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C&C Fan Fiction – Drei Skorpione

Kapitel 5

Am Fuß der Berge südwestlich von Niznebakarskij

Das dichte Unterholz oberhalb der Straße brachte ihnen einen ungeheuren Vorteil. Vor zehn Minuten war ein zweiter Konvoi an ihrem kleinen Kommando vorbei gerauscht und hatte sie nicht bemerkt, obwohl sie nur wenige Meter neben der Straße in Deckung gegangen waren. Es war guter Vorschlag von Samuel gewesen, erst den nächsten Konvoi abzuwarten, bevor sie die Minen legten. Seine Befürchtung genau in den nächsten Konvoi zu geraten, hätte sich bestätigt, aber Gregor hatte seinen Vorschlag angenommen und abgewartet. Natürlich war keineswegs sicher, dass nicht kurz nach diesem Nachschubkonvoi noch eine Kolonne Laster mit Begleitschutz die Straße entlang kommen würde, aber das hielten alle für sehr unwahrscheinlich. Schließlich besaß der Gegner nur eine begrenzte Anzahl an Fahrzeugen und wenn er schon uralte Schützenpanzer einsetzte um Munition und Treibstoff zu transportieren musste das alles sein was sie hatten.

Mit einer Handbewegung schickte er Chris auf einen Beobachtungsposten um sie vor eventuell doch noch anrückenden Feinden zu warnen. Dieser robbte auf eine kleine Anhöhe und verbarg sich hinter einem Busch. Von dort hatte er einen relativ guten Überblick über das Gelände, aber die Kurve wirkte sich nun auch als Nachteil aus. Die scharfe Kurve in der die Straße an dieser Stelle verlief machte es Chris auch unmöglich die Straße richtig zu überwachen, aber er rechnete mit keinen Problemen. Trotzdem hielt er das Fernglas von Gregor vor die Augen und suchte das Gelände entlang der Straße ab.

Phillip war mit Samuel und Gregor geduckt auf die Straße gelaufen. Jeder von ihnen hatte zwei kleine Tellerminen im Rucksack, nur Chris hatte wegen seiner Funkerausrüstung keine Minen mehr aufnehmen können. Auch bei den unendlich zahlreich erscheinenden Taschen an einem Kampfanzug und dem zugehörigen Rucksack gab es irgendwann eine Grenze. Schließlich mussten die Soldaten auch beweglich bleiben für den Falle eines Gefechts, sie waren ja keine Packesel.

Sie legten drei Minen aus. Zwei direkt hinter der Biegung der Straße auf jeder Straßenseite eine Mine. Die dritte Mine platzierte Samuel etwas weiter die Straße hinunter. Die Räumkommandos sollten schließlich für ihre Bemühungen auch belohnt werden und weiterhin vorsichtig sein. Das würde die Versorgung erheblich stören. Vor allem da es keine Möglichkeit gab die Straße zu umfahren, etwa über Felder oder Wiesen. Teilweise zu hügelig, teilweise von kleinen Hainen niedriger Bäume bewachsen war es unmöglich neben der Straße zu fahren. Zwar waren die Minen mattschwarz gestrichen, aber dennoch hoben sie sich von dem relativ trockenem und somit grauen Asphalt ab, aber irgendein findiger Soldat hatte auch hierfür eine Lösung gefunden. Die drei Soldaten packten kleine Rollen Teerpappe aus und klebten sie über die Minen. Farblich hoben sich die Minen nun nicht mehr von der Straße ab und man musste schon genau auf die entsprechende Stelle schauen um die kleine Erhebung als versteckte Mine zu erkennen. „Oh wird das ein Bums,“ kommentierte Phillip die vollbrachte Arbeit und grinste.

Gregor hielt sich aber nicht lange mit Witzen auf und gab sofort den Befehl zum Abmarsch. „Los, los, los! Wir haben noch was zu tun.“ Alle nickten und verschwanden wieder im Unterholz neben der Straße um im schnellen Schritt auf die zweite scharfe Wendung der Straße zuzuhalten. Etwa auf halben Weg stoppte Gregor und legte eine der übrig gebliebenen Minen auf die Straße und versteckte sie wieder unter der Tarnpappe. Samuel zog eine Augenbraue in die Höhe und schaute fragend. Gregor zuckte nur die Achsel. „Vielleicht ist es doch zu auffällig, wenn wir nur die zwei Kurven verminen, geben wir ihnen das Gefühl die Straße ist wirklich dicht.“ Samuel nickte. „Das wird ihnen zu schaffen machen. Aber Chris sollte die Koordinaten der Mine auf unserer Karte eintragen und an das Feldkommando schicken sobald wir wieder Kontakt haben. Nicht, dass der nächste Konvoi die Mine verfehlt oder nicht entdeckt und unsere eigenen Truppen haben dann einen Panzer weniger.“ „Hab ich schon gemacht,“ meldete sich Chris, „aber wir werden noch längere Zeit keine Übertragung zum Feldkommando hinbekommen. Manchmal wünsche ich mir wirklich einen Satelliten im Orbit zu haben. Die Berge blockieren die Verbindung für unsere Datenblöcke wirklich erheblich.“ Gregor nickte und murmelte mehr zu sich. „Bald schon werden unsere Satelliten im Orbit kreisen und nicht GDI Satelliten.“

Nachdem sie auch die zweite Kurve vermint hatten, machten sie sich auf den Weg nach Niznebakarskij. Der kleine Trupp von vier Soldaten hielt sich neben der Straße und blieb so weit wie möglich in Deckung. Große Büsche und kleine Wäldchen, welche bis an die Straße heran reichten, erleichterten ihnen dies.

Gregor hatte Samuel die Spitze überlassen und blieb bei ihrem Funker. Zwar hatten sie noch einen weiten Weg vor sich, aber Chris vermutete, dass die Anlagen, welche die Daten über Funk an die Gefechtsdatenblöcke weiterleiteten, sie erreichen konnte. Neue Informationen über den Stand der Dinge wären sehr interessant gewesen, aber bisher kam nur ab und zu ein kurzer Datenfetzen über die Berge. Nichts was Chris hätte wirklich verwenden können. Gregor wartete aber noch auf ein weiteres Signal. Die Minen, die sie ausgelegt hatten, sendeten kurz vor der Detonation eine Millisekunde lang ein Signal aus, dass von ihrer Explosion berichtete. Damit war eine Erfolgskontrolle für NOD wesentlich vereinfacht worden. Immerhin verfügten sie kaum über Luftaufklärung und Satelliten blieben ihnen verwehrt.

Sie waren etwa drei Kilometer von der zweiten Kurve entfernt, als der Datenblock kurz ein rotes Licht auf der Karte aufblinken ließ. Chris hätte es beinahe nicht gesehen, aber sein Gerät hatte die Möglichkeit zu vibrieren, wenn der Ton ausgeschaltet war. So entging ihm nichts, auch wenn er gerade mehr auf den Untergrund vor seinen Füßen achtete. Die Idee hatte man sich von uralten mobilen Telefonen abgeschaut. Das Prinzip war das selbe, lautlos und doch wurde die Meldung bemerkt. Dies war natürlich vor allem für Nachteinsätze ein wichtiger Pluspunkt.

Chris hob seine Hand und machte so Gregor auf sich aufmerksam. Er lies den ganzen Trupp stoppen und beobachtete wie eine zweite Mine meldete detoniert zu sein. Diesmal war auch ein fernes Grollen zu hören. Anscheinend hatte ein Konvoi es wirklich eilig gehabt und hatte sein Tempo nicht schnell genug verringern können. Das zweite Fahrzeug des Konvois hatte wohl nicht mehr bremsen können und war durch das Wrack des Ersten hindurch gerauscht und direkt in die zweite Mine.

Gregor schätze, dass mindestens ein Begleitfahrzeug, welches die Spitze gebildet hatte und ein Munitionslaster explodiert waren. Zumindest konnte man davon ausgehen, dass die zweite Mine einen LKW in die Luft gejagt hatte, schließlich war die Detonation bis zu ihnen gedrungen.

Deutschland, In der Kommandozentrale der Kasian Koalition

Der kleine Aufzug beschleunigte und trug Sander nach oben. Einen Moment lang wurde ihm flau im Magen, doch dann stellte sich sein Körper auf den schnellen Lift ein. Dieser Lift war nur für sehr hochrangige Offiziere, denn er endete im Kommandoraum der Zitadelle. Jenem Symbol von Kasians Macht, dass sich in der Mitte seiner Höhle erhob und bis zur Decke reichte.

Ein leises Zischen kündigte die Ankunft auf der obersten Ebene an. Zumindest galt sie als die oberste Ebene der Zitadelle, aber das war sie nicht. Es gab noch ein kleines schmales Stockwerk über dem Kommandoraum. Kasians Privatgemächer, aber zu dieser führte nur eine kleine Wendeltreppe und ein Geheimgang, der nur Kasian und Sander bekannt war. Mit einem weiteren Zischen öffnete sich die Tür und gab den Blick auf den Kommandoraum frei. In gewisser Weise erinnerte die Szene an alte Filme, in denen man dem Bodenteam der NASA zuschauen konnte, wie sie ein Spaceshuttle zur ISS steuerten. Der Raum war natürlich nicht ganz so groß, aber trotzdem ähnelte das Ganze einem summenden Bienenstock. Überall liefen Nachrichtenoffiziere und Adjutanten mit Mappen, Blättern oder Datenblöcken herum, eilten zu ihren Vorgesetzten um die neusten Ergebnisse von den verschiedenen geheimen Basen und den umkämpften Gebieten zu überbringen.

Sander schüttelte in Gedanken den Kopf. Vor ein paar Jahren hatte er diese Arbeit für Kasian alleine gemacht. Aber damals hatte Kasian auch nur diese Basis besessen und ihr Feldzug zur Einigung der Bruderschaft hatte gerade erst begonnen. Und nun musste er Kasian von seiner schwersten Niederlage berichten. Es war keine Militärische, auch die GDI hatte nichts damit zutun und dennoch war es eine Katastrophe.

Er ging zielstrebig auf die kleine Wendeltreppe zu. Einige Offiziere blieben stehen um zu salutieren, aber Sander beachtete sie nicht. Die Treppe nahm er im Laufschritt und erreichte die Eichentür, welche die Gemächer von Kasian vor dem 24 Stundenlärm der Kommandozentrale abschirmte. Sander glättete seine Uniform und klopfte an die Türe.

Irakische Frontlinie, Bei Suwaylim

Mu-Berek beobachtete auf einem Bildschirm den Mörserangriff der Besahi NOD und versuchte zu verstehen was er bezweckte. Sie stießen nur vereinzelt vor und zogen sich dann schnell wieder zurück. Diese Nadelstich Taktik mochte vielleicht gegen die GDI etwas nützen, aber hier war sie vollkommen sinnlos. Die Mörserangriffe wurden trotzdem fortgesetzt und zermürbten vorgeschobene Stellungen und seine MG Nester. Vereinzelt gingen Granaten bei den Panzerstellungen nieder, aber nur einmal war bisher ein Panzer beschädigt worden. Eine seiner Ketten war durch die Explosion gerissen, aber das war schnell zu ersetzen. Die Mörsergranaten hatten einfach nicht die Sprengkraft um den Panzer ernsthaft etwas anzuhaben

Mu-Berek strich sich über seine Wangen und beschloss sich zu rasieren, sobald die Sonne aufgehen würde. Aber bis es soweit war, würde er versuchen zu verstehen, was der feindliche Feldhauptmann da ausheckte. Nur zu gern hätte er jetzt einige Aufklärungsflugzeuge, Drohnen oder einen Helikopter gehabt, um zu sehen was der Feind macht, aber so etwas war Mangelware und er konnte froh sein, wenn bald seine Maulwurfpanzer ankommen würden. Die Schienenverbindung nach Al-Amarah war wieder intakt und so würde, so Kane will, die Waggons mit der Verstärkung bald eintreffen. „Die Verstärkung werden wir auch nötig haben,“ murmelte Mu-Berek und beobachtete weiter die Bilder seiner Bodenaufklärung. Das Ablenkungsmanöver schien zu funktionieren. Faisal beobachtete, wie einen halben Kilometer von seinem geplanten Durchbruch Mörsergranaten niedergingen und den eingegrabenen Feinden zusetzten. Immer wieder versuchten die Geschützmannschaften ihr Feuer auf eingegrabene Panzer zu konzentrieren, aber diese wechselten bei zu dichten Feuer die Stellung und gingen in Ausweichstellungen in Deckung. Bisher schien nicht ein Panzer kampfunfähig zu sein. Aber das war nicht direkt schlimm, dachte Faisal und richtete seine Aufmerksamkeit auf die kleine Lücke in der feindlichen Linie.
Dank des Mörserangriffs und den Nadelstichen einiger Schützenpanzer hatten viele Buggys und Schützenpanzer ihre Patrouillen eingestellt um die Linien dort zu verstärken. Die 30 Soldaten schafften es sich durch die Linie des Feindes zu robben und teilten sich auf. Die Signale ihrer Datenblöcke war schwach, eine Sprenggruppe hatte Faisal sogar vollkommen verloren, aber sie schienen nicht entdeckt worden zu sein, denn kein einziger Panzer rührte sich oder fuhr in die Richtung seiner Soldaten. Faisal bemerkte wie er schwitzte und wischte sich mit einem sandigen Tuch, welches mehr seine Haut aufkratzte, als den Schweiß zu entfernen. Er biss sich auf die Lippe und beobachtete wie die erste Gruppe ihr „Ok“ gab um zu signalisieren, dass sie alle verfügbaren Sprengsätze angebracht hatten. Er konnte einfach keinen Sinn hinter den Angriffen erkennen. Welchen Grund hatte die Besahi ihre Munitionsvorräte so aufzubrauchen? „Was übersehe ich,“ fragte er laut und lies seine Faust wütend auf den Tisch krachen. Einige seiner Nachrichtenoffiziere zuckten erschrocken zusammen. Jeder von ihnen wusste, was es bedeutete die Wut ihres Feldkommandanten zu unterschätzen. Genau aus diesem Grund begann in diesem Moment einer der jungen Offiziere zu schwitzen und prüfte ein drittes Mal ein schwaches Signal, etwa einem halben Kilometer vom derzeitigen Brennpunkt.

Faisal schwitze ebenso wie der junge Offizier der anderen Seite, nur war er sich relativ im klaren was gleich geschehen würde. Gerade hatte er das letzte „Ok“ Signal erhalten und hatte seinen Finger schon über dem roten Knopf zur Fernauslösung. Aber er wollte seinen Sprengtruppen noch einen Vorsprung verschaffen. Sie sollten die Flanken des Durchbruchs halten bis die Verstärkung vorrücken konnte. Zwar waren die Minen auf einem schmalen Weg bereits geräumt und seine durchgerückte Truppe lag bereits in den Dünen vor Suwaylim, aber es konnte noch eine Menge schief gehen.
Als alle seine Sprengtruppen ihre Positionen erreicht hatten und begannen sich schnell einzugraben um die Frontstraßen zu sichern, drückte er den Knopf. Einen Moment hielt er den Atem an. Nichts geschah, aber das war hoffentlich die Verzögerung der schlechten Funkübertragung. Tatsächlich, dachte Faisal und atmete aus. Auf seinem Bildschirm konnte er auf einem breiten Stück unzählige Feuersäulen in den Himmel steigen sehen. Zur selben Zeit begannen seine Stoßeinheiten vorzupreschen und die Lücke zu nutzen. Sie gaben keinen einzigen Schuss ab. Es war nicht nötig, die Sprengkommandos waren gründlich gewesen und die vereinzelten MG Nester wurden in diesem Moment mit Mörserfeuer belegt und ausgeschaltet. Schon setzte sich die zweite Stoßeinheit aus Schützenpanzern in Bewegung und rückte vor.

Kochend vor Wut blickte Mu-Berek auf den, vor ihm liegenden Offizier. Nun würde schon wieder einen neuen Mann für die Funküberwachung brauchen. Er beschloss in Zukunft seine Wut etwas zu zügeln und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Durchbruch an der Front. In diesem Moment stieß eine zweite Gruppe von leichten Panzern durch die Lücke. Was Mu-Berek allerdings verwunderte, war die Tatsache, dass der Feind nicht versuchte die Lücke zu sichern. Außer ein paar Kampfbuggys und eingegrabenen Infanteristen schien niemand die Flanken zu halten. Sie schienen ein anderes Missionsziel zu haben. Er blickte auf die Karte und runzelte die Stirn. „Was wollt ihr?,“ fragte er laut. Er beorderte weitere Einheiten an den Durchbruch um die Lücke zu schließen, aber er hatte zu wenige Einheiten um effektiv gegen die eingegrabenen Truppen vorzugehen. Ebenso wenig konnte er aber seine schwere Kampfeinheiten aus ihren Stellungen abziehen, dies würde nur einen weiteren Vorstoß des Feindes provozieren.
Seine Augen wanderten weiter über die Karte und fielen auf Suwaylim. Nun begriff er welchen Zweck dieser Durchbruch gehabt hatte. Die Einheiten welche den Durchbruch erzielt hatten, würden sich in Suwaylim eingraben und von dort aus seinen Nachschub angreifen. Er musste seine Einheiten zurück verlegen, erkannte er, sonst würden seine Linien zusammen brechen.

Faisal lächelte zufrieden, als ihn die Nachricht von der Einnahme Suwaylims erreichte. Kein Schuss war gefallen, denn aufgrund des großen Aufmarsches seiner Truppen hatten sich die wenigen Besatzungstruppen ergeben. Sofort hatten sich seine Verbände in der kleinen Stadt eingerichtet und Stellung bezogen. Der Feldhauptmann trat an Faisal heran und klopfte ihm auf die Schulter. „Gut gemacht. Das hat uns Zeit erkauft.“ Er deutete auf ein Display welchen einen größeren Frontabschnitt darstellte. Trotz der Enge des Kommandowagens gelang es Faisal sich umzudrehen und das Display nicht nur aus den Augenwinkeln zu beobachten. „Der Erfolg ist überraschend groß, wir haben Hassans Mittel wohl überschätzt,“ bemerkte der Feldhauptmann und beobachtete wie die Panzerverbände des Feindes die Linien so begradigten, dass Suwaylim nicht mehr in ihrem Rücken lag. Ein großer Keil war so entstanden und spannte die Linien Hassans noch weiter. „Schade, jetzt hätte ich gerne einen weiteren Panzerverband,“ murmelte der Feldhauptmann. Faisal nickte, denn auch er erkannte die günstige Gelegenheit, aber es fehlte ihnen genauso an Truppen wie dem Feind. Auf dem Display wanderten beobachteten die Beiden wie die eigenen Truppen dem Feind vorsichtig nachrückten und neue Positionen einnahmen. Es war ein Erfolg gewesen, aber Faisal dachte bereits weiter. Er blickte seinen Vorgesetzten an. „Und nun Feldhauptmann?“ Der Mann blickte müde zu dem jungen Soldaten, der ihm diesen kleinen Erfolg beschert und etwas Luft verschafft hatte. „Ich fürchte, dass weiß nur Kane, mein Junge.“
Wütend warf Mu-Berek ein Teeglas gegen die Wand. Er hatte sich einen neuen Befehlsstand einrichten müssen. Die feigen Hunde in Suwaylim hatten sich kampflos ergeben und so dem Feind wichtige Informationen geliefert. Daten über Versorgungswege, Kommandokette und auch die Position seines Kommandopostens. Schließlich liefen dort alle Drähte zusammen. Mu-Berek hoffte den befehlshabenden Soldaten, welcher sich ergeben hatte, noch einmal in die Finger zu bekommen.

Er blickte sich in dem kleinen Keller um. Wieder in Al-Amarah, dachte Mu-Berek und schnaubte wütend. Sein Kommandoposten lag nun in einem Keller am Rande der Stadt. So hatte er sich den Blitzkrieg nicht vorgestellt. Er hatte einfach nicht die Truppenstärke um sich aufreibende Kämpfe zu liefern. Auf seinem Datenblock scrollten die Verluste des Angriffes ab. Nein, verbesserte er sich, ich habe nicht einmal genügend Truppen um die Stellung lange zu halten.

Ein junger Soldat betrat vorsichtig den Keller. Der Verschleiß in der Kommandoebene hatten sich inzwischen herumgesprochen und keiner wurde beneidet, wenn er in der Nähe von MuBerek dienen durfte. Aber die Nachricht, welche der junge Soldat überbringen sollte, war gut deshalb wagte er sich trotz des Wutanfalls seines Vorgesetzten zu ihm. „Sss .. Sir? Eine Meldung.“ Der junge Soldat hielt sichtlich nervös einen Datenblock. „Was ist das?“ fragte Mu-Berek barsch. „Die Nachrichtenzentrale hat es gerade entschlüsselt. Es kommt vom Bahnhof Nord Al-Amarah, Sir,“ antwortete der Soldat und schluckte. Innerlich hörte er sich immer wieder sagen. „Keine Sorge es ist eine gute Nachricht. Mir passiert nichts….. Eine gute Nachricht….“
Mu-Berek nahm den Datenblock und aktivierte ihn. Kurz herrschte absolute Stille im Raum, dann blickte er auf und lächelte kalt. „Danke mein Junge, du kannst gehen.“ Der junge Soldat trat aus dem Keller und erbrach spontan sein Frühstück an der nächsten Ecke. Die Nachrichtenzentrale war auf der anderen Straßenseite einquartiert und als er sich auf dem Weg dorthin machte, zitterte er immer noch am ganzen Leib. Im Keller allerdings lächelte Mu-Berek unentwegt und blickte nochmals auf den Datenblock. Die ersten Zeilen der Meldung lies ihn regelrecht frohlocken. Er las es noch einmal. „Nachschubposten Bahnhof Nord (Al-Amarah): Melde gehorsamst das Eintreffen des Nachschubes an Maulwurfpanzern und kybernetisch aufgerüsteter Infanterie. Verbände werden umgehend ihrem Befehl unterstellt.“

Deutschland, Die Forschungslabors in der Zentral-Höhle der Koalition

Die Computer im Labor spukten erneut Ergebnisse aus. Karjiditsch kniff die Augen zusammen und versuchte die Werte zu verstehen. Seine erste Koordinaten-Theorie konnte er also verwerfen, dachte der Wissenschaftler.
Er hatte einen Kollegen zu Rate gezogen, aber auch dieser hatte sich keinen Reim auf die Abfolge von Einsen und Nullen am Ende der Übersetzung machen können. Wieder war die Vermutung gefallen, es könne sich um ein Computerprogramm handeln, aber das glaubte Karjiditsch nicht. Nicht auf einer so alten Steintafel. Trotzdem musste er alle Möglichkeiten durchgehen. Was man nicht glaubte musste man wiederlegen. Karjiditsch begann den Code in den Computer einzugeben, ohne ein Verarbeitungsprogramm geöffnet zu haben. Nur ein einfaches Programm war geöffnet. Er wusste nicht genau wie es hieß, aber das war auch unwichtig. Es verarbeitete solche Zahlenabfolgen jedenfalls zu einem Programm, das wusste er, auch wenn er kein Fachmann auf dem Gebiet war. Kurze Zeit hielt er inne und war versucht einen Computerexperten hinzu zu ziehen, aber er wollte seine Arbeit nicht in fremden Händen wissen. Es war seine Übersetzung. Außerdem war die Theorie sowieso unmöglich. Er würde sie nur wiederlegen und dann eine andere Lösung suchen. Karjiditsch schüttelte den Kopf und gab weiter die Zahlenabfolgen ein. „Ein Computerprogramm,“ murmelte er, “so ein Schwachsinn.“

Es dauerte lange bis er alles korrekt abgetippt hatte, aber da dieses dumme Programm keine Importierfunktionen besaß, musste er alles so eingeben. Stunden später blickte er müde auf den Bildschirm. Viel zu oft hatte er sich vertippt, aber er hatte die Fehler immer gefunden und sich Zeile für Zeile voran gearbeitet. Er griff nach seiner Tasse Kaffee und stellte beim ersten Schluck fest, dass der Kaffee inzwischen kalt war.

Karjiditsch startete den sogenannten Compiler des Editors. Dieser würde die Zahlenabfolge sozusagen fressen und dann nichts ausspucken, da war er sich sicher. Ein Balken zeigte an wie weit die Verarbeitung fortgeschritten war und schließlich war die gesamte Zahlenabfolge verarbeitet. Einen Moment geschah nicht, dann wurden alle Bildschirme im Labor schwarz. Karjiditsch sprang auf und fluchte. Eine Türe öffnete sich und ein Kollegen betrat den Raum. „Was war das? Warum sind alle Computer tot?“ fragte er. Karjiditsch zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Ich hatte wohl recht. Ein Computerprogramm ist es wohl wirklich nicht. Hat wohl den Rechenkern überlastet.“ Der andere Wissenschaftler nickte zustimmend und steuerte auf eine weitere Türe zu. „Ich werde mal nach sehn ob etwas durchgebrannt ist. Wär’ ja nicht das erste Mal.“

Eine Stunde nach dem Ausfall lief das Netzwerk wieder ohne Probleme. Ein schlichter Neustart hatte zum Erfolg geführt. Der Computerexperte schloss seine Systemprüfungen ab, er hatte keinen Fehler finden können. Die Gefahr eines Computervirus bestand nicht und selbst wenn doch noch etwas auftreten sollte, war die Gefahr gering. Schließlich war das Computernetzwerk der Labors abgeschottet und mit keinem anderen System der Bruderschaft verbunden. Er koppelte seinen tragbaren Computer wieder ab und beschloss Mittagspause zu machen. Zwanzig Minuten später hatte er seinen Computer wieder auf seinem Schreibtisch stehen und an das Netzwerk der Zitadelle angeschlossen.