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C&C Fan Fiction – Drei Skorpione

Kapitel 12

Zypern, Versammlung des inneren Zirkels

Kasian war sichtlich überrascht über den guten Zustand der Basis. Mit großer Wahrscheinlichkeit hatten Hassans Leute hier noch renoviert bevor die Versammlung einberufen wurde. Alles schien perfekt organisiert zu sein. Ein weiterer Hinweis auf eine längere Planung und nicht etwa auf die angeblich so plötzlich und dringend einberufenen Versammlung. Kasian lächelte grimmig und nickte anerkennend. Hoffentlich würde sein eigener Plan gelingen, dachte er und betrat das ihm zugewiesene Zimmer. Jeder der Anführer hatte einen bestimmten Abschnitt des Wohnbereiches zugeteilt bekommen, um seine Leibwachen und sich selbst unterzubringen. Die erzwungene Enge zu den Erzfeinden lies vor allem die Leibwachen nervös werden und es war schon mehrmals zu Reibereien gekommen, aber Kasians Leibgarde, eine Abordnung der Skorpione, hatte sich zum Glück zurück gehalten. Kasian hatte sich in dem kleinen Quartier bereits eingerichtet und einige der Spionageeinrichtungen unschädlich gemacht. Inzwischen lagen fünf Wanzen und eine kleine Kamera auf dem Schreibtisch und mit Sicherheit waren das noch nicht alle. Trotzdem setzte er sich und ging einige Notizen durch mit denen er sich verteidigen wollte.
Einige Stunden später trat der innere Zirkel zu seiner ersten Versammlung zusammen. Hassan hatte zu diesem Zweck extra die alte Kommandozentrale entfernen lassen und noch ein paar andere Wände einreißen lassen. Doch nun gab es einen großen, sonst in einer Basis unübliche Versammlungssaal. Der gesamte Raum war in Schwarz und Rot gehalten und nur das alte Skorpionbanner der Bruderschaft war an den Wänden abgebildet. Die neuen Wappen der einzelnen Führer waren verboten, um die Einigkeit des Zirkels zu demonstrieren. Ein Ring aus schwarzem Granit umfasste den Raum und diente als Tisch. Auf der einen Seite war der Ring etwas erhöht und gab dem Vorsitzenden des Zirkels einen erhöhten Blick auf die Runde. Gegenüber dieses erhöhten Platzes befand sich die einzige Lücke im steinernen Ring, welche es einer Person ermöglichte in die Mitte des Ringes zu gelangen.
Nach und nach kamen die einzelnen Führer durch den Eingang und verteilten sich auf die ihnen zugewiesenen Plätze. Kasian betrat den Raum zusammen mit seinem Freund Antonio Hermandes, dem Anführer der spanisch, portugiesischen Bruderschaft. Zwar waren sie enge Verbündete, aber Hermandes war nicht völlig Teil der Koalition und so stand ihm auch ein Platz im Zirkel zu. Kasian, als Vertreter der mächtigen Gruppe der Koalition nahm gegenüber von Hassan Platz. Hermandes hatte den Platz gleich neben ihm zugewiesen bekommen, was natürlich kein Zufall war. Ihr Widersacher Hassan und Initiator dieser Versammlung hatte die Plätze nach Fraktionen verteilt.
Zur Überraschung aller war auch der neue Besahi Führer Slavik gekommen. Ihm hatte man einen Platz bei den neutralen und kleineren Gruppen zugewiesen, was natürlich eine schwere Provokation darstellte. Aber Slavik schien sich davon nicht beeindruckt und nutzte die Gelegenheit sich mit einigen Führern der kleinen Gruppen aus Russland zu unterhalten. Kasian blickte in die Runde und versuchte alle Gesichter einer Gruppe zuzuordnen. Links von Kasian saß Pakuin, ihn zählte man ebenfalls zur Kasian Fraktion und dies stimmte wohl auch. Von Pakuin hatte Kasian den Ausbilder Terag ausgeliehen und dies war ein wirklich Wertvoller Handel gewesen, wie Kasian fand. In einigem Abstand, um das Ende der Fraktion zu markieren folgten ein weiterer Russe, den Kasian nicht kannte. Dann ein Asiat namens Te Fuji Hang vertrat China.
Also war es Hassan sogar gelungen die wenigen asiatischen Führer zu mobilisieren. Es war wirklich erstaunlich, dachte Kasian, denn normalerweise kochten die Asiaten ihr eigenes Süppchen und dies war schon seit dem Tod von Kane so. Viele der Asiaten waren mehr Kriminelle als wahre Anhänger Kanes und das verwunderte auch nicht. In Asien hatten immer noch die alten Organisationen das Sagen. Ob Triaden oder Yakuzza, ihre Macht war ungebrochen und hatten schon zu Lebzeiten Kanes nur Probleme bereitet. Nie war es gelungen dort richtig starke Gruppen zu etablieren.
Slavik thronte in der Mitte der neutralen Bank wie deren Vorsitzender und unterhielt sich mit den kleinen Gruppen. Hassan blickte bereits nervös auf die Gespräche und es war offensichtlich, dass er neue Bündnisse befürchtete.
Nach Slavik folgte ein Amerikaner, Vega war sein Name. Von ihm wusste Kasian sicher, dass er ein Drogenbaron war und die Bruderschaft nur ein Deckmantel war. Aber aufgrund der starken GDI Präsenz war er der einige noch verbliebene Brückenkopf der Bruderschaft in Amerika. Das war auch der einzige Grund, warum er noch am Leben war und von den anderen Gruppen geduldet war.
Den Abschluss der neutralen Bank bildete ein Afrikaner. Er saß richtig passend, bemerkte Kasian und erinnerte sich daran, dass das Gebiet des Afrikaners direkt zwischen Hassans und Slaviks Einfluss Spähern lag. Vermutlich würde er im Laufe der Versammlung zu einer Partei wechseln oder sie zumindest unterstützen um zu verhindern, zwischen den zwei Großen zerrieben zu werden.
Nach der obligatorischen Lücke begann die Hassan Fraktion. Diese Bank war mehr eine Farce, denn die zwei Araber die rechts und links von Hassan saßen waren Vertreter von einzelnen Association Länder oder Gruppen. Damit war natürlich klar, wessen Marionetten sie waren und Kasian verzichtete auf eine genaue Beobachtung der Araber. Sein Blick schweifte weiter zum Vorsitzenden der Versammlung und zumindest hier schien Hassan nicht seine Intrige hatte spinnen können. Er hatte den Forderungen der kleinen Gruppen nachgegeben und einen völlig Neutralen als Vorsitzenden eingeladen. Ein Neuseeländer, Herr über eine kleine Insel vor der Küste Neuseelands, hatte den Vorsitz übernommen. Er schien absolut kein Interesse daran zu haben irgend etwas für die Bruderschaft zu bewegen oder gar selbst an die Spitze selbiger zu treten. Damit schien er prädestiniert für die Aufgabe die Sitzungen zu leiten.
Die Sitzung wurde durch das Läuten einer alten Handglocke begonnen. Schnell kehrte Ruhe ein und alle blickten Erwartungsvoll auf den Vorsitzenden.
„Hiermit eröffne ich die erste Sitzung des inneren Zirkels. Im Namen von Kane und für die Einigkeit der Bruderschaft!“ begann der Vorsitzende. Alle Anwesenden antworteten automatisch: „Kane lebt im Tode!“ Der Vorsitzende nickte zufrieden, als ob er auf die Antwort gewartet hätte und ansonsten die Sitzung vertagt hätte. „Die heutige Versammlung des inneren Zirkels wurde maßgeblich von unserem Bruder Hassan initiiert. Dafür verdient er unseren Dank. Des weiteren danke ich Kasian und der Koalition, aus dessen Lager die Idee für den inneren Zirkel kam. Doch kommen wir zum ersten Punkt unserer Versammlung.“ Der Vorsitzenden machte ein Pause und blickte auf ein in den Stein eingelassenes Display. „Erster Punkt der Tagesordnung ist der Antrag von Slavik, Vertreter der Besahi NOD, um ein koordiniertes Vorgehen gegen die GDI,“ las er von seinem Display ab und blickte dann in die Runde.
Kasian stellte belustigt fest, dass Hassan vor Wut zu kochen schien. Offensichtlich hatte er geplant, seine Anklage zum einzigen Punkt der Tagesordnung zu machen. Aber nun hatte ihm Slavik einen Strich durch die Rechnung gemacht und noch dazu ein sehr sensibles Thema angesprochen. Hassan hatte sich bisher immer nachhaltig gegen gemeinsame Angriffe auf die GDI ausgesprochen. Doch wollte er später überzeugend die Anklage an die einzelnen Vertreter bringen, würde er hier nun seine Meinung ändern müssen. Kasian nickte Slavik anerkennend zu und dieser lächelte verschlagen. Die Fronten waren also gezogen und es sah weit weniger gut für Hassan aus, als er es geplant hatte.

Es dauerte einige Zeit bis man sich auf eine Verlautbarung geeinigt hatte, die besagte, dass von nun an größere Aktionen gemeinsam geplant werden sollte. Außerdem vereinbarte man, Truppen für solche Einsätze auch über den inneren Zirkel anfordern zu lassen. Das hieß im Klartext, plante eine kleine Gruppe einen Einsatz der sehr wichtig war, aber ihre Möglichkeiten überstieg, konnten sie von den großen Gruppen Soldaten und Material ausleihen. Ein Mehrheitsbeschluss des Rates genügte. Auch Hassan hatte dem Schriftstück zähneknirschend zugestimmt um seine Glaubwürdigkeit nicht zu untergraben.
Der Vorsitzende schien mit dem Ergebnis zufrieden und läutete die Glocke für eine kurze Pause. Schnell waren rege Diskussionen in den einzelnen Lager im Gange und die Vertreter der kleinen Gruppen gratulierten Slavik zu diesem Schachzug. Dieser nutzte die Gelegenheit um weitere Kontakte zu knüpfen und Treffen außerhalb der Sitzungen abzusprechen. Hassan schien dies nicht zu gefallen, aber nach dieser Pause würde seine Stunde schlagen. Er hatte den Vorsitzenden während der Pause über einen seinen Handlanger unter Druck gesetzt und lies seinen Punkt, die Anklage, vorziehen.
Als die Pause beendet wurde und der Vorsitzende wieder seinen Platz eingenommen hatte, war die Tagesordnung geringfügig geändert worden. „Nächster Punkt auf der Tagesordnung, die Anklage im Falle der mutwilligen Tiberiumverseuchung Europas durch Kasian. Ich erteile Hassan das Wort,“ eröffnete er blickte wütend auf sein Display. Kasian konnte nur rätseln mit welches schmutzige Geheimnis Hassan auf die Schnelle ausgegraben hatte um den Vorsitzenden unter Druck zu setzen, aber offensichtlich war das Geheimnis recht delikat. Hassan stand auf und ging durch die Lücke im Steinring in die Mitte. Er hatte weder Notizen noch einen Datenblock bei sich. Kasian schloss daraus, dass Hassan lange an seiner Rede geübt hatte und sie in vieler Hinsicht schwer auszuhebeln sein würde. Hassan nickte dem Vorsitzenden zu und postierte sich dann direkt unter dem erhöhten Platz des Vorsitzenden. „Brüder! Alle von Euch haben die Nachrichten aus Europa verfolgt. Ihr alle wisst wie schwer dort inzwischen die Tiberiumverseuchung fortgeschritten ist und genauso wisst Ihr wer dafür verantwortlich ist.“ Hassan machte eine Pause und blickte auf Kasian. Dann zeigte er auf ihn. „Ja Kasian ist dafür verantwortlich. Er hat sich angemaßt Kanes Werk zu verändern. Nur Kane allein wusste um die Geheimnisse des Tiberiums, doch Kasian wollte es unserem großen Anführer gleichtun.“ Wieder legte er eine Pause ein und lies die Worte im Raum wirken. Kasian überdachte diese Worte und musste sich eingestehen, dass die Rede perfekt verfasst war. Der Vorwurf der Tiberiumverbreitung war allein nicht ausreichend um ihn zu stürzen. Aber ihm nachzuweisen, er wollte ein neuer Kane werden, würde sehr wohl seine Wirkung haben.
„Doch nun stellt sich natürlich die Frage, wie Kasian, nachdem er so lange treu und erfolgreich der Bruderschaft diente, diesen wahnsinnigen Vorstellungen verfiel. Einst treue Diener Kasians haben sich an mich gewendet um diesen Missstand aufzudecken und ich stellt ihnen die selbe Frage. Warum tat er dies, fragte ich.“ Hassan holte Luft und blickte in die Runde, bevor er wieder ansetzte. „Sie berichteten mir von seiner Sammlerwut nach Relikten aus den alten Zeiten der Bruderschaft. Kasian hat einen großen Schatz gefunden, die Tafeln von NOD. Ja, sie waren doch nicht nur eine Legende unter vielen, die es in unseren Reihen gibt. Diese Tafeln gibt es wirklich und sie enthalten die Worte Kanes in einer uralten Sprache. Aber ich sprach bereits von der Sammlerwut antiker Schätze die Kasian schon lange befallen hatte. Aus purer Gier und Böswilligkeit hielt er uns die Tafeln vor und versuchte sie auf eigene Faust zu übersetzen. Ja meine Freunde, er versuchte die heiligen Worte Kanes in unsere Sprache zu übersetzen.“ Als schien es keine Hoffnung mehr für ein altes Haustier zu geben, schüttelte Hassan den Kopf. „Ein wahnsinniger Versuch wenn ihr mich fragt. Doch Kasian hielt an seinem Plan fest und bediente sich hierbei allen Mitteln. Er veranlasste treue Diener der Bruderschaft zum Verrat an ihren Anführern um an Informationen für seine Übersetzung zu kommen.“ Bei dieser Ausführung musste Kasian unwillkürlich lächeln. Er erinnerte sich noch zu gut, wie er einige Untergebenen von Hassan bestochen hatte und diese ihm dafür eine Menge Material überlassen hatten. Hassan war also auch noch richtig nachtragend. Ein schlechter Wesenszug, dachte Kasian und wunderte sich über seinen schwarzen Humor. Doch Hassan sprach bereits weiter.
„Kommen wir nun zu dem Punkt an dem Kasian wohl wirklich wahnsinnig wurde. Dank neuer Computerprogramme gelang es ihm einen Teil der Tafeln in unsere Sprache zu übersetzen. Aber er schien nicht wirklich an den Worten interessiert zu sein, denn er verbreitete nicht den gesamten Text unter seinen Anhängern. Nein, er lies Kane nur zitieren als er über das Tiberium sprach und ein goldenes Zeitalter berichtete. Aufgrund dieser Worte lies er einen ganzen Kontinent mit Tiberium verseuchen und machte sich zum Überbringer von Kanes Prophezeiungen.“ Ein Raunen der Empörung ging durch die Reihen. Allerdings schienen Hassans Handlanger den meisten Krach zu machen um die Show noch echter erscheinen zu lassen.
„Ja Kasian wollte sich Kane gleichstellen. Dies ist eine große Schande für die Bruderschaft und diese muss getilgt werden meine Brüder. Nicht nur wegen der Schande allein, manche von Euch mögen vielleicht glauben, man könnte ihm die Verseuchungen nachsehen. Ja, man könnte es vielleicht in Anbetracht seiner großen Taten gegen die GDI.“ Hassan riss urplötzlich die Hände in die Höhe und symbolisierte so ein Stopp. „Aber HALT BRÜDER. Ich habe noch nicht alles berichtet. Tatsächlich hat Kasian die direkten Warnungen Kanes in den Wind geschlagen um seine Pläne zu verwirklichen. Dank den treuen Brüdern in der Koalition habe ich die Worte gelesen und sie werden im Anschluss an diese Versammlung an alle Brüder verteilt. Kane warnt uns ausdrücklich vor dem Tiberium! Ja, auch wenn er es benötigte um den leuchtenden Pfad zu beschreiten, so warnt er auch davor. So sagt Kane in der geheiligten Inschrift, dass nur wer den Tacitus besitzt, die Kontrolle über das Tiberium besitzt.“ Er machte wieder eine Pause und lies die Worte wirken. Dann blickte er wütend in die Menge. „Hat Kasian diesen Artefakt namens Tacitus?“ rief er aus. „Nein Brüder, er hat diesen Artefakt nicht und doch will er es Kane gleichtun, indem er das Tiberium verbreitet.“ Er schüttelte wieder den Kopf und blickte in dir Runde. „Ich halte Kasian für Wahnsinnig. für eine Gefahr! Aber möge der innere Zirkel über sein Schicksal entscheiden,“ beendete er seine Anklage und kehrte zu seinem Platz zurück.
Gemurmel und heftige Diskussionen brachen sofort aus und mussten vom Vorsitzenden durch mehrmaliges Läuten der Glocke zum Schweigen gebracht werden. Nachdem Ruhe eingekehrt war, vertagte der Vorsitzende die Versammlung, um jedem die Möglichkeit zu geben die übersetzten Inschriften der Tafeln zu lesen.
Es wehte ein warmer Wind auf dem felsigen Berg, der den Versammlungsort verbarg. Slavik strich sich durch das kurzgeschorene Haar und genoss einen Moment die Sonne. Nach der langwierigen Versammlung des inneren Zirkels war es eine Wohltat wieder an der frischen Luft zu sein. Aber eigentlich war er nach oben gekommen um in Ruhe einigen Gedanken nach zu gehen.
Es war noch nicht lange her, seitdem er bei den Besahi NOD die Führung übernommen hatte, doch es schien ihm, als ob alles immer schneller ablaufen würde. Die Machtkonstellationen änderten sich inzwischen fast jede Woche und auch sonst schien alles darauf hinaus zu laufen, dass es bald nur noch eine Bruderschaft geben würde. Gegen diese Entwicklung hatte er im Grunde nichts und er war auch bereit sich einem anderen Führer unterzuordnen, wenn es der Bruderschaft dienen sollte. Aber leider sah alles so aus, als ob Hassan bald weiter an Macht gewinnen würde und gerade ihn würde Slavik auch nach tausend Jahren der GDI Verfolgung nicht ans Ruder lassen. Hassan war ein machtgieriger Bastard und keinen deut am Wohle der Bruderschaft interessiert.

Slavik hatte während den Pausen den ersten Schritt zu einem Bündnis mit den Russen gemacht. Jetzt überdachte er diesen Schritt noch einmal und war mit sich zufrieden. Durch dieses Bündnis würden die Besahi fast wieder die alte Stärke erlangen. Grimmig blickte er in den Himmel und dachte an die Niederlage im Irak. Man hätte ihm früher die Führung übergeben solle, dachte er. Oxana die Tochter des alten Besahi Führers hatte ihn mehr oder weniger aus seinem Versteck geholt um die Besahi zu führen. Es war eine Tragödie für Oxana gewesen, erinnerte er sich. Ihr Vater war, so vermutete man zumindest, von einem Toxin vergiftet worden. Slavik vermutete Hassan hinter diesem Anschlag und es schien auch tatsächlich zu passen. Das Toxin hatte Oxanas Vater nicht etwa getötet, sondern zu wahnwitzigen und sinnlosen Aktionen verleitet. Seine sinnlosen Befehle hatten die Besahi viele Truppen gekostet und erst als Oxana ihren Vater entmachtete, hatte sich die Lage etwas gebessert. Doch für die Basen im Irak war es zu spät gewesen und nun waren sie auf die wenigen Posten im Kongo angewiesen. Oxana hatte sich zum Schein ergeben müssen und in den Dienst Hassans getreten. Sie leitete jetzt eine Propaganda Abteilung der Association und versorgte Slavik nebenbei mit Informationen. Hassan schien tatsächlich zu glauben sie wäre ihm loyal ergeben, nachdem sie ihren Vater eigenhändig entmachtet hatte. Der Schachzug war den Besahi vorzüglich gelungen, dachte er und lächelte.
Langsam drehte Slavik sich im Wind und dachte an Kasian. Irgendwie bewunderte er Kasian, auch wenn die Vorwürfe schwer gegen ihn wogen. Natürlich war klar, dass Hassan auch in diesem Fall etwas verdreht hatte. Die Spione der Besahi hatten von Übersetzungsfehlern oder etwas ähnlichem gesprochen, nicht von Größenwahn. Es würde sicherlich spannend werden, wie sich Kasian bei der nächsten Sitzung verteidigen würde.
Aber Slavik erinnerte sich an den Ausdruck auf Kasians Gesicht und vor allem auf dessen Augen. Kasian wusste, dass er am Ende dieser Verhandlung sterben würde. Slavik war überrascht über den großen Mut den der Mann aufbrachte. Er war dem Ruf des inneren Zirkels ohne zu zögern gefolgt und stellte sich der Anklage, als ob seine Koalition nicht am Verlust seiner Person zerbrechen würde.
Bei diesem Gedanken runzelte Slavik die Stirn und begriff den Plan, den Kasian haben musste. Natürlich, dachte er, Kasian kannte sein Schicksal und hat jemand anderes längst die Führung der Koalition übergeben. Er wird sich hier für die Koalition opfern und zu einem Seite 217 Märtyrer werden, während sein Nachfolger den Sturz von Hassan verfolgt. Als Slavik dies durchschaut hatte, musste er über die Verschlagenheit des alten Führers der Koalition lächeln. Hassan würde verdammt dumm aus der Wäsche schauen, wenn er das erfuhr. Nach einigen Minuten blickte Slavik auf seine Uhr und stellte fest, dass bald die nächste Sitzung beginnen würde. Er beschloss mit dem Nachfolger Kasians nach der Versammlung Kontakt aufzunehmen, vielleicht würde man gemeinsam gegen Hassan vorgehen können. Natürlich kam es darauf an, wer der neue Anführer der Koalition war, aber das würde er früh genug herausfinden.
Das Läuten der Glocke kündigte die Fortführung der Versammlung an. Der Vorsitzende hatte wieder Platz genommen und schien sich von der Schmach, erpresst worden zu sein, halbwegs erholt.
„Im Anschluss an die Anklageschrift welche Hassan vorgetragen hat, wurde noch die Forderung des Strafmaßes nachgereicht,“ führte er aus. Kasian blickte grimmig drein, denn Hassan hatte es in seiner Rede geschickt darauf verzichtet eigene Forderungen über das Strafmaß zu verkünden. In der Rede hatte er das dem inneren Zirkel überlassen. Doch nun reichte er über seine Handlanger so eine Forderung nach. Das war sehr geschickt und würde wahrscheinlich Wirkung zeigen, stellte Kasian fest. Der Vorsitzende fuhr fort: „Die Forderung lautet wie folgt: Kasian soll als Führer der Koalition abgesetzt werden. Die einzelnen Teile der Koalition sollen selbst entscheiden welcher Gruppierung sie von nun an angehören. Für Kasian wird der Tod durch Gift gefordert, aber angesichts seiner großen Taten im Verlauf seines Lebens soll ein schmerzloses Gift verabreicht werden.“ Der Vorsitzende machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: „Dies ist nur eine Forderung, hören wir nun Kasian zu den Vorwürfen. Die Entscheidung wird morgen Abend vom Rat gefällt.“ Kasian nickte dem Vorsitzenden zu und erhob sich um in den Kreis zu treten. Mit einem Lächeln blickte er Hassan an und verunsicherte diesen damit sichtlich. Kasian breitete die Arme aus und begann seine Verteidigungsrede.
„Ihr Jünger Kanes, meine Brüder! Es hat einige der hier Anwesenden anscheinend überrascht, dass ich hier erschienen bin. Aber ja, ich bin hier und stelle mich dieser Anklage Hassans. Ja es ist eine Anklage von Hassan, nicht des inneren Zirkels.“ Es wurde unruhig im Saal, vor allem die Handlanger Hassans protestierten lautstark. „Aber, aber Brüder. Ich bitte Euch, lasst mir die Chance mich zu verteidigen. Wir sind hier schließlich nicht bei einem fingierten Gericht der GDI.“ Ein Lächeln lief Kasian über das Gesicht und niemand im Raum konnte die Andeutung missverstehen. Kasian hatte gerade Hassan des Verrats bezichtigt. „Ich muss zu meiner Schande gestehen, Brüder. Hassan hat einen Punkt aufgedeckt, der wahr ist.“ Er machte eine kurze Pause um Luft zu holen. „Ja, ich habe diese Tafeln gefunden und übersetzten lassen. Aber ich beging einen schweren Fehler und war ungeduldig. Die Worte Kanes verleiteten mich das Tiberium zu verbreiten und darauf zu hoffen der Bruderschaft den leuchtenden Pfad zu bereiten. Nie und nimmer habe ich daran gedacht, mich Kane gleichzustellen. Personen die dies behaupten ohne einen Beweis zu erbringen kann man nicht gelten lassen. Nein schlimmer noch, man muss sich fragen, woher haben sie diese Ideen? Etwa aus ihren eigenen Plänen?“ Lautstark begann Hassan zu protestieren und auch seine Handlanger verlangte das Ende von Kasians Rede. Doch andere Anführer lehnten dies ebenso lautstark ab. Sie schienen die Worte zu amüsieren und einige wenige erkannten auch den wahren Kern des Angriffes. Kasian fuhr ungerührt mit seiner Rede fort.
„Ja, ich war ungeduldig. Ich glaube den Worten Kanes zu folgen und seinen Auftrag auszuführen. Auf meine Anweisung hin haben meine Männer sogar das Tal vor meinem Haus mit Tiberium bepflanzt. Meine Heimat, mein Haus habe ich aufgegeben um den Worten Kanes zu folgen. Aber …“ Kasian blickte beschämt zu Boden. „Aber ich habe einen Fehler gemacht. Erst später hatten die Übersetzer eine letzte Passage der Tafel übersetzt und diese warnte, eben so wie Hassan es beschrieb, vor dem Tiberium. Als ich meinen Fehler erkannte, stellte ich sofort alle Aktionen ein, aber es war nicht mehr rückgängig zu machen. Ja, ich bekenne mich schuldig für das Wohle der Bruderschaft vorschnell gehandelt zu haben. Ja, ich bekenne mich schuldig einen Fehler begangen zu haben. Doch hört mir zu Brüder, ich habe nie versucht Kane gleich zu kommen. Ich diene nur der Bruderschaft und dem Ziel sie wieder zu vereinen. Dies versuche ich ohne Konflikte zu erreichen, durch Verhandlungen und Bündnisse, nicht etwa durch große Schlachten in der Wüste.“ Wieder wollte Hassan protestieren, schwieg dann aber doch, denn die Mehrheit der Anwesenden lauschte Kasian inzwischen gespannt.
„Nun wurde auch schon die Forderung nach meiner Hinrichtung gestellt.“ Er wand sich zu den Handlangern und Vertretern der Association und verneigte sich. „Meinen Dank für die blitzschnelle Ausarbeitung.“ Gelächter schallte durch den Raum. Kasian lächelte zufrieden und holte erneut Luft. „Die Forderung mich schmerzfrei einschläfern zu lassen, nun gut, da möge der Rat entscheiden.“ Wieder erklang kurz Gelächter als Kasian sich selbst mit einem Haustier verglich. „Aber meine Brüder, die Forderung nach der Neugruppierung der Koalition macht mich nachdenklich. Will da jemand Kapital aus dem Tod eines treuen Dieners der Bruderschaft ziehen? Nun ich lasse diese Vermutung im Raum stehen, da ich hier wohl etwas klarstellen muss. Glauben die Antragsteller wirklich, die Existenz der Koalition wäre an mich gebunden und sie würde mit meinem Tod untergehen? Wie naiv muss man sein meine Brüder?“ Kasian machte ein Pause und lies das Schweigen, welches entstanden war, wirken. Es war klar, dass Kasian nun eine Bombe platzen lassen würde und jede Fraktion war auf ihre Art darauf gespannt.
„Mag man mich bestrafen, aber die Koalition wird weiter bestehen. Warum? Nun, ich bin schon seit einigen Tagen nicht mehr der Anführer dieser Gruppe,“ erklärte Kasian lächelnd und blickte zu dem zornroten Hassen. Wieder füllte Gemurmel den Saal und der Vorsitzenden musste Ruhe schaffen.
„Ich möchte hier bekannt geben, dass mein Sohn Gregor inzwischen die Führung übernommen hat. Er hat sich in vielen Kämpfen als echter Soldat erwiesen und wird nun die Koalition nach seinen Vorstellungen leiten.“ Kasian vermied es absichtlich zu erwähnen, dass er seinem Sohn eine Menge Tipps und Anweisungen hinterlassen hatte. Nun würde es aussehen wie ein kompletter Neuanfang bei der Koalition und niemand konnte eine Zersplitterung erwirken. „Ich hoffe der Rat entscheidet weiße. Ich danke Euch meine Brüder!“ Mit diesen Worten trat er aus dem Kreis und nahm wieder Platz. Sofort gratulierte ihm sein Freund Hermandes zu diesem Schachzug, der Hassans Plan so zerschmetterte. Kongo, Im Tempel von NOD
Das Knirschen von Sand erklang unter seinen Sohlen und lies ihn inne halten. Einem Moment lauschte er, dann ging er weiter den fast dunklen Gang entlang. Faisal hatte es gewagt die gesperrten Sektionen des Tempels zu betreten. Natürlich war es normalerweise nicht seine Art, Befehle zu missachten, aber die Tempelanlage schien ihn auf eine seltsame Art zu reizen. Es gab eine Menge Gerüchte, warum diese Sektionen gesperrt waren, aber dennoch mit Energie versorgt wurden.
Während Faisal den Gang entlang ging, schloss er eines der Gerüchte aus. Einsturzgefahr war nicht der Grund für die Sperrung gewesen. Alle Räume die er bisher gesehen hatte waren zwar verstaubt, teilweise war auch ein wenig Putz von der Decke gebröckelt, aber nie waren sie wirklich beschädigt. Bisher war er hauptsächlich auf alte Quartiere gestoßen, aber auch zwei Versammlungsräume hatte er entdeckt. Über allem lag eine dicke Staubschicht und nur die spuren vereinzelter Insekten waren zu sehen. Faisal blickte wieder um sich, als er den nächsten Raum betrat. Hier schien eine neue Sektion zu beginnen, denn alles war plötzlich von beleuchteten Runen bedeckt und das Skorpionwappen war allgegenwärtig. Dies schien also einer der Gründe zu sein, dachte Faisal. Man schütze Räume die wirklich wertvoll waren, vermutlich war dies der Kern des Tempels. Faisal blickte auf den Boden vor ihm und entdeckte frische Spuren im Staub. Hier schien vor nicht all zu langer Zeit jemand vorbei gekommen zu sein. Nervös blickte er um sich, konnte aber keine Anzeichen erkenne, dass er beobachtet wurde. Zumindest schien sich das Gerücht, nicht einmal Slavik betrete diese Sektionen als falsch zu erweisen, wer sonst außer dem Anführer würde sich hier herumtreiben. Faisal lächelte bei diesem Gedanken und antwortet sich selbst. Nur er selbst natürlich. Zum Glück war Slavik bei einer Versammlung des inneren Zirkels auf Zypern, also konnte Faisal getrost weiter den Tempel erforschen. Inzwischen unterstand er zusammen mit einem weiteren Kommandeur direkt Slavik. Die alten Kommandeure waren alle bei der Flucht aus dem Irak getötet worden und so war Slavik nach seinen Leistungen schnell aufgestiegen. Es war schon überraschend wie schnell man vom einfachen Rekruten zum Kommandeur werden konnte, aber die Wege Kanes waren schließlich unergründlich. Faisal beschloss ein anderes Mal die Räume des Tempelkerns zu erforschen, für heute hatte er genügend gesehen und außerdem stand noch eine Sitzung des Generalstabes an. Es schien Truppenbewegungen am Rande ihres Territoriums zu geben und das deutete auf einen baldigen Angriff Hassans hin. Er machte kehrt und begab sich zurück in die offenen Sektionen.