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C&C Fan Fiction – Drei Skorpione

Kapitel 7

CNN News – Die Schlacht um Bagdad und Al-Amarah

„Willkommen bei CNN News meine Damen und Herren.
Zu den aktuellen Meldungen. Der Bürgerkrieg im Irak nimmt immer blutigere Züge an. Nach berichten unserer Korrespondenten welche in Bagdad gefangen sind wurde heute das Feuer wieder auf die Stadt eröffnet. Die Rebellen, welche die Stadt eingeschlossen haben und die Aufgabe der Regierung fordern scheinen die Geduld zu verlieren und machen das Zentrum von Bagdad dem Erdboden gleich. Jede Minute schlagen dort Geschosse ein und zerstören die Stadt weiter. Von den Regierungsgebäude im Zentrum der Stadt soll nichts mehr übrig sein. Die Angehörigen der Association-Getreuen haben sich mit ihrer Elite Garde überall in der Stadt verschanzt. Viele Angriffe wurde abgewehrt, aber auch jegliche Ausbrüche der regulären Regierung wurde von den Rebellen verhindert.

So blutig und sinnlos dieser erneute Angriff auf die Stadt erscheinen mag, gibt es doch Hinweise, warum die Rebellen die den Griff der Belagerung plötzlich so eng um Bagdad schrauben. Bisher ist es den Truppen der Association, welche auf Bitten der Regierung einmarschiert sind nicht gelungen den Tigris zu überqueren. Ein schneller Vorstoß mit Panzern, welcher Bagdad hätte befreien sollen, entpuppte sich als blutiger Stellungskrieg. Nur bei einer Stadt namens Al-Amarah gelang es den Truppen der Association die Rebellen zurück zu drängen und über den Tigris zu gelangen. Zwar wurden die Truppen in den letzten Tagen mehrmals zurückgeschlagen und es zeichnete sich ein Stellungskrieg ab, aber es scheint, als ob sich nun bei der Schlacht um die Vororte von Al-Amarah eine Entscheidung abzeichnen würde. Beide Seiten scheinen eine letzte Offensive vorzubereiten, aber die Rebellen sind inzwischen in der Unterzahl und die Niederlage scheint vorprogrammiert. Vielleicht ist dies der Grund für den plötzlich so heftigen Beschuss auf Bagdad. Es ist durchaus möglich, dass die Rebellen nun die Aufgabe der Regierung mit allen Mitteln erzwingen wollen, bevor ihre Linien bei Al-Amarah durchbrochen werden und Panzer zur Befreiung der Regierung nach Bagdad rollen.“

„Wir haben einen Reporter der Egypth Press in Al-Amarah. Vor einer Stunde haben wir ihn kurz über sein Satellitentelefon erreichen können, bevor wieder Störsender der beiden verfeindeten Parteien das Telefonat störten. Er berichtete von einem großen Aufmarsch von neuartigen Panzertypen, welche er noch nie gesehen habe. Damit dürften sich die Berichte über neue Waffenentwicklungen der Association bestätigen und weitere Fragen aufwerfen. Ist die Rebellenorganisation im Irak im Recht? Besteht die Association aus einer Reihe von machtgierigen Ländern welche den gesamten arabischen Raum unterwerfen wollen. Eine Stellungnahme aus Israel hatte ebenfalls schon vor längerer Zeit vor so einer Entwicklung gewarnt. Es sieht so aus, als würden die nächsten Stunden die Entscheidung bringen und zeigen welche Seite die Oberhand gewinnen wird. Wir halten sie auf dem Laufenden, in einer Stunde berichten wir erneut.“

Irak, Front vor Al-Amarah

Wieder ging ein Hagel von Geschossen auf ihre Stellungen nieder und riss unzählige Soldaten der Besahi NOD in den Tod. Die Luft brannte regelrecht und dicke Rauchschwaden stiegen zum düsteren Himmel auf. Faisal schüttelte erschüttert den Kopf und sah zum Himmel. Der Wetterbericht hatte von einem klaren blauen Himmel gesprochen, aber hier war davon absolut nichts zu sehen. Dicke Rauchschwaden verdunkelten den Himmel, der Wind trug den Gestank aus den Stellungen zu ihm. Zu seinem Unglück konnte er die meisten Gerüche erraten, von verbrannten Treibstoff bis zu dem Gestank von zerfetzten Körpern.
Er schluckte hart und blickte auf die Karte. Sie hatten ihre Frontlinie halten können, selbst der unaufhörliche Beschuss aus Al-Amarah hatte sie nicht vertreiben können, aber es fehlte an Material und an Männern. Ihre Linien waren inzwischen ausgedünnt und würden einem entschlossenen Angriff nicht mehr standhalten können.
Faisal stand auf und griff nach seinem Fernglas. Auf dem kleinen Jeep stehend, lies er seinen Blick über die feindlichen Linien am Stadtrand schweifen. Inzwischen rechnete er jede Minute mit einem Angriff und er war sich sicher, ihre Linien würden dann zusammenbrechen. Aber Faisal hatte mit seinem Feldhauptmann gesprochen und zusammen hatten sie einen Plan entwickelt, wie feindliche Vorstöße zum Stehen gebracht werden sollten. Deswegen war er hier an die Front gekommen. Er hatte das legen großer Minenfelder überwacht und an günstigen Positionen Rückzugsstellungen ausheben lassen. Sie hatten beschlossen jeden Meter verbissen zu verteidigen und sich nach einer kleinen Niederlage einfach in die nächsten Gräben zurück zu ziehen. Panzerabwehrgeschütze hatten sie genügend, es fehlte an Offensivwaffen stellte Faisal erneut fest und verteilte zwei weitere PAK Gruppen auf Hügel hinter der Front. Danach blickte er wieder auf die brennende Stadt vor ihm. Auch die eigenen Geschütze mussten dem Feind schwere Verluste beigebracht haben.
Faisal dachte an den Begriff den er im Taktik Doktrin von NOD gelesen hatte als er noch seine Ausbildung absolviert hatte. Der Name für so eine Taktik war gestaffelte Verteidigung, aber das Handbuch hatte diese Taktik als sehr blutig und verlustreich für beide Seiten beschrieben. Es war nicht eine der Taktiken welche die Bruderschaft bevorzugte und die Vergangenheit hatte dem Doktrin recht gegeben. Bei der großen Schlacht um den Tempel von NOD bei Sarajevo war die Bruderschaft zu eben dieser Taktik gezwungen gewesen und hatte damit die Mobilität eingebüßt. Der größte Vorteil in einer Schlacht. Sie waren von den schweren Panzern und dem Bomben der GDI zermartert worden und hatten schließlich unterlegen.
Mit diesen Gedanken an eine Niederlage stieg Faisal wieder von der Ladefläche des Jeeps und befahl seinem Fahrer zurück nach Suwaylim zu fahren.
Die wenigen Kilometer nach Suwaylim legten sie schnell zurück und Faisal stand bald wieder im Kommandoposten des Frontabschnittes „Al-Amarah“. Die Einschläge der Geschütze war zu einem fernen Grollen geworden welches unaufhörlich das Unheil ankündigte. Faisal blickte zu seinem Vorgesetzten. „Alles wurde vorbereitet. Wir haben alle verfügbaren Minen ausgelegt und die wichtigsten Passagen unpassierbar gemacht, auf jedem Hügel und in jedem möglichen Hinterhalt stehen Truppen bereit um den Feind aufzuhalten. Aber es fehlt an Panzern, wir haben nur noch einige Kampfbuggys und Infanterie.“
Der Feldhauptmann nickte langsam und blickte erschöpft auf die Karte vor ihm. „Das weiß ich. Wir haben kaum noch etwas und sollte die kommende Offensive des Feindes unsere Linien und die rückwärtigen Stellungen durchbrechen ist es zuende.“
Faisal blickte niedergeschlagen auf die Truppenaufstellungen. Es waren tatsächlich fast nur noch Symbole für Infanteriegruppen zu sehen. „Haben wir denn gar nichts mehr? Ich dachte mit unserem neuen Anführer sollte die Wende kommen.“ Die Worte klangen enttäuscht und wütend, doch der Feldhauptmann blickte milde auf seinen Zögling. „Er ist nicht Kane und er kann uns keine Verstärkung schicken. Woher auch, soll er sie herzaubern. Unsere Verbündeten im Osten von Russland haben selbst Probleme mit Hassans Truppen oder haben sich Kasian angeschlossen. Sie werden uns keinen Nachschub schicken können, selbst wenn es einen Weg gäbe. Aus Afrika habe ich auch nichts gutes gehört. Dort sind wir stark und haben Hassan wieder viele Gebiete abgenommen, aber sie benötigen alle Truppen um die Stellung zu halten. Ich fürchte wir stehen auf verlorenem Posten, mein Junge.“ Faisal blickte entmutigt auf die Karte und fragte sich wie viele dieser Symbole nach der Offensive des Feindes noch verbleiben würden.
Sie sprachen noch eine Weile über Möglichkeiten den Feind zurück zu schlagen, fanden aber unter diesen Umständen keine echte Lösung. Den Feind über den Tigris zurückzutreiben war das Ziel gewesen, aber im Häuserkampf von Al-Amarah waren ihre Truppen aufgerieben worden und nun warteten sie auf die Gegenoffensive welche alles entscheiden konnte. Ein junger Offizier betrat den Kommandoposten und meldete: „Sir, das Geschützfeuer hat soeben aufgehört. Auf dem gesamten Frontabschnitt herrscht plötzlich Totenstille“ Faisal blickte den Feldhauptmann an. „Ist ihnen die Munition doch ausgegangen?“ fragte er. Der Feldhauptmann runzelte die Stirn. „Möglich wäre es. Vielleicht haben wir sie doch überschätzt und sie haben versucht uns zu verwirren.“ Faisal schüttelte den Kopf. „Nein die Berichte über die Verstärkung haben wir aus mehreren Quellen erhalten. Ein Spion berichtete von einem großen Güterzug mit Panzern und jetzt hat es auch CNN gemeldet, dass sich neue Panzer durch Al-Amarah auf die Front zu bewegen.“
Der Feldhauptmann schüttelte verwundert den Kopf. „Aber eine Offensive beginnt man mit einem Dauerfeuer aus den Geschützen und nicht damit, dass man dem Feind noch einmal eine Erholungspause gönnt.“
Der junge Offizier verschwand wieder und begab sich in die Funkzentrale. Faisal und sein Hauptmann blieben zurück und wunderten sich über das Vorgehen des Feindes. Aber es dauerte keine zwei Minuten, da begann ein lautes Grollen von der Front ihr Grübeln zu unterbrechen. Das Donnern der feindlichen Geschütze war lauter als je zuvor, einige Geschosse detonierten sogar am Rand von Suwaylim und ließen die Erde zittern. Der Feldhauptmann nickte, als e Faisals Blick sah. „Ja jetzt geht es richtig los. Sie haben nur ihre Geschütze abgestimmt, damit sie alle zusammen feuern. Ich denke durch die vielen zeitgleichen Einschläge werden unsere PAK Truppen an der Front die feindlichen Panzer erst sehen wenn sie direkt vor ihnen sind.“ Faisal verstand nun, was einer seiner Ausbilder damit gemeint hatte, als er sagte, Geschützfeuer könne nicht nur zerstören, sondern auch einen Sichtschütz bilden. „Soll ich die Truppen sich zurückziehen lassen?“ fragte er, doch der Feldhauptmann schüttelte den Kopf. „Wir werden sie erst zurückziehen wenn der Feind droht durchzubrechen. So werden wir immer wieder vorgehen, bis ihre Angriffe zum Stehen kommen. Wir haben keine andere Möglichkeit, auch wenn es uns viele gute Leute kosten wird.“
Faisal nickte nur und blickte auf eines der Displays an der Wand, auf dem erste Daten über Feindbewegungen eingingen.
Den Anfang machte eine der übriggebliebenen Stoßeinheiten der ursprünglichen Armee Hassans. Die Kampfpanzer der ersten Gruppe versuchten östlich von Suwaylim einen Durchbruch zu erreichen. Die Gegend war flach und die Wüste an dieser Stelle von der Sonne zu einer harten betonartigen Schicht verbrannt. Mit Höchstgeschwindigkeit rasten sie auf die feindlichen Stellungen zu, um der feindlichen Panzerabwehr so wenig Ziele wie möglich zu bieten.

Als die Gruppe auf eine halben Kilometer heran gekommen war, setzte das Abwehrfeuer ein. Der Panzerkommandant der Gruppe stellte schnell fest, dass die Besahi ganze Arbeit geleistet hatten und Panzersperren errichtet hatten. Große Betonhindernisse machten seinem Verband das Leben schwer und hinderten hin daran schnell zwischen die Stellungen des Gegners zu preschen. Etwas versetzt hinter den Panzersperren lagen tief vergrabene Bunkeranlagen. Der Panzerkommandant lies die Hälfte seiner Gruppe auf die Panzersperren feuern. Die Betonhindernisse würden dem Beschuss nicht lange standhalten. Die andere Hälfte nahm die Bunker und Schützengräben unter Feuer.
Während so der erste Angriff zum Stehen kam und der Panzerkommandant versuchte mit massivem Feuer die Linien doch noch zu durchbrechen begannen die Geschütze der Besahi mit dem Gegenfeuer. Die schweren Geschütze belegten den Frontabschnitt mit Granatfeuer und umhüllten das Schlachtfeld mit feurigem Tod.
Der Panzerkommandant sah seine Gruppe zwischen seinen Händen wie Sand verlaufen und gab den Befehl zum Rückzug. Seine Panzer verschossen Rauchgranaten um die verbliebenen PAK Stellungen kein Ziel zu bieten und flohen hinter die eigenen Stellungen.
Doch während der Angriff an jener Stelle vorerst abgeschlagen wurde, marschierten durch die unübersichtlichen Dünenregionen westlich von Suwaylim die ersten Cyborg Truppen und griffen die Schützengräben der Besahi an.
Gegen die übermenschlichen Soldaten, verstärkt durch kybernetische Ersatzteile und ausgerüstet mit einer Mini-Gun als Standartwaffe, hatten die einfachen Schützen der Besahi nichts entgegen zu setzten. Nach zehn Minuten verzweifelten Gefechten waren die ersten Linien an dieser Front von den Cyborgs besetzt und warteten auf die Verstärkung durch reguläre Infanterie, bevor sie weiter vorstoßen sollten.

Immer wieder erloschen grüne Punkte auf dem Display und eine Position wurde mit Rot, also Feindlich markiert. Faisal blickte erschüttert auf die Darstellung des massiven Angriffes von Hassans Truppen. Innerhalb der ersten halben Stunde war ein Abschnitt der Front zur Hälfte in die Hände es Feindes gefallen. Überlebende gab es kaum, nur ein halber Zug Infanterie hatte es geschafft den Cyborgs zu entkommen, welche die Schützengräben gestürmt hatten. An anderer Stelle hatten sie die erste Panzeroffensive des Tages abgewehrt, aber dabei über fünfzig Prozent ihrer Stellungen verloren. Faisal rieb sich die Stirn und gestand sich ein, dass sie niemals den Angriffen des Feindes überstehen konnten.

Die zweite Panzeroffensive begann zehn Minuten nachdem sich die Erste zurückgezogen hatte. Ein gemischter Verband aus Überresten der ersten Stoßarmee und den neuen Maulwurfpanzern begann auf die schon geschwächten Stellungen im Osten vorzurücken. Die schnelleren Panzer des Verbandes rückten auf die schon fast gänzlich zerstörten Panzersperren vor und überwanden diese nach einigen Minuten. Das geschwächte Abwehrfeuer der Besahi wurde immer mehr zum verstummen gebracht und nachdem die Maulwurfpanzer vor den Panzersperren auftauchten, war es um diesen Frontabschnitt geschehen.
Die Maulwurfpanzer begannen ihre Spezialfähigkeit ein zu setzten und gruben ihr Heck in die Erde. Nun waren sie besser geschützt vor dem Beschuss des Feindes und konnten ihrerseits wesentlich genauer auf feindliche Stellungen schießen. Im Prinzip hatten sie sich zu schweren Geschützen gewandelt und feuerten nun auf die Bunkerstellungen der Besahi. Nach fünf weiteren Minuten war alles vorbei und die Besahi hatten sich in die Ausweichstellungen einen halbe Kilometer hinter der ursprünglichen Front zurück gezogen. Mu-Berek lächelte zufrieden, als er auf den taktischen Displays beobachtete wie seine Verbände an zwei Stellen durchbrachen und so Suwaylim in die Zange nahmen. Zwar hatten seine Späher Ausweichstellungen des Feindes entdeckt, aber er war sich sicher, diese ebenfalls durchbrechen zu können.

Mu-Berek gab seinen verschiedenen Verbänden an anderen Frontabschnitten ebenfalls den Befehl zum Angriff und lies die durchgebrochenen Truppen Angriffe auf die Flanken des Gegners führen. Mit einem Lächeln beobachtete er die nächsten zwanzig Minuten wie die Frontlinie vor Suwaylim völlig zusammenbrach und seine Truppen teilweise bereits die zweite Verteidigungslinie durchbrachen.
Suwaylim lag nun unter dauerhaften Granatfeuer. Immer wieder wurden wichtige Gebäude getroffen und inzwischen brannte die Hälfte der Stadt. Faisal verfluchte diese neuen Panzertypen, welche Geschosse abfeuerten, die dem eines schweren Geschützes in keiner Weise nachstanden. Sie mussten sich nur eingraben, was offensichtlich nur wenige Minuten in Anspruch nahm und dann verwandelten sie sich praktisch in ein schweres Geschütz. Immer wieder zitterte die Erde unter Faisals Füßen und Sand rieselte von der Decke ihres Kommandopostens. Der Feldhauptmann blickte zu Faisal. „Es ist Zeit Suwaylim zu verlassen, der gesamte Kommandostab wird nach hinten verlegt,“ befahl er und Faisal hatte angesichts des Dauerfeuers nichts dagegen einzuwenden. Innerhalb von einigen Minuten rannten überall Offiziere umher und vernichteten Akten und packten alles nützliche in einen großen LKW. Faisal stand inmitten dieses Wirrwarrs und blickte starr umher. „Das war es dann wohl,“ murmelte er und ging auf die Straße und bestieg einen der Kommandofahrzeuge.
Die ersten Stoßgruppen standen nun bereit um Suwaylim anzugreifen und den Ort ein für alle Mal wieder unter die Kontrolle von Hassan zu bringen. Fünf Züge Infanterie und etwas mehr als ein Zug Cyborgs standen für die erwarteten Häuserkämpfe bereit. Zwei Panzerverbände würden den Vormarsch in die Stadt unterstützen und die Maulwurfpanzer würden bis zum Beginn der Offensive die Stadt weiter mit ihrem zermürbenden Dauerfeuer belegen. Saddam El-Fait, der Feldwebel, der die Verteidigung von Suwaylim leitete, sah sich einer aussichtslosen Situation gegenüber. Die Hälfte seiner Truppen waren geflohen und die Front um die Stadt begann zu bröckeln. An manchen Stellen war sie in heilloser Flucht auseinander gebrochen. Die wenigen, die auf ihren Posten geblieben waren, wurden von El-Fait eingeschworen bis zum Letzten zu kämpfen und Kanes Lehren zu verteidigen. Der Anspruch für Kanes Lehren sterben zu dürfen schien den Willen der Verteidiger wieder zu stärken und man bereitete sich trotz des Dauerfeuers auf den unausweichlichen Häuserkampf vor. Als nach einigen Stunden das Dauerfeuer abebbte, hatten die Verteidiger die Stadt bereits in eine Todesfalle verwandelt. Überall in den rauchenden Ruinen hatten sie sich verschanzt, Panzerabwehrgeschütze versteckt und die Hauptstraßen vermint. Den Angreifern würde nichts übrig blieben, als ein Haus nach dem anderen zu erobern und nie würden sie wissen, ob nicht im Dach oder im Keller noch eine Gruppe Verteidiger wartete um ihnen in den Rücken zu fallen.
Doch ließ der Angriff auf sich warten und die Zeit wurde von den Besahi genutzt. Weitere Fallen wurden errichtet und so war die Stadt nach einigen Stunden mit Sprengfallen und versteckten Gräben und Bunkern übersät. Nachdem das Artilleriefeuer zwei Stunden lang verstummt war, begann sich El-Fait zu wundern, führte es aber auf Versorgungsengpässe des Feindes zurück und dankte Kane für die kurze Verschnaufpause, welche dies seinen Männern gewährte.
Mit dieser Vermutung hatte El-Fait nicht unrecht gehabt. Zwar standen de Truppen bereit um die Stadt zu erstürmen, aber es fehlte ihnen an Treibstoff für Panzer und Transportwagen. Für die Eroberung der Stadt war es nötig mit maximaler Bewegungsfreiheit agieren zu können und so sollte jeder Panzer mit vollem Tank ins Gefecht gelangen. Aber die Minenfelder, welche die Besahi ausgelegt hatten, behinderten den Vormarsch nun doch noch. Die Angriffstruppen hatten die Felder unwissentlich umgangen und so einen der Trümpfe der Besahi zunichte gemacht, doch nun erfüllten die Minenfelder doch noch ihre Aufgabe und hielten die Versorgungskonvois auf. Einen solch langen Konvoi zu wenden und auf eine andere Route zu dirigieren erwies sich als sehr schwierig. Da man es zusätzlich mit drei Konvois zutun hatte, für welche nur eine sichere Route zur Verfügung stand, machte es nicht gerade leichter.

El-Fait kontrollierte die Befestigungen seiner Truppen und gab hier und da noch Befehle um sie zu verbessern. Im Großen und Ganzen waren sie vorbereitet. Diese Stadt würde zur Hölle für Hassans Truppen werden und El-Fait wollte die Stadt halten, nicht nur den Heldentod sterben.
Aber er sah auch, dass er zu wenige Männer hatte um eine echte Chance zu haben. Doch dies lies seine Entschlossenheit nicht nachlassen. Mochte er hier sterben, die Stadt würde er nicht kampflos aufgeben und in Hassans Hände fallen lassen. Der Feind würde einen sehr hohen Blutzoll zahlen müssen um diese Stadt zu erobern. Immer noch hatte El-Fait vor, die Stadt lebend zu verlassen. Seine Truppen würden nicht verpulvert werden und wenn die Stadt nicht mehr zu halten waren, würden sie sich zurückziehen. Auch wenn es sein Auftrag war die Stadt zu halten und er dazu fest entschlossen war, hatte er doch Verantwortung für seine Soldaten und er würde sie nicht sinnlos opfern. Suwaylim würde fallen, dies war fast sicher, aber sie würden dem Feind in dieser Stadt solche Verluste zufügen, dass sich die Front hinter Suwaylim wieder stabilisieren konnte und sie den Kampf geordnet fortsetzen konnten. Mit diesen Gedanken an die bevorstehende Schlacht blickte El-Fait, Feldwebel von Suwaylim, treuer Diener der Besahi NOD auf die auf den Hügeln erkennbaren Truppen außerhalb der Stadt. Es würde eine blutige Schlacht werden, dies schien bereits für beide Seiten festzustehen.

5 Kilometer hinter Suwaylim

Die kleine Ortschaft fünf Kilometer hinter Suwaylim sollte also ihr neuer Kommandoposten werden. Faisal betrachtete die niedrigen Hütten und die schmalen Straßen. Es war ein kleines Provinznest, aber es passte irgendwie zu ihrer Situation. Wenn man den Berichten trauen konnte würde Suwaylim bald fallen und die Front endgültig zusammenbrechen lassen. Bisher waren alle Bemühungen des Oberkommandos, einen geordneten Rückzug zu organisieren, gescheitert. Fast schien es, als wäre die Besahi einfach zu erschöpft von den vielen blutigen Schlachten, um noch weiter zu kämpfen.

Viele Offiziere waren inzwischen der Meinung, eine geschlossene Front sei nicht mehr aufrecht zu erhalten, egal wie weit man sich zurückzog. Sie plädierten für die Bildung kleiner Guerillaeinheiten um den Feind so zu bekämpfen, aber Faisal war nicht dieser Meinung gewesen. Was nützte die Taktik der Nadelstiche, wenn man auf sich allein gestellt war? Natürlich hatte es Rebellen gegeben, welche durch solche Taktiken schließlich befreit oder erobert hatten, je nach Sichtweise. Aber in den meisten Fällen hatte irgendwo eine Armee auf die Guerillaangriffe gesetzt und sich diese zunutze gemacht, bis sie schließlich das Land wieder befreit hatten. Doch woher sollte diese befreiende Armee kommen, wenn der Irak vollständig wieder unter der Kontrolle der Association und Hassan war. Es würde keinen Nachschub und kein neues Gerät geben. Für Faisal war diese Option nicht durchführbar. Während er weiter das kleine Nest, welches nun von ihnen bezogen wurde, betrachtete, überlegte er fieberhaft nach einer Lösung. „Was ist die Lösung?“ murmelte er immer wieder und schlenderte niedergeschlagen durch die engen Gassen der Ortes.

Suwaylim, irgendeine Gasse nahe dem Marktplatz

El-Fait hechtete in einen der Gräben und feuerte dann eine weitere Salve aus seinem Impulsgewehr. Wieder fluchte er über die übermenschliche Stärke und Panzerung der Cyborgs. Sie nahmen eine Stellung nach der Anderen ein und verloren dabei kaum Truppen. Der erste Angriff der Panzer hatte man vor einer Stunde abwehren können. Mit eine zufriedenem Lächeln dachte er kurz an den Moment als der komplette Verband in die Stadt vorstieß, nur um hinter der ersten Kurve in einen Hinterhalt zu gelangen. Bis auf zwei Panzer war niemand entkommen und alle Panzer waren in Flammen aufgegangen, als die Geschütze aus ihren Verstecken gefeuert hatten. Aber nun hatte der Feind seine Taktik geändert und eroberte die Stadt mit Infanterie und diesen verfluchten Cyborgs. Was schwer gepanzertem Gerät nicht gelungen war, schien der Infanterie recht leicht zu falle. Schon ihr erster Angriff hatte Erfolg gehabt und El-Faits Truppen hatten sich tiefer in die Stadt zurückziehen müssen. Er zog eine weitere Handgranate aus seinem Gürtel und aktivierte sie. Im hohen Bogen warf er sie über die Gasse und lies sie in ein Fenster im ersten Stock fallen. Die dumpfe Detonation schleuderte einige Teile der Einrichtung aus den Fenstern, aber den Gardinen folgten auch zwei feindliche Soldaten, was ihn ungemein befriedigte. Nun hatte er ein sicheres Schussfeld auf die heranrückenden Cyborgs. Diese Mischung aus Mensch und Maschine waren Teufelswerk, jedenfalls schienen sie direkt dem Höllenschlund entsprungen, fand El-Fait. Die kleine Gruppe aus vier Cyborgs arbeitete sich gerade die Gasse zu ihm hinauf und feuerte fast unablässig aus ihren Mini-Guns. Immer wieder schlugen Geschosse um ihn ein, aber El-Fait hatte keine Lust von irgendwelchen Robotern erschossen zu werden. Das war der große Vorteil von ihm, er war schlau, diese Cyborgs dagegen hatten einen Intelligenz welcher nicht größer war als die einer durchschnittlichen Dattel. Aber nun für Datteln trafen sie recht gut, fand El-Fait und duckte sich erneut unter einer Salve der Cyborgs.
Ein weiterer Soldat sprang in den schmalen Schützengraben und ging hinter den Sandsäcken auf den Rändern des Grabens in Deckung. El-Fait blickte kurz auf ihn und identifizierte ihn als einen der Soldaten aus der ersten Linie, welche schon überrannt worden war. „Wie kommen Sie denn hierher Soldat?“ fragte er. Der noch recht junge Soldat seufzte und versuchte sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. „Ein paar von uns haben sich vor diesen Teufeln in ein Haus retten können und haben drei Cyborgs erwischt, aber dann haben unsere eigenen Leute aus der zweiten Linie mit Mörsern auf das Haus geschossen. Nur ich habe es rausgeschafft, verdammt!“ El-Fait nickte nur. Der Häuserkampf war eine grausame Sache. Man wusste nie ob der Feind nicht schon im Keller war, während man versuchte das Erdgeschoss zu halten. Nie wusste man, ob man auch wirklich auf Feinde schoss oder ob die Granaten die eigenen Leute zerrissen.
Er wies mit der Hand in Richtung der langsam anrückenden Cyborgs. „Wie habt ihr sie ausgeschaltet?“ fragte er. Der Soldat lächelte und deutete auf seinen Kopf. „Sie mögen ja zäh sein, aber die Konstrukteure dieser Dinger haben wohl zu menschlich gedacht. Der Kopf ist anscheinend immer noch sehr wichtig. Ein oder zwei volle Treffer und der Cyborg geht zu Boden. Manche schießen auch dann noch weiter, aber meist mehr auf eigene Kameraden.“ El-Fait lächelte und legte sein Gewehr an. Er versuchte so wenig wie möglich aus der Deckung der Sandsäcke zu kommen und feuerte dann sobald einer der Cyborgköpfe im Fadenkreuz erschien. Das Lächeln verbreiterte sich als der Cyborg zu Boden ging und nur noch unkontrolliert zuckte.

Der andere Soldat tat es ihm gleich und schaltete einen weiteren Cyborg aus. Die Gasse würden sie halten können, dachte El-Fait und hoffte die anderen Soldaten würden die Schwäche dieser Maschinen ebenfalls erkennen. Es würde lange dauern bis eine Seite in Suwaylim die Oberhand gewinnen würde. Mit diesen Gedanken gab er einen weiteren Feuerstoß ab um dann wieder in Deckung zu gehen.

Das kleine Dorf fünf Kilometer hinter Suwaylim

Der Feldhauptmann blickte auf die Karte und runzelte die Stirn. In seinen Augen klomm Verzweiflung auf und er rieb sich über das Kinn. Er fragte sich, wie lange es wohl her sei, seitdem er sich das letzte Mal rasiert hatte. Faisal beobachtete seinen Vorgesetzten und erkannte die Verzweiflung.
„Haben wir noch eine Chance, Sir?“ fragte er nach einigen Minuten gerade heraus. Der Feldhauptmann blickte auf und musterte seinen Zögling. Er hatte Mut und das war ein weiterer Punkt weswegen er ihn ausgewählt hatte ihn zu unterstützen.
Der Feldhauptmann verschränkte die Arme hinter dem Rücken und begann wie ein Tier auf und ab zu gehen. „Ich weiß es wirklich nicht. Unsere Linien sind aufgerissen, die Truppen fliehen kopflos von der Front. Das Oberkommando schweigt sich aus, dabei wäre wohl das eine Möglichkeit wieder Ordnung zu schaffen,“ erklärte er. Faisal runzelte die Stirn. „Wie meinen Sie das, Sir?“ fragte er. „Die Truppen haben Angst, ihr neuer Anführer hält sich bedenkt, sie kennen nicht einmal seinen Namen. Dabei brauchen sie Zuspruch um wieder Mut zu gewinnen. Es wird immer jemand gebraucht der die Soldaten motiviert, ein Mann der die Leitfigur ist,“ erläuterte der Feldhauptmann. „Ein neuer Kane?“ fragte Faisal. „Nein, kein neuer Kane. Eine Figur die man mit Kanes Zielen identifizieren kann. Wir, die Besahi NOD, haben uns die Verbreitung von Kanes Lehrern auf die Fahnen geschrieben, aber wir brauchen wohl einen, nennen wir ihn Ersatz-Kane.“ Faisal lächelte matt. „Das klingt amüsant, aber wird das Oberkommando das verstehen?“ Der Feldhauptmann blieb stehen und blickte ins Leere. „Ich denke sie wissen es und unser neuer Anführer wird sich seine Gedanken machen. Denken sie daran, seine Strategien waren es, welche die unsere Linien stabilisiert haben und ihre kleine Offensive ermöglichten.“ Faisal nickte, auch er glaubte an ihren neuen Anführer. Diese Person, es konnte genauso gut eine Frau sein, musste viele Fähigkeiten besitzen um die Besahi zu retten, aber nach allem, was sie bisher davon zu spüren bekamen, war Faisal bereit an diese Person zu glauben. „Dann hoffen wir also auf unseren ‚Ersatz-Kane’?“ fragte er schließlich. Der Feldhauptmann nickte langsam und begann dann zu lächeln. „Ja das ist es wohl. Aber bevor Kanes Licht auf das Oberkommando fällt sollten wir versuchen die Linien wenigstens etwas zu ordnen.“ Mit diesen Worten trat er an den Kartentisch und blickte dann auf eines der bereits installierten Displays an der Wand, auf dem sich ständig Symbole veränderten. Faisal nickte und trat ebenfalls an den Tisch.

In Suwaylim

Wieder hämmerten Granaten in ein Haus und brachten es zum Einsturz. Heißer Staub stieg von dem zertrümmerten Haus auf und blockierte die Sicht. El-Fait und seine Truppen hielten immer noch knapp die Hälfte der Stadt und zu ihrem Glück war es dem Feind nicht gelungen sie einzukesseln. Immer noch wurden die Truppen östlich wie auch westlich der Stadt durch große Minenfelder behindert und vereinzelte versteckte Stellungen erlaubten es ihnen nicht die Felder schnell zu umgehen. Die Rechnung war aufgegangen und die Truppen von Hassan bluteten in der Stadt mehr als es ihnen lieb war.

Eine weitere Explosion riss El-Fait aus seinen Gedanken und er erblickte auf der Gasse vor ihm eine Gruppe feindlicher Soldaten. Er eröffnete das Feuer und streckte zwei von ihnen nieder, bevor die restliche Truppe in einen Hofeingang floh. Solche Szenen waren die vergangenen Stunden immer wieder überall in der Stadt abgelaufen. Die Truppen von Hassan hatten versucht vorzurücken und waren in eine Falle getappt oder plötzlich aus einer Seitengassen beschossen worden. Inzwischen mussten die Verluste der Angreifer immens sein.
Doch auch die Besahi hatten einen hohen Blutzoll zahlen müssen und nur noch wenige Stellungen waren voll besetzt. Außerdem fehlte es ihnen an Munition und anderen Versorgungsgütern. El-Fait erkannte, dass es Zeit war aus der Stadt zu verschwinden. Sie hatten ihren vorangingen Zweck erfüllt und die feindlichen Kräfte stundenlang in der Stadt gebunden. Suwaylim zu halten war ein Traum gewesen und hatte sich in einen Alptraum verwandelt der nun ein Ende haben würde. El-Fait befahl seinen verbliebenen Truppen sich zum Rückzug zu sammeln. Sie würden mit einigen Fahrzeugen die Flucht ergreifen, inzwischen waren sie so wenige, dass sie alle auf den wenigen Fahrzeugen Platz fanden. Ihr Rückzug würde von einigen Freiwilligen gedeckt werden und natürlich von den Verwundeten. Für viele von ihnen kam jede Hilfe zuspät und sie waren zu schwer verletzt um abtransportiert zu werden. Den Verwundeten war dies bewusst und jene die noch halbwegs aufrecht sitzen konnten, hatten ein Gewehr in die Hand genommen um sich zu verteidigen. So würden sie zumindest ihren Kameraden während des Rückzuges den Rücken frei halten. El-Fait dankte ihnen im Stillen für diese Tat und bewunderte sie. Dann war es auch Zeit für ihn zu gehen und er sprang aus seinem Graben. El-Fait lief so schnell er konnte zu den zwei Straßen weiter geparkten Transportern. Immer wieder pfiffen ihm Geschossen um die Ohren und schlugen in den Hauswänden ein. Als er die Transporter erreichte erblickte er die auf eine kleine Schar zusammengeschrumpfte Truppe, welche Suwaylim verteidigt hatte. Er sprang auf einen der Jeeps und blickte sich um, nach weiteren Nachzüglern Ausschau haltend. Nur noch ein Soldat rannte so schnell wie möglich die Straße hinunter und sprang auf einen der Laster. Dann rief er laut: „Sie kommen bald, wir müssen weg!“ El-Fait nickte ihm zu und gab den Befehl zum abrücken.
Schnell heulten die Motoren der Fahrzeuge auf und sie rasten nach Süden aus der Stadt hinaus. Hinter sich ließen sie eine brennende Stadt und einige verwundete Kameraden welche immer noch Hassans Truppen behinderten. El-Fait blicke zurück auf die Stadt und murmelte: „Bei Kane, es sind wahre Helden!“

Im neuen Kommandoposten fünf Kilometer hinter Suwaylim

Ein Nachrichtenoffizier brachte die Nachricht vom Verlust Suwaylims, aber niemand hatte damit gerechnet überhaupt eine Nachricht zu erhalten. Faisal blickte erstaunt auf die Nachricht. „Es haben sich etwa sechzig Mann retten können, darunter der Befehlshabende ElFait. Und das trotz des massiven Angriffes. Ich glaube sie haben uns wirklich eine Verschnaufpause erkämpft.“
Der Feldhauptmann blickte Faisal über die Schulter und las die Nachricht. „Oh ja, El-Fait ist ein guter Mann. Aber mehr als einen kurzen Atemzug haben wir nicht, wir müssen unsere Linien wieder formieren!“
In diesem Moment rannte ein Rekrut in den Raum. Alle anwesenden Offiziere blickte überrascht auf und sahen einen aufgeregten Rekruten. „Sir, ich komme aus der Funkzentrale nebenan, wir werden gleich eine Rede von unserem Anführer empfangen, ich soll ihr Display auf die Frequenz einstellen.“ Der Feldhauptmann nickte, fragte aber dann: „Warum kommt der diensttuende Offizier nicht selbst?“ Der Rekrut war sichtlich nervös und fummelte bereits an der kleinen Konsole des Displays herum. „Äh, er versucht die Sendung aufzuzeichnen, aber er hat nur ein schlechtes Band auftreiben können. Es gibt irgendwelche Probleme und da hat er mich geschickt.“ Der Feldhauptmann nickte wieder und lies sich in einem der wenigen Stühle nieder.

Nach einiger Zeit trat der Rekrut zurück und blickte auf einen schwarzen Bildschirm. „Eigentlich sollte dies die Frequenz sein,“ sagte er mehr zu sich selbst. Doch bevor er wieder an die Konsole treten konnte, erschien auf dem Display das Emblem der Bruderschaft von NOD und eine der inoffiziellen Hymnen der Bruderschaft erklang.
Schließlich verschwand das Emblem und wurde durch einen Mann mittleren Alters ersetzt. Sein Haar militärisch kurz geschnitten und er trug eine einfache Uniform der Bruderschaft, ohne jegliche Abzeichen. Ein leises Raunen und Murmeln ging durch den Raum, in dem sich inzwischen noch mehr Offiziere eingefunden hatten. „Ist er das?“ fragte ein Stimme. Eine Andere fauchte: „Still!“
Der Mann auf dem Schirm lies sich Zeit bevor er zu sprechen begann. Es schien fast, als ob er seinen Zuschauern Zeit geben wollte ihn zu mustern. Nach etwa einer halben Minute begann er zu sprechen.

„Brüder, Anhänger der wahren Lehren Kanes. Besahi! Wir haben in der letzten Zeit viele Kämpfe bestehen müssen. Viele davon waren nicht mit Siegen gekrönt! Und oft war es die Schuld des Oberkommandos, JA das Oberkommando hatte sich geirrt. Das Oberkommando hatte sich falsche Ziele gesetzt und uns in diese Lage gebracht.“
Er machte eine kurze Pause und lies die Worte verklingen. Dann setzte er wieder an und sprach weiter.
„Ich habe das Oberkommando gewarnt. Ich habe ihnen die Gefahren vor Augen geführt, doch sie wollten nicht hören. Ihre hohen Ziele, ihre eigenen Interessen waren ihnen wichtiger. Es hat einen Wechsel gegeben. Das Oberkommando wurde ersetzt!“ Die letzten Worte sprach er unglaublich hart aus.
„Ich, Slavik, bin nun Euer Anführer. Derjenige der führt und leitet. Doch Ihr seit die Kraft, der Wille und der weg. Wir werden die Lehren Kanes wieder wortgetreu verbreiten. KEINE verdrehten Wahrheiten mehr. KEINE Lügen wie es Hassans Art ist.
WIR sind die WAHRE Bruderschaft. WIR sind das Licht KANES! WIR werden Kanes Wiederkehr vorbereiten.“
Die Worte hallten irgendwie in den Ohren aller Zuhörer und Faisal war beeindruckt von der Redekunst ihres neuen Anführers.
„WIR sind die Faust von NOD. Wir schlagen zu, treffen hart und ziehen uns wieder zurück. Dies sind die Lehren des Krieges, welche wir von Kane erlernt haben. Doch wir haben sie vergessen. Wir haben sie ignoriert. Das darf nicht wieder geschehen, denn was geschehen ist, wissen wir alle.
Im Irak sind wir auf dem Rückzug, anstatt in Bagdad unseren Sieg zu feiern. In Russland kämpfen unsere Truppen gegen Verräter. Nur hier in Afrika, wo ich mich aufhalte, konnten wir uns halten. WIR sind seit gestern Abend die Herrscher über ganz Zentral Afrika. Doch dieser Erfolg wiegt die Niederlagen nicht völlig auf. Der Irak ist für uns verloren. Aber bedenkt meine Brüder, eine Faust schlägt nicht nur zu. Nein Brüder, eine Faust muss es auch verstehen zu parieren, abzuwehren und eine Finte zu schlagen. Ja Bruder auch der Rückzug, das zurückziehen gehört zu den Tugenden der FAUST von NOD.
DOCH HÖRET MEINE WORTE BRÜDER. UND MÖGEN SIE AUCH UNSERE FEIDNE HÖREN. DIE FAUST VON NOD ZIEH SICH NUR ZURÜCK UM ERNEUT KRÄFTE ZU SAMMELN. WIR, die Besahi NOD, die Kreuzritter Kanes, werden zurückkehren und die FAUST wird all unsere Feinde zerschmettern.
Im Namen von Kane!“
Nach diesen letzten Worten wurde der Bildschirm schwarz.

Faisal fühlte sich seltsam. Einerseits hatte er nun endlich erfahren wer ihr Anführer war und die Rede hatte ihn mehr als nur motiviert. Er war wieder bereit in den Kampf zu gehen. Für Kane und die Besahi. Aber dennoch waren die Worte von Slavik nicht ein Ruf zu den Waffen gewesen. Es war ein Ruf die Ordnung zu wahren und ein Rückzugsbefehl. Er blickte zu seinem Feldhauptmann, der noch immer in seinem Stuhl saß und auf den Bildschirm blickte. „Wir ziehen uns also zurück?“ fragte Faisal. „Ja, das werden wir.“ Die Antwort kam von der Tür, die zur Funkzentrale führte.
Alles anwesenden Offiziere drehten sich um und unterbrachen ihre Gespräche über Slaviks Rede. Der diensthabende Nachrichtenoffizier trat durch die Türe und hielt ein Stück Papier in den Hand. Er steuerte auf den Feldhauptmann zu und übergab ihm das Papier. Dieser überflog es kurz und nickte dann. „Das Oberkommando hat neue Befehle für uns. Geordneter Rückzug. Wir werden in geheime Tunnels evakuiert und nach Afrika gehen,“ erläuterte er den Befehl. Faisal schaute überrascht drein. „Alle?“ fragte er. Der Feldhauptmann lächelte matt. „Aber nein, nur speziell ausgewählte Verbände und Offiziere. Der Rest hat den Befehl ihre Ausrüstung zu verstecken und sich unter die Bevölkerung zu mischen oder sich dem Feind anzuschließen, damit wir mehr Agenten in ihren Reihen haben.“
Faisal und die anderen Offiziere nickten zustimmend und verließen den Kommandoraum. Auch der Nachrichtenoffizier verließ den Raum um die einzelnen Befehle an die Verbände zu verteilen. Nur Faisal und der Feldhauptmann blieben zurück. „Also nach Afrika,“ murmelte Faisal und blickte auf eine der Karten.

In Suwaylim

Die Truppen der Association hatten noch eine ganze Stunde benötigt um die letzten Wiederstandsnester auszulöschen, bevor sie Suwaylim als erobert erklären konnten. Die zurückgebliebenen Verwundeten hatten sich verbissen gewehrt, auch nachdem ihre Kameraden schon weit von der Stadt entfernt waren. Nun eine weitere Stunde später fuhr der Befehlshaber des Irak Feldzuges in die Stadt ein und lies sich von seinen siegreichen Truppen feiern.

Mu-Berek stand auf der Ladefläche seines Jeeps und winkte den Soldaten zu, die auf den Ruinen und am Straßenrand standen und jubelten. Er lächelte und reckte die Faust als Zeichen des Sieges in den Himmel, aber innerlich war er wütend, so viel Zeit mit diesem kleinen Vorort verschwendet zu haben. Seine Truppen hatten schwere Verluste erlitten, als sie die Stadt gestürmt hatten. Nie hatte er mit so verbissenem Wiederstand gerechnet und nun musste er seinen Truppen eine Ruhepause gönnen. Eine Pause die er sich im Grunde nicht leisten konnte, da der Feind sie ausnutzen würde.
Der Jeep hielt vor dem neuen Befehlsstand in der Stadt und Mu-Berek von der Ladefläche. Der Befehlsstand war in einem kleinen Keller eingezogen. Eines der wenigen Häuser, welche den Angriff halbwegs heil überstanden hatten. Im Befehlsstand wurde bereits hektisch gearbeitet, Kabel verlegt und Geräte installiert.
Mu-Berek überflog die eingegangenen Meldungen, welche auf einem Tisch für ihn bereit lagen. Sie waren nach Dringlichkeit geordnet und so meldete das erste Papier eine große Rede des Besahi Anführers. Mu-Berek griff sofort nach dem Papier und las die Worte des neuen Anführers, Slavik.
Er legte das Blatt Papier wieder auf den Tisch und starrte ins Leere. „Ziehen sie sich nun zurück?“ fragte er sich selbst. Aber natürlich konnte es genauso eine Finte sein um den Feind in Sicherheit zu wiegen. Mu-Berek musste sich sicher sein und daher beschloss er sofort mehrere Spähkommandos auszuschicken um die Stärke des Feindes zu überprüfen. Dann erinnerte er sich an sein primäres Ziel. Natürlich sollte er die Besahi NOD vernichten, aber dies würde weitaus leichter sein, wenn Bagdad nicht mehr eingekesselt sein würde und er die Elite Truppen der irakischen Regierung zur Seite haben würde. Er gab einem seiner Adjutanten den Befehl die Reserven, zwei Panzerverbände und eine mobile Infanterieeinheit nach Nordwesten vorstoßen zu lassen. Sie sollten ihm den Weg nach Bagdad ebnen, während er hier die Reste der Besahi zerschlagen würde.