13. Kapitel
Kasian schaute wütend auf die Bilder der Überwachungskameras. Sein Haus war gestürmt worden. GDI Sonderkommandos waren in das Haus eingedrungen und hatten alles durchsucht. Sie hatten die geheimen Zugänge nicht entdeckt. Das wunderte ihn nicht sonderlich. Diese GDI Soldaten mochten gut sein, aber ihm gegenüber waren sie nicht gewachsen. Kasian stemmte die Hände in die Hüfte und beobachtete die Durchsuchung. Er hatte sein Hauptquartier in die Zitadelle seiner Hauptbasis verlegt. Leise dankte er Kane seiner Eingebung das Haus zu verlassen. Die Tiberiumausbreitung hatte doch einige Leute Misstrauisch gemacht. Die Übersetzter waren immer noch nicht weiter gekommen. Kasian war nicht erfreut. Seine Spione hatten aus Ägypten schlechte Nachrichten gebracht. Vor kurzem sollen die Truppen von Hassan eine neue Waffengattung bereitgestellt bekommen haben. Eine Verschmelzung von Mensch und Maschine. Ein Cyborg Soldat. Schlagkräftiger, widerstandsfähiger und vor allem gehorchte er immer. Jeglicher eigener Wille war ausgeschaltet. Aber dies war nicht die einzige schlechte Nachricht. Hassan plante etwas. Einen neuen Einsatz, so hatte man berichtet. Aber worum es ging, konnte ihm niemand sagen. Kasian machte sich Sorgen. Die Koalition die er geschmiedet hatte war stark geworden. Nicht mehr lange und es würde wohl doch zum offenen Konflikt mit Hassan kommen. Der Schlüssel in diesem Konflikt lag in zwei Punkten. Den unentschlossenen Gruppen im fernen Osten und der Masse des Volkes. Den NOD Anhängern. Die unentschlossenen Gruppen konnte man vor allem mit neuer Technologie überzeugen. Aber das Volk musste man anders gewinnen. Erfolge auf allen Ebenen. Die Tafeln würde der Schlüssel sein, da war er sich sicher.
Unruhig ging er auf und ab. „Sander, kommen sie mal her,“ rief er. „Sir?“ Der Adjutant trat an ihn heran. „Ich glaube ich habe meine sumerische Vase im Haus vergessen. Aber sie ist mir lieb und teuer. Wir sollten diesen GDI Soldaten einmal zeigen, wie schnell die Bruderschaft zurück schlägt. Selbst wenn es nur um eine Vase geht.“ Er lächelte und drehte zu den großen Fenstern um, welche den Blick auf die Höhle freigaben, in der die Basis lag. Sander antwortete erst gar nicht, sondern begann sofort die Befehle auszuführen und einen Einsatztrupp zusammen zu stellen. Kasian lächelte versonnen während er seine Basis betrachtete.
Hassan inspizierte den Palast. Solche Rundgänge pflegte er stets nach einer Reise zu machen. Mu-Berek folgte ihm und berichtete über die letzten Ereignisse. Hassan kontrollierte gerade das Waffenlager des Palastes. Bedächtig spielte er mit einer großen Patrone und drehte sich zu Mu-Berek. „Sie haben also jemanden auf Panterre angesetzt?“ Der Adjutant nickte eifrig. „Ich dachte es könnte wertvolle Informationen zu Tage fördern. Aber er scheint gut ausgebildet zu sein.“ Hassan zog eine Augenbraue in die Höhe und lächelte kalt. „Hat er sich so gut geschlagen?“ Mu-Berek wurde nervös. Diese Befragung ging ihm viel zu sehr ins Detail. Kleine Schweißperlen begannen sich auf seiner Stirn zu bilden. Unbewusst zupfte er sich am Kragen seiner Uniform. „Auf dem Bankett hat er als Diplomat brilliert. Trotz seiner Unerfahrenheit schien er keine Probleme zu haben.“ Hassans Lächeln verschwand. „Wer waren seine Gesprächspartner?“ Mu-Berek runzelte die Stirn. „Ich kann das nachprüfen lassen.“ Hassan nickte. „Und was ergaben nun ihre Nachforschungen?“
Mu-Bereks säuerliche Miene sprach Bände. Hassan aber wartete gelassen auf eine Antwort, ohne damit aufzuhören die Patrone zwischen den Fingern kreisen zu lassen. „Nun Sir, mein Spion hat versucht Panterre über die Tafel seines Vaters auszufragen. Aber er tat so als wüsste er nichts.“ Mu-Berek zupfte sich erneut am Kragen. Hassan legte die Patrone zur Seite und setzte seinen Rundgang fort. „Schade, ich dachte es würde sich etwas ergeben. Nun wir werden sehen was sich aus der Expedition in den Kongo ergibt. Panterre soll ein guter Soldat sein. Ich denke er wird eine Hilfe sein.“ Er steuerte den nächsten Raum an und hielt vor einigen Kisten mit Gebrauchsgütern an. „Mu-Berek?“ Der Adjutant eilte schnell herbei. „Sir?“ Hassan deutete auf eine leere Stelle im Lagerraum. „Wurden wirklich zehn Kisten während meiner Abwesenheit verbraucht?“ Wieder zog er eine Augenbraue hoch und schaute seinen Adjutant fragend an. Mu-Berek wurde ganz übel. Er begann zu stottern und zerrte an seinem Kragen. „Oh äh Sir, ich denke nicht. Auf meiner Liste stehen vier Kisten. Ich werde das überprüfen.“ Hassan nickte und winkte seinen Adjutanten weiter. „Sie sollten so etwas in Zukunft früher entdecken,“ bemerkte er. „Natürlich, Sir! Wird nie wieder vorkommen,“ antwortete Mu-Berek. Er schwitzte inzwischen richtig. Seine Uniform fühlte sich klebrig an und von seinen Schläfen rann der Schweiß.
Hassan steuerte sein Lieblingszimmer an. Während er die Palastwachen ihn ehrfurchtsvoll grüßten und ihm die Türe öffneten, schien Hassan nur Augen für den Taktiktisch zu haben. „Ich glaube ich bringe mich erst einmal auf den neusten Stand,“ murmelte er und winkte wieder nach Mu-Berek. „Ist die Expedition vorbereitet?“ Mu-Berek lächelte und entspannte sich etwas. „Natürlich Sir, ich habe sie bis ins kleinste Detail geplant.“ Hassan trat vor den großen Tisch und lies eine Verbindung zum Cabal Netzwerk herstellen. Nach zwei Minuten war er wieder auf dem aktuellen Stand. Erst jetzt antwortete Hassan. „Gut, sie wissen ja wie sehr mir der Erfolg dieser Mission am Herzen liegt,“ sagte er und lächelte kalt.
Gregor saß allein in seinen Quartier. Nach den Erlebnissen der letzten Nacht rang er um einen klaren Kopf. Er musste zugeben, dass er wohl irgendwie in Dyszara verliebt war. Aber konnte er wirklich sein Versprechen einlösen? Konnte er eine Tänzerin aus der Höhle des Löwen befreien?
Gregor setzte sich vor den Fernseher und schaltete auf den Computer Modus um. Eine praktische Erfindung. Gregor plante das Cabal Netzwerk nach Informationen über den Palast zu durchsuchen. Er hatte sich entschlossen, dachte er, wenn sich eine Möglichkeit bot, wollte er Dyszara befreien. Doch bevor er die Suche nach Informationen starten konnte, begann ein kleines Feld auf dem Bildschirm zu blinken. Gregor runzelte die Stirn. Dies war das Postfach des Quartier. Neugierig öffnete er den elektronischen Briefkasten und rief die Nachricht ab. Gregor war sehr überrascht. Innerlich hatte er auf einen Brief von Dyszara gehofft. Aber seine Hoffnungen wurden nicht erfüllt. Was dort im Briefkasten lag, stammte vom Oberkommando der Bruderschaft. Zumindest vom Oberkommando, welches von Hassan gelenkt wurde. Es war ein Marschbefehl.
Bruderschaft von NOD: Hassan Association
Marschbefehl 01PANT-CABAL-EGYPT-X/2028/0812/2H
Rekrut Panterre (G.P.23658), Sie werden an einer Expedition in den Kongo teilnehmen. Sie werden hiermit dem Feldhauptmann Baaht unterstellt und werden ihm als Adjutanten zur Seite stehen. Der Auftrag der Mission unterliegt strengster Geheimhaltung. Details werden ihnen in einer Lagebesprechung an Bord des Transporters übergeben.
Im Namen von Kane!
Gez. Adj. Mu-Berek Hassan Association, Kairo
Gregor blinzelte überrascht als er den Marschbefehl las. Nun war er also doch für eine Operation abberufen worden. Eine Mission in den Kongo mit höchster Geheimhaltungsstufe. Er war sehr neugierig wohin diese Mission ihn führen würde. Zumindest würde er etwas gegen Stechmücken einpacken müssen, beschloss er und begann zu packen.
Kasian betrat den Kommandoraum der Zitadelle. Nach einem kurzen Rundblick steuerte er den großen taktischen Bildschirm an der Wand an. Einer der Offiziere lies gerade die ersten Aufzeichnungen des Gegenschlages über den Schirm laufen. Kasian lächelte zufrieden und beobachtete seine Soldaten bei der Gefangennahme der GDI Soldaten und dem kleine Häufchen Zivilisten, welche sich in seiner Villa einquartiert hatten. Nachdem die Tiberiumverseuchung des Tales so stark gestiegen war, hatten sich diese Zivilisten dummer Weise in seine Villa verzogen. Nun besser gesagt hatte die GDI sie dort einquartiert. Schließlich hatte sie das Gelände gesichert und nun war es nach Militärrecht in den Besitz der GDI übergegangen. Kasian lächelte immer noch. Der Gegenschlag war ein voller Erfolg gewesen. Auch wenn er nur noch einige Sachen aus seinem Haus holen wollte. Dieser zusätzliche Bonus der gefangenen Soldaten gefiel ihm. Nur die Zivilisten bereiteten ihm Sorgen. Natürlich hätte er sie im Grunde wie die Soldaten töten müssen. Andere hätten dies sicher getan, aber er hatte einen von Gregors Freunden unter den Flüchtlingen erkannt und er war sich sicher, dass sein Sohn über die Exekution seines Freundes mehr als ungehalten wäre. Nun stellte sich die Frage, was er mit all den Gefangenen anstellen sollte. Vorerst lies er sie in einer kleinen Fabrik am Rande der Basis arbeiten. Er hatte ein provisorisches Lager einrichten lassen. Er dachte einen Moment über die Möglichkeiten nach und entschied dann die Gefangenen vorerst bei dieser Arbeit zu belassen. Vielleicht war es doch ein Zeichen, dachte Kasian. Es war schon sehr lange her, dass in seinem Gebiet Gefangene gemacht worden waren. Meist hieß die Devise, nicht auffallen, um jeden Preis. Doch war nun die Zeit gekommen, fragte sich Kasian. War die Stunde der Bruderschaft nahe? Würden sie aus dem Schatten treten? Ihre Höhlen verlassen und die GDI stürzen? Kasian war sich sicher, Kane würde mit ihnen sein.
Er lief nachdenklich vor dem großen Bildschirm auf und ab. Noch war die Stunde nicht gekommen. Die Bruderschaft musste sich vereinigen. Die verblendeten Führer der Splittergruppen liquidiert werden. Kasian überdachte seine Chancen und lächelte. Die Ausbildung seines Sohnes würde sich bezahlt machen. Nun, da die Zeit nahe war, brauchte er ihn hier in seiner Basis. Seine Kameraden waren bereits vor einiger Zeit eingetroffen. Dieser kleine Trupp Infanteristen würde seine Speerspitze sein. Die neue Elite der Koalition. Die Phalanx der Bruderschaft. Er blickte auf und wand sich um. „Sander! Schicken sie einen Marschbefehl nach Kairo. Unser Diplomat soll zurückkehren.“ Sander nickte und trat an eine Konsole. „Ja, Sir.“ Kasian schwieg kurz und trat dann neben Sander. „Ach und sorgen Sie dafür, dass mein Sohn bequem nach Hause kommt.“ Sander nickte nur und gab die entsprechenden Anweisungen ein. Kasian lächelte und begab sich zu dem großen Fenster des Kommandoraums und beobachtete das geschäftige Treiben in der Basis. „Bald schon wird die Stunde kommen, meine treuen Freunde,“ murmelte er.
Gregor hatte nur leichtes Gepäck, aber selbst dieses musste er noch einmal reduzieren. Er war am Sammelpunkt des Einsatzes. Aus einer Kammer wurden den Soldaten die Ausrüstungen ausgegeben. Sie unterschied sich etwas von der normalen Ausrüstung der Soldaten. Die Uniformen waren in satten Tarngrün gehalten. Sie erhielten keine Vollhelme sondern alte Helme. Sie sahen irgendwie wie Suppenschüsseln aus. Aber Gregor war sich sicher, dass sich das Oberkommando etwas dabei gedacht hatte. Vermutlich war es in den schwülen Bergdschungeln des Kongo unmöglich mit Vollhelmen zu agieren. Aber auch die Bewaffnung unterschied sich von der normalen Feldausrüstung. Neben den normalen M16 Impulsgewehren erhielt jeder eine Pistole Marke Glock 2000 und ein Buschmesser. Ebenso wurden Handgranaten ausgegeben. Doch es handelte sich nicht um normale Granaten. Sie waren mit einer Substanz gefüllt, welche dem Napalm ähnelte. Eine Neuentwicklung für den Dschungelkampf. Keine Chance für Heckenschützen. Im Notfall sprengten und brannten die beschossenen Truppen die Verstecke der Angreifer einfach weg. Wie diese Granaten sich in der Praxis bewähren war allerdings fraglich.
Nach dieser Ausgabe begab sich Gregor und einige andere Soldaten zu einem Transporter. Ein Offizier hatte sie hier her gelotst. Nun saßen zehn Mann in dem Transporter und wartete in voller Kampfausrüstung auf ihren Feldhauptmann. Dieser lies dann auch nicht lange auf sich warten. Feldhauptmann Baath war eine imposante Person. Breite Schultern, Hände wie Bärenpranken und ein kantiges Gesicht. Er sah wie die meisten Soldaten im Transporter arabisch aus. Die dunkle Haut war von vielen Narben durchzogen und die Oberlippe war auf der rechten Seite leicht gespalten. Baath stellte einen grimmigen Gesichtsausdruck zur Schau und lief langsam an den Soldaten vorbei und musterte sie eindringlich. An zwei Soldaten blieb er stehen und begrüßte sie persönlich. Ein kurzes Händeschütteln und eine Begrüßung seiner alten Kampfgefährten, dann ging er auf den nächsten Soldaten zu. Schließlich gelangte Baath auch zu Gregor. Vor ihm blieb stehen und musterte ihn schweigend. Dann richtete sich seine eindringlichen Augen auf das Gesicht von Gregor. „Sie sind mein neuer Adjutant?“ Gregor stand stramm auf und antwortete: „Sir, Ja, Sir!“
Der Feldkommandant lächelte und nickte. „Entspannen Sie sich und kommen folgen Sie mir.“ Er drehte sich um und stellte sich vor die sitzenden Soldaten. Gregor postierte sich neben ihm. Baath nickte den Soldaten zu. „Einige kennen mich bereits, andere haben von mir gehört. Ich bin Feldhauptmann Baath. Ich führe das zweite Mal eine Expedition in diesen verfluchten Dschungel. Es ist die Hölle!“ Betretenes Schweigen trat ein, während Baath die Soldaten musterte. „Wir suchen in dieser grünen Hölle nach einer verschollenen Basis oder einem alten Tempel. Die letzten Expeditionen haben ein großes Gebiet abgesucht. Es bleiben nunmehr noch zwei mögliche Orte übrig. Jeder von ihnen hat auf seinem Datenblock eine Karte. Rufen sie diese bitte auf.“ Er machte eine kurze Pause und schaltete seinen eigenen Datenblock ein. „Sie sehen hier diese markierten Gebiete sind erkundet. Uns bleibt also nur noch das Areal im Osten dieses Berges und am Südhang des Berges zu suchen. Aber es gibt einen Grund, warum wir diese Gebiete nicht schon beim letzten Mal erkundet haben.“ Er betastete unbewusst eine lange Narbe auf der linken Gesichtshälfte. „Wir wurden von Eingeborenen angegriffen. Warum weiß ich nicht, aber bis auf vier Mann wurden wir völlig aufgerieben bis wir den Helikopter erreichen konnten.“ Wieder schwieg er kurz. „Womit wir zu einem weiteren Punkt kommen. Wir werden mit zwei Transporthubschraubern fliegen. Diese werden an dem mit einem X markierten Punkt landen. Dort werden wir ein Basislager errichten. Ich mochte nicht noch einmal ohne Rückendeckung aus dem verdammten Dschungel flüchten müssen. Gut, alles weitere vor Ort.“ Er drehte sich um gab einen Befehl an den Fahrer des Transporters. „In fünf Minuten sind wir am Flughafen. Dann erwarten sie einige Stunden Flug.“ Er lächelte. „Ich wünsche angenehme Reise!“ Mit diesen Worten setzte er sich auch und schnallte sich an. Die Fahrt zum Flugplatz dauerte wirklich nicht sehr lange. Der Transporter fuhr direkt auf das Rollfeld und steuerte die Helikopterlandeplätze an. Zwei große Transportmaschinen standen dort bereits mit laufenden Motoren und erwarteten die Soldaten. Als der Transporter stoppte, öffneten von außen eine Flughafencrew die Türe und die Soldaten begaben sich im Laufschritt zu den Hubschraubern.
Kaum hatte der letzte Soldat seine Ausrüstung verstaut, da hoben sie auch schon ab. Gregor entspannte sich ein wenig und dachte an Dyszara. Die anderen Soldaten verkrochen sich ebenfalls in ihre Gedanken und schwiegen. Nur das monotone Geräusch der Rotoren hallte ihnen in den Ohren während sie auf direktem Kurs in Richtung Kongo flogen.
Nach langem Flug erreichten sie das Zielgebiet. Alle hatten inzwischen die Daten genau auf ihren Datenblöcken studiert. Sie würden im Zielgebiet Tango landen. Während ihres langen Fluges musste noch ein weiterer Transporthelikopter zu ihnen gestoßen sein, denn auf dem Einsatzplan erschien der Vermerk, dass ein Versorgungstransporter das Material für die Basis bringen würde.
Der Pilot meldete: „Wir erreichen Tango. Helikopter Alpha wird nun das erste Kommando absetzten.“ Gregor straffte sich und überprüfte zum dritten Mal das Magazin seines Impulsgewehres. Baath neben ihm wetzte sein Buschmesser an einem Schleifstein und trug eine eiserne Miene zur Schau. Kurz bevor sie auf dem Boden aufsetzten, lies er das Messer in die Schneide zurück gleiten und stand auf. „Raus mit Euch! Sichert die Lichtung!“ brüllte er über den Lärm hinweg. Gregor sprang als Dritter aus dem Helikopter. Erst als er längere Zeit benötigte als erwartet um den Boden zu erreichen, erkannte er, dass der Helikopter gar nicht gelandet war, sondern etwa einen Meter über dem Boden schwebte. Zum Glück war das Gras relativ hoch und Gregor landete weich. Sofort legte er sein Impulsgewehr an und suchte die Umgebung ab. Das Gras stand hoch auf der Lichtung und nur durch den Wind der Rotoren wurde es zu Boden gedrückt. Die Lichtung war nicht besonders groß, Gregor schätzte ab, dass er innerhalb von 15 Minuten am Waldrand entlang um sie herum laufen konnte. Während Gregor sich von der Landestelle entfernte und den Waldrand absuchte, landete das zweite Kommando im Gras. Sie kümmerten sich auch um die zwei großes Container welche der dritte Helikopter an einer Seilwinde nach unten lies. Während die Container langsam zu Boden schwebten und einige Soldaten sich bemühten den Piloten per Handzeichen zur Seite zu stehen, erreichte Gregor den Waldrand.
Bisher hatte er gar nicht darauf geachtet, aber jetzt wurde ihm bewusst wie undurchdringlich dieser Dschungel war. Dicke feuchte Flechten hingen von den Bäumen. Wurzeln ragten teilweise einen halben Meter aus dem Boden um anschließend wieder darin zu schwinden. Umgestürzte Bäume und Unterholz beschränkte die Sicht auf etwa fünf Meter. Fünf Meter wenn man eine gute Stelle erwischte.
Er schob einige Zweige aus seinem Gesichtsfeld und versuchte das Dickicht zu durchdringen. Plötzlich ruhte eine Hand auf seiner Schulter. Er fuhr herum und zog dabei sein Messer, erkannte aber noch schnell genug, dass es sich um seinen Feldkommandanten handelte. Dieser sprang schnell einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. Gregor schnaufte erschrocken und steckte das Messer schnell in seine Schneide. Baath nickte. „Gute Reaktion, mein Junge.“ Er deute auf den Wald. „Das viele grüne Zeug verwirrt, nicht wahr?“ Gregor nickte langsam. „Ja Sir, es erscheint wie eine Mauer. Als ob uns die Natur auf dieser Lichtung einsperren will.“ Baath rieb sich seine Narben im Gesicht und lies den Kopf sinken. „Ich fürchte,“ setzte er an. „Ich fürchte es ist schlimmer als ein Gefängnis.“ Er blickte Gregor ins Gesicht. „Es ist wie eine Venusfalle. Schön und doch tödlich!“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zurück zum Landeplatz. Gregor folgte ihm langsam.
Das Basislager war wie geplant innerhalb von vier Stunden errichtet. Die beiden Container waren ausgeräumt worden. Ein Soldat hatte kleine Schlitze in die Wände geschnitten. Sie sollten wohl im Falle eines Angriffes als Schießscharten dienen. Andere Soldaten hatten um die Container Schützengräben ausgehoben. Mit der aufgeworfene Erde hatten sie Sandsäcke gefüllt und weitere Barrieren errichtet. Stacheldraht sicherte die äußere Linie des Camps ab. Während all dieser Arbeiten hatte Gregor daran gearbeitet, die Satellitenverbindung zum Hauptquartier her zu stellen. Aber das war schwere als gedacht. Die hohen Berge störten das Signal. Erst nach langem hin und her beim Ausrichten der Schüssel erreichte er Kairo. Gregor war sehr amüsiert über die Tatsache, dass die Signale über einen GDI Satelliten geschaltet wurden. Ein fähiger Hacker hatte diese Verbindung extra für den Einsatz erstellt.
Als der Abend herein brach, war das Lager gesichert, ungünstig gewachsene Bäume am Waldrand gefällt und die Gräben befestigt. Die Container dienten vor allem als Lager und Kommandobunker. Schlafplätze gab es hier nicht genügend. Nur die Offiziere fanden hier Platz. Die restlichen acht Soldaten des Kommandos hatten sich kleine Zelte aufgestellt, welche sich nun dicht an die Container schmiegten. Für die Nacht war jegliches Lagerfeuer verboten. Selbst das Rauchen war untersagt. Nur im Kommandobunker brannte Licht. Die Schießscharten waren mit dickem schwarzen Stoff abgedeckt worden, um kein Licht nach außen dringen zu lassen. Baath, Gregor und der andere Offizier standen dort um einen kleinen wackeligen Tisch herum und sahen sich eine Karte der Region an.
Baath nahm einen Filzstift zur Hand und zeichnete ein X in ein kleines Tal. „Hier waren wir noch nicht. Wir sind auf dem Flug hier her über das andere Zielgebiet geflogen. Einer der Piloten hatte Scanner an Bord. Ich hab bis vor kurzem nichts davon gewusst. Mir wurde es eben aus Kairo mitgeteilt. Der Pilot hat den Scanner laufen lassen. Offensichtlich fürchtete er Raketen aus dem Dickicht.“ Baath grinste breit und zog einen Computerausdruck hinzu. Er blickte darauf. „Keinerlei Gebäude unter dem Blätterdach. Nichts was uns interessieren könnte. Schön, das spart und viel Zeit.“
Der Offizier studierte die Karte und runzelte die Stirn. „Das Zielgebiet ist über einen Tagesmarsch von hier entfernt. Wir müssen also unser Lager etwa auf halben Weg aufschlagen. Im Grunde sind es nur ein paar Kilometer. Aber der Dschungel ist hier unglaublich dicht. Wir werden die Zeit brauchen.“ Gregor verhielt sich ruhig und beobachtete die zwei bei ihren Planungen. Er selbst hatte keinerlei Erfahrung und wollte sich deswegen nicht einmischen. Baath nickte und zog mit einem Lineal eine Linie von der Basis bis zum Zielgebiet. „Wenn der Weg doch nur so gerade verlief,“ seufze er und begann voraussichtliche Marschroute auf der Karte einzuzeichnen. „Die letzte Mission kam bis hier her auf diesen Berg,“ erklärte er und deutete auf eine Erhebung auf der Karte. „Dort wurden wir angegriffen.“ Er vollzog mit dem Stift einen schwungvollen Bogen um den Berg. „Ich habe nicht das Bedürfnis nochmals auf diese Eingeborenen zu treffen. Wir werden sie umgehen.“
Es dauerte noch eine Stunde bis sie die Marschroute endgültig festgelegt hatten. Baath stemmte die Hände in die Hüfte und betrachtete die Karte. In seinem Gesicht formte sich grimmige Entschlossenheit. „Das dürfte es gewesen sein.“ Er schüttelte den Kopf. „Hoffen wir mal auf freundliche Eingeborene. Vielleicht haben sie ja gerade eine Blumenwochen eingelegt.“ Er nickte seinen Untergebenen zu. „Wegtreten!“
Man mag glauben in dieser gottverlassenen Gegend ist es still und ruhig. Auch könnte man vermuteten hier sehr gut zu schlafen. Aber es war genau das Gegenteil. Gregor wälzte sich von einer Seite auf die Andere. Lange Zeit konnte er nicht einschlafen. Den anderen Soldaten ging es nicht anders. Die Geräusche des Dschungels waren sehr ungewöhnlich. Lautes Brüllen war ab und an vom Waldrand zu hören. Laut den zwei erfahrenen Dschungelkämpfer der Expedition waren dies nur Berggorillas. Das Männchen hatten das Eindringen in sein Revier als Bedrohung aufgefasst. Nun versuchte es die Eindringlinge durch sein Grollen zu beeindrucken. Ab und an schlug er sich scheinbar mit den Pranken auf die Brust. Zumindest klang es so. Erst als eine der Wachen entnervt eine Salve in den Himmel jagte verschwand der Gorilla. Aber ruhiger wurde es dadurch auch nicht. Seltsame Schreie hallten aus dem Wald. Gregor wusste nicht was für Tiere das sein konnten. Vielleicht Vögel, welche hier nisteten. Erst spät in der Nacht gelang es ihm die Geräusche des Waldes zu ignorieren und ein wenig Schlaf zu finden. Doch der Morgen kam viel zu früh.
Zu seinen Pflichten als Adjutant gehörte es, noch vor dem Feldhauptmann aufzustehen. Es handelte sich dabei mehr um die Pflicht den Kaffee zu kochen, als die Geschäfte des Tages vorzubereiten. Das hässliche Piepen seines Datenblocks weckte Gregor. Er stöhnte leise und versuchte sich aufzurichten. Seine Augen klebten und nur langsam schaffte er es aus seinem Schlafsack zu kriechen. Doch nach den langen Wochen der Ausbildung schaltete sein Körper schneller hoch als es früher der Fall gewesen wäre. Wenige Minuten später roch es im Basislager nach frischem Kaffee. Die erste heiße Tasse gebührte dem Feldkommandanten. Wie auf Abruf erschien er, als der Kaffee aufgebrüht war. Er lächelte und trank einen ersten Schluck. „Ohne diese Zeug würde ich hier keinen Tag überleben,“ kommentierte er die Geräusche der letzten Nacht. Er begab sich zu dem kleinen tragbaren Computer und rief die aktuellsten Nachrichten ab. Die Satellitenübertragung dauerte nicht lange und schon bald waren Feldhauptmann und Adjutant in den Nachrichten vertieft. Baath brummte verdrießlich und deutete auf den Bildschirm. „Die „Besahi NOD“ hat uns bei Bagdad schwer zugesetzte. Ich dachte wir hätten sie längst vernichtet.“ Er schüttelte den Kopf. „Diese Jungs sind echt Fanatiker. Ihr Anführer ist ein echter Meister der Taktik. Schon mehrmals hatten wir sie fast völlig ausgelöscht, doch immer wieder schafft er es neue Bündnisse zu schmieden, in Unterlegenheit unsere Truppen zu besiegen und dann wieder zu verschwinden.“ Baath rieb sich die Augen und wies auf den Namen der Splittergruppe. „Haben Sie eine Ahnung was „Besahi NOD“ bedeutet?“ fragte er. Gregor schüttelte den Kopf. „Den Namen habe ich noch nie gehört, dabei dachte ich fast alle Splittergruppen zu kennen.“ Baath lächelte. „Ihr Vater scheint ein guter Lehrer zu sein.“ Gregor nickte nur. „Man hält sich zwangsläufig auf dem Laufenden wenn man mit ihm zusammen lebt.“
Sie brachen noch am selben Morgen auf. Sie waren fünf Mann. Baath führte die Gruppe an. Er hatte seine zwei alten Kameraden des letzten Einsatzes mitgenommen. Auch Gregor und ein weiterer Soldat begleitete ihn. Als sie den ersten Schritt in den Wald machten, öffnete sich für sie eine gänzlich neue Welt. Die aus dem Boden ragenden Wurzeln der Bäume verlangsamten sie ungemein. Dicke feuchte Flechten hingen in großen Stücken von den Ästen. Sie hatten sich über Nacht mit Tau gefüllt und troffen nun von Feuchtigkeit. Schon bald war der kleine Trupp aufgrund des Unterholzes und der Flechten größtenteils nass. Baath führte sie mit Hilfe des Datenblocks Richtung Norden. Nur die Funkverbindung zum Basislager half ihnen bei der Orientierung. Der kleine Datenblock war nun die einzige Verbindung zur Außenwelt. Gregor beunruhigte diese Tatsache mehr als die Berichte über die aggressiven Eingeborenen. Alle hatten die M16 Impulsgewehre im Anschlag. Nur Baath hatte sein Gewehr umgehängt. Das Holster mit der Glock 2000 war dagegen geöffnet und eine Hand lag zumeist auf dem Holster. Schon bald begann der Boden unter ihren Füßen mehr und mehr anzusteigen. Sie hielten sich zwischen zwei Bergen und folgten einem trockenen Flussbett. Gregor konnte kaum fassen, dass es in dieser feuchten Landschaft trockene Flussbetten gab. Aber vermutlich hatte sich das Wasser einen anderen Weg gesucht oder die Quelle war schlicht versiegt und irgendwo anders zum Vorschein gekommen. Die Vegetation hatte das trockene Flussbett mit seinem nahrhaften Schlamm schon fast völlig vereinnahmt. Nur ein schmaler Steifen Himmel war noch zu sehen und spendete etwas Licht. Je weiter sie in den Dschungel eindrangen, desto öfter stöberten sie Tiere auf. Baath war darüber nicht sehr erfreut. Jedes Mal wenn ein Schwarm bunter Vögel gackernd Aufflog verzog er sein Gesicht verdrießlich.
Es war etwa zwei Uhr Nachmittags als sie die ersten Pause einlegten. An einer Stelle im Flussbett waren sie auf Steintrümmer gestoßen. Es waren nur noch wenige Brocken vorhanden. Vieles war offensichtlich weg geschwemmt worden, aber man erkannte noch, dass es einst eine Brücke gewesen war. Baath vermutete, es handle sich um eine Brücke, welche zur Versorgung gebaut worden war. Vielleicht sogar für einen alten Versorgungsweg welcher für den Bau der Basis verwendet wurde. Nur von dem Versorgungsweg war nichts mehr zu sehen. Die Bäume und Sträucher wuchsen überall gleichmäßig dicht. Während Baath die Brücke genauer untersuchte, lies er den Trupp eine Mittagspause einlegen.
Gregor stellte wieder einmal fest wie scheußlich die Notrationen schmeckten. Krampfhaft zwang er sich die Rationen zu kauen und später sogar zu schlucken. Während der ganzen Zeit beobachteten die Soldaten den Dschungel um sie herum. Die Angst vor einem Angriff aus dem Hinterhalt wuchs von Stunde zu Stunde. Dennoch trieb sie Baath nach dieser kurzen Pause wieder gnadenlos an. Sie legten noch ein großes Stück des Weges zurück bevor die Nacht herein brach. Sie errichtete ihr Lager unter einem mächtigen Baum. Gregor schätze sein Alter auf über 70 Jahre. Der Stamm war massiv und mit den Wurzeln, welche teilweise aus dem Boden ragten, umspannte er etwa eine Fläche von 4 Metern. Die Soldaten benutzten zwei große Wurzeln um eine Zeltplane darüber zu legen. Nachdem die Schichten für die Nachtwache verteilt waren, begaben sich die Ersten in ihre Schlafsäcke. Die Nachtwache hatte sich auf einem Knollen, welcher aus Wurzeln und Teilen des Stamms gebildet wurde bequem gemacht. Er sondierte die Umgebung um Angreifer aufzuspüren. Eine Brille, welche Wärmespuren in der Nacht sichtbar machte, war ihm dabei von großen Nutzen. Doch die ganze Nacht über blieb es ruhig. Nur die Geräusche der Tiere waren zu hören.
Der nächste Morgen war sehr unangenehm für die kleine Gruppe Soldaten. Es zog dichter Nebel auf und durchnässte sie völlig. Gregor wischte sich regelmäßig den Tau aus dem Gesicht. Baath fluchte leise und versuchte den Datenblock vor der Feuchtigkeit zu schützen. Natürlich waren alle Modelle des Datenblocks wasserdicht, aber eine gewisse Sorgfalt war bei diesem feuchten Klima trotzdem geboten. Nach einem dürftigen Frühstück brachen sie auf um weiter nach Norden zu marschieren. Sie folgten immer noch dem alten Flussbett und erreichten schließlich ein hoher gelegenes Tal. Es war dicht mit Bäumen bewachsen und nur mittels der Macheten kamen sie voran. Das Tal lag eingekesselt von hohen Bergen. Ab und zu konnte man durch das dichte Blätterdach einen Blick auf sie erhaschen. Dicke Wolken hingen an ihren Gipfeln. Gregor konnte sich vorstellen wie feucht es erst dort oben sein musste, wenn schon hier die ganze Uniform zu schwimmen begann wenn man durch ein paar Nebelschwaden ging. Er hoffte nur, dass sein M16 Impulsgewehr nicht durch die hohe Feuchtigkeit beeinträchtigt wurden. Zwar hatte er empfindliche Stellen vor dem Abmarsch noch einmal eingefettet, aber sicher konnte man schließlich nicht gehen, dass es doch ein Wassertröpfchen zu einer Komponente geschafft hatte. Zum dritten Mal an diese Morgen kontrollierte er das Magazin. Immer noch schien alles in bester Ordnung.
Etwa gegen Mittag hörten sie aus der Ferne das Rauschen eines Baches. Schnell wurde ihnen klar, dass sie offensichtlich den neuen Verlauf des Baches gefunden hatten. Der Boden wurde von Meter zu Meter schlammiger und sie kamen nun noch schwer vorwärts. In diesem kleinen Tal schien sich das Wasser von den Berghängen zu sammeln. Große Scharen von Insekten schien dies sehr zu erfreuen. Nach wenigen Minuten wurden sie von großen Schwärmen belagert und gepiesackt. Gregor hoffte darauf nicht zuviel Blut zu verlieren. Er fragte sich ob diese Insekten wohl auch Krankheiten übertrugen. In diesem Schwarm von Insekten war es unvermeidlich, befürchtete er. Der kalte Stahl seines Impulsgewehrs erinnerte ihn an ihre Aufgabe. Sie suchten sich einen Weg durch den Sumpf und erreichten bald den Fluss selbst. Im Grunde war es an dieser Stelle nicht mehr als ein Band braunem Wassers. Der Sumpf behinderte hier den Abfluss und das Wasser floss nur sehr langsam. Baath hob einen lange Ast vom Boden auf und stocherte im Wasser um die Tiefe festzustellen. Nach einigen Minuten schüttelte er den Kopf. „Es ist seicht, aber sehr schlammig. Wir werden weiter unten versuchen den Fluss zu überqueren.“ Er blickte in das braune Wasser und brummte abfällig.
„Oder was auch immer das hier sein soll.“ Er hob die Hand und gab das Zeichen zum Abmarsch. Die kleine Gruppe folgte ihm. Die Waffen im Anschlag.
Nach einer weiteren Stunde Fußmarsch erreichten sie eine besonders enge Stelle. Große Felsblöcke behinderten den Verlauf des Wasser und stauten es auf. Konnte dies hier einer der Gründe für den Sumpf sein, fragte sich Gregor. Das Wasser war hier ebenso braun wie weiter oben im Sumpf. Baath stellte schnell fest, dass hier das Wasser sehr viel tiefer war. Die Stauung hatte eine Menge Wasser angesammelt. Dennoch erkannte Gregor am Gesichtsausdruck des Feldhauptmanns, dass hier ein Übergang gefunden werden musste. Einer der Soldaten kam schließlich auf die Idee einen der Bäume am Ufer zu fällen. Wenn er richtig fiel, könnte er als Brücke dienen. Baath nickt zustimmend und lies seine Männer ans Werk gehen. Der zweite Versuch hatte Erfolg. Während der erste Baumstamm schräg ins Wasser gekracht war, schafften die Soldaten es beim zweiten Mal den Stamm im richtigen Winkel zu fällen. Der Baum senkte sich majestätisch zu Boden und die höchsten Äste erreichten das andere Ufer. Baath stieg als Erster auf den Stamm und prüfte den Halt. Er nickt zufrieden und hob die Hand und gab wieder das Zeichen zum Abmarsch. Als sie alle am anderen Ufer angekommen waren machten sie eine kurze Rast. Kaum hatten es sich alle halbwegs bequem gemacht, da trat Baath vor sie. „Wir haben nun das Gebiet erreicht in dem wir bei unserem ersten Einsatz angegriffen wurden. Die Zone des Angriffs haben wir umgangen. Wir wurden direkt auf dem Berg attackiert. Aber ich bin mir sicher, dass es hier auch Gefährlich wird. Halten Sie die Augen offen und hoffen wir das Beste.“ Er nickte knapp. „Ruhe Sie sich aus!“ Mit diesen Worten drehte er sich weg und suchte sich einen Sitzplatz. Mu-Berek beobachtete die Berichte der Expedition genau. Die letzte Meldung handelte vom Aufbruch des einen Teams zur Erkundung des letzten Gebietes in diesen Bergen. Er war sich sicher, dass hier etwas zu finden war. Aber es konnte sich dennoch als Fehlschlag erweisen und das würde ihm das Leben kosten. Als seine Lippe zu schmerzen begann erkannte er wie fest er auf sie gebissen hatte. Er sehnte sich nach neuen Berichten aus dem Kongo. Es war die Chance für Hassan und damit für ihn. Sollte das Unternehmen aber fehlschlagen, dann kostete dies wahrscheinlich nur ihn den Kopf.
Er beschloss dem kleinen Trupp Verstärkung zu schicken. Dies war ein direkter Verstoß gegen Hassans Befehle, aber er hatte sich bereits eine Begründung ausgedacht. Es gab Informationen, dass eine kleine Gruppe von NOD Abtrünnigen ebenfalls in dieser Gegend suchten. Schnell war der Gedanke gesponnen es könnte sich um einen Trupp der „Besahi NOD“ handeln. Damit würde er Hassan nachträglich zu einer Zustimmung bewegen können. Mu-Berek beorderte einen Transporthelikopter in die Region. Ein flüchtiges Lächeln zog über sein Gesicht, dann konzentrierte er sich wieder auf reale Berichte von der Front. In Russland und Indien kämpfen „Besahi Verbände“ gegen die Verbündeten Hassans. Die Kasian Koalition schien sich aus dem Konflikt heraus zu halten. Nur im westlichen Teil des ehemaligen Ostblockes hatte die Koalition viele Verbündete gefunden. Um so weiter man nach Osten kam, desto stärker wurden die anderen Gruppen. Mu-Berek überdachte die neuerlichen Entwicklungen. Drei Machtblöcke kämpften nun um die Herrschaft in der Bruderschaft. Die Europäer unter Kasian, die Hassan Association und die „Besahi NOD“. Alle drei Gruppen hatten es durch geschicktes taktieren zu ihrer jetzigen Macht gebracht. Dabei sah es vor noch nicht all zu langer Zeit viel besser für Hassan aus. Er hatte den einzigen großen Bund unter den Splittergruppen geschmiedet. Kasian wurde durch Wulf gehindert Europa zu einen. Die „Besahi NOD“ war verfolgt worden. Sie hielten sich offensichtlich für etwas besseres und so konnte Hassan viele Verbündete für die Jagt auf sie gewinnen. Doch offensichtlich hatten sie viele Basen versteckt gehalten. Aus einem unbekannten Grund begannen sie nun wieder den Kampf offensiver zu führen. Mu-Berek wusste nur nicht warum. Aber trotz ihrer neuen Stärke waren sie nur eine zeitweilige Gefahr. Ihre Truppen waren Seite 132 unterlegen und so lange sich Kasian nicht einmischte war es nur eine Frage der Zeit. Kasian als Zünglein an der Waage. Dieser Aspekt gefiel Mu-Berek ganz und gar nicht.
Gregor schnaufte schwer und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Der Aufstieg war sehr beschwerlich. Baath hatte eine neue Richtung eingeschlagen und erklomm nun einen steilen Berg. Der schlammige Boden und die viele Vegetation machten den Aufstieg nicht einfacher. Schon mehrmals waren Teilnehmer der Gruppe viele Meter nach unten gerutscht und hatten den Aufstieg weiter verzögert. Aber der Berg flachte sich ab der Hälfte etwas ab. Gregor nahm diese Erleichterung dankend hin. Ihre Stiefel waren inzwischen nur noch schlammige Klumpen. Sie erreichten gerade eine kleine Lichtung als plötzlich Schüsse durch den Wald hallten. Es dauerte keine zwei Sekunden bis alle am Boden Deckung suchten. Keine Sekunde zu spät wie sich zeigte. Über ihnen splitterte Holz aus den Bäumen. Salve auf Salve schlug in die Bäume ein. Baath fluchte laut und zog seine Glock 2000 aus dem Halfter. Gregor erkannte das Mündungsfeuer zweier Maschinengewehre älterer Bauart. Neue Modelle würden nie solchen großen Mündungsfeuer aus dem Lauf speien. Die anderen Soldaten hatten ebenfalls auf die helle Punkte im Zwielicht des Waldes gezielt und helle Energie aus dem M16 Impulsgewehren raste durch den Wald. Kurze Zeit später verstummte das Feuer auf gegnerischer Seite. Sie robbten sich langsam vor und hielten nach einem weiteren Hinterhalt Ausschau. Aber als sie den Punkt des Hinterhaltes erreichten, fanden sie nur zwei Leichen vor. Beide hatten mit uralten AK-47 auf die Truppe geschossen. Nach kurzer Musterung stellte Baath fest. „Das sind welche von den herzlichen Eingeborenen. Kaum Kleidung am Leib, aber Waffen haben sie.“ Er schüttelte den Kopf und gab das Zeichen zum Abmarsch. Schnell waren sie wieder auf dem Weg zum Gipfel. Wenn auch wesentlich vorsichtiger. Immer nach einem erneuten Hinterhalt Ausschau haltend.
Kasian war beunruhigt. So hatte er sich die Mission seines Sohnes nicht vorgestellt. Es war bei weitem nicht üblich einen Abgesannten auf eine geheime Mission zu schicken. Sie würde noch ein paar Tage andauern. Mehr hatte man ihm nicht verraten. Kasian fürchtete zum ersten Mal um das Leben seines Sohnes. Würde dies der Auslöser für den Krieg zwischen ihm und Hassan sein. Legte es Hassan darauf an und suchte einen Kriegsgrund? Nein, stellte er fest. Hassan hatte genügend mit diesen „Besahi NOD“ zutun. Es war seltsam, aber trotz ihrer Schwäche schlugen sie sich gut. Sie tauchten wie aus dem Nichts auf und vernichteten, dann verschwanden sie wieder. Sie folgten den alten Taktiken der Bruderschaft. Kasian fand dies sehr interessant. Inzwischen beobachtete er die Entwicklungen zwischen Hassan und den Besahi genau. Auch wenn sie auf lange Sicht wenig Chancen hatten, konnte sich doch eine Möglichkeit ergeben.
Kasian überdachte seine eigenen Projekte. Er erfüllte die Worte Kanes. Noch wussten nur wenige davon. Nur wenige durften wissen warum das Tiberium gezielt verteilt wurde, doch schon bald konnte er damit vor alle Anhänger der Bruderschaft treten. Kanes Worte würden die Bruderschaft einen. Aber er musste sich gedulden. Noch war wenig von der Tafel übersetzt und Teilpassagen zu veröffentlichen würden ihm wenig nützen. Erst wenn er den gesamten Text entschlüsselt hatte würde es der Bruderschaft nützen.