitgehend. Pawel blickte erschrocken und
umklammerte die Einzelteile seines Gewehr. Ein seltsames leises Surren an seinem linken
Ohr lies ihn herumfahren und auf eine spinnenartige Konstruktion auf seiner Schulter
erblicken. Das war das Letzte was er sah, bevor ihn die Drohne ansprang und mit einem
kleinen, aber dennoch sehr effektiven Laser den Kopf abtrennte.
Gregor blickte verärgert zu Samuel. Doch dieser zuckte nur die Achseln und murmelte „Ups.“
Chris fluchte leise. „Mann, beinahe wäre das schief gegangen. Ich war noch nicht soweit! Die
Typen waren zum Glück nicht besonders schnell.“ Gregor nickte. „Trotzdem hätte erst die
Drohne zuschlagen sollen.“ „Mich hat ne Ameise gezwickt, da ist mir der Finger
abgerutscht,“ antwortete Samuel. „Na wunderbar. Ne’ Ameise,“ kommentierte Phillip und
schaute Gregor an. Dieser nickte und hob die Hand zum Vorrücken.
Südlich von Al-Amarah, 3 km hinter der Frontlinie
Faisal blickte auf die Karte und rieb sich die müden Augen. Einen Angriffsplan zu erarbeiten
war kompliziert und es musste jede Einzelheit, jede Eventualität bedacht werden. Faisal griff
nach seinem Glas und trank einen Schluck Tee. Der Tee erfrischte ihn wieder ein wenig und
im Gegensatz zu Kaffee machte er Faisal nicht nervös. Er konzentrierte sich wieder auf die
Karte und schob, in Gedanken, einzelne Panzergruppen wie Schachfiguren über das Feld. Im
Grunde war er der Meinung, solch eine große Aufgabe sollte jemand mit einer richtigen
Ausbildung ausführen, aber anscheinend gab es solche Leute nicht mehr, also musste er es
tun.
Nachdem er einige Dinge überdacht hatte, gab er seine neuen Parameter in den Computer ein
und lies eine Simulation laufen. Natürlich versuchte der Computer die Bewegungen des
Feindes vorherzusagen, aber was der feindliche Kommandant in Wirklichkeit tun würde,
stand in den Sternen. Der Computer errechnete eine Erfolgschance von 45 Prozent, dass die
Besetzung von Suwaylim gelang. Das war zwar besser als bei der letzten Berechnung, aber
mit Sicherheit kein Optimum. Faisal blickte auf die Karte, dann wieder auf den
Computerbildschirm. Bisher hatte er sein Augenmerk darauf gelegt, die feindlichen
Stellungen an der Front zu zerstören und jede Gegenwehr zu ersticken. Aber dies entsprach
nicht dem Einsatzziel, überlegte er und streckte seinen Zeigefinger aus und bohrte ihn über
Suwaylim in die Karte. Sollte ein Vorstoß in einem Sektor die Lösung sein, fragte er sich und
schob in Gedanken verschiedene Panzergruppen hin und her.
Wieder griff er nach seinem Tee und stellte fest, dass sowohl Glas als auch die kleine
blecherne Kanne leer waren. Also stand er ächzend auf und streckte sich einen Augenblick.
Faisal schaute auf die Uhr und stellte fest, dass er trotz der vielen Fehlversuche am Computer
immer noch die halbe Nacht Zeit hatte um eine Lösung zu finden. Also trat er an seinen
kleinen Gaskocher und setzte Wasser auf. Der Tee würde heute Nacht noch ein wichtiger
Treibstoff sein.

Seite 153
Deutschland, Hauptquartier der Koalition
Kasian studierte die neusten Berichte aus den Gebieten die er mehr oder weniger kontrollierte.
Natürlich war die GDI vielerorts vertreten, aber das schreckte ihn nicht. Er verhielt sich
vorerst still und verfolgte sein großes Ziel. Die Einigung der Bruderschaft.
Kasian blickte auf die Stapel von Ausdrucken und Kopien. In den letzten zwei Jahren waren
die Verwaltungsarbeiten ins Unglaubliche angewachsen. Jede einzelne Basis wollte wie ein
kleines Unternehmen geführt werden. Stützpunkt Berlin produzierte in einer kleinen Fabrik
die Munition für die neuen Maulwurfpanzer. Aber die wurden vor allem in Italien gebraucht.
Dort glaubte eine kleine Splittergruppe, sie könnte ihr eigenes kleines Süppchen kochen und
griff GDI Posten an. Die Aufmerksamkeit die dadurch wieder auf Südeuropa gelenkt wurde,
war nicht gerade willkommen. Kasian und seine Verbündeten hatten beschlossen sie
auszulöschen. Nun musste also diese Munition und möglichst auch die Maulwurfpanzer,
welche größtenteils in Bern hergestellt wurden, aber auch nach Italien kommen. Es war schier
eine Mammutaufgabe alles am Laufen zu halten. Aber bisher klappte die Arbeitsteilung
besser, als wenn jede Basis versuchte alles herzustellen. Die großen Verbindungstunnel und
die geheimen Untergrundbahnen machten es möglich und so wurden Güter ausgetauscht als
ob es die GDI nie gegeben hätte. Aber natürlich ging immer wieder etwas schief, wie sich
Kasian ins Gedächtnis rief. Der Nachschub für seine Befreiungstruppen in Russland steckte
noch in der Ukraine, bei Odessa fest. Um so schlimmer, dass sein Sohn dort unten kämpfte.
Aber da in der Ukraine und überhaupt in der ganzen Region keine Tunnel vorhanden waren,
musste jegliches Versorgungsgut heimlich überführt werden. Keine leichte Aufgabe unter den
Augen der GDI und eben solch eine Kontrolle hatte den Zug mit Nachschub auch in Odessa
aufgehalten. Kasian lächelte beim Gedanken an die armen Kontrolleure der GDI. Sie würden
den Konvoi schließlich passieren lassen müssen. Die Güter waren als Waffenlieferung an
einen der kleinen Staaten in der Region getarnt. Die Bevölkerung war für die Befreiung von
ihrem Diktator so dankbar gewesen, dass der Staat nun völlig loyal hinter der Bruderschaft
stand. Die neue Regierung war natürlich nur eine Fassade und diente dazu, die GDI zu
täuschen.
Noch in Gedanken fiel sein Blick auf ein offizielles Papier eines seiner Verbündeten. Das
Schreiben machte den Vorschlag eine Art inneren Zirkel von NOD zu begründen. Einen Rat
in dem sowohl die einzelnen Vertreter der Gruppen in der Koalition, als auch anderer großer
Gruppen vertreten sein sollten. Kasian hielt den Vorschlag für sinnvoll, konnte es doch
seinem Ziel dienen, die Bruderschaft zu vereinen. Er nahm sich vor den Antrag zu
unterstützen und ihn auch anderen seiner Verbündeten zu unterbreiten.

4
Südlich von Al-Amarah, 3 km hinter der Frontlinie
Müde blickte Faisal auf den ausgearbeiteten Plan und rieb sich wieder die Augen. Er hatte die
ganze Nacht getüftelt und Szenarien durchgespielt, doch nun war er sich sicher, das
bestmögliche Ergebnis erzielt zu haben. Ein weiterer Blick zeigte ihm, dass auch sein Tee leer
war. Eine neue Kanne aufzusetzen lohnte nicht mehr, beschloss Faisal und speicherte den
Plan für die Gegenoffensive noch einmal zur Sicherheit auf einem zweiten Datenträger.
Natürlich hatte man ihnen im theoretischen Teil der Ausbildung Lektionen in Taktik verpasst,
aber nie waren sie ausführlich auf solche Probleme vorbereitet worden. Wozu auch? Sie
waren schließlich nur Soldaten, Schlachten zu planen überlies man den Generälen. Im
Normalfall, jedenfalls, dachte Faisal. Sein Vorgesetzter im Feld hatte den Auftrag ihm
übertragen. Er selbst wollte sich wohl nicht damit herumschlagen und lieber die Truppen im
Feld kommandieren. Eine kluge Entscheidung wie Faisal fand. Einen Schlachtplan konnte
dank der Hilfe der Cabal-Computer relativ gut berechnet werden. Den Programmierern des Seite 154
Cabal-Betriebssystems war es zu verdanken, dass Cabal ihn bei seinen Planung unterstützt
hatte. Mit genügend Zeit konnten sogar unausgebildete Soldaten einen Plan entwerfen.
Vielleicht stammten die Grundrisse von Cabal noch aus den Zeiten Kanes, dachte Faisal.
Damals hatte Kane viele Terrorgruppen und Bauerntölpel, die es sein wollten für seine
Zwecke benutzt. Er hatte sie angeblich, so erzählten es die Soldaten, mit Waffen und Technik
ausgestattet und überall auf der Welt gegen die GDI gehetzt. Die ersten Versionen von Cabal
waren wahrscheinlich schon damals zur Berechnung von Anschlägen und Angriffen benutzt
worden.

Faisal trank den letzten Schluck Tee und schüttelte diese Gedanken ab. Kane gab es nicht
mehr und nun herrschten Andere über die Reste von NOD. Sie wurden nicht wie Kane von
einer Vision angetrieben, sondern von purer Machtgier. Aber das würde sich ändern, dachte
Faisal und blickte auf seinen Schlachtplan. Mit Kanes Willen, mit seiner Entschlossenheit und
seinem Mut konnten sie die Bruderschaft wieder vereinen. Dann würden sie seine Vision
ausführen, da war er sich sicher.

Er trat aus seinem Zelt und steuerte auf einen der Kampfbuggys zu, die immer noch ihren
Dienst für NOD verrichteten. Natürlich waren es nicht mehr die selben Fahrzeuge wie im
großen Tiberiumkrieg, aber das Modell und die Ausrüstung war die Selbe geblieben. Nur die
Maschinenkanone auf dem Fahrzeug war gegen eine Impulskanone ausgetauscht worden.
Schnell zuschlagen und wieder verschwinden, dachte Faisal und lächelte. Jene Tugend hatte
die Bruderschaft von NOD die letzten 30 Jahre der GDI Verfolgung überleben lassen und
eben diese Taktik hatte Faisal bei seinem Plan berücksichtigt. Er nickte dem Fahrer zu und
stieg auf den Sitz mit dem Geschütz im hinteren Teil des Fahrzeuges. „Zum Feldhauptmann
und zwar schnell!“
Während der Buggy durch die Wüste zum derzeitigen Kommandoposten rauschte, ging Faisal
nochmals den Schlachtplan durch. Nun gut, dachte er. Der Gegner hat schwere Geschütze in
Stellung gebracht, aber sie haben wenig Munition, das ist sicher, denn sonst hätten sie uns
längst zu Klump geschossen. Der Grossteil der Panzer war eingegraben worden, wenn auch
nicht komplett. Um ein möglichst großes Maß an Mobilität zu bewahren hatte der Gegner
seine Panzer hinter Sandwällen eingegraben. So waren sie besser geschützt und hielten die
Stellung effektiver. Aber sie konnten sich im Notfall auch schnell zurückziehen, da sie nach
Hinten keine Sandwälle aufgeworfen hatten. Ein Manko jedes Panzerregimentes oder wie
auch immer der Gegner seine Abteilung nennen mochte, war der Mangel an Infanterie. Dies
war immer der wunde Punkt der Stahlkolosse gewesen. Die Späher hatten nur von
vereinzelten MG-Nestern zwischen den Stellungen der Panzer berichtet. Es gab keine
durchgehenden Gräben mit Schützen darin. Der feindliche Feldhauptmann versuchte dies
mittels Schützenpanzern und Kampfbuggys zu kompensieren, welche er etwas versetzt hinter
Front patrouillieren lies. Faisal nickte, seinen Gedanken zustimmend. Die Schwachstelle
konnte er unmöglich mit den wenigen Schützenpanzern und Buggys kompensieren und dies
würden sie ausnutzen. Eine komplette Offensive wäre Selbstmord, das war sicher, aber wenn
genügend Infanterie die Linien knacken konnten und nach Suwaylim durch kamen, dann hatte
der Feind ein echtes Problem. Feinde im Rücken und eine lückenhafte Linie. Er würde sich
wahrscheinlich zurückziehen. Zumindest hoffte das Faisal, immerhin war er kein General.
Sein Plan zeigte einen Weg durch die feindlichen Linien. Späher hatten die Abstände
zwischen den Patrouillen halbwegs beobachtet und eine Lücke in der Linie gefunden. Die
Übertragung von Feindpositionen mittels der Datenblöcke machte es möglich. Dort hätte der
feindliche Feldhauptmann besser ein MG-Nest gesetzt, aber vielleicht waren ihm die Truppen
ausgegangen. Er war auf einen Blitzkrieg eingestellt gewesen. Wahrscheinlich hatte er geplant
schnell vorzupreschen und Bagdad zu befreien, ohne sich lange aufzuhalten. Nun, dachte
Faisal, beinahe wäre es ihm auch gelungen. Zurück zum Plan besann er sich, während sie über
eine Düne holperten.

Seite 155
Drei Züge aus je zehn Soldaten sollte in diese Lücke stoßen und hindurchschlüpfen. Sie
würden den Befehl erhalten sich hinter den feindlichen Linien zu verteilen und so viele
Panzer zu sprengen wie möglich. Die Ausrüstung dazu hatten sie, denn letztendlich waren die
Panzer gegen einen Angriff eine einzelnen Soldaten hilflos. Jedenfalls in diesem Fall. Alle
Augen würden auf die Front gerichtet sein. Ein Mörserangriff etwas entfernt würde sie
ablenken und so konnten die Soldaten Sprengladungen an den Panzern anbringen. Diese
würden dann zeitgleich gezündet werden und eine Bresche in die feindliche Linie schlagen.
Kurz nach den drei Zügen, welche die Panzer vernichten sollten, würden sechs weitere Züge
versuchen so weit wie möglich in Richtung Suwaylim vorzurücken. Sie würden es
wahrscheinlich zu Fuß nicht bis zur Stadt schaffen, aber sie waren nötig um Minenfelder
ausfindig zu machen und den Weg frei zu räumen. Denn sobald die Panzer in die Luft flogen
würden die wenigen Reservetruppen durch die Lücke stoßen und Suwaylim einnehmen. Ihm
standen dafür zehn schwere Panzer zu Verfügung. Sieben Schützenpanzer und eine Horde von
Kampfbuggys, zwanzig an der Zahl. Ihnen würden noch sieben Truppentransporter mit
ebenso vielen Zügen Soldaten folgen. Für mehr Soldaten war nach dem Beladen von
Munition und Ausrüstung kein Platz gewesen. Aber wichtig war nicht direkt die Zahl der
Soldaten sondern ihre Ausrüstung. Panzerfäuste und Minen würden ihre Waffen sein um
Suwaylim zu halten.
Der Kampfpanzer holperte wieder über eine Düne und machte einen Satz durch die Luft um
dann scharf abzubremsen. Vor ihnen stand ein Kommandowagen begeleitet von einem
Schützenpanzer. Faisal stieg aus dem Buggy und begab sich auf den Wagen zu. Zeit, meinen
Plan dem Feldhauptmann zu unterbreiten, dachte er.
Deutschland, Ein Gefangenlager in der Zentral-Höhle der Koalition
Yeremi blickte wieder zur Höhlendecke. Es war unglaublich, immer wieder wenn er sich hier
umblickte. Trotz der langen Zeit, in der er schon hier war, schien es ihm immer noch
unglaublich was geschaffen worden war. Eine ganze Stadt war in einer Höhle untergebracht
worden. Eine ganze Basis der Bruderschaft von NOD. Er begriff zwar immer noch nicht was
hier vor sich ging, aber eines war ihm klar. Der Vater von seinem Freund Gregor war der Herr
dieser Basis. Nach den Ausmaßen der Basis zu schließen war er wahrscheinlich noch mehr.
Gregors Vater hatte sie gefangen genommen und hier her gebracht. Aber von Gregor hatte
Yeremi bisher nichts gesehen. Einmal war ein Offizier, er hieß Sander, vorbei gekommen und
hatte sich nach ihm erkundigt. Aber auch er hatte auf die Fragen der Gefangen nicht
geantwortet.

Immer wieder fragte sich Yeremi, warum Gregor ihn hier nicht rausholte. Sein Blick
schweifte zu der großen Zitadelle in der Mitte der Höhle. Wie eine stützende Säule ragte sie
empor. Von dort aus kommandierte Gregors Vater Kasian wohl NOD, dachte er. Aber konnte
Gregor nicht ein gutes Wort für ihn einlegen? Oder war er ein fanatischer NOD Anhänger
geworden. Schon in den Tagen, als sie noch in ihrem kleinen Tal gewesen waren, hatte
Gregor ab und zu verlauten lassen, dass er die Ziele und Visionen der Bruderschaft gut fand.
Das hatte regelmäßig zu Diskussionen geführt, aber meist hatte man es dann dabei belassen.
Nun fragte sich Yeremi, ob Gregor wohl schon für NOD kämpfte. Tötete er GDI Soldaten.
Der Vater von Yeremi war ein solcher GDI Soldat gewesen. Aber zum Zeitpunkt ihrer
Gefangennahme war er nicht im Tal gewesen. Man hatte ihn sozusagen zurück geholt und als
Augenzeuge der Erstürmung des Tempels von NOD in Sarajevo einem Expertenteam
zugeteilt. Was tat er nun, fragte sich Yeremi. Suchte sein Vater nach ihm, oder arbeitete er
immer noch in den Trümmern des Tempels und man hatte ihm überhaupt nichts von der
Gefangennahme gesagt?

Nein das glaubte er nicht. Sein Vater würde außer sich vor Wut sein. Wahrscheinlich war er
wieder den regulären Streitkräften der GDI beigetreten und hatte ein Kommando
übernommen. So wie er es immer aus den Tagen des Tiberium Krieges erzählt hatte. Seite 156
Sicherlicht suchten sie bereits nach ihnen und diese Tunnel sollten doch auch nicht so schwer
zu finden sein. Bei ihrer Gefangennahme hatte er einen Blick darauf werfen können und war
regelrecht erschrocken gewesen. Es schien ein ganzen Tunnelsystem unter Deutschland zu
geben. Dicke, breite Tunnels in welchen seltsame Fahrzeuge Güter und Truppen
transportieren konnten.
Im Grunde unglaublich, aber diese Tunnels waren genauso Realität wie diese Stadt unter der
Erde. Wieder wanderten seine Gedanken zu Gregor und er fragte sich, ob sein Freund ihn
vergessen hatte.
Am Fuß der Bergen südwestlich von Niznebakarskij
Sie hatten die Stellung auf dem Bergkamm unbeschadet hinter sich gelassen. Es schien ihnen
als ob sie noch nicht entdeckt worden waren, denn sie hatten keinen Alarm gehört. Sie waren
auch nicht von feindlichen Truppen verfolgt worden. Inzwischen waren sie weit genug
entfernt um sich darüber keine Gedanken mehr zu machen. Sie waren weit hinter den
feindlichen Linien und etwa einen Kilometer und zwei Hügel weiter verlief der dunkle
Streifen, welcher die Versorgungsstraße nach Niznebakarskij bildete. Der Weg bis zur Straße
war relativ gut zu passieren. Der Wald endete hinter ihnen und nun erstreckte sich ein Tal vor
ihnen. Gregor machte sich ein Bild von dem Verlauf der Straße und plante das weiteres
Vorgehen mit seinen Kameraden. Er wies mit der Hand auf die Straße im Tal. „Wir müssen
eine gute Stelle finden um unsere Minen auszulegen, damit der Nachschub auch länger
unterbrochen ist,“ stellte er fest. Samuel nickte. „Oder wir wandern neben der Straße entlang
nach Niznebakarskij und legen auf dem Weg immer ein, zwei Minen. Also alle paar
Kilometer. So haben sie echt lange zutun.“ Gregor schüttelte den Kopf. „Ne, das geht nicht.
Wir brauchen die Straße ja später selbst und auch wenn wir die Minenstandorte kenne, dauert
es ewig bis wir die Straße dann wieder frei haben. Außerdem haben wir nicht genügend
Minen.“
Chris studierte seinen Datenblock und deutete dann auf die angezeigte Karte. „Wie wäre mit
den zwei Kurven hier. Die liegen etwas auseinander, was nützlich sein kann. Der erste Laster,
der um die Kurve rauscht, lernt fliegen und dann werden sie jeden Zentimeter absuchen
müssen. Aber sie werden nichts finden. Erst hinter der nächsten Kurve und wenn wir Glück
haben sind sie dann schon wieder nachlässig oder sie haben es eilig mit dem Nachschub.“
Gregor nickte zustimmend. „Könnte klappen. Wie weit ist das von hier entfernt?“ Chris
blickte auf seinen Datenblock. „Drei Kilometer bis zur ersten Kurve, dann noch mal zwei bis
zur zweiten Kurve.“ Gregor hob die Hand. „Ok, Abmarsch.“
Sie setzten sich in Bewegung und marschierten am Rand des Waldes in Richtung ihres Zieles.
Im Tal unten bahnte sich derweil ein kleiner Konvoi von Lastern seinen Weg. Gregor
beobachtete die Bewegungen des Konvois genau. Sie konnten es sich nicht leisten entdeckt zu
werden. Der Konvoi selbst war nicht sehr gut bewacht, wie Gregor feststellte. Zwei
Kampfbuggys hatten die Führung, gefolgt von fünf Lastern. Der erste Laster war modifiziert
und hatte eine Art Drehturm mit einem festen Maschinengewehr. Ein Schütze saß in dem
offenen Turm und schwenkte sein Gewehr ab und zu lässig von einer Seite zur Anderen. Die
restlichen Laster waren unbewaffnet und mussten sich auf den Schutz ihrer Begleiter
verlassen. Ein alter Schützenpanzer bildete den Schluss. Nach einigem Überlegen konnte
Gregor auch den Typ des Schützenpanzers identifizieren. Zumindest glaubte er es, denn
dieser Typ Schützenpanzer wurde nicht mehr produziert. Es schien ein Panzer aus deutschem
Fabrikat zu sein, ein Marder. Diese Panzer waren bis etwa 2019 produziert worden, glaubte
Gregor sich zu erinnern. Ab und zu blieb eben doch etwas aus der trockenen Theorie über
Erkennung feindlicher Fahrzeuge hängen, dachte Gregor und lächelte. Anscheinend hatte der
Feind nicht all zu viele Transportfahrzeuge, denn selbst der Marder war außen über und über
mit Kisten und Fässern beladen, die man festgezurrt hatte. Die Fässer waren eindeutig mit
Diesel gefüllt und die Kisten schienen Munition zu beherbergen. Im Grunde sehr nachlässig, Seite 157
dachte Gregor. Ein einziger Schuss genügte um den Schützenpanzer in die Luft zu jagen.
Wozu dann noch Geleitschutz abstellen, fragte er sich. Aber trotz der Versuchung, den
Konvoi auszuschalten, entschied sich Gregor dagegen. Die zwei Kampfbuggys und der MGLaster konnten durchaus eine Gefahr werden, wenn sie seinen Trupp aufs Korn nahmen. Er
glaubte zwar nicht, dass die Buggys tief in das Gelände vorstoßen konnten, da es hier recht
steil zuging, aber im Gegenzug hatten sie auch keine schweren Waffen bei sich. Also würden
sie den Konvoi ziehen lassen und dem nächsten Konvoi eine nette Überraschung bereiten.
Gregor freute sich bereits darauf.
N-TV – 21 Uhr – „Das Thema“
„Willkommen meine Damen und Herren. Heute in „Das Thema“: Die Tiberiumseuche. Ist
Deutschland noch zu retten?
Um diese Frage zu klären, werden wir uns mit dem Tiberium Experten des Max-PlanckInstitutes Prof. Dr. Friedrich Hohenstein unterhalten. Die GDI Pressesprecherin für den
mitteleuropäischen Raum Ute Trendiski steht uns ebenfalls Rede und Antwort und wird uns
erklären, wie die GDI der Tiberiumseuche entgegenwirken will. Doch zuerst ein Bericht von
Thomas Grenz über die letzten Jahre im Tiberium-Deutschland.
„Ist Deutschland noch zu retten? Diese Frage stellte sich der Bundestag letzte Woche wieder
einmal in einer außerordentlichen Sitzung. Anlass zur äußersten Sorge bereiten die immer
größeren Tiberiumfelder in einigen Regionen Deutschlands. Dabei begann alles ganz anders.
Im Jahre 1992 schlug ein Meteorit am italienischen Fluss Tiber, bei Rom auf, der die
Wissenschaft der Welt in Aufruhr versetzte. Bis heute gibt es Gerüchte über ein abgestürztes
Raumschiff an dieser Stelle. Aber die GDI beteuert, dass es ausschließlich ein kleiner Meteor
gewesen sein. Dennoch war die Wirkung dieses Steins auf die Welt immens. Wissenschaftler
untersuchten Fragmente des Materials und entdeckten eine Art von kristalliner Lebensform.
„Im Grunde verhält es sich wie Unkraut“, hatte Dr. Moebius, führender Tiberium Forscher
einmal gesagt. Nach bisherigen Ergebnissen bildet sich aus den kleinen Kristallen, es genügt
ein Splitter in der Größe von etwa einem Zentimeter, eine Art von Wurzelknollen. Dieser
Hybrid aus Pflanze und Kristall breitet dann ein Wurzelgeflecht über einen Radius von etwa
einem Quadratmeter aus. Wie andere Pflanzen entzieht das Tiberium dem Boden
Mineralstoffe um sich zu versorgen. Aber Tiberium geht in diesem Punkt einen Schritt weiter
und saugt jegliche Mineralstoffe aus dem Boden und wandelt die überschüssigen Mineralien
in grüne Kristalle um. Diese Kristalle fungieren sozusagen als Sporen oder Samen. Die
äußerst wertvollen Kristalle können so neue Wurzelknollen bilden, sobald das Kristall auf
irgendeine Art und Weise mit dem Erdboden in Kontakt kommt. Aber dies ist nicht die
einzige Ausbreitungsart des Tiberiums, wie sich in den letzten Jahrzehnten gezeigt hat. Die
Wurzelknollen bilden unter der Erde Ableger. Die Knolle bildet an den Enden ihrer
Wurzelflechten neue Knollen und so erwächst in kürzester Zeit ein Tiberumfeld. Das
Tiberium birgt aber neben seinem äußerst großen Nutzen für die rohstoffgewinnende
Industrie, auch sehr große Gefahren. Das Tiberium schädigt bei Einatmung nachhaltig die
Lungen und Blutgefäße. Durch längere Einwirkung von Tiberium kann es auch zu Mutationen
kommen. Inzwischen bildet sich sogar in manchen Ländern wie Südamerika eine
Bevölkerung aus Mutanten heraus, welche man als autonomes Volk bezeichnen kann.
Die Auswirkungen sind ebenfalls in der Pflanzen- und Tierwelt zu beobachten. Tiberium
gelingt es, Pflanzen als Sporenträger zu verwenden. So entstanden in kürzester Zeit Abarten
wie der Tiberiumbaum. Ein Aufragendes Gewächs, mit den selben Eigenschaften wie
normales Tiberium, aber mit einer großen Sporen Ausschüttung und einem weitaus größeren
Radius. Pferde mutierten zu sogenannten Tiberiumteufeln und tragen nun Kristalle auf den
Rücken, welche sie sogar abschießen können. Ein wirklich erschreckendes Resultat.
Allerdings sind viele Experten der Meinung, dass sich die Seuche Tiberium einzig und allein Seite 158
durch die Terroristen der Bruderschaft von NOD so weit ausbreiten konnte. Berichten der
GDI zufolge haben Anhänger der Bruderschaft, verblendet von der Demagogie ihres
Anführers, große Landstriche mit dem Tiberiumsporen bepflanzt um die Visionen ihrer Sekte
zu erfüllen. Durch diese Verbreitung in aller Welt konnte die Seuche nie effizient eingedämmt
werden, oder auf einen Kontinent begrenzt werden.
Anlässlich erneuter Meldungen über das Wuchern von fast zwanzig neuen Tiberiumfeldern in
den Bundesländern fragen sich Experten, wie sich die Seuche auf bisher unberührte Regionen
ausbreiten konnte. Der Abgeordnete Graf Karl von Hohenfalk, FDP, gab zu bedenken, dass
die Vermutung, ein weiterer terroristischer Akt sei für die Seuchenausweitung verantwortlich,
nahe läge. Der Tiberium Beauftragte der CDU sprach bereits von einer neuen verblendeten
Serie von Terrorakten, ewig gestriger NOD Anhänger und kritisierte die Regierung, nichts
gegen diese Extremisten zu unternehmen.
Ob es nun tatsächlich Extremisten sind, die das Tiberium ausbreiten oder ob das Kristall
selbst eine neue Möglichkeit der Ausbreitung gefunden hat, ist unklar. Eins ist jedoch sicher,
das Gesicht Deutschlands wird nie mehr so sein wie vor dem Jahre 1992!
Das war Thomas Grenz für N-TV“
„Willkommen zurück im Studio, meine Damen und Herren. Bei uns nun die Expertenrunde zu
diesem Thema. Der mehrfach ausgezeichnete Tiberium Experten des Max-Planck-Institutes
Prof. Dr. Friedrich Hohenstein und die GDI-Pressesprecherin für den mitteleuropäischen
Raum Ute Trendiski. Guten Abend. Beginnen wir doch mit ihnen Frau Trendiski und gehen
auf die im Bericht angemerkten Vermutungen ein. Hat die GDI Grund zur Annahmen, eine
neue Sekte vom Kaliber der Bruderschaft von NOD oder eben diese selbst, verbreitet das
Tiberium?
Trendiski: „Ich kann diese Vermutungen nicht ganz abstreiten, denn auch die GDI geht
solchen Hinweisen seit einigen Monaten nach. Aber bisher haben wir keinerlei Hinweise
gefunden, dass jemand die Verseuchung künstlich vorantreibt.
NTV: Dann ist es also vermutlich eine natürliche Tiberiumausweitung? Professor Hohenstein,
was sagen Sie?
Hohenstein: Nun man sagt niemals nie in meinem Fachbereich. Das Tiberium wird von
manchen meiner Kollegen als regelrecht einfallsreich bezeichnet. Aber unsere
Untersuchungen haben keinerlei neue Übertragungsarten aufgezeigt und daher möchte ich
mich vorwagen und behaupten, diese neuen Felder, vor allem das Feld südlich von Berlin,
welches ich selbst beobachte, ist mit Sicherheit künstlicher Natur.
Trendiski: Das können Sie so aber nicht in den Raum stellen, Herr Professor. Wir wollen hier
keinen neuen Hexenwahn provozieren. Fakt ist, dass niemand sich sicher sein kann, wie diese
neuen Ausbreitung zu Stande kam. Ich möchte nochmals betonen, die Anzeichen sprechen
nach GDI Untersuchungen absolut gegen eine geplante Anpflanzung der Kristalle.
Hohenstein: Sie können aber doch wohl kaum behaupten eine große Anzahl von Tiberium
Kristallen habe sich aus unerklärliche Weise in entlegenste Gebiete bewegt und dort an
äußerst günstigen Stellen zu wuchern begonnen?

Trendiski: Das will ich nicht behaupten, aber noch ist nichts bewiesen ….
Hohenstein: Bewiesen ist es sehr wohl. Aber die GDI nimmt Studien von unabhängigen
Instituten nicht an und somit betreibt die GDI Desinformation!
NTV: Sie sagen also die GDI vertuscht etwas? Etwa ein neues Aufflammen der Kämpfe
gegen NOD?
Hohenstein: Nein nicht direkt, aber zumindest behindert die GDI viele meiner Kollegen bei
eigenständigen Forschungen in diesem Bereich. Außerdem werden Forschungsergebnisse
meiner Kollegen in der Regel in Frage gestellt um sie in Misskredit zu bringen.
Trendiski: Das ist eine unerhörte Unterstellung! Die GDI tut alles um dem Tiberium Einhalt
zu gebieten!

Seite 159
NTV: Äh danke Frau Trendiski. Wir sprechen uns gleich nach der Werbepause wieder. Dann
geht es um die Arbeitsweise der GDI und erste Lösungsansätze … Bleiben Sie dran!
Deutschland, Die Forschungslabors in der Zentral-Höhle der Koalition
Adjutant Sander marschierte an den Wachposten vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu
würdigen. Natürlich hielten sie ihn auch nicht auf. Jedem in der großen weiten Höhle war das
Gesicht von Sander bekannt. Als rechte Hand ihres Anführers hatte er uneingeschränkten
Zugang zu allen Anlagen, ohne sich in irgendeiner Form ausweisen zu müssen. Im Grunde
war dies eine der höchsten Ehren in der Bruderschaft. Ein Vorgesetzter traute im Regelfall
niemandem, schon gar nicht der Nummer zwei in der eigenen Organisation. Aber Sander hatte
sich diesen Posten verdient und er war äußerst loyal. Ihm würde im es nicht einmal im Traum
einfallen, sich gegen Kasian zu stellen. Sie hatten ein gemeinsames Ziel. Die Einheit der
Bruderschaft hatte höchste Priorität, außerdem diente Sander wesentlich lieber und besaß
somit keinerlei Ambitionen auf Macht.

Bevor er die letzte Türe zu den neuen Forschungslabor mit der vielsagenden Bezeichnung
„Projekt Tafel“ passieren konnte, wurde er dann doch von einer Wache aufgehalten. Der
Soldat baute sich vor Sander auf und zwang ihn anzuhalten. Man konnte dem Soldaten direkt
ansehen, dass er wusste mit wem er es zutun hatte, aber er schien ein sehr korrekter Soldat zu
sein. Nun, dachte Sander verärgert, damit musste man leben, wenn man ein sicheres Labor
haben möchte. „Weisen Sie sich bitte aus, Sir“ bat der Soldat. Sander schaute ihn säuerlich an
und baute sich auf. Das gelang ihm mit seinen 1,90 Meter recht gut und auch in diesem Fall
blickte der Soldat eingeschüchtert an ihm hinauf. Aber es war schließlich der Job des Soldaten
und daher drückte er seine Handfläche auf eine Glasplatte und lies sie dort einige Sekunden
verweilen. Dann blickte er in ein kleines Okular oberhalb der Glasplatte, was ihm mit seinen
1,90 Meter einige Mühe bereitete. Sander entging nicht, dass die Wache dies mit einem
Hauch von Genugtuung beobachtete. Von dem Okular gingen dünne rote Strahlen aus und
tasteten das Auge von Sander ab. Nicht nur die Iris wurde überprüft, sondern auch die
Oberfläche der Augen, welche ebenfalls bei vielen Menschen unterschiedlich waren. Ebenso
wurde anhand der kleinen pulsierenden Adern im Auge festgestellt, dass dem Okular nicht ein
totes Auge vorgehalten wurde. Schließlich musste man jegliche Möglichkeiten ausschließen
und solche Aktionen wie eine Kontaktlinse oder gleich den ganzen Augapfel entfernen und
vor die Kontrolle halten, hatte schon vor über 30 Jahren eine Menge Romanautoren
beschäftigt. Nach einigen Sekunde war das Abtasten abgeschlossen und die Daten
abgeglichen.

Eine Lampe, welche in die Labortüre eingelassen war wechselte von rot auf grün. Eine
Stimme ertönte aus einem versteckten Lautsprecher: „Treten Sie ein Adjutant Sander!“ Dies
lies Sander leicht zusammenfahren. Die Computerstimme war neu eingebaut worden, nach
dem man das interne Cabal-Netzwerk um einige Programme aufgerüstet hatte. Hoffentlich
waren die anderen Updates in Sachen Leistung genauso erfolgreich gewesen, dachte er. Aber
er kam zu dem Schluss, dass gerade diese Updates wohl die benötigte Leistung gebracht
hatten um die Tafeln weiter zu übersetzen. Aus keinem anderen Grund war er nämlich hier
her geeilt. Der Projektleiter Karjiditsch, ein Serbe, erwartete ich bereits hinter der Türe, als
sich diese zischend öffnete. Der Serbe war wie viele andere Wissenschaftler mehr oder
weniger ein Gefangener hier. Trotz des großzügigen Aktes von Kasian, der ihn aus einem
GDI Lager hatte befreien lassen, war der Mann nicht vollkommen loyal zur Koalition. Sander
verstand seine Beweggründe nicht, aber der Serbe war schon immer ein undurchschaubarer
Mensch gewesen. Die Übersetzung der Tafeln beschäftigte ihn nun schon sehr lange Zeit und
er befasste sich damit, als ob es kein Morgen geben könnte, aber das änderte nichts daran,
dass er sich oft ungehorsam zeigte und auch schon so manchen Verstoß gegen die Seite 160
Vorschriften begangen hatte. In solchen sensiblen Bereichen konnte man dies natürlich nicht
dulden, dachte Sander. Andererseits, vielleicht war der Serbe auch nur exzentrisch.

Karjiditsch straffte sich etwas, als Sander eintrat. Der Serbe war ebenfalls nicht gerade klein
und Sander überragte ihn nur um ein paar Zentimeter. Man sah ihm seine slawische
Abstammung auf den ersten Blick an und stellte so einen seltsamen Gegensatz zu Sander da,
den man im Ausland sicherlich als den typischen Deutschen beschrieben hätte. Es war
wirklich schade, wie sehr Menschen andere Mitmenschen auf diese wenige Äußerlichkeiten
reduzierten, stellte Sander in Gedanken fest. Aber die Geschichte lastete auf jeder Nation,
besonders natürlich auf Deutschland. Es war nun hundert Jahre her, dass Deutschland in seine
schwärzeste Zeit hinein trudelte und den letzten großen Weltkrieg vor dem Tiberiumkrieg
entfachte. Hundert Jahre hatten kaum etwas geändert an den Ansichten vieler Menschen, dies
bedauerte Sander sehr, allein wenn man sich im Hauptquartier von Kasian umsah, wurde man
eines Besseren belehrt. Internationaler konnte es kaum gehen. Selbst die GDI, als
multinationale Truppe, mochte Schwierigkeiten haben mit der internationalen
Geschlossenheit der Bruderschaft von NOD mitzuhalten. Das war Kanes Vision, dachte
Sander und nickte dem Serben zu. „Nun was gibt es? Fortschritte?“
„Ja das kann man sagen. Ich denke, ich habe die Tafel nun vollständig übersetzt,“ antwortete
Karjiditsch und wies auf einen großen flachen Bildschirm an der Wand. Über diesen
wanderten in kurzen Abständen Schriftzeichen und wurden vom Computer erfasst. Dieser
ordnete sie dann dem aktuelle Alphabet zu und in einem kleinen Fenster am unteren Rand des
Bildschirms sah man, wie der Computer die Schriftzeichen zu einem vollständigen Text
zusammen setzte.
Karjiditsch ging auf den Bildschirm zu und deutete darauf. „Das neue Computerprogramm ist
wirklich wesentlich effizienter. Ich lasse gerade alles noch mal übersetzen um die früheren
Übersetzungen zu überprüfen. Nicht, dass uns ein Fehler unterlaufen ist und wir verstehen
dann einen Zusammenhang falsch,“ führte er aus. Sander runzelte die Stirn. „Ist der
Übersetzung abgeschlossen? Kasian wird sich sicherlich dafür interessieren.“ Der
Wissenschaftler nickte und ging zu seinem Arbeitsplatz. „Noch eine Minute, dann ist der
Computer fertig. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht so schnell mit ihnen gerechnet.“ Sander
lächelte kurz dann stellte er sich hinter den Wissenschaftler und blickte auf den Bildschirm. In
diesem Augenblick wurden die letzten Zeilen des Textes übersetzt und zauberten dem
Wissenschaftler ein zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht. Auch wenn Sander dies nicht sehen
konnte, erkannte er es doch an der Haltung des Wissenschaftlers, dass sie nun etwas Großes
vollbracht hatten.

„Drucken sie mir einmal aus, die Daten kommen in den Computerkern. Im Labor bleiben
keinerlei Daten bestehen, ist das klar?“ befahl Sander. Der Wissenschaftler nickte. „Einen
Moment bitte, ich gebe den Druckauftrag.“
Kurze Zeit später summte der Drucker am Arbeitsplatz von Karjiditsch und spuckte einige
Seiten aus. Sander griff danach und überflog sie. „Das ist nicht nur eine Aufzeichnung über
eine Rede oder?“ Der Wissenschaftler nickte wieder. „Der erste Teil, den wir ja schon länger
übersetzt haben, ist tatsächlich eine Rede. Ich möchte behaupten sie stammt von Kane, auch
wenn wir nicht wissen wie dies auf einer so alten Tafel der Fall sein kann.“ Er schwieg einen
Moment und ergänzte dann. „Zumindest vom wissenschaftlichen Standpunkt gesehen. Kane
ist für uns gestorben und er wird wiederkehren, da sind wir uns schließlich alle einig.“ „Kane
lebt im Tode,“ bestätigte Sander die Ausführungen des Wissenschaftlers. Dann blätterte er zu
den letzten vier Seiten und blickte auf unendliche Reihungen von Einsen und Nullen. „Ist das
ein Druckfehler?“ fragte er. Karjiditsch verneinte. „Dies ist korrekt übersetzt, ich weiß aber
nicht was es sein soll.“ Sander runzelte die Stirn. „Einsen und Nullen, dass sieht mir nach
einem Computerprogramm aus,“ vermutete er. Egal wie weit der Fortschritt sie gebracht
hatte, immer noch basierten Computer und ihre Programme auf dem Prinzip von Einsen und Seite 161
Nullen. Richtig und Falsch, um es zu übersetzten. Aus diesen Reihung von Einsen und
Nullen, setzte der Computer seine Aktionen zusammen, das funktionierte heute genauso wie
vor 60 Jahren, als die ersten richtigen Computer aufgekommen waren. Sander zuckte die
Achseln. „Stellen sie mir fest was das ist. Ich bringe den Ausdruck zu Kasian.“ Der
Wissenschaftler nickte und machte sich an die Arbeit. Zu diesem Zweck verfolgte er zuerst
seine These, die er gerade aufgestellt hatte. Vielleicht handelte es sich um eine Form von
Koordinaten und würden den Weg zu etwas weisen. Aber auch die Vermutung des Adjutanten
behielt er im Hinterkopf und nahm sich vor diese in den nächsten Tagen einmal zu
überdenken.
Sander verließ die Laboreinrichtungen und setzte sich in einen der Transportwagen, die man
in der Höhle einsetzte. Ihm stand zwar auch ein Jeep zur Verfügung und im Grunde hätte er
den Weg allein zurück legen können, aber er zog es vor, sich fahren zu lassen. Das hatte
allerdings nichts mit irgendwelchen Allüren oder etwas ähnlichem zutun, sondern machte es
Sander schlicht möglich, sich Akten und Dokumente auf der kurzen Fahrt zur Zitadelle kurz
anzusehen. Einer der Gründe warum Kasian ihn so schätzte, war die Tatsache, dass er ihm
viel Arbeit abnahm und über alles Bescheid wusste, um Kasian als Berater zur Verfügung zu
stehen. Natürlich benötigte man für solche Vorbereitungen Zeit und die nahm sich Sander
durch solche Dinge wie einen Fahrer. Auch in diesem Fall gab er dem Fahrer des kleinen
Wagens die Anweisung zum Hauptquartier zu fahren und vertiefte sich in die nun
vollständige Übersetzung der Tafel. Es dauerte keine Minute bis Sander wieder aufblickte und
tief einatmete. Nach einer kurzen Pause entfuhr im ein lauter Fluch.
Wieder blickte er auf die Papiere und murmelte: „Bei Kane, das ist eine absolute
Katastrophe!“
5
Am Fuß der Berge südwestlich von Niznebakarskij
Das dichte Unterholz oberhalb der Straße brachte ihnen einen ungeheuren Vorteil. Vor zehn
Minuten war ein zweiter Konvoi an ihrem kleinen Kommando vorbei gerauscht und hatte sie
nicht bemerkt, obwohl sie nur wenige Meter neben der Straße in Deckung gegangen waren.
Es war guter Vorschlag von Samuel gewesen, erst den nächsten Konvoi abzuwarten, bevor sie
die Minen legten. Seine Befürchtung genau in den nächsten Konvoi zu geraten, hätte sich
bestätigt, aber Gregor hatte seinen Vorschlag angenommen und abgewartet. Natürlich war
keineswegs sicher, dass nicht kurz nach diesem Nachschubkonvoi noch eine Kolonne Laster
mit Begleitschutz die Straße entlang kommen würde, aber das hielten alle für sehr
unwahrscheinlich. Schließlich besaß der Gegner nur eine begrenzte Anzahl an Fahrzeugen
und wenn er schon uralte Schützenpanzer einsetzte um Munition und Treibstoff zu
transportieren musste das alles sein was sie hatten.
Mit einer Handbewegung schickte er Chris auf einen Beobachtungsposten um sie vor
eventuell doch noch anrückenden Feinden zu warnen. Dieser robbte auf eine kleine Anhöhe
und verbarg sich hinter einem Busch. Von dort hatte er einen relativ guten Überblick über das
Gelände, aber die Kurve wirkte sich nun auch als Nachteil aus. Die scharfe Kurve in der die
Straße an dieser Stelle verlief machte es Chris auch unmöglich die Straße richtig zu
überwachen, aber er rechnete mit keinen Problemen. Trotzdem hielt er das Fernglas von
Gregor vor die Augen und suchte das Gelände entlang der Straße ab.
Phillip war mit Samuel und Gregor geduckt auf die Straße gelaufen. Jeder von ihnen hatte
zwei kleine Tellerminen im Rucksack, nur Chris hatte wegen seiner Funkerausrüstung keine
Minen mehr aufnehmen können. Auch bei den unendlich zahlreich erscheinenden Taschen an
einem Kampfanzug und dem zugehörigen Rucksack gab es irgendwann eine Grenze. Seite 162
Schließlich mussten die Soldaten auch beweglich bleiben für den Falle eines Gefechts, sie
waren ja keine Packesel.

Sie legten drei Minen aus. Zwei direkt hinter der Biegung der Straße auf jeder Straßenseite
eine Mine. Die dritte Mine platzierte Samuel etwas weiter die Straße hinunter. Die
Räumkommandos sollten schließlich für ihre Bemühungen auch belohnt werden und
weiterhin vorsichtig sein. Das würde die Versorgung erheblich stören. Vor allem da es keine
Möglichkeit gab die Straße zu umfahren, etwa über Felder oder Wiesen. Teilweise zu hügelig,
teilweise von kleinen Hainen niedriger Bäume bewachsen war es unmöglich neben der Straße
zu fahren. Zwar waren die Minen mattschwarz gestrichen, aber dennoch hoben sie sich von
dem relativ trockenem und somit grauen Asphalt ab, aber irgendein findiger Soldat hatte auch
hierfür eine Lösung gefunden. Die drei Soldaten packten kleine Rollen Teerpappe aus und
klebten sie über die Minen. Farblich hoben sich die Minen nun nicht mehr von der Straße ab
und man musste schon genau auf die entsprechende Stelle schauen um die kleine Erhebung
als versteckte Mine zu erkennen. „Oh wird das ein Bums,“ kommentierte Phillip die
vollbrachte Arbeit und grinste.
Gregor hielt sich aber nicht lange mit Witzen auf und gab sofort den Befehl zum Abmarsch.
„Los, los, los! Wir haben noch was zu tun.“ Alle nickten und verschwanden wieder im
Unterholz neben der Straße um im schnellen Schritt auf die zweite scharfe Wendung der
Straße zuzuhalten. Etwa auf halben Weg stoppte Gregor und legte eine der übrig gebliebenen
Minen auf die Straße und versteckte sie wieder unter der Tarnpappe. Samuel zog eine
Augenbraue in die Höhe und schaute fragend. Gregor zuckte nur die Achsel. „Vielleicht ist es
doch zu auffällig, wenn wir nur die zwei Kurven verminen, geben wir ihnen das Gefühl die
Straße ist wirklich dicht.“ Samuel nickte. „Das wird ihnen zu schaffen machen. Aber Chris
sollte die Koordinaten der Mine auf unserer Karte eintragen und an das Feldkommando
schicken sobald wir wieder Kontakt haben. Nicht, dass der nächste Konvoi die Mine verfehlt
oder nicht entdeckt und unsere eigenen Truppen haben dann einen Panzer weniger.“ „Hab ich
schon gemacht,“ meldete sich Chris, „aber wir werden noch längere Zeit keine Übertragung
zum Feldkommando hinbekommen. Manchmal wünsche ich mir wirklich einen Satelliten im
Orbit zu haben. Die Berge blockieren die Verbindung für unsere Datenblöcke wirklich
erheblich.“ Gregor nickte und murmelte mehr zu sich. „Bald schon werden unsere Satelliten
im Orbit kreisen und nicht GDI Satelliten.“

Nachdem sie auch die zweite Kurve vermint hatten, machten sie sich auf den Weg nach
Niznebakarskij. Der kleine Trupp von vier Soldaten hielt sich neben der Straße und blieb so
weit wie möglich in Deckung. Große Büsche und kleine Wäldchen, welche bis an die Straße
heran reichten, erleichterten ihnen dies.
Gregor hatte Samuel die Spitze überlassen und blieb bei ihrem Funker. Zwar hatten sie noch
einen weiten Weg vor sich, aber Chris vermutete, dass die Anlagen, welche die Daten über
Funk an die Gefechtsdatenblöcke weiterleiteten, sie erreichen konnte. Neue Informationen
über den Stand der Dinge wären sehr interessant gewesen, aber bisher kam nur ab und zu ein
kurzer Datenfetzen über die Berge. Nichts was Chris hätte wirklich verwenden können.
Gregor wartete aber noch auf ein weiteres Signal. Die Minen, die sie ausgelegt hatten,
sendeten kurz vor der Detonation eine Millisekunde lang ein Signal aus, dass von ihrer
Explosion berichtete. Damit war eine Erfolgskontrolle für NOD wesentlich vereinfacht
worden. Immerhin verfügten sie kaum über Luftaufklärung und Satelliten blieben ihnen
verwehrt.
Sie waren etwa drei Kilometer von der zweiten Kurve entfernt, als der Datenblock kurz ein
rotes Licht auf der Karte aufblinken ließ. Chris hätte es beinahe nicht gesehen, aber sein Gerät
hatte die Möglichkeit zu vibrieren, wenn der Ton ausgeschaltet war. So entging ihm nichts,
auch wenn er gerade mehr auf den Untergrund vor seinen Füßen achtete. Die Idee hatte man
sich von uralten mobilen Telefonen abgeschaut. Das Prinzip war das selbe, lautlos und doch Seite 163
wurde die Meldung bemerkt. Dies war natürlich vor allem für Nachteinsätze ein wichtiger
Pluspunkt.
Chris hob seine Hand und machte so Gregor auf sich aufmerksam. Er lies den ganzen Trupp
stoppen und beobachtete wie eine zweite Mine meldete detoniert zu sein. Diesmal war auch
ein fernes Grollen zu hören. Anscheinend hatte ein Konvoi es wirklich eilig gehabt und hatte
sein Tempo nicht schnell genug verringern können. Das zweite Fahrzeug des Konvois hatte
wohl nicht mehr bremsen können und war durch das Wrack des Ersten hindurch gerauscht
und direkt in die zweite Mine.
Gregor schätze, dass mindestens ein Begleitfahrzeug, welches die Spitze gebildet hatte und
ein Munitionslaster explodiert waren. Zumindest konnte man davon ausgehen, dass die zweite
Mine einen LKW in die Luft gejagt hatte, schließlich war die Detonation bis zu ihnen
gedrungen.
Deutschland, In der Kommandozentrale der Kasian Koalition
Der kleine Aufzug beschleunigte und trug Sander nach oben. Einen Moment lang wurde ihm
flau im Magen, doch dann stellte sich sein Körper auf den schnellen Lift ein. Dieser Lift war
nur für sehr hochrangige Offiziere, denn er endete im Kommandoraum der Zitadelle. Jenem
Symbol von Kasians Macht, dass sich in der Mitte seiner Höhle erhob und bis zur Decke
reichte.
Ein leises Zischen kündigte die Ankunft auf der obersten Ebene an. Zumindest galt sie als die
oberste Ebene der Zitadelle, aber das war sie nicht. Es gab noch ein kleines schmales
Stockwerk über dem Kommandoraum. Kasians Privatgemächer, aber zu dieser führte nur eine
kleine Wendeltreppe und ein Geheimgang, der nur Kasian und Sander bekannt war. Mit
einem weiteren Zischen öffnete sich die Tür und gab den Blick auf den Kommandoraum frei.
In gewisser Weise erinnerte die Szene an alte Filme, in denen man dem Bodenteam der
NASA zuschauen konnte, wie sie ein Spaceshuttle zur ISS steuerten. Der Raum war natürlich
nicht ganz so groß, aber trotzdem ähnelte das Ganze einem summenden Bienenstock. Überall
liefen Nachrichtenoffiziere und Adjutanten mit Mappen, Blättern oder Datenblöcken herum,
eilten zu ihren Vorgesetzten um die neusten Ergebnisse von den verschiedenen geheimen
Basen und den umkämpften Gebieten zu überbringen.
Sander schüttelte in Gedanken den Kopf. Vor ein paar Jahren hatte er diese Arbeit für Kasian
alleine gemacht. Aber damals hatte Kasian auch nur diese Basis besessen und ihr Feldzug zur
Einigung der Bruderschaft hatte gerade erst begonnen. Und nun musste er Kasian von seiner
schwersten Niederlage berichten. Es war keine Militärische, auch die GDI hatte nichts damit
zutun und dennoch war es eine Katastrophe.
Er ging zielstrebig auf die kleine Wendeltreppe zu. Einige Offiziere blieben stehen um zu
salutieren, aber Sander beachtete sie nicht. Die Treppe nahm er im Laufschritt und erreichte
die Eichentür, welche die Gemächer von Kasian vor dem 24 Stundenlärm der
Kommandozentrale abschirmte. Sander glättete seine Uniform und klopfte an die Türe.
Irakische Frontlinie, Bei Suwaylim
Mu-Berek beobachtete auf einem Bildschirm den Mörserangriff der Besahi NOD und
versuchte zu verstehen was er bezweckte. Sie stießen nur vereinzelt vor und zogen sich dann
schnell wieder zurück. Diese Nadelstich Taktik mochte vielleicht gegen die GDI etwas
nützen, aber hier war sie vollkommen sinnlos. Die Mörserangriffe wurden trotzdem
fortgesetzt und zermürbten vorgeschobene Stellungen und seine MG Nester. Vereinzelt
gingen Granaten bei den Panzerstellungen nieder, aber nur einmal war bisher ein Panzer
beschädigt worden. Eine seiner Ketten war durch die Explosion gerissen, aber das war schnell
zu ersetzen. Die Mörsergranaten hatten einfach nicht die Sprengkraft um den Panzer ernsthaft
etwas anzuhaben.

Seite 164
Mu-Berek strich sich über seine Wangen und beschloss sich zu rasieren, sobald die Sonne
aufgehen würde. Aber bis es soweit war, würde er versuchen zu verstehen, was der feindliche
Feldhauptmann da ausheckte. Nur zu gern hätte er jetzt einige Aufklärungsflugzeuge,
Drohnen oder einen Helikopter gehabt, um zu sehen was der Feind macht, aber so etwas war
Mangelware und er konnte froh sein, wenn bald seine Maulwurfpanzer ankommen würden.
Die Schienenverbindung nach Al-Amarah war wieder intakt und so würde, so Kane will, die
Waggons mit der Verstärkung bald eintreffen. „Die Verstärkung werden wir auch nötig
haben,“ murmelte Mu-Berek und beobachtete weiter die Bilder seiner Bodenaufklärung.
Das Ablenkungsmanöver schien zu funktionieren. Faisal beobachtete, wie einen halben
Kilometer von seinem geplanten Durchbruch Mörsergranaten niedergingen und den
eingegrabenen Feinden zusetzten. Immer wieder versuchten die Geschützmannschaften ihr
Feuer auf eingegrabene Panzer zu konzentrieren, aber diese wechselten bei zu dichten Feuer
die Stellung und gingen in Ausweichstellungen in Deckung. Bisher schien nicht ein Panzer
kampfunfähig zu sein. Aber das war nicht direkt schlimm, dachte Faisal und richtete seine
Aufmerksamkeit auf die kleine Lücke in der feindlichen Linie.
Dank des Mörserangriffs und den Nadelstichen einiger Schützenpanzer hatten viele Buggys
und Schützenpanzer ihre Patrouillen eingestellt um die Linien dort zu verstärken. Die 30
Soldaten schafften es sich durch die Linie des Feindes zu robben und teilten sich auf. Die
Signale ihrer Datenblöcke war schwach, eine Sprenggruppe hatte Faisal sogar vollkommen
verloren, aber sie schienen nicht entdeckt worden zu sein, denn kein einziger Panzer rührte
sich oder fuhr in die Richtung seiner Soldaten. Faisal bemerkte wie er schwitzte und wischte
sich mit einem sandigen Tuch, welches mehr seine Haut aufkratzte, als den Schweiß zu
entfernen. Er biss sich auf die Lippe und beobachtete wie die erste Gruppe ihr „Ok“ gab um
zu signalisieren, dass sie alle verfügbaren Sprengsätze angebracht hatten.
Er konnte einfach keinen Sinn hinter den Angriffen erkennen. Welchen Grund hatte die
Besahi ihre Munitionsvorräte so aufzubrauchen? „Was übersehe ich,“ fragte er laut und lies
seine Faust wütend auf den Tisch krachen. Einige seiner Nachrichtenoffiziere zuckten
erschrocken zusammen. Jeder von ihnen wusste, was es bedeutete die Wut ihres
Feldkommandanten zu unterschätzen. Genau aus diesem Grund begann in diesem Moment
einer der jungen Offiziere zu schwitzen und prüfte ein drittes Mal ein schwaches Signal, etwa
einem halben Kilometer vom derzeitigen Brennpunkt.
Faisal schwitze ebenso wie der junge Offizier der anderen Seite, nur war er sich relativ im
klaren was gleich geschehen würde. Gerade hatte er das letzte „Ok“ Signal erhalten und hatte
seinen Finger schon über dem roten Knopf zur Fernauslösung. Aber er wollte seinen
Sprengtruppen noch einen Vorsprung verschaffen. Sie sollten die Flanken des Durchbruchs
halten bis die Verstärkung vorrücken konnte. Zwar waren die Minen auf einem schmalen
Weg bereits geräumt und seine durchgerückte Truppe lag bereits in den Dünen vor Suwaylim,
aber es konnte noch eine Menge schief gehen.
Als alle seine Sprengtruppen ihre Positionen erreicht hatten und begannen sich schnell
einzugraben um die Frontstraßen zu sichern, drückte er den Knopf. Einen Moment hielt er den
Atem an. Nichts geschah, aber das war hoffentlich die Verzögerung der schlechten
Funkübertragung. Tatsächlich, dachte Faisal und atmete aus. Auf seinem Bildschirm konnte
er auf einem breiten Stück unzählige Feuersäulen in den Himmel steigen sehen. Zur selben
Zeit begannen seine Stoßeinheiten vorzupreschen und die Lücke zu nutzen. Sie gaben keinen
einzigen Schuss ab. Es war nicht nötig, die Sprengkommandos waren gründlich gewesen und
die vereinzelten MG Nester wurden in diesem Moment mit Mörserfeuer belegt und
ausgeschaltet. Schon setzte sich die zweite Stoßeinheit aus Schützenpanzern in Bewegung
und rückte vor. Seite 165
Kochend vor Wut blickte Mu-Berek auf den, vor ihm liegenden Offizier. Nun würde schon
wieder einen neuen Mann für die Funküberwachung brauchen. Er beschloss in Zukunft seine
Wut etwas zu zügeln und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Durchbruch an der
Front. In diesem Moment stieß eine zweite Gruppe von leichten Panzern durch die Lücke.
Was Mu-Berek allerdings verwunderte, war die Tatsache, dass der Feind nicht versuchte die
Lücke zu sichern. Außer ein paar Kampfbuggys und eingegrabenen Infanteristen schien
niemand die Flanken zu halten. Sie schienen ein anderes Missionsziel zu haben.
Er blickte auf die Karte und runzelte die Stirn. „Was wollt ihr?,“ fragte er laut. Er beorderte
weitere Einheiten an den Durchbruch um die Lücke zu schließen, aber er hatte zu wenige
Einheiten um effektiv gegen die eingegrabenen Truppen vorzugehen. Ebenso wenig konnte er
aber seine schwere Kampfeinheiten aus ihren Stellungen abziehen, dies würde nur einen
weiteren Vorstoß des Feindes provozieren.
Seine Augen wanderten weiter über die Karte und fielen auf Suwaylim. Nun begriff er
welchen Zweck dieser Durchbruch gehabt hatte. Die Einheiten welche den Durchbruch erzielt
hatten, würden sich in Suwaylim eingraben und von dort aus seinen Nachschub angreifen. Er
musste seine Einheiten zurück verlegen, erkannte er, sonst würden seine Linien zusammen
brechen.

Faisal lächelte zufrieden, als ihn die Nachricht von der Einnahme Suwaylims erreichte. Kein
Schuss war gefallen, denn aufgrund des großen Aufmarsches seiner Truppen hatten sich die
wenigen Besatzungstruppen ergeben. Sofort hatten sich seine Verbände in der kleinen Stadt
eingerichtet und Stellung bezogen. Der Feldhauptmann trat an Faisal heran und klopfte ihm
auf die Schulter. „Gut gemacht. Das hat uns Zeit erkauft.“ Er deutete auf ein Display welchen
einen größeren Frontabschnitt darstellte. Trotz der Enge des Kommandowagens gelang es
Faisal sich umzudrehen und das Display nicht nur aus den Augenwinkeln zu beobachten.
„Der Erfolg ist überraschend groß, wir haben Hassans Mittel wohl überschätzt,“ bemerkte der
Feldhauptmann und beobachtete wie die Panzerverbände des Feindes die Linien so
begradigten, dass Suwaylim nicht mehr in ihrem Rücken lag. Ein großer Keil war so
entstanden und spannte die Linien Hassans noch weiter. „Schade, jetzt hätte ich gerne einen
weiteren Panzerverband,“ murmelte der Feldhauptmann. Faisal nickte, denn auch er erkannte
die günstige Gelegenheit, aber es fehlte ihnen genauso an Truppen wie dem Feind.
Auf dem Display wanderten beobachteten die Beiden wie die eigenen Truppen dem Feind
vorsichtig nachrückten und neue Positionen einnahmen. Es war ein Erfolg gewesen, aber
Faisal dachte bereits weiter. Er blickte seinen Vorgesetzten an. „Und nun Feldhauptmann?“
Der Mann blickte müde zu dem jungen Soldaten, der ihm diesen kleinen Erfolg beschert und
etwas Luft verschafft hatte. „Ich fürchte, dass weiß nur Kane, mein Junge.“
Wütend warf Mu-Berek ein Teeglas gegen die Wand. Er hatte sich einen neuen Befehlsstand
einrichten müssen. Die feigen Hunde in Suwaylim hatten sich kampflos ergeben und so dem
Feind wichtige Informationen geliefert. Daten über Versorgungswege, Kommandokette und
auch die Position seines Kommandopostens. Schließlich liefen dort alle Drähte zusammen.
Mu-Berek hoffte den befehlshabenden Soldaten, welcher sich ergeben hatte, noch einmal in
die Finger zu bekommen.
Er blickte sich in dem kleinen Keller um. Wieder in Al-Amarah, dachte Mu-Berek und
schnaubte wütend. Sein Kommandoposten lag nun in einem Keller am Rande der Stadt. So
hatte er sich den Blitzkrieg nicht vorgestellt. Er hatte einfach nicht die Truppenstärke um sich
aufreibende Kämpfe zu liefern. Auf seinem Datenblock scrollten die Verluste des Angriffes
ab. Nein, verbesserte er sich, ich habe nicht einmal genügend Truppen um die Stellung lange
zu halten.

Seite 166
Ein junger Soldat betrat vorsichtig den Keller. Der Verschleiß in der Kommandoebene hatten
sich inzwischen herumgesprochen und keiner wurde beneidet, wenn er in der Nähe von MuBerek dienen durfte. Aber die Nachricht, welche der junge Soldat überbringen sollte, war gut
deshalb wagte er sich trotz des Wutanfalls seines Vorgesetzten zu ihm. „Sss .. Sir? Eine
Meldung.“ Der junge Soldat hielt sichtlich nervös einen Datenblock. „Was ist das?“ fragte
Mu-Berek barsch. „Die Nachrichtenzentrale hat es gerade entschlüsselt. Es kommt vom
Bahnhof Nord Al-Amarah, Sir,“ antwortete der Soldat und schluckte. Innerlich hörte er sich
immer wieder sagen. „Keine Sorge es ist eine gute Nachricht. Mir passiert nichts….. Eine gute
Nachricht….“
Mu-Berek nahm den Datenblock und aktivierte ihn. Kurz herrschte absolute Stille im Raum,
dann blickte er auf und lächelte kalt. „Danke mein Junge, du kannst gehen.“
Der junge Soldat trat aus dem Keller und erbrach spontan sein Frühstück an der nächsten
Ecke. Die Nachrichtenzentrale war auf der anderen Straßenseite einquartiert und als er sich
auf dem Weg dorthin machte, zitterte er immer noch am ganzen Leib.
Im Keller allerdings lächelte Mu-Berek unentwegt und blickte nochmals auf den Datenblock.
Die ersten Zeilen der Meldung lies ihn regelrecht frohlocken. Er las es noch einmal.
„Nachschubposten Bahnhof Nord (Al-Amarah): Melde gehorsamst das Eintreffen des
Nachschubes an Maulwurfpanzern und kybernetisch aufgerüsteter Infanterie. Verbände
werden umgehend ihrem Befehl unterstellt.“
Deutschland, Die Forschungslabors in der Zentral-Höhle der Koalition
Die Computer im Labor spukten erneut Ergebnisse aus. Karjiditsch kniff die Augen
zusammen und versuchte die Werte zu verstehen. Seine erste Koordinaten-Theorie konnte er
also verwerfen, dachte der Wissenschaftler.
Er hatte einen Kollegen zu Rate gezogen, aber auch dieser hatte sich keinen Reim auf die
Abfolge von Einsen und Nullen am Ende der Übersetzung machen können. Wieder war die
Vermutung gefallen, es könne sich um ein Computerprogramm handeln, aber das glaubte
Karjiditsch nicht. Nicht auf einer so alten Steintafel. Trotzdem musste er alle Möglichkeiten
durchgehen. Was man nicht glaubte musste man wiederlegen. Karjiditsch begann den Code in
den Computer einzugeben, ohne ein Verarbeitungsprogramm geöffnet zu haben. Nur ein
einfaches Programm war geöffnet. Er wusste nicht genau wie es hieß, aber das war auch
unwichtig. Es verarbeitete solche Zahlenabfolgen jedenfalls zu einem Programm, das wusste
er, auch wenn er kein Fachmann auf dem Gebiet war. Kurze Zeit hielt er inne und war
versucht einen Computerexperten hinzu zu ziehen, aber er wollte seine Arbeit nicht in
fremden Händen wissen. Es war seine Übersetzung. Außerdem war die Theorie sowieso
unmöglich. Er würde sie nur wiederlegen und dann eine andere Lösung suchen. Karjiditsch
schüttelte den Kopf und gab weiter die Zahlenabfolgen ein. „Ein Computerprogramm,“
murmelte er, “so ein Schwachsinn.“
Es dauerte lange bis er alles korrekt abgetippt hatte, aber da dieses dumme Programm keine
Importierfunktionen besaß, musste er alles so eingeben. Stunden später blickte er müde auf
den Bildschirm. Viel zu oft hatte er sich vertippt, aber er hatte die Fehler immer gefunden und
sich Zeile für Zeile voran gearbeitet. Er griff nach seiner Tasse Kaffee und stellte beim ersten
Schluck fest, dass der Kaffee inzwischen kalt war.

Karjiditsch startete den sogenannten Compiler des Editors. Dieser würde die Zahlenabfolge
sozusagen fressen und dann nichts ausspucken, da war er sich sicher. Ein Balken zeigte an
wie weit die Verarbeitung fortgeschritten war und schließlich war die gesamte Zahlenabfolge
verarbeitet. Einen Moment geschah nicht, dann wurden alle Bildschirme im Labor schwarz.
Karjiditsch sprang auf und fluchte. Eine Türe öffnete sich und ein Kollegen betrat den Raum.
„Was war das? Warum sind alle Computer tot?“ fragte er. Karjiditsch zuckte die Achseln.
„Keine Ahnung. Ich hatte wohl recht. Ein Computerprogramm ist es wohl wirklich nicht. Hat
wohl den Rechenkern überlastet.“ Der andere Wissenschaftler nickte zustimmend und steuerte Seite 167
auf eine weitere Türe zu. „Ich werde mal nach sehn ob etwas durchgebrannt ist. Wär’ ja nicht
das erste Mal.“
Eine Stunde nach dem Ausfall lief das Netzwerk wieder ohne Probleme. Ein schlichter
Neustart hatte zum Erfolg geführt. Der Computerexperte schloss seine Systemprüfungen ab,
er hatte keinen Fehler finden können. Die Gefahr eines Computervirus bestand nicht und
selbst wenn doch noch etwas auftreten sollte, war die Gefahr gering. Schließlich war das
Computernetzwerk der Labors abgeschottet und mit keinem anderen System der Bruderschaft
verbunden. Er koppelte seinen tragbaren Computer wieder ab und beschloss Mittagspause zu
machen. Zwanzig Minuten später hatte er seinen Computer wieder auf seinem Schreibtisch
stehen und an das Netzwerk der Zitadelle angeschlossen.
6
Deutschland, In den Privaträumen von Kasian
Der Blick auf die Höhle war wie immer erstaunlich und faszinierend. Überall unterhalb der
Zitadelle wurde emsig gearbeitet und alle arbeiteten um des einen Zieles willen. Die
Vereinigung der Bruderschaft. Alle diese Soldaten, Techniker und Arbeiter glaubten an ihren
Anführer, welcher sie aus der dunklen Zeit der GDI Okkupation leiten sollte.
Dieser Anführer bin ich, dachte Kasian und wand seinen Blick von dem großen
Panoramafenster in seinen Privatgemächern ab. Schweigend lies er seinen Blick durch den
großen Raum gleiten. Dies waren zwar seine Privatgemächer, doch ein großer Arbeitstisch
dominierte den Raum und zeigte deutlich, dass die Arbeit immer voran hatte. Dennoch hatte
er nie darauf verzichtet seine Arbeitsräume geschmackvoll einzurichten. Ein schönes Bild
oder eine Skulptur aus antiker Zeit lies Kasian immer sehr entspannen, wenn er von seiner
Arbeit aufblickte und sich ihnen zu wand. Aber in diesem Moment wollten die Kunstwerke,
welche die Wände zierten ihn absolut nicht entspannen und so ging er wieder zurück zu
seinem Schreibtisch um sich nochmals den Bericht seines Adjutanten zu betrachten.
Er lies sich in dem breiten, schwarzen Sessel nieder und nahm den Computerausdruck in die
Hände. Es war, als würde es ihm ein großer Tiberiumklumpen im Hals stecken, aber er las
den übersetzten Text der alten Steintafel nochmals durch.
Vorwort:
Kane sprach in seiner großen Rede vor den Brüdern im Tal der Mihraj von den großen
Dingen, die da kommen sollen, auch wenn es noch lange dauern mag. Von magischen
Pflanzen welche Gold und Edelsteine aus der Erde ziehen werden und die Welt verändern
wird, wie wir sie kennen. Die Bruderschaft würde sich dieser Pflanze annehmen und sie
verbreiten über die ganze Welt. Diese Prophezeiung soll uns leiten, wie Kane sagte. Hiermit
will ich SEINE Worte wiedergeben und an unsere Brüder und neuen Jünger weitergeben.
Sereg Rut’, Kerubim
„Brüder! Es wird eine Zeit kommen, in der die Bruderschaft nicht im Geheimen ihre Taten für
das Wohl aller Völker vollbringt. Ein göttlicher Fingerzeig wird vom Himmel kommen und
uns etwas schenken. Ein Kristall, schön wie Smaragd und doch kein Edelstein. Das
wundersame Kristall. Die grünen Diamanten welche auf dem Wiesen und in den Bäumen
wachsen werden, ist unsere Zukunft. Wie eine Pflanze das Wasser aus dem Boden ziehen
kann, wir es auf magische Weise, Gold und Edelsteine aus dem Boden ziehen können. Es wird
es zu jenen grünen Kristallen geformt sein. Dieses Kristall wird die Zukunft beherrsche meine
Brüder. Ja Brüder und Wir werden mit ihm herrschen. Verbreitet es meine Brüder, sobald es
unter uns ist“. Seite 168
Kasian rieb sich die Stirn und nickte. „Ja soweit haben wir die Tafel übersetzt. Ich war ein
Narr als ich glaubte die Prophezeiung Kanes auszuführen, obwohl ich nur einen Teil des
Textes kannte. Warum habe ich nur die Verbreitung des Tiberiums anordnen lassen.“ Er
fluchte laut und blickte dann auf die neuen Passagen der Übersetzung.
„Ja Brüder! Wir werden die Überbringer dieses Geschenkes sein und es auf der Welt
verbreiten. Die Welt wird dankbar unsere Führung annehmen. Wir werden eine Welt des
Friedens und des Wohlstandes schaffen. Wir, die Bruderschaft werden die Welt leiten!
Aber … aber meine Brüder, ich muss Euch warnen! Denn das grüne Kristall ist nicht
ungefährlich. Es mag ein Geschenk sein, aber es muss kontrolliert werden. Viele Dinge haben
zwei Seiten. Denk an Janus, den Gott mit den zwei Gesichtern. An eine Münze. Auf der einen
Seite sein Wert, auf der anderen das Bild eines Tyrannen. Genauso hat auch das Kristall zwei
Seiten. So kann es Euch töten wenn Ihr es berührt ohne Euch zu schützen. Auch kann es wie
Unkraut wuchern und alles verschlingen was auf dieser Welt unter der Sonne lebt.
Aber meine Brüder. Wir werden es kontrollieren und zum Wohle aller Völker, aller
Königreiche und Staaten einsetzen können. Denn wir werden einen magischen Stein besitzen
und mit jedem werden wir das Kristall kontrollieren. Der Stein nennt sich Tacitus und wird
ein Teil des Himmelsgeschenks sein. Bringt den Tacitus in den Besitz der Bruderschaft und
WIR WERDEN ÜBER DIE WELT HERRSCHEN, BRÜDER!
Kasian sank in seinem Sessel zusammen. Er hatte zugelassen, dass sich das Tiberium
ausbreiten konnte. Schon auf der Tafel stand, es würde sich wie Unkraut ausbreiten und das
hatte es auch getan. „Verdammt, bei Kane,“ fluchte er leise. Nun plagten ihn sein Gewissen.
Wenn er das Tiberium also nur für die Bruderschaft richtig nutzen konnte, hatte er viel
Schaden angerichtet. Tausende Menschen würde wegen seines Fehlers sterben, rief ihm sein
Gewissen immer und immer wieder ins Gedächtnis. „Ja,“ murmelte er, „es ist eine andere
Sache, unschuldige zu töten, als Soldaten in eine Schlacht zu schicken.“
Erschöpft vergrub er das Gesicht in seinen Händen und suchte nach einer Lösung. Natürlich,
er hatte nur versucht sie von der GDI zu befreien und die Bruderschaft zu vereinen. Doch nun
hatte er großes Unheil angerichtet und dessen war er sich mehr als nur bewusst. Aber nicht
nur die Menschen, welche nun unter seinem Fehler zu leiden hatten, machten ihm zu schaffen.
Was würde geschehen wenn diese Nachricht an seine Verbündeten drang? Er würde die
Verbreitung des Tiberium stoppen müssen, da war er sich sicher, aber das würde auch viele
zum nachdenken bringen. In der Bruderschaft blieb im inneren Zirkel, also in den höheren
Kreisen der Führung, nichts lange geheim. Bald schon würde seine Widersacher davon Wind
bekommen und es gegen ihn verwenden. Es ging also in mehrfacher Hinsicht um darum, den
Schaden zu begrenzen.

Kasian stand wieder auf und lief auf und ab. Eine Lösung würde sich finden, dachte er, aber
schon nach wenigen Sekunden konnte er nur noch an die Menschen denken, welchen er das
Tiberium vor die Haustüren gesetzt hatte.
Das Surren in der Kommandozentrale war im Grunde ein dauerhafter Begleiter wenn man
hier Dienst tat und man gewöhnte sich schnell daran es zu ignorieren. Aber an diesem Tag
konnte Adjutant Sander es aus irgend einem Grund nicht ignorieren. Es nervte ihn regelrecht
und so litt seine Konzentration. Zum Glück endete seine Schicht in einigen Minuten und dann
würde ein andere Offizier die Leitung der Kommandozentrale übernehmen.
Sander rieb sich die Augen und fragte sich woran es wohl lag, dass er so gereizt war.
Natürlich konnte es dafür nur eine Erklärung geben und genauso wie Sander derzeit das
Surren nicht aus seinem Gehör verdrängen konnte, musste er auch immerzu an die
Übersetzung der Tafel denken. Seite 169
Sie hatten einen großen Fehler gemacht, stellte er zum tausendsten Mal fest und fragte sich
wie wohl seine Rolle in dieser Tragödie war. Sicherlich hätte ein anderer sein Gewissen
beruhigen können, schließlich hatte er Kasian mehrmals gewarnt und große Zweifel
angemeldet. Aber das sanderische Gewissen schien dies nicht zu beeindrucken, schlimmer
noch, er hörte immer zu in seinem Kopf ein und den selben Gedanken. Du hättest es
verhindern können. Du hättest es verhindern können.
Hättest, hättest, hättest, dachte Sander im Streitgespräch mit seinem Gewissen. Aber er hatte
an Kasian geglaubt, denn bisher hatte er und sein Intuition sich noch nie geirrt. Doch nun war
dies nicht mehr so. Was würde nun geschehen, fragte er sich. Es konnte gut sein, dass die
Koalition um Kasian zusammenbrach wenn dies bekannt würde. Oder viel schlimmer, Hassan
könnte die Situation ausnutzen und die absolute Macht erringen.
Es war lange her, seit er sich einmal wirklich nach dem Ende seiner Schicht gesehnt hatte.
Schließlich war dies seine Lebensaufgabe und er hatte sonst wenig anderes. Er hatte sich
vollkommen den Zielen von Kasian verschrieben und folgte ihm schon seit den Anfängen.
Doch heute wollte sich sein Interesse nicht auf die Bildschirme lenken lassen und auch die
Berichte aus den einzelnen Bezirken, unterirdischen Basen und andere Meldungen überflog er
nur kurz. Wieder blickte er auf die Uhr an der Wand. In diesem Augenblick drang ein leiser
Gong durch alle Lautsprecher und kündigten das Ende der Schicht an. Sander begab sich ohne
zu zögern zu den Aufzügen und verließ den Kommandoraum. Viele ungläubige Blicke folgten
ihm und konnten kaum glauben wie der Adjutant sich heute verhielt. Schon wenige Stunden
später waren die ersten Gerüchte im Umlauf und die Höhle hatte ein neues Gesprächsthema.
CNN-News
„Guten Tag, meine Damen und Herren. Unser erstes Thema in den Nachrichten, der
Bürgerkrieg an am schwarzen Meer. Schon vor einigen Wochen entbrannte auf der Halbinsel
Krim selbst ein kurzer und blutiger Bürgerkrieg und endete mit dem Sturz der dortigen
Regierung. Die neu installierte Regierung hat bereits Wahlen angekündigt und scheint
tatsächlich Anstrengungen zu unternehmen eine funktionierende Demokratie zu errichten.
Nun scheint sich diese Bewegung auf den Nachbarstaat Krijecsk ausgeweitet zu haben. Diese
kleine Volksrepublik östlich der Krim leidet schon lange unter dem brutalen Regime einer
kleinen Oberschicht. Nun hat der Bürgerkrieg auch auf diesen Staat übergegriffen und etwa
die Hälfte des Landes soll sich schon in den Händen der Rebellen befinden.
Wie man aus verschiedenen Berichten entnehmen kann handelt es sich hier nicht um typische
Rebellen. Beobachter sprechen von großen Kampfverbänden und sehr professionellem
Vorgehen. Das Regime von Krijecsk hat bisher keine offizielle Stellungnahme zu dem
Bürgerkrieg gemacht, aber Satellitenfotos zeigen eine schwer umkämpfte Frontlinie bei einer
der größeren Städte des Landes.
Die wenigen Beobachter der Region schließen eine Beteiligung des Krim Staates nicht aus.
Immer wieder wird berichtet, dass große Konvois die Grenze überqueren und die Rebellen
offensichtlich mit Truppen und Material versorgen. Woher die Truppen stammen kann nur
gemutmaßt werden.

Fachleute prophezeien dem Krijecsk Regime ein baldiges Ende, denn die Rebellen verfügen
nach aktuellen Satellitenfotos sogar über Panzerverbände, allerdings wird befürchtet, das
Regime könnte sich in einem blutigen Massaker von den Mitbürgern verabschieden. CNN
Anfragen bei der GDI, ob eine Intervention geplant wird, wurden noch nicht beantwortet.
Allerdings wies die GDI darauf hin, dass es sich hier um einen Bürgerkrieg handle und die
GDI zur Befriedung innerstaatliche Konflikte ein Mandat des Staates selbst benötige. Nur bei
kriegerischen Akten zwischen Staaten habe die GDI sofortiges Eingriffsrecht.
Wir halten Sie natürlich weiterhin auf dem Laufenden.

Unser nächstes Thema beschäftigt sich mit dem 24. Tiberium Fachkonferenz in Genf…..“ Seite 170
Ein Kilometer südlich von Niznebakarskij, auf einem Hügel
Der Zoom des Fernglases zeigte Gregor eine kleine Stadt mit vielleicht fünftausend
Einwohnern. Aber für so eine eher beschauliche Stadt war eine Menge los, fand er und
beobachtete viele Kleinaster und Jeeps welche zwischen verschiedenen Gebäuden verkehrten.
Nun diese Stadt war schließlich der Dreh- und Angelpunkt der Feindabwehr. Hier wurden die
Konvois entladen und das Material an die Frontabschnitte verteilt. Hier ruhten sich die
Soldaten nach einer oder zwei Wochen an der Front aus und setzten ihr Material instand.
Gregor lächelte, als er das Gelände mit den Treibstoffvorräten fixierte. Leise murmelte er:
„Zeit für Euch, zu lernen, was es heißt während des Fronturlaubs Stress zu bekommen.“
Er setzte das Fernglas ab und blickte zu seinen Leuten, welche hinter ihm im Unterholz
warteten. „Wie viel C-4 haben wir dabei?“ fragte er mehr um nochmals sicher zu gehen.
Natürlich hatte er die Bestandslisten vor dem Abmarsch eingesehen, aber man wusste ja nie.
Nichts konnte schlimmer sein, als inmitten eines Einsatzes plötzlich die wichtige letzte
Sprengladung zu vermissen. Samuel kontrollierte das Marschgepäck und zählte alle C-4
Sprengladungen durch. „Da wir nur mit leichten Gepäck reisen müssen, haben wir nur acht
Ladungen.“ Gregor nickte und bestätigte somit die in seinem Gedächtnis verankerte Zahl.
„Das wird auch so reichen. Ich würde vorschlagen wir teilen uns auf und sprengen an zwei
Orten. Schade das wir keine genauen Daten bekommen haben. Aber das was ich bisher
gesehen habe deutet nicht auf starke Bewachung hin. Chris und Samuel, ihr werdet diesen
Sendemast im östlichen Teil der Stadt hoch jagen. Der Funkmast hat wahrscheinlich eine
wichtige Aufgabe bei der Koordinierung der feindlichen Truppen.“ Phillip lächelte und fiel
Gregor ins Wort. „Oder der kleine Herrscher dieser Republik lässt dort die neuesten Erfolge
seiner Truppen verkünden.“ Gregor nickte und lächelte. „Egal, dann ist es genauso ein Ziel
für uns. Phillip, du wirst mit mir dieses Treibstofflager im Norden einen Besuch abstatten.
Wir wollen doch mal sehen wie sie ohne Sprit zurecht kommen. Bei Einbruch der Dunkelheit
brechen wir auf.“
Über die kleine Pause waren alle Vier froh und die Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit
wurde zum ausspannen genutzt. Sie waren seit dem Überschreiten der feindlichen Linien ohne
große Pausen marschiert und langsam machte sich dauerhafte Ermüdung breit. Einzelne
Späße und die üblichen lockeren Sprüche täuschten nur schwach darüber hinweg.
Die meiste Zeit saßen alle schweigen an einen Baum oder Stein gelehnt und streckten die
Beine von sich. Phillip griff als erster in sein Gepäck und machte sich über die Feldrationen
her. Allerdings hielt sich seine Begeisterung in Grenzen und er aß die Ration nur, weil diese
laut Packung „alle wichtigen Nährstoffe, für den Soldaten im Felde“ enthielt. Gregor tat es
ihm nach einiger Zeit gleich und zog eine Plastikpackung mit irgendeinem FleischNudelgericht heraus. Der Hersteller hatte wohl weißlich das Gericht nicht benannt, man hätte
es eh nicht identifizieren können, dachte Gregor und zog an einer kleinen Lasche. Diese löste
in der doppelwandigen Verpackung eine chemische Reaktion aus und erhitzte die Mahlzeit
mehr oder weniger.
Nach diesem Festmahl begaben sich alle auf Beobachtungsposten und nahmen die Stadt ins
Visier. Zu ihrem Glück lag Niznebakarskij auf einer flachen Ebene und man konnte von
diesem Hügel sehr gut in die Stadt hinein sehen. Gregor war bei erreichen des Hügels mehr
als überrascht gewesen keinen Wachposten vorzufinden, aber offensichtlich hielt der Feind
diese Region für sicher.
Bei der Beobachtung konnten sie zwei Patrouillen ausmachen, welche im Uhrzeigersinn in
ihren Jeeps um die Stadt kreisten. Ansonsten gab es eine sichtbare Wache am Funkturm und
mehrere Wachtürme an den Depots. Leider war der Feind in der Stadt nicht so nachlässig,
aber man bekam eben nicht alles umsonst, dachte Gregor. Zumindest schien ihre
Minenblockade immer noch Erfolg zu haben, denn auf ihrem Weg entlang der Straße nach Seite 171
Niznebakarskij war kein Konvoi die Straße nach Norden gefahren. Nur einmal war ein Jeep
nach Süden gefahren, wahrscheinlich um nach den überfälligen Konvois zu schauen.
Ägypten, Kairo – Im Palast von Hassan
Nach dem letzten Schluck schleuderte Hassan sein Glas entnervt auf den Boden und erhob
sich von seinem Sessel. Die Staatsgeschäfte machten in manchmal rasend, wenn die Horde
von Speichelleckern und Bittstellern sich um ihn versammelte. Wieder hatten sie über die
trivialsten Probleme mit ihm sprechen wollen, als ob er für alles sofort eine Lösung parat
hätte. Aber für den heutigen Tag hatte es ein Ende den Vorsitzenden des Staatenbundes
Association zu spielen. Natürlich war es ein raffinierter Schachzug gewesen, die von ihm
kontrollierten Marionettenstaaten auch vor der Welt zu vereinen, aber es brachte auch viel
mehr Arbeit mit sich. Doch Hassan war sich sicher, so konnte er wesentlich besser
verschleiern, dass all diese Staaten in Wirklichkeit der Bruderschaft treu ergeben waren.
Für heute war es zu Ende und Hassan zog sich in seine Gemächer zurück. Er blickte um sich
und erkannte wieder einmal, dass er fast wie ein König herrschte. Die Vorzimmer zu seinem
Arbeitszimmer und den Schlafgemächern waren mit prunkvollen Säulen ausgeschmückt,
teure Teppiche bedeckten die Wände und der Marmorboden glänzte ehrwürdig unter seinen
Füßen. Drei seiner jungen Konkubinen kamen aus einem Seitengang auf ihn zu und lächelten
ihn an. Aber für solche Dinge hatte er jetzt noch keine Zeit. Er schüttelte nur den Kopf und
ging auf die große Türe zu seinem Arbeitszimmer zu.
Die richtige Zentrale und das Hauptquartier lagen natürlich tief unter seinem Palast, aber hier
liefen die Fäden ebenfalls zusammen. Während die Offiziere im Hauptquartier die
Nachrichten filterten und bewerteten, erreichten ihn hier oben in seinem Arbeitszimmer nur
die wichtigsten Meldungen und taktischen Daten. Schließlich hatte er ein kleines Reich zu
regieren und konnte sich nicht mit Einzelheiten herumschlagen.
Er stieß die schwere Eichentüre auf und betrat das Arbeitszimmer. Sofort zog ihn sein großer
taktischer Tisch an und er betrachtete die Weltkarte mit seinen Territorien. Der Tisch war eine
korrekte Nachbildung der Taktiktische in Kanes Tempel von NOD. Ein großes Display war in
den Tisch eingelassen und zeigte die neusten taktischen Daten an. Vom kleinsten
Frontabschnitt bis hin zur Gesamtlage. Hassan trat an den Tisch und gab einige Befehle auf
der Konsole ein. Drei Sekunden später verwischte das Bild der Weltkarte und wurde durch die
Karte des Irak ersetzt. Rote Linien wurden eingeblendet und zeigten die Frontlinie seiner
Truppen.
Noch immer hatten sie keine wesentlichen Fortschritte gemacht und waren sogar ein wenig
zurück geschlagen worden. Aber nachdem er die Truppenstärke seiner Stoßarmee
überschlagen hatte war er sich sicher, dieser Rückschlag konnte nur von kurzer Dauer sein.
Diese Aufmüpfigen Besahi NOD hatten auf Dauer keine Chance und bald würden sie sich
ergeben müssen.
Hassan strich über seine Gewand, er trug solche prunkvollen Gewänder wesentlich lieber als
die langweiligen schwarzen Uniformen der Bruderschaft. Für offizielle Anlässe für die
Verbündeten wurde zwar die Uniform erwartet, aber ansonsten trug er lieber etwas anderes.
Zum Glück rätselte die Weltpresse immer noch wer nun genau Präsident oder Anführer der
Association war. Zwar schwebte der Name Hassan im Raum, aber niemand konnte Beweise
entdecken und so hatte er zumindest vor dem Ausland etwas Ruhe. Leider war die GDI ja
nicht gewillt die großen und wichtigen Nachrichtensender unter ihre Kontrolle zu bringen.
Hassan bedauerte diesen Punkt sehr und nahm sich vor noch einmal mit General Solomon
darüber zu sprechen. Sollte der alte Mann nur glauben, er hätte in ihm einen Werkzeug für die
GDI gefunden, er verfolgte seinen eigenen Pläne. Die Unterstützung der GDI, besser gesagt
ihr wegsehen, ermöglichte es ihm immer größere Teile der Bruderschaft unter sein
Kommando zu stellen und bald würde er über die gesamte Bruderschaft herrschen. Er, Hassan Seite 172
würde es sein, welcher die GDI niederwerfen würde. Aber bis es dazu kommen konnte, gab es
noch viel zutun und so begann Hassan die Berichte seiner Untergebenen durch zu gehen.
Die ersten Berichte waren mehr oder weniger Uninteressant befand Hassan. Mit Berichten
über die einzelnen Verwaltungsgebieten mochte er sich nun wirklich nicht genauer befassen,
für solche Aufgaben bezahlte er einen ganzen Stab von Beratern. Wobei bezahlen wohl der
falsche Ausdruck war. Er sorgte dafür, dass sie ausreichend versorgt waren, mehr musste er
nicht tun. Alle seine Soldaten und Untergebenen glaubten an seine Vision und sie glaubten an
die Bruderschaft. Sie kämpften und arbeiteten aus Überzeugung und nicht um des Geldes
Willen. Während er so in seinen Gedanken schweifte fiel sein Blick auf den nächsten Bericht
und sogleich konzentrierte er sich nur noch auf das Display.
„Ein Bericht aus Deutschland?“ fragte er halblaut sich selbst und öffnete die Datei. Hassan las
den Bericht ein erstes Mal und schaute ungläubig. Erst nachdem er den Spionagebericht ein
zweites Mal gelesen hatte begann er zu lächeln. „Ich wusste diese Tafeln würden die
Bruderschaft beeinflussen,“ murmelte er, „aber ich dachte nicht, dass sie mir helfen würden
die Koalition um Kasian zu zerschlagen.“
Noch ein drittes Mal las er den Bericht und sog jede Einzelheit in sich auf. Kasian hatte sich
laut diesem Bericht geirrt und hatte fälschlicher Weise Tiberium in seinem Einflussbereich
verteilt. Die Ausbreitung hatte die Zivilbevölkerung zurückgetrieben und so auch den GDI
Einfluss geschwächt. Sie hatten viele Basen verlegt und die Bevölkerung evakuiert.
Aber Kasian hatte einen letzten nicht übersetzten Teil des Tafel nicht beachtet und so seine
Pläne ins wanken gebracht. Die Tafel warnte vor der Verbreitung des Tiberiums ohne den
Einsatz eines Geräts oder etwas ähnlichem. Der Spion bezeichnete es als Tacitus, aber Hassan
wusste damit nicht viel anzufangen.
Hassans Gedanken überschlugen sich und er begann einen Plan zu entwerfen. Er erinnerte
sich an die Rede von Kasian und murmelte: „Die Metapher mit den Skorpionen war wirklich
gut gewählt, mein Freund. Drei Skorpione kämpfen um die Bruderschaft. Die Besahi, Kasian
und ich, aber wir wissen alle wer diesen Kampf gewinnen wird und Kasian wird schon bald
spüren was es heißt von einem Skorpion gestochen zu werden.“
Irakische Frontlinie, Ein Kilometer vor Al-Amarah
Eine weitere Welle von Mörsergranaten wühlte den Sand am Stadtrand von Al-Amarah auf.
Eines der flachen sandgelben Häuser wurde getroffen und eine große Explosion riss die Hälfte
der südlichen Wand heraus. Vier Soldaten flohen aus dem getroffenen Haus und liefen so
schnell sie konnten in die Richtung von Ersatzschützengräben. So brandete der Kampf nun
schon seit gestern Nacht hin und her. Einmal gelang es den Truppen der Besahi vorzustoßen,
ein anderes Mal brachen die Truppen Hassans fast durch die feindlichen Linien. Es war eine
Pattsituation entstanden nachdem die Besahi NOD Suwaylim eingenommen hatten. Von dort
beschossen sie nun den Feind in den Vororten von Al-Amarah. Inzwischen brannten die
gesamte südliche Stadt und dicke Rauchschwaden verdunkelten den Himmel. Der Verlust von
Suwaylim hatte den Truppen von Hassan schwer zu gesetzt und die neuen Linien waren
geschwächt durch den Verlust fast eines Drittels aller Panzer. Diese Spezialkommandos der
Besahi hatten ganze Arbeit geleistet als sie die feindlichen Panzer für den Durchbruch der
eigenen Truppen gesprengt hatten. Nun standen sich auf beiden Seiten hauptsächlich
Fußtruppen gegenüber. Aber den Besahi gelang es nicht in den Vororten Fuß zu fassen.
Immer wieder wurden sie zurückgetrieben, aber im Gegenzug hielten sie auch ihre Linien vor
der Stadt verbissen.
Die Lage schien wirklich nicht gut, grübelte Mu-Berek, wäre da nicht sein Trumpf. Sein
Trumpf bewegte sich derzeit über den Tigris. Eigentlich hätte dieser Verstärkungstrupp schon
gestern Morgen die Front erreichen sollen, aber die wenigen Brücken, welche sie hatten
erobern könne, trugen die schweren Maulwurfpanzer nicht. Eine Pioniereinheit hatte erst eine
Pontonbrücke errichten müssen. Wertvolle Zeit war durch dieses Hindernis vergeudet Seite 173
worden, aber nun würde sein Trumpf, insgesamt 25 Maulwurfpanzer und zusätzlich zwei
große Trupps Cyborgs, doch eintreffen.
Mu-Berek betrachtete eine Karte auf dem wackeligen Tisch in seinem Kommandoposten. Der
Keller hatte inzwischen noch mehr Risse erhalten, als er bei seinem Einzug besessen hatte.
Sollte der Beschuss noch viel länger dauern, würde er sich ein neuen Posten suchen müssen.
Gestern Nacht waren zwei Granaten in das Haus über ihm eingeschlagen und hatten das Haus
fast völlig zerstört.
Er ging in Gedanken noch einmal die Verteilung der neuen Truppen durch. Zwei zehner
Gruppen Maulwurfpanzer würden hinter den Häusern am Stadtrand in Stellung gehen. Die
restlichen fünf Maulwurfpanzer sollten sich verteilen und eingraben. Dies würde in dem
höchst unwahrscheinlichen Falle eines Fehlschlages genügen Rückhalt geben um die Front zu
halten. Es durfte auf keinen Fall geschehen, dass er über den Tigris zurückgetrieben wurde,
dann würde er wirklich festsitzen und alles war zuende. Die zwei Trupps der willenlosen, aber
extrem starken Cyborgs würden hinter den Maulwurfpanzer gegen die feindliche Front
anrennen. Mu-Berek ging davon aus, dass sie die Schützengräben und Stellungen des Feindes
einnehmen würden, während die Panzer bis nach Suwaylim stoßen konnten. Doch bevor die
Offensive starten konnte würde es noch etwas dauern und um diese Zeit sinnvoll zu nutzen,
befahl er über Funk seinen wenigen schweren Geschützen die Linien der Besahi mit
Dauerfeuer zu belegen. Sollten sie ruhig wissen, dass sie bald einen Angriff zu erwarten
hatten, es würde ihnen nichts nutzen. Morgen um diese Zeit würde er wieder in Suwaylim
sein und wenn der Angriff gut lief, würde er die letzte große Verteidigungsarmee der Besahi
vernichtet haben.
Ägypten, Kairo – Im Palast von Hassan
Ein kurzes Klatschen und hinter einem Vorhang traten zwei Dienerinnen hervor. Beide waren
ihn dünne Seide gehüllt welche wenig von ihren Körpern verbarg. Einer der Vorzüge der
Herrscher zu sein, dachte Hassan und lächelte als die Dienerinnen ihm Tee und eine
Silberschale voller Datteln brachten. Die Dienerinnen verneigten sich und stellten den Tee
und die Schale auf ein kleines Tischchen neben dem Taktiktisch. Hassan nickte und scheuchte
sie mit einer Handbewegung wieder davon. Man konnte nie wissen ob nicht eine Spionin
unter den Dienerinnen und Konkubinen war, deswegen aktivierte er das Display auch erst
wieder als die Dienerinnen verschwunden waren.
Es war an der Zeit seinen Plan, Kasian zu stürzen genau auszuarbeiten, aber ihm fehlte immer
noch eine Möglichkeit alle Führer der Splittergruppen von der Schuld Kasians zu überzeugen.
Im Grunde würde man dafür eine Versammlung benötigen, aber welcher Anführer war
verrückt genug sich mit seinen Todfeinden zu treffen, fragte er sich. Dann kam ihm ein
Gedanke. „Oder aus welchem Anlass?“ fragte er sich halblaut und sein Blick fiel auf ein
Dokument, welches er bisher ignoriert hatte. Irgendein kleiner Anführer in der Koalition von
Kasian hatte einen Rat der mächtigeren Führer vorgeschlagen. Natürlich konnte dies auch
eine alte Finte von Kasian gewesen sein, aber in diesem Moment gab sie ihm den Anstoß den
er benötigte.
Nach wenigen Minuten stand das Grundgerüst seines Planes endlich vollkommen fest. Er
würde eine Versammlung der Führer von NOD einberufen und niemand würde ablehnen. Da
Kasian diesen Vorschlag an alle Anführer verschickt hatte und nun ein weitere der drei
großen Führer darauf einging hatte die kleineren Gruppen keine Wahl, sonst würden sie ins
hintertreffen geraten. Hassan lies sich seinen Plan auf der Zunge zergehen und lächelte. Er
würde die Versammlung des inneren Zirkels für seine Zwecke nützen und alle gegen Kasian
aufhetzten. Die Koalition um Kasian, die sogenannte KK würde unter dem Vorwurf des
Tiberium Missbrauchs zerschmettert werden. Schließlich hatte Kane auf den Tafeln davor
gewarnt und Kasian hatte dies missachtet. Hassan lächelte zufrieden und dachte an die vielen
kleinen Gruppen in der Koalition welche sich dann ihm anschließen würden. Dieser Fehler Seite 174
von Kasian würde ihn wesentlich schneller zu seinem Ziel führen als er zuerst angenommen
hatte.
Wieder klatschte er in die Hände und eine Dienerin erschien. Er blickte erfreut auf den
wohlgeformten Körper der Dienerin und lächelte wieder. „Heute Abend wünsche ich meine
Damen zu sehen. Richte ihnen aus, sie sollen sich auf einen gutgelaunten Liebhaber gefasst
machen und sie sollten entsprechend gekleidet sein.“ Die Diener verneigte sich und
antwortete: „Ja Herr, wie ihr wünscht.“ Dann verließ sie den Raum wieder und nachdem sie
den Vorhang wieder zu gezogen hatte verzog sie vor Ekel das Gesicht. „Die armen Frauen,
was wird das Schwein heute wieder mit ihnen anstellen.,“ murmelte sie traurig und dachte an
die vielen unfreiwilligen Konkubinen in Hassans Harem.
7
CNN News – Die Schlacht um Bagdad und Al-Amarah
„Willkommen bei CNN News meine Damen und Herren.
Zu den aktuellen Meldungen. Der Bürgerkrieg im Irak nimmt immer blutigere Züge an. Nach
berichten unserer Korrespondenten welche in Bagdad gefangen sind wurde heute das Feuer
wieder auf die Stadt eröffnet. Die Rebellen, welche die Stadt eingeschlossen haben und die
Aufgabe der Regierung fordern scheinen die Geduld zu verlieren und machen das Zentrum
von Bagdad dem Erdboden gleich. Jede Minute schlagen dort Geschosse ein und zerstören die
Stadt weiter. Von den Regierungsgebäude im Zentrum der Stadt soll nichts mehr übrig sein.
Die Angehörigen der Association-Getreuen haben sich mit ihrer Elite Garde überall in der
Stadt verschanzt. Viele Angriffe wurde abgewehrt, aber auch jegliche Ausbrüche der
regulären Regierung wurde von den Rebellen verhindert.
So blutig und sinnlos dieser erneute Angriff auf die Stadt erscheinen mag, gibt es doch
Hinweise, warum die Rebellen die den Griff der Belagerung plötzlich so eng um Bagdad
schrauben. Bisher ist es den Truppen der Association, welche auf Bitten der Regierung
einmarschiert sind nicht gelungen den Tigris zu überqueren. Ein schneller Vorstoß mit
Panzern, welcher Bagdad hätte befreien sollen, entpuppte sich als blutiger Stellungskrieg. Nur
bei einer Stadt namens Al-Amarah gelang es den Truppen der Association die Rebellen
zurück zu drängen und über den Tigris zu gelangen. Zwar wurden die Truppen in den letzten
Tagen mehrmals zurückgeschlagen und es zeichnete sich ein Stellungskrieg ab, aber es
scheint, als ob sich nun bei der Schlacht um die Vororte von Al-Amarah eine Entscheidung
abzeichnen würde. Beide Seiten scheinen eine letzte Offensive vorzubereiten, aber die
Rebellen sind inzwischen in der Unterzahl und die Niederlage scheint vorprogrammiert.
Vielleicht ist dies der Grund für den plötzlich so heftigen Beschuss auf Bagdad. Es ist
durchaus möglich, dass die Rebellen nun die Aufgabe der Regierung mit allen Mitteln
erzwingen wollen, bevor ihre Linien bei Al-Amarah durchbrochen werden und Panzer zur
Befreiung der Regierung nach Bagdad rollen.“
„Wir haben einen Reporter der Egypth Press in Al-Amarah. Vor einer Stunde haben wir ihn
kurz über sein Satellitentelefon erreichen können, bevor wieder Störsender der beiden
verfeindeten Parteien das Telefonat störten. Er berichtete von einem großen Aufmarsch von
neuartigen Panzertypen, welche er noch nie gesehen habe. Damit dürften sich die Berichte
über neue Waffenentwicklungen der Association bestätigen und weitere Fragen aufwerfen.
Ist die Rebellenorganisation im Irak im Recht? Besteht die Association aus einer Reihe von
machtgierigen Ländern welche den gesamten arabischen Raum unterwerfen wollen. Eine
Stellungnahme aus Israel hatte ebenfalls schon vor längerer Zeit vor so einer Entwicklung
gewarnt. Es sieht so aus, als würden die nächsten Stunden die Entscheidung bringen und Seite 175
zeigen welche Seite die Oberhand gewinnen wird. Wir halten sie auf dem Laufenden, in einer
Stunde berichten wir erneut.“
Irak, Front vor Al-Amarah
Wieder ging ein Hagel von Geschossen auf ihre Stellungen nieder und riss unzählige Soldaten
der Besahi NOD in den Tod. Die Luft brannte regelrecht und dicke Rauchschwaden stiegen
zum düsteren Himmel auf. Faisal schüttelte erschüttert den Kopf und sah zum Himmel. Der
Wetterbericht hatte von einem klaren blauen Himmel gesprochen, aber hier war davon absolut
nichts zu sehen. Dicke Rauchschwaden verdunkelten den Himmel, der Wind trug den Gestank
aus den Stellungen zu ihm. Zu seinem Unglück konnte er die meisten Gerüche erraten, von
verbrannten Treibstoff bis zu dem Gestank von zerfetzten Körpern.
Er schluckte hart und blickte auf die Karte. Sie hatten ihre Frontlinie halten können, selbst der
unaufhörliche Beschuss aus Al-Amarah hatte sie nicht vertreiben können, aber es fehlte an
Material und an Männern. Ihre Linien waren inzwischen ausgedünnt und würden einem
entschlossenen Angriff nicht mehr standhalten können.
Faisal stand auf und griff nach seinem Fernglas. Auf dem kleinen Jeep stehend, lies er seinen
Blick über die feindlichen Linien am Stadtrand schweifen. Inzwischen rechnete er jede
Minute mit einem Angriff und er war sich sicher, ihre Linien würden dann zusammenbrechen.
Aber Faisal hatte mit seinem Feldhauptmann gesprochen und zusammen hatten sie einen Plan
entwickelt, wie feindliche Vorstöße zum Stehen gebracht werden sollten. Deswegen war er
hier an die Front gekommen. Er hatte das legen großer Minenfelder überwacht und an
günstigen Positionen Rückzugsstellungen ausheben lassen. Sie hatten beschlossen jeden
Meter verbissen zu verteidigen und sich nach einer kleinen Niederlage einfach in die nächsten
Gräben zurück zu ziehen. Panzerabwehrgeschütze hatten sie genügend, es fehlte an
Offensivwaffen stellte Faisal erneut fest und verteilte zwei weitere PAK Gruppen auf Hügel
hinter der Front. Danach blickte er wieder auf die brennende Stadt vor ihm. Auch die eigenen
Geschütze mussten dem Feind schwere Verluste beigebracht haben.
Faisal dachte an den Begriff den er im Taktik Doktrin von NOD gelesen hatte als er noch
seine Ausbildung absolviert hatte. Der Name für so eine Taktik war gestaffelte Verteidigung,
aber das Handbuch hatte diese Taktik als sehr blutig und verlustreich für beide Seiten
beschrieben. Es war nicht eine der Taktiken welche die Bruderschaft bevorzugte und die
Vergangenheit hatte dem Doktrin recht gegeben. Bei der großen Schlacht um den Tempel von
NOD bei Sarajevo war die Bruderschaft zu eben dieser Taktik gezwungen gewesen und hatte
damit die Mobilität eingebüßt. Der größte Vorteil in einer Schlacht. Sie waren von den
schweren Panzern und dem Bomben der GDI zermartert worden und hatten schließlich
unterlegen.
Mit diesen Gedanken an eine Niederlage stieg Faisal wieder von der Ladefläche des Jeeps und
befahl seinem Fahrer zurück nach Suwaylim zu fahren.
Die wenigen Kilometer nach Suwaylim legten sie schnell zurück und Faisal stand bald wieder
im Kommandoposten des Frontabschnittes „Al-Amarah“. Die Einschläge der Geschütze war
zu einem fernen Grollen geworden welches unaufhörlich das Unheil ankündigte. Faisal
blickte zu seinem Vorgesetzten. „Alles wurde vorbereitet. Wir haben alle verfügbaren Minen
ausgelegt und die wichtigsten Passagen unpassierbar gemacht, auf jedem Hügel und in jedem
möglichen Hinterhalt stehen Truppen bereit um den Feind aufzuhalten. Aber es fehlt an
Panzern, wir haben nur noch einige Kampfbuggys und Infanterie.“
Der Feldhauptmann nickte langsam und blickte erschöpft auf die Karte vor ihm. „Das weiß
ich. Wir haben kaum noch etwas und sollte die kommende Offensive des Feindes unsere
Linien und die rückwärtigen Stellungen durchbrechen ist es zuende.“
Faisal blickte niedergeschlagen auf die Truppenaufstellungen. Es waren tatsächlich fast nur
noch Symbole für Infanteriegruppen zu sehen. „Haben wir denn gar nichts mehr? Ich dachte Seite 176
mit unserem neuen Anführer sollte die Wende kommen.“ Die Worte klangen enttäuscht und
wütend, doch der Feldhauptmann blickte milde auf seinen Zögling. „Er ist nicht Kane und er
kann uns keine Verstärkung schicken. Woher auch, soll er sie herzaubern. Unsere
Verbündeten im Osten von Russland haben selbst Probleme mit Hassans Truppen oder haben
sich Kasian angeschlossen. Sie werden uns keinen Nachschub schicken können, selbst wenn
es einen Weg gäbe. Aus Afrika habe ich auch nichts gutes gehört. Dort sind wir stark und
haben Hassan wieder viele Gebiete abgenommen, aber sie benötigen alle Truppen um die
Stellung zu halten. Ich fürchte wir stehen auf verlorenem Posten, mein Junge.“ Faisal blickte
entmutigt auf die Karte und fragte sich wie viele dieser Symbole nach der Offensive des
Feindes noch verbleiben würden.
Sie sprachen noch eine Weile über Möglichkeiten den Feind zurück zu schlagen, fanden aber
unter diesen Umständen keine echte Lösung. Den Feind über den Tigris zurückzutreiben war
das Ziel gewesen, aber im Häuserkampf von Al-Amarah waren ihre Truppen aufgerieben
worden und nun warteten sie auf die Gegenoffensive welche alles entscheiden konnte.
Ein junger Offizier betrat den Kommandoposten und meldete: „Sir, das Geschützfeuer hat
soeben aufgehört. Auf dem gesamten Frontabschnitt herrscht plötzlich Totenstille“ Faisal
blickte den Feldhauptmann an. „Ist ihnen die Munition doch ausgegangen?“ fragte er. Der
Feldhauptmann runzelte die Stirn. „Möglich wäre es. Vielleicht haben wir sie doch
überschätzt und sie haben versucht uns zu verwirren.“ Faisal schüttelte den Kopf. „Nein die
Berichte über die Verstärkung haben wir aus mehreren Quellen erhalten. Ein Spion berichtete
von einem großen Güterzug mit Panzern und jetzt hat es auch CNN gemeldet, dass sich neue
Panzer durch Al-Amarah auf die Front zu bewegen.“
Der Feldhauptmann schüttelte verwundert den Kopf. „Aber eine Offensive beginnt man mit
einem Dauerfeuer aus den Geschützen und nicht damit, dass man dem Feind noch einmal eine
Erholungspause gönnt.“
Der junge Offizier verschwand wieder und begab sich in die Funkzentrale. Faisal und sein
Hauptmann blieben zurück und wunderten sich über das Vorgehen des Feindes. Aber es
dauerte keine zwei Minuten, da begann ein lautes Grollen von der Front ihr Grübeln zu
unterbrechen. Das Donnern der feindlichen Geschütze war lauter als je zuvor, einige
Geschosse detonierten sogar am Rand von Suwaylim und ließen die Erde zittern. Der
Feldhauptmann nickte, als e Faisals Blick sah. „Ja jetzt geht es richtig los. Sie haben nur ihre
Geschütze abgestimmt, damit sie alle zusammen feuern. Ich denke durch die vielen
zeitgleichen Einschläge werden unsere PAK Truppen an der Front die feindlichen Panzer erst
sehen wenn sie direkt vor ihnen sind.“ Faisal verstand nun, was einer seiner Ausbilder damit
gemeint hatte, als er sagte, Geschützfeuer könne nicht nur zerstören, sondern auch einen
Sichtschütz bilden. „Soll ich die Truppen sich zurückziehen lassen?“ fragte er, doch der
Feldhauptmann schüttelte den Kopf. „Wir werden sie erst zurückziehen wenn der Feind droht
durchzubrechen. So werden wir immer wieder vorgehen, bis ihre Angriffe zum Stehen
kommen. Wir haben keine andere Möglichkeit, auch wenn es uns viele gute Leute kosten
wird.“
Faisal nickte nur und blickte auf eines der Displays an der Wand, auf dem erste Daten über
Feindbewegungen eingingen.
Den Anfang machte eine der übriggebliebenen Stoßeinheiten der ursprünglichen Armee
Hassans. Die Kampfpanzer der ersten Gruppe versuchten östlich von Suwaylim einen
Durchbruch zu erreichen. Die Gegend war flach und die Wüste an dieser Stelle von der Sonne
zu einer harten betonartigen Schicht verbrannt. Mit Höchstgeschwindigkeit rasten sie auf die
feindlichen Stellungen zu, um der feindlichen Panzerabwehr so wenig Ziele wie möglich zu
bieten. Seite 177
Als die Gruppe auf eine halben Kilometer heran gekommen war, setzte das Abwehrfeuer ein.
Der Panzerkommandant der Gruppe stellte schnell fest, dass die Besahi ganze Arbeit geleistet
hatten und Panzersperren errichtet hatten. Große Betonhindernisse machten seinem Verband
das Leben schwer und hinderten hin daran schnell zwischen die Stellungen des Gegners zu
preschen. Etwas versetzt hinter den Panzersperren lagen tief vergrabene Bunkeranlagen. Der
Panzerkommandant lies die Hälfte seiner Gruppe auf die Panzersperren feuern. Die
Betonhindernisse würden dem Beschuss nicht lange standhalten. Die andere Hälfte nahm die
Bunker und Schützengräben unter Feuer.
Während so der erste Angriff zum Stehen kam und der Panzerkommandant versuchte mit
massivem Feuer die Linien doch noch zu durchbrechen begannen die Geschütze der Besahi
mit dem Gegenfeuer. Die schweren Geschütze belegten den Frontabschnitt mit Granatfeuer
und umhüllten das Schlachtfeld mit feurigem Tod.
Der Panzerkommandant sah seine Gruppe zwischen seinen Händen wie Sand verlaufen und
gab den Befehl zum Rückzug. Seine Panzer verschossen Rauchgranaten um die verbliebenen
PAK Stellungen kein Ziel zu bieten und flohen hinter die eigenen Stellungen.
Doch während der Angriff an jener Stelle vorerst abgeschlagen wurde, marschierten durch die
unübersichtlichen Dünenregionen westlich von Suwaylim die ersten Cyborg Truppen und
griffen die Schützengräben der Besahi an.
Gegen die übermenschlichen Soldaten, verstärkt durch kybernetische Ersatzteile und
ausgerüstet mit einer Mini-Gun als Standartwaffe, hatten die einfachen Schützen der Besahi
nichts entgegen zu setzten. Nach zehn Minuten verzweifelten Gefechten waren die ersten
Linien an dieser Front von den Cyborgs besetzt und warteten auf die Verstärkung durch
reguläre Infanterie, bevor sie weiter vorstoßen sollten.
Immer wieder erloschen grüne Punkte auf dem Display und eine Position wurde mit Rot, also
Feindlich markiert. Faisal blickte erschüttert auf die Darstellung des massiven Angriffes von
Hassans Truppen. Innerhalb der ersten halben Stunde war ein Abschnitt der Front zur Hälfte
in die Hände es Feindes gefallen. Überlebende gab es kaum, nur ein halber Zug Infanterie
hatte es geschafft den Cyborgs zu entkommen, welche die Schützengräben gestürmt hatten.
An anderer Stelle hatten sie die erste Panzeroffensive des Tages abgewehrt, aber dabei über
fünfzig Prozent ihrer Stellungen verloren. Faisal rieb sich die Stirn und gestand sich ein, dass
sie niemals den Angriffen des Feindes überstehen konnten.
Die zweite Panzeroffensive begann zehn Minuten nachdem sich die Erste zurückgezogen
hatte. Ein gemischter Verband aus Überresten der ersten Stoßarmee und den neuen
Maulwurfpanzern begann auf die schon geschwächten Stellungen im Osten vorzurücken. Die
schnelleren Panzer des Verbandes rückten auf die schon fast gänzlich zerstörten
Panzersperren vor und überwanden diese nach einigen Minuten. Das geschwächte
Abwehrfeuer der Besahi wurde immer mehr zum verstummen gebracht und nachdem die
Maulwurfpanzer vor den Panzersperren auftauchten, war es um diesen Frontabschnitt
geschehen.
Die Maulwurfpanzer begannen ihre Spezialfähigkeit ein zu setzten und gruben ihr Heck in die
Erde. Nun waren sie besser geschützt vor dem Beschuss des Feindes und konnten ihrerseits
wesentlich genauer auf feindliche Stellungen schießen. Im Prinzip hatten sie sich zu schweren
Geschützen gewandelt und feuerten nun auf die Bunkerstellungen der Besahi.
Nach fünf weiteren Minuten war alles vorbei und die Besahi hatten sich in die
Ausweichstellungen einen halbe Kilometer hinter der ursprünglichen Front zurück gezogen.
Mu-Berek lächelte zufrieden, als er auf den taktischen Displays beobachtete wie seine
Verbände an zwei Stellen durchbrachen und so Suwaylim in die Zange nahmen. Zwar hatten Seite 178
seine Späher Ausweichstellungen des Feindes entdeckt, aber er war sich sicher, diese
ebenfalls durchbrechen zu können.
Mu-Berek gab seinen verschiedenen Verbänden an anderen Frontabschnitten ebenfalls den
Befehl zum Angriff und lies die durchgebrochenen Truppen Angriffe auf die Flanken des
Gegners führen. Mit einem Lächeln beobachtete er die nächsten zwanzig Minuten wie die
Frontlinie vor Suwaylim völlig zusammenbrach und seine Truppen teilweise bereits die
zweite Verteidigungslinie durchbrachen.
Suwaylim lag nun unter dauerhaften Granatfeuer. Immer wieder wurden wichtige Gebäude
getroffen und inzwischen brannte die Hälfte der Stadt. Faisal verfluchte diese neuen
Panzertypen, welche Geschosse abfeuerten, die dem eines schweren Geschützes in keiner
Weise nachstanden. Sie mussten sich nur eingraben, was offensichtlich nur wenige Minuten
in Anspruch nahm und dann verwandelten sie sich praktisch in ein schweres Geschütz.
Immer wieder zitterte die Erde unter Faisals Füßen und Sand rieselte von der Decke ihres
Kommandopostens. Der Feldhauptmann blickte zu Faisal. „Es ist Zeit Suwaylim zu verlassen,
der gesamte Kommandostab wird nach hinten verlegt,“ befahl er und Faisal hatte angesichts
des Dauerfeuers nichts dagegen einzuwenden. Innerhalb von einigen Minuten rannten überall
Offiziere umher und vernichteten Akten und packten alles nützliche in einen großen LKW.
Faisal stand inmitten dieses Wirrwarrs und blickte starr umher. „Das war es dann wohl,“
murmelte er und ging auf die Straße und bestieg einen der Kommandofahrzeuge.

Die ersten Stoßgruppen standen nun bereit um Suwaylim anzugreifen und den Ort ein für alle
Mal wieder unter die Kontrolle von Hassan zu bringen. Fünf Züge Infanterie und etwas mehr
als ein Zug Cyborgs standen für die erwarteten Häuserkämpfe bereit. Zwei Panzerverbände
würden den Vormarsch in die Stadt unterstützen und die Maulwurfpanzer würden bis zum
Beginn der Offensive die Stadt weiter mit ihrem zermürbenden Dauerfeuer belegen.
Saddam El-Fait, der Feldwebel, der die Verteidigung von Suwaylim leitete, sah sich einer
aussichtslosen Situation gegenüber. Die Hälfte seiner Truppen waren geflohen und die Front
um die Stadt begann zu bröckeln. An manchen Stellen war sie in heilloser Flucht auseinander
gebrochen. Die wenigen, die auf ihren Posten geblieben waren, wurden von El-Fait
eingeschworen bis zum Letzten zu kämpfen und Kanes Lehren zu verteidigen.
Der Anspruch für Kanes Lehren sterben zu dürfen schien den Willen der Verteidiger wieder
zu stärken und man bereitete sich trotz des Dauerfeuers auf den unausweichlichen
Häuserkampf vor. Als nach einigen Stunden das Dauerfeuer abebbte, hatten die Verteidiger
die Stadt bereits in eine Todesfalle verwandelt. Überall in den rauchenden Ruinen hatten sie
sich verschanzt, Panzerabwehrgeschütze versteckt und die Hauptstraßen vermint. Den
Angreifern würde nichts übrig blieben, als ein Haus nach dem anderen zu erobern und nie
würden sie wissen, ob nicht im Dach oder im Keller noch eine Gruppe Verteidiger wartete um
ihnen in den Rücken zu fallen.
Och ließ der Angriff auf sich warten und die Zeit wurde von den Besahi genutzt. Weitere
Fallen wurden errichtet und so war die Stadt nach einigen Stunden mit Sprengfallen und
versteckten Gräben und Bunkern übersät. Nachdem das Artilleriefeuer zwei Stunden lang
verstummt war, begann sich El-Fait zu wundern, führte es aber auf Versorgungsengpässe des
Feindes zurück und dankte Kane für die kurze Verschnaufpause, welche dies seinen Männern
gewährte.
Mit dieser Vermutung hatte El-Fait nicht unrecht gehabt. Zwar standen de Truppen bereit um
die Stadt zu erstürmen, aber es fehlte ihnen an Treibstoff für Panzer und Transportwagen. Für
die Eroberung der Stadt war es nötig mit maximaler Bewegungsfreiheit agieren zu können
und so sollte jeder Panzer mit vollem Tank ins Gefecht gelangen. Aber die Minenfelder, Seite 179
welche die Besahi ausgelegt hatten, behinderten den Vormarsch nun doch noch. Die
Angriffstruppen hatten die Felder unwissentlich umgangen und so einen der Trümpfe der
Besahi zunichte gemacht, doch nun erfüllten die Minenfelder doch noch ihre Aufgabe und
hielten die Versorgungskonvois auf. Einen solch langen Konvoi zu wenden und auf eine
andere Route zu dirigieren erwies sich als sehr schwierig. Da man es zusätzlich mit drei
Konvois zutun hatte, für welche nur eine sichere Route zur Verfügung stand, machte es nicht
gerade leichter.

El-Fait kontrollierte die Befestigungen seiner Truppen und gab hier und da noch Befehle um
sie zu verbessern. Im Großen und Ganzen waren sie vorbereitet. Diese Stadt würde zur Hölle
für Hassans Truppen werden und El-Fait wollte die Stadt halten, nicht nur den Heldentod
sterben.
Aber er sah auch, dass er zu wenige Männer hatte um eine echte Chance zu haben. Doch dies
lies seine Entschlossenheit nicht nachlassen. Mochte er hier sterben, die Stadt würde er nicht
kampflos aufgeben und in Hassans Hände fallen lassen. Der Feind würde einen sehr hohen
Blutzoll zahlen müssen um diese Stadt zu erobern. Immer noch hatte El-Fait vor, die Stadt
lebend zu verlassen. Seine Truppen würden nicht verpulvert werden und wenn die Stadt nicht
mehr zu halten waren, würden sie sich zurückziehen. Auch wenn es sein Auftrag war die
Stadt zu halten und er dazu fest entschlossen war, hatte er doch Verantwortung für seine
Soldaten und er würde sie nicht sinnlos opfern. Suwaylim würde fallen, dies war fast sicher,
aber sie würden dem Feind in dieser Stadt solche Verluste zufügen, dass sich die Front hinter
Suwaylim wieder stabilisieren konnte und sie den Kampf geordnet fortsetzen konnten.
Mit diesen Gedanken an die bevorstehende Schlacht blickte El-Fait, Feldwebel von
Suwaylim, treuer Diener der Besahi NOD auf die auf den Hügeln erkennbaren Truppen
außerhalb der Stadt. Es würde eine blutige Schlacht werden, dies schien bereits für beide
Seiten festzustehen.
5 Kilometer hinter Suwaylim
Die kleine Ortschaft fünf Kilometer hinter Suwaylim sollte also ihr neuer Kommandoposten
werden. Faisal betrachtete die niedrigen Hütten und die schmalen Straßen. Es war ein kleines
Provinznest, aber es passte irgendwie zu ihrer Situation. Wenn man den Berichten trauen
konnte würde Suwaylim bald fallen und die Front endgültig zusammenbrechen lassen. Bisher
waren alle Bemühungen des Oberkommandos, einen geordneten Rückzug zu organisieren,
gescheitert. Fast schien es, als wäre die Besahi einfach zu erschöpft von den vielen blutigen
Schlachten, um noch weiter zu kämpfen.
Viele Offiziere waren inzwischen der Meinung, eine geschlossene Front sei nicht mehr
aufrecht zu erhalten, egal wie weit man sich zurückzog. Sie plädierten für die Bildung kleiner
Guerillaeinheiten um den Feind so zu bekämpfen, aber Faisal war nicht dieser Meinung
gewesen. Was nützte die Taktik der Nadelstiche, wenn man auf sich allein gestellt war?
Natürlich hatte es Rebellen gegeben, welche durch solche Taktiken schließlich befreit oder
erobert hatten, je nach Sichtweise. Aber in den meisten Fällen hatte irgendwo eine Armee auf
die Guerillaangriffe gesetzt und sich diese zunutze gemacht, bis sie schließlich das Land
wieder befreit hatten. Doch woher sollte diese befreiende Armee kommen, wenn der Irak
vollständig wieder unter der Kontrolle der Association und Hassan war. Es würde keinen
Nachschub und kein neues Gerät geben. Für Faisal war diese Option nicht durchführbar.
Während er weiter das kleine Nest, welches nun von ihnen bezogen wurde, betrachtete,
überlegte er fieberhaft nach einer Lösung. „Was ist die Lösung?“ murmelte er immer wieder
und schlenderte niedergeschlagen durch die engen Gassen der Ortes.
Suwaylim, irgendeine Gasse nahe dem Marktplatz

Seite 180
El-Fait hechtete in einen der Gräben und feuerte dann eine weitere Salve aus seinem
Impulsgewehr. Wieder fluchte er über die übermenschliche Stärke und Panzerung der
Cyborgs. Sie nahmen eine Stellung nach der Anderen ein und verloren dabei kaum Truppen.
Der erste Angriff der Panzer hatte man vor einer Stunde abwehren können. Mit eine
zufriedenem Lächeln dachte er kurz an den Moment als der komplette Verband in die Stadt
vorstieß, nur um hinter der ersten Kurve in einen Hinterhalt zu gelangen. Bis auf zwei Panzer
war niemand entkommen und alle Panzer waren in Flammen aufgegangen, als die Geschütze
aus ihren Verstecken gefeuert hatten. Aber nun hatte der Feind seine Taktik geändert und
eroberte die Stadt mit Infanterie und diesen verfluchten Cyborgs. Was schwer gepanzertem
Gerät nicht gelungen war, schien der Infanterie recht leicht zu falle. Schon ihr erster Angriff
hatte Erfolg gehabt und El-Faits Truppen hatten sich tiefer in die Stadt zurückziehen müssen.
Er zog eine weitere Handgranate aus seinem Gürtel und aktivierte sie. Im hohen Bogen warf
er sie über die Gasse und lies sie in ein Fenster im ersten Stock fallen. Die dumpfe Detonation
schleuderte einige Teile der Einrichtung aus den Fenstern, aber den Gardinen folgten auch
zwei feindliche Soldaten, was ihn ungemein befriedigte. Nun hatte er ein sicheres Schussfeld
auf die heranrückenden Cyborgs. Diese Mischung aus Mensch und Maschine waren
Teufelswerk, jedenfalls schienen sie direkt dem Höllenschlund entsprungen, fand El-Fait. Die
kleine Gruppe aus vier Cyborgs arbeitete sich gerade die Gasse zu ihm hinauf und feuerte fast
unablässig aus ihren Mini-Guns. Immer wieder schlugen Geschosse um ihn ein, aber El-Fait
hatte keine Lust von irgendwelchen Robotern erschossen zu werden. Das war der große
Vorteil von ihm, er war schlau, diese Cyborgs dagegen hatten einen Intelligenz welcher nicht
größer war als die einer durchschnittlichen Dattel. Aber nun für Datteln trafen sie recht gut,
fand El-Fait und duckte sich erneut unter einer Salve der Cyborgs.

Ein weiterer Soldat sprang in den schmalen Schützengraben und ging hinter den Sandsäcken
auf den Rändern des Grabens in Deckung. El-Fait blickte kurz auf ihn und identifizierte ihn
als einen der Soldaten aus der ersten Linie, welche schon überrannt worden war. „Wie
kommen Sie denn hierher Soldat?“ fragte er. Der noch recht junge Soldat seufzte und
versuchte sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. „Ein paar von uns haben sich vor
diesen Teufeln in ein Haus retten können und haben drei Cyborgs erwischt, aber dann haben
unsere eigenen Leute aus der zweiten Linie mit Mörsern auf das Haus geschossen. Nur ich
habe es rausgeschafft, verdammt!“ El-Fait nickte nur. Der Häuserkampf war eine grausame
Sache. Man wusste nie ob der Feind nicht schon im Keller war, während man versuchte das
Erdgeschoss zu halten. Nie wusste man, ob man auch wirklich auf Feinde schoss oder ob die
Granaten die eigenen Leute zerrissen.

Er wies mit der Hand in Richtung der langsam anrückenden Cyborgs. „Wie habt ihr sie
ausgeschaltet?“ fragte er. Der Soldat lächelte und deutete auf seinen Kopf. „Sie mögen ja zäh
sein, aber die Konstrukteure dieser Dinger haben wohl zu menschlich gedacht. Der Kopf ist
anscheinend immer noch sehr wichtig. Ein oder zwei volle Treffer und der Cyborg geht zu
Boden. Manche schießen auch dann noch weiter, aber meist mehr auf eigene Kameraden.“
El-Fait lächelte und legte sein Gewehr an. Er versuchte so wenig wie möglich aus der
Deckung der Sandsäcke zu kommen und feuerte dann sobald einer der Cyborgköpfe im
Fadenkreuz erschien. Das Lächeln verbreiterte sich als der Cyborg zu Boden ging und nur
noch unkontrolliert zuckte.

Der andere Soldat tat es ihm gleich und schaltete einen weiteren Cyborg aus. Die Gasse
würden sie halten können, dachte El-Fait und hoffte die anderen Soldaten würden die
Schwäche dieser Maschinen ebenfalls erkennen. Es würde lange dauern bis eine Seite in
Suwaylim die Oberhand gewinnen würde. Mit diesen Gedanken gab er einen weiteren
Feuerstoß ab um dann wieder in Deckung zu gehen.

Das kleine Dorf fünf Kilometer hinter Suwaylim

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Der Feldhauptmann blickte auf die Karte und runzelte die Stirn. In seinen Augen klomm
Verzweiflung auf und er rieb sich über das Kinn. Er fragte sich, wie lange es wohl her sei,
seitdem er sich das letzte Mal rasiert hatte. Faisal beobachtete seinen Vorgesetzten und
erkannte die Verzweiflung.
„Haben wir noch eine Chance, Sir?“ fragte er nach einigen Minuten gerade heraus. Der
Feldhauptmann blickte auf und musterte seinen Zögling. Er hatte Mut und das war ein
weiterer Punkt weswegen er ihn ausgewählt hatte ihn zu unterstützen.
Der Feldhauptmann verschränkte die Arme hinter dem Rücken und begann wie ein Tier auf
und ab zu gehen. „Ich weiß es wirklich nicht. Unsere Linien sind aufgerissen, die Truppen
fliehen kopflos von der Front. Das Oberkommando schweigt sich aus, dabei wäre wohl das
eine Möglichkeit wieder Ordnung zu schaffen,“ erklärte er. Faisal runzelte die Stirn. „Wie
meinen Sie das, Sir?“ fragte er. „Die Truppen haben Angst, ihr neuer Anführer hält sich
bedenkt, sie kennen nicht einmal seinen Namen. Dabei brauchen sie Zuspruch um wieder Mut
zu gewinnen. Es wird immer jemand gebraucht der die Soldaten motiviert, ein Mann der die
Leitfigur ist,“ erläuterte der Feldhauptmann. „Ein neuer Kane?“ fragte Faisal. „Nein, kein
neuer Kane. Eine Figur die man mit Kanes Zielen identifizieren kann. Wir, die Besahi NOD,
haben uns die Verbreitung von Kanes Lehrern auf die Fahnen geschrieben, aber wir brauchen
wohl einen, nennen wir ihn Ersatz-Kane.“ Faisal lächelte matt. „Das klingt amüsant, aber wird
das Oberkommando das verstehen?“ Der Feldhauptmann blieb stehen und blickte ins Leere.
„Ich denke sie wissen es und unser neuer Anführer wird sich seine Gedanken machen.
Denken sie daran, seine Strategien waren es, welche die unsere Linien stabilisiert haben und
ihre kleine Offensive ermöglichten.“ Faisal nickte, auch er glaubte an ihren neuen Anführer.
Diese Person, es konnte genauso gut eine Frau sein, musste viele Fähigkeiten besitzen um die
Besahi zu retten, aber nach allem, was sie bisher davon zu spüren bekamen, war Faisal bereit
an diese Person zu glauben. „Dann hoffen wir also auf unseren ‚Ersatz-Kane’?“ fragte er
schließlich. Der Feldhauptmann nickte langsam und begann dann zu lächeln. „Ja das ist es
wohl. Aber bevor Kanes Licht auf das Oberkommando fällt sollten wir versuchen die Linien
wenigstens etwas zu ordnen.“ Mit diesen Worten trat er an den Kartentisch und blickte dann
auf eines der bereits installierten Displays an der Wand, auf dem sich ständig Symbole
veränderten. Faisal nickte und trat ebenfalls an den Tisch.

In Suwaylim
Wieder hämmerten Granaten in ein Haus und brachten es zum Einsturz. Heißer Staub stieg
von dem zertrümmerten Haus auf und blockierte die Sicht. El-Fait und seine Truppen hielten
immer noch knapp die Hälfte der Stadt und zu ihrem Glück war es dem Feind nicht gelungen
sie einzukesseln. Immer noch wurden die Truppen östlich wie auch westlich der Stadt durch
große Minenfelder behindert und vereinzelte versteckte Stellungen erlaubten es ihnen nicht
die Felder schnell zu umgehen. Die Rechnung war aufgegangen und die Truppen von Hassan
bluteten in der Stadt mehr als es ihnen lieb war.

Eine weitere Explosion riss El-Fait aus seinen Gedanken und er erblickte auf der Gasse vor
ihm eine Gruppe feindlicher Soldaten. Er eröffnete das Feuer und streckte zwei von ihnen
nieder, bevor die restliche Truppe in einen Hofeingang floh. Solche Szenen waren die
vergangenen Stunden immer wieder überall in der Stadt abgelaufen. Die Truppen von Hassan
hatten versucht vorzurücken und waren in eine Falle getappt oder plötzlich aus einer
Seitengassen beschossen worden. Inzwischen mussten die Verluste der Angreifer immens
sein.

Doch auch die Besahi hatten einen hohen Blutzoll zahlen müssen und nur noch wenige
Stellungen waren voll besetzt. Außerdem fehlte es ihnen an Munition und anderen
Versorgungsgütern. El-Fait erkannte, dass es Zeit war aus der Stadt zu verschwinden. Sie
hatten ihren vorangingen Zweck erfüllt und die feindlichen Kräfte stundenlang in der Stadt
gebunden. Suwaylim zu halten war ein Traum gewesen und hatte sich in einen Alptraum Seite 182
verwandelt der nun ein Ende haben würde. El-Fait befahl seinen verbliebenen Truppen sich
zum Rückzug zu sammeln. Sie würden mit einigen Fahrzeugen die Flucht ergreifen,
inzwischen waren sie so wenige, dass sie alle auf den wenigen Fahrzeugen Platz fanden. Ihr
Rückzug würde von einigen Freiwilligen gedeckt werden und natürlich von den
Verwundeten. Für viele von ihnen kam jede Hilfe zuspät und sie waren zu schwer verletzt um
abtransportiert zu werden. Den Verwundeten war dies bewusst und jene die noch halbwegs
aufrecht sitzen konnten, hatten ein Gewehr in die Hand genommen um sich zu verteidigen. So
würden sie zumindest ihren Kameraden während des Rückzuges den Rücken frei halten.
El-Fait dankte ihnen im Stillen für diese Tat und bewunderte sie. Dann war es auch Zeit für
ihn zu gehen und er sprang aus seinem Graben. El-Fait lief so schnell er konnte zu den zwei
Straßen weiter geparkten Transportern. Immer wieder pfiffen ihm Geschossen um die Ohren
und schlugen in den Hauswänden ein. Als er die Transporter erreichte erblickte er die auf eine
kleine Schar zusammengeschrumpfte Truppe, welche Suwaylim verteidigt hatte. Er sprang
auf einen der Jeeps und blickte sich um, nach weiteren Nachzüglern Ausschau haltend. Nur
noch ein Soldat rannte so schnell wie möglich die Straße hinunter und sprang auf einen der
Laster. Dann rief er laut: „Sie kommen bald, wir müssen weg!“ El-Fait nickte ihm zu und gab
den Befehl zum abrücken.
Schnell heulten die Motoren der Fahrzeuge auf und sie rasten nach Süden aus der Stadt
hinaus. Hinter sich ließen sie eine brennende Stadt und einige verwundete Kameraden welche
immer noch Hassans Truppen behinderten. El-Fait blicke zurück auf die Stadt und murmelte:
„Bei Kane, es sind wahre Helden!“
Im neuen Kommandoposten fünf Kilometer hinter Suwaylim
Ein Nachrichtenoffizier brachte die Nachricht vom Verlust Suwaylims, aber niemand hatte
damit gerechnet überhaupt eine Nachricht zu erhalten. Faisal blickte erstaunt auf die
Nachricht. „Es haben sich etwa sechzig Mann retten können, darunter der Befehlshabende ElFait. Und das trotz des massiven Angriffes. Ich glaube sie haben uns wirklich eine
Verschnaufpause erkämpft.“
Der Feldhauptmann blickte Faisal über die Schulter und las die Nachricht. „Oh ja, El-Fait ist
ein guter Mann. Aber mehr als einen kurzen Atemzug haben wir nicht, wir müssen unsere
Linien wieder formieren!“
In diesem Moment rannte ein Rekrut in den Raum. Alle anwesenden Offiziere blickte
überrascht auf und sahen einen aufgeregten Rekruten. „Sir, ich komme aus der Funkzentrale
nebenan, wir werden gleich eine Rede von unserem Anführer empfangen, ich soll ihr Display
auf die Frequenz einstellen.“ Der Feldhauptmann nickte, fragte aber dann: „Warum kommt
der diensttuende Offizier nicht selbst?“ Der Rekrut war sichtlich nervös und fummelte bereits
an der kleinen Konsole des Displays herum. „Äh, er versucht die Sendung aufzuzeichnen,
aber er hat nur ein schlechtes Band auftreiben können. Es gibt irgendwelche Probleme und da
hat er mich geschickt.“ Der Feldhauptmann nickte wieder und lies sich in einem der wenigen
Stühle nieder.

Nach einiger Zeit trat der Rekrut zurück und blickte auf einen schwarzen Bildschirm.
„Eigentlich sollte dies die Frequenz sein,“ sagte er mehr zu sich selbst. Doch bevor er wieder
an die Konsole treten konnte, erschien auf dem Display das Emblem der Bruderschaft von
NOD und eine der inoffiziellen Hymnen der Bruderschaft erklang.
Schließlich verschwand das Emblem und wurde durch einen Mann mittleren Alters ersetzt.
Sein Haar militärisch kurz geschnitten und er trug eine einfache Uniform der Bruderschaft,
ohne jegliche Abzeichen. Ein leises Raunen und Murmeln ging durch den Raum, in dem sich
inzwischen noch mehr Offiziere eingefunden hatten. „Ist er das?“ fragte ein Stimme. Eine
Andere fauchte: „Still!“

Seite 183
Der Mann auf dem Schirm lies sich Zeit bevor er zu sprechen begann. Es schien fast, als ob er
seinen Zuschauern Zeit geben wollte ihn zu mustern. Nach etwa einer halben Minute begann
er zu sprechen.

„Brüder, Anhänger der wahren Lehren Kanes. Besahi!
Wir haben in der letzten Zeit viele Kämpfe bestehen müssen. Viele davon waren nicht mit
Siegen gekrönt! Und oft war es die Schuld des Oberkommandos, JA das Oberkommando hatte
sich geirrt. Das Oberkommando hatte sich falsche Ziele gesetzt und uns in diese Lage
gebracht.

Er machte eine kurze Pause und lies die Worte verklingen. Dann setzte er wieder an und
sprach weiter.

Ich habe das Oberkommando gewarnt. Ich habe ihnen die Gefahren vor Augen geführt, doch
sie wollten nicht hören. Ihre hohen Ziele, ihre eigenen Interessen waren ihnen wichtiger.
Es hat einen Wechsel gegeben. Das Oberkommando wurde ersetzt!
Die letzten Worte sprach er unglaublich hart aus.

Ich, Slavik, bin nun Euer Anführer. Derjenige der führt und leitet. Doch Ihr seit die Kraft, der
Wille und der weg. Wir werden die Lehren Kanes wieder wortgetreu verbreiten. KEINE
verdrehten Wahrheiten mehr. KEINE Lügen wie es Hassans Art ist.
WIR sind die WAHRE Bruderschaft. WIR sind das Licht KANES! WIR werden Kanes
Wiederkehr vorbereiten.
Die Worte hallten irgendwie in den Ohren aller Zuhörer und Faisal war beeindruckt von der
Redekunst ihres neuen Anführers.
WIR sind die Faust von NOD. Wir schlagen zu, treffen hart und ziehen uns wieder zurück.
Dies sind die Lehren des Krieges, welche wir von Kane erlernt haben. Doch wir haben sie
vergessen. Wir haben sie ignoriert. Das darf nicht wieder geschehen, denn was geschehen ist,
wissen wir alle.
Im Irak sind wir auf dem Rückzug, anstatt in Bagdad unseren Sieg zu feiern. In Russland
kämpfen unsere Truppen gegen Verräter. Nur hier in Afrika, wo ich mich aufhalte, konnten
wir uns halten. WIR sind seit gestern Abend die Herrscher über ganz Zentral Afrika.
Doch dieser Erfolg wiegt die Niederlagen nicht völlig auf. Der Irak ist für uns verloren. Aber
bedenkt meine Brüder, eine Faust schlägt nicht nur zu. Nein Brüder, eine Faust muss es auch
verstehen zu parieren, abzuwehren und eine Finte zu schlagen. Ja Bruder auch der Rückzug,
das zurückziehen gehört zu den Tugenden der FAUST von NOD.
DOCH HÖRET MEINE WORTE BRÜDER. UND MÖGEN SIE AUCH UNSERE FEIDNE
HÖREN. DIE FAUST VON NOD ZIEH SICH NUR ZURÜCK UM ERNEUT KRÄFTE ZU
SAMMELN. WIR, die Besahi NOD, die Kreuzritter Kanes, werden zurückkehren und die
FAUST wird all unsere Feinde zerschmettern.
Im Namen von Kane!
Nach diesen letzten Worten wurde der Bildschirm schwarz.
Faisal fühlte sich seltsam. Einerseits hatte er nun endlich erfahren wer ihr Anführer war und
die Rede hatte ihn mehr als nur motiviert. Er war wieder bereit in den Kampf zu gehen. Für
Kane und die Besahi. Aber dennoch waren die Worte von Slavik nicht ein Ruf zu den Waffen
gewesen. Es war ein Ruf die Ordnung zu wahren und ein Rückzugsbefehl. Er blickte zu
seinem Feldhauptmann, der noch immer in seinem Stuhl saß und auf den Bildschirm blickte.
„Wir ziehen uns also zurück?“ fragte Faisal. „Ja, das werden wir.“ Die Antwort kam von der
Tür, die zur Funkzentrale führte. Seite 184
Alles anwesenden Offiziere drehten sich um und unterbrachen ihre Gespräche über Slaviks
Rede. Der diensthabende Nachrichtenoffizier trat durch die Türe und hielt ein Stück Papier in
den Hand. Er steuerte auf den Feldhauptmann zu und übergab ihm das Papier. Dieser
überflog es kurz und nickte dann. „Das Oberkommando hat neue Befehle für uns. Geordneter
Rückzug. Wir werden in geheime Tunnels evakuiert und nach Afrika gehen,“ erläuterte er den
Befehl. Faisal schaute überrascht drein. „Alle?“ fragte er. Der Feldhauptmann lächelte matt.
„Aber nein, nur speziell ausgewählte Verbände und Offiziere. Der Rest hat den Befehl ihre
Ausrüstung zu verstecken und sich unter die Bevölkerung zu mischen oder sich dem Feind
anzuschließen, damit wir mehr Agenten in ihren Reihen haben.“
Faisal und die anderen Offiziere nickten zustimmend und verließen den Kommandoraum.
Auch der Nachrichtenoffizier verließ den Raum um die einzelnen Befehle an die Verbände zu
verteilen. Nur Faisal und der Feldhauptmann blieben zurück. „Also nach Afrika,“ murmelte
Faisal und blickte auf eine der Karten.

In Suwaylim
Die Truppen der Association hatten noch eine ganze Stunde benötigt um die letzten
Wiederstandsnester auszulöschen, bevor sie Suwaylim als erobert erklären konnten. Die
zurückgebliebenen Verwundeten hatten sich verbissen gewehrt, auch nachdem ihre
Kameraden schon weit von der Stadt entfernt waren. Nun eine weitere Stunde später fuhr der
Befehlshaber des Irak Feldzuges in die Stadt ein und lies sich von seinen siegreichen Truppen
feiern.
Mu-Berek stand auf der Ladefläche seines Jeeps und winkte den Soldaten zu, die auf den
Ruinen und am Straßenrand standen und jubelten. Er lächelte und reckte die Faust als Zeichen
des Sieges in den Himmel, aber innerlich war er wütend, so viel Zeit mit diesem kleinen
Vorort verschwendet zu haben. Seine Truppen hatten schwere Verluste erlitten, als sie die
Stadt gestürmt hatten. Nie hatte er mit so verbissenem Wiederstand gerechnet und nun musste
er seinen Truppen eine Ruhepause gönnen. Eine Pause die er sich im Grunde nicht leisten
konnte, da der Feind sie ausnutzen würde.
Der Jeep hielt vor dem neuen Befehlsstand in der Stadt und Mu-Berek von der Ladefläche.
Der Befehlsstand war in einem kleinen Keller eingezogen. Eines der wenigen Häuser, welche
den Angriff halbwegs heil überstanden hatten. Im Befehlsstand wurde bereits hektisch
gearbeitet, Kabel verlegt und Geräte installiert.
Mu-Berek überflog die eingegangenen Meldungen, welche auf einem Tisch für ihn bereit
lagen. Sie waren nach Dringlichkeit geordnet und so meldete das erste Papier eine große Rede
des Besahi Anführers. Mu-Berek griff sofort nach dem Papier und las die Worte des neuen
Anführers, Slavik.
Er legte das Blatt Papier wieder auf den Tisch und starrte ins Leere. „Ziehen sie sich nun
zurück?“ fragte er sich selbst. Aber natürlich konnte es genauso eine Finte sein um den Feind
in Sicherheit zu wiegen. Mu-Berek musste sich sicher sein und daher beschloss er sofort
mehrere Spähkommandos auszuschicken um die Stärke des Feindes zu überprüfen. Dann
erinnerte er sich an sein primäres Ziel. Natürlich sollte er die Besahi NOD vernichten, aber
dies würde weitaus leichter sein, wenn Bagdad nicht mehr eingekesselt sein würde und er die
Elite Truppen der irakischen Regierung zur Seite haben würde. Er gab einem seiner
Adjutanten den Befehl die Reserven, zwei Panzerverbände und eine mobile Infanterieeinheit
nach Nordwesten vorstoßen zu lassen. Sie sollten ihm den Weg nach Bagdad ebnen, während
er hier die Reste der Besahi zerschlagen würde.
8
Am Stadtrand von Niznebakarskij Seite 185
Der Abend war kühl und der Himmel von dicken Wolken verhangen. Es sah aus, als könnte
es jeden Moment einen Ionensturm geben. Gregor beobachtete die Stadt durch sein Fernglas
und suchte nach neuen Patrouillen. Letzte Nacht waren sie kurz vor dem Aufbruch in die
Stadt auf eine weitere Einheit gestoßen, welche in und um die Stadt ihre Runden drehte.
Zuerst war sie ihnen nicht aufgefallen, da ihr Weg nicht sehr regelmäßig zu verlaufen schien,
doch letztendlich war ihnen doch ein Muster aufgefallen. Der Zeitraum, in dem diese
Wacheinheit ihre Runde machte war einfach nicht so eng. Gregor hatte den Abmarsch um
einen Tag verschoben um nach weiteren ähnlichen Wachtrupps zu suchen, aber weitere waren
nicht aufgetaucht.
Aber sie hatten den erste Konvoi aus dem Süden eintreffen sehen, was natürlich bedeutete,
dass die Straße wieder geräumt worden waren. Doch der Konvoi schien den Bedarf nicht
decken zu können. Selbst auf der Ferne konnte man sehen, wie die meisten Versorgungsgüter
direkt an die Front weiterfuhren. Nur Treibstoff schien in rauen Mengen vorhanden zu sein.
Gregor blickte nochmals auf die Stadt und beschloss nun doch diese Nacht loszuschlagen. Es
war wichtig dem Feind, noch geschwächt durch den Versorgungsausfall, noch größere
Schäden zuzufügen. Vor allem die Treibstoffreserven schienen verlockend und würden die
Bewegungsfreiheit des Feindes enorm einschränken, sollte man sie verringern.
Mit einigen Handgriffen verstaute Gregor das Fernglas und verlies seinen
Beobachtungspunkt. „Abmarsch!“ bellte er seinen Kameraden zu, als er das kleine Lager
zwischen einer Baumgruppe erreichte. Die Drei standen augenblicklich auf und schulterten
ihre Ausrüstung, auf diesen Befehl warteten sie schon seit Stunden. Doch erst jetzt war die
Sonne hinter den Horizont verschwunden und die Nacht brach herein. „Der Plan bleibt
bestehen. Samuel und Chris nehmen sich den Sendemast vor, Phillip und ich werden das
Treibstofflager hochnehmen. Ich wünsche gute Unterhaltung!“ Mit diesen Worten teilten sie
sich auf und gingen in zwei Gruppen den Hügel hinunter. Phillip und Gregor bahnten sich
ihren Weg durch das Unterholz am westlichen Hang, Samuel und Chris näherten sich der
Stadt von östlicher Richtung. Dies hatte den Sinn, bei Entdeckung einer Gruppe nicht auch
noch die zweite Gruppe einer Gefahr auszusetzen, schließlich konnte es gut sein, dass es nur
eine der beiden Gruppen schaffte das Ziel zu sprengen.
Die flache Ebene vor der Stadt schien für beide Gruppen das größte Problem zu sein. Nur
wenige Büsche und Baumgruppen schirmten sie vor den Patrouillen ab. Zum Glück waren
sowohl der Sendemast als auch die Treibstoffdepots am Rande der Stadt gelegen und es
würde nicht nötig sein, tief in die Stadt vorzudringen. Mit jedem Schritt, den sie tiefer in die
Stadt marschierten, setzten sie sich größerer Gefahr aus, das war allen klar.
Die Möglichkeiten, was alles schief gehen konnte, waren unendlich, stellte Gregor fest und
verbannte diese Gedanken aus seinem Kopf. Er musste sich konzentrieren und möglichst
vorsichtig bewegen um mit der Umgebung zu verschmelzen. Ein falscher Schritt, ein falsches
Geräusch würde ihnen den Tod bringen. Langsam robbten Gregor und Phillip auf den
Stadtrand zu. Gregor schmeckte die dunkle Erde dieser Region als sie abermals flach auf den
Boden pressten um nicht entdeckt zu werden. Erst als die Patrouille außer Sichtweite war,
bewegten sie sich wieder.
Es war schon eine Ironie des Schicksals, dass die Deckung direkt am Stadtrand besser war als
auf der Ebene. Die Straße am Rand der Stadt war erst vor kurzem entstanden und überall gab
es Schutthaufen, Baumaschinen und ähnliche Deckung. In diesem Wirrwarr aus Schatten
würde es den Wachen sehr schwer fallen einen Feind zu erkennen. Als sie noch etwa fünfzig
Meter vom Stadtrand entfernt waren, standen sie auf und liefen geduckt auf die Straße zu. Mit
einem Lächeln hielt Gregor auf einen großen, breiten Schutthaufen zu und kniete sich
dahinter. Beide kontrollierten ihre Waffen und horchten nach Geräuschen, aber es war nicht
zu hören. Nach etwa einer Minute des Horchens, gab Gregor mit einem Handzeichen zu Seite 186
verstehen, dass sie weiter schleichen würden. Sie setzten sich leise in Bewegung und liefen
geduckt von Deckung zu Deckung.

Die Überquerung der Eben hatte sich auch für Samuel und Chris als langwierig herausgestellt.
Doch auch die zweite Gruppe erreichte schließlich den Stadtrand und suchten im Schatten
einer Seitengasse Deckung. Hier, in der Nähe des Sendemastes fehlte es an guter Deckung
wie es Gregor und Phillip ausnutzen konnten. Es gab keine neugebaute Straße, der Stadtrand
wurde durch die ersten Häuser und die angrenzenden Gärten markiert. Natürlich gab es hier
auch nicht so viele Wachen, aber die Bewohner der Häuser konnten sich auch als Gefahr
entpuppen.
Leise schlichen sie auf das flache Gebäude zu, auf welchen der Sendemast errichtet worden
war. Nachdem Samuel das Gebäude einige Zeit beobachtet hatte, schienen tatsächlich nur
zwei Wachen für den Mast abgestellt zu sein. Vielleicht war der Sendemast doch nicht so
wichtig, vermutete Samuel, als er die Wachen beobachtete wie sie miteinander plauderten.
Samuel zuckte die Achsel. Diese Unaufmerksamkeit der Wachen würde ihnen sehr helfen.
Langsam glitten sie durch die Schatten und bewegten sich auf das Gebäude zu. Nur wenige
Straßenlaternen warfen Licht auf die Asphaltstraßen, die meisten waren offensichtlich
zerstört. Nach einigen Minuten hatten Samuel und Chris das Gebäude umrundet und näherten
sich der fensterlosen Rückwand. Chris zog eine C-4 Ladung aus dem Gürtel und schaute
fragend zu Samuel. Dieser nickte zustimmend. Es sollte genügen die tragenden Außenwände
des Gebäudes zu sprengen. Die Sprengladungen waren so ausgerichtet, dass die gesamte
Wucht nach innen getragen würde. Natürlich, der Sendemast könnte die Explosionen
überstehen, sollte er zusätzlich tragende Elemente im Gebäude haben, aber dann wäre er
trotzdem vorerst nutzlos, da alle Installationen zur Bedienung des Mastes zerstört sein
würden. Chris setzte die C-4 Ladung an die Wand und drückte eine Taste um die Ladung
scharf zu machen. Mit einem weiteren Knopfdruck deaktivierte er die visuelle
Countdownanzeige um das C-4 nicht zu verraten. Ein dauerhaftes Aufblinken eines roten
Lichtes an einer sonst immer leeren Wand wäre sicherlich etwas zu auffällig gewesen. „Auf
Fernsteuerung umgeschaltet,“ wisperte Chris und beendete seine Einstellungen an der
Ladung.
Samuel zog sein Kampfmesser aus dem Gürtel und bedeutete Chris das Selbe zu tun. Sie
trennten sich und umrundeten das Gebäude je von einer Seite. An den Flanken des Gebäudes
brachten sie jeweils eine Sprengladungen an, bevor sie weiter schlichen. Sie benötigten etwa
die selbe Zeit und lugten dann um die Ecke zu den Wachen. Die Wachen standen im matten
Schein einer kleinen Lampe, welche über der Eingangstüre zum Gebäude hing. Samuel
musste lächeln als er sah, auf was sie ihre Aufmerksamkeit gerichtet hatten. Sie hatten sich
zur Türe gedreht um das Licht voll auszunutzen und die Fotos eines einschlägigen Magazins
besser erkennen zu können.
Das Kampfmesser von Samuel war dank seiner mattschwarzen Beschichtung kaum in der
Dunkelheit zu erkennen. Wie eine Einheit glitt er mit der Waffe in der Hand auf die Wachen
zu. Auf der anderen Seite tat es ihm Chris gleich. Es war eine Sache des Timings, aber
schließlich waren sie ein eingespieltes Team und auch diesen Auftrag würden sie erfüllen.
Kane würde über ihre Taten wachen, dem war sich Samuel sicher.
Die kleine Lampe warf nur einen kleinen Lichtkegel und so erkannten die abgelenkten
Wachen nicht die drohende Gefahr. Leise, in geduckter Haltung näherten sie sich den
Wachen. Chris sprang eine Millisekunde früher aus dem Schatten und fiel die Wache einem
Raubtier gleich, an. Auch Samuels Messer zuckte vor und rammte es der Wache direkt in den
Kehlkopf. Die Wachen starrten sich mit weitaufgerissenen Augen an und suchten verzweifelt
nach den Angreifern. Doch sie konnten nicht Alarm schlagen, kein Laut entfuhr ihrer Kehle,
als sie vor den beiden lautlosen Angreifern zusammensanken. Samuel zog sein letztes C-4
Packet aus dem Rucksack und befestigte es über der Tür. Seite 187
Die Bewachung war relativ lasch, bemerkte Gregor und suchte aus der Deckung eines
Bulldozers nach versteckten Wachposten. Trotzdem war das Treibstoff gut gesichert. Ein
zwei Meter hoher Zaun sicherte das Gelände und fünf Wachen umrundeten das Gelände
hinter dem Zaun in einigen Abstand.
Die Wachen schienen nicht besonders Aufmerksam und unterhielten sich lautstark. Scheinbar
erwartete niemand einen Angriff oder einen Überfall. Dennoch stellte sich die Frage wie zwei
Soldaten dort eindringen konnten um dann auch wieder lebend davon zu kommen.
Gregor drehte sich um und rutschte leise von dem Bulldozer hinunter. Er blickte Phillip
fragend an. „Vorschläge?“ wisperte er. Phillip zuckte die Achseln und runzelte die für den
Einsatz geschwärzte Stirn. „Still und leise kommen wir da auf jeden Fall nicht rein,“ meinte
Phillip und wagte einen Blick auf das Depot, indem er an dem Bulldozer vorbei lugte.
Dann blickte Phillip auf den Bulldozer und grinste. „Aber müssen wir überhaupt selbst
hinein?“ fragte er. Gregor zog eine Augenbraue in die Höhe. „Schau mal,“ flüsterte Phillip
und deutete auf den Bulldozer, „der steht doch genau in Fahrtrichtung zum Zaun.“ Gregor
begriff und grinste breit. Wenn man den Bulldozer zum fahren brachte, würde ihn so schnell
nichts aufhalten und konnte bis zu den Treibstofftanks fahren. Die C-4 Ladungen konnte man
an den Seiten des Bulldozers anbringen und so direkt an die Tanks bringen.
„Mal sehn ob das funktioniert,“ meinte Gregor und zog sich langsam an dem Bulldozer hoch.
Zum ihrem Glück befand sich der Bulldozer nicht in den Lichtkegeln der vereinzelten
Straßenlaternen und den Scheinwerfern des Depots. Als Gregor das Führerhaus erreicht hatte,
untersuchte er die Zündung des Bulldozers. Es war offensichtlich ein altes Modell, denn es
gab kaum Elektronik im Führerhaus. Um das Fahrzeug zu starten benötigte man noch einen
echten Schlüssel und nicht nur eine Plastikkarte. Aber das machte die Sache in diesem Fall
leichter, stellte Gregor fest. Man konnte das Fahrzeug wesentlich leichter kurzschließen als
mit einer elektronischen Sicherung.
Phillip reichte einen schweren Stein nach oben, mit dem Gregor das Gaspedal festklemmen
konnte. In einem Anflug von Übermut erinnerte Gregor sich an alte Filme, welche er einmal
gesehen hatte. Bei vielen dieser Filme hatten die Helden Autos klauen müssen um ihren
Häschern zu entkommen und fast immer war der Autoschlüssel im Fahrzeug selbst versteckt
gewesen. Er zuckte grinsend die Achseln und klappte die Sonnenblende auf der Fahrerseite
herunter. Gregor hätte fast laut losgelacht als ihm leise klirrend ein kleines Bündel Schlüssel
in den Schoß fiel.
Phillip hatte inzwischen alle verfügbaren C-4 Ladungen am Bulldozer angebracht, möglichst
so, dass diese bei Beschuss nicht sofort detonieren würden. Als er wieder nach oben blickte
grinste in Gregor an und zeigte ihm die Schlüssel. Dieser rollte die Augen und lächelte
ebenfalls. Doch nun würde die heikle Phase ihrer kleinen Aktion beginnen. Das erste
Aufheulen des Motors würde die Wachen auf den Bulldozer aufmerksam machen und Gregor
musste unter Beschuss das Fahrzeug unbemerkt verlassen. Schließlich durfte niemand
erkennen was sie vorhatten und sie im Anschluss verfolgen. Wenn sie Glück hatten, würde es
zuerst wie ein Selbstmordanschlag aussehen und ihnen die Möglichkeit geben zu entkommen.
Die Leichen der zwei Wachen hatten sie in eine Seitengasse geschleppt und hinter einem Berg
von alten Kisten versteckt. Bisher war das fehlen der beiden Wachposten vor dem Gebäude
nicht aufgefallen, aber das würde sicherlich nur eine Frage der Zeit sein. Spätestens die
Ablösung oder ein Arbeiter aus dem Inneren, welcher eine Zigarette rauchen wollte, würde
das Fehlen der Wachen bemerken.
Chris und Samuel entfernten sich so schnell wie möglich wieder von dem Sendemast und
schlichen durch die zwischen zwei kleinen Häusern dem Stadtrand entgegen. Als sie die
letzten Häuser hinter sich gelassen hatten und in einer kleinen von Büschen bewachsenen
Mulde Deckung gefunden hatten, zog Chris den Fernzünder aus der Tasche. Samuel nickte Seite 188
knapp und sah Chris zu wie dieser einen kleinen Deckel entfernte und einen roten Knopf
freilegte. „Wir unterbrechen unsere Sendung wegen einer technischen Störung,“ murmelte
Chris und drückte den Knopf. Eine Sekunde lang geschah überhaupt nichts, doch dann
durchbrach eine vierfache Detonation die Nacht und eine große helle Feuersäule stieg um den
Sendemast in den Himmel, gefolgt von dicken Rauchschwaden. Samuel zog sein Fernglas aus
der Tasche und lies seinen Blick über den Platz um den Sendemast schweifen. „Volltreffer,“
kommentierte er, als der Sendemast leicht zu einer Seite abknickte.
Die Detonation am Sendemast war in der ganzen Stadt zu hören. Auch Gregor und Phillip
zuckten bei dem Donnergrollen der Sprengladungen zusammen. „Oh, die Anderen waren
wohl schneller,“ meinte Phillip und beobachtete die Wachen die nun alle zusammenliefen und
in Richtung der aufsteigenden Rauchschwaden blickten. Vielleicht sind sie jetzt abgelenkt,
dachte Gregor und startete den Bulldozer. Das Brummen des Motors war ohrenbetäubend,
aber keine der Wachen schien darauf zu achten. Vermutlich hielten dachten sie, das Brummen
rührte von gestarteten Panzer her, welche zum Ort der Explosion ausrückten.
Gregor legte den Stein auf das Gaspedal und der Bulldozer setzte sich rückartig in Bewegung.
Langsam rollte der Bulldozer über die Straße auf den gegenüberliegenden Zaun zu. Gregor
kletterte hinter das Führerhaus und sprang schnell von dem Bulldozer. Offensichtlich hatte
noch immer keine Wache die anrollende Gefahr entdeckt. Alle Augen waren auf die
aufsteigenden Wolken gerichtet. Die Wachen schienen lebhaft darüber zu diskutieren was
dort wohl geschehen war und deuteten immer wieder in die Richtung des Sendemastes.
Gregor sprintete inzwischen in Richtung einiger Schotterhaufen und ging wieder in Deckung.
Phillip wartete bereits und winkte ihm zu, schnell zu verschwinden. Gregor gab das Zeichen
für „Ok“ und die Beiden entfernten sich so schnell wie möglich von den Depots.
Erst jetzt bemerkte ein Leutnant den anrollenden Bulldozer, der sich gerade anschickte den
Zaun einzureißen und auf die Depots zuhielt. Mit einem lauten Brüllen machte er seine
Untergebenen darauf aufmerksam und alle Wachen eröffneten das Feuer auf das Führerhaus.
Schnell war der Aufbau des Führerhauses über und über mit Einschusslöchern übersät, doch
das Fahrzeug rollte weiter.
Der Leutnant begriff wie aussichtslos die Lage war und begann zu laufen, als der Bulldozer
noch einige Meter vom ersten Treibstofflager entfernt war. Seine Untergebenen schienen
nicht so schnell begriffen zu haben und feuerten weiter auf das Fahrzeug. Schließlich krachte
das Bulldozer in den Tank und riss mit seinem Schieber ein breites Loch in den Tank. Sofort
strömten viele hundert Liter aus dem Leck und bildeten einen kleinen See.
Der Leutnant hatte damit gerechnet, dass der Bulldozer explodieren würde, musste nun aber
feststellen, wie sehr er sich vor seinen Untergebenen blamiert hatte. Schnell rannte er zurück
zu dem Bulldozer und ignorierte das hämische Grinsen seiner Untergebenen. Grimmig blickte
der Leutnant auf das große Leck im Tank und dann auf den Bulldozer, welcher immer noch
mit Vollgas versuchte weiter voran zu kommen. Dann sah er ein kurzes Aufblinken unter
einem der Seitenverkleidungen des Bulldozers und seine Augen weiteten sich erschrocken.
Phillip hatte gerade den Deckel für die Fernzündung entfernt und blickte zurück auf das
Treibstofflager, dann zu den dicken Rauschwaden beim Sendemast. „Ok, sie waren schneller,
aber unser Bums is’ größer!“ murmelte er und lächelte versonnen.
Die Explosion zerriss die gesamte Wachmannschaft in einem großen Feuersturm und fegte sie
wie Puppen von dem Bulldozer weg. Dieser hob sich durch die Explosionen in die Höhe und
krachte auf einen weiteren Tank etwa zwanzig Meter entfernt. Nun griff das Feuer über die
Leitungen auf die anderen Tanks über und Einer nach dem Anderen verwandelte sich in eine
fünfzehn Meter hohe Feuersäule. Die Stadt war plötzlich hell erleuchtet und zu den
Rauchschwaden am Sendemast gesellten sich die Rauchschwaden des Treibstofflagers.
Gregor lächelte zufrieden und lief geduckt über die Ebene zurück zum Treffpunkt. Um die Seite 189
Wachen mussten sie sich nun keine Sorgen mehr machen, niemand achtete mehr wer wohin
ging. Die wenigen organisierten Truppen versuchten die Feuer zu löschen, aber inzwischen
breitete sich das Feuer durch den Wind auch auf weitere Lagerhäuser in der Umgebung aus.

Deutschland, In den Privaträumen von Kasian
Berge von Papier und Datenblöcken stapelten sich auf dem Schreibtisch vor Kasian. Wie
immer mussten lange Listen und endlose Berichte der einzelnen Basen gelesen werden.
Niemand, außer Kasian selbst, konnte diese Arbeit tun, denn die Daten auf zu viele
Untergebene zu verteilen würde auch bedeuten viele Daten an den Feind zu verlieren. Überall
hatten seine Widersacher Spione sitzen und Kasian wusste von mindestens einem Spion in
seinem Oberkommando. Noch hatte er ihn nicht gefunden, doch solange musste er sich wohl
oder übel noch mehr Arbeit machen um die sensiblen Daten zu schützen.
Es gab nur zwei Personen denen er blind vertraute, dachte Kasian. Da wäre zum Einen
natürlich sein Sohn Gregor. Gregor würde sein Nachfolger sein und so Kane wollte, einmal
die gesamte Bruderschaft gegen die GDI führen. Die zweite Person war sein Adjutant Sander.
Kasian runzelte die Stirn. Nein, Freunde waren sie nicht, Kasian konnte den Grund nicht
bestimmen, aber bestand eine gewisse Verbundenheit zwischen ihm und seine Adjutanten.
Die absolute Loyalität, mit der ihm Sander diente war eines der Zeichen dafür. Kasian dachte
noch eine Weile in dieser Richtung nach, kam aber zu keinem Ende. Wem konnte man schon
in dieser Welt trauen, fragte er sich. Die Bruderschaft war von Neid, Lügen und Machthunger
zerrissen worden und er sah sein Ziel darin diese schwarzen Schafe aus der Bruderschaft zu
tilgen. Welche Ironie war es doch, dass er sich dazu genau den selben Mitteln bedienen
musste wie die schwarzen Schafe es taten. Als seine Gedanken an diesem Punkt angekommen
waren, entlockten sie ihm ein grimmiges Lächeln, doch es verschwand sofort wieder als es an
der Türe klopfte.
Ohne auf eine Antwort zu warten betrat Adjutant Sander den Raum, ein weiteren Stapel
Papiere in der Hand. Kasian rieb sich erschöpft die Augen und musterte dann seinen
Adjutanten. Verwundert stellte er wieder einmal fest wie frisch Sander wirkte, obwohl er
bereits acht Stunden Dienst tat.
„Was gibt es diesmal Sander?“ fragte Kasian erschöpft und deutete auf die Papiere. Adjutant
Sander straffte sich und blickte auf die Papiere. „Nun, ähm … hier haben wir eine Meldung
aus Portugal. Es gab zwei Gefechte nahe einer Basis von uns, aber die GDI hat die getarnte
Basis nicht entdeckt. Der Kommandeur der Basis hat alle Aktivitäten einstellen lassen und
stellt sich erst einmal tot. Wollen sie daran etwas ändern?“ Kasian schüttelte den Kopf. „Der
Mann versteh sein Handwerk, geben sie nur eine Bestätigung raus. Was noch?“
Sander blickte auf das nächste Blatt Papier. „Der Feldzug am schwarzen Meer scheint
erfolgreicher zu verlaufen. Die Truppen kommen wieder voran, ihr Sohn scheint eine
Kommandoaktion durchgeführt und den Feind schwere Verluste zugefügt zu haben. Scheint
sehr beachtlich gewesen zu sein. Zumindest ist das Kommando dort hell auf begeistert.“
Kasian lächelte zufrieden und nickte. „Schön mal von ihm zu hören. Weiter!“
„Nun,“ Sander reichte das letzte Blatt Papier an Kasian weiter, „dies ist eine Vorladung für
Sie, Sir. Ich habe Sie noch nicht gelesen, kam vor wenigen Minuten herein.“ Kasian nahm im
wirsch das Blatt aus der Hand. „Eine Vorladung? Wer will MICH denn vorladen?“ fragte er
zornig. Sander trat von einem Fuß auf den Anderen und strich dann über seine Uniform als
wollte er sie glätten, während er wartete bis Kasian zuende gelesen hatte. Während Kasian die
Vorladung las begann er die freie Hand zur Faust zu ballen. Schließlich zerknüllte er das
Papier wütend und schnaubte regelrecht. „Der innere Zirkel, den ich selbst ins Leben gerufen
habe, will mich vorladen,“ fauchte er wütend.
Sander blickte überrascht auf. „Der innere Zirkel? Bisher gab es doch noch keinerlei
Versammlung, oder irre ich mich, Sir?“ fragte er. Kasian nickte langsam. „So ist es Sander.
Bisher hatten sich zwar viele für eine Versammlung ausgesprochen, aber niemand hatte dem Seite 190
Ganzen richtig getraut. Es hätte schließlich auch eine Falle sein können,“ erwiderte er. Der
Adjutant runzelte die Stirn. „Aber warum der Sinneswandel, Sir?“ fragte er dann. Kasian
schwieg für einen Moment und starrte auf das zerknüllte Papier mit der Vorladung. „Jemand
hat die kleineren Gruppen mehr oder weniger gezwungen würde ich vermuten,“ beantwortet
er die Frage schließlich. Sander schien noch immer nicht die Tragweite der Vorladung
begriffen zu haben und blickte auf seinen wütenden Anführer.
Kasian strich sich über das Kinn und blickte ins Leere. Sein Adjutant wartete geduldig und
blieb neben Kasian stehen. Schließlich hob Kasian den Kopf und blickte Sander an. „Sie
wollen mich vorladen um mich anzuklagen Sander,“ sagte er leise. Der Adjutant spannte vor
Überraschung alle Muskeln seines Körpers und öffnete den Mund. „Sie haben die Sache mit
dem Übersetzungsfehler spitz bekommen, Sander. Dafür wollen sie meinen Kopf!“
N-TV – Das Thema: „Der Ende eines Bürgerkrieges!“
Willkommen zu N-TV Das Thema.
Vor wenigen Stunde erreichte uns eine offizielle Meldung der irakischen Regierung. Der
Premierminister des Iraks lies verlauten, alle Kampfhandlungen seien eingestellt, die
Belagerung Bagdads durch Rebellen aufgelöst. Nach schweren Schlachten bei Al-Amarah
hatten Panzerverbände der von der Association entsendeten Unterstützungstruppen die
Rebellen in die Flucht geschlagen. Die offizielle Meldung der Regierung spricht nur von der
Beendigung des Bürgerkrieges und geht auf keine weiteren Details ein.
Doch N-TV liegen Berichte vor, nach denen sich große Teile der Rebellen nur zurück
gezogen haben. Während die irakische Regierung von einer völligen Zerschlagung der
Rebellen spricht, gehen Experten davon aus, dass die Rebellen nur zurückgewichen sind. Ein
Augenzeugenbericht aus Bagdad erreichte uns über das Internet. Darin ist von großen
Massakern unter der Zivilbevölkerung die Rede. Offensichtlich entledigt sich die Regierung
vermeintlichen politischen Feinden in einem Rundumschlag. Ebenso sollen viele hundert
angebliche Helfer der Rebellen hingerichtet worden sein. Es gibt noch keine klaren Berichte
aus anderen Regionen des Iraks, aber man kann davon ausgehen, dass es dort zu ähnlichen
Blutbädern gekommen ist.
Eine Stellungnahme zu diesen Vorwürfen konnten wir bisher nicht herhalten, auch die
Association hat jegliche Stellungnahmen abgelehnt. Zumindest die GDI hat sich zu einem
knappen Kommentar verlauten lassen. Der Pressesprecher, zuständig für den arabischen
Raum begrüßte das Ende des Bürgerkrieges, mahnte aber die irakische Regierung die
Menschenrechte nicht zu verletzten. Angesicht der uns vorliegenden Berichte wohl eher eine
schwache Warnung.
Nach der Werbung beschäftigen wir uns damit, warum die GDI in diesen Bürgerkrieg nicht
eingegriffen hat und welche Rolle die Association inzwischen im arabischen Raum spielt.
Bleiben Sie dran!
Deutschland, In den Privaträumen von Kasian
Immer noch stapelte sich eine Unzahl von Papieren und Akten auf dem Schreibtisch von
Kasian, aber er verschwendete daran keine Gedanken. Ihn beschäftigte die Vorladung des
inneren Zirkels. Bisher hatten sich die einzelnen Führer der Splittergruppen noch nicht einmal
soweit vertraut um sich zu einer ersten Sitzung zu treffen, geschweige denn irgendetwas
durch den Rat zu beschließen. Der innere Zirkel als Instrument der Schlichtung und
Kooperation gegen die GDI war mehr ein Traum gewesen. Niemand hatte damit gerechnet,
jemals zu einer Sitzung des inneren Zirkels eingeladen zu werden.
Doch Kasian war nicht nur eingeladen, er wurde vorgeladen. Jemand hatte es nicht nur
geschafft alle Führer an einen Tisch zu bringen, er hatte auch gleich die Ächtung eines
Mitgliedes als erste Tagesordnung fest setzen können. In Gedanken ging Kasian die Personen
durch, die zu so einem Kraftakt fähig waren. Letztendlich blieb nur eine Person übrig und Seite 191
diese Person war niemand anderes als Hassan. Keine andere Gruppierung, außer Kasian
selbst, hätte soviel Einfluss gegenüber den anderen Gruppen geltend machen können. Selbst
dies hatte wahrscheinlich nur funktioniert, weil Hassan ihnen ein Stück von Kasians Macht
angeboten hatte.
Kasian rieb sich die Augen und stützte dann sein Kinn auf die Hände. Es war ihm immer klar
gewesen, irgendwann fand sich immer ein Hebel mit dem man einen Gegner vom Sockel
stoßen konnte und genauso hatte Hassan nun einen Hebel gegen ihn gefunden.
Die Übersetzungsfehler der Tafeln von NOD waren eine Sache, aber Kasian hatte vorschnell
gehandelt und nach der vermeintlichen Prophezeiung das Tiberium verbreitet. Damit hatte die
GDI und die freie Presse auf die Reste der Bruderschaft aufmerksam gemacht oder zumindest
stellten man nun Vermutungen an. Außerdem hatte er das Leben vieler Menschen zerstört. All
diese Menschen hätten nach Auffassung der anderen Führer treue Diener der Bruderschaft
abgegeben. Zumindest würde dies in der Anklageschrift so stehen, was die Führer selbst
dachten war sicherlich weit weniger warmherzig.
Kasian lies seinen Blick ziellos durch den Raum schweifen und suchte nach einem Ausweg.
Seine Koalition, mit der er die vielen kleinen Gruppen vereint hatte, war eine wacklige
Konstruktion. Nur der andauernde Erfolg und der Neuanfang unter seiner Leitung hatte die
Koalition zusammen gehalten. Was würde geschehen, wenn man Anklage gegen ihn erheben
würde, fragte er sich.
Natürlich konnte er fliehen, untertauchen oder einfach die Anklage ignorieren und weiter
versuchen seine Koalition zu führen. Aber vermutlich würde dann sein Lebenswerk zu Staub
zerfallen und die Mühen vieler Jahre wären dahin. Es war wirklich ein langer Weg gewesen,
bis er fast ein Drittel der Splittergruppen der Bruderschaft unter seinem Banner vereint hatte
und nun sollte all dies wegen eines Fehlers zerbrechen.
Kasian war nicht bereit das zu akzeptieren und so kam eine Flucht nicht in Frage. Aber er
konnte die Anklage auch nicht einfach ignorieren, denn dann würden sich seine Untergebenen
fragen, was wirklich hinter all dem steckt. Er würde sicherlich viele Verbündete verlieren und
dies würde sie direkt Hassan in die Hände treiben. Es musste eine andere Lösung geben,
dachte Kasian und blickte weiter ins Leere.
Ägypten, Kairo – Im Palast von Hassan
Die privaten Gemächer waren regelrecht kühl, stellte Hassan überrascht fest. Es hatte
manchmal wohl auch seine Nachteile über so eine effiziente Klimaanlage zu verfügen, dachte
er lächelnd. In der Stadt selbst flimmerte die Hitze und eine dicke Staubwolke lag in der Luft.
Aber Hassan plante nicht etwas für die hitzegebeutelte Stadt zu tun. Auch wenn die letzten
zehn Jahre eine große Dürre gebracht hatte, sah Hassan keinen Handlungsbedarf. Im
Gegenteil, diese Not im Land und auch in der Stadt machte ihm das Volk nur noch gefügiger.
Die Engpässe konnten auf die GDI geschoben werden und dies schürte den Hass auf den
großen imperialistischen Feind nur noch mehr.
Es entwickelte sich alles zu seiner Zufriedenheit, dachte er und schlenderte über einen
Kreuzgang zu seinem privaten Garten. Manchmal half es ihm, wenn er einen Plan schmiedete,
unter den kleinen Bäumen des Gartens etwas Luft zu schnappen. Gerade weil der zu
entwerfende Plan so wichtig war, hielt Hassan an dieser kleinen Tradition fest und begab sich
in den Garten. Dort angekommen setzte er sich auf eine Bank und schaute auf das grüne Gras
zu seinen Füßen. Es musste Unmengen an Wasser gekostet haben um diesen Garten so zu
gestalten, dachte er. Aber für solche Gedanken hatte er keine Zeit. Schließlich würde er bald
die Bruderschaft vereinen und gegen die GDI losschlagen können. Es war nur noch ein
kleiner Schritt bis dahin. Das erste Ziel hatte er fast erreicht, stellte er fest. Die Besahi NOD,
seine ärgsten Feinde in der unmittelbaren Umgebung, hatte er besiegt. Natürlich gab es noch
versprengte Reste, aber er war sich doch sicher, dass selbst Slavik aus den Trümmern keine
neue, Macht zimmern konnte. Die Besahi NOD waren nur noch eine kleine unwichtige Seite 192
Gruppe, welche bald völlig ausgelöscht sein würde. Der nächste Schritt würde die
Zersplitterung der Koalition sein und eben zu diesem Zweck würde er die unwichtigen,
kleinen Gruppen benutzen.
Schon jetzt waren sie auf die Einladungen eingegangen und erhofften sich davon mehr Macht
gegenüber den großen Gruppen. In Wirklichkeit würden sie seinem Urteil nur mehr Gewicht
verleihen. Er allein würde das Urteil über Kasian fällen und sich dann die Reste seiner
Koalition einverleiben. Aber so eine Anklage musste gut geplant sein, dachte Hassan. Viele
Faktoren waren von Bedeutung um die Versammlung zu einem Erfolg zu machen. Sollte ihm
hier ein Fehler unterlaufen und Kasian würde die Anklage überstehen, womöglich lebendig
und gestärkt daraus hervor gehen, konnte dies seine Position gefährden. Alles war wichtig,
der Ort, die Anklagepunkte, Beweise die er vorlegen musste. Doch seine Gedanken formten
bereits ein Bild und Hassan begann wieder zu lächeln. Offensichtlich beflügelte ihn dieser
Garten tatsächlich.
CNN News – Schwere Kämpfe in der Volksrepublik Krijecsk
Guten Abend meine Damen und Herren,
unser erstes Thema am heutigen Abend ist wieder einmal der Bürgerkrieg in der
Volksrepublik Krijecsk. Der kleine Staat, östlich der Krim gelegen ist seit einiger Zeit
Schauplatz eines blutigen Bürgerkriegs. Nun sieht es so aus, als ob die Rebellen die
strategisch wichtige Stadt Niznebakarskij eingenommen hätten. Nachdem es den Rebellen in
den letzten Tagen offensichtlich immer wieder gelungen war die Versorgung der
Regierungstruppen zu stören oder auszuschalten, griffen letzte Nacht schwere Panzerverbände
die Stadt selbst an. Nach stundenlangen Häuserkämpfen und Dauerbeschuss von
Granatwerfern fiel die Stadt in die Hände der Rebellen.
Der Einsatz von einer so großen Anzahl Panzerfahrzeugen zeugt nun endgültig von einer
Beteiligung des Nachbarstaates. Dennoch beharrt die GDI weiter darauf, es handle sich
hierbei um einen regionalen Bürgerkrieg. Eine Intervention ist nicht vorgesehen, auch wenn
man alle beteiligten Parteien zu einer friedlichen Lösung auffordert.
Nach aktuellen Meldungen scheinen die Rebellen weiter gegen die Hauptstadt der
Volksrepublik vorzurücken, während sich dort die Regierungstruppen eingraben. Derzeit sieht
es so aus, als ob die Rebellen die Oberhand gewonnen hätten und es nur noch eine Frage der
Zeit ist, bis der Bürgerkrieg zu ende ist. Auch dies mag ein Grund für die Nichteinmischung
der GDI sein, denn wozu Intervenieren, wenn sich das Problem schon bald von selbst lösen
wird.
Wir halten sie natürlich auf dem Laufenden, sollte sich die Lage verändern.
9
Vor der Stadt Novorossijsk, Hauptstadt der Volksrepublik Krijecsk
Die feindlichen Truppen hatten sich zwischen einer Ansammlung von Hügeln eingegraben
und nutzen die Deckung des Waldes. Immer wieder gelang es ihnen kurz vorzustoßen und
Schaden anzurichten. Diese Hügelkette war das letzte Hindernis vor der Stadt und die
Verteidiger kämpften verbissen um jeden Meter. Direkt hinter den Hügel begannen die
Vororte von Krijecsk und dort warteten weitere feindliche Truppen, offensichtlich durften sie
in den Kampf um die Hügel nicht eingreifen.
Der Kommandeur dieses Angriffes war mit seinem Kommandowagen an die Front gefahren
um die Lage selbst zu beurteilen. Er war nicht umsonst von Kasian ausgewählt worden und
hatte bisher alle Feldzüge zur Einigung der Bruderschaft erfolgreich ausgeführt. Während er
seinen Blick über die Hügelkette vor ihnen schweifen lies, erkannte er, wie schwer es werden
würde, das gesamte Gebiet zu erobern. Überall konnten sich unterirdische Tunnels, Seite 193
Bunkeranlagen und Verstecke befinden. Der Feind würde mit Sicherheit diese Möglichkeit
ausnutzen und ihnen beim Vormarsch immer wieder in den Rücken fallen. Sie würden
verbissen kämpfen, erkannte er, als er einem Vorstoß seiner Panzer zusah. Die Panzer nahmen
den ihnen am nächsten liegenden Hügel unter Feuer und ließen ihn in einer Wolke der Todes
verschwinden. Der gesamte Wald schien zu brennen und ein dicker Teppich aus Staub und
Rauch lag über dem Hügel. Es schien als ob dort nichts mehr überlebt haben konnte und doch
gab es immer noch massives Gegenfeuer.
Der Kommandeur stieg von seinem Kommandowagen und wünschte sich nichts mehr als ein
Geschwader der GDI Bomber um diese Hügel dem Erdboden gleich zu machen. Überhaupt
schien es ihm, als ob die Bruderschaft die Luftwaffe und ihre Stärken fast gänzlich ignorieren
würde. Natürlich operierte die Bruderschaft weitestgehend unter der Erde, verborgen vor den
Augen der GDI, doch eine kleine Luftstreitmacht wäre sicherlich ein Vorteil gewesen.
Vielleicht konnte er doch einige Luftstreitkräfte anfordern, überlegte er. Sicherlich gab es
noch Restbestände im Nachbarland, dass sie vor nicht langer Zeit befreit hatten. Einige
Kampfhelikopter, welche die nun „demokratische“ Regierung den Rebellen zur Verfügung
stellte dürften nicht all zu sehr auffallen. Die GDI würde sowieso nichts unternehmen, die
hatten die nächsten Truppen 200 Kilometer nördlich stationiert und diese reichten auf keinen
Fall aus um die Gegend zu befrieden. Mit diesen Gedanken begab er sich in den
Kommandowagen und schickte eine Anfrage zu seinem Versorgungsoffizieren.
Gregor und seine Kameraden waren heil aus der Stadt herausgekommen. Sie selbst wussten,
wie leicht es bei dem großen Aufruhr während der Brände gewesen war, zu fliehen. Aber die
Soldaten an der richtigen Front hatten sie als Helden gefeiert, konnten gar nicht verstehen wie
sie es alle wieder lebendig zurück geschafft hatten. Nun, dachte Gregor, der Mythos der
Skorpione schien Früchte zu tragen. Doch nun steckten sie schon wieder fest, stellte Gregor
verärgert fest. Der Feind hatte die Hügel vor Krijecsk in eine Festung verwandelt und bisher
war jeder Angriff gescheitert. Das der Feind mit dem Rücken zur Wand stand und keine
Möglichkeit mehr hatte zu weichen, erschwerte die Lage nur noch.
Der letzte Angriff der eigenen Panzer war sehr verlustreich gewesen, musste aber auch dem
Feind schwer zugesetzt haben. Doch mit Panzerkräften schien man hier nichts erreichen zu
können, dies hatte der Kommandeur des Angriffes offensichtlich begriffen. Inzwischen
marschierten mehrere Abteilungen Infanterie an die Front. Alles sah nach einem Kampf,
Mann gegen Mann aus und dieser würde in den dichten Wäldern äußerst blutig werden.
Gregor blickte noch einmal auf die bewaldeten Hügel und hoffte, nicht auch dort hinein
geschickt zu werden. Zum Glück hatten sie diesen und den nächsten Tag frei bekommen um
sich von ihrem Einsatz zu erholen. Bis dahin konnten, mit etwas Glück, die Hügel längst
genommen sein.

Der Kommandeur lächelte, als er die Bestätigung in den Händen hielt. Morgen früh würden
vier Harpyen, schwere Kampfhelikopter neuer Typs, hier eintreffen. Die Nacht würde
genügen um die Landefelder vorzubereiten um die ankommenden Harpyen aufzutanken.
Sogleich gab er die entsprechenden Befehle an einen seiner Leutnants weiter. Morgen
Vormittag, um 10 Uhr würden die Helikopter damit beginnen die inzwischen fast völlig
verbannten Wälder zu überfliegen und alles unter Feuer zu nehmen was sich dort unten noch
rühren würde. Sollten ihnen Bunkerstellungen unter kommen, würden diese mit Luft-Boden
Raketen ausgeschaltet werden, ansonsten würden die schweren M60b Impulskanonen
genügen um dem Feind die Hölle heiß zu machen.
Nach den ersten Luftangriffen, etwa eine Stunde später, würden zwei Abteilungen frischer
Infanterie die ersten beiden Hügel angreifen und hoffentlich auch einnehmen. Er hatte jeder
Gruppe der zum Angriff abgestellten Truppen einen erfahrenen Veteranen beigefügt, damit Seite 194
die Frischlinge nicht den Kopf verlieren würden. Im Grunde konnte der morgige Tag nur ein
Erfolg werden. Noch nie hatte er über so schlagkräftige Truppen an einem Ort verfügt.
Noch die Bestätigung in der Hand ging er aus dem Kommandozelt um noch einen Happen zu
essen, morgen würde er sicherlich nicht dazu kommen.
Der Tag begann wieder einmal sehr früh, stellte Gregor fest und wälzte sich auf seinem
Feldbett. Erst nach einigen Minuten begann er zu realisieren, was ihn aufgeweckt hatte. Das
laute Dröhnen von Helikopterrotoren hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Schnell war er
aufgesprungen und schlug die Zeltplane zur Seite. Östlich der Zelte, etwa einen halben
Kilometer entfernt, setzte gerade ein Kampfhelikopter auf ein scheinbar in der Nacht
errichtete Landefeld auf. Zwei weitere Helikopter standen bereits auf den Landefeld und
waren von einer kleinen Schar Techniker umringt.
Gregor rieb sich die müden Augen und blickte blinzelnd in den heller werdenden
Morgenhimmel. Eine vierte Maschinen drehte gerade bei und schwebte über den
Landeflächen. Offensichtlich hatte der Kommandeur tatsächlich eine neue Taktik
ausgeknobelt und sogar das Material dazu erhalten.
Neben ihm tauchte Phillip aus dem Zelt auf und murmelte etwas von Ruhestörung, bevor sein
Blick auf die Helikopter fiel. „Heilige Scheiße, heißt das wir werden sogar in die Stadt
geflogen?“ fragte er grinsend. Gregor lachte und ging ins Zelt zurück. „Ich glaube eher diese
Helikopter sollen den bevorstehenden Angriff auf die ersten Hügel unterstützen, obwohl ich
nichts gegen einen kleinen Ausflug mit diesen Dingern hätte,“ meinte er, während er seine
Uniform anzog.
Zwei Minuten nach zehn hoben die vier Harpyen ab und schlugen einen Kurs auf die beiden
ersten Hügel ein. Es dauerte keine Minute, bis sie über den ausgebrannten Wäldern waren und
nach Zielen Ausschau hielten. Der Feind hatte den Helikoptern nichts entgegen zu setzten.
Die letzten Boden-Luft Raketen und Stinger-Raketen waren bei dem Angriff auf die Depots in
Flammen aufgegangen. Nun waren die Truppen in ihren Bunkern und Schützengräben
wehrlos gegen den Beschuss der Harpyen. Immer wieder hämmerten die schweren M60b
Impulskanonen und sendeten tödliche Salven auf den Feind herab. Die Harpyen kreisten über
den Hügel wie Raubvögel und selbst aus der Ferne konnte man sehen, wie sich die
leuchtenden Energiegeschosse in die feindlichen Stellungen fraßen.
Hin und wieder tauchte ein weißer Schweif unter einem der Helikopter auf und zeigte an, dass
eine Luft-Boden Rakete abgefeuert worden war. Im Anschluss daran ging zumeist ein
weiterer der schwerer befestigten Bunkeranlagen in Flammen auf. Der Angriff dauerte fast
eine ganze Stunde an und die noch auf den Hügeln verbliebenen Wälder waren in Flammen
aufgegangen. Unter den Helikoptern erstreckte sich eine brennende Hölle aus der niemand zu
entkommen schien.
Erst als die Harpyen abdrehten um aufzutanken und aufzumunitionieren, setzte Granatfeuer
ein. Bisher hatte der Kommandeur das Feuer auf die Hügel nicht eröffnet um den Helikoptern
nicht die Sicht zu erschweren. Außerdem konnte er es nicht riskieren einen der eigenen
Harpyen abzuschießen. Für sie gab es in der ganzen Region keinen Ersatz und über ihren
Nutzen in diesem Feldzug brauchte man nach diesem Angriff nicht mehr debattieren.
Die Granaten zerrissen die Hügel entgültig und verwandelten sie in eine Mondlandschaft.
Dem Kommandeur erinnerte sich bei diesem Anblick an einen Ausdruck den er in einer
Ausbildung gehört hatte. Im Vietnamkrieg hatte es auch einen solchen Kampf gegeben. Die
Amerikaner hatten den Hügel Hamburger Hill genannt, da jeder der dorthin ging zu
Hackfleisch verwandelt wurde. Dem Feind musste es in diesem Moment ähnlich ergehen,
dachte er. Nach zehn Minuten lies er das massive Granatfeuer einstellen und gab seinen
Infanterietruppen den Befehl zum Vormarsch. Nun würde sich herausstellen, wie sehr sich der
Feind eingegraben hatte und ob noch genügend von ihnen übrig war um wirklich Widerstand Seite 195
leisten zu können. Der Kommandeur verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust und
blickte auf die Mondlandschaft der vor ihnen liegenden Hügel.
Irgendwo in Zentral Afrika
Faisal erschauderte wieder als er die unendlichen grünen Wände zu beiden Seiten der Straße
betrachtete. Er war die Wüste oder zumindest eine karge Vegetation gewöhnt, aber dies war
für ihn wie die Hölle. Links und recht von der Straße begann augenblicklich der Dschungel
und schien ihn mit seinem undurchdringlichem Grün verschlingen zu wollen.
Sie waren schon so lange unterwegs, dass Faisal nicht mehr wusste welchen Tag sie heute
hatten. Es war noch nicht lange her, da waren sie aus den unterirdischen Tunnels ausgestiegen
und hatten einen großen Konvoi bestiegen. Nun steuerten sie auf ihre neue Heimatbasis tief
im Dschungel zu. Niemand schien zu wissen wohin es ging und niemand konnte sich
vorstellen wie es nun weiter gehen sollte mit den Besahi. Aber ihr Anführer hatte im ersten
Jeep platz genommen und allein die Anwesenheit von Slavik schien ihnen Mut zu machen.
Doch der schlammige Feldweg schien sich in die Unendlichkeit zu erstrecken. Das Schaukeln
der Transporter war zu ihrem Wegbegleiter geworden und nicht selten war davon einem
Soldaten übel geworden. Faisal blickte auf seine Ausrüstung. Irgendwie hatte man es
geschafft fast alle Soldaten eine Dschungelausrüstung zukommen zu lassen. Faisal hoffte,
dass ihr Anführer wusste was er tat, indem er die überlebenden Soldaten des Irakkrieges
soweit nach Afrika schleppte. Aber irgendeinen Sinn musste es schließlich haben, dachte
Faisal und schloss die Augen wieder halb. Viel konnte er so oder so nicht tun und da schien es
am Besten zu sein, sich von dem Schaukeln der Laster in den Schlaf gewiegt zu werden. So
musste er zumindest nicht dauern auf die bedrohlichen grünen Wände des Dschungels
blicken.
In den Vororten von Krijecsk
Die Mörsergranaten hämmerten wieder auf die nächste Häuserreihe und riss große Löcher in
die Gebäude. Staub und dicker Qualm legte sich über den Straßenzug und erschwerte die
Sicht noch mehr. Gregor duckte sich und zog Samuel am Ärmel mit sich. Kaum eine Sekunde
später schlug über ihnen eine Salve aus einem Maschinengewehr ein. Der Putz der Wand
brach dieses Mal völlig von den Steinen und viel knirschend zu Boden. „Autsch, das war
knapp,“ meinte Gregor und wagte einen Blick auf dem zerschossenen Fenster. Auf der
anderen Straßenseite schienen sich immer noch einige Soldaten des Feindes auszuhalten. Es
war ihm rätselhaft wie sie dem Dauerbeschuss der Mörser entgangen waren und nun noch die
Nerven besaßen zu feuern. Seine Kameraden hockten nun seit einer Stunde in einer kleinen
Wohnung im Erdgeschoss eines Hauses und warteten auf eine Gelegenheit die Straße zu
überqueren. Bisher war dies an keiner Stelle gelungen, der Straßenzug hatte sich zur
Frontlinie entwickelt und beide Seiten wichen keinen Meter zurück.
Wieder schlugen Granaten ein und zerrissen ein weiteres Haus auf der anderen Seite. Gregor
wagte erneut einen Blick und sah wie ein Soldat auf die Straße geschleudert wurde. Irgendwie
hatte er überlebt, aber ihm fehlten beide Beine und er schrie wie am Spieß. Gregor zog sich
zurück und schluckte den bitteren Geschmack wieder hinunter, der sich in seinem Mund breit
machte. Samuel hörte die Schreie des verwundeten Feindes auch und schoss aus einem
weiteren Fenster auf den schreienden. Kurz darauf verstummte das grausige Schreien,
offensichtlich hatte Samuel ihn erlöst.
Gregor schüttelte den Kopf und wischte sich den Staub aus dem Gesicht. Ihre Helme hatten
sie schon lange zurücklassen müssen um bessere Sicht in den verwinkelten Häusern zu
erhalten. Erst gestern Abend waren die Hügel vor der Stadt erobert worden und sie hatten
einen ersten Blick auf Krijecsk werfen können, doch der Kommandeur hatte sie schon früh
am morgen in die Stadt geschickt um den Feldzug endlich zu beenden. Natürlich hatte der
Feind schon die Vororte in eine Hölle verwandelt und sie kamen nur langsam voran. Es war Seite 196
der Horror pur, manchmal war der Feind ein Stockwerk über ihnen, während sie schon
glaubten das Haus erobert zu haben. Oder der Feind schlich sich durch Tunnels oder die
Kanalisation wieder in ihren Rücken und plötzlich waren sie umzingelt. Gregor versuchte
immer noch wenigstens einen Teil des Drecks aus seinem Gesichts zu bekommen, als er an
seine Worte von vor zwei Tagen dachte. Er hatte gehofft nie in den umkämpften Wald der
Hügel geschickt zu werden, dich inzwischen dachte er, dass dies wohl noch die bessere Wahl
gegen diese Hölle gewesen wäre.
Wieder hämmerten Geschosse gegen die Außenwand ihres Hauses. Sie konnten Kane danken,
dass der Feind offensichtlich keine schweren Geschütze mehr besaß, sonst hätten sie
sicherlich nicht so lange überlebt. Aber das Katz und Maus Spiel in den Häusern war schlimm
genug. Die Verluste waren unglaublich hoch hatte ihm ein Sanitäter gesagt. Gregor fand ein
Loch in der Wand, welches von einem umherfliegenden Granatsplitter geschlagen worden
war. Es war nicht sehr groß, doch als Guckloch genügte es. Vor allem war es wesentlich
sicherer als aus dem Fenster lugen zu wollen.
Gregor beobachtet die Häuserfront auf der anderen Straßenseite, oder zumindest das, was
davon übrig geblieben war. Ab und an glaubte er einen Schatten durch die Ruinen huschen zu
sehen oder eine Bewegung wahr zu nehmen. Es war ihm unerklärlich wie sich die Soldaten
auf der anderen Seite so zäh wehren konnten. Gerade als er zu dem Schluss gekommen war,
niemals diese Straße überqueren zu können, hörte er das rumpeln eines Panzers. Kurz darauf
donnerte das Geschütz eines Panzers, begleitet von MG Salven.
Chris hatte offenbar einen Blick riskiert und berichtete nun. „Da kommen einige Panzer die
Straße runter. Scheinen unsere zu sein und die zerschießen die Häuser auf der anderen Seite
regelrecht zu Klump, sobald sich was rührt.“ Gregor nickte. „Unser Kommandeur will die
Sache zu ende bringen. Er macht Druck und will nicht im Häuserkampf stecken bleiben.“ In
diesem Moment ertönte das Dröhnen von Rotoren über den Vororten der Stadt und kündigte
die Harpyen. Samuel lächelte und sagte: „Der Kommandeur macht in der Tat Druck wie es
scheint. Da kommt die Luftunterstützung.“

Der Einsatz der Panzer und der Helikopter hatten schließlich die Entscheidung um die Vororte
gebracht. Es hatte auf der beiden Seiten viele Tote gegeben und nur wenige feindliche
Soldaten hatten sich ergeben. Viele Truppen hatten sich tiefer in die Stadt zurück gezogen und
warteten nun auf erneute Vorstöße. Somit war der Kampf mehr verschoben worden und die
Eroberung der Vororte war kein echter Sieg gewesen.
Als die Nacht herein brach, erreichten die Truppen der Koalition die Altstadt und erneut
entbrannte ein blutiger Kampf um jedes Haus. Gregor und seine Kameraden hatten den
Auftrag erhalten eine kleine Gasse vor Gegenangriffen zu verteidigen und wenn möglich
weiter vorzurücken. Aber der Auftrag hatte leichter geklungen als er in Wirklichkeit war. Die
Gasse war sehr eng und somit gut zu verteidigen. Das mochte ein Pluspunkt sein, aber da die
alten Häuser um die Gasse teilweise Ausgänge zu anderen Straßen hatten, konnte man nie
sicher sein, nicht plötzlich den Feind im Rücken zu haben. Die Gasse selbst erstreckte sich
über die Länge von etwa sechshundert Metern, bevor sie einen scharfen Knick machte. An
diesem Knick hatte der Feind eine Stellung eingerichtet und Barrikaden aufgestellt. Nun
schoss er bei jeder sich bietenden Gelegenheit die gerade Gasse hinunter auf die Stellung von
Gregors Trupp. Dieses Sperrfeuer verhinderte sowohl einen Vormarsch von Gregors Truppe,
als auch des Feindes. Es war eine Patt Situation entstanden und keine Seite hatte eine Idee wie
sie das Blatt für sich wenden konnten.
Gregor hatte sich hinter einen Stapel Sandsäcke gelehnt und ruhte sich ein wenig aus.
Inzwischen war die Nacht herein gebrochen und absolute Schwärze lag über der Stadt. Irgend
ein schlauer Stratege auf einer Seite hatte den Strom offensichtlich abgestellt und so jegliche
Beleuchtung der Stadt ausgeschaltet. Nun waren die einzigen Lichter, welche den Himmel
erleuchteten, fehlgeleitete Impulsgeschosse oder Signalraketen. Ab und an erschien eine Seite 197
gleißende weiße Leuchtkugel am Himmel und tauchte einen Straßenzug in unheimliches
Licht. Immer dann wusste man, dass wieder eine Seite einen Vorstoß unternommen hatte und
die Gegenseite sich bessere Sicht verschaffte indem sie Leuchtkugel in den Himmel schossen.
Gregor kontrollierte sein Impulsgewehr und wechselte das Magazin. Es war sowieso fast
völlig leer gewesen und so tauschte er es lieber gleich aus, als später im Gefecht damit
belästigt zu werden. Nachdenklich blickte er ins Leere und dachte über ihre Möglichkeiten
nach. Er hatte den Befehl diese Gasse zu erobern, aber die lange Gerade der Gasse machte es
ihm unmöglich vorzurücken. Nicht ohne seine Leute einem großen Risiko auszusetzen.
Natürlich gab es die Möglichkeit von Hauseingang zu Hauseingang zu spurten, aber
angesichts der bedrückenden Enge dieser Gasse schien das keine Lösung zu sein. Nachdem er
einige Möglichkeiten durchgegangen war, kam er zu dem Schluss, dass man diese Stellung
nicht von hier aus knacken konnte. Wenn man wirklich Erfolg haben wollte, würde man sich
durch die Hinterhöfe und die verwinkelten Verbindungswege vorarbeiten müssen. Erst wenn
man hinter der feindlichen Stellung angelangt war, konnte man den Feind aus Fenstern oder
vom Dach unter Feuer nehmen. Gregor beschloss per Gefechtsdatenblock einen zusätzlichen
Trupp Soldaten anzufordern um diese Stellung zu festigen, dann würde er versuchen das eben
durchdachte in die Tat umzusetzen.
Sie hatten noch das Morgengrauen abgewartet und sich ein wenig ausgeruht. Natürlich hatte
niemand von ihnen wirklich schlafen können, denn überall wurde geschossen. Immer wieder
wurde eine Salve auf den Feind abfeuert oder eine Leuchtkugel erhellte den Himmel. Aber
niemand schien in der Nacht wirklich seine Position verändern zu können oder geschweige
denn einen Erfolg zu verbuchen.
In ihrem Abschnitt war es relativ ruhig und es schien, als ob beide Seiten den Morgen
abwarten wollten. Kurz bevor die ersten Sonnenstahlen auf die Dächer der umkämpften Stadt
fielen, tauchte die Verstärkung an ihrer Stellung auf. Die Männer und Frauen der Verstärkung
sahen müde aus und man sah ihnen an, dass sie eine nicht so geruhsame Nacht gehabt hatten.
Offensichtlich hatte man sie von einem umkämpfteren Straßenzug abgezogen und durch
frischere Truppen ersetzt.
Gregor hatte allen erklärt was er vor hatte und schließlich auch noch die Verstärkung, welche
ihren Posten einnahmen eingeweiht. Sollte der Flankenangriff funktionieren, würden die
Soldaten er Verstärkung vorrücken und die neue Stellung besetzten. Um die umliegenden
Häuser machte sich Gregor relativ wenig Sorgen. Der Feind hatte sich scheinbar weiter
zurück gezogen und die Häuser der Gasse mehr oder weniger aufgegeben. Wie es in den
Hinterhöfen und Verbindungsgassen aussah war natürlich eine andere Sache.
Der erste Hofeingang von ihrer Gasse aus lag etwa zwanzig Meter hinter ihrer Stellung und
war sicherheitshalber Verbarrikadiert worden. So war man überall vorgegangen, wenn es an
Leuten fehlte um die Häuser komplett abzusichern und man einen Angriff aus den Höfen
nicht ausschließen konnte.
Nun schoben Samuel und Phillip die Barrikaden zur Seite und öffneten das schwere Tor zum
Hof. Gregor und Chris waren in die Knie gegangen und hatte eine Feuerposition
eingenommen um auf alles schießen zu können, was sich hinter dem Tor bewegte. Zu ihrem
Glück schien der Hof verlassen dazuliegen und auch in den kleinen Fenstern der Häuser
schien sich nichts zu rühren. Langsam rückten sie durch den Torbogen vor, die Gewehre im
Anschlag. Gregor musterte die Fenster über ihnen, aber die meisten waren leere Höhlen und
in keinem bewegte sich etwas. Viele der Häuser waren nur noch ausgebrannte Ruinen und die
Fenster waren vom Ruß schwarz gefärbt. Dennoch konnte sich hinter jedem dieser Fenster ein
Schütze verbergen und sie unter Feuer nehmen. Gregor übernahm die Führung und sie
schlichen langsam, sich nach allen Seiten umschauend auf die enge Gasse zu, welche den Hof
mit dem nächsten Innenhof verband. Seite 198
Im Grunde waren es keine richtigen Gassen, mehr ein Durchgang oder ein Flur, der Höfe
verband. Aber sie bargen immer neue Gefahren. In jedem Seitengang, welcher in ein Haus
oder eine Garage führte erwartete Gregor einen Feind anzutreffen. Doch sie erreichten den
zweiten Hof ohne auf irgendjemanden zu stoßen. Im Schatten der engen Verbindungsgasse
sondierten sie den nächsten Hof, soweit ihnen das möglich war, aber auch hier schien alles
ruhig zu sein.
Gregor trat zuerst ins Licht und versuchte alle Fenster über ihm gleichzeitig im Auge zu
behalten. Immer wieder lies er sein Gewehr über die Fenster schweifen und suchte nach
einem Anzeichen eines Hinterhaltes. Aber es rührte sich nichts und so gab er seinen
Kameraden durch ein Handzeichen zu verstehen, dass sie vorrücken konnten.
Sie versuchten von einer Deckung im Hof zur anderen zu sprinten und ein kleines Ziel
abzugeben. Man konnte schließlich nie sicher sein, ob ein Schütze nicht erst noch auf eine
bessere Gelegenheit wartete. Alte Müllcontainer und gestapelte Kisten dienten ihnen Als
Deckung als sie sich auf den nächsten Durchgang vorarbeiteten. Gregor war im Begriff für
den letzten Spurt zum nächsten Durchgang aufzuspringen, als das Rattern eines alten
Maschinengewehrs erklang. Schnell hatten sie sich auf den schmierigen Boden des Hofes
geworfen und hinter der wenigen Deckung verkrochen. Doch nirgends um sie herum schlugen
Kugel ein oder zerfetzte eine Energiesalve ihre Deckung. Es dauerte eine Minute bis sie
begriffen, dass die Schüsse aus einem der gegenüber liegenden Straßen kamen. Also befanden
sich in manchen Häusern doch noch feindliche Soldaten, von nun an würden sie noch
wachsamer sein.

Gregor und Samuel sondierten noch einmal die Fenster des Hofes, während Phillip und Chris
in den nächsten Durchgang spurteten. Als auch Gregor und Samuel in den Schatten des
Ganges untergetaucht waren, erklangen wieder Schüsse. Nach der ersten Salve aus einem
alten Maschinengewehr, es klang wie ein Ak74, antworteten andere Gewehre darauf.
Offensichtlich war in der breiteren Straße, welche ihrer kleinen Gasse gegenüber lag, ein
Feuergefecht ausgebrochen. Nun mussten sie damit rechnen früher oder später auf den Feind
zu treffen.
Chris blickte auf sein Datenblock und rief die Stadtkarte auf. „Noch zwei Höfe, dann sind wir
da,“ murmelte er leise. Gregor hob den rechten Daumen und wies dann mit der Hand Samuel
und Phillip an, die Spitze zu übernehmen. Er selbst blickte auf den eigenen Datenblock und
rief die neusten Befehle des Oberkommandos ab. Aber die Funkübertragung wurden
offensichtlich von den vielen Häusern gestört und so galt immer noch der Befehl in das
Stadtzentrum vorzustoßen. Gregor konnte sich den Grund denken. Im Stadtzentrum lagen die
Kommandoposten des Feindes und sollten diese erst erobert sein, würde der Feind den
Häuserkampf wesentlich schneller aufgeben. Deswegen versuchte der Kommandeur ihrer
Truppen auch einen Keil in die Stadt zu stoßen. Die Kämpfe welche neben diesen Keil aus
Panzern und massiver Infanterie geführt wurden, waren nicht wichtig. Sie waren an so einem
unwichtigen Punkt und dennoch würde es schlimme Folgen haben, wenn sie nicht den Keil
die Flanke decken konnten. Zu diesem Zweck mussten sie weiter vorrücken und eben auch
diese Gasse vollständig erobern. Aber für solche Gedanken hatte er jetzt keine Zeit. Er folgte
seinen Kameraden, die inzwischen den Hof vor ihnen gesichert hatten. Chris bildete den
Schluss und hielt die durchquerte Gasse im Auge.
Wieder ratterte ein altes Ak74, aber diesmal schlugen die Kugel wirklich über ihnen ein.
Samuel und Phillip eröffneten sofort das Feuer auf das Fenster aus dem sie das
Mündungsfeuer gesehen hatten. Ihre Impulsgewehre zerfetzten die Mauer um das Fenster und
rissen große Brocken Mörtel und Steine aus der Mauer. Gregor zog eine Handgranate aus
dem Gürtel, riss den Sicherungsring ab und warf sie in das Fenster. Die dumpfe Explosion
und die dicke Qualmwolke die aus dem Raum hinter dem Fenster quoll sicherte ihnen Seite 199
zumindest diesen Raum. Dort würde kein Feind mehr stehen und schon gar nicht auf sie
Feuern.
Chris zog eine Rauchgranate aus seinem Gürtel und war sie in die Mitte des Hofes. Der gelbe
Rauch hüllte den Hof schnell vollständig ein und verwandelte Gregor und seine Kameraden
zu gelben Schatten. Nun würde der Feind kein klares Ziel mehr haben und höchstens noch
blind in den Rauch feuern können.
Schnell bewegten sie sich auf den nächsten Durchgang zu und verschwanden in den Schatten
des selbigen. Keine Sekunde zu früh wie sie feststellten, als im Hof hinter ihnen zwei
Handgranaten detonierten und das Pflaster aufrissen. Splitter und Staub flogen durch den
Durchgang, aber sie hatten es alle geschafft dem Hinterhalt zu entkommen. Gregor schnaubte
wütend, es lag noch ein Hinterhof vor ihnen und nun war man sich sicher, auch dort auf
Schützen zu treffen. Es gab nur die Möglichkeit sich schnell durch den Hof zu arbeiten und
wieder im nächsten Durchgang zu verschwinden.
Samuel warf eine Rauchgranate und hüllte so den vor ihnen liegenden Hof in den selben
schwefelgelben Rauch wie den Letzten. Schon hörten sie erste Schüsse rattern, offensichtlich
schoss jemand auf gut Glück in den Rauch und hoffte etwas zu erwischen. Gregor lugte aus
dem Durchgang, konnte das Mündungsfeuer jedoch nicht entdecken. Aber das war bei dem
dicken Rauch auch kein Wunder. Somit hatte der Rauch auch seine Nachteile, wie Gregor
feststellte. Zu ihrem Unglück hatte dieser Durchgang auch keine Abzweigungen, welche in
ein Haus führten. Es wäre sicherlich einfach gewesen über eines der Häuser den Hof zu
umgehen, aber nun schien es so, als hätten sie keine Wahl, als den Weg durch den Hof.
Gregor übernahm wieder die Spitze und blickte zum nächsten Durchgang hinüber. Er war
inmitten des gelben Rauches nur ein dunkler Schatten, aber für Gregor stellte es
gewissermaßen ein goldenes Tor dar. Langsam sondierte er den Qualm und hoffte eine
Bewegung zu erkenne, doch kein Schatten schien sich zu rühren. Er gab ein Handzeichen und
sie begannen zu laufen. Irgendwo über ihnen setzte ein Stakkato aus Maschinengewehrfeuer
ein und um sie herum schlugen die Kugeln gegen die Wände und auf das Pflaster des Hofes.
Doch ihr Spurt war zu überraschend gewesen und schon hechtete Gregor mit einem großen
Sprung in die Deckung des nächsten Durchganges. Erst als er dort schwer atmend
angekommen war, realisierte er wie gefährlich diese Aktion gewesen war. Keiner von ihnen
hätte überlebt, wenn sie jemand in diesem Durchgang erwartet hätte. Nachdem ihm dieser
Gedanke durch den Kopf geschossen war und ihm einen kalten Schauer über den Rücken
laufen lies, war auch Chris als die Nachhut in die Deckung des Durchganges gelangt.
Neben ihnen lag die Treppe zu ihrem Ziel. Das Haus direkt hinter der Stellung, die sie
knacken wollten. Wieder übernahm Gregor die Spitze und betrat die erste Stufe der alten
Holztreppe. Knarrend gab sie ein wenig nach, hielt aber stand. Er blickte das Treppenhaus
nach oben, konnte aber keine Gefahr erblicken. Langsam stieg er, die Waffe im Anschlag, die
Treppe nach oben. Als er das erste Stockwerk betrat lauschte er angestrengt nach
verräterischen Geräuschen, doch nur die Tritte der Anderen, auf der Holztreppe, waren zu
hören.
Ein leerer, trostlos erscheinender Flur verlief rechts und links von ihm. An vielen Stellen
konnte man Wasserschäden und bröckelnden Verputz sehen und diese rührten nicht von den
Kämpfen um die Stadt. Ähnliches hatten im Verlauf ihres Vormarsches schon öfters gesehen.
Die Regierung und die im Hintergrund agierende Splittergruppe, die sie bekämpften, schien
seine Bevölkerung mit eiserner Hand regiert zu haben und alles aus ihnen herauszupressen.
Um so mehr wunderte es Gregor wie sehr sich der Feind zur Wehr setzte. Unter den Soldaten
die dem Feind dienten musste es doch auch viele unzufriedene geben, die aus solchen
Verhältnissen stammten.
Gregor bewegte sich langsam nach rechts und näherte sich leise der ersten Wohnungstür auf
diesem Stockwerk. Mit einer knappen Geste wies er seine Kameraden an ihm Deckung zu Seite 200
geben. Die Wohnungstüre war nicht geschlossen und als Gregor vorsichtig hinein blickte, sah
alles danach aus, als wären die Bewohner Hals über Kopf geflohen. Er wies Phillip und
Samuel an die Wohnung zu durchsuchen. Es war gut möglich, dass irgendwo ein Feind hinter
einer Ecke verborgen hielt. Die Beiden glitten leise an ihm vorbei und suchten die Wohnung
ab. Nach drei Minuten gaben sie ihr OK für die Wohnung und Gregor schlich zur nächsten
Wohnung. Wenn sie von hier aus die unter ihnen liegende Stellung angreifen wollten,
mussten sie sicher sein, dass nicht irgendwo noch jemand versteckt auf seine Chance wartete.
Chris war zurück geblieben und sicherte die Treppe ab um unliebsame Gäste zu empfangen.
Auch die nächste Wohnung zeigte das selbe Bild der Flucht und war sauber. Gregor entschied
sich nicht auf das Dach zu steigen, es würde zu lange dauern alle Stockwerke zu sichern nur
um dann von einem Scharfschützen vom Dach geschossen zu werden. Was sie vor hatten
konnte man ebenso gut von den Fenstern über der feindlichen Stellung erreichen. Samuel und
Phillip hatten inzwischen auch die andere Hälfte des Flurs gesichert und waren zu Chris
zurückgekehrt. Gregor ging ebenfalls zur Treppe zurück. Sie mussten immer noch leise sein,
denn es war gut möglich, dass ein Stockwerk über ihnen doch noch der Feind wartete. Um sie
konnte man sich später kümmern, beschloss Gregor und wies Phillip und Samuel an ihm zu
folgen. Sie betraten die Wohnung, deren Fenster direkt über der Stellung lagen. Sie wagten
einen kurzen Blick und konnten die Zahl der Feinde abschätzen. Hinter den dicken
Sandsäcken verbargen sich etwa zehn Soldaten, die meisten rauchten momentan oder
beschäftigten sich anderweitig. In diesem Abschnitt war es seit letzte Nacht ruhig gewesen
und so war die Aufmerksamkeit der Soldaten auf einem Tiefpunkt gesunken. Von den zwei
schweren Stand-MGs, welche die Stellung hatte so schwer angreifbar machte, war nur eines
besetzt und auch diese Mannschaft schien wenig auf die Gasse vor ihnen zu blicken.
Zufrieden stellte Gregor fest, dass die Fensterscheiben in der ganzen Wohnung bereits fehlten
und sie so nicht unnötig Lärm machen mussten bevor sie losschlagen konnten. Er bedeutet
seine Kameraden auf die Gewehre zu verzichten und deutete auf die verbliebenen
Handgranaten an seinem Gürtel. In der engen Gasse unter ihnen würde die Wirkung der
Handgranaten verheerend sein. Samuel und Phillip nickten und nahmen ihre Handgranaten
ebenfalls vom Gürtel. Jeder von ihnen nahm zwei Handgranaten so in eine Hand damit die
Sicherheitsringe zwischen den Fingern herausschauten. So konnten sie beide Ringe zugleich
herausreisen und dann die tödliche Fracht mit einem Wurf nach unten befördern. Gregor
blickte auf seine Kameraden und nickte. Im Stillen zählten sie leise bis drei, dann traten sie
fast zeitgleich an das Fenster, rissen die Ringe von den Handgranaten und ließen sie durch das
Fenster nach unten fallen. Schnell waren die Drei wieder zurückgetreten und hielten sich die
Ohren zu.
Die sechsfache Detonation war ohrenbetäubend und Gregor wusste sofort, dass die gesamte
Stellung unter ihnen keinen lebenden Soldaten mehr barg. Er nickte und nahm sein Gewehr
wieder in die Hand um auf den Gang hinaus zu treten. Die überraschende Explosion schien in
den umliegenden Häusern sowohl Freund als auch Feind geweckt zu haben. Überall flammten
Feuergefechte auf und Gregor ahnte, dass eines der Gefechte von den vorrückenden Soldaten
ihrer Stellung herrührte.
Gerade als er auf den Gang heraustrat erklang im Treppenhaus ein mehrfaches Stakkato alter
Maschinengewehre und Gregor sah Chris an der Treppe zusammensinken. Wie angewurzelt
blieb er stehen und starrte auf Chris, dann auf die Blutspur an der Wand. Erst als Phillip sich
an ihm vorbeidrängte, rührte sich Gregor wieder und griff wieder fester nach seinem Gewehr.
Sie konnten jetzt keinen Gedanken daran verschwenden, dass gerade einer ihrer besten
Freunde gestorben war, sie saßen hier in der Falle, sollte jemand das Treppenhaus besetzt
halten. Dennoch spürte Gregor wie sich in seinem Magen ein eisiger Klumpen formte. Soeben
war der erste Soldat unter seinem Kommando gestorben. Soeben war ein guter Freund vor
seinen Augen gestorben und er hatte nichts dagegen tun können. Wut und Trauer stieg in ihm
auf, doch es gelang ihm sie zu unterdrücken. Seite 201
Langsam bewegten sie sich auf die Treppe zu und auf den Körper von Chris. Eine große
Blutlache hatte sich inzwischen um den Körper ausgebreitet und sickerte langsam in den
rissigen Boden des Flurs. Gregor schluckte hart und setzte den ersten Fuß in die Blutlache. Ihr
Kamerad und Freund war tot, daran gab es keinen Zweifel. Sein Kampfanzug wies unzählige
Einschusslöcher auf und dies am ganzen Körper. Sie mussten sich alle Drei zwingen den
Körper ihres Kameraden nicht anzustarren und sie waren alle heilfroh, dass er auf den Bauch
gefallen war. Zumindest würden sie nicht in sein Gesicht sehen müssen.
Gregor hörte von der Gasse, wie ein Soldat einen lauten Siegesschrei von sich gab. Also war
die Stellung inzwischen genommen worden, aber das half ihnen derzeit auch nicht. Angeekelt
davon, durch das Blut seines Freundes zu gehen, blickte er in das Treppenhaus und versuchte
den Feind auszumachen. Phillip hatte sich inzwischen überwunden und nahm dem gefallenen
Freund die Munition und Handgranaten aus dem Gepäck. Über ihnen rührte sich nichts, aber
der Feind musste immer noch über ihnen sein, denn es gab keinen anderen Weg nach unten.
Erst als Gregor die erste Stufe auf die Treppe nach oben setzten wollte, hämmerte erneut ein
Maschinengewehr los. Die Kugel schlugen knapp neben Gregor ein und veranlassten diesen
mit einer Hechtrolle wieder in den Flur zurück zu springen.
Es war ein Patt entstanden, erkannte Gregor. Beide Parteien waren gefangen, hinderten aber
zugleich den Anderen am Rückzug. Samuel nahm Phillip eine von den Handgranaten aus der
Hand und wies auf die Treppe. Gregor bezweifelte, dass Samuel es schaffen würde die
Handgrante nach oben zu werfen, aber offensichtlich wollte sein Kamerad es versuchen.
Gregor nickte und zog sich zusammen mit Phillip tiefer in den Flur zurück. Es bestand
durchaus die Möglichkeit, dass die Handgranate wieder zurückrollte. Gregor hoffte, dass die
Treppe durch die Detonation nicht völlig zusammenbrechen und ihnen den Weg nach unten
versperren würde.
Samuel trat noch einen Schritt weiter in das Treppenhaus, gerade soweit damit er eine gute
Position zum werfen hatte. Er war sich selbst nicht sicher ob es funktionieren würde, aber
angesichts dessen, was mit seinem Freund geschehen war, wollte er es versuchen.
Er wog die Handgranate in seiner Hand und nahm sich die Zeit abermals seine Schritte zu
planen. Die Treppe endete oben genauso wie in diesem Stockwerk und natürlich war die
Bauweise im ganzen Haus die Selbe. Mit großer Wahrscheinlichkeit stand der Feind, in
seinem Stockwerk, an sehr ähnlichen Positionen wie sie selbst. Ein gut gezielter Wurf und die
Handgranate würde in den Flur rollen. Um das zu erreichen würde er allerdings schräg nach
oben werfen müssen und außerdem dabei so kurz wie möglich ein Ziel abgegeben. Diese
Gedanken waren innerhalb von wenigen Sekunden durch seinen Kopf gerast und nun trat er
noch einen Schritt weiter in die Gefahrenzone. Zumindest befand sich kein Feind auf dem
oberen Teil der Treppe und nahm ihn sofort unter Feuer. Offensichtlich hoffte der Feind
darauf sie alle beim Sturm auf das Stockwerk zu erwischen und lauerte darauf, dass ein erster
Soldat die Treppe hinauf kam. Ich schick Euch was, dachte er und zog den Sicherungsring
von der Granate. Er zählte bis drei, dann holte er aus und warf sie nach oben. Bei dem Wurf
musste er sich mehr oder weniger drehen um den richtigen Winkel zu erwischen, aber er hatte
Glück und der Wurf landete im nächsten Stockwerk. Ein lauter Fluch war alles was er hörte,
bevor die Handgranate detonierte und einen Staubregen von der Decke löste. Die Anderen
waren kurz nach der Detonation aufgesprungen und zogen Samuel nun mit sich. Sicherlich
hatten einige der Feinde im oberen Stockwerk die Explosion überlebt, aber die Gelegenheit
zur Fluch war günstig da der Feind mit Sicherheit verwirrt und desorientiert war. Schnell
rannten sie die Treppenstufen hinab und flohen aus dem Haus. Ihren Auftrag hatten sie erfüllt.
Ägypten, Kairo – Im Palast von Hassan
Seine Konkubinen waren letzte Nacht wieder eine große Freude gewesen, dachte Hassan und
ging in einen seiner unzähligen Besprechungsräume. Heute war es ihm danach den etwas Seite 202
gemütlicheren Raum zu benutzen, da er noch etwas müde von den Anstrengungen der Nacht
war. Viele würde es heute sowieso nicht zu tun geben, vermutete er und betrat den Raum.
Einer der Nachrichtenoffiziere wartete bereits auf ihn und Diener hatten sowohl Tee als auch
frischen Kaffee bereitgestellt. Hassan ignorierte den Offizier und ging an ihm vorbei.
Nachdem er sich auf einem der Kissen niedergelassen hatte lies er sich eine Tasse Kaffee
einschenken. Er atmete den Duft des frischen Kaffees tief ein und winkte dann einmal um die
Dienerschaft hinauszuschicken.
Erst nachdem er die halbe Tasse getrunken hatte und genüsslich ein Stück Orange gegessen
hatte, nickte er dem Offizier zu. Der Mann straffte sich und zog einen Datenblock hervor um
die neusten Nachrichten vorzulesen.
Hassan hatte richtig gelegen, es war tatsächlich nicht viel wichtiges geschehen. Nun es gab
schließlich auch ruhige Tage und dieser schien so ein Tag zu sein. Der Bericht des Offiziers
war schnell vorüber und Hassan entließ ihn. Heute wollte er gemütlich frühstücken und dann
erst an die Arbeit gehen. Es entwickelte sich schließlich alles wie er es geplant hatte und da
konnte er sich eine kleine Auszeit nehmen.
Nachdem er gemütlich sein Frühstück genossen hatte, überdachte er seine vergangenen Pläne.
Nicht alle waren so glatt verlaufen wie dieser. Immer noch schmerzte ihn die misslungene
Anlandung bei Gibraltar. Natürlich, es war seinen Truppen gelungen zu landen und einen
Brückenkopf zu schlagen. Doch Hermandes, der Anführer der spanisch, portugiesischen
Bruderschaft hatte schnell regiert und seinen Vormarsch einige Kilometer hinter der Küste
zum Stillstand gebracht. Letztendlich hatte er sich zurückziehen und so seine Niederlage
eingestehen müssen. Die Tatsache, dass Hermandes der engste Verbündete von Kasian war,
machte die Sache nicht unbedingt leichter verdaulich.
Wenn dies bloß die einzige große Niederlage gewesen wäre, aber es gab da noch viele andere
Niederlagen die ihn immer noch ärgerten. Seine Gedanken wanderten zu den unzähligen
Kongo Expeditionen zu dem verschollenen Tempel von NOD. Er versuchte zu verstehen
warum ein paar Halbwilde und eine kleine Splittergruppe so viele Expeditionen abwehren
konnten. Nur der letzten Expedition war es überhaupt gelungen die Basis und den
vermeintlichen Tempel zu finden. Plötzlich schien Hassan wie vom Blitz getroffen und sprang
von seinem Kissen auf. Endlich wurde ihm klar, wer hinter der angeblich so kleinen und
schwachen Splittergruppe beim Tempel steckte. Es konnten nur die Besahi NOD sein, denn
genau in die Richtung des Kongo waren ihre Überreste geflohen, nachdem sie die Niederlage
im Irak eingesteckt hatten. Der Entschluss war schnell gefasst und mit einem Klatschen rief er
einen Diener herein.
Der Diener verneigte sich ehrfürchtig vor seinem Herrn. „Was wünscht ihr Herr?“ fragte er
und verneigte sich dabei noch mehr. Hassan blickte abschätzig auf den Unterwürfigen und
sagte: „Ist der Kommandeur des Irak Feldzuges schon zurück gekehrt?“ Der Diener schien zu
schlucken, antwortet aber dann: „Ich weiß nicht Herr, aber ich …“
„Dann bring es in Erfahrung und wenn er bereits eingetroffen ist, schick ihn zu mir,“
unterbrach ihn Hassan ungeduldig. Eine weitere Handbewegung reichte und der Diener eilte
aus dem Raum.
Der Kommandeur des Irak Feldzuges war tatsächlich bereits eingetroffen und hatte gerade
gefrühstückt, als ihn ein Diener die Nachricht von Hassan überbrachte. Mu-Berek spürte
augenblicklich wieder seine künstliche Hand und erinnerte sich daran wie Hassan ihn mit dem
Abschlagen der Hand für sein Versagen bestraft hatte. Ein Phantomschmerz jagte seinen Arm
hinauf und behauptete seine Hand würde gerade in ein Nadelbett gedrückt. Ärgerlich
schüttelte Mu-Berek den Arm und verfluchte die kybernetische Chirurgie. Zwar hatte sie ihm
eine neue Hand mit allen normalen Fähigkeiten und noch ein paar netten Zusätzen beschert,
aber von diesen Phantomschmerzen war nie die Rede gewesen. Seite 203
Nachdem er sich auf den Weg zu dem ihm angewiesenen Raum begeben hatte, grübelte er
beim durchschreiten der langen Palastflure darüber nach was Hassan wohl von ihm wollte. Es
hatte schließlich einige Hoch und Tiefs in seiner bisherigen Karriere gegeben und er war
gespannt wohin dieser Besuch bei Hassan führen würde.
Als Mu-Berek in den gemütlich eingerichteten Besprechungsraum eintrat, wurde er von
Hassan freundlich empfangen. Nach einigen freundlichen Floskeln bot Hassan ihm an mit
ihm eine Tasse Kaffe oder Tee zu trinken. Nachdem sie sich gesetzt hatten lobte Hassan
seinen Kommandeur nochmals ausdrücklich für seine Erfolge im Irak. Mit einem Klatschen in
die Hände orderte er bei einem Diener frischen Kaffe und kam schließlich zur Sache.
„Mu-Berek, sie erinnern sich sicherlich noch die Kongo Expedition, nicht wahr?“ fragte er
lächelnd. Mu-Berek nickte und schwieg einen Moment. „Ja natürlich, es war eine immense
Verschwendung an Material.“
Hassan nickte und blickte in seine Kaffeetasse aus der aromatische Dämpfe aufstiegen. Einige
Sekunden später blickte er wieder auf. „Glauben sie man könnte den Tempel, nun da wir
seinen Standort kennen, erobern?“
Mu-Bereks Miene versteinerte augenblicklich, aber nach einigen Sekunden des Schweigens
antwortete er. „Aber sicher, es gibt nichts, was man nicht erobern könnte. Vorausgesetzt man
verfügt über die entsprechenden Mittel und Wege.“ Hassan lächelte und nickte. „Gut
gesprochen. Wissen Sie, heute morgen ist mir ein Licht aufgegangen. Haben Sie sich noch nie
gefragt, warum es so schwer war einer kleinen Splittergruppe den Tempel zu entreißen?“
Mu-Berek hatte sich inzwischen auch eine Tasse Kaffee eingeschenkt und nippte daran.
„Doch, ich habe oft über diese Niederlage nachgedacht,“ antwortete er und rieb unbewusst die
Nahtstelle, die seinen Armstumpf mit der künstlichen Hand verband. Hassan nahm ebenfalls
einen Schluck aus seiner Tasse und lächelte. „Heute morgen würde es mir klar,“ begann er
und machte dann eine kurze Pause bevor er fortfuhr.
„Der Tempel und die Basis dort, gehören zu den Besahi NOD,“ sagte er dann und stellte seine
Tasse wieder auf den kleinen Tisch vor ihm. Wieder schien sich die Miene von Mu-Berek zu
versteinern, aber dieses Mal fiel der Gesichtsausdruck gleich wieder von ihm ab und er blickte
neugierig zu Hassan. „Tatsächlich? Heißt das wir haben schlicht unterschätzt, wer den
Tempel bewacht?“
Hassan kicherte leise und nickte wieder. „So könnte man sagen. Wir rechneten immer
entweder mit einem Stamm wilder Eingeborener oder einer kleinen Splittergruppe. Nie haben
wir aber bedacht, dass sie in der Lage sein könnten unsere Aktionen zu beobachten oder gar
gegen uns koordiniert vorzugehen.“ Er griff erneut nach der Tasse, nippte daran und schluckte
hörbar.

„Und wissen Sie was das Beste ist? Was glauben Sie wohin die Reste der Besahi geflohen
sind?“ fragte er lächelnd.

Mu-Berek sah man an, dass er verstanden hatte worauf sein Anführer hinaus wollte. Er stellte
die Tasse auf den kleinen Tisch vor ihren Kissen und blickte Hassan an. „Ich soll wohl noch
einmal den Tempel angreifen, oder sehe ich das falsch?“ fragte er.

Sein Gegenüber lächelte und nickte. „Mu-Berek, ich schätze ihre schnelle Auffassungsgabe
sehr. Es verbinden sich durch diese Wende zwei Ziele. Ich will diesen Tempel, sie wissen das.
Aber was noch wichtiger ist, die Besahi NOD müssen unbedingt vernichtet werden. Ihr neuer
Führer Slavik könnte gefährlich für uns werden. Wir wollen schließlich nicht, dass er die
Rolle von Kasian übernimmt wenn dieser vernichtet ist.“
„Sie haben also etwas gegen Kasian vor?“ fragte Mu-Berek in einem Anflug von mutiger
Neugier. Hassan schien die würdige, schweigsame Gestik zu gefallen und nickte erneut, aber
nach einer kurzen Pause erwiderte er: „Kasian soll Sie im Moment nicht beschäftigen,
bereiten Sie einen Großangriff auf die Besahi vor.“ Hassan beendete mit einer Handbewegung Seite 204
das Gespräch und Mu-Berek verließ den Besprechungsraum um seinen neuen Auftrag in
Angriff zu nehmen.
10
Raumstation Philadelphia, Hauptquartier der GDI
General Solomon blickte aus einem der Bullaugen auf die unter ihm liegende Erde. Vor
langer Zeit hatte einmal einer der ersten Astronauten gesagt, erst wenn man die Erde von
Oben betrachtet hat, versteht man wie zerbrechlich sie ist. Immer noch war die Erde der blaue
Planet, dachte Solomon, aber wenn sie kein Mittel gegen das Tiberium fanden, würde es nicht
mehr lange dauern bis aus der Erde der grüne Planet geworden war. Er schüttelte traurig den
Kopf und wand sich zu seiner Kommandozentrale um.
Es herrschte geschäftiges Treiben vor den Konsolen und über alle Displays wanderten neue
Daten von den Basen auf der Erde. Unzählige beschäftigten sich mit den überall
aufgeflammten Bürgerkriegen und Solomon war klar, was hinter diesen sogenannten
regionalen Konflikten steckte.
Die Kämpfe zwischen den Nachfolgern der Bruderschaft waren im letzten Jahr immer
heftiger geworden und nun kristallisierten sich erste Gewinner heraus. Er musste wieder den
Drang unterdrücken einfach eine Interventionsstreitmacht zu entsenden um der Sache ein
Ende zu machen. Im Grunde war ihm dieses Spiel zuwider, aber durch seine Zurückhaltung
unterstützte er seinen Handlanger Hassan und dieser Handlanger war auf dem besten Weg die
Bruderschaft zu vereinen.
Natürlich würde dies einige Vorteile für die GDI bringen. Alle Daten aus dem privaten
Netzwerk Hassans flossen direkt zur Spionage-Sonderabteilung und wurden ausgewertet.
General Solomon war über jeden Schritt Hassans im Bilde und das würde er ausnutzen sobald
die Bruderschaft vereint war.
Die einzelnen Splittergruppen auszulöschen hatte sich als sehr schwer erwiesen. Diese
Gruppen hatten die große Verfolgung im ersten Jahrzehnt nach dem Tiberiumkrieg überlebt
und kannten inzwischen alle Tricks um der GDI zu entgehen. Dagegen würde es viel leichter
sein die Bruderschaft endgültig zu vernichten, wenn er auf die Daten von Hassan
zurückgreifen konnte und von jeder Basis die Position kannte.
Wieder blickte Solomon aus dem Bullauge und blickte auf die unter ihm vorüber ziehenden
Kontinente. Natürlich war ihm klar, wie gefährlich dieses Spiel war. Hassan hatte längst
begonnen geheime Basen zu errichten und diese aus seinem Computernetzwerk aufgegliedert.
Doch die Chance die Bruderschaft auf diesem Wege zu vernichten, bedeutete vielen GDI
Soldaten das Leben zu retten. General Solomon hatte als junger Mann oft genug selbst einen
Säuberungstrupp angeführt und hatte gegen die fanatischen Anhänger der Bruderschaft
gekämpft. Inzwischen war der religiöse Wahnsinn und der Kult um Kane noch schlimmer
geworden, es war nicht auszudenken was dies alles anrichten konnte.

General Solomon richtete seinen Blick wieder auf das große Display im Zentrum der
Kontrollwand. Über dieses Display liefen die wirklich wichtigen Nachrichten und
Informationen. Derzeit liefen Berichte über den Bürgerkrieg an der Krim ein. Natürlich war
auch dieser Bürgerkrieg hintergründig ein Kampf zwischen zwei NOD Gruppen und es sah so
aus, als würde die Gruppe um Kasian gerade den Sieg erringen. Satellitenbilder zeigten eine
schwer umkämpfte Hauptstadt. Die Bilder wurden vom Computer bearbeitet und analysiert.
General Solomon stellte erschrocken fest, dass Kasians Truppen sowohl Helikopter als auch
schwere Panzerverbände einsetzten um das Stadtzentrum zu erobern. Sie versteckten sich
offensichtlich nicht mehr vor der GDI sondern gingen offen gegen ihre Feinde vor.
Kasian war ganz eindeutig eine Gefahr für den Plan, den er mit Hassan hatte, dachte
Solomon. Soweit er wusste gab es noch drei große Gruppen in der Bruderschaft und alle drei
kämpften um die Vorherrschaft. Seite 205
Die fanatischen Besahi NOD waren im Irak fast vernichtet worden und flohen nun vor
Hassans Truppen. Doch unter der Führung dieses neuen Mannes, Slavik war sein Name,
hatten sie es geschafft ihre Position wieder zu festigen. Immer noch hatten sie genügend
Einfluss um ihre Interessen geltend zu machen. Verärgert dachte er daran wie sehr er sich im
Irak hatte zurückhalten müssen und von der Presse Kritik eingesteckt hatte. Diese Aktion war
nicht gerade gut für den Ruf der GDI gewesen und dann hatte sie nicht einmal den
gewünschten Erfolg gebracht. Gerade die enorm fanatischen Teile der Bruderschaft mussten
ausgelöscht werden, dem war sich General Solomon sicher.
Die Koalition um Kasian war dagegen mehr ein Zweckbündnis und Solomon schätze die
Gefahr weniger hoch ein. Natürlich war es erschreckend über welche Technologien und
Mittel sie offensichtlich verfügten. Allein die Stealthtechnologie machte ihre Basen
unsichtbar und nahm der GDI so die Möglichkeit effektiv gegen die vorzugehen. Dennoch
war sich der General sicher, Hassan würde mit Kasian fertig werden. Der neue Plan, Kasian
für seine Taten vor ein hohes Gericht der Bruderschaft zu zerren war geradezu genial und
würde sicherlich erfolgreich sein. Ohne die Führung Kasians würde diese Gruppe zerbrechen
und Hassan konnte die Scherben aufsammeln. Die Besahi waren von da an nur noch ein
lästiger Störfaktor.
General Solomon begab sich in die Offizierskantine um einen Tee zu trinken. Er beschloss
noch einmal über seine Pläne nachzudenken. Ein ungutes Gefühl sagte ihm, dass er sich geirrt
haben könnte und der GDI noch einiges bevor stand, wenn die Bruderschaft wieder vereint
sein würde.
Deutschland, In den Privaträumen von Kasian
Als Adjutant Sander den Raum betrat erwachte Kasian wieder aus seinen Gedanken. Er hatte
seit Stunden darüber gebrütet wie er auf die Vorladung des inneren Zirkels reagieren sollte,
war aber zu keinem Ergebnis gekommen. Sander brachte neue Nachrichten über den Krim
Feldzug und Kasian las die Botschaft erfreut laut.
„Krijecsk in den Händen der Koalition. Das Regime wurde abgesetzt und durch
„demokratische“ Kräfte ersetzt. Die aufgegriffenen Offiziere des feindlichen Oberkommandos
wurden wie befohlen hingerichtet. Die verbliebenen Truppenverbände haben bereits auf die
Koalition ihre Treue geschworen. Erwarte weitere Befehle.
Gez. Oberkommando, Krim Feldzug“
Kasian rang das erste Mal seit langem ein Lächeln ab und legte das Blatt Papier auf seinen
Schreibtisch. „Ich denke wir sollten den Truppen erst einmal eine Pause gönnen. Was halten
Sie von einer kleinen Siegesfeier?“ fragte er. „Es würde sich sicherlich gut machen für die
Propagandaabteilung, Sir,“ antwortete Sander. Kasian nickte zustimmend. „Ja, das denke ich
doch auch. Lassen Sie den Kommandeur und eine Auswahl von ausgezeichneten Soldaten für
die Siegesfeier herbringen,“ befahl er. Nach einem Augenblick fügte er hinzu: „Ach und
lassen sie meinen Sohn auch kommen, ich habe mit ihm unter vier Augen zu sprechen.“
Adjutant Sander nickte knapp und verließ die privaten Räume seinen Anführers.
Irgendwo im Bergdschungel des Kongo
Dicke schlammige Erde spritze in die Höhe und zwang Faisal sich noch tiefer zu ducken. Als
die Erde wieder zu Boden kam wurde er wieder von einem Schwall davon eingedeckt.
Langsam begann er diesen Dschungel wirklich zu hassen und sehnte sich wirklich nach den
einfachen Strukturen, die er aus Wüstenkämpfen kannte. Irgendwo rechts von ihm hämmerte
ein Impulsgewehr und zerfetzte dort Büsche wo sie den Feind vermuteten.
Seit zwei Tagen hockten sie nun in einem kleinen Vorposten und kamen nicht weiter. Ihr
gesamter Konvoi hatte gestoppt um aufzutanken und erste Kommandos abzustellen. Slavik
hatte einen Teil seiner Männer ausgeschickt um Vorposten zu bemannen, da er befürchtete,
Hassan könnte sie verfolgen. Ihr Anführer hatte Recht gehabt. Eine Hassan treue Gruppe Seite 206
dieser Region hatte versucht ihnen den Weg abzuscheiden und eine Brücke gesprengt. Nun
versuchten sie die Reparatur der Brücke zu behindern und griffen immer wieder aus dem
Dschungel an. Aber gestern Nacht hatten die Späher endlich das Lager der Feinde ausfindig
gemacht und herausgefunden wie schwach diese Gruppe in Wirklichkeit war. Hassan hatte
wenig Verbündete in dieser Region und so opferte er wohl diese kleine Gruppe bis
Verstärkung eintraf. Dies war natürlich noch ein Grund schneller voran zu kommen und
endlich den Tempel zu erreichen.
Eine weitere Explosion riss ihn aus seinen Gedanken und lies ihn wieder nach seinem Gewehr
greifen. Er gab ebenfalls eine Salve auf das Dickicht vor ihnen ab und sprintete dann aus seine
Deckung. Schnell war er wieder hinter einem Baumstumpf verschwunden, verfolgt vom
wütenden Pfeifen einige Kugel die hinter ihm einschlugen.

Der Feind war umzingelt und ihm ging die Munition aus. Trotzdem hielt seine Verteidigung
um das Lager und selbst die hartnäckigen Anstrengungen von Faisals Truppe hatte den
Widerstand noch nicht brechen können. Immerhin schienen ihnen inzwischen die
Mörsergranaten ausgegangen zu sein und so gelang es Faisal näher an den Feind heran zu
kommen. Viele seiner Leute waren im tödlichen Sperrfeuer der Granaten umgekommen, aber
Faisal trieb seine Leute weiter an um den Feind endlich zu schlagen. Er lugte an dem
Baumstumpf vorbei und erhaschte durch die Blätter einen ersten Blick auf die feindliche
Basis. Es war nicht mehr als eine kleine Basis aus Zelten und einigen Schützengräben. Drei
hohe Bäume hatte man auf der gerodeten Fläche stehen lassen, die Kronen gestutzt und sie zu
Türmen umfunktioniert.
Faisal überdachte die Lage und entschloss sich das Lager nicht offen zu stürmen. Die Türme
zu beseitigen würde mit Sicherheit vielen seiner Soldaten das Leben kosten. Aber es gab
schließlich noch andere Möglichkeiten des Dschungelkampfes, soviel hatte in der letzten Zeit
gelernt. Nun da der Feind wie sie zuvor in einer Basis hockte, konnte er den Spieß umdrehen
und immer wieder aus dem Dschungel hervorstoßen. Über Funk forderte er
Unterstützungsfeuer seiner wenigen Mörser an. Es dauerte eine Minute bevor er das Pfeifen
der Granaten zu hören war.
Während die ersten Granaten im Lager des Feindes einschlugen kam einer seiner
Untergruppenführer zu ihm und berichtete ihm. Faisal zog solchen Rapport immer noch vor.
Die kurzen schriftlichen Berichte per Datenblock mochte sicherer sein und man musste seine
Deckung nicht verlassen, aber dabei ging so manches verloren. Der Anführer eines
Kommandos musste den Überblick behalten.

Der Untergruppenführer berichtete von den Verlusten die sie erlitten hatten und bat um neue
Anweisungen. Faisal befahl ihm am Rande des Dickichts Position zu beziehen und von dort
einen ersten Angriff durchzuführen. Er blickte noch einmal kurz aus der Deckung auf das
Lager. Inzwischen hatte dieses schwer unter den Einschlägen der Granaten gelitten und einer
der drei Bäume war sogar umgestürzt. Die Hälfte der Zelte schien zerstört und auch das
Grabensystem schien nicht mehr intakt. Er gab seinem Untergebenen den Befehl einen der
Bäume und seine Besatzung in Brand zu setzen. Sie sollten dazu einen Flammenwerfer
verwenden und sich dann schnell wieder zurückziehen. Der Untergruppenführer nickt und
verschwand wieder.
Faisal wischte sich den Schlamm aus den Gesicht und versuchte auf dem verschmierten
Display seines Gefechtsdatenblock die Meldungen zu lesen. Er stöhnte müde und bete zu
Kane, dass sie hier bald fertig sein würden.
Deutschland, In der Zentralhöhle der Koalition
Gleich würde die Siegesfeier beginnen, dachte Kasian und glättete noch einmal seine
Uniform. Er trug eine schlichte schwarze Uniform der Bruderschaft und verzichtete bewusst
auf jegliche Rangabzeichen. Man hätte ihn für einen Rekruten halten könne, wäre da nicht
sein Alter gewesen. Dieser Gedanke brachte Kasian zum lächeln. Ja er war Alt geworden, Seite 207
aber noch nie war er seinen Zielen so nah gewesen. Auch wenn ihm derzeit die Vorladung
einen großen Stein in den Weg gelegt hatte.
Die Höhle in der die Feier stattfand, war direkt aus dem dunklen Fels gehauen worden und für
den heutigen Tag mit langen leuchtenden Bannern der Bruderschaft geschmückt. Die Banner
hingen von der hohen Decke hinab und wallten langsam in einem schwachen Luftzug.
Ein großes schwarzes Podium hatte man ebenfalls aufgebaut und dahinter eine großes Display
installiert. Gerade strömten die Gäste und Zuschauer herein, alle in schwarzen Galauniformen
der Bruderschaft gekleidet. Es war eine große Ehre für die Gäste an so einer Veranstaltung
teilnehmen zu dürfen und sie waren aus vielen Bewerbern ausgewählt worden. Eine Reihe aus
den neuen Elitetruppen der Koalition, der sogenannten Skorpione, bildete eine Sperre
zwischen dem Podium und den Anhängern der Bruderschaft. Nachdem Ruhe eingekehrt war,
trat Kasian auf das Podium und wurde mit tosendem Jubel empfangen. Breit lächelnd reckte
er eine Faust in die Höhe und ging auf das Rednerpult zu. Er baute sich hinter dem Pult auf
und lächelte in das Publikum. Im Hintergrund zeichneten mehrere Kameras den Jubel der
Masse und Kasian auf.
Nach einiger Zeit ebbte der Jubel ab und Kasian räusperte sich.
„Meine Brüder, wir sind heute hier zusammen gekommen um einen Sieg zu feiern,“ begann er
seine Rede. „Unsere Kämpfer haben viele Entbehrungen auf sich genommen um die
unterjochten Länder am Schwarzen Meer zu befreien. Und ich kann Euch sagen, sie
WURDEN befreit!“
Wieder hallte großer Jubel durch die Höhle und Kasian hob beschwichtigend die Hände.
„Ja, wir haben Grund zum feiern. Wir haben dem armen Menschen dieser Länder das Licht
Kanes zurück gebracht. Wir brachten ihnen Frieden, Sicherheit und verjagten ihre
Unterdrücker!“ Er machte eine kurze Pause und lies die Worte wirken, dann rief er lauter als
zuvor: „Das göttliche Licht Kanes hat uns auf diesem Feldzug begleitet.“
Der Jubel war Ohrenbetäubend und schien nicht enden zu wollen. Die Höhle und ihr Hall
verstärkte die Wirkung noch und es schien als ob Kasian vor Zehntausende sprach. Wieder
hob er die Hände um die Menge um Schweigen zu bringen.
„Aber lasst uns die Männer feiern, die diesen Sieg erst möglich machten,“ rief er und zeigte
auf eine Seite des Podiums. Die Worte von Kasian waren das Signal gewesen und eine Reihe
von Soldaten in einfachen Kampfanzügen betraten das Podium. Sie bauten sich links und
rechts um Kasian auf und regten unter dem Jubel der Menge ebenfalls die Fäuste in die Höhe.
Kasian deutete auf einen der Soldaten und er trat vor. „Dies hier, meine Brüder, ist der
Kommandeur des Feldzuges. Seht ihn Euch an und betrachtet einen Soldaten der von Kanes
Licht berührt worden ist.“
Jubel brandete über das Podium und der Kommandeur hob lächelnd die Arme zu einer
Siegerpose. Kasian trat an ihn heran und steckte ihm einen Orden an die Brust. Nach und nach
stellte er die anderen Soldaten vor und zeichnete sie mit einem Orden aus. Schließlich wand
er sich wieder ganz dem Publikum zu.
„Kanes Licht hat uns berührt, Brüder!“ begann er erneut. „Seht diese Krieger vor mir,“ und
er deutete auf die Reihe Elitekämpfer vor dem Podium. „dies sind unsere Skorpione. Dies
sind Kanes Kinder und sie tragen das Licht in die Welt. Sie sind die Vollstrecker der Visionen
die einst Kane hatte.“
Kasian ballte die Hand zur Faust und hob sie in die Höhe. „Seht diese Faust und wisset. Diese
Faust wird alle Feinde dieser Visionen zerschmettern und in den Staub werfen,“ wieder
deutete er auf die Elitesoldaten vor ich.
„Sie sind meine verlängerte Faust, diese Skorpione werden die GDI und ihre Verbündeten zu
Staub zermahlen.“ Die Menge, von der Rede mitgerissen, jubelte im blinden Fanatismus und
begann das Leitmotto von Kasian zu brüllen.
„Eine Bruderschaft! Ein Wille! Eine Vision! Im Namen von Kane!“ erklang es tosend aus der
Menge. Kasian ging darauf ein und antwortete: „Kane lebt im Tode!“ Seite 208
Damit war die Rede beendet und Kasian regte wieder die Fäuste in die Höhe. Die Menge
feierte ihn und verehrte ihn gar als Propheten der Kanes Willen verkündete. All dies wurde
von den Kameras aufgezeichnet und an alle Basen der Bruderschaft verschickt.
11
Deutschland, In den Privaträumen von Kasian
Gregor hatte in einer kleinen Sofaecke Platz genommen und musterte seinen Vater. Es war
lange her seit sie sich gesehen hatten und beide hatten sich verändert. Während Gregor seinen
Vater betrachtete, bemerkte er die tiefen Augenringe und die neuen Falten in seinem Gesicht.
Die Bruderschaft zu vereinen war immer sein größtes Ziel gewesen, doch nun zeigte sich, was
ihm dies abverlangte, dachte Gregor und wartete darauf, dass sein Vater etwas sagte.
Kasian blickte müde auf den kleinen Couchtisch in der Mitte der Ecke und griff nach etwas
Gebäck, welches in einer Schale darauf stand. Adjutant Sander hatte die Schale zusammen
mit einer Kanne Tee herein gebracht und war dann wieder verschwunden. Schließlich blickte
Kasian auf. „Warum wolltest du nicht bei der Siegesfeier auf das Podium?“ fragte er. Gregor
griff nach seiner Tasse Tee und nippte daran. „Soll ich mich als Sieger feiern lassen, nachdem
unter meinem Kommando ein guter Freund gestorben ist?“ entgegnete er bitter. Sein Vater
nickte und legte das angebissene Gebäck auf seinen Teller. „Ich habe davon gehört. Aber ihr
habt gute Arbeit geleistet und das verdanken sie auch deinem Kommando.“ Gregor stellte
seine Tasse klirrend auf den Tisch. „Heißt das ich soll kein schlechtes Gewissen haben?“
fragte er barsch. Kasian schüttelte den Kopf. „Nein, Sohn. Genau das ist es was einen guten
Anführer auszeichnet. Er sorgt sich um seine Leute. Aber Soldaten sterben und es sind immer
irgendjemandes Freunde dabei. Diese Tatsache muss man ebenso akzeptieren.“
Gregor nickte langsam und sank tiefer in die Couch. „Ich glaube ich hätte es verhindern
können, Vater. Hätte ich ihn nicht direkt an der Treppe postiert, würde er mit uns feiern
könne.“ Sein Vater schüttelte den Kopf und nahm einen weiteren Schluck Tee. „Glaub mir
Sohn. Die Frage, ob man es hätte verhindern können, wird dich lange quälen. Aber denke
daran, dass du Verpflichtungen hast, die du erfüllen musst.“
Gregor musterte die Züge seines Vaters und stellte eine Veränderung darin fest. Nach einigen
Augenblicken des Schweigens fragte er nach. „Was hast du, irgendwas stimmt nicht oder?“
Die Miene seines Vaters verhärtete sich einen Augenblick, dann nickte er. „Ich habe in letzter
Zeit viel über meinen Nachfolger nachgedacht,“ sagte er dann. Gregor hob überrascht eine
Augenbraue. „Nachfolger? Du wirst die Koalition noch lange anführen. Oder hast du vor in
Rente zu gehen?“
Kasian lächelte matt und schüttelte den Kopf. „Ich bin noch fit, glaub mir Sohn. Aber es gibt
auch andere Faktoren die nicht von uns gesteuert werden können.“ Er machte eine kurze
Pause und stellte eine Tasse auf den Tisch. Dann faltete die Hände über dem Bauch und lies
sich ebenfalls tiefer in die Kissen sinken, bevor er fortfuhr. „Auch ich habe Fehler gemacht
und das Leben meiner Leute aufs Spiel gesetzt, mein Sohn.“ Gregor überdachte die Worte
seines Vaters, wusste aber damit nichts anzufangen. „Du hast selbst gesagt, dass so etwas im
Krieg geschieht. Was hat das mit deinem Nachfolger zutun.“ Kasians Falten schienen tiefer zu
werden und er wirkte alt. „Es ist der Grund, warum ich einen Nachfolger benötige,“ erwiderte
er.

Überrascht blickte Gregor seinem Vater in die Augen. „Wie meinst du das?“ fragte er. Kasian
lies den Kopf ein wenig sinken und blickte auf seine gefalteten Hände. „Erinnerst du dich an
die Tafeln in unserem Haus?“ Gregor nickte und erwiderte: „Natürlich, du wolltest sie immer
übersetzten, aber irgendwie bist du nie voran gekommen.“ Kasian lächelte erneut matt und
setzte sich ein wenig auf. „Ich habe sie übersetzt, Sohn.“ Er machte eine kurze Pause und
holte tief Luft. „Aber ich habe sie falsch verstanden und das war mein Fehler.“ Eine bittere Seite 209
Miene zog nun über sein Gesicht und er blickte zu Boden. „Die Tafel schien mich anzuweisen
das Tiberium zum Wohle der Bruderschaft zu verbreiten und das habe ich getan. Im Namen
von Kane und seinen Visionen.“ Gregor blickte erschrocken auf seinen Vater. „DU hast das
Tiberium in Europa verbreitet?“ fragte er schockiert. Sein Vater nickte nur und vermied es
seinem Sohn in die Augen zu blicken. Gregor überdachte dies einen Augenblick, dann straffte
er sich. „Aber deswegen benötigst du keinen Nachfolger,“ stellte er fest.
„Nein, deswegen benötigte ich keinen Nachfolger, es ist nur der Auslöser,“ antwortete Kasian
und beantwortet damit Gregors Frage nur halb. „Jetzt sag Vater, was ist los,“ stieß Gregor
ungeduldig hervor. Sein Vater hob die Hände, als ob er Gregor beschwichtigen wollte und
holte Luft.
„Der innere Zirkel, die Versammlung aller wichtigen Anführer der Bruderschaft, will mich
vorladen. Sie wollen mich vor ein hohes Gericht der Bruderschaft stellen und für das
Vergehen zur Rechenschaft ziehen,“ erklärte Kasian. „Einigkeit in der Bruderschaft? Das ist
aber was Neues,“ meinte Gregor und wunderte sich über die Vorladung. „Ja, das ist neu und
wurde mit Sicherheit von Hassan inszeniert. Ich hatte gehofft ich könnte den Fehler geheim
halten, aber wir haben wohl einen Spion im Hauptquartier. Jedenfalls klingt dieses Gericht
mehr wie ein Witz.“ Gregor stimmte diesen Vermutungen zu und nickte. „Aber warum bist du
dann besorgt? Du willst doch nicht auf diese Vorladung eingehen, oder?“ Kasian schüttelte
den Kopf. „Ich muss, sollte ich dort nicht erscheinen würde man mir vorwerfen, nicht um die
Einigkeit der Bruderschaft bemüht zu sein. Damit würde mein Leitspruch, die von mir
entworfenen Ziele in sich zusammen fallen und mit ihr die Koalition.“ Gregor stand auf und
schaute auf seinen Vater. „Aber die wollen dich doch dort eh absägen. Wahrscheinlich
würdest du direkt im Anschluss daran hingerichtet werden. So eine Chance lässt sich Hassan
sicher nicht entgehen,“ protestierte er.
Sein Vater stand ebenfalls auf und blickte zu seinem Sohn auf. Wieder einmal stellte er fest,
dass sein Sohn ihn doch um mehr als einen Kopf überragte. „Aber ich werde trotzdem gehen
müssen um mein Erbe zu erhalten. Verstehst du nun war ich einen Nachfolger brauche?“
fragte er.
Gregor verstand nun was sein Vater vorhatte und war damit gar nicht einverstanden. Aber er
wusste auch, dass sein Vater nicht von diesem Vorhaben abzubringen war. Sein Vater schien
das Gespräch für beendet zu halten und verließ den Raum.
Gregor blieb allein im Raum stehen und blickte einen Moment ins Leere. Dann beschloss er
den Gedanken an das, was sein Vater vorhatte erst einmal zu verdrängen und nach seinen
Freunden zu schauen. Zwar stellte sich für Gregor nur noch die Frage, wen sein Vater als
Nachfolger ausgewählt hatte. Aber er vermutete es würde Sander sein, der den Posten
übernahm. Er beschloss seinen Vater beim Abendessen danach zu fragen und verließ
ebenfalls den Raum.
Er durchquerte einen Korridor und stieg die kleine Treppe in das Kommandozentrum hinab.
Es war später Nachmittag und dies war schon immer die Zeit gewesen, wo es etwas ruhiger
wurde. Adjutant Sander war als ranghöchster Offizier anwesend und las einen der Berichte,
die man ihm übergeben hatte. Genauso wie seine Untergebenen hatte auch er eine Tasse
Kaffee an seinem Platz stehen und nippte ab und an daran. Irgendwo in einem Nebenraum des
Kommandoraums konnte man das leise Gurgel einer Kaffeemaschine hören. Es war
offensichtlich wirklich ein ruhiger Nachmittag, stellte Gregor fest und durchquerte den Raum.
Sander blickte kurz auf und nickte im freundlich zu, bevor er sich wieder seinem Bericht
zuwandte.
Gregor hatte den Kommandoraum zur Hälfte durchquert als einer der Nachrichtenoffiziere
genervt fluchte und auf eine Konsole hieb. Er blieb stehen und sah dem Offizier zu wie er
verzweifelt auf der Tastatur herum hämmerte. Sander stand bereits kurz darauf neben ihn und
bedachte den fluchenden Offizier mit einem tadelnden Blick, nicht aber ohne auch ein wenig Seite 210
zu schmunzeln. Gregor trat heran und fragte: „Was ist denn los?“ Sander zuckte die Achseln.
„Seit einiger Zeit haben wir ab und an Ausfälle an den Geräten. Muss an einer Leitung liegen
oder so. Es fällt immer nur eine Konsole aus und der Hauptrechner verbraucht laut den
Protokollen dann Unmengen an Speicherkapazität, obwohl gar keine Rechenaufträge
vorliegen. Die Techniker grübeln immer noch über den Grund und suchen nach einer
Lösung,“ erklärte Sander. Gregor runzelte und blickte auf den Bildschirm auf dem die
Anzeigen eingefroren waren. „Ein Virus oder ein Wurm vielleicht,“ fragte er und blickte
Sander an. Dieser zuckte die Achseln. „Das wäre dann aber ein verdammt komischer Wurm.
Er nimmt uns nur Rechenkapazität wenn nichts ernstes zutun ist, zerstört nichts und ist auch
sonst kaum zu sehen, außer wenn mal eine Konsole auffällt. Ein Spionagevirus oder etwas
ähnliches kann es auch nicht sein. Die Techniker haben nichts finden können was darauf
hindeutet. Ich glaube wir haben ein Problem mit den Leitungen. Heute Abend schicke ich ein
Team raus, die sollen in den Schächten mach Tiberiumratten suchen, wäre nicht das erste
Mal, dass diese Mutanten unsere Leitungen anknabbern.“
Gregor schüttelte den Kopf. „Computer sind schon eine Wissenschaft für sich,“ meinte er
lächelnd und verabschiedete sich.
Es war Abend geworden und er hatte mit seinem Kameraden den Rekruten bei der
Ausbildung zugesehen. Natürlich hatten sie vieles belacht und mit ihrer Ausbildung bei Terag
verglichen. Hier und da hatten bemängelten sie etwas und murrten über nachlässige
Ausbilder. Aber dann tauchte ihr alter Ausbilder und Gruppenführer Terag auf dem
Übungsgelände auf und scheuchte eine Schar Rekruten herum. Nun wussten sie endlich wo
ihr Gruppenführer ab geblieben war. Er bildete die Elitesoldaten für die Koalition aus und
machte aus ihnen die berühmten Skorpione. Nach einiger Zeit bemerkte Terag die Beobachter
und schritt auf sie zu. Zuerst wollte er, dem Gesichtsausdruck nach, die unverschämte
Schaulust der Soldaten bestrafen, doch dann hellte sich sein Gesicht auf, als er seine erste
Ausbildungsgruppe erkannte. Sie begrüßten sich herzlich und sprachen über alte Zeiten. Die
Rekruten blickten auf die Soldaten, als wären sie die leibhaftigen Söhne Kanes. Offensichtlich
waren sie zum Einem unendlich dankbar für die Verschnaufpause und zum Anderen sahen sie
zum ersten Mal Soldaten die Terags Ausbildung offensichtlich überstanden hatten ohne
geistigen Schaden zu nehmen. Terag schien das nur zu amüsieren und scheuchte seine
Rekruten in die nächste Schlammgrube, damit er sich weiter unterhalten konnte.
Erst als Gregor aus die Uhr sah, bemerkte er, dass er zu spät zum Essen mit seinem Vater
kam. Schnell verabschiedete er sich und rannte durch einen Tunnel zum nächsten
Transportwagen der in der Höhle pendelte.
Auf dem Weg zur Zitadelle im Zentrum der Höhle fuhr er an den Gefangenenlager vorbei.
Sofort waren seine Gedanken wieder bei Yeremi, seinen alten Freund. Er beschloss heute
beim Essen seinen Vater dazu zu bringen, seinen Freund endlich frei zu lassen. Auf so eine
Gelegenheit hatte er schon lange gewartet und nun bot sich ihm die Chance. Während der
restlichen Fahrt überdachte er die Möglichkeiten seinen Vater zu überreden, Yeremi
freizulassen.
Das Essen war natürlich vorzüglich und war von Kasians persönlichen Koch gezaubert
worden. Es waren keine weiteren Gäste im Speisezimmer, also wollte Kasian ein Gespräch
mit seinem Sohn. Nicht einmal Sander war in der Nähe und wartete auf Befehle. Das
Überraschte Gregor dann doch sehr, als Kind war Sander immer wie ein älterer Cousin
vorgekommen und war von ihm auch so behandelt worden. Irgendwie gehörte Sander zur
Familie, dachte Gregor und nahm mit der Gabel noch ein Stück Wild.
Sein Vater schien so wenig Appetit zu haben wie er selbst. Zu sehr wurde das erste
Familienessen der letzten Monate von der Vorladung des inneren Zirkels überschattet. Seite 211
Dennoch hatte sich Gregor dazu entschlossen seinen Vater darum zu bitten seinen Freund
Yeremi frei zu lassen.
Als sie das Abendessen beendet hatten machte Gregor den ersten Anlauf. Er holte tief Luft
und sagte: „Wie geht es eigentlich Yeremi?“ Kasian blickte überrascht auf und runzelte die
Stirn. „Er lebt und leistet im Lager seinen Beitrag für die Bruderschaft. Warum fragst du
Gregor?“
Gregor blickte auf den leeren Teller vor ihm. „Ich will nicht einen meiner Freunde im
Gefangenenlager besuchen,“ erwiderte er. Sein Vater schüttelte den Kopf. „Ich werde ihn
nicht frei lassen können. Er weiß zuviel. Dein Freund hat unsere Höhle gesehen und vergiss
nicht sein Vater ist immer noch bei der GDI.“ Gregor blickte wütend seinen Vater an.
„Yeremi stellt mit Sicherheit keine Gefahr für uns dar. Gut er weiß das diese Höhle existiert.
Aber die GDI wird nicht den ganzen Untergrund Deutschlands umgraben um diese Höhle zu
finden, nur weil ein Gefangener von einer großen unterirdischen Basis berichtet.“
Kasian griff nach seinem Weinglas und schwenkte den Inhalt im Glas. „Bist du dir da so
sicher?“ fragte er schließlich. Gregor nickte nur.
Sein Vater seufzte und schüttelte den Kopf. „Nein mein Sohn. Solange ich hier die Führung
habe wird Yeremi im Lager bleiben. Was du tun wirst, wenn du das Kommando übernimmst,
ist deine Sache.“ Gregors Kopf schnellte überrascht nach oben. „Wie meinst du das, wenn ich
das Kommando übernehme?“ fragte er sichtlich verblüfft. „Was glaubtest du wer mein
Nachfolger sein würde?“ entgegnete Kasian und begann zu lächeln. „Ah Sander, ich verstehe.
Nein,“ er schüttelte den Kopf. „Sander ist ein guter Adjutant, aber er ist ausgebildet zu dienen,
nicht zu führen. Du allerdings…“ er brach ab und blickte seinem Sohn in die Augen. „Du
allerdings hast eine andere Ausbildung durchlaufen. Sander wird dich morgen früh
einweisen.“ Gregor, der gerade seien trockenen Mund befeuchten wollte, verschluckte sich an
seinem Getränk. „Morgen?“ hustete er heraus. Sein Vater nickte. „Ich werde heute Nacht
abreisen und mich dem inneren Zirkel stellen.“ „Das kannst du nicht tun,“ platzte Gregor
hervor. Sein Vater schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Wahl. Es muss sein.“ Mit diesen
Worten stand er auf und verließ den Raum. Gregor blieb wie betäubt sitzen und starrte auf den
leeren Platz seines Vaters.
Kasian ging gleich im Anschluss an das Abendessen zu seinen Koffern, die er schon am
Nachmittag hatte packen lassen. Es hatte ihn dann doch überrascht, dass sein Sohn nicht
damit gerechnet hatte seinen Posten zu übernehmen. Aber das war mit Sicherheit nicht
schlecht. Jemand der zu sehr auf die Macht aus ist, würde Fehler begehen und seine
Organisation gefährden. Die Bescheidenheit und auch das schlechte Gewissen über den
Verlust eines Untergebenen, von dem Gregor berichtet hatte, machten seinen Sohn erst zu
einer Person die seine Organisation übernehmen konnte. Zumindest erschienen ihm diese
Attribute wichtig, den Rest musste Sander erledigen und seinen Sohn einweisen.
Kasian nahm seinen Koffer in die Hand und blickte noch einmal durch ein Fenster auf seine
Basis. Vermutlich würde er dies zum letzten Mal tun, aber er hatte vorgesorgt und so schnell
würde Hassan die Koalition nicht loswerden. Er lächelte grimmig und betrat seinen Aufzug,
der ihn direkt zum Bahnhof bringen würde. Er erinnerte sich, wie viel Mühen es gekostet
hatte, das geheime unterirdische Bahnnetz zu errichten um alle Basen zu versorgen ohne von
der GDI entdeckt zu werden. Inzwischen waren die Tunnels soweit ausgebaut, dass er selbst
sein weit entferntes Ziel recht schnell erreichen konnte ohne umzusteigen.
Er dachte an sein Ziel und gratulierte Hassan insgeheim für die Wahl. Das Treffen des inneren
Zirkels würde auf Zypern stattfinden. Im Grunde war es neutrales Gebiet, da es dort keine
aktive Gruppe der Bruderschaft gab. Bisher hatte alle Gruppen die Tatsache abgeschreckt,
dass die GDI dort sowohl einen großen Marinestützpunkt, als auch ein Ausbildungslager
unterhielt. Doch trotz dieser Präsenz hatte die GDI nie die versteckte Basis in den Bergen
entdeckt und genau in dieser würde das Treffen stattfinden. Es würde sicherlich interessant Seite 212
sein, einmal alle Widersacher auf einem Fleck zu sehen. Dieser Gedanke amüsierte Kasian
ungemein. Jeder der Führer würde eine Anzahl an Leibwächtern mitbringen um die eigene
Sicherheit zu garantieren, es würde sicherlich eine groteske, von misstrauen bestimmte
Versammlung sein.
Kongo, auf einem Berg über dem Tal des Tempels von NOD
Der Anblick war irgendwie atemberaubend, dachte Faisal. Unter ihm im Tal erhob sich die
Tempelanlage und die darum errichtete Basis. Er kannte aus vielen Abbildungen den Tempel
von NOD, der in Sarajevo gestanden hatte, aber die Bauweisen unterschieden sich völlig. Der
Tempel unter ihm im Tal, erinnerte an die alten Ausbildungsanlagen der NOD Infanterie.
Diese Anlagen hatten über ihrem Tor eine große Hand aufragen lassen. Die Hand von NOD
hatte sie Kane einmal genannt und es war ein Symbol für die Schlagkraft der NOD Infanterie
gewesen.

Der Tempel dort unten im Tal schien eine größere Version dieser Hand von NOD zu sein.
Wenn auch bei genauerer Betrachtung auffiel, dass der Tempel wesentlich älter sein musste.
Faisal und seine Truppe hatten gestern den Feind geschlagen und waren dann als
Rückendeckung hinter dem Konvoi her marschiert. Es war ein langer und beschwerlicher
Weg gewesen, aber der Anblick des Tales schien alle zu entschädigen. Im Tal selbst hatte sich
die kleine Rumpfmannschaft und die neu eingetroffenen Truppen bereits organisiert. Überall
war man geschäftig dabei LKWs auszuladen und Material einzulagern. Einige Trupps gingen
auch an die Ausbesserung von Gebäuden und Verteidigungsanlagen. Man rechnet also mit
weiteren Angriffen, dachte Faisal und machte sich an den Abstieg ins Tal.

12
Zypern, Versammlung des inneren Zirkels
Kasian war sichtlich überrascht über den guten Zustand der Basis. Mit großer
Wahrscheinlichkeit hatten Hassans Leute hier noch renoviert bevor die Versammlung
einberufen wurde. Alles schien perfekt organisiert zu sein. Ein weiterer Hinweis auf eine
längere Planung und nicht etwa auf die angeblich so plötzlich und dringend einberufenen
Versammlung. Kasian lächelte grimmig und nickte anerkennend. Hoffentlich würde sein
eigener Plan gelingen, dachte er und betrat das ihm zugewiesene Zimmer. Jeder der Anführer
hatte einen bestimmten Abschnitt des Wohnbereiches zugeteilt bekommen, um seine
Leibwachen und sich selbst unterzubringen. Die erzwungene Enge zu den Erzfeinden lies vor
allem die Leibwachen nervös werden und es war schon mehrmals zu Reibereien gekommen,
aber Kasians Leibgarde, eine Abordnung der Skorpione, hatte sich zum Glück zurück
gehalten. Kasian hatte sich in dem kleinen Quartier bereits eingerichtet und einige der
Spionageeinrichtungen unschädlich gemacht. Inzwischen lagen fünf Wanzen und eine kleine
Kamera auf dem Schreibtisch und mit Sicherheit waren das noch nicht alle. Trotzdem setzte
er sich und ging einige Notizen durch mit denen er sich verteidigen wollte.
Einige Stunden später trat der innere Zirkel zu seiner ersten Versammlung zusammen. Hassan
hatte zu diesem Zweck extra die alte Kommandozentrale entfernen lassen und noch ein paar
andere Wände einreißen lassen. Doch nun gab es einen großen, sonst in einer Basis unübliche
Versammlungssaal. Der gesamte Raum war in Schwarz und Rot gehalten und nur das alte
Skorpionbanner der Bruderschaft war an den Wänden abgebildet. Die neuen Wappen der
einzelnen Führer waren verboten, um die Einigkeit des Zirkels zu demonstrieren.
Ein Ring aus schwarzem Granit umfasste den Raum und diente als Tisch. Auf der einen Seite
war der Ring etwas erhöht und gab dem Vorsitzenden des Zirkels einen erhöhten Blick auf die Seite 213
Runde. Gegenüber dieses erhöhten Platzes befand sich die einzige Lücke im steinernen Ring,
welche es einer Person ermöglichte in die Mitte des Ringes zu gelangen.
Nach und nach kamen die einzelnen Führer durch den Eingang und verteilten sich auf die
ihnen zugewiesenen Plätze. Kasian betrat den Raum zusammen mit seinem Freund Antonio
Hermandes, dem Anführer der spanisch, portugiesischen Bruderschaft. Zwar waren sie enge
Verbündete, aber Hermandes war nicht völlig Teil der Koalition und so stand ihm auch ein
Platz im Zirkel zu. Kasian, als Vertreter der mächtigen Gruppe der Koalition nahm gegenüber
von Hassan Platz. Hermandes hatte den Platz gleich neben ihm zugewiesen bekommen, was
natürlich kein Zufall war. Ihr Widersacher Hassan und Initiator dieser Versammlung hatte die
Plätze nach Fraktionen verteilt.
Zur Überraschung aller war auch der neue Besahi Führer Slavik gekommen. Ihm hatte man
einen Platz bei den neutralen und kleineren Gruppen zugewiesen, was natürlich eine schwere
Provokation darstellte. Aber Slavik schien sich davon nicht beeindruckt und nutzte die
Gelegenheit sich mit einigen Führern der kleinen Gruppen aus Russland zu unterhalten.
Kasian blickte in die Runde und versuchte alle Gesichter einer Gruppe zuzuordnen. Links von
Kasian saß Pakuin, ihn zählte man ebenfalls zur Kasian Fraktion und dies stimmte wohl auch.
Von Pakuin hatte Kasian den Ausbilder Terag ausgeliehen und dies war ein wirklich
Wertvoller Handel gewesen, wie Kasian fand. In einigem Abstand, um das Ende der Fraktion
zu markieren folgten ein weiterer Russe, den Kasian nicht kannte. Dann ein Asiat namens Te
Fuji Hang vertrat China.
Also war es Hassan sogar gelungen die wenigen asiatischen Führer zu mobilisieren. Es war
wirklich erstaunlich, dachte Kasian, denn normalerweise kochten die Asiaten ihr eigenes
Süppchen und dies war schon seit dem Tod von Kane so. Viele der Asiaten waren mehr
Kriminelle als wahre Anhänger Kanes und das verwunderte auch nicht. In Asien hatten immer
noch die alten Organisationen das Sagen. Ob Triaden oder Yakuzza, ihre Macht war
ungebrochen und hatten schon zu Lebzeiten Kanes nur Probleme bereitet. Nie war es
gelungen dort richtig starke Gruppen zu etablieren.
Slavik thronte in der Mitte der neutralen Bank wie deren Vorsitzender und unterhielt sich mit
den kleinen Gruppen. Hassan blickte bereits nervös auf die Gespräche und es war
offensichtlich, dass er neue Bündnisse befürchtete.
Nach Slavik folgte ein Amerikaner, Vega war sein Name. Von ihm wusste Kasian sicher, dass
er ein Drogenbaron war und die Bruderschaft nur ein Deckmantel war. Aber aufgrund der
starken GDI Präsenz war er der einige noch verbliebene Brückenkopf der Bruderschaft in
Amerika. Das war auch der einzige Grund, warum er noch am Leben war und von den
anderen Gruppen geduldet war.
Den Abschluss der neutralen Bank bildete ein Afrikaner. Er saß richtig passend, bemerkte
Kasian und erinnerte sich daran, dass das Gebiet des Afrikaners direkt zwischen Hassans und
Slaviks Einfluss Spähern lag. Vermutlich würde er im Laufe der Versammlung zu einer Partei
wechseln oder sie zumindest unterstützen um zu verhindern, zwischen den zwei Großen
zerrieben zu werden.
Nach der obligatorischen Lücke begann die Hassan Fraktion. Diese Bank war mehr eine
Farce, denn die zwei Araber die rechts und links von Hassan saßen waren Vertreter von
einzelnen Association Länder oder Gruppen. Damit war natürlich klar, wessen Marionetten
sie waren und Kasian verzichtete auf eine genaue Beobachtung der Araber. Sein Blick
schweifte weiter zum Vorsitzenden der Versammlung und zumindest hier schien Hassan nicht
seine Intrige hatte spinnen können. Er hatte den Forderungen der kleinen Gruppen
nachgegeben und einen völlig Neutralen als Vorsitzenden eingeladen. Ein Neuseeländer, Herr
über eine kleine Insel vor der Küste Neuseelands, hatte den Vorsitz übernommen. Er schien
absolut kein Interesse daran zu haben irgend etwas für die Bruderschaft zu bewegen oder gar
selbst an die Spitze selbiger zu treten. Damit schien er prädestiniert für die Aufgabe die
Sitzungen zu leiten. Seite 214
Die Sitzung wurde durch das Läuten einer alten Handglocke begonnen. Schnell kehrte Ruhe
ein und alle blickten Erwartungsvoll auf den Vorsitzenden.
„Hiermit eröffne ich die erste Sitzung des inneren Zirkels. Im Namen von Kane und für die
Einigkeit der Bruderschaft!“ begann der Vorsitzende. Alle Anwesenden antworteten
automatisch: „Kane lebt im Tode!“ Der Vorsitzende nickte zufrieden, als ob er auf die
Antwort gewartet hätte und ansonsten die Sitzung vertagt hätte. „Die heutige Versammlung
des inneren Zirkels wurde maßgeblich von unserem Bruder Hassan initiiert. Dafür verdient er
unseren Dank. Des weiteren danke ich Kasian und der Koalition, aus dessen Lager die Idee
für den inneren Zirkel kam. Doch kommen wir zum ersten Punkt unserer Versammlung.“ Der
Vorsitzenden machte ein Pause und blickte auf ein in den Stein eingelassenes Display.
„Erster Punkt der Tagesordnung ist der Antrag von Slavik, Vertreter der Besahi NOD, um ein
koordiniertes Vorgehen gegen die GDI,“ las er von seinem Display ab und blickte dann in die
Runde.
Kasian stellte belustigt fest, dass Hassan vor Wut zu kochen schien. Offensichtlich hatte er
geplant, seine Anklage zum einzigen Punkt der Tagesordnung zu machen. Aber nun hatte ihm
Slavik einen Strich durch die Rechnung gemacht und noch dazu ein sehr sensibles Thema
angesprochen. Hassan hatte sich bisher immer nachhaltig gegen gemeinsame Angriffe auf die
GDI ausgesprochen. Doch wollte er später überzeugend die Anklage an die einzelnen
Vertreter bringen, würde er hier nun seine Meinung ändern müssen. Kasian nickte Slavik
anerkennend zu und dieser lächelte verschlagen. Die Fronten waren also gezogen und es sah
weit weniger gut für Hassan aus, als er es geplant hatte.
Es dauerte einige Zeit bis man sich auf eine Verlautbarung geeinigt hatte, die besagte, dass
von nun an größere Aktionen gemeinsam geplant werden sollte. Außerdem vereinbarte man,
Truppen für solche Einsätze auch über den inneren Zirkel anfordern zu lassen. Das hieß im
Klartext, plante eine kleine Gruppe einen Einsatz der sehr wichtig war, aber ihre
Möglichkeiten überstieg, konnten sie von den großen Gruppen Soldaten und Material
ausleihen. Ein Mehrheitsbeschluss des Rates genügte. Auch Hassan hatte dem Schriftstück
zähneknirschend zugestimmt um seine Glaubwürdigkeit nicht zu untergraben.
Der Vorsitzende schien mit dem Ergebnis zufrieden und läutete die Glocke für eine kurze
Pause. Schnell waren rege Diskussionen in den einzelnen Lager im Gange und die Vertreter
der kleinen Gruppen gratulierten Slavik zu diesem Schachzug. Dieser nutzte die Gelegenheit
um weitere Kontakte zu knüpfen und Treffen außerhalb der Sitzungen abzusprechen. Hassan
schien dies nicht zu gefallen, aber nach dieser Pause würde seine Stunde schlagen. Er hatte
den Vorsitzenden während der Pause über einen seinen Handlanger unter Druck gesetzt und
lies seinen Punkt, die Anklage, vorziehen.
Als die Pause beendet wurde und der Vorsitzende wieder seinen Platz eingenommen hatte,
war die Tagesordnung geringfügig geändert worden. „Nächster Punkt auf der Tagesordnung,
die Anklage im Falle der mutwilligen Tiberiumverseuchung Europas durch Kasian. Ich erteile
Hassan das Wort,“ eröffnete er blickte wütend auf sein Display. Kasian konnte nur rätseln mit
welches schmutzige Geheimnis Hassan auf die Schnelle ausgegraben hatte um den
Vorsitzenden unter Druck zu setzen, aber offensichtlich war das Geheimnis recht delikat.
Hassan stand auf und ging durch die Lücke im Steinring in die Mitte. Er hatte weder Notizen
noch einen Datenblock bei sich. Kasian schloss daraus, dass Hassan lange an seiner Rede
geübt hatte und sie in vieler Hinsicht schwer auszuhebeln sein würde. Hassan nickte dem
Vorsitzenden zu und postierte sich dann direkt unter dem erhöhten Platz des Vorsitzenden.
„Brüder! Alle von Euch haben die Nachrichten aus Europa verfolgt. Ihr alle wisst wie schwer
dort inzwischen die Tiberiumverseuchung fortgeschritten ist und genauso wisst Ihr wer dafür
verantwortlich ist.“ Hassan machte eine Pause und blickte auf Kasian. Dann zeigte er auf ihn.
„Ja Kasian ist dafür verantwortlich. Er hat sich angemaßt Kanes Werk zu verändern. Nur Seite 215
Kane allein wusste um die Geheimnisse des Tiberiums, doch Kasian wollte es unserem
großen Anführer gleichtun.“ Wieder legte er eine Pause ein und lies die Worte im Raum
wirken. Kasian überdachte diese Worte und musste sich eingestehen, dass die Rede perfekt
verfasst war. Der Vorwurf der Tiberiumverbreitung war allein nicht ausreichend um ihn zu
stürzen. Aber ihm nachzuweisen, er wollte ein neuer Kane werden, würde sehr wohl seine
Wirkung haben.
„Doch nun stellt sich natürlich die Frage, wie Kasian, nachdem er so lange treu und
erfolgreich der Bruderschaft diente, diesen wahnsinnigen Vorstellungen verfiel. Einst treue
Diener Kasians haben sich an mich gewendet um diesen Missstand aufzudecken und ich stellt
ihnen die selbe Frage. Warum tat er dies, fragte ich.“ Hassan holte Luft und blickte in die
Runde, bevor er wieder ansetzte. „Sie berichteten mir von seiner Sammlerwut nach Relikten
aus den alten Zeiten der Bruderschaft. Kasian hat einen großen Schatz gefunden, die Tafeln
von NOD. Ja, sie waren doch nicht nur eine Legende unter vielen, die es in unseren Reihen
gibt. Diese Tafeln gibt es wirklich und sie enthalten die Worte Kanes in einer uralten Sprache.
Aber ich sprach bereits von der Sammlerwut antiker Schätze die Kasian schon lange befallen
hatte. Aus purer Gier und Böswilligkeit hielt er uns die Tafeln vor und versuchte sie auf
eigene Faust zu übersetzen. Ja meine Freunde, er versuchte die heiligen Worte Kanes in
unsere Sprache zu übersetzen.“ Als schien es keine Hoffnung mehr für ein altes Haustier zu
geben, schüttelte Hassan den Kopf. „Ein wahnsinniger Versuch wenn ihr mich fragt. Doch
Kasian hielt an seinem Plan fest und bediente sich hierbei allen Mitteln. Er veranlasste treue
Diener der Bruderschaft zum Verrat an ihren Anführern um an Informationen für seine
Übersetzung zu kommen.“ Bei dieser Ausführung musste Kasian unwillkürlich lächeln. Er
erinnerte sich noch zu gut, wie er einige Untergebenen von Hassan bestochen hatte und diese
ihm dafür eine Menge Material überlassen hatten. Hassan war also auch noch richtig
nachtragend. Ein schlechter Wesenszug, dachte Kasian und wunderte sich über seinen
schwarzen Humor. Doch Hassan sprach bereits weiter.
„Kommen wir nun zu dem Punkt an dem Kasian wohl wirklich wahnsinnig wurde. Dank
neuer Computerprogramme gelang es ihm einen Teil der Tafeln in unsere Sprache zu
übersetzen. Aber er schien nicht wirklich an den Worten interessiert zu sein, denn er
verbreitete nicht den gesamten Text unter seinen Anhängern. Nein, er lies Kane nur zitieren
als er über das Tiberium sprach und ein goldenes Zeitalter berichtete. Aufgrund dieser Worte
lies er einen ganzen Kontinent mit Tiberium verseuchen und machte sich zum Überbringer
von Kanes Prophezeiungen.“ Ein Raunen der Empörung ging durch die Reihen. Allerdings
schienen Hassans Handlanger den meisten Krach zu machen um die Show noch echter
erscheinen zu lassen.
„Ja Kasian wollte sich Kane gleichstellen. Dies ist eine große Schande für die Bruderschaft
und diese muss getilgt werden meine Brüder. Nicht nur wegen der Schande allein, manche
von Euch mögen vielleicht glauben, man könnte ihm die Verseuchungen nachsehen. Ja, man
könnte es vielleicht in Anbetracht seiner großen Taten gegen die GDI.“ Hassan riss
urplötzlich die Hände in die Höhe und symbolisierte so ein Stopp. „Aber HALT BRÜDER.
Ich habe noch nicht alles berichtet. Tatsächlich hat Kasian die direkten Warnungen Kanes in
den Wind geschlagen um seine Pläne zu verwirklichen. Dank den treuen Brüdern in der
Koalition habe ich die Worte gelesen und sie werden im Anschluss an diese Versammlung an
alle Brüder verteilt. Kane warnt uns ausdrücklich vor dem Tiberium! Ja, auch wenn er es
benötigte um den leuchtenden Pfad zu beschreiten, so warnt er auch davor. So sagt Kane in
der geheiligten Inschrift, dass nur wer den Tacitus besitzt, die Kontrolle über das Tiberium
besitzt.“ Er machte wieder eine Pause und lies die Worte wirken. Dann blickte er wütend in
die Menge. „Hat Kasian diesen Artefakt namens Tacitus?“ rief er aus. „Nein Brüder, er hat
diesen Artefakt nicht und doch will er es Kane gleichtun, indem er das Tiberium verbreitet.“
Er schüttelte wieder den Kopf und blickte in dir Runde. „Ich halte Kasian für Wahnsinnig. Ja Seite 216
für eine Gefahr! Aber möge der innere Zirkel über sein Schicksal entscheiden,“ beendete er
seine Anklage und kehrte zu seinem Platz zurück.
Gemurmel und heftige Diskussionen brachen sofort aus und mussten vom Vorsitzenden durch
mehrmaliges Läuten der Glocke zum Schweigen gebracht werden. Nachdem Ruhe eingekehrt
war, vertagte der Vorsitzende die Versammlung, um jedem die Möglichkeit zu geben die
übersetzten Inschriften der Tafeln zu lesen.
Es wehte ein warmer Wind auf dem felsigen Berg, der den Versammlungsort verbarg. Slavik
strich sich durch das kurzgeschorene Haar und genoss einen Moment die Sonne. Nach der
langwierigen Versammlung des inneren Zirkels war es eine Wohltat wieder an der frischen
Luft zu sein. Aber eigentlich war er nach oben gekommen um in Ruhe einigen Gedanken
nach zu gehen.
Es war noch nicht lange her, seitdem er bei den Besahi NOD die Führung übernommen hatte,
doch es schien ihm, als ob alles immer schneller ablaufen würde. Die Machtkonstellationen
änderten sich inzwischen fast jede Woche und auch sonst schien alles darauf hinaus zu laufen,
dass es bald nur noch eine Bruderschaft geben würde. Gegen diese Entwicklung hatte er im
Grunde nichts und er war auch bereit sich einem anderen Führer unterzuordnen, wenn es der
Bruderschaft dienen sollte. Aber leider sah alles so aus, als ob Hassan bald weiter an Macht
gewinnen würde und gerade ihn würde Slavik auch nach tausend Jahren der GDI Verfolgung
nicht ans Ruder lassen. Hassan war ein machtgieriger Bastard und keinen deut am Wohle der
Bruderschaft interessiert.
Slavik hatte während den Pausen den ersten Schritt zu einem Bündnis mit den Russen
gemacht. Jetzt überdachte er diesen Schritt noch einmal und war mit sich zufrieden. Durch
dieses Bündnis würden die Besahi fast wieder die alte Stärke erlangen. Grimmig blickte er in
den Himmel und dachte an die Niederlage im Irak. Man hätte ihm früher die Führung
übergeben solle, dachte er. Oxana die Tochter des alten Besahi Führers hatte ihn mehr oder
weniger aus seinem Versteck geholt um die Besahi zu führen. Es war eine Tragödie für Oxana
gewesen, erinnerte er sich. Ihr Vater war, so vermutete man zumindest, von einem Toxin
vergiftet worden. Slavik vermutete Hassan hinter diesem Anschlag und es schien auch
tatsächlich zu passen. Das Toxin hatte Oxanas Vater nicht etwa getötet, sondern zu
wahnwitzigen und sinnlosen Aktionen verleitet. Seine sinnlosen Befehle hatten die Besahi
viele Truppen gekostet und erst als Oxana ihren Vater entmachtete, hatte sich die Lage etwas
gebessert. Doch für die Basen im Irak war es zu spät gewesen und nun waren sie auf die
wenigen Posten im Kongo angewiesen. Oxana hatte sich zum Schein ergeben müssen und in
den Dienst Hassans getreten. Sie leitete jetzt eine Propaganda Abteilung der Association und
versorgte Slavik nebenbei mit Informationen. Hassan schien tatsächlich zu glauben sie wäre
ihm loyal ergeben, nachdem sie ihren Vater eigenhändig entmachtet hatte. Der Schachzug war
den Besahi vorzüglich gelungen, dachte er und lächelte.
Langsam drehte Slavik sich im Wind und dachte an Kasian. Irgendwie bewunderte er Kasian,
auch wenn die Vorwürfe schwer gegen ihn wogen. Natürlich war klar, dass Hassan auch in
diesem Fall etwas verdreht hatte. Die Spione der Besahi hatten von Übersetzungsfehlern oder
etwas ähnlichem gesprochen, nicht von Größenwahn. Es würde sicherlich spannend werden,
wie sich Kasian bei der nächsten Sitzung verteidigen würde.
Aber Slavik erinnerte sich an den Ausdruck auf Kasians Gesicht und vor allem auf dessen
Augen. Kasian wusste, dass er am Ende dieser Verhandlung sterben würde. Slavik war
überrascht über den großen Mut den der Mann aufbrachte. Er war dem Ruf des inneren
Zirkels ohne zu zögern gefolgt und stellte sich der Anklage, als ob seine Koalition nicht am
Verlust seiner Person zerbrechen würde.
Bei diesem Gedanken runzelte Slavik die Stirn und begriff den Plan, den Kasian haben
musste. Natürlich, dachte er, Kasian kannte sein Schicksal und hat jemand anderes längst die
Führung der Koalition übergeben. Er wird sich hier für die Koalition opfern und zu einem Seite 217
Märtyrer werden, während sein Nachfolger den Sturz von Hassan verfolgt. Als Slavik dies
durchschaut hatte, musste er über die Verschlagenheit des alten Führers der Koalition lächeln.
Hassan würde verdammt dumm aus der Wäsche schauen, wenn er das erfuhr. Nach einigen
Minuten blickte Slavik auf seine Uhr und stellte fest, dass bald die nächste Sitzung beginnen
würde. Er beschloss mit dem Nachfolger Kasians nach der Versammlung Kontakt
aufzunehmen, vielleicht würde man gemeinsam gegen Hassan vorgehen können. Natürlich
kam es darauf an, wer der neue Anführer der Koalition war, aber das würde er früh genug
herausfinden.
Das Läuten der Glocke kündigte die Fortführung der Versammlung an. Der Vorsitzende hatte
wieder Platz genommen und schien sich von der Schmach, erpresst worden zu sein, halbwegs
erholt.
„Im Anschluss an die Anklageschrift welche Hassan vorgetragen hat, wurde noch die
Forderung des Strafmaßes nachgereicht,“ führte er aus. Kasian blickte grimmig drein, denn
Hassan hatte es in seiner Rede geschickt darauf verzichtet eigene Forderungen über das
Strafmaß zu verkünden. In der Rede hatte er das dem inneren Zirkel überlassen. Doch nun
reichte er über seine Handlanger so eine Forderung nach. Das war sehr geschickt und würde
wahrscheinlich Wirkung zeigen, stellte Kasian fest. Der Vorsitzende fuhr fort: „Die
Forderung lautet wie folgt: Kasian soll als Führer der Koalition abgesetzt werden. Die
einzelnen Teile der Koalition sollen selbst entscheiden welcher Gruppierung sie von nun an
angehören. Für Kasian wird der Tod durch Gift gefordert, aber angesichts seiner großen Taten
im Verlauf seines Lebens soll ein schmerzloses Gift verabreicht werden.“ Der Vorsitzende
machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: „Dies ist nur eine Forderung, hören wir nun
Kasian zu den Vorwürfen. Die Entscheidung wird morgen Abend vom Rat gefällt.“
Kasian nickte dem Vorsitzenden zu und erhob sich um in den Kreis zu treten. Mit einem
Lächeln blickte er Hassan an und verunsicherte diesen damit sichtlich. Kasian breitete die
Arme aus und begann seine Verteidigungsrede.
„Ihr Jünger Kanes, meine Brüder! Es hat einige der hier Anwesenden anscheinend überrascht,
dass ich hier erschienen bin. Aber ja, ich bin hier und stelle mich dieser Anklage Hassans. Ja
es ist eine Anklage von Hassan, nicht des inneren Zirkels.“ Es wurde unruhig im Saal, vor
allem die Handlanger Hassans protestierten lautstark. „Aber, aber Brüder. Ich bitte Euch, lasst
mir die Chance mich zu verteidigen. Wir sind hier schließlich nicht bei einem fingierten
Gericht der GDI.“ Ein Lächeln lief Kasian über das Gesicht und niemand im Raum konnte die
Andeutung missverstehen. Kasian hatte gerade Hassan des Verrats bezichtigt. „Ich muss zu
meiner Schande gestehen, Brüder. Hassan hat einen Punkt aufgedeckt, der wahr ist.“ Er
machte eine kurze Pause um Luft zu holen. „Ja, ich habe diese Tafeln gefunden und
übersetzten lassen. Aber ich beging einen schweren Fehler und war ungeduldig. Die Worte
Kanes verleiteten mich das Tiberium zu verbreiten und darauf zu hoffen der Bruderschaft den
leuchtenden Pfad zu bereiten. Nie und nimmer habe ich daran gedacht, mich Kane
gleichzustellen. Personen die dies behaupten ohne einen Beweis zu erbringen kann man nicht
gelten lassen. Nein schlimmer noch, man muss sich fragen, woher haben sie diese Ideen?
Etwa aus ihren eigenen Plänen?“ Lautstark begann Hassan zu protestieren und auch seine
Handlanger verlangte das Ende von Kasians Rede. Doch andere Anführer lehnten dies ebenso
lautstark ab. Sie schienen die Worte zu amüsieren und einige wenige erkannten auch den
wahren Kern des Angriffes. Kasian fuhr ungerührt mit seiner Rede fort.
„Ja, ich war ungeduldig. Ich glaube den Worten Kanes zu folgen und seinen Auftrag
auszuführen. Auf meine Anweisung hin haben meine Männer sogar das Tal vor meinem Haus
mit Tiberium bepflanzt. Meine Heimat, mein Haus habe ich aufgegeben um den Worten
Kanes zu folgen. Aber …“ Kasian blickte beschämt zu Boden. „Aber ich habe einen Fehler
gemacht. Erst später hatten die Übersetzer eine letzte Passage der Tafel übersetzt und diese Seite 218
warnte, eben so wie Hassan es beschrieb, vor dem Tiberium. Als ich meinen Fehler erkannte,
stellte ich sofort alle Aktionen ein, aber es war nicht mehr rückgängig zu machen. Ja, ich
bekenne mich schuldig für das Wohle der Bruderschaft vorschnell gehandelt zu haben. Ja, ich
bekenne mich schuldig einen Fehler begangen zu haben. Doch hört mir zu Brüder, ich habe
nie versucht Kane gleich zu kommen. Ich diene nur der Bruderschaft und dem Ziel sie wieder
zu vereinen. Dies versuche ich ohne Konflikte zu erreichen, durch Verhandlungen und
Bündnisse, nicht etwa durch große Schlachten in der Wüste.“ Wieder wollte Hassan
protestieren, schwieg dann aber doch, denn die Mehrheit der Anwesenden lauschte Kasian
inzwischen gespannt.
„Nun wurde auch schon die Forderung nach meiner Hinrichtung gestellt.“ Er wand sich zu
den Handlangern und Vertretern der Association und verneigte sich. „Meinen Dank für die
blitzschnelle Ausarbeitung.“ Gelächter schallte durch den Raum. Kasian lächelte zufrieden
und holte erneut Luft. „Die Forderung mich schmerzfrei einschläfern zu lassen, nun gut, da
möge der Rat entscheiden.“ Wieder erklang kurz Gelächter als Kasian sich selbst mit einem
Haustier verglich. „Aber meine Brüder, die Forderung nach der Neugruppierung der Koalition
macht mich nachdenklich. Will da jemand Kapital aus dem Tod eines treuen Dieners der
Bruderschaft ziehen? Nun ich lasse diese Vermutung im Raum stehen, da ich hier wohl etwas
klarstellen muss. Glauben die Antragsteller wirklich, die Existenz der Koalition wäre an mich
gebunden und sie würde mit meinem Tod untergehen? Wie naiv muss man sein meine
Brüder?“ Kasian machte ein Pause und lies das Schweigen, welches entstanden war, wirken.
Es war klar, dass Kasian nun eine Bombe platzen lassen würde und jede Fraktion war auf ihre
Art darauf gespannt.
„Mag man mich bestrafen, aber die Koalition wird weiter bestehen. Warum? Nun, ich bin
schon seit einigen Tagen nicht mehr der Anführer dieser Gruppe,“ erklärte Kasian lächelnd
und blickte zu dem zornroten Hassen. Wieder füllte Gemurmel den Saal und der Vorsitzenden
musste Ruhe schaffen.
„Ich möchte hier bekannt geben, dass mein Sohn Gregor inzwischen die Führung
übernommen hat. Er hat sich in vielen Kämpfen als echter Soldat erwiesen und wird nun die
Koalition nach seinen Vorstellungen leiten.“ Kasian vermied es absichtlich zu erwähnen, dass
er seinem Sohn eine Menge Tipps und Anweisungen hinterlassen hatte. Nun würde es
aussehen wie ein kompletter Neuanfang bei der Koalition und niemand konnte eine
Zersplitterung erwirken. „Ich hoffe der Rat entscheidet weiße. Ich danke Euch meine
Brüder!“ Mit diesen Worten trat er aus dem Kreis und nahm wieder Platz. Sofort gratulierte
ihm sein Freund Hermandes zu diesem Schachzug, der Hassans Plan so zerschmetterte.
Kongo, Im Tempel von NOD
Das Knirschen von Sand erklang unter seinen Sohlen und lies ihn inne halten. Einem Moment
lauschte er, dann ging er weiter den fast dunklen Gang entlang. Faisal hatte es gewagt die
gesperrten Sektionen des Tempels zu betreten. Natürlich war es normalerweise nicht seine
Art, Befehle zu missachten, aber die Tempelanlage schien ihn auf eine seltsame Art zu reizen.
Es gab eine Menge Gerüchte, warum diese Sektionen gesperrt waren, aber dennoch mit
Energie versorgt wurden.
Während Faisal den Gang entlang ging, schloss er eines der Gerüchte aus. Einsturzgefahr war
nicht der Grund für die Sperrung gewesen. Alle Räume die er bisher gesehen hatte waren
zwar verstaubt, teilweise war auch ein wenig Putz von der Decke gebröckelt, aber nie waren
sie wirklich beschädigt. Bisher war er hauptsächlich auf alte Quartiere gestoßen, aber auch
zwei Versammlungsräume hatte er entdeckt. Über allem lag eine dicke Staubschicht und nur
die spuren vereinzelter Insekten waren zu sehen. Faisal blickte wieder um sich, als er den
nächsten Raum betrat. Hier schien eine neue Sektion zu beginnen, denn alles war plötzlich
von beleuchteten Runen bedeckt und das Skorpionwappen war allgegenwärtig. Dies schien
also einer der Gründe zu sein, dachte Faisal. Man schütze Räume die wirklich wertvoll waren, Seite 219
vermutlich war dies der Kern des Tempels. Faisal blickte auf den Boden vor ihm und
entdeckte frische Spuren im Staub. Hier schien vor nicht all zu langer Zeit jemand vorbei
gekommen zu sein. Nervös blickte er um sich, konnte aber keine Anzeichen erkenne, dass er
beobachtet wurde. Zumindest schien sich das Gerücht, nicht einmal Slavik betrete diese
Sektionen als falsch zu erweisen, wer sonst außer dem Anführer würde sich hier
herumtreiben. Faisal lächelte bei diesem Gedanken und antwortet sich selbst. Nur er selbst
natürlich. Zum Glück war Slavik bei einer Versammlung des inneren Zirkels auf Zypern, also
konnte Faisal getrost weiter den Tempel erforschen. Inzwischen unterstand er zusammen mit
einem weiteren Kommandeur direkt Slavik. Die alten Kommandeure waren alle bei der
Flucht aus dem Irak getötet worden und so war Slavik nach seinen Leistungen schnell
aufgestiegen. Es war schon überraschend wie schnell man vom einfachen Rekruten zum
Kommandeur werden konnte, aber die Wege Kanes waren schließlich unergründlich.
Faisal beschloss ein anderes Mal die Räume des Tempelkerns zu erforschen, für heute hatte er
genügend gesehen und außerdem stand noch eine Sitzung des Generalstabes an. Es schien
Truppenbewegungen am Rande ihres Territoriums zu geben und das deutete auf einen
baldigen Angriff Hassans hin. Er machte kehrt und begab sich zurück in die offenen
Sektionen.
13
Zypern, Sitzung des inneren Zirkels
Alle Anführer hatten sich zur abschließenden Versammlung eingefunden und nun stand der
Entscheid über Kasian an. Slavik hatte Kasian große Anerkennung gezollt, die Rede hatte fast
das Blatt gewendet und Hassan ins wanken gebracht, aber die Vergehen waren zu schwer als
dass man drüber hinweg sehen konnte. Er hatte darüber nachgedacht gegen die Hinrichtung
zu stimmen, aber das würde ihm nur noch mehr Ärger einhandeln. Es war offensichtlich, dass
sich zumindest die asiatischen Gruppen und deren Vertreter Hang sich für die Hinrichtung
aussprechen würde. Aber gerade die Asiaten würde Slavik für seine weiteren Pläne mit
einbinden müssen und so konnte er sie nicht verstimmen. Die Fraktion der Koalition hatte
sich nach langen Streit mit Kasian geeinigt auch für die Hinrichtung zu stimmen. Zuerst hätte
man denken können, Kasian wolle sie überzeugen, gegen die Hinrichtung zu stimmen, aber in
Wirklichkeit hatten Kasian seine Verbündeten Hermandes und Pakuin dazu mehr oder
weniger zwingen müssen für die Hinrichtung zu stimmen. Kasian hatte alles genau geplant
und in diesem Plan war sein Tod längst als Tatsache anerkannt. Die Koalition sollte diese
Krise überstehen und dafür opferte sich Kasian.
Als Slavik dies mitbekam entschied er sich auch für eine Hinrichtung zu stimmen. Es fiel ihm
nicht leicht, aber Kasian schien sein Ende akzeptiert zu haben und nun würde sein Tod
instrumentalisiert werden. Der Vorsitzende läutete die Glocke und es kehrte Ruhe im Saal ein.
„Brüder, wir schreiten nun zur Abstimmung über das Schicksal von Kasian. Zur Abstimmung
steht nur, ob Kasian dem Tod durch Gift übergeben werden soll. Die Aufteilung der Koalition
steht hier nicht zur Debatte. Der neue Anführer der Koalition, Gregor Panterre, wird sich uns
mit Sicherheit bei der nächsten Sitzung vorstellen.“ Er schwieg einen Moment und lächelte in
dir Runde. Der Vorsitzende schien die Tatsache zu gefallen, dass Hassans Pläne dermaßen in
die Hose gegangen waren. Sein Feind mochte eine Leitfigur verlieren, aber es war längst eine
Neue nachgewachsen.
„Schreiten wir nun zur Abstimmung. Ich bitte um ein einfaches Handzeichen von jedem der
für die Hinrichtung ist. Bitte JETZT.“ Alle Anführer hoben die Hände. Die Fraktion Hassans
natürlich sofort und mit einem seligen Lächeln auf den Lippen, die neutralen Gruppen folgten
und zögerlich, langsam die Koalition. Kasian sah man nun die Angst an, er schwitzte und
schien auch sonst blass. Slavik beobachtete ihn und stellte fest, dass er trotz all dem Mut Seite 220
wirkliche Panik verspüren musste. Aber sein Plan ging auf und selbst durch seinem Tod
würde er Hassan ein letztes Mal schlagen.
Der Vorsitzende nickte und verkündete: „Hiermit ist das Urteil des inneren Zirkels
einstimmig angenommen. Im Namen von Kane, im Namen der Bruderschaft wird Kasian dem
Tod überantwortet. Das Urteil wird in einer Stunde vollstreckt. Hiermit beende ich die
Versammlung.“ Der Vorsitzende erhob sich schnell von seinem Stuhl und schien regelrecht
aus dem Saal zu fliehen. Ihm missfiel seine Rolle als Urteilsverkünder wohl sehr. Auch die
meisten anderen Führer verließen den Saal schnell ohne Kasian anzublicken.
Deutschland, In den Privaträumen von Gregor
Adjutant Sander hielt einen großen Stapel Papier unter dem Arm und beobachtete Gregor.
Dieser stand vor einem großen Fenster und blickte auf die Höhlenstadt unter der Zitadelle
hinab. Sander wartete schon eine Weile, wagte aber nicht seinen neuen Anführer zu stören. Es
war noch nicht lange her, da war die Nachricht über das Urteil des inneren Zirkels
hereingekommen. Gregor hatte bitter bemerkt, dass alles nach dem Plan seines Vaters
verlaufe und war dann in seinem Büro verschwunden. Aber es war an der Zeit, dass Gregor
sich mit seinen Aufgaben vertraut machte und vor allem die Anweisungen seines Vaters
befolgte. Viele Dinge wollten erledigt werden und einige Projekte waren auch noch nicht
abgeschlossen.

Sander wunderte sich in diesem Moment über sich selbst. Er selbst war zu Kasian gekommen,
da war er etwa so alt wie Gregor jetzt. In den folgenden Jahren hatte er treu gedient und war
zur rechten Hand von Kasian geworden. Im Grunde hätte ihm der Posten zugestanden, doch
es machte ihm nichts aus, weiter nur die Nummer zwei zu sein. Vielleicht lag es ihm mehr zu
dienen, als wirklich den Oberbefehl zu besitzen. Sander beneidete Gregor nicht im geringsten.
Doch es war Zeit an die Arbeit zu gehen und so räusperte er sich.
Gregor wand sich zu seinem neuen Adjutant um und nickte. Immer noch hatte er einen
eisigen Klumpen im Magen, doch Sander hatte ihn daran welche Verpflichtungen er nun zu
erfüllen hatte. Er ging zu seinem Schreibtisch und lies sich zum ersten Mal in dem großen,
schwarzen Sessel seines Vaters nieder. „Gut Sander, fangen wir an,“ sagte Gregor und wartete
darauf zum ersten Mal mit Problemen der Koalition überschüttet zu werden, so wie er es all
die Jahre bei seinem Vater beobachtet hatte.
Sander kramte auch direkt in seinem Stapel Papier und zog einige zusammengeheftete Blätter
heraus. „Ihr Vater hat einige Anweisungen hinterlassen und ich empfehle ihnen sie zu
befolgen. Es gehört wohl zu seinem Plan,“ begann er und legte die Blätter auf den
Schreibtisch. Gregor überflog die ersten Seiten und runzelte die Stirn. „Die Koalition soll sich
neue Verbündete suchen heißt es hier und Vater beschreibt die Vorteile, wenn man Hassan
von zwei Seiten bedrohen könnte. Was meinen Sie dazu Sander?“ Der Adjutant schwieg
einen Moment bevor er antwortete. „Ihr Vater hatte mit Sicherheit die Besahi im Auge, aber
er wusste bis vor kurzem nicht wer dort der neue Anführer ist. Den Amerikaner Vega können
wir vergessen, wer mit ihm Geschäfte macht ist so gut wie Tod. Niemand würde es
akzeptieren, wenn eine Gruppe um die Einheit der Bruderschaft ringt und gleichzeitig Drogen
verschachert. Die restlichen Gruppen sind entweder zu klein oder auch kriminell. Es bleibt
wohl nur Slavik als Partner.“
Gregor nickte. „Slavik also. Mit ihm zusammen könnten wir Hassan schlagen. Doch ich halte
es für unklug, so kurz nach meiner Amtsübernahme gleich ein Bündnis anzubieten.“ Adjutant
Sander nickte zustimmend. „Ja, das würde mit Sicherheit als Zeichen der Schwäche
angesehen.“
„Gut, warten wir erst einmal in dieser Sache ab und konzentrieren uns darauf meine Führung
zu festigen. Vater schreibt hier, dass einige Untergruppenführer mit Sicherheit protestieren
werden.“ Sander zog ein weiteres Blatt aus seinem Stapel. „In der Tat, hier haben wir die
Namen der vier Männer, die Veto eingelegt haben.“ Gregor überlegte einen Moment. „Es sind Seite 221
mit Sicherheit gute Leute, die mir eher misstrauen weil ich noch so jung bin. Neid wir
weniger dahinter stecken. Sie hinrichten zu lassen wäre bestimmt ein Fehler. Hm…,“ machte
Gregor und holte Luft. „Laden Sie die vier Männer zu einem Arbeitsessen ein. Ich will sehen
ob man sie überzeugen kann. Aber wenn sie nicht einlenken wollen, müssen wir andere Mittel
anwenden. Sander, bereiten Sie entsprechende Maßnahmen vor, um im schlechtesten Fall ihre
Rückkehr zu verhindern.“ Der Adjutant nickte und machte sich eine Notiz. Ja, dachte Sander,
sein neuer Anführer war gut ausgebildet worden und schon jetzt mit allen Wassern
gewaschen.
Zypern, Der Hinrichtungsraum
Die Skorpione, seine Leibgarde waren zum Ehrengeleit geworden. Sie hatten nur sich wieder
willig gefügt und zuerst versucht ihren Anführer zu befreien, doch nun folgten sie den
Befehlen ihres Anführers und geleiteten ihn zum Hinrichtungsraum.
Der innere Zirkel hatte die gängige Hinrichtungsart gewählt und zusätzlich den Einsatz von
Drogen gewährt. Kasian ärgerte sich im Grunde darüber. Er wäre lieber schnell und ohne
zögern erschossen worden, so wie es in der alten Zeit üblich gewesen war. Aber es galten
inzwischen andere Regeln und schließlich benötigte Hassan auch gutes Fernsehmaterial für
seine Propaganda. Eine einfache Erschießung machte weit weniger her als eine langsame
Hinrichtung durch Gift. Natürlich würde man nicht verschweigen, dass man Schmerzmittel
und Drogen hinzugefügt hatte um dem einst so großen Kämpfer der Bruderschaft zumindest
nicht leiden zu lassen.
Kasian erinnerte sich wieder an seinen Vergleich aus der Rede. Wie einen Hund würde man
ihn einschläfern, aber letztendlich würde doch Sieger bleiben. Er lächelte grimmig bei dem
Gedanken, aber auch dieser kleine Triumph verhinderte nicht, dass sich kalter Angstschweiß
auf Kasians Stirn bildete.
Die Türen zum Hinrichtungsraum öffneten sich zischend und Kasian schritt hinein. Eine
getönte Scheibe verbarg die Zuschauer und Kameras. Mit Sicherheit würde Hassan sich dieses
Schauspiel nicht entgehen lassen. Es war auch sein letzter Trost, nun da die Zersplitterung der
Koalition dermaßen misslungen war.
Ein Arzt schnallte Kasian auf den Stuhl und bot ihm eine letzte Zigarette an. Dumm nur, dass
Kasian Nichtraucher war. Nachdem der Arzt mit einer Nadel eine Armvene angestochen und
die Ampullen mit Drogen und Gift kontrolliert hatte, kamen die abschließenden Worte. Der
Arzt bat Kasian wie jedes seiner Hinrichtungsopfer um Vergebung und die Regeln geboten es,
dass Kasian ihm antwortete, er vergebe ihm. Er lächelte und sagte: „Bitte nicht mich um
Vergebung, sondern Kane.“
Der Arzt zögerte einen Moment, schluckte dann und betätigte den Kopf, der die erste
Ampulle in den Blutkreislauf beförderte. Kasian wurde schon Sekunden später müde und er
erkannte, dass die Drogen zu wirken begannen. Als der Arzt ein zweites Mal auf den Knopf
drückte und das Gift in den Körper entließ, rief Kasian zum letzten Mal seinen Leitspruch.
„Eine Bruderschaft! Ein Wille! Eine Vision! Im Namen von Kane! … Bald wird die
Bruderschaft wieder eins sein!“ Dann zuckte sein Körper einige Male und es war vorbei.
Hassan wand sich ab und blickte auf die Kamera. Das Material war nicht so gut wie erhofft.
Auch hier hatte Kasian ihm einen Streich gespielt. Nun es war sein Letzter gewesen, aber
dennoch war Hassan verärgert. So einen Ausruf, konnte man schlecht als letzte Worte eines
wahnsinnigen Verräters verkaufen. Auch die Vergebungsformel an den Vollstrecker hatte
Kasian vollkommen verdreht. Er ballte die Faust und fluchte innerlich. Diese Hinrichtung
würde für ihn nutzlos sein, aber die Koalition zimmerte sicherlich das Bild eines Märtyrers.
Zumindest ist er tot, sagte sich Hassan. Mit dem unerfahrenen Sohn von Kasian würde er
wesentlich einfacher fertig werden. Dieser Gregor war mit Sicherheit ein guter Soldat, die Seite 222
Berichte bestätigten dies, aber gute Soldaten waren in der Regel keine Anführer, schloss er
und verließ den Zuschauerraum.
NOD-TV, Ausgestrahlt über das Cabal-Net
Ein braungebrannter Moderator lächelte in die Kamera und wartete bis die Einführungsmusik
beendet war.

„Eine Vision, ein Wille, in Namen von Kane. Willkommen bei NOD TV. Wie wir soeben
erfahren haben ist die große, erste Versammlung des inneren Zirkels zu ende gegangen.“ Der
Nachrichtensprecher blickte rechts. „Oxana, was können Sie uns berichten?“
Eine blonde Frau lächelte zuckersüß in die Kamera und blickte dann auf ihre Notizen. „Der
innere Zirkel hat in einer Verhandlung beschlossen den wahnsinnig gewordenen Führer der
Koalition hinrichten zu lassen. Uns liegt derzeit kein Bildmaterial vor, aber unser
Korrespondent an dem geheimen Versammlungsort berichtet uns, die Hinrichtung sei
inzwischen vollzogen worden. Kasian starb durch Gift, durfte aber einen schmerzlosen Tod
sterben. Der innere Zirkel gewährte ihm Schmerzmittel vor dem Gift um seine großen Taten
im Kampf gegen die GDI zu würdigen…….“
Deutschland, In den Privaträumen von Gregor
Gregor hatte gar keine Zeit sich Gedanken über seinen Vater zu machen. Es musste ein letzter
Streich seines Vaters gewesen sein, dachte er verärgert. Auf seinem Schreibtisch stapelte sich
die gesamten Berichte der letzten Wochen. Aber es war auch ganz nützlich wie Gregor nach
einiger Zeit erkannte.
Indem er sich durch alle Berichte der Basen arbeitete, lernte er auch die speziellen
Gegebenheiten der Regionen und deren Probleme kenne.
Die Basis in der Nähe von Brüssel wurde zum Beispiel in letzter Zeit öfters von GDI
Aufklärern überflogen, aber bisher waren sie noch nicht entdeckt worden. Diese Basis war
laut den Berichten auch der Hauptlieferant von Untergrund BMTs. Zumindest wusste er jetzt,
wo die Konstrukteure herkamen, denen er so viele blaue Flecken verdankte.
Die anderen Berichte waren ähnlich aufschlussreich und langsam gewann Gregor ein Bild von
der Lage. Sander hatte ihm außerdem empfohlen von allen Untergruppenführern die Akten zu
studieren um ihre Macken kennen zu lernen. Es lag ein hartes Stück Arbeit vor ihm, doch so
konnte er sich zumindest ablenken. Immer wieder spukten die Bilder von der Hirnrichtung in
seinem Kopf. Es hatte ihm große Überwindung gekostet zuzustimmen, das Material für die
Propaganda zu verwenden. Aber die Fachleute seines Stabes hatten ihm erklärt, dass die
Worte seines Vaters perfekt für ihre Zwecke zu nutzen seien und wohl eben deswegen
ausgesprochen worden waren. Gregor hatte darauf nur den Kopf schütteln können, denn sein
Vater hatte scheinbar jedes Detail geplant. So etwas wäre ihm nie in den Sinn gekommen,
stellte er fest und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er der richtig für diesen Job war.
Plötzlich klopfte es und Sander kam herein. „Sir, wir haben einen Anruf für Sie.“ Gregor
schaute überrascht auf. „Wie meinen Sie das, Sander?“ Der Adjutant lächelte zufrieden und
drückte auf einen Knopf. Aus der Holzvertäfelung der Wand schob sich einige Sekunden
später ein großes Display. „Der Anführer der Besahi NOD, Slavik möchte sie sprechen. Ich
glaube es war klug mit dem Bündnisgesuch zu warten.“ Gregor glätte überrascht seine
Uniform und betätigte einen weitere Knopf. Das Display flackerte auf und zeigte dann das
Gesicht eines Mannes, den Gregor anhand seiner Akte als den Anführer der Besahi NOD
identifizierte.
Gregor nickte zu dem Display. „Ich grüße Sie Slavik. Sie wollen mich sprechen?“ Slavik
zeigte die Zähne und lächelte. „Ja so ist es Panterre. Ich möchte mein Beileid zum Tod ihres
Vaters aussprechen. Ich glaube wir hatten ähnliche Ziele.“ Seite 223
„Ich danke ihnen für ihr Mitgefühl, Slavik,“ erwiderte Gregor. „Sie haben in der Tat recht,
einige Ziele meines Vaters glichen den Ihren. Vor allem das Problem Hassan“ Gregor spuckte
den Namen regelrecht aus.
„Nun Panterre, Ihr Vater hat sich für seine Organisation geopfert. Ich bewundere ihn für
diesen Heldenmut, aber sie erwähnten das Problem Hassan. Dieses nun, Problem muss bald
gelöst werden. Im Interesse der Bruderschaft,“ antwortete Slavik.
„Sie schlagen ein Bündnis zwischen der Koalition und den Besahi vor?“ fragte Gregor und
lächelte verschlagen.
„Nun Panterre, ich halte dies für einen logischen Schritt. Nur zusammen können wir diesen
Bastard besiegen und ich glaube Sie haben allen Grund dazu auf ihn sauer zu sein.“
„Da haben Sie wohl recht. Ich möchte Rache an Hassan üben,“ sagte Gregor und schwieg
einen Augenblick. „Gut, aber ich habe eine Forderung,“ sagte er dann.
Slavik nickte langsam und musterte seinen Gegenüber erwartungsvoll. „Und das wäre?“
„Ich will, dass Hassan vor der ganzen Bruderschaft bloß gestellt wird. Ich möchte eine seiner
Konkubinen aus seinen privaten Gemächern entführt haben.“
Slavik blickte einen Moment erstaunt auf Gregor, dann lächelte er. „Das gefällt mir. Ja, das ist
zwar eine ungewöhnliche Forderung und klingt sehr verrückt, aber ich werde sie erfüllen. Die
genauen Modalitäten unseres Bündnisses können sicherlich unsere Adjutanten aushandeln,
nicht wahr?“
„Aber natürlich, Sander wird mit ihrem Adjutanten Kontakt aufnehmen und mir dann den
Vertrag vorlegen,“ sagte Gregor. Slavik nickte und sagte: „Schön, dann werde ich mich mal
um Hassans Konkubine kümmern.“
Das Display erlosch und schob sich selbständig in die Wand zurück. Gregor blickte zu Sander
und sagte: „Ich glaube wir haben den ersten Schritt getan um Hassan endgültig zu erledigen.“
„Der Meinung bin ich auch. Nicht mehr lange und es wird wieder eine Bruderschaft geben,“
antwortete Sander und verließ den Raum um mit dem Adjutanten von Slavik Kontakt
aufzunehmen.
Raumstation Philadelphia, Hauptquartier der GDI
General Solomon las zufrieden die neuesten Berichte. Hassan hatte es also geschafft einen
seiner Widersacher auszuschalten und dies richtig offiziell in einem Gericht der Bruderschaft.
Natürlich war der Bericht wie immer lückenhaft, denn Hassan versuchte so viel wie möglich
im Dunkeln zu lassen. Aber nun schien es nur noch eine große Gefahr zu geben, bevor die
GDI zuschlagen konnte. Slavik war als Einziger noch in der Lage die Bruderschaft gegen
Hassan anzuführen. Diese Gefahr musste gebannt werden, wenn die GDI die Bruderschaft
endgültig auslöschen wollte.
Doch Solomon war sich sicher, seinem Verräter Hassan würde auch in diesem Fall etwas
einfallen. In der Bruderschaft wechselte die Führung recht schnell, wie die Vergangenheit
gezeigt hatte. Derzeit hatte er keine genauen Informationen, was aus der Koalition von Kasian
geworden war. Einige seiner Annalisten vermuteten, Hassan würde sie wie es üblich war,
seiner Organisation einverleiben. Doch er hatte darüber kein Wort in seinem Bericht
verloren, so konnte es also auch möglich sein, dass die Koalition sich einen neuen Anführer
gesucht hatte. Dies würde den von Hassan angestrebten Prozess noch etwas länger
herauszögen, als geplant.
General Solomon dachte daran sich ein Glas Wein zu gönnen. Der Tod eines der großen
Feinde der GDI sollte ihm schon eine kleine Feier wert sein. Mit diesen Gedanken ging er an
seinen Wandschrank um nach einer passenden Flasche Rotwein zu suchen.
14
Irgendwo in Kairo, geheimes Versteck der Besahi NODSeite 224
Es war eine dreiste Aktion gegen Hassan, aber Slavik konnte der Herausforderung nicht
widerstehen. Wie sehr würde Hassan blamiert sein, wenn sein Erzfeind in seinem Palast eine
seiner Geliebten entführte. Slavik lächelte bei diesem Gedanken und stellte sich vor wie
Hassan ausrasten würde. Er blickte sich in dem kleinen Versteck um und inspizierte die
Gerätschaften. Alles war auf engstem Raum installiert worden um so wenig Aufmerksamkeit
wie möglich zu erwecken. Die gesamte Anlage lag unter der Erde und war nur über die alten
Kanalisationstunnels der Stadt zu erreichen. Zwar gab es noch einen direkten Weg an die
Oberfläche, aber diesen nutze man nur im Notfall zu Flucht. Über die Kanalisation konnte
man auch recht schnell eine der Haupttunnels erreichen wo die Flucht-BMTs warten würden.
Die kleinen Räume waren durch Tunnels verbunden und durch Luken abgetrennt. Alles
erinnerte irgendwie an ein U-Boot, aber das hatte auch seinen Sinn. Sollte der Feind einen
Weg in die Basis finden, würde die bedrohte Sektion einfach abgeschottet. Dies gab dann den
Personal dann genügend Zeit die Basis zu verlassen und sich in der Stadt zu verstecken.
Gregor hatte ihm einige seiner besten Kämpfer geschickt um die Befreiungsaktion zu
unterstützen. Slavik hatte bereits von der Elitetruppe der Koalition gehört und wusste auch,
dass Gregor in dieser Truppe ausgebildet worden war. Laut seinem neuen Verbündeten hatte
diese Gruppe Skorpione sein vollstes Vertrauen. Zwei von ihnen hatten angeblich sogar unter
Gregor gedient. Slavik erinnerte sich an die Namen die er auf der Liste gesehen hatte. Ihre
Namen waren Phillip und Samuel und sie waren vor kurzem hier mit drei weiteren
Angehörigen der Skorpione eingetroffen. Gleich nach ihrer Ankunft hatten sie sich an die
Baupläne des Palastes gesetzt und hatten versucht einen Weg hinein zu finden. Sie hatten
allerdings auch noch eine weitere Nachricht mitgebracht. Gregor wollte eine bestimmte
Konkubine befreien und das machte die Sache doch etwas schwerer. Offensichtlich hatte
Gregor auch private Gründe für die Aktion, aber Slavik interessierte das nicht. Der Plan
Hassan so eine Kriegserklärung zu überbringen war einfach zu dreist um sie nicht
wahrzunehmen. Er grinste und freute sich endlich wieder einmal so etwas unternehmen zu
können. Es war lange her seit er dem Feind solche Streiche gespielt hatte und damals war es
auch noch der wahre Feind, die GDI, gewesen.
Slavik ging in den engen Besprechungsraum und machte sich ebenfalls über die Baupläne her.
Es stellte sich schon jetzt heraus, dass es einige Wege hinein gab. Problematischer würde das
hinaus sein.
Deutschland, Gefangenlager in der Koalitionshöhle
Das immerwährende Scheinwerferlicht von der Höhlendecke, brachte Yeremi langsam um
den Verstand. Hier wurde es nicht dunkel, nie Nacht. Die Gefangen hatte lernen müssen bei
hellem Licht zu schlafen, denn an ihren Baracken gab es keine Rollläden. Einige wenige
schafften die Umstellung, aber die meisten hatten sich immer noch nicht daran gewöhnt.
Wie lange waren sie schon hier, fragte sich Yeremi und versuchte sich an ihre
Gefangennahme zu erinnern. Er wusste es nicht, stellte er fest. Um eine bestimmte Zeit
wurden sie in die Fabriken der Höhle gefahren und durften dort ihren Beitrag für die Koalition
leisten. Jedenfalls drücken die Wärter das so aus. Yeremi spuckte verärgert aus und hoffte
irgendwann einen Weg aus dieser Höhle zu finden. Aber die Wachen waren aufmerksam und
die wenigen die es gewagt hatten einen Fluchtversuch zu unternehmen, waren kurzerhand
erschossen worden. Der Freund seines Vaters, Sam, der mit ihm gefangengenommen worden
war, hatte den anderen geraten erst einmal abzuwarten. Sam war Soldat bei der GDI gewesen
und wusste normalerweise von was er sprach. Wenn er sagte, es gäbe keine Chance zu
entkommen, dann stimmte das auch.
Während Yeremi so seinen Gedanken nach hing und die Aktivitäten der Höhle beobachtete,
fiel sein Blick wieder auf die im Zentrum stehende Zitadelle. Sie ähnelte in der Bauweise dem
Tempel von NOD, den er schon auf Fotos gesehen hatte. Von dort im Zentrum der Höhle Seite 225
wurde also eine große Gruppe der Bruderschaft von NOD kontrolliert und was noch
schlimmer war, der Anführer dieser Gruppe war Kasian. Kasian war der Vater seine, ehemals
besten Freundes Gregor. Yeremi fragte sich was aus ihm geworden war. Er hatte nichts mehr
von ihm gehört, seit er hier interniert worden war. Ein schöner Freund war das, dachte er und
stand auf um wieder in die Baracke zu gehen.
In diesem Moment hielt ein Jeep vor dem Lager und das gesamte Personal des Lagers war
plötzlich in heller Aufruhr. Irgend jemand rief: „Der Chef kommt!“. Viele der Wachen liefen
am Tor zusammen und auch die Gefangen traten aus den Baracken um zu sehen was los war.
Auch Yeremi ging auf das Tor zu. Vielleicht konnte er Kasian in einer günstigen Gelegenheit
anspringen und als Geisel nehmen. Er lächelte bei diesem Gedanken, natürlich war dies bei all
den Wachen unmöglich, aber allein der Gedanke gefiel ihm ungemein.
Aber aus dem Jeep war nicht Kasian gestiegen. Der Chef, wie ihn eine Wache genannt hatte,
war wesentlich größer und jünger. Er trug eine schwarze Uniform ohne Rangabzeichen und
bewegte sich wie ein Soldat. Erst als er auf einige Meter an das Tor herangekommen war,
wurde Yeremi stutzig. Zwar war der Mann wesentlich durchtrainierter und das Haar war
militärisch kurz geschnitten, aber er kam Yeremi bekannt vor. Eine Sekunde später fühlte er
sich, als hätte ihn der Blitz getroffen. Da kam sein alter Freund Gregor auf das Tor zu und alle
schienen ihn wie den Anführer zu behandeln.
Gregor trat durch das Tor und blickte sich um. Die Wachen hatten einen Korridor gebildet um
ihn vor den Gefangen abzusperren. Die Masse der Gefangen war groß und er konnte Yeremi
nicht finden. Er hatte sich vor einigen Stunden entschlossen die Arbeit liegen zu lassen und
endlich seinen Freund hier raus zu holen. In den Anweisungen seine Vaters war zwar
ausdrücklich noch einmal gestanden, sein Freund müsse hier bleiben, aber schließlich war er
nun der Anführer. Auch der Einspruch von Sander hatte ihn nicht abhalten können und so war
er hier her gefahren.
Im Grunde kosteten die Gefangen sie mehr als die leisteten, das war aus den Unterlagen des
Lagerleiters hervor gegangen. Sie arbeiteten natürlich nur widerwillig und man konnte ihnen
auch keine sensiblen Werkstücke anvertrauen. Sabotage war schon mehrfach aufgetreten.
Gregor hatte sich entschlossen die Gefangenen in Schüben frei zu lassen. Vorher mussten sie
aber noch eine Aufgabe erfüllen, wenn sie freikommen wollten. Sie sollten einen weiteren
Tunnel aus dem Fels brechen. Die Basis musste unbedingt erweitert werden und für so eine
Aufgabe waren die Gefangenen mit Sicherheit geeignet. Außerdem würde man ihnen ein
Toxin spritzen, welches eine klare Erinnerung an diese Höhle verhinderte. Gregor wusste
nicht genau wie das funktionierte, aber seine Wissenschaftler hatten ihm versichert, dass es
einwandfrei funktionierte. Yeremi wollte er allerdings diese Prozedur, welche nicht gänzlich
ungefährlich war, ersparen. Deshalb blickte er nun suchend um sich. „Wo ist Yeremi
Cavallo?“ rief er dann und blickte um sich.
An einer Stelle öffnete sich die Menge, als einige der Gefangen zur Seite traten und einen
jungen Mann anblickten. Ein Wächter zog ihn unsanft aus der Menge und schob ihn vor
Gregor.
„Du siehst ja schrecklich aus,“ meinte Gregor und musterte seinen Freund. Yeremis blickte
böse auf seinen alten Freund. „Ach tatsächlich. Oh tut mir leid, ich habe ganz vergessen mich
heute in die Sonne zu legen,“ antwortete er bissig. Eine der Wachen holte bereits aus, um en
Gefangen zu bestrafen, doch Gregor hob die Hand. „Halt! Er kommt mit mir, ich habe mit
ihm zu reden.“ Damit drehte er sich um und ging zu dem Jeep. Eine Wache schob Yeremi
hinterher.
Kairo, ein Tunnel unter dem Palast von Hassan
Das Einsatzkommando hatte einen alten Fluchttunnel gewählt, der direkt in die Nähe der
privaten Gemächer Hassans führten. Da der Palast auf einem alten Gebäude der ehemaligen Seite 226
Regierung fußte, gab es solche Tunnels zu duzenden. Zwar lagen Teile dieser Palastebene
ebenerdig, doch die Architekten schienen auch alte Gemäuer eingebunden zu haben und
konnte man über abfallende Flure auch den Raum mit dem Tunnel erreichen. Dieser Tunnel
war genauso unbewacht wie viele andere und die wenigen Sensoren waren schnell
ausgeschaltet gewesen.
Dabei hatten sich die Skorpione als echte Experten erwiesen. Slavik musste im Zuge ihres
Bündnisses unbedingt einmal ihre Ausbildungslager besuchen. Es interessierte ihn wirklich
brennend, wer für die Ausbildung dieser jungen Soldaten verantwortlich war.
Der Tunnel endete vor einem verschweißten Schott, welches nach Angaben von Spionen auf
Palastseite von einer dünnen Kachelwand verborgen war. Slavik brachte eigenhändig einen
speziellen Sprengstoff an. Er drückte die graue Masse auf die Schweißnaht und legte eine
Zündschnur. Der Sprengstoff würde nicht explodieren sondern nur unglaubliche Hitze
entwickeln. Im Prinzip war es ein Einwegschweißer und kein richtiger Sprengstoff. Sie
würden ohne großen Lärm die Luke überwinden können und dann die Kacheln einreißen.
Natürlich würde das auffallen, aber laut den Plänen war der Raum hinter den Kacheln nur ein
Lagerraum für die vielen verschiedenen Sessel und Kissen von Hassan.
Slavik schüttelte den Kopf. Einen Lagerraum für Kissen konnte wirklich nur Hassan besitzen.
Vermutlich hatte er auch extra einen Raum für seine Unterhosen einrichten lassen. Mit einem
grinsen auf den Lippen ging er zurück und zog die Zündschnur nach. Hinter der nächsten
Biegung machte er halt und verband die Zündschnur mit seinem Datenblock. Ein Tastendruck
genügte und ein helles Glühen war aus dem Tunnel vor ihnen zu sehen. Schnell erreichte sie
ein Schwall heißer Luft und lies sie schwitzen. Doch schon nach einer Minute war es vorbei
und das Kommando rückte wieder vor.
Slavik hatte zusätzlich zu den fünf Skorpionen noch zwei eigenen Männer mitgenommen. Die
Anzahl an Soldaten war das Maximum für einen Einsatz dieser Art. Gern hätte er noch den
einen oder anderen Spezialisten mitgenommen, aber so reichte es auch. Vor allem weil die
Skorpione regelrechte Allroundtalente zu sein schienen, hielt Slavik die Sache für
durchführbar.

Nachdem sie die Metallluke weggezogen hatten durchbrachen sie die Kacheln. Tatsächlich
wurden unter anderem in dem dahinter liegenden Raum Kissen gelagert. Diese hatten den
Lärm der herunterbrechenden Kacheln fast gänzlich gedämpft. Sie sicherten den Raum und
öffneten dann die Türe zum Flur. Wie der Spion berichtet hatte, hielt sich um diese Zeit selten
jemand in diesen Gängen auf und so war der Flur vor ihnen verlassen. Als Slavik den Raum
verlies, hätte er fast laut aufgelacht. Während auf der einen Seite des Raumes Kissen gelagert
wurden, befanden sich auf der anderen Seite Regale mit Wäsche. Na immerhin benutzte
Hassan einen Raum für Kissen und Unterwäsche zusammen, er hatte ihn wohl überschätzt,
dachte Slavik und grinste.
Die ersten Flure, welche sie auf den Weg zum Quartier ihrer Zielperson durchquerten waren
menschenleer. Erst als sie einen kleinen Garten erreichten, hob Slavik die Hand und brachte
das Kommando zum stehen. Die Waffe ihm Anschlag rückten sie von nun an Meter für Meter
einen Kreuzgang entlang vor. Sein Gefühl hatte Slavik recht gegeben und im Garten befanden
sich tatsächlich Leute. Es war ein Pärchen und sie schienen wenig von ihrer Umgebung
wahrzunehmen. Die Spione im Palast hatten von mehreren solcher Örtchen berichtet,
offensichtlich hielt es Hassan für besonders großzügig einige seine Lustdamen an treue
Offiziere zu verschenken. Die meisten dieser Damen schienen das Palastleben zu genießen,
das so im Gegensatz zu dem Tiberium verseuchten Regionen um Kairo stand und so fügten
sie sich in ihr Schicksal. Slavik überprüfte mit einem kurzen Blick durch eine Miniversion
eines Fernglases, ob die Dame im Garten ihrer Zielperson entsprach, aber sie hatte keine
Ähnlichkeit mit der Abbildung die sie erhalten hatten. Es hätte Slavik auch gewundert, wenn
ihre Informationen falsch gewesen wären. Sie hatten solche Mengen an Credits fließen lassen,
dass sich die Hälfte ihrer Informanten vermutlich zur Ruhe setzten. Seite 227
Sie verließen schnell den recht offenen Bereich der Kreuzgänge um den Garten und wanden
sich nach rechts in einen weiteren Flur. Aus einigen Räumen drang das kehlige Lachen
betrunkener Wachen, ansonsten schien alles still zu sein. Immer wieder trafen sie auf
Überwachungskameras, welche sie ohne große umstände außer Funktion setzten. Ab diesem
Zeitpunkt konnten sie auf Heimlichkeit verzichten, jetzt hieß es so viele Kameras wie möglich
ausschalten um den Feind den überblick zu nehmen. Die Gefahr bestand natürlich darin, dass
eine Wache die fehlenden Bilder von den Kameras bemerkte, aber mit Sicherheit gab es eine
Rundschalte auf drei oder vier Überwachungsbildschirmen und bei diesen unzähligen
Kameras würde so schnell keine der ausgeschalteten Kameras ins Bild kommen.
Sie legten etwa eine Strecke von fünfzig Metern zurück und passierten dann die letzten
Quartiere der Wachen, welche für die Privatgemächer zuständig waren. Zumindest schien die
Aufmerksamkeit der Wachen hier im tiefsten Inneren des Palastes nicht die Beste zu sein,
denn bisher waren sie auf keine Wachen im Dienst gestoßen. Erst als sie sich auf den Trakt
der Konkubinen zu bewegten trafen sie auf erste Wachen. Die Erste stand vor der Türe,
welche diesen Bereich vom Rest des Palastes klar trennte. Hier gab es nur zwei Wege hinein
und wieder hinaus. Der Eine lag hinter einer Ecke rechts von ihnen und wurde von einem
Soldaten in voller Montur bewacht, die Andere war der direkte Zugang von Hassans
Schlafzimmer zu dem Lusttrakt.
Slavik gab mit vier Handzeichen zu verstehen, dass die Wache leise sterben sollte und
sogleich bewegte sich Phillip nach vorne. An der Ecke machte er halt und zog eine spezielle
Pistole aus dem Halfter. Dann hielt er die Hand auf und Samuel gab ihn ein Gerät, dass es
praktisch erlaubte das Auge um die Ecke zu biegen. Es war ein dünner Draht auf welcher auf
der einen Seite eine Minikamera angebracht war, das andere Ende steckte in einem
Datenblock und zeigte das Bild, welches die Kamera aufnahm. Phillip nahm den Draht und
schob ihn vorsichtig um die Ecke, auf dem Datenblock, den Samuel hielt erschien die Wache.
Nun konnte Phillip die Position richtig einschätzen und sein Ziel beobachten. Nach vielleicht
einer halben Minute gab er den Draht an Samuel zurück und spannte seine Muskeln. Er
machte einen Satz und sprang direkt in das Blickfeld der Wache. Diese war so perplex, dass
sie im ersten Moment vergaß die Waffe hochzureißen. Dies genügte Phillip und er jagte mit
der Pistole zwei Toxinpfeile in den Hals und die Brust. Das Toxin wirkte innerhalb von einer
Sekunde und die Wache klappte zusammen. Phillip steckte die Pistole weg und ging auf die
Wache zu. Mit einigen Handgriffen hatte er sie entwaffnet, denn man wusste nie ob die
Wache nicht gerade gegen dieses Toxin geimpft war, außerdem machte er das Funkgerät
unbrauchbar.
Der Rest des Kommandos war inzwischen nachrückt und machte sich an der Tür zu schaffen.
Es dauerte eine Minute bis die Türe sich auch ohne echten Zugangscode öffnete. Slavik gab
wieder ein Handzeichen und zwei Männer sprangen vor um den Korridor zu sichern. Er selbst
stampfte siegessicher zur dritten Türe auf der linken Seite und blickte auf ein kleines goldenes
Namenschild. Er nickte zufrieden und danke den Spionen die dieses mal ihr Geld wirklich
wert gewesen waren. Er klopfte einmal leise an und wartete.
Die Türe öffnete sich nach einiger Zeit und eine junge Frau blickte verstört auf Slavik. Slavik
lächelte und sagte: „Entschuldigen Sie die späte Störung. Sind Sie Dyszara?“ Die Frau hatte
inzwischen das Gesicht von Slavik einem Namen zugeordnet und wurde etwas blass.
Dennoch holte sie Luft und antwortete: „J..ja, warum?“ Immer noch lächelnd machte Slavik
eine Verbeugung und sagte: „Ihr Freund Gregor Panterre schickt mich. Er sagte, Sie würde
sich freuen ihn einmal in Deutschland zu besuchen.“ Dyszara blickte mit offenen Mund auf
Slavik, dann auf das bewaffnete Kommando hinter ihm. „Äh, ja schon aber…,“ brachte Sie
nur heraus. „Machen Sie sich keine Sorgen. Sie können Hassan morgen anrufen und ihm alles
erzählen. Und jetzt werfen Sie sich was über und lassen Sie uns verschwinden,“ drängte
Slavik und trat in das Zimmer. Dyszara hatte inzwischen halbwegs begriffen was das Ganze
sollte und griff nach einem leichten Morgenmantel. Schnell war Sie auf dem Gang und blickte Seite 228
auf die bis an die Zähne bewaffneten Soldaten. Phillip grinste. „Schönen Gruß von Gregor.“
Er schüttelte den Kopf und setzte hinzu. „Der Kerl scheint auch überall Glück zu haben.“
Slavik führte den Trupp erneut an und sie erreichten schnell wieder den Garten mit seinen
Kreuzgängen. Auch auf dem Rückweg war ihnen niemand begegnet. Als Phillip, der ihnen
den Rücken deckte die ersten Schreie von Wachen hörte, murmelte er: „Toll und Gregor hat
natürlich nix von dem Glück übrig gelassen.“ Einige Sekunden später schien die Hölle
loszubrechen. Laute Alarmglocken läuteten jede Wache im Palast aus dem Schlaf. Schon gab
Slavik die erste Salve aus seinem Impulsgewehr ab und streckte eine heranstürmende Wache
nieder.
Noch war das Durcheinander ihr Vorteil. Niemand wusste wo der Feind war und da viele
Kameras offensichtlich außer Funktion waren, hatten die Palastwachen von zwei Bereichen
einer Etage keine genaue Übersicht. Im Laufschritt passierten sie nun den Kreuzgang und
Slavik fiel zurück um seinen Leuten den Rücken zu decken. Seiner Meinung nach war das die
Aufgabe eines Anführers und auch die Prosteste von Phillip konnten daran nichts ändern.
Slavik schlug eine große Türe hinter sich zu, welche den Garten bei schlechtem Wetter vom
Gang trennte. Er hatte dies kaum getan, als erste Geschosse darauf einschlugen und sich durch
das Holz brannten. Mit großen Sprüngen folgte er den anderen. Als er um die nächste Ecke
bog, warf er eine Handgrante hinter sich und verwüstete damit den Flur. Die Wachen blieben
nach dieser Handgrante erst einmal vorsichtig zurück, doch Samuel, der die Spitze
übernommen hatte, traf bereits auf Wachen, welche den Flur von der anderen Seite betreten
hatten.
Es waren drei Wachen die mit gezückten Pistolen den Flur herunter rannten. Sie hatten eine
Sekunde vorher eine Schwingtüre aufgestoßen und waren hereingestürmt. Samuel und den
Anderen hatte dies genügen Zeit gelassen sie mit einem tödlichen Sperrfeuer zu belegen.
Dyszara schrie erschrocken auf, als einer der Skorpione, getroffen von einem Glückstreffer
der Wachen, zusammen sank.
Aber sie hatten bereits den Seitengang zu ihrem Tunnel erreicht. Schnell schob Samuel
Dyszara hinein und die anderen Soldaten folgten. Phillip stand noch am Anfang des Ganges
und feuerte auf die Seitentüre. Erst als Samuel nach ihm rief, rannte er zur Türe. Außer Atem
sagte er: „Aber Slavik fehlt noch, wir können ihn doch nicht zurück lassen.“ Samuel riss das
Gewehr hoch und feuerte auf eine weitere Wache die um die Ecke bog. Sie sank zusammen
und hinterlies an der gegenüberliegenden Wand einen großen roten Fleck. „Wir können nicht
warten. Er wusste um die Risiken dieses Streiches. LOS,“ schrie Samuel über das Krachen
einer Granate. Phillip nickte und beide stolperten in das Zimmer.
Slavik rannte in diesem Augenblick den Flur entlang und feuerte auf zwei Wachen an der
Drehtüre. Sie hatten gerade eine Handgrante in den Flur werfen wollen, diesen aber halb
verfehlt. Slavik trafen einige Holzsplitter am Arm, aber er rannte weiter. Eine der Wachen
streckte er nieder, doch die Zweite warf sich auf den Boden und erwiderte das Feuer. Slavik
musste sich zur Seite rollen um den Energiegeschossen aus dem Impulsgewehr der Wache zu
entgehen. Diesen Augenblick nutze eine weite Wache aus um durch die Drehtüre zu treten
und auf Slavik zu schießen.
Die Rolle endete an der Wand des Flurs und er versuchte seine Waffe ruhig zu halten. Mit
einem weiteren Feuerstoß zerbarst der Kopf der auf dem Boden liegenden Wache. Das
Gewehr zog nach dem Treffer nach oben und riss ein Loch in das rechte Bein der stehenden
Wache. Aber während Slavik sich mit den Wachen vor ihm gekämpft hatte, waren aus dem
Flur hinter ihm weitere Wachen gekommen. Als er sie hörte schaffte er es noch sich
umzudrehen, aber eine Wache schoss auf ihn. Zuerst merkte Slavik gar nichts, doch dann
blickte er auf seine Schulter und sah einen roten Pfeil dort stecken. Die Wachen in seinem
Gesichtsfeld verdoppelten sich bereits und er sackte zusammen. Sein letzten Gedanken
stellten die Vermutung an, dass dieses Toxin nicht giftig sein würde. Eine Wache hatte ihn Seite 229
sicherlich durch eine der versteckten Videokameras erkannt und so wurde er lebend gefangen
werden. Sein Gesichtsfeld verengte sich mehr und mehr, dann wurden seine Muskeln
vollkommen schlaff. Es folgte Schwärze.
Deutschland, In den Privaträumen von Gregor
Der Teelöffeln klirrte leise in seiner Tasse, als Gregor umrührte. Er hob den Löffeln aus der
Tasse und legte ihn auf das Tablett. Er nippte an dem Tee und musterte Yeremi. Sie saßen in
der kleinen Couchecke, in der Gregor erst vor kurzem mit seinem Vater gesessen war.
„Ich werde dich freilassen,“ durchbrach Gregor die Stille. Yeremi nahm sich einen Keks und
biss gierig hinein. Im Lager hatte es so etwas natürlich nicht gegeben. „Tatsächlich? Warum
auf einmal?,“ fragte Yeremi dann.
Gregor zuckte die Achsel. „Zuerst war ich nicht hier. Ich wurde Ausgebildet und hatte einen
Einsatz. Ich erfuhr erst von deiner Gefangennahme als ich zurückkam. Aber mein Vater
wollte dich nicht frei lassen. Er meinte du wüsstest zuviel über dies.“ Er hob die Hand und
vollführte eine Geste um die Höhle zu umschreiben. „Ist das so?“ fragte Gregor. Yeremi
zuckte die Achseln. Sein Freund hatte sich sehr verändert. Er war nicht mehr der Gregor aus
dem Tal, Yeremi erkannte eine tödliche Kampfmaschine in ihm und wusste nicht was er
sagten sollte. Am liebsten hätte er ihn angesprungen und erwürgt, aber etwas hielt ihn davon
ab. Irgendwie war er doch noch sein Freund. Schließlich antwortete er. „Was erwartest du?
Ich würde natürlich von dieser Höhle erzählen.“
Gregor nickte. „Natürlich würdest du. Dein Vater ist immerhin bei der GDI.“ Yeremi lächelte.
„Oh ja, ich glaube er würde ausrasten, wenn er wüsste was hier so unter der Erde vorgeht.
Aber viel kann ich ihm leider nicht sagen. Was habe ich schon gesehen, außer einem Lager
und einer Fabrik.“ Gregor nickte erneut. „Ja ich denke du kannst ruhig deinem Vater von
dieser Höhle erzählen. Die GDI soll ruhig danach suchen. Sie würde sie doch nicht finden.
Die GDI soll wissen, die Bruderschaft von NOD ist immer da gewesen und sie wird auch
noch lange der GDI bestehen.“ Yeremis Miene veränderte sich bei diesen Worten leicht, aber
er sagte nichts. Gregor nahm einen weiteren Schluck Tee. „Ich denke meine Untergebenen
werden es verstehen. Nach den letzten Aktionen wissen sie, dass es kein Akt der Schwäche
ist,“ sagte er dann. Yeremi blickte verächtlich auf seinen Freund. „Wenn du das sagst. Aber
was ist mit Sam?“ Gregor runzelte einen Moment die Stirn, dann lächelte er. „Oh der alte
Sam. Hm na gut, du kannst ihn mitnehmen, aber …“ In diesem Moment stürmte Adjutant
Sander in den Raum. „Sir, Nachricht aus Kairo,“ platze er hervor.
Yeremi blickte verstört auf den Mann in Uniform. Er hatte den Mann einmal als Großcousin
von Kasian vorgestellt bekommen, doch nun stellte sich heraus, dass dies wohl auch ein NOD
Soldat war. Im Grunde schade, dachte Yeremi, er war auf der Grillparty damals sehr nett
gewesen und hatte mit ihnen Fußball gespielt. Gregor las derweil die Nachricht auf den Blatt.
Als er zuende gelesen hatte sprang er auf und fluchte laut. „Verdammt, das darf ja wohl nicht
wahr sein. Slavik in den Händen von Hassan.“ Er blickte auf Yeremi und schwieg kurz, dann
sagte er: „Ich glaube du gehst jetzt besser. Es gibt hier eine Menge zutun und wir wollen ja
nicht, dass du doch noch zuviel erfährst.“ Er drehte sich zu Sander um. „Bringen Sie Yeremi
und seinen Freund Sam zu einem Ausgang. Aber möglichst so, dass niemand gleich den
Ausgang findet.“ Sander nickte und machte einen Schritt auf Yeremi zu. Dieser stand auf und
blickte Gregor böse an. „Aus dir ist ein Monster geworden und ich verspreche dir, dass wir
uns wieder sehen werden,“ spie er Gregor förmlich an. Gregor wedelte nur mit der Hand und
Sander schob Yeremi aus dem Raum.
Kongo, Im Kern des Tempels
Wieder war er auf einer Entdeckungstour im Tempelinneren. Faisal hatte sich einen Tag frei
genommen, nachdem er die Errichtung weiterer Panzersperren beaufsichtig hatten.
Inzwischen würde jeder Angriff auf das Tal für den Feind zu Todesfalle werden. Die Hügel Seite 230
um das Tal waren durchsiebt von Tunnels und Gängen. Viele endeten in verborgenen
Bunkern und Stellungen. Schwere Flakstellungen zwischen den flachen Gebäuden der Basis
würden es sogar mit einem ernsten Luftschlag der GDI aufnehmen und mit feindlichen NOD
Truppen allemal. Die Panzersperren blockierten die einzige Zufahrtsstraße die es schwerem
Gerät erlaubte in das Tal zu gelangen. Rechts und Links der Strecke waren unzählige Bunker
errichtet worden und in vielen standen Panzerabwehrgeschütze. Da Faisal selbst Panzer
kommandiert hatte, wüsste er wie schwer es für den Feind sein würde hier voran zu kommen.
Er passierte einen weiteren Raum und staunte über die prunkvollen Verzierungen. Dicke
Säulen waren mit NOD Ornamenten und einer uralten Sprache übersät. Alles war in rot und
schwarzem Marmor gehalten und der Farbeffekt wurde durch die Notbeleuchtung noch
verstärkt. Am Ende des Raumes erreichte Faisal einen Aufzug der nach unten zu führen
schien.
Niemand hatte bisher von noch einem Stockwerk berichtet und nun wurde er richtig
neugierig. Er betätigte die Taste und rief den Aufzug. Ein Summen erklang und lies Faisal
zusammen zucken, aber es war nur das Summen eines sehr leisen Aufzuges, welcher sich nun
öffnete. Als er die Kabine betrat und sich umblickte schien er im schwarzen Nichts zu stehen.
Der gesamte Aufzug war mattschwarz gehalten und absorbierte alles Licht. Das helle
Rechteck der Türe und das Licht dahinter wirkten wie ein Portal in eine andere Welt. In der
schwarzen Kabine leuchtete kein Licht, außer an zwei Stellen. Rechts von der Türe leuchteten
matt zwei rote Symbole auf. Faisal drückte kurzentschlossen auf das untere und die Türen
schlossen sich fast lautlos.
Anstatt im Dunkeln zu stehen, sprangen mit dem Schließen der Türen plötzlich in der Decke
zwei rote Lampen an und tauchten alles in ihr Licht. Der Aufzug setzte sich bereits eine
Sekunde nach dem schließen der Türe in Bewegung und fiel nach unten. Einen Moment
protestierte Faisals Magen, doch dann stoppte der Aufzug bereits. Eine Sekunde später
öffneten sich die Türen und Faisal blickte in eine große Halle.
Dicke Marmorsäulen stützten die Decke ab und schimmerten rötlich im Schein mehrere
Lampen. Überall hingen Bildschirme über die Daten und Bilder liefen. Als Faisal aus dem
Fahrstuhl trat konnte er noch Zugänge zu Seitenräumen entdecken. Als sein Blick auf das
Ende der Säulenhalle fiel, klappte ihm regelrecht der Kiefer herunter. Ein überdimensionales
Wappen der Bruderschaft prangte dort über einem kleinen altarartigen Stein. Überall an
Säulen und an den Wänden hingen Displays und Bildschirme und strahlten ihr eigenes Licht
ab.
Faisal machte zwei weitere Schritte und legte den Kopf in den Nacken. Die Höhe der Halle
war unglaublich und beeindruckte ihn ungemein. Dies also war einer der alten
Versammlungsräume, von denen die alten Veteranen sich fasziniert erzählten, wenn sie sich
an eine der Reden von Kane in seinem Tempel erinnerte.
Er ging zwischen den ersten Säulen hindurch auf den Kopf des Saales zu und blickte sich
weiter staunend um. Ein Surren neben ihn erregte schnell seine Aufmerksamkeit und er
versuchte durch das Dunkel zu erkennen was dort surrte. Aber als er darauf zuging blinkten
zwei Lichter auf und ließen Faisal erschrocken stehen bleiben. Plötzlich wurde das Surren
lauter und zwei rote Strahlen schossen auf ihn zu. Bevor er daran denken konnten ihnen
auszuweichen tasteten sie über seinen Körper und verschwanden wieder. Einige der
Bildschirme flackerten dann und es erschien ein flaches, weich gerendertes Gesicht. Ein
künstlich klingendes Lachen erklang aus verborgenen Lautsprechern und hallte unheimlich in
der Halle wider.
Faisal schluckte erschrocken, er bemerkte wie sein Mund trocken wurde. Nervös blickte er
sich um, aber nicht war zu sehen. Nur die kalten Augen auf dem Bildschirm und sie schienen
ihn zu beobachten. „Hallo? Ist hier jemand?“ fragte er dann in die Stille hinein und fasste an
seinen Gürtel. Das Gefühl, die Hand auf seiner Waffe zu haben, beruhigte ihn ungemein und
er blickte wieder mutiger in die Dunkelheit. Seite 231
„Hallo?“ rief er noch einmal. Aber nur ein weiteres unheimliches Lachen der Bildschirme war
die Antwort. Plötzlich bewegte sich ein Schatten hinter eine Säule. Faisal erstarrte und
versuchte die Dunkelheit dort zu durchdringen. Wieder erklang das Lachen aus den
Lautsprechern und lies ihn zusammen zucken. Als das Lachen verklungen war hörte Faisal
eine Stimme sagen.
„Ach Cabal, treib nicht solche Späße mit unserem Gast. Ich freue mich immer über Besuch.“
Faisal versuchte die Herkunft der Stimme zu lokalisieren, aber die Halle und ihr Widerhall
verhinderte dies. Doch dann trat eine Gestalt ins Licht und Faisal glaubte, dass die Stimme zu
ihr gehörte. Die Gestalt war in eine schwarze Kutte gehüllt und diese war tief ins Gesicht
gezogen. Nur die untere Hälfte des Gesichtes war zu erkennen. Die Gestalt, nach dem
Körperbau handelte es sich um einen Mann, vermutete Faisal, trat näher an ihn heran. „Ah
einer der Besahi Kommandeure. Sehr mutig, das muss man sagen,“ sagte die Gestalt im
Plauderton. Der Timbre der Stimme kam Faisal bekannt vor, doch ihm war zuerst nicht klar
woher er sie kannte.
Erst als die Gestalt noch einen Schritt auf ihn zu machte und ein Lichtstrahl auf das Gesicht
fiel, begann er zu ahnen, wen er da vor sich hatte. Der nun sichtbare Kinnbart war ein
weiteres Zeichen für seine Vermutung. Als ob ein Alien vor ihm stehen, glotzte Faisal die
Gestalt an und sagte keinen Ton.
Im Hintergrund lachte Cabal erneut mit seiner unheimlichen Stimme. Doch die Gestalt winkte
ab. „Ach Cabal, du weißt doch, die übliche Reaktion.“ Dann wand er sich wieder zu Faisal.
„Ich vermute Sie erkennen mich,“ sagte er und blickte ihn an. Faisal konnte nun mehr von
dem Gesicht sehen und stotterte: „.. unmöglich.. er ist damals … aber..“ Die Gestalt hob
abwehrend die Hände. „Ja ja natürlich. Ich lebe im Tode.“ Ein ironisches Lächeln kam über
seine Lippe. „Ich fühle mich aber auch recht lebendig.“ Er musterte den jungen Besahi
Kommandeur und sagte: „Hm wie heißt du?“ „F.. Faisal, Sir“ Die Gestalt lächelte erneut.
„Gut, gut Faisal. Dann komm mal mit. Ich habe eben erfahren, dass Slavik gegenwärtig
gefangen genommen wurde. Er war etwas übermütig, aber wir haben bereits
Gegenmaßnahmen unternommen. Bis er zurück ist, werde ich die hier brauchen.“ Die Gestalt
wand sich um und ging auf einen Nebenraum zu. Faisal blieb noch einen Moment wie
angewurzelt stehen, dann lief er der Gestalt nach und murmelte: „Bei Kane, es ist Kane…“
Die Gestalt vor ihm lachte laut. „Meine Promotion war wirklich gut, aber ich hätte nie
geglaubt damit Gott zu ersetzen.“
Kairo, Gefängnis- und Hinrichtungseinrichtungen Hassans
Slavik war vor vier Stunden aufgewacht und hatte sich inzwischen von dem Betäubungsmittel
erholt. Er saß in einer kleinen, modrigen Zelle und verfluchte seinen Übermut. Die Aktion
hatte ihn so sehr gereizt, dass er seine Verantwortung gegenüber den Besahi NOD außen acht
gelassen hatte. Nun würde er dafür zahlen müssen und seine Besahi ebenso.
Mit Sicherheit hatte Hassan längst seine Hinrichtung angeordnet, denn in diesem Fall
benötigte er keinen Beschluss des inneren Zirkels. Slavik war wie ein Einbrecher im Palast
aufgegriffen worden und so wurde er nun auch behandelt. Das Essen welches er vorhin
bekommen hatte, sah nicht schmackhaft aus. Eine Schale voller Hirsereis von letzter Woche,
deutete er den Klumpen auf dem Tablett, aber er zog es vor mit gesundem Magen hingerichtet
zu werden.
Wieder hielt er sich vor, diesen Einsatz persönlich angeführt zu haben. Es war schlicht ein
Fehler gewesen und machte es nun Hassan möglich vielleicht zwei Fliegen mit einer Klappe
zu schlagen. Zum Einen würde sich das Bündnis zwischen Koalition und Besahi hinauszögern
oder ganz ins Wasser falle, zum Anderen erledigte er einen seiner Kontrahenten elegant mit
einer guten Erklärung. Er trat wütend gegen das Tablett und feuerte es gegen die Türe.
Erstaunt beobachtete er wie der Hirseklumpen an der Holztüre hängen blieb und sich weigerte
der Schwerkraft zu folgen. Jetzt war er wirklich froh das Zeug nicht gegessen zu haben. Seite 232
Von draußen klang die Stimme eines Fernsehsprechers herein. Einer der Wachen musste wohl
Langeweile haben. Seine Verhaftung wurde gerade in einem langen Bericht breitgetreten und
seine Hinrichtung war ebenfalls angesetzt. Er sollte durch eine Giftspritze sterben, jedoch im
Gegensatz zu seinem Vorgänger Kasian ohne Schmerzmittel und Drogen. Das Gift sollte sich
langsam und schmerzvoll durch seinen Körper fressen um Hassans Schmach zu lindern.
Immerhin war es bis auf Slavik allen gelungen zu entkommen, zumindest redete man nur von
einem Einbrecher und nicht von mehreren. Also war es wohl den Anderen gelungen die
Zielperson aus dem Palast zu bringen. Das befriedigte Slavik ein wenig und lies ihn über
einen Fluchtversuch nachdenken.

Er dachte immer noch nach, als sich plötzlich Schlüssel klapperten und sich die Türe öffneten.
Ein schmieriger Wächter stand in der Türe und warf ihm eine frische Uniform zu. „Zieh die
hier an, wir wollen ja eine schöne Hinrichtung,“ rief er und warf die Türe wieder ins Schloss.
Auf dem Weg zurück hörte ihn Slavik laut lachen. Der Wächter schien eine Menge Spaß an
solchen Hinrichtungen zu haben. Slavik griff nach der Uniform und zog sie an. Ihm würde
sowieso keine Wahl bleiben.
Einige Stunden später betrat Oxana das Gebäude. Sie hatte sich persönlich den Auftrag in der
Propagandaabteilung besorgt um die Hinrichtung zu filmen und kommentieren. Allerdings
hatte sie ihr Kamerateam durch erfahrene Soldaten ersetzt.
Oxana dachte an ihren Vater. Auch an seinem Ende war Gift beteiligt gewesen. Hassan hatte
ihrem Vater, dem alten Führer der Besahi ein schleichendes Gift verpasst. Noch immer wusste
kein Mensch wie er das getan hatte und wie der Attentäter an den Giftsensoren vorbei
gekommen war. Nach einiger Zeit hatte sich das Gift durch Paranoia und plötzlichen
Ausbrüchen bemerkbar gemacht. Ihr Vater hatte plötzlich Fehlentscheidungen getroffen und
die Besahi an den Rand des Abgrundes geführt. In letzter Minute hatte sie das Ruder herum
gerissen und ihren Vater abgesetzt. Es war etwas aufwendig gewesen an diesen Slavik heran
zu kommen, aber er war die Mühen wert gewesen. Um so schlimmer war nun seine
Gefangennahme. Wie sich heraus gestellt hatte, war die Kommandoaktion von jemandem aus
Slaviks Stab an Hassan verraten worden. Der Mann war inzwischen ausfindig gemacht
worden. Ohne diesen Spion hätte Slavik wohl Hassans Palast einfach wieder verlassen
können, aber nun hatten sie wirklich ein Problem.
Sie würden ihn befreien, so lauteten ihre Befehle aus dem Tempel und eben für so einen
Notfall hatte sie sich zum Schein, Hassan unterworfen. Sie hatte manche Erniedrigung
erleiden müssen, aber sie hatte durchgehalten. Jetzt, dachte sie, ist die Zeit der Abrechnung.
Oxana blickte noch einmal in den Hinrichtungsraum, dann gab der Kameramann ein Zeichen.
Gleich würde sie auf Sendung sein. Auf einem kleinen Bildschirm sah sie, wie das NOD
Logo erschien und der Hassan Sender eine Live Exekution ankündigte. Der
Nachrichtensprecher, einer von Oxanas schmierigen Kollegen lächelte in die Kamera.
„Guten Abend.
Mit General Hassans persönlicher Erlaubnis präsentieren wir ihnen voller Stolz die nun
folgende Liveexekution.“ In einem Fenster rechts erschien Oxana und lächelte. „Eine Vision,
ein Prophet Oxana!“
Sie lächelte und antwortete: „Eine Vision, ein Prophet May J.“
„Ich weiß aus unserem Vorgespräch, dass die heutige Hinrichtung etwas ganz spezielles ist.“
Oxana nickte lächelnd.
„Ja etwas ganz besonders. Die Mischung heute Abend besteht aus hundert Prozent Toxin
ohne Schmerzmittel. Wenn alles nach Plan läuft, sollte unser Verräter bis zum scherzhaften
Ende bei vollem Bewußtsein bleiben.“
Der Nachrichtensprecher lächelte fröhlich und sagte: „Wir alle drücken die Daumen!“
Oxana griff sich an ihr Ohr und bekam eine Meldung. „General Hassan ist jetzt bereit.“ Sie
lächelte noch einmal, dann verschwand sie und machte Platz für einen großen Saal. Treue Seite 233
Anhänger Hassans hatten sich hier versammelt und blickten auf ein großes Display an der
Wand. Hassan Gesicht war dort erschienen und blickte auf sie herab.
„Eine Vision, ein Prophet,“ intonierte er. Die Menge antwortete: „Für die Technologie des
Friedens!“ Er nickte. „Bitte setzten.“ Die geladenen Gäste nahmen Platz und wartete gebannt
auf Hassans Worte. „Ein Tod ist nicht genug für Anton Slavik. Für den Versuch uns an den
Feind zu verraten verdient der GDI Spion vielmehr tausend Tode.“ Er machte eine Pause und
lies die Worte wirken. Schließlich rief er: „Im Namen von Kane!“ Die Menge antwortete ihm
wie erwartete: „Kane lebt im Tode!“
Hassan blickte auf einen seiner Bildschirme und eine Kamera übertrug seinen Blick direkt in
den Hinrichtungsraum. Hassan lächelte. „Schlaf gut, Slavik!
Slavik blickte panisch umher und versuchte irgendwie seinem Schicksal zu entkommen. Er
wollte nicht einsehen, dass so sein Ende aussehen sollte. Ein Hauptmann trat an die Konsole
und drückte einen Knopf. Slavik spürte wie das Toxin in seinen Körper strömte. Es fühlte sich
wie Eis in seinen Adern an und er fühlte wie seine Glieder erstarrten. Sein Blick schwamm.
Im Zuschauerraum tauchte plötzlich Oxana auf, doch Slavik sah nur noch ein
verschwommenes Bild. Er hörte wie sein Herz immer langsamer schlug. Dann wurde es
schwarz.
Oxana gab ihren Männern ein Zeichen und zog selbst ihre Glock 2010. Sie streckte die Wache
neben sich mit einem Kopfschuß nieder. Ihre Männer erledigten zur selben Zeit die anderen
Wachen und geladenen Gäste im Raum. Oxana war bereits auf dem Weg zur Schleuse,
welche in den Hinrichtungsraum führte. Zwei ihrer Männer folgten ihr und deckten ihr den
Rücken.
Die zwei Wachen im Raum wurden schnell ausgeschaltet und Oxana griff in ihre Tasche. Sie
holte eine große Spritze heraus und zog die Verpackung ab. Sie rammte die Spritze mit dem
Gegengift direkt in Slaviks Brust. Die zwei Soldaten offneten die Fesseln und zogen ihn vom
Stuhl. Seine Lebenszeichen waren schwach, aber das Toxin war neutralisiert worden. So
schnell sie konnten verließen sie die Hinrichtungsräume.
Eine Stunde später erwachte Slavik. Er öffnete die Augen und blickte in das Gesicht von
Oxana. „Zurück von den Toten? Willkommen an Bord,“ sagte sie lächelnd. Slavik stöhnte
nur, doch nach zwei Minuten schaffte er es von seiner Liege aufzustehen. „Wo, wo bin ich?“
fragte er.
Oxana setzte wieder ihr typischen Lächeln auf und schob sich eine blonde Strähne aus dem
Gesicht. „Wir sind auf dem Weg zu ihrem Kommandofahrzeug. Die Montauk wird derzeit
von einem Mann kommandiert, der sie verraten hat. Nur deswegen wurden sie geschnappt.“
Slavik blickte grimmig drein. „Wann kommen wir dort an?“
15
Kongo, Einen Kilometer vor dem Tempeltal
Ein weiterer Panzer war im Schlamm stecken geblieben und brachte die Aufmarschkolonne
wieder ins stocken. Die engen Schlammpisten brachten Mu-Berek an den Rand der
Verzweiflung. Er hatte schon gestern alles bereit haben wollen um das Tal anzugreifen und
nun fehlten noch immer Truppen. Zumindest kam die Infanterie gut durch den Dschungel
voran und stand inzwischen breit das Tal anzugreifen. Auch das vorgeschobene Basislager
war eingerichtet und fünf Harpyen standen bereit.
Mu-Berek war natürlich klar, die Streitmacht die er hier zusammengezogen hatte, war schon
lange von den Besahi NOD entdeckt worden. Mit Sicherheit hatten sie sich eingegraben und Seite 234
hofften so die Angriffe zurück schlagen zu können. Aber für diesen Fall hatte Mu-Berek ein
Ass im Ärmel. Die neu entwickelten Artilleriegeschütze kamen selbst in diesem Gelände
zurecht. Die ersten Prototypen waren recht robust und so hatte er sich fünf Geschütze direkt
aus den Labors geschnappt und hier her gebracht. Einen Nachteil hatten die Geschütze
allerdings. Man musste sie erst mit großen Haken in der Erde verankern, denn ohne dieser
Verankerung konnten die großen Geschützrohre nicht feuern. Aber da die Geschütze eine
enorme Reichweite besaßen, konnte man dieses Manko akzeptieren, entschied Mu-Berek.
Der Panzer war inzwischen wieder frei gekommen und rollte den Weg entlang. Noch ein paar
Stunden, entschied Mu-Berek, dann konnte er angreifen. Der Nachschub, der noch auf der
Straße war, konnte auch während dem Gefecht ankommen.

Er blickte auf seinen Datenblock und machte sich erneut ein Bild von der Aufstellung. Seine
Infanterie hatte das Tal am Füße der darum liegenden Hügel umstellt soweit dies möglich
war. Die Panzer und Fahrzeuge würden sich zusammen mit seiner Hauptstreitmacht über die
einzige Straße nähern. Er rechnete mit schweren Verlusten bei seinen Stoßtrupps. Aber
schließlich hatte er nie behauptet, dass es leicht sein würde.
Kleine Gruppen Infanterie würden den Anfang machen und versuchen einen Keil in die
Linien der Besahi zu schieben. Sie sollten die Straße frei räumen und Bunker, wenn möglich
knacken. Mit Sicherheit würden die ersten Gruppen schnell aufgerieben sein, aber er hatte
etwa viertausend Mann zusammengezogen, während er die Besahi NOD im Tal etwa tausend
Mann besaßen. Dieses Mal würde man den Feind nicht unterschätzen, dachte er und lächelte.
Kongo, Kommandozentrale des Tempeltals
Die taktischen Bildschirme waren gefüllt mit roten Punkten. Jeder Punkt stellte eine entdeckte
feindliche Einheit oder Infanteriegruppe dar. Faisal rieb sich das unrasierte Kinn und
beobachtete die Truppenbewegungen um das Tal. Man kesselte sie ein und Hassan hatte dazu
eine Menge Truppen zusammen gezogen. Auf jeden der Verteidiger kamen dreimal so viele
Angreifer schätzte Faisal.
Er hatte das Kommando übernommen nachdem Slavik gefangen genommen wurde und die
letzten Vorbereiten überwacht, die Basis und das Tal zu einer Festung zu machen. Kane hatte
ihn genau instruiert und seine Aufgabe war es nun dieses Tal zu halten. Er fühlte sich
beflügelt seitdem er Kane gegenüber gestanden war und irgendwie war er stolz in die
verbotenen Stockwerke gegangen zu sein. Kane hatte gesagt, er sei genau zur rechten Zeit bei
ihm aufgetaucht und er werte das als Zeichen. Slavik hatte sich ein wenig überschätzt, aber
inzwischen war er längst von Agenten der Besahi befreit worden. Nun ging es darum Hassan
zu schlagen und darum kümmerte sich Slavik. Er war bereits dabei Truppen aufzustellen um
Hassan anzugreifen und endgültig zu vernichten.
Doch hier ging es um noch mehr, hier im Tempel verborgen, war Kane und bereitete sich auf
seine Wiederkehr vor. Dieser Tempel durfte den Truppen des Feindes nicht in die Hände
fallen.
Faisal blickte wieder auf die Bildschirme und verfolgte wie sich mehrere Punkte schnell dem
Tal näheren. „Oh sie haben sogar Helikopter,“ murmelte er überrascht und blickte auf einen
anderen Bildschirm der die Basis zeigte. Kaum war der erste Helikopter über den
Baumkronen in Sicht gekommen, sah Faisal wie sich an einer Flak-Stellung zwei Raketen
zündeten und auf das feindliche Ziel zuflogen. Der Helikopter versuchte ein
Ausweichmanöver, aber er flog bereits so tief wie möglich über den Baumkronen und so riss
er mit dem Manöver die Flanke seines Helikopter auf. Er taumelte und stürzte in die Bäume,
gefolgt von den zwei Raketen, welche in dem Wrack detonierte. Der zweite Helikopter setzte
aus maximaler Entfernung eine Clusterrakte ab und drehte wieder ab. Die Rakete wurde nicht
von der Flugabwehr erfasst und flog direkt in die Basis. Über ihrem Zielpunkt zerfiel sie in
zehn kleine Raketen und schlugen wie kleine Bomben überall ein. Die anderen Helikopter
taten es dem Zweiten gleich und versuchten den selben Trick. Aber dieses Mal erfasste die Seite 235
Flak die Raketen und sie wurden vom Himmel geholt. Der Schaden war gering geblieben,
stellte Faisal fest. Ein paar Risse in zwei Bunkern und eine brennende Kaserne.
Doch nun begann auch der Bodenangriff. Ein Donnergrollen kündigte Geschützfeuer an.
Kaum zwei Sekunden später schlugen der große Granaten ein und zerrissen einen der Bunker
im Tal völlig. Faisal blickte verdutzt zu. Damit hatte er nicht gerechnet und nun saßen sie fest.
Wieder grollten die Geschützrohre und eine neuer Hagel an Granaten schlugen am Rande der
Basis ein.
Auch die Infanterie ging nun zum Angriff über. Von allen Hügel um das Tal würden Angriffe
gemeldet und überall schien der Feind in der Überzahl. Die Soldaten der Besahi hielten sich
verbissen in ihren Schützengraben und schlugen jeden Vorstoß zurück. Doch dann verlegte
sich das Feuer der Geschütze auf die Hügel und versuchte die Besahi aus ihren Stellungen zu
treiben. Immer wieder kam es zu harten Nahkampfgefechten als die Truppen von Hassan
versuchten die Gräben zu stürmen. Hin und wieder gelang dies auch, aber kaum glaubten die
Truppen von Hassan die Stellung genommen zu haben, tauchten in ihrem Rücken aus
versteckten Tunnels wieder Soldaten der Besahi auf und stürmten die Stellungen.
Mu-Berek war bei der dritten Panzerabteilung seiner Hauptstreitmacht. Die Säuberungstrupps
kamen trotz Flammenwerfer nur schwer voran. Die Bunker waren gut getarnt und schon vier
Trupps waren ausradiert worden, bevor sie überhaupt den Feind entdeckt hatten. Inzwischen
hatten sie zumindest die erste Verteidigungslinie durchbrochen und Panzer der ersten
Abteilung hielten dort die Stellung. Mit ihren Geschützen belegten sie die Umgebung mit
Dauerfeuer, aber durch den dichten Dschungel war wenig zu erkennen und so beschränkten
sich die Panzer darauf Brandgranaten zu verschießen. An vielen Stellen stand der Dschungel
bereits in Flammen und Mu-Berek fragte sich spontan, was wohl die GDI Satelliten davon
halten würden.
Erste Verlustmeldungen trafen ein und die waren weit schlechter als erwartet. Die erste
Angriffswelle hatte ihn sechshundert Mann, zwei Panzer und einen Helikopter gekoste und
dabei waren seine Truppen noch nicht einmal überall durch die erste Linie gebrochen.
Außerdem meldeten die restlichen Helikopter, sie hätten keine Chance das Tal anzufliegen
und sofort abgeschossen zu werden. Nur die Artillerie schien Erfolge zu verbuchen und legte
die Basis des Feindes in Schutt und Asche. Allerdings hing der Nachschub wieder im
Schlamm fest und daher hatten die Geschütze nur noch für höchstens zwei Stunden Munition.
Nun es würde genügen hoffte Mu-Berek und befahl weiteren hundert Mann vorzurücken um
Bunker auszuräuchern. Seine erste Panzerabteilung sollte bald die nächste Stellung
einnehmen, sie konnten sich schließlich nicht ewig im Kampf vor der Basis aufreiben.
Die Basis brannte an vielen Stellen. Ein Kraftwerk war getroffen worden und so litt die
Versorgung der Laserkanonen. Die Notstromaggregate lieferten gerade genügend Strom um
alles am Laufen zu halten. Faisal verfluchte die Geschütze hinter den Bergen. Er hatte noch
nie solche Monster gesehen und ihre Wirkung war verheerend. Zumindest wurde seit einigen
Minuten der Abstand zwischen den Salven größer. Er schloss daraus, dass Munition knapp
war.
Die erste ihrer Linien war inzwischen komplett zusammengebrochen, aber man hatte dem
Feind herbe Verluste beigebracht. Die eigenen Verluste waren im Vergleich minimal. Zumeist
hatten sich die Besahi Soldaten einfach zurückfallen lassen und die Stellungen vor ihnen
vermint. Stolperdrähte und Fallgruben tat ihr übriges, der Feind kam kaum voran. Selbst an
der Straße, wo sich die Truppen massierten, war der Angriff ins Stocken geraten. Stoßtrupps
des Feindes versuchten mittels Flammenwerfer die Bunker auszuräuchern, aber das klappte
nicht immer und ein einziger Treffer auf die Tanks und der ganze Trupp flog in die Luft. Ein
Vorstoß von Panzern war ebenfalls abgewehrt worden. Die Stoßtrupps von Hassan hatten
gleich zwei PAK Bunker übersehen und die Besatzung hatte sich todgestellt. Die Panzer Seite 236
waren wieder einige Meter vorgerückt und hatten eine Breitseite aus den Bunker erhalten.
Nun musste der Feind erst einmal die Wracks von der Straße räumen um wieder voran zu
kommen.
Um die Straße herum war es für die Infanterie kaum noch möglich sich zu bewegen. Der
Dschungel brannte inzwischen lichterloh und dicke Rauchschwaden stiegen von dort auf.
Diesen Rauch nutzen die Helikopter um wieder einen Angriff zu starten. Die Flak Sensoren
wurden durch den Rauch soweit behindert, dass sich die Helikopter sozusagen einen blinden
Fleck zunutze machen konnten. Zwei der Harpyen kamen durch den Rauch geschossen und
gaben eine Salve Raketen auf die Basis ab. Natürlich wurden ihre Sensoren genauso gestört
und so waren die Raketen nicht gezielt. Zwei gruben sich einfach in die Erde am Rand der
Basis und hinterließen zwei große Krater. Eine Rakete schlug in den Tempel ein und riss der
großen Hand einen Finger ab. Eine weitere zerriss die kleine Waffenfabrik der Basis in einem
großen Feuerball. Die restliche Raketen wurden rechtzeitig von der Flak erfasst und
abgeschossen. Außerdem schaffte es ein mutiger Besahi Soldat mit einer tragbaren Rakete
einen der Helikopter zu beschädigen und fast zum Absturz zu bringen.
Faisal versuchte all diese Details in seinem Kopf zu sortieren und eine Gegenstrategie zu
entwickeln, aber sein größtes Problem lag eigentlich außerhalb seiner Reichweite. Wieder ein
Grollen und dieses Mal traf eine Granate den linken Trakt des Kommandobunkers. Einige
Konsolen explodierten als die Decke an einer Stelle herunterkam. Der Offizier der in dieser
Ecke gesessen hatte war nicht mehr zu sehen, vermutlich war er erschlagen worden. Aber
dennoch hielt die Bunkerdecke und sie waren immer noch geschützt. Ein weiterer Treffer der
Kraftwerke lies das Licht flackern.
In diesem Moment öffnete sich eine Türe zum Bunker und ein Mann in schwarzer Uniform
betrat den Raum. „Ich übernehme ab hier, Faisal. Gute Arbeit, aber sie werden jetzt da
draußen gebraucht.“ Die Offiziere wendeten alle überrascht den Kopf und erstarrten. Aber nur
einen Moment, denn dann brach lauter Jubel aus und eine Welle von Euphorie überkam den
Stab.
Sie hatten ihn alle erkannt. Auch wenn er eine lange Kutte trug und sie tief ins Gesicht
gezogen hatte. Die Stimme, das Auftreten. Jeder wusste, nur ER konnte es sein.
Der schwarz gekleidete Mann hob die Hände. Er lächelte. „Keine Meldung nach draußen.
Noch ist die Zeit nicht reif um die Rückkehr zu verkünden.“ Dann wand er sich an Faisal.
„Und Sie gehen nach draußen, nehmen sie die Reserve mit und greifen sie die Panzer direkt
an. Damit rechnen sie nicht.“ Faisal nickte, blieb aber noch stehen. „Was ist mit dieser
schweren Artillerie?“ fragte er. „Da habe ich schon eine Idee,“ meinte er lächelnd und trat ein
eine Konsole heran. Dann blickte er wieder auf Faisal. „Na los! Worauf warten Sie?“
Eine weitere Salve Granaten schlug in die Basis ein und rissen tiefe Krater in die eine Flanke
der Verteidigungslinien. Faisal stürmte, angefeuert von Kane mit den Reservetruppen durch
die Basis in Richtung der Straße. Er hoffte Kane hatte wirklich noch ein Ass im Ärmel um das
Dauerfeuer zu beenden. Faisal blickte auf seinen Trupp, er bestand aus fünfzig jüngeren
Soldaten. Man hatte sie in die Reserve gesteckt, weil sie noch keinerlei Kampferfahrung
besaßen. Nun würden sie eben ins kalte Wasser springen müssen, aber manchmal war die
harte Tour, die Beste.
Sie errichten eine Minute später die vierte Verteidigungslinie und Faisal befahl der Hälfte der
Besatzungen ihm zu folgen. Sie nahmen einige tragbare Panzerabwehrraketen mit und teilten
sich in vier Gruppen zu je dreißig Mann. Je zwei Gruppen marschierten links und rechts am
Straßenrand. Die dritte Linie lag noch nicht unter Feuer und wartete, dass sich die Soldaten
der zweiten Linie zu ihnen zurück zogen. Aber Faisal hatte nicht vor darauf zu warten, bis die
zweite Linie entgültig zusammen brach. Er befahl den Soldaten der dritten Linie ihnen zu
folgen und die zweite Linie zu verstärken. Seite 237
Von nun an wurde die Lage ernst. Um sie herum schlugen erste Panzergranaten ein und sie
konnten bereits die Flammen einiger Stoßtrupps des Feindes sehen. Als sie schließlich die
zweite Linie erreichten, war diese kurz vor dem Zusammenbruch. Nur noch vereinzelt wurde
dem Feind widerstand geleistet und die Panzer rückten langsam vor. Faisals Soldaten
besetzten schnell die Stellungen neu und begann die Panzer frontal anzugreifen. Schnell war
die Luft von Panzerabwehrraketen erfüllt die auf die Spitze der Panzerabteilung zu schossen.
Der massive Gegenangriff der Besahi überrollte die ersten Stoßtrupps des Feindes innerhalb
kürzester Zeit und auch die vier Panzer brannten schon nach wenigen Minuten. Nun drängten
die Besahi in die Linien der Feinde und es kam zu blutigen Nahkämpfen.
Mu-Berek warf einen seiner Datenblöcke wütend in den Matsch und zerstrampelte es. Er war
zu den Artilleriestellungen zurück gefahren um die dortige Munitionsknappheit zu
kontrollieren. Nach seinen Hochrechnungen musste hier etwas schief gegangen sein, denn er
hatte noch mit Munition für eine weitere Stunde gerechnet. Wütend über den Bericht über den
Gegenangriff der Besahi hieb er auf einen weiteren Datenblock um sich abzuregieren. Die
Kraft seiner künstlichen Hand zerschmetterte den Datenblock wie eine leere Blechdose.
Seine Adjutanten hielten sicheren Abstand um nicht Ziel seines Wutausbruches zu werden
und warteten auf neue Anweisungen. Wieder erreichte den Stab eine neue Meldung. Die
Besahi hatten die erste Panzerabteilung zerschlagen und trieben die zweite Abteilung wieder
zurück. Die Verluste waren unglaublich hoch gewesen. Doch keiner der Adjutanten wagte es
in diesem Moment die Nachricht zu überbringen.
Mu-Berek stampfte wütend durch den Match der Stellung und blickte auf eine weitere
Nachricht, welche im Kommandowagen auf einem Bildschirm zu sehen war. Wütend brüllte
er seine Adjutanten zusammen und packte den erst Besten an der Kehle. Er packte mit der
künstliche Hand hart zu und lies das Genick wenige Sekunden später knacken. Der Adjutant
klappte tot zusammen und fiel in den Matsch. Mu-Berek wand sich an einen anderen
Adjutanten und befahl die Artillerie auf die Straße zu richten. Der Adjutant lief so schnell er
konnte zu den Geschützen um den Befehl weiter zu geben.
Im Kommandobunker der Besahi war immer noch die Euphorie zu spüren, welche
ausgebrochen war als Kane sich ihnen offenbart hatte. Alle arbeiten so schnell sie konnten
und es gab nun gar keinen Zweifel mehr, dass sie siegen würden. Kane stand im Hintergrund
und beobachtete Lächelnd den Stab der Besahi.
Aber es wurde Zeit sein Ass auszuspielen und so trat er an eine Konsole heran. „Soldat, geben
sie diesen Aktivierungscode ein.“ Kane drückte dem Nachrichtenoffizier eine Plastikkarte mit
einer Zahlenabfolge in die Hand. „Na.. natürlich, Sir,“ antwortete er und gab den Code ein.
Kurz flackerten die Lampen des Bunkers, dann erschien auf dem Bildschirm die Darstellung
des großen Exerzierplatzes der Basis. Dieser lag direkt vor dem Tempel und war mit dicken
alten Steinplatten belegt. Wie durch Geisterhand hoben sich nun diese Platten und es öffnete
sich ein überdimensionale Luke auf dem Platz. Kane nickte. „Gut, nun geben sie ein
Leitsignal ab. Da unten steht der erste Prototyp der neuen NOD Luftwaffe. Leider gibt es
noch keine Piloten dafür. Aber für diesen Einsatz kann man ihn sicher auch fernsteuern.“ Der
Nachrichtenoffizier schluckte. „Und wer soll ihn steuern?“ fragte er unsicher. „Nun Sie
natürlich,“ antwortete Kane und lächelte wieder. „Aber keine Sorge der Cabal Rechner wird
sie unterstützen.“

Wie als ob Cabal auf diesen Kommando gewartet hätte, erschien in einem kleinen Fenster im
Bildschirm das Gesicht von Cabal. „Ich grüße Sie. Keine Sorge Offizier, wir werden effizient
zusammen arbeiten.“ Der Nachrichtenoffizier nickte nur und glotzte auf den Bildschirm.
Irgendwie war das zuviel für ihn. Zuerst kehrte in der größten Not Kane wieder auf und
übernahm das Kommando, dann öffnete sich der Platz mitten in der Basis und ein Lift schob
ein seltsames Flugzeug an die Oberfläche. Er war nun schon lange hier stationiert, aber noch Seite 238
nie hatte er davon gehört, dass der Platz nur eine Luke war. Schließlich nun ein scheinbar
intelligent sprechender Cabal Rechner. Der Offizier verdrängte all das und konzentrierte sich
auf seine Arbeit. Erste Schweißperlen bildeten sich auf seine Stirn als er mit dem Leitsignal
das Flugzeug erfasste.
Eine Risszeichnung des Flugzeuges erschien auf dem Schirm und erklärte Details der
Maschine. Der Name des Kampfflugzeuges war Banshee und es war mit einer schweren
Plasmakanone ausgerüstet. In einigen weiteren Diagrammen, welche offensichtlich der Cabal
Rechner einspielte wurde die Fernsteuerung erklärt. Die Feinsteuerung würde Cabal
übernehmen, aber zum rechten Zeit die Kanone abfeuern, musste er. Vermutlich war Cabal
nicht dazu programmiert eigenständig eine Maschine zum Feuern zu bringen. Aber seine
Gedanken blieben nicht lange bei diesen Vermutungen, nun hieß es den Banshee zu starten.
Wieder schlug eine Granate nahe ihres Bunkers ein. Dreck und Splitter regneten auf ihre
Stellung herab und Faisal atmete erleichtert auf. Noch einmal waren sie davon gekommen,
aber lange würden sie dem konzentrierten Feuer nicht mehr wiederstehen können. Die
schweren Geschütze hinter dem Berg hatten sich nun voll auf sie konzentriert um ihren
Gegenschlag zum stehen zu bringen.
Inzwischen war ihnen das auch vollends gelungen und sie hatten sich in Bunker und Gräben
verkrochen. Immerhin wagten sich auch die Truppen von Hassan nicht mehr weiter nach vorn
und so war ein Patt entstanden. Es fragte sich nur wie lange das Patt bestehen blieb. Bald
schon würden Spähtrupps die genaue Position ihrer Bunker ermittelt haben und an die
Geschütze weitergeben. Dann würden die Panzer von Hassan wieder vorstoßen und auf wenig
Gegenwehr stoßen.
Eine weitere Granate schlug neben ihrem Bunker ein und feuerte eine Schlammfontäne durch
die Sehschlitze des Betonbunkers.
Faisal betete inzwischen, dass Kane bald seine Wunderwaffe oder was auch immer einsetzte.
Nicht mehr lange und es würde zu spät sein, dachte er. Er spähte durch die Sehschlitze und
machte einige feindliche Soldaten aus. Mit einem Rück drehte er das Stand-MG der Stellung
in diese Richtung und gab zwei Salven auf die Feinde ab. Zwei Soldaten sackten zusammen,
ein dritter wurde von den Beinen gerissen als ein andere Bunker das Feuer mit einer
Impulskanone eröffnete.
Während so die Maschinenkanonen und Gewehre hämmerten übertönte plötzlich ein lautes
Rauschen den Schlachtenlärm. Faisal versuchte nach oben zu blicken und erhaschte einen
Blick durch das inzwischen löchrige Blätterdach auf einen vorbeizischenden Schatten.
Entweder war es ein neuer Helikopter von Hassan, oder hierbei handelte es sich endlich um
Kanes Wunderwaffe. Faisal blickte wieder in den Dschungel und sah einige Schatten
zwischen den Bäumen. „Verfluchte Schweine,“ rief er und lies wieder sein Stand-MG
ertönten.

Der Banshee flog sanft über den Baumwipfeln, als ob er nur segeln würde. In Wirklichkeit
war er wesentlich schneller und würde es bei vollem Schub mit jedem Orca-Jäger aufnehmen
können. Das Flugzeug hob und senkte sich über den Baumkronen. Der Cabal Rechner hielt
eine genauen Abstand von zwei Metern zu den Baumkronen. Der Offizier im
Kommandobunker konzentrierte sich ganz darauf die Stellungen der Artillerie auszumachen
und anzuvisieren. Ihm standen drei Plasmaentladungen zur Verfügung, die er abfeuern
konnte. Kane hatte empfohlen das Munitionslager zu beschießen und dann entweder die
Geschütze selbst oder wenn auffindbar den Kommandostand zu vernichten.
Der Offizier entdeckte nach kurzer Zeit die großen heißen Geschützrohre zwischen dem
Blätterdach. Cabal hatte auf Infrarot umgeschaltet und machte es so möglich die kleinste
Wärmequelle ausfindig zu machen. Aber die Geschütze waren wie große Leuchtfeuer im
Wald und als eines dann auch noch feuerte, war das Ziel markiert. Das Flugzeug steuerte auf Seite 239
die Geschütze zu und überflog die Stellung einmal. Sensoren am Rumpf zeichneten die Lage
der einzelnen Geräte auf. Cabal errechnete den vermutlichen Standort des Munitionslagers.
Außerdem machte der Offizier einen Kommandowagen aus, den er für wichtig hielt. Er
markierte sowohl das Munitionsdepot als auch den Wagen, dann noch eines der Geschütze.
Der Banshee wendete in einer kurzen Kurve und flog auf das erste Ziel zu. Der Offizier
feuerte auf das Depot und ein grünblau leuchtender Feuerball löste sich von dem Flugzeug.
Mu-Berek warf sich in voller Länge in den Schlamm als das Flugzeug sie überflog. Doch es
gab keinen Beschuss der Stellung und er ballte die Faust. Ein Schwall Schlamm trat aus seiner
Faust hervor. Verärgert über diese Blamage wollte er gerade aufstehen, als plötzlich das
Munitionsdepot in einem großen Feuerball verschwand.
Mit aufgerissenen Augen starrte Mu-Berek in den Himmel und suchte nach dem Feind. Er sah
den Schatten über dem Blätterdach erst, als sich ein weiterer Schuss gelöst hatte. Er blickte
direkt in die Feuerkugel, welche direkt auf ihn und den Kommandowagen zuraste. Mu-Berek
öffnete ein letztes Mal den Mund um zu fluchen, doch der Plasmaball verschlang ihn und
seinen Stab bevor er dazu kam.
Zwei Stunden später, Im Kommandobunker des Tempeltales
Noch immer trug Faisal den schlammbeschmierten Kampfanzug, den er bei der
Gegenoffensive getragen hatte. Alle im Bunker stießen auf den Sieg an und niemand
kümmerte sich um die Kleiderordnung im Bunker.
Der Schatten über den Blättern war tatsächlich die Waffe von Kane gewesen und hatte dann
auch glatt den Kommandowagen des feindlichen Kommandeurs erwischt. Natürlich war es
reines Glück gewesen, sagte der Offizier der den Banshee ferngesteuert hatte. Doch schon
machten Gerüchte die Runde von Kanes göttlicher Hilfe bei der Vernichtung des Feindes.
Nachdem der gesamte Stab der Angriffarmee in einem Feuerball verschwand, war der Angriff
schnell ins stocken geraten. Viele Soldaten hatten sich ergeben und der Rest war in den
Dschungel geflohen. Diese wurden bereits von Kommandos verfolgt um sie einzufangen.
Niemand sollte den Besahi NOD entkommen um von dieser Schlacht zu berichten. Der Feind
sollte einfach verschwunden bleiben und Hassan so eine eindeutige Nachricht zukommen
lassen.
Kane war kurz nachdem feststand, dass sie siegen würden, wieder verschwunden. Aber allein
seine Anwesenheit hatte alle Offiziere unglaublich beflügelt. Nur der Befehl noch nichts von
seiner Wiederkehr zu berichten, verstörte sie. Aber es gab laut Kane noch einige Dinge zutun,
bevor die Bruderschaft wieder geschlossen gegen die GDI marschieren konnte.
Mitten in der Feier erschien eine Meldung, dass Slavik eine Rede über das Cabal-Net
ausstrahlen würde. Alle Anwesenden blickte gespannt auf die Bildschirme. Schließlich
verschwand das NOD Logo und Slavik erschien.
„Brüder!
Ich habe Euch von einer folgenschweren Wendung zu berichten, welche die Bruderschaft
zurück auf den leuchtenden Pfad bringen wird. Hört mir zu, denn ich handle in Kanes Willen.
Es ist noch nicht lange her, da wurde Kasian, Anführer der Koalition hingerichtet. Der innere
Zirkel der Bruderschaft verurteile ihn dazu. Dies aber war eine Intrige des Verräters Hassan.
Dieser Verräter versuchte damit endgültig die Macht in der Bruderschaft zu übernehmen und
sich Kane gleichzusetzen. Er, der sich mit der GDI eingelassen hat!
Doch die Zeiten haben sich geändert. Der neue Führer der Koalition ist ein Bündnis mit den
Besahi NOD eingegangen. Zusammen werden wir den GDI Günstling Hassan in den Staub Seite 240
werfen. Ja meine Brüder, das heilige Licht Kanes wird uns leiten. Wir werden die Vision
Kanes in die Welt tragen und eine leuchtende Zukunft erschaffen.
Von nun an wird es keine Koalition, keine Besahi mehr geben. Wir sind nur noch die
Bruderschaft von NOD. Und die kämpfenden Truppen, die Krieger welche unsere Feinde im
nahmen Kanes in die Flucht schlagen, werden die Faust von NOD sein.
Die Faust von NOD wird hart und unerbittlich zuschlagen. Erst zerschmettern wir Hassan.
Dann wird die GDI unter unseren unerbittlichen Angriffen in die Knie gezwungen werden.
Für die Visionen Kanes, Für die leuchtenden Zukunft der Bruderschaft.
Einigkeit, Brüderlichkeit, IM NAMEN VON KANE!“
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CNN-News + + + SONDERMELDUNG + + +
„Guten Tag, wir unterbrechen die laufende Sendung für eine wichtige Meldung.
Überall im Territorium des Staatenbundes der Association scheinen Kämpfe aufgeflammt zu
sein. Der Irak ist besonders schwer umkämpft. Die Hauptstadt Bagdad steht in Flammen. Die
ersten detaillierten Berichte sind vor wenigen Minuten eingetroffen. Wir können ihnen
allerdings kaum Bilder aus der Region zeigen. Alles scheint wie ein Flächenbrand zu sein.
Menschen gehen auf die Straße und schließen sich den Rebellen an. Die Regierungstruppen
der Association werden aus den Städten vertrieben und überall wo man ihnen habhaft wird,
gelyncht.

Oh äh es kommt gerade eine weitere Meldung herein. Eine Quelle in Bagdad spricht von
Massenaufmärschen. Überall heißt es der vor dreißig Jahren getötete Anführer der
Bruderschaft von NOD, Kane sei zurück gekehrt. Die Rebellen scheinen ebenfalls davon
überzeugt und kämpfen laut dem Bericht mit schäumenden Fanatismus gegen die
Regierungstruppen ohne auf eigene Verluste zu achten.
Damit wäre wohl die Frage geklärt, ob es noch Gruppen der Bruderschaft im Nahen Osten
gibt. Dieser Ausbruch von Gewalt schein eindeutig das Werk der Bruderschaft von NOD zu
sein. Wir versuchen derzeit ein Statement von der GDI zu erhalten, aber bisher hat sich
niemand auf unsere Anfrage reagiert. Wir halten sie auf dem Laufenden.“
Deutschland, Höhle der Bruderschaft von NOD
Er blickte auf das Treiben unterhalb der Zitadelle. Alles war in Aufbruchstimmung und die
Truppen rüsteten sich für den offenen Kampf gegen die GDI. Gregor lächelte zufrieden als
eine Kolonne Maulwurfpanzer das Depot verließen und an der Zitadelle vorbei fuhren.
Die Gebiete von Hassan waren inzwischen fast alle unter der Kontrolle der wahren
Bruderschaft. Nur noch Teile von Ägypten wurden von Hassans Truppen gehalten. Slavik
bereitete gerade die entscheidende Offensive gegen die Verräter vor und marschierte bei
Kairo auf. Gregor hatte sich eine Zigarette angezündet und zog genüsslich daran. Von diesem
Laster war er seit dem Krim Feldzug nicht mehr losgekommen. Irgendwie schien alles schon
so lange her zu sein, dabei war gar nicht viel Zeit vergangen. Die Dinge hatten sich schnell
entwickelt und nun war die Koalition eine der stützenden Säulen der wahren Bruderschaft
geworden. Sein Vater wäre stolz darauf gewesen. All die Jahre hatte er auf dieses Ziel
hingearbeitet und kurz nach seinem Tod erfüllte sich sein Traum. Nein, mehr noch. Kane war
zurückgekehrt um die Bruderschaft und sie in eine leuchtende Zukunft zu führen. Gregor
hatte Kane noch nicht getroffen, doch das Treffen war bereits anberaumt. Euphorie machte
sich in ihm breit. Seite 241
Aber diese rührte auch von etwas Anderem her. Er blickte nervös auf seine Uhr und zog noch
einmal an der Zigarette. In einer Stunde würde Dyszara endlich, nach vielen Verzögerungen
hier eintreffen. Er freute sich schon darauf sie wieder zu sehen. Sie wurde von Phillip und
Samuel begeleitet. Hoffentlich benahmen sich seine Freunde, dachte er lächelnd. Die Witze
von Phillip waren in der Regel nichts für Damen.
Gregor wand sich um und sein Blick fiel auf die Steintafel von NOD. Sie war nur ein
Exemplar von mehreren Tafeln gewesen, aber diese hier hatte sein Vater über viele Jahre mit
sich geschleppt. Er hatte gehofft sie eines Tages übersetzten zu können und somit Kanes
Anweisungen zu folgen. Gregor musterte die kryptischen Schriftzeichen darauf und fragte
sich ob diese Tafeln der Auslöser für all dies gewesen waren. Sie spornten seinen Vater an,
leiteten die große Vereinigung der Bruderschaft an. Diese Tafel kostete seinen Vater das
Leben. Gregor trat an sie heran und lies seine Finger über die matt glänzenden Schriftzeichen
gleiten. Die Schrift war nur zu sehen wenn man ein spezielles rotes Licht darauf fallen lies,
aber spüren konnte man sie immer. Er befingerte eine Passage und erkannte die
Schriftzeichen. Sie waren inzwischen allgemein bekannt und erschienen unter vielen
Dokumenten der Bruderschaft. Er formte sie in Gedanken nach als er darüber strich …
„Im Namen von Kane“
Epilog
EVA – Datenübermittlung
„Sie haben Post!“
An: mailto:Nick.Cavallo@gdi.nordkommando.gov
Von: Yeremi.Cavallo@gdi.camp4.gov
Betreff: Hallo Dad, melde mich mal wieder
Nachricht versand am 27. Januar 2030
„Hallo Dad,
ich wollte mich wieder melden. Schade, dass wir uns nicht so oft sehen können. Wir haben
uns seit meiner Rückkehr ja erst zweimal getroffen.
Aber ich wollte dir von meiner bestandenen Prüfung berichten. Gestern habe ich den letzten
Test bestanden. Ich bin jetzt 2nd Leutnant der GDI Streitkräfte und das mit einer
Auszeichnung. Man hat mir gesagt ich hätte deinen Rekord beim Dauerlauf gebrochen. Ich
hoffe du nimmst mir das nicht übel ☺.Aber ich bin mächtig stolz drauf!
Ich habe gestern wieder Gerüchte gehört, dass Kane mit General Solomon gesprochen hat
und ihm den Krieg erklärt hat. Was ist da alles dran? Wir erfahren hier absolut nichts und
langsam macht man sich Sorgen. Gestern hat jemand gesagt, NOD würde inzwischen sogar
in den USA offen unsere Basen angreifen.
Na egal. Nächste Woche bekomme ich mein erstes Kommando und werde wohl nach Holland
versetzt. Sie schicken derzeit die Neulinge in sichere Gebiete, aber ich glaube es geht auch
bald in Europa los. Gregor traue ich das zu und dann will ich dort sein.
Ich kann immer noch nicht verstehen warum er bei der Bruderschaft ist. Vielleicht finde ich
irgendwann die Höhle wieder und dann gnade ihm Gott.
Mist der Ausbilder hat uns zu einer Zusatzlektion gerufen. Ich mach dann Schluss.. schreib
mir bald!“

Yeremi
Ende der Nachricht … Seite 242
EVA Shutdown