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C&C Fan Fiction – Drei Skorpione

Kapitel 9

Vor der Stadt Novorossijsk, Hauptstadt der Volksrepublik Krijecsk

Die feindlichen Truppen hatten sich zwischen einer Ansammlung von Hügeln eingegraben und nutzen die Deckung des Waldes. Immer wieder gelang es ihnen kurz vorzustoßen und Schaden anzurichten. Diese Hügelkette war das letzte Hindernis vor der Stadt und die Verteidiger kämpften verbissen um jeden Meter. Direkt hinter den Hügel begannen die Vororte von Krijecsk und dort warteten weitere feindliche Truppen, offensichtlich durften sie in den Kampf um die Hügel nicht eingreifen.
Der Kommandeur dieses Angriffes war mit seinem Kommandowagen an die Front gefahren um die Lage selbst zu beurteilen. Er war nicht umsonst von Kasian ausgewählt worden und hatte bisher alle Feldzüge zur Einigung der Bruderschaft erfolgreich ausgeführt. Während er seinen Blick über die Hügelkette vor ihnen schweifen lies, erkannte er, wie schwer es werden würde, das gesamte Gebiet zu erobern. Überall konnten sich unterirdische Tunnels, Seite 193 Bunkeranlagen und Verstecke befinden. Der Feind würde mit Sicherheit diese Möglichkeit ausnutzen und ihnen beim Vormarsch immer wieder in den Rücken fallen. Sie würden verbissen kämpfen, erkannte er, als er einem Vorstoß seiner Panzer zusah. Die Panzer nahmen den ihnen am nächsten liegenden Hügel unter Feuer und ließen ihn in einer Wolke der Todes verschwinden. Der gesamte Wald schien zu brennen und ein dicker Teppich aus Staub und Rauch lag über dem Hügel. Es schien als ob dort nichts mehr überlebt haben konnte und doch gab es immer noch massives Gegenfeuer.

Der Kommandeur stieg von seinem Kommandowagen und wünschte sich nichts mehr als ein Geschwader der GDI Bomber um diese Hügel dem Erdboden gleich zu machen. Überhaupt schien es ihm, als ob die Bruderschaft die Luftwaffe und ihre Stärken fast gänzlich ignorieren würde. Natürlich operierte die Bruderschaft weitestgehend unter der Erde, verborgen vor den Augen der GDI, doch eine kleine Luftstreitmacht wäre sicherlich ein Vorteil gewesen. Vielleicht konnte er doch einige Luftstreitkräfte anfordern, überlegte er. Sicherlich gab es noch Restbestände im Nachbarland, dass sie vor nicht langer Zeit befreit hatten. Einige Kampfhelikopter, welche die nun „demokratische“ Regierung den Rebellen zur Verfügung stellte dürften nicht all zu sehr auffallen. Die GDI würde sowieso nichts unternehmen, die hatten die nächsten Truppen 200 Kilometer nördlich stationiert und diese reichten auf keinen Fall aus um die Gegend zu befrieden. Mit diesen Gedanken begab er sich in den Kommandowagen und schickte eine Anfrage zu seinem Versorgungsoffizieren. Gregor und seine Kameraden waren heil aus der Stadt herausgekommen. Sie selbst wussten, wie leicht es bei dem großen Aufruhr während der Brände gewesen war, zu fliehen. Aber die Soldaten an der richtigen Front hatten sie als Helden gefeiert, konnten gar nicht verstehen wie sie es alle wieder lebendig zurück geschafft hatten. Nun, dachte Gregor, der Mythos der Skorpione schien Früchte zu tragen. Doch nun steckten sie schon wieder fest, stellte Gregor verärgert fest. Der Feind hatte die Hügel vor Krijecsk in eine Festung verwandelt und bisher war jeder Angriff gescheitert. Das der Feind mit dem Rücken zur Wand stand und keine Möglichkeit mehr hatte zu weichen, erschwerte die Lage nur noch.
Der letzte Angriff der eigenen Panzer war sehr verlustreich gewesen, musste aber auch dem Feind schwer zugesetzt haben. Doch mit Panzerkräften schien man hier nichts erreichen zu können, dies hatte der Kommandeur des Angriffes offensichtlich begriffen. Inzwischen marschierten mehrere Abteilungen Infanterie an die Front. Alles sah nach einem Kampf, Mann gegen Mann aus und dieser würde in den dichten Wäldern äußerst blutig werden. Gregor blickte noch einmal auf die bewaldeten Hügel und hoffte, nicht auch dort hinein geschickt zu werden. Zum Glück hatten sie diesen und den nächsten Tag frei bekommen um sich von ihrem Einsatz zu erholen. Bis dahin konnten, mit etwas Glück, die Hügel längst genommen sein.
Der Kommandeur lächelte, als er die Bestätigung in den Händen hielt. Morgen früh würden vier Harpyen, schwere Kampfhelikopter neuer Typs, hier eintreffen. Die Nacht würde genügen um die Landefelder vorzubereiten um die ankommenden Harpyen aufzutanken. Sogleich gab er die entsprechenden Befehle an einen seiner Leutnants weiter. Morgen Vormittag, um 10 Uhr würden die Helikopter damit beginnen die inzwischen fast völlig verbannten Wälder zu überfliegen und alles unter Feuer zu nehmen was sich dort unten noch rühren würde. Sollten ihnen Bunkerstellungen unter kommen, würden diese mit Luft-Boden Raketen ausgeschaltet werden, ansonsten würden die schweren M60b Impulskanonen genügen um dem Feind die Hölle heiß zu machen.
Nach den ersten Luftangriffen, etwa eine Stunde später, würden zwei Abteilungen frischer Infanterie die ersten beiden Hügel angreifen und hoffentlich auch einnehmen. Er hatte jeder Gruppe der zum Angriff abgestellten Truppen einen erfahrenen Veteranen beigefügt, damit die Frischlinge nicht den Kopf verlieren würden. Im Grunde konnte der morgige Tag nur ein Erfolg werden. Noch nie hatte er über so schlagkräftige Truppen an einem Ort verfügt. Noch die Bestätigung in der Hand ging er aus dem Kommandozelt um noch einen Happen zu essen, morgen würde er sicherlich nicht dazu kommen.

Der Tag begann wieder einmal sehr früh, stellte Gregor fest und wälzte sich auf seinem Feldbett. Erst nach einigen Minuten begann er zu realisieren, was ihn aufgeweckt hatte. Das laute Dröhnen von Helikopterrotoren hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Schnell war er aufgesprungen und schlug die Zeltplane zur Seite. Östlich der Zelte, etwa einen halben Kilometer entfernt, setzte gerade ein Kampfhelikopter auf ein scheinbar in der Nacht errichtete Landefeld auf. Zwei weitere Helikopter standen bereits auf den Landefeld und waren von einer kleinen Schar Techniker umringt.
Gregor rieb sich die müden Augen und blickte blinzelnd in den heller werdenden Morgenhimmel. Eine vierte Maschinen drehte gerade bei und schwebte über den Landeflächen. Offensichtlich hatte der Kommandeur tatsächlich eine neue Taktik ausgeknobelt und sogar das Material dazu erhalten.
Neben ihm tauchte Phillip aus dem Zelt auf und murmelte etwas von Ruhestörung, bevor sein Blick auf die Helikopter fiel. „Heilige Scheiße, heißt das wir werden sogar in die Stadt geflogen?“ fragte er grinsend. Gregor lachte und ging ins Zelt zurück. „Ich glaube eher diese Helikopter sollen den bevorstehenden Angriff auf die ersten Hügel unterstützen, obwohl ich nichts gegen einen kleinen Ausflug mit diesen Dingern hätte,“ meinte er, während er seine Uniform anzog.
Zwei Minuten nach zehn hoben die vier Harpyen ab und schlugen einen Kurs auf die beiden ersten Hügel ein. Es dauerte keine Minute, bis sie über den ausgebrannten Wäldern waren und nach Zielen Ausschau hielten. Der Feind hatte den Helikoptern nichts entgegen zu setzten. Die letzten Boden-Luft Raketen und Stinger-Raketen waren bei dem Angriff auf die Depots in Flammen aufgegangen. Nun waren die Truppen in ihren Bunkern und Schützengräben wehrlos gegen den Beschuss der Harpyen. Immer wieder hämmerten die schweren M60b Impulskanonen und sendeten tödliche Salven auf den Feind herab. Die Harpyen kreisten über den Hügel wie Raubvögel und selbst aus der Ferne konnte man sehen, wie sich die leuchtenden Energiegeschosse in die feindlichen Stellungen fraßen.
Hin und wieder tauchte ein weißer Schweif unter einem der Helikopter auf und zeigte an, dass eine Luft-Boden Rakete abgefeuert worden war. Im Anschluss daran ging zumeist ein weiterer der schwerer befestigten Bunkeranlagen in Flammen auf. Der Angriff dauerte fast eine ganze Stunde an und die noch auf den Hügeln verbliebenen Wälder waren in Flammen aufgegangen. Unter den Helikoptern erstreckte sich eine brennende Hölle aus der niemand zu entkommen schien.

Erst als die Harpyen abdrehten um aufzutanken und aufzumunitionieren, setzte Granatfeuer ein. Bisher hatte der Kommandeur das Feuer auf die Hügel nicht eröffnet um den Helikoptern nicht die Sicht zu erschweren. Außerdem konnte er es nicht riskieren einen der eigenen Harpyen abzuschießen. Für sie gab es in der ganzen Region keinen Ersatz und über ihren Nutzen in diesem Feldzug brauchte man nach diesem Angriff nicht mehr debattieren. Die Granaten zerrissen die Hügel entgültig und verwandelten sie in eine Mondlandschaft. Dem Kommandeur erinnerte sich bei diesem Anblick an einen Ausdruck den er in einer Ausbildung gehört hatte. Im Vietnamkrieg hatte es auch einen solchen Kampf gegeben. Die Amerikaner hatten den Hügel Hamburger Hill genannt, da jeder der dorthin ging zu Hackfleisch verwandelt wurde. Dem Feind musste es in diesem Moment ähnlich ergehen, dachte er. Nach zehn Minuten lies er das massive Granatfeuer einstellen und gab seinen Infanterietruppen den Befehl zum Vormarsch. Nun würde sich herausstellen, wie sehr sich der Feind eingegraben hatte und ob noch genügend von ihnen übrig war um wirklich Widerstand leisten zu können. Der Kommandeur verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust und blickte auf die Mondlandschaft der vor ihnen liegenden Hügel.

Irgendwo in Zentral Afrika

Faisal erschauderte wieder als er die unendlichen grünen Wände zu beiden Seiten der Straße betrachtete. Er war die Wüste oder zumindest eine karge Vegetation gewöhnt, aber dies war für ihn wie die Hölle. Links und recht von der Straße begann augenblicklich der Dschungel und schien ihn mit seinem undurchdringlichem Grün verschlingen zu wollen.
Sie waren schon so lange unterwegs, dass Faisal nicht mehr wusste welchen Tag sie heute hatten. Es war noch nicht lange her, da waren sie aus den unterirdischen Tunnels ausgestiegen und hatten einen großen Konvoi bestiegen. Nun steuerten sie auf ihre neue Heimatbasis tief im Dschungel zu. Niemand schien zu wissen wohin es ging und niemand konnte sich vorstellen wie es nun weiter gehen sollte mit den Besahi. Aber ihr Anführer hatte im ersten Jeep platz genommen und allein die Anwesenheit von Slavik schien ihnen Mut zu machen. Doch der schlammige Feldweg schien sich in die Unendlichkeit zu erstrecken. Das Schaukeln der Transporter war zu ihrem Wegbegleiter geworden und nicht selten war davon einem Soldaten übel geworden. Faisal blickte auf seine Ausrüstung. Irgendwie hatte man es geschafft fast alle Soldaten eine Dschungelausrüstung zukommen zu lassen. Faisal hoffte, dass ihr Anführer wusste was er tat, indem er die überlebenden Soldaten des Irakkrieges soweit nach Afrika schleppte. Aber irgendeinen Sinn musste es schließlich haben, dachte Faisal und schloss die Augen wieder halb. Viel konnte er so oder so nicht tun und da schien es am Besten zu sein, sich von dem Schaukeln der Laster in den Schlaf gewiegt zu werden. So musste er zumindest nicht dauern auf die bedrohlichen grünen Wände des Dschungels blicken.

In den Vororten von Krijecsk

Die Mörsergranaten hämmerten wieder auf die nächste Häuserreihe und riss große Löcher in die Gebäude. Staub und dicker Qualm legte sich über den Straßenzug und erschwerte die Sicht noch mehr. Gregor duckte sich und zog Samuel am Ärmel mit sich. Kaum eine Sekunde später schlug über ihnen eine Salve aus einem Maschinengewehr ein. Der Putz der Wand brach dieses Mal völlig von den Steinen und viel knirschend zu Boden. „Autsch, das war knapp,“ meinte Gregor und wagte einen Blick auf dem zerschossenen Fenster. Auf der anderen Straßenseite schienen sich immer noch einige Soldaten des Feindes auszuhalten. Es war ihm rätselhaft wie sie dem Dauerbeschuss der Mörser entgangen waren und nun noch die Nerven besaßen zu feuern. Seine Kameraden hockten nun seit einer Stunde in einer kleinen Wohnung im Erdgeschoss eines Hauses und warteten auf eine Gelegenheit die Straße zu überqueren. Bisher war dies an keiner Stelle gelungen, der Straßenzug hatte sich zur Frontlinie entwickelt und beide Seiten wichen keinen Meter zurück.
Wieder schlugen Granaten ein und zerrissen ein weiteres Haus auf der anderen Seite. Gregor wagte erneut einen Blick und sah wie ein Soldat auf die Straße geschleudert wurde. Irgendwie hatte er überlebt, aber ihm fehlten beide Beine und er schrie wie am Spieß. Gregor zog sich zurück und schluckte den bitteren Geschmack wieder hinunter, der sich in seinem Mund breit machte. Samuel hörte die Schreie des verwundeten Feindes auch und schoss aus einem weiteren Fenster auf den schreienden. Kurz darauf verstummte das grausige Schreien, offensichtlich hatte Samuel ihn erlöst.

Gregor schüttelte den Kopf und wischte sich den Staub aus dem Gesicht. Ihre Helme hatten sie schon lange zurücklassen müssen um bessere Sicht in den verwinkelten Häusern zu erhalten. Erst gestern Abend waren die Hügel vor der Stadt erobert worden und sie hatten einen ersten Blick auf Krijecsk werfen können, doch der Kommandeur hatte sie schon früh am morgen in die Stadt geschickt um den Feldzug endlich zu beenden. Natürlich hatte der Feind schon die Vororte in eine Hölle verwandelt und sie kamen nur langsam voran. Es war der Horror pur, manchmal war der Feind ein Stockwerk über ihnen, während sie schon glaubten das Haus erobert zu haben. Oder der Feind schlich sich durch Tunnels oder die Kanalisation wieder in ihren Rücken und plötzlich waren sie umzingelt. Gregor versuchte immer noch wenigstens einen Teil des Drecks aus seinem Gesichts zu bekommen, als er an seine Worte von vor zwei Tagen dachte. Er hatte gehofft nie in den umkämpften Wald der Hügel geschickt zu werden, dich inzwischen dachte er, dass dies wohl noch die bessere Wahl gegen diese Hölle gewesen wäre.

Gregor schüttelte den Kopf und wischte sich den Staub aus dem Gesicht. Ihre Helme hatten sie schon lange zurücklassen müssen um bessere Sicht in den verwinkelten Häusern zu erhalten. Erst gestern Abend waren die Hügel vor der Stadt erobert worden und sie hatten einen ersten Blick auf Krijecsk werfen können, doch der Kommandeur hatte sie schon früh am morgen in die Stadt geschickt um den Feldzug endlich zu beenden. Natürlich hatte der Feind schon die Vororte in eine Hölle verwandelt und sie kamen nur langsam voran. Es war der Horror pur, manchmal war der Feind ein Stockwerk über ihnen, während sie schon glaubten das Haus erobert zu haben. Oder der Feind schlich sich durch Tunnels oder die Kanalisation wieder in ihren Rücken und plötzlich waren sie umzingelt. Gregor versuchte immer noch wenigstens einen Teil des Drecks aus seinem Gesichts zu bekommen, als er an seine Worte von vor zwei Tagen dachte. Er hatte gehofft nie in den umkämpften Wald der Hügel geschickt zu werden, dich inzwischen dachte er, dass dies wohl noch die bessere Wahl gegen diese Hölle gewesen wäre.

Wieder hämmerten Geschosse gegen die Außenwand ihres Hauses. Sie konnten Kane danken, dass der Feind offensichtlich keine schweren Geschütze mehr besaß, sonst hätten sie sicherlich nicht so lange überlebt. Aber das Katz und Maus Spiel in den Häusern war schlimm genug. Die Verluste waren unglaublich hoch hatte ihm ein Sanitäter gesagt. Gregor fand ein Loch in der Wand, welches von einem umherfliegenden Granatsplitter geschlagen worden war. Es war nicht sehr groß, doch als Guckloch genügte es. Vor allem war es wesentlich sicherer als aus dem Fenster lugen zu wollen.
Gregor beobachtet die Häuserfront auf der anderen Straßenseite, oder zumindest das, was davon übrig geblieben war. Ab und an glaubte er einen Schatten durch die Ruinen huschen zu sehen oder eine Bewegung wahr zu nehmen. Es war ihm unerklärlich wie sich die Soldaten auf der anderen Seite so zäh wehren konnten. Gerade als er zu dem Schluss gekommen war, niemals diese Straße überqueren zu können, hörte er das rumpeln eines Panzers. Kurz darauf donnerte das Geschütz eines Panzers, begleitet von MG Salven.
Chris hatte offenbar einen Blick riskiert und berichtete nun. „Da kommen einige Panzer die Straße runter. Scheinen unsere zu sein und die zerschießen die Häuser auf der anderen Seite regelrecht zu Klump, sobald sich was rührt.“ Gregor nickte. „Unser Kommandeur will die Sache zu ende bringen. Er macht Druck und will nicht im Häuserkampf stecken bleiben.“ In diesem Moment ertönte das Dröhnen von Rotoren über den Vororten der Stadt und kündigte die Harpyen. Samuel lächelte und sagte: „Der Kommandeur macht in der Tat Druck wie es scheint. Da kommt die Luftunterstützung.“
Der Einsatz der Panzer und der Helikopter hatten schließlich die Entscheidung um die Vororte gebracht. Es hatte auf der beiden Seiten viele Tote gegeben und nur wenige feindliche Soldaten hatten sich ergeben. Viele Truppen hatten sich tiefer in die Stadt zurück gezogen und warteten nun auf erneute Vorstöße. Somit war der Kampf mehr verschoben worden und die Eroberung der Vororte war kein echter Sieg gewesen.

Als die Nacht herein brach, erreichten die Truppen der Koalition die Altstadt und erneut entbrannte ein blutiger Kampf um jedes Haus. Gregor und seine Kameraden hatten den Auftrag erhalten eine kleine Gasse vor Gegenangriffen zu verteidigen und wenn möglich weiter vorzurücken. Aber der Auftrag hatte leichter geklungen als er in Wirklichkeit war. Die Gasse war sehr eng und somit gut zu verteidigen. Das mochte ein Pluspunkt sein, aber da die alten Häuser um die Gasse teilweise Ausgänge zu anderen Straßen hatten, konnte man nie sicher sein, nicht plötzlich den Feind im Rücken zu haben. Die Gasse selbst erstreckte sich über die Länge von etwa sechshundert Metern, bevor sie einen scharfen Knick machte. An diesem Knick hatte der Feind eine Stellung eingerichtet und Barrikaden aufgestellt. Nun schoss er bei jeder sich bietenden Gelegenheit die gerade Gasse hinunter auf die Stellung von Gregors Trupp. Dieses Sperrfeuer verhinderte sowohl einen Vormarsch von Gregors Truppe, als auch des Feindes. Es war eine Patt Situation entstanden und keine Seite hatte eine Idee wie sie das Blatt für sich wenden konnten.
Gregor hatte sich hinter einen Stapel Sandsäcke gelehnt und ruhte sich ein wenig aus. Inzwischen war die Nacht herein gebrochen und absolute Schwärze lag über der Stadt. Irgend ein schlauer Stratege auf einer Seite hatte den Strom offensichtlich abgestellt und so jegliche Beleuchtung der Stadt ausgeschaltet. Nun waren die einzigen Lichter, welche den Himmel erleuchteten, fehlgeleitete Impulsgeschosse oder Signalraketen. Ab und an erschien eine gleißende weiße Leuchtkugel am Himmel und tauchte einen Straßenzug in unheimliches Licht. Immer dann wusste man, dass wieder eine Seite einen Vorstoß unternommen hatte und die Gegenseite sich bessere Sicht verschaffte indem sie Leuchtkugel in den Himmel schossen. Gregor kontrollierte sein Impulsgewehr und wechselte das Magazin. Es war sowieso fast völlig leer gewesen und so tauschte er es lieber gleich aus, als später im Gefecht damit belästigt zu werden. Nachdenklich blickte er ins Leere und dachte über ihre Möglichkeiten nach. Er hatte den Befehl diese Gasse zu erobern, aber die lange Gerade der Gasse machte es ihm unmöglich vorzurücken. Nicht ohne seine Leute einem großen Risiko auszusetzen. Natürlich gab es die Möglichkeit von Hauseingang zu Hauseingang zu spurten, aber angesichts der bedrückenden Enge dieser Gasse schien das keine Lösung zu sein. Nachdem er einige Möglichkeiten durchgegangen war, kam er zu dem Schluss, dass man diese Stellung nicht von hier aus knacken konnte. Wenn man wirklich Erfolg haben wollte, würde man sich durch die Hinterhöfe und die verwinkelten Verbindungswege vorarbeiten müssen. Erst wenn man hinter der feindlichen Stellung angelangt war, konnte man den Feind aus Fenstern oder vom Dach unter Feuer nehmen. Gregor beschloss per Gefechtsdatenblock einen zusätzlichen Trupp Soldaten anzufordern um diese Stellung zu festigen, dann würde er versuchen das eben durchdachte in die Tat umzusetzen.

Sie hatten noch das Morgengrauen abgewartet und sich ein wenig ausgeruht. Natürlich hatte niemand von ihnen wirklich schlafen können, denn überall wurde geschossen. Immer wieder wurde eine Salve auf den Feind abfeuert oder eine Leuchtkugel erhellte den Himmel. Aber niemand schien in der Nacht wirklich seine Position verändern zu können oder geschweige denn einen Erfolg zu verbuchen.
In ihrem Abschnitt war es relativ ruhig und es schien, als ob beide Seiten den Morgen abwarten wollten. Kurz bevor die ersten Sonnenstahlen auf die Dächer der umkämpften Stadt fielen, tauchte die Verstärkung an ihrer Stellung auf. Die Männer und Frauen der Verstärkung sahen müde aus und man sah ihnen an, dass sie eine nicht so geruhsame Nacht gehabt hatten. Offensichtlich hatte man sie von einem umkämpfteren Straßenzug abgezogen und durch frischere Truppen ersetzt.
Gregor hatte allen erklärt was er vor hatte und schließlich auch noch die Verstärkung, welche ihren Posten einnahmen eingeweiht. Sollte der Flankenangriff funktionieren, würden die Soldaten er Verstärkung vorrücken und die neue Stellung besetzten. Um die umliegenden Häuser machte sich Gregor relativ wenig Sorgen. Der Feind hatte sich scheinbar weiter zurück gezogen und die Häuser der Gasse mehr oder weniger aufgegeben. Wie es in den Hinterhöfen und Verbindungsgassen aussah war natürlich eine andere Sache.
Der erste Hofeingang von ihrer Gasse aus lag etwa zwanzig Meter hinter ihrer Stellung und war sicherheitshalber Verbarrikadiert worden. So war man überall vorgegangen, wenn es an Leuten fehlte um die Häuser komplett abzusichern und man einen Angriff aus den Höfen nicht ausschließen konnte.

Nun schoben Samuel und Phillip die Barrikaden zur Seite und öffneten das schwere Tor zum Hof. Gregor und Chris waren in die Knie gegangen und hatte eine Feuerposition eingenommen um auf alles schießen zu können, was sich hinter dem Tor bewegte. Zu ihrem Glück schien der Hof verlassen dazuliegen und auch in den kleinen Fenstern der Häuser schien sich nichts zu rühren. Langsam rückten sie durch den Torbogen vor, die Gewehre im Anschlag. Gregor musterte die Fenster über ihnen, aber die meisten waren leere Höhlen und in keinem bewegte sich etwas. Viele der Häuser waren nur noch ausgebrannte Ruinen und die Fenster waren vom Ruß schwarz gefärbt. Dennoch konnte sich hinter jedem dieser Fenster ein Schütze verbergen und sie unter Feuer nehmen. Gregor übernahm die Führung und sie schlichen langsam, sich nach allen Seiten umschauend auf die enge Gasse zu, welche den Hof mit dem nächsten Innenhof verband.
Im Grunde waren es keine richtigen Gassen, mehr ein Durchgang oder ein Flur, der Höfe verband. Aber sie bargen immer neue Gefahren. In jedem Seitengang, welcher in ein Haus oder eine Garage führte erwartete Gregor einen Feind anzutreffen. Doch sie erreichten den zweiten Hof ohne auf irgendjemanden zu stoßen. Im Schatten der engen Verbindungsgasse sondierten sie den nächsten Hof, soweit ihnen das möglich war, aber auch hier schien alles ruhig zu sein.
Gregor trat zuerst ins Licht und versuchte alle Fenster über ihm gleichzeitig im Auge zu behalten. Immer wieder lies er sein Gewehr über die Fenster schweifen und suchte nach einem Anzeichen eines Hinterhaltes. Aber es rührte sich nichts und so gab er seinen Kameraden durch ein Handzeichen zu verstehen, dass sie vorrücken konnten. Sie versuchten von einer Deckung im Hof zur anderen zu sprinten und ein kleines Ziel abzugeben. Man konnte schließlich nie sicher sein, ob ein Schütze nicht erst noch auf eine bessere Gelegenheit wartete. Alte Müllcontainer und gestapelte Kisten dienten ihnen Als Deckung als sie sich auf den nächsten Durchgang vorarbeiteten. Gregor war im Begriff für den letzten Spurt zum nächsten Durchgang aufzuspringen, als das Rattern eines alten Maschinengewehrs erklang. Schnell hatten sie sich auf den schmierigen Boden des Hofes geworfen und hinter der wenigen Deckung verkrochen. Doch nirgends um sie herum schlugen Kugel ein oder zerfetzte eine Energiesalve ihre Deckung. Es dauerte eine Minute bis sie begriffen, dass die Schüsse aus einem der gegenüber liegenden Straßen kamen. Also befanden sich in manchen Häusern doch noch feindliche Soldaten, von nun an würden sie noch wachsamer sein.
Gregor und Samuel sondierten noch einmal die Fenster des Hofes, während Phillip und Chris in den nächsten Durchgang spurteten. Als auch Gregor und Samuel in den Schatten des Ganges untergetaucht waren, erklangen wieder Schüsse. Nach der ersten Salve aus einem alten Maschinengewehr, es klang wie ein Ak74, antworteten andere Gewehre darauf. Offensichtlich war in der breiteren Straße, welche ihrer kleinen Gasse gegenüber lag, ein Feuergefecht ausgebrochen. Nun mussten sie damit rechnen früher oder später auf den Feind zu treffen.

Chris blickte auf sein Datenblock und rief die Stadtkarte auf. „Noch zwei Höfe, dann sind wir da,“ murmelte er leise. Gregor hob den rechten Daumen und wies dann mit der Hand Samuel und Phillip an, die Spitze zu übernehmen. Er selbst blickte auf den eigenen Datenblock und rief die neusten Befehle des Oberkommandos ab. Aber die Funkübertragung wurden offensichtlich von den vielen Häusern gestört und so galt immer noch der Befehl in das Stadtzentrum vorzustoßen. Gregor konnte sich den Grund denken. Im Stadtzentrum lagen die Kommandoposten des Feindes und sollten diese erst erobert sein, würde der Feind den Häuserkampf wesentlich schneller aufgeben. Deswegen versuchte der Kommandeur ihrer Truppen auch einen Keil in die Stadt zu stoßen. Die Kämpfe welche neben diesen Keil aus Panzern und massiver Infanterie geführt wurden, waren nicht wichtig. Sie waren an so einem unwichtigen Punkt und dennoch würde es schlimme Folgen haben, wenn sie nicht den Keil die Flanke decken konnten. Zu diesem Zweck mussten sie weiter vorrücken und eben auch diese Gasse vollständig erobern. Aber für solche Gedanken hatte er jetzt keine Zeit. Er folgte seinen Kameraden, die inzwischen den Hof vor ihnen gesichert hatten. Chris bildete den Schluss und hielt die durchquerte Gasse im Auge.

Wieder ratterte ein altes Ak74, aber diesmal schlugen die Kugel wirklich über ihnen ein. Samuel und Phillip eröffneten sofort das Feuer auf das Fenster aus dem sie das Mündungsfeuer gesehen hatten. Ihre Impulsgewehre zerfetzten die Mauer um das Fenster und rissen große Brocken Mörtel und Steine aus der Mauer. Gregor zog eine Handgranate aus dem Gürtel, riss den Sicherungsring ab und warf sie in das Fenster. Die dumpfe Explosion und die dicke Qualmwolke die aus dem Raum hinter dem Fenster quoll sicherte ihnen zumindest diesen Raum. Dort würde kein Feind mehr stehen und schon gar nicht auf sie Feuern.

Chris zog eine Rauchgranate aus seinem Gürtel und war sie in die Mitte des Hofes. Der gelbe Rauch hüllte den Hof schnell vollständig ein und verwandelte Gregor und seine Kameraden zu gelben Schatten. Nun würde der Feind kein klares Ziel mehr haben und höchstens noch blind in den Rauch feuern können.
Schnell bewegten sie sich auf den nächsten Durchgang zu und verschwanden in den Schatten des selbigen. Keine Sekunde zu früh wie sie feststellten, als im Hof hinter ihnen zwei Handgranaten detonierten und das Pflaster aufrissen. Splitter und Staub flogen durch den Durchgang, aber sie hatten es alle geschafft dem Hinterhalt zu entkommen. Gregor schnaubte wütend, es lag noch ein Hinterhof vor ihnen und nun war man sich sicher, auch dort auf Schützen zu treffen. Es gab nur die Möglichkeit sich schnell durch den Hof zu arbeiten und wieder im nächsten Durchgang zu verschwinden.

Samuel warf eine Rauchgranate und hüllte so den vor ihnen liegenden Hof in den selben schwefelgelben Rauch wie den Letzten. Schon hörten sie erste Schüsse rattern, offensichtlich schoss jemand auf gut Glück in den Rauch und hoffte etwas zu erwischen. Gregor lugte aus dem Durchgang, konnte das Mündungsfeuer jedoch nicht entdecken. Aber das war bei dem dicken Rauch auch kein Wunder. Somit hatte der Rauch auch seine Nachteile, wie Gregor feststellte. Zu ihrem Unglück hatte dieser Durchgang auch keine Abzweigungen, welche in ein Haus führten. Es wäre sicherlich einfach gewesen über eines der Häuser den Hof zu umgehen, aber nun schien es so, als hätten sie keine Wahl, als den Weg durch den Hof. Gregor übernahm wieder die Spitze und blickte zum nächsten Durchgang hinüber. Er war inmitten des gelben Rauches nur ein dunkler Schatten, aber für Gregor stellte es gewissermaßen ein goldenes Tor dar. Langsam sondierte er den Qualm und hoffte eine Bewegung zu erkenne, doch kein Schatten schien sich zu rühren. Er gab ein Handzeichen und sie begannen zu laufen. Irgendwo über ihnen setzte ein Stakkato aus Maschinengewehrfeuer ein und um sie herum schlugen die Kugeln gegen die Wände und auf das Pflaster des Hofes. Doch ihr Spurt war zu überraschend gewesen und schon hechtete Gregor mit einem großen Sprung in die Deckung des nächsten Durchganges. Erst als er dort schwer atmend angekommen war, realisierte er wie gefährlich diese Aktion gewesen war. Keiner von ihnen hätte überlebt, wenn sie jemand in diesem Durchgang erwartet hätte. Nachdem ihm dieser Gedanke durch den Kopf geschossen war und ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen lies, war auch Chris als die Nachhut in die Deckung des Durchganges gelangt. Neben ihnen lag die Treppe zu ihrem Ziel. Das Haus direkt hinter der Stellung, die sie knacken wollten. Wieder übernahm Gregor die Spitze und betrat die erste Stufe der alten Holztreppe. Knarrend gab sie ein wenig nach, hielt aber stand. Er blickte das Treppenhaus nach oben, konnte aber keine Gefahr erblicken. Langsam stieg er, die Waffe im Anschlag, die Treppe nach oben. Als er das erste Stockwerk betrat lauschte er angestrengt nach verräterischen Geräuschen, doch nur die Tritte der Anderen, auf der Holztreppe, waren zu hören.

Ein leerer, trostlos erscheinender Flur verlief rechts und links von ihm. An vielen Stellen konnte man Wasserschäden und bröckelnden Verputz sehen und diese rührten nicht von den Kämpfen um die Stadt. Ähnliches hatten im Verlauf ihres Vormarsches schon öfters gesehen. Die Regierung und die im Hintergrund agierende Splittergruppe, die sie bekämpften, schien seine Bevölkerung mit eiserner Hand regiert zu haben und alles aus ihnen herauszupressen. Um so mehr wunderte es Gregor wie sehr sich der Feind zur Wehr setzte. Unter den Soldaten die dem Feind dienten musste es doch auch viele unzufriedene geben, die aus solchen Verhältnissen stammten.

Gregor bewegte sich langsam nach rechts und näherte sich leise der ersten Wohnungstür auf diesem Stockwerk. Mit einer knappen Geste wies er seine Kameraden an ihm Deckung zu geben. Die Wohnungstüre war nicht geschlossen und als Gregor vorsichtig hinein blickte, sah alles danach aus, als wären die Bewohner Hals über Kopf geflohen. Er wies Phillip und Samuel an die Wohnung zu durchsuchen. Es war gut möglich, dass irgendwo ein Feind hinter einer Ecke verborgen hielt. Die Beiden glitten leise an ihm vorbei und suchten die Wohnung ab. Nach drei Minuten gaben sie ihr OK für die Wohnung und Gregor schlich zur nächsten Wohnung. Wenn sie von hier aus die unter ihnen liegende Stellung angreifen wollten, mussten sie sicher sein, dass nicht irgendwo noch jemand versteckt auf seine Chance wartete. Chris war zurück geblieben und sicherte die Treppe ab um unliebsame Gäste zu empfangen. Auch die nächste Wohnung zeigte das selbe Bild der Flucht und war sauber. Gregor entschied sich nicht auf das Dach zu steigen, es würde zu lange dauern alle Stockwerke zu sichern nur um dann von einem Scharfschützen vom Dach geschossen zu werden. Was sie vor hatten konnte man ebenso gut von den Fenstern über der feindlichen Stellung erreichen. Samuel und Phillip hatten inzwischen auch die andere Hälfte des Flurs gesichert und waren zu Chris zurückgekehrt. Gregor ging ebenfalls zur Treppe zurück. Sie mussten immer noch leise sein, denn es war gut möglich, dass ein Stockwerk über ihnen doch noch der Feind wartete. Um sie konnte man sich später kümmern, beschloss Gregor und wies Phillip und Samuel an ihm zu folgen. Sie betraten die Wohnung, deren Fenster direkt über der Stellung lagen. Sie wagten einen kurzen Blick und konnten die Zahl der Feinde abschätzen. Hinter den dicken Sandsäcken verbargen sich etwa zehn Soldaten, die meisten rauchten momentan oder beschäftigten sich anderweitig. In diesem Abschnitt war es seit letzte Nacht ruhig gewesen und so war die Aufmerksamkeit der Soldaten auf einem Tiefpunkt gesunken. Von den zwei schweren Stand-MGs, welche die Stellung hatte so schwer angreifbar machte, war nur eines besetzt und auch diese Mannschaft schien wenig auf die Gasse vor ihnen zu blicken. Zufrieden stellte Gregor fest, dass die Fensterscheiben in der ganzen Wohnung bereits fehlten und sie so nicht unnötig Lärm machen mussten bevor sie losschlagen konnten. Er bedeutet seine Kameraden auf die Gewehre zu verzichten und deutete auf die verbliebenen Handgranaten an seinem Gürtel. In der engen Gasse unter ihnen würde die Wirkung der Handgranaten verheerend sein. Samuel und Phillip nickten und nahmen ihre Handgranaten ebenfalls vom Gürtel. Jeder von ihnen nahm zwei Handgranaten so in eine Hand damit die Sicherheitsringe zwischen den Fingern herausschauten. So konnten sie beide Ringe zugleich herausreisen und dann die tödliche Fracht mit einem Wurf nach unten befördern. Gregor blickte auf seine Kameraden und nickte. Im Stillen zählten sie leise bis drei, dann traten sie fast zeitgleich an das Fenster, rissen die Ringe von den Handgranaten und ließen sie durch das Fenster nach unten fallen. Schnell waren die Drei wieder zurückgetreten und hielten sich die Ohren zu.

Die sechsfache Detonation war ohrenbetäubend und Gregor wusste sofort, dass die gesamte Stellung unter ihnen keinen lebenden Soldaten mehr barg. Er nickte und nahm sein Gewehr wieder in die Hand um auf den Gang hinaus zu treten. Die überraschende Explosion schien in den umliegenden Häusern sowohl Freund als auch Feind geweckt zu haben. Überall flammten Feuergefechte auf und Gregor ahnte, dass eines der Gefechte von den vorrückenden Soldaten ihrer Stellung herrührte.
Gerade als er auf den Gang heraustrat erklang im Treppenhaus ein mehrfaches Stakkato alter Maschinengewehre und Gregor sah Chris an der Treppe zusammensinken. Wie angewurzelt blieb er stehen und starrte auf Chris, dann auf die Blutspur an der Wand. Erst als Phillip sich an ihm vorbeidrängte, rührte sich Gregor wieder und griff wieder fester nach seinem Gewehr. Sie konnten jetzt keinen Gedanken daran verschwenden, dass gerade einer ihrer besten Freunde gestorben war, sie saßen hier in der Falle, sollte jemand das Treppenhaus besetzt halten. Dennoch spürte Gregor wie sich in seinem Magen ein eisiger Klumpen formte. Soeben war der erste Soldat unter seinem Kommando gestorben. Soeben war ein guter Freund vor seinen Augen gestorben und er hatte nichts dagegen tun können. Wut und Trauer stieg in ihm auf, doch es gelang ihm sie zu unterdrücken.
Langsam bewegten sie sich auf die Treppe zu und auf den Körper von Chris. Eine große Blutlache hatte sich inzwischen um den Körper ausgebreitet und sickerte langsam in den rissigen Boden des Flurs. Gregor schluckte hart und setzte den ersten Fuß in die Blutlache. Ihr Kamerad und Freund war tot, daran gab es keinen Zweifel. Sein Kampfanzug wies unzählige Einschusslöcher auf und dies am ganzen Körper. Sie mussten sich alle Drei zwingen den Körper ihres Kameraden nicht anzustarren und sie waren alle heilfroh, dass er auf den Bauch gefallen war. Zumindest würden sie nicht in sein Gesicht sehen müssen.
Gregor hörte von der Gasse, wie ein Soldat einen lauten Siegesschrei von sich gab. Also war die Stellung inzwischen genommen worden, aber das half ihnen derzeit auch nicht. Angeekelt davon, durch das Blut seines Freundes zu gehen, blickte er in das Treppenhaus und versuchte den Feind auszumachen. Phillip hatte sich inzwischen überwunden und nahm dem gefallenen Freund die Munition und Handgranaten aus dem Gepäck. Über ihnen rührte sich nichts, aber der Feind musste immer noch über ihnen sein, denn es gab keinen anderen Weg nach unten. Erst als Gregor die erste Stufe auf die Treppe nach oben setzten wollte, hämmerte erneut ein Maschinengewehr los. Die Kugel schlugen knapp neben Gregor ein und veranlassten diesen mit einer Hechtrolle wieder in den Flur zurück zu springen.

Es war ein Patt entstanden, erkannte Gregor. Beide Parteien waren gefangen, hinderten aber zugleich den Anderen am Rückzug. Samuel nahm Phillip eine von den Handgranaten aus der Hand und wies auf die Treppe. Gregor bezweifelte, dass Samuel es schaffen würde die Handgrante nach oben zu werfen, aber offensichtlich wollte sein Kamerad es versuchen. Gregor nickte und zog sich zusammen mit Phillip tiefer in den Flur zurück. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass die Handgranate wieder zurückrollte. Gregor hoffte, dass die Treppe durch die Detonation nicht völlig zusammenbrechen und ihnen den Weg nach unten versperren würde.
Samuel trat noch einen Schritt weiter in das Treppenhaus, gerade soweit damit er eine gute Position zum werfen hatte. Er war sich selbst nicht sicher ob es funktionieren würde, aber angesichts dessen, was mit seinem Freund geschehen war, wollte er es versuchen. Er wog die Handgranate in seiner Hand und nahm sich die Zeit abermals seine Schritte zu planen. Die Treppe endete oben genauso wie in diesem Stockwerk und natürlich war die Bauweise im ganzen Haus die Selbe. Mit großer Wahrscheinlichkeit stand der Feind, in seinem Stockwerk, an sehr ähnlichen Positionen wie sie selbst. Ein gut gezielter Wurf und die Handgranate würde in den Flur rollen. Um das zu erreichen würde er allerdings schräg nach oben werfen müssen und außerdem dabei so kurz wie möglich ein Ziel abgegeben. Diese Gedanken waren innerhalb von wenigen Sekunden durch seinen Kopf gerast und nun trat er noch einen Schritt weiter in die Gefahrenzone. Zumindest befand sich kein Feind auf dem oberen Teil der Treppe und nahm ihn sofort unter Feuer. Offensichtlich hoffte der Feind darauf sie alle beim Sturm auf das Stockwerk zu erwischen und lauerte darauf, dass ein erster Soldat die Treppe hinauf kam. Ich schick Euch was, dachte er und zog den Sicherungsring von der Granate. Er zählte bis drei, dann holte er aus und warf sie nach oben. Bei dem Wurf musste er sich mehr oder weniger drehen um den richtigen Winkel zu erwischen, aber er hatte Glück und der Wurf landete im nächsten Stockwerk. Ein lauter Fluch war alles was er hörte, bevor die Handgranate detonierte und einen Staubregen von der Decke löste. Die Anderen waren kurz nach der Detonation aufgesprungen und zogen Samuel nun mit sich. Sicherlich hatten einige der Feinde im oberen Stockwerk die Explosion überlebt, aber die Gelegenheit zur Fluch war günstig da der Feind mit Sicherheit verwirrt und desorientiert war. Schnell rannten sie die Treppenstufen hinab und flohen aus dem Haus. Ihren Auftrag hatten sie erfüllt.

Ägypten, Kairo – Im Palast von Hassan

Seine Konkubinen waren letzte Nacht wieder eine große Freude gewesen, dachte Hassan und ging in einen seiner unzähligen Besprechungsräume. Heute war es ihm danach den etwas gemütlicheren Raum zu benutzen, da er noch etwas müde von den Anstrengungen der Nacht war. Viele würde es heute sowieso nicht zu tun geben, vermutete er und betrat den Raum. Einer der Nachrichtenoffiziere wartete bereits auf ihn und Diener hatten sowohl Tee als auch frischen Kaffee bereitgestellt. Hassan ignorierte den Offizier und ging an ihm vorbei. Nachdem er sich auf einem der Kissen niedergelassen hatte lies er sich eine Tasse Kaffee einschenken. Er atmete den Duft des frischen Kaffees tief ein und winkte dann einmal um die Dienerschaft hinauszuschicken.
Erst nachdem er die halbe Tasse getrunken hatte und genüsslich ein Stück Orange gegessen hatte, nickte er dem Offizier zu. Der Mann straffte sich und zog einen Datenblock hervor um die neusten Nachrichten vorzulesen.
Hassan hatte richtig gelegen, es war tatsächlich nicht viel wichtiges geschehen. Nun es gab schließlich auch ruhige Tage und dieser schien so ein Tag zu sein. Der Bericht des Offiziers war schnell vorüber und Hassan entließ ihn. Heute wollte er gemütlich frühstücken und dann erst an die Arbeit gehen. Es entwickelte sich schließlich alles wie er es geplant hatte und da konnte er sich eine kleine Auszeit nehmen.
Nachdem er gemütlich sein Frühstück genossen hatte, überdachte er seine vergangenen Pläne. Nicht alle waren so glatt verlaufen wie dieser. Immer noch schmerzte ihn die misslungene Anlandung bei Gibraltar. Natürlich, es war seinen Truppen gelungen zu landen und einen Brückenkopf zu schlagen. Doch Hermandes, der Anführer der spanisch, portugiesischen Bruderschaft hatte schnell regiert und seinen Vormarsch einige Kilometer hinter der Küste zum Stillstand gebracht. Letztendlich hatte er sich zurückziehen und so seine Niederlage eingestehen müssen. Die Tatsache, dass Hermandes der engste Verbündete von Kasian war, machte die Sache nicht unbedingt leichter verdaulich.
Wenn dies bloß die einzige große Niederlage gewesen wäre, aber es gab da noch viele andere Niederlagen die ihn immer noch ärgerten. Seine Gedanken wanderten zu den unzähligen Kongo Expeditionen zu dem verschollenen Tempel von NOD. Er versuchte zu verstehen warum ein paar Halbwilde und eine kleine Splittergruppe so viele Expeditionen abwehren konnten. Nur der letzten Expedition war es überhaupt gelungen die Basis und den vermeintlichen Tempel zu finden. Plötzlich schien Hassan wie vom Blitz getroffen und sprang von seinem Kissen auf. Endlich wurde ihm klar, wer hinter der angeblich so kleinen und schwachen Splittergruppe beim Tempel steckte. Es konnten nur die Besahi NOD sein, denn genau in die Richtung des Kongo waren ihre Überreste geflohen, nachdem sie die Niederlage im Irak eingesteckt hatten. Der Entschluss war schnell gefasst und mit einem Klatschen rief er einen Diener herein.
Der Diener verneigte sich ehrfürchtig vor seinem Herrn. „Was wünscht ihr Herr?“ fragte er und verneigte sich dabei noch mehr. Hassan blickte abschätzig auf den Unterwürfigen und sagte: „Ist der Kommandeur des Irak Feldzuges schon zurück gekehrt?“ Der Diener schien zu schlucken, antwortet aber dann: „Ich weiß nicht Herr, aber ich …“ „Dann bring es in Erfahrung und wenn er bereits eingetroffen ist, schick ihn zu mir,“ unterbrach ihn Hassan ungeduldig. Eine weitere Handbewegung reichte und der Diener eilte aus dem Raum.

Der Kommandeur des Irak Feldzuges war tatsächlich bereits eingetroffen und hatte gerade gefrühstückt, als ihn ein Diener die Nachricht von Hassan überbrachte. Mu-Berek spürte augenblicklich wieder seine künstliche Hand und erinnerte sich daran wie Hassan ihn mit dem Abschlagen der Hand für sein Versagen bestraft hatte. Ein Phantomschmerz jagte seinen Arm hinauf und behauptete seine Hand würde gerade in ein Nadelbett gedrückt. Ärgerlich schüttelte Mu-Berek den Arm und verfluchte die kybernetische Chirurgie. Zwar hatte sie ihm eine neue Hand mit allen normalen Fähigkeiten und noch ein paar netten Zusätzen beschert, aber von diesen Phantomschmerzen war nie die Rede gewesen.
Nachdem er sich auf den Weg zu dem ihm angewiesenen Raum begeben hatte, grübelte er beim durchschreiten der langen Palastflure darüber nach was Hassan wohl von ihm wollte. Es hatte schließlich einige Hoch und Tiefs in seiner bisherigen Karriere gegeben und er war gespannt wohin dieser Besuch bei Hassan führen würde.
Als Mu-Berek in den gemütlich eingerichteten Besprechungsraum eintrat, wurde er von Hassan freundlich empfangen. Nach einigen freundlichen Floskeln bot Hassan ihm an mit ihm eine Tasse Kaffe oder Tee zu trinken. Nachdem sie sich gesetzt hatten lobte Hassan seinen Kommandeur nochmals ausdrücklich für seine Erfolge im Irak. Mit einem Klatschen in die Hände orderte er bei einem Diener frischen Kaffe und kam schließlich zur Sache. „Mu-Berek, sie erinnern sich sicherlich noch die Kongo Expedition, nicht wahr?“ fragte er lächelnd. Mu-Berek nickte und schwieg einen Moment. „Ja natürlich, es war eine immense Verschwendung an Material.“
Hassan nickte und blickte in seine Kaffeetasse aus der aromatische Dämpfe aufstiegen. Einige Sekunden später blickte er wieder auf. „Glauben sie man könnte den Tempel, nun da wir seinen Standort kennen, erobern?“

Mu-Bereks Miene versteinerte augenblicklich, aber nach einigen Sekunden des Schweigens antwortete er. „Aber sicher, es gibt nichts, was man nicht erobern könnte. Vorausgesetzt man verfügt über die entsprechenden Mittel und Wege.“ Hassan lächelte und nickte. „Gut gesprochen. Wissen Sie, heute morgen ist mir ein Licht aufgegangen. Haben Sie sich noch nie gefragt, warum es so schwer war einer kleinen Splittergruppe den Tempel zu entreißen?“ Mu-Berek hatte sich inzwischen auch eine Tasse Kaffee eingeschenkt und nippte daran. „Doch, ich habe oft über diese Niederlage nachgedacht,“ antwortete er und rieb unbewusst die Nahtstelle, die seinen Armstumpf mit der künstlichen Hand verband. Hassan nahm ebenfalls einen Schluck aus seiner Tasse und lächelte. „Heute morgen würde es mir klar,“ begann er und machte dann eine kurze Pause bevor er fortfuhr.
„Der Tempel und die Basis dort, gehören zu den Besahi NOD,“ sagte er dann und stellte seine Tasse wieder auf den kleinen Tisch vor ihm. Wieder schien sich die Miene von Mu-Berek zu versteinern, aber dieses Mal fiel der Gesichtsausdruck gleich wieder von ihm ab und er blickte neugierig zu Hassan. „Tatsächlich? Heißt das wir haben schlicht unterschätzt, wer den Tempel bewacht?“
Hassan kicherte leise und nickte wieder. „So könnte man sagen. Wir rechneten immer entweder mit einem Stamm wilder Eingeborener oder einer kleinen Splittergruppe. Nie haben wir aber bedacht, dass sie in der Lage sein könnten unsere Aktionen zu beobachten oder gar gegen uns koordiniert vorzugehen.“ Er griff erneut nach der Tasse, nippte daran und schluckte hörbar.
„Und wissen Sie was das Beste ist? Was glauben Sie wohin die Reste der Besahi geflohen sind?“ fragte er lächelnd.
Mu-Berek sah man an, dass er verstanden hatte worauf sein Anführer hinaus wollte. Er stellte die Tasse auf den kleinen Tisch vor ihren Kissen und blickte Hassan an. „Ich soll wohl noch einmal den Tempel angreifen, oder sehe ich das falsch?“ fragte er.
Sein Gegenüber lächelte und nickte. „Mu-Berek, ich schätze ihre schnelle Auffassungsgabe sehr. Es verbinden sich durch diese Wende zwei Ziele. Ich will diesen Tempel, sie wissen das. Aber was noch wichtiger ist, die Besahi NOD müssen unbedingt vernichtet werden. Ihr neuer Führer Slavik könnte gefährlich für uns werden. Wir wollen schließlich nicht, dass er die Rolle von Kasian übernimmt wenn dieser vernichtet ist.“
„Sie haben also etwas gegen Kasian vor?“ fragte Mu-Berek in einem Anflug von mutiger Neugier. Hassan schien die würdige, schweigsame Gestik zu gefallen und nickte erneut, aber nach einer kurzen Pause erwiderte er: „Kasian soll Sie im Moment nicht beschäftigen, bereiten Sie einen Großangriff auf die Besahi vor.“ Hassan beendete mit einer Handbewegung das Gespräch und Mu-Berek verließ den Besprechungsraum um seinen neuen Auftrag in Angriff zu nehmen.