2. Kapitel
Langsam fuhr der BMT durch die Stadt. Der Fahrer des BMTs öffnete eine kleine Luke und ließ Frischluft in den Innenraum. Die Luft war nicht direkt Frischluft. Ein Schwall dicker, warmer Luft blies Gregor ins Gesicht. Er roch die Abgase vieler Fahrzeuge und war froh über die Luftzufuhr und die Aufbereitung welche rund um die Uhr ihre Arbeit verrichtete. Die Versorgung der Höhle war ein große Aufgabe. Das wusste Gregor. Wasser musste angepumpt werden, Luft wurde aus geheimen Schächten von der Oberfläche angesaugt. Aber es schien alles zu funktionieren und Gregor war klar wie stolz sein Vater darauf war. Während so Gregor seinen Gedanken nachhing, passierten sie die Fabrikanlagen und Raffinerien. Kleine Versionen von Tiberiumsammlern kamen ihnen entgegen. Dieser Typ Sammler war extra für de Höhlen konzipiert worden und nun waren sie auf dem Weg zu ihren Ernteplätzen in der Höhle. Gregor schaute weiterhin aus der Sichtluke und bestaunte den Einblick in die Werkshallen, der sich ihm bot. Funken stoben aus in den Werkshallen empor. Es herrschte rege Betriebsamkeit und immer wieder erhellten die Funken der Schweißgeräte die Hallen. Die Arbeiter schienen wie Ameisen um die halbfertigen Panzer herum zu laufen. Vor der Halle standen auf einem Platz die schon fertiggestellte Panzer. Gregor erkannte sie erst nach längerer Betrachtung. Es waren die neuen Modelle der Bruderschaft. Kasian rüstete gerade damit seine Panzerverbände auf. Diese Panzer waren eine Eigenentwicklung. Alle neuen Panzerfahrzeuge waren unter Kasians Schirmherrschaft konstruiert worden und so auch dieser neue Typ. Gregor hatte Risszeichnungen davon gesehen. Der Panzer wurde Maulwurfpanzer genannt. Dies zurecht! Konnte sich doch dieses Fahrzeug bis auf das Heck in die Erde vergraben und dann den Geschützturm so verschieben, damit aus dem Fahrzeug faktisch ein befestigter Geschützturm wurde. Eine Waffe die sich hervorragend für Vorstöße eignet. Erst offensiv zuschlagen, dann defensiv eingraben und Stellung halten. Während der BMT langsam weiter polterte, schweifte Gregors Blick weiter über den Fuhrpark der Werkshallen. Die Basis schien produktiv zu sein. Etwa Zehn Kampfbuggys lösten die Reihen der Panzer ab. Ebenso sah Gregor einige Untergrund-BMTs und Bikes. Einige beachtliche Truppe, wenn sie bemannt sein würde. Er wollte gerade einen Blick in einen Hangar werfen, da beschleunigte der BMT wieder und bog um eine Ecke. Staub wirbelte auf der Straße auf und mischte sich mit der schon dicken Luft zu etwas, dass man als Suppe bezeichnen konnte.
Die Produktionsstätten wurden von Wohnblocks abgelöst. Plattenbauten und Wohnkasernen erhoben sich rechts und links von der Straße. Auch Apartmenthäuser gab es hier. Sie waren für die Offiziere errichtet worden, denn der Rang bestimmte auch die Wohnung. Die Straßen waren Menschenleer. Ein Seite einer alten Zeitung und ein Haufen Plastikbecher drehten sich im Wind und wurden in die Luft gehoben als der BMT vorbei fuhr. Nun es war nichts ungewöhnliches hier keine Menschen zu sehen. Die Einkaufspassagen und Unterführungen zwischen den Häusern lagen alle unter dem Höhlenboden. Alles war verbunden. Die Bewohner kamen so schnell zu ihrem Arbeitsplatz und zu Geschäften ohne Transporte auf der Straße zu blockieren. Selbst die Vergnügungsviertel lagen unter der Erde. Auf einer langen Geraden steuerten sie nun auf die Zitadelle zu. Der schwarzer Granit ließ das Gebäude wie einen Zacken aus Vulkanstein erscheinen. Weit oben, fast unter der Höhlendecke befand sich die Kommandozentrale. Das Herz dieser Basis und das Gehirn aller großen Basen von Kasian. Die Zitadelle galt unter Experten als faktisch uneinnehmbar.
Der BMT passierte den Turm und fuhr unter einem der Stützpfeiler des Gebäudes hindurch. Die Architektur war an den großen Tempel von NOD angelehnt. So erhoben sich große geschwungene Stützpfeiler links von der Straße um rechts in die Zitadelle über zu gehen. Die Stützpfeiler waren aus geschwärztem Stahl welche von roten Schriftzeichen verziert waren. Dünne Stachel aus Stahl erhoben sich aus den Stützpfeilern. Die Architektur des Tempels von NOD war unverkennbar. Dann verschwand der Turm hinter ihnen und eine Gruppe von Wohnhäusern trat an seine Stelle. Sie lagen in langen Reihen an den Straßenseite. Alle grau wie die Höhlenwände und durch Tropfwasser von der Decke befleckt. Nach einiger Zeit kam das Kasernengelände in Sicht. Dicke Betonwände zogen sich um das Gelände. Vor einem großen Tor musste der BMT anhalten. Das System identifizierte den BMT und versank dann mit einem Summen im Boden. Gregor schaute durch die Luke und sah das Forschungsgelände, welches an die Kaserne angrenzte. Das Gelände war nicht wie die Kaserne von Beton umgeben. Hier war ein Zaun installiert worden. Er strahlte in einem roten Licht. Diese Zäune waren ebenfalls eine neue Erfindung der Bruderschaft. Es handelte sich um Laserzäune, die neuste Entwicklung in Sachen Basisverteidigung. Gregor hatte mitbekommen, welch einen Ärger es um diese Neuentwicklung gegeben hatte. Die Erfinder, eine japanische Splittergruppe hatten offensichtlich die Ideale Kanes vergessen und hatten versucht die Pläne an die GDI zu verkaufen. Nur eine große Allianz der einzelnen Anführer der Bruderschaft hatte dies verhindern können. Auch sein Vater hatte zu dieser Allianz Truppen beigesteuert. Bevor die Verräter bestraft werden konnten , hatte es Kasian geschafft einige der Wissenschaftler in seine Basis zu bringen. Das war dreist gewesen, aber es hatte ihm die Pläne der Laserzäune und die Risszeichnungen einiger anderer Entwicklungen eingebracht. Aber auch die Feindschaft vieler Splittergruppen.
Das Summen des Tores verstummte und der BMT rollte in den Innenhof der Kaserne. Das Fahrzeug stoppte auf dem Exerzierplatz. Kaum war der BMT angehalten, da öffnete sich auch schon das Außenschott. Warme Luft quoll in das Innere das Fahrzeugs. Die rege Betriebsamkeit in der Höhle hatte scheinbar einen hohen Anteil an dieser Wärme. Als Gregor aus der Luke schaute stand plötzlich ein Mann auf dem Platz. Breitbeinig, die Hände hinter dem Rücken verschränkt stand er da. Das musste der rumänische Ausbilder sein. Er musterte den Ausbilder. Er schien mindestens zwei Meter groß zu sein und aus puren Muskeln zu bestehen. Sein schwarzes Haar war sehr kurz geschnitten und von einigen grauen Strähnen durchzogen. Dunkle Augen stachen aus dem Gesicht. Den Ausbilder schien eine Aura zu umgeben. Gregor vermochte es sich nicht anders zu erklären. Es kam ihm so vor als wuchs die Person vor ihm, um so länger er ihn musterte.
Eine hart akzentuierte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Willkommen, Rekrut Panterre!“ Gregor brauchte zwei Sekunden um zu begreifen, dass er mit dem Mädchenamen seiner Mutter angesprochen wurde. Es schien alles zu funktionieren wie von seinem Vater geplant. In Wirklichkeit hatte Gregor seine Mutter nie gekannt. Sie war kurz nach seine Geburt gestorben. Zwar erzählte Kasian immer die Geschichte von einem Bomberangriff im Tiberiumkrieg, aber er wusste, dass seine Mutter gestorben war, als die GDI ein Versteck der Bruderschaft gestürmt hatte. Das war viele Jahre nach der großen Niederlage gewesen. Aber Zeit für solche Gedankengänge hatte Gregor nicht. Schon wurde er von seinem Ausbilder zu einer flachen Blechbaracke geführt. Das Heim der Rekruten. Einfach und spartanisch. Nichts würde sie hier von den Lehren Kanes ablenken.
Mit einem lauten Quietschen öffnete sich die eiserne Tür zu der Baracke. Im Inneren war es düster. Der Ausbilder ging voran. Man hörte einige Betten knarren und Stiefel poltern. Als Gregor ein die Baracke trat standen dort bereits drei Rekruten kerzengerade vor ihren Betten. Sie starrten nervös ins Leere als der Ausbilder an ihnen vorbei schritt. Gregor folgte ihm, bis der Ausbilder plötzlich stoppte. Er drehte sich nicht einmal zu Gregor sondern hob einfach seinen Arm und deutete auf ein leeres Feldbett. Gregor stellte seinen Seesack neben das Bett und positionierte sich vor dem Bett. Er nahm schnell Haltung an als der Ausbilder sich Seite 42 plötzlich umwand und alle vier Rekruten musterte. Er schien tatsächlich von einer Aura umgeben. Die fünf Rekruten schwitzten und standen nur mit Mühe still. Dann durchbrach eine harte Stimme die Stille. „Damit ist die Truppe komplett. Morgen früh geht es für Euch los. Im Namen von Kane!“ Alle vier Rekruten antworteten sofort. „Kane lebt im Tode!“ Der Ausbilder nickte nur und schritt dann aus der Baracke. Noch nachdem sich die Türe geschlossen hatte standen die Rekruten stramm vor ihren Betten. Erst nach weiteren Sekunden entspannten sie sich und setzten sich wieder auf ihre Betten. Leises Gemurmel begleitete sie.