Kapitel 2
Ächzend kam Gregor auf die Beine und wischte sich einen Klumpen Schlamm aus dem Gesicht. Der letzte Einschlag war verdammt nah gewesen. Im Stillen verfluchte Gregor seinen Vater. Warum hatte er nicht einfach alle Splittergruppen überzeugen können. Aber nein, natürlich waren einige sogenannte Hochgeneräle oder was für irrsinnige Namen sie sich sonst gegeben hatten, gegen die Einheit der Bruderschaft. Natürlich, dies hätte eine Schmälerung ihrer Macht bedeutet.
Wieder schlug eine Granate bei Gregors Schützengraben ein und er musste sich in den Dreck werfen um Splittern zu entgehen. Ein Mörser auf ihrer Seite antwortete, schien aber ebenfalls nur Schlamm und Dreck aufzuwirbeln, denn der Gegner feuerte weiter.
Gregor schüttelte den Kopf. Die Koalition seines Vaters hatte ganz Osteuropa als Verbündete gewonnen, aber je weiter man nach Osten vorstieß, desto schwieriger war es, die Leute zu überzeugen. Nun war man an einen Punkt gekommen, an dem Überzeugungskraft nicht mehr zu helfen schien. Gregor legte sein Impulsgewehr an und gab eine Salve auf die Feindlichen Stellungen am anderen Ende der Ebene ab. „So wird das nichts!“ murmelte er und lief geduckt zum provisorischen Kommandoposten dieses Abschnittes. Die GDI kümmerte sich derzeit nicht um diese Region. Nein besser gesagt, ihnen war das ganze Land hier scheißegal. Hier gab es nicht mal Tiberium, also auch kein Problem für die GDI. Mehr tat sie zum Glück nicht mehr. Antiterror Einsätze gab es nur in den sogenannten zivilisierten westlichen Ländern. Wenn es hier Kämpfe gab, wurden sie meist als Bürgerkriege deklariert. Trotzdem würde ein ausufernder Stellungskrieg, wie er hier gerade entstand, wohl das Objektiv des einen oder anderen Satelliten auf sich ziehen. „Mal sehn, was der Feldhauptmann dazu sagt,“ murmelte Gregor und betrat das große Loch, welches als Kommadoposten diente. Einst war das hier ein einsames Jägerhäuschen gewesen, aber nun standen nur noch die Kellerwände. Lehm und Dreck klebte überall, dennoch hatte sich der Feldhauptmann hier eingerichtet. Zwei dicke Betonplatten hatte man über die Kellerdecke in die Ruinen gelegt. Laut einiger Soldaten war es eine verdammte Plackerei gewesen, bis ein völlig veralteter Kran und zehn Mann die Betonplatten verlegt hatten. Große Haufen Sandsäcke sicherten die Kellerfenster. Einem direkten Treffer würde es wohl standhalten, aber ab dann sollte sich keiner mehr hier aufhalten, dachte Gregor. Seiner Meinung nach war dieser Kommandoposten eh zu auffällig. Wer verlegt schon Betonplatten zum Spaß mit einem Kran. Natürlich, die Front lag noch ein gutes Stück weiter, aber sollte der Feind die Mittel besitzen und ein größeres Geschütz aufstellen, dürfte dies hier sein erstes Ziel werden. Vielleicht war es wirklich gut, sich hier nicht lange aufzuhalten.
Der Feldhauptmann beugte sich über den Kartentisch. Auf ihr konnte man die Situation gut erkennen. Bisher waren sie zügig voran gekommen. Nur eine Splittergruppe hatte sie etwas aufgehalten, aber sonst war man auf wenig Widerstand gestoßen. Und bei Kane, die Bevölkerung hatte sie meist als Befreier gefeiert, denn die Machthaber, ob NOD Anhänger oder nicht, waren allesamt Tyrannen gewesen. So hatten sie die Krim befreit, waren als gefeierte Helden in Sevastopol einmarschiert, aber ab dort war es hart geworden. Sie waren über die Krimhalbinsel, am schwarzen Meer entlang weiter vorgestoßen. Aber ab Anapa, einer kleinen Hafenstadt, war man auf eine gar nicht bekannte Splittergruppe von NOD gestoßen. Die Bevölkerung war dem Gegner nicht unbedingt loyal, aber sie fürchteten sie und so kam man schwer voran. Das Oberkommando hatte sich in Anapa eingerichtet und das Ziel dieses Feldzuges festgesetzt. Etwa 65 Kilometer weiter lag die Stadt Novorossijsk, das Zentrum der Splittergruppe. Die Stadt besaß ebenfalls einen Hafen und hatte einen gewissen Stellenwert in dieser Region. So etwas wie eine Regionalhauptstadt, könnte man sagen. Nur eine große Straße führte zu dieser Stadt. Enge Gebirgspässe und ebenso enge Straßen behinderten den Vormarsch. Nun steckten sie etwa 30 Kilometer vor Novorossijsk in einer Ebene fest. Vor ihnen, 6 Kilometer weiter lag die Stadt Niznebakarskij. Sollte sie diese Stadt erobern, wäre der halbe Weg nach Novorossijsk geschafft. Aber der Gegner hatte sich eingegraben und es schien wenig Möglichkeiten zu geben, durchzubrechen. Das Tal war hier eng und die kleine Ebene war übersät von Gräben und Bunkern. Sogar einige Panzersperren waren vom Feind errichtet worden.
Gregor trat an den Tisch und salutierte. „Sir?“ Der Feldhauptmann sah auf und nickte. „Was gibt’s Panterre?“ Gregor wischte sich seine schmierigen Hände an seiner Uniform ab. „Sir, der Gegner belegt uns zur Zeit mit Dauerfeuer und wir haben nur zwei Mörser. Wir kommen nicht voran, wenn uns nicht ein paar Panzer abgestellt werden.“
Das Gesicht des Feldhauptmanns spannte sich an. „Sagen sie das nicht mir, sondern dem Oberkommando in Anapa. Die Panzerkräfte sind angeblich weiter nördlich bei Kievskoe gebunden. So bald wie möglich werden sie versuchen uns von Norden her zu entlasten. Das sagte man mir zumindest.“ Gregor runzelte die Stirn. „Kievskoe? Sir das ist aber noch ein ganzes Stück. Bis dahin haben die uns zu Klump geschossen.“ Der Feldhauptmann nickt nur und deutete auf die Karte. „Nehmen sie sich ihr hochgelobtes Team und versuchen sie die Stellungen zu umgehen. Die können gar nicht so viele Leute haben um die ganze Strecke von hier bis zur Küste ab zu decken. Irgendwo müssen die Lücken haben. Wenn sie da durch sind, möchte ich, dass sie die Versorgungsstraße nach Novorossijsk angreifen und so ihren Nachschub binden. Ein paar Minen auf der Straße und die haben bald nichts mehr womit sie schießen können. Dann können sie ja mal versuchen etwas Verwirrung in Niznebakarskij zu stiften. Ein paar Depots sprengen und so weiter. Sie wissen was ich meine. Das sollte auch einige Entlastung bringen und das Ganze auch leichter für unsere Panzer machen.“ Gregor betrachtete die Karte, dann seinen Datenblock und glich in Gedanken die Daten ab. Dann nickte er langsam. „Wird erledigt, Sir.“ Er salutierte und stampfte aus dem Keller.
CNN Special: „Der neue Bürgerkrieg im Irak“
„Guten Abend meine Damen und Herren. Wir werden in der kommenden Stunde über die aktuellen Ereignisse im Irak berichten. Im Anschluss an den Bericht werden wir die Gelegenheit haben mit General Solomon, Oberbefehlshaber der GDI Streitkräfte zu sprechen. Doch zuerst eine kurze Zusammenfassung der letzten Ereignisse.“ Brett Grown, exklusiv aus Kuwait.
„Es sind fast 30 Jahre vergangen seit die Bruderschaft hier ihren Feldzug begann, doch noch immer bestimmen Kriege und Aufstände das Bild. Nach der Niederlage der Bruderschaft von NOD schlossen sich eine große Anzahl von arabischen und afrikanischen Ländern, welche unter dem Regime der Bruderschaft gelitten hatten zu einem Staatenbund zusammen. Die sogenannte Association.
Allerdings kann man diesen Bund als sehr aggressiv bezeichnen. Immer wieder rügte die GDI ihr Vorgehen. Nun ist es wieder zu solch einem Konflikt gekommen. Auch die irakische Regierung hat vor einigen Monaten einem Beitritt zur Association zugestimmt. Dies geschah gegen den Willen der Bevölkerung und unter dem ständigen Druck der sogenannten Garde, einer Elitetruppe der Regierung. Dennoch kam es nach dieser Entscheidung zum offenen Aufstand. Die Lage wurden in den letzten Wochen immer schlechter für die Regierungstruppen. Rebellen kontrollieren die meisten Ölfelder und haben angeblich damit begonnen die Hauptstadt Bagdad einzukesseln. Aus diesem Grund hat nun die irakische Regierung um militärische Hilfe der Association gebeten. In dieser Stunde stehen mehrere Panzerbrigaden der Association am Tigris. Die Gefechte sollen sich um die Großstadt AlAmarah konzentrieren. Detaillierte Angaben über die Geschehnisse sind wegen der Nachrichtensperre nicht zu bekommen. Keine Partei lässt Reporter Kampfeinheiten begleiten. Die GDI greift derweil nicht ein. Einzige Reaktion war eine Protestnote und die Forderung die Konflikte friedlich zu lösen. Aus Fachkreisen ist diese Reaktion nicht überraschend. Angeblich hat die GDI für eine Intervention im Irak nicht die nötigen Truppen. Die wenigen Stützpunkte im Nahen Osten konzentrieren sich im Moment voll auf die Bekämpfung des Tiberiums. Einige Gerüchte lassen verlauten, dass die Kämpfe in der Region immer noch von NOD Splittergruppen angezettelt werden. Der Wahrheitsgehalt dieser Meldung wird allerdings bezweifelt. Wir halten Sie auf dem laufenden. Das war Brett Grown für CNN.“ „Wir haben nun im Anschluss an die Kurznachrichten die Gelegenheit mit General Solomon zu sprechen. Bleiben Sie also bei uns!“
„Hier ist Kent Greens von der Raumstation Philadelphia, dem GDI Hauptquartier. Neben mir sitzt General Solomon, Oberbefehlshaber der GDI Streitkräfte.“
Kent: „General, die GDI ist die größte Organisation der Welt und seit ihrer Loslösung vom UN-Sicherheitsrat wohl auch die Mächtigste. Ist dies keine Gefahr?“
Solomon: „Es wäre eine Gefahr wenn die GDI ein Regime begründen würde, aber wir halten uns strikt an Regeln. Wir sichern den Frieden soweit möglich und versuchen der Tiberiumbedrohung zu begegnen. Zu unserer Löslösung von der UNO möchte ich anmerken, dass dies der Beschluss des Rates selbst war um uns effizienter zu machen. Wir legen immer noch Rechenschaft ab und begründen jeden unserer Einsätze.“
Kent: „Die Finanzierung der Streitkräfte obliegt weites gehend ihnen?“
Solomon: „Ja, das Tiberium hat uns eine Einnahmequelle eröffnet und so können wir weitaus besser Problemen begegnen, da wir nicht auf Gelder einzelner Staaten angewiesen sind.“
Kent: „Kommen wir zu unserem aktuellen Thema, General. Was geht im Irak vor sich?“
Solomon: „Im Grunde ist es ein Bürgerkrieg. Zwei Parteien des Landes versuchen die Macht an sich zu reißen und die Ölvorkommen zu kontrollieren. Wir wissen schließlich alle wie wertvoll sie für die Weltwirtschaft sind.“
Kent: „Aber die Association greift inzwischen in diesen Konflikt offen ein. Schwere Verbände kämpfen laut einigen Berichten im Irak. Ist dies nicht mehr ein Stellvertreterkrieg?“
Solomon: „Stellvertreter von wem? Mag sein das die Association eine Partei unterstützt, aber es ist immer noch ein Bürgerkrieg.“
Kent: „Die Association ist eine geheimnisvolle Vereinigung. Niemand kennt ihren Vorsitzenden und meist handeln sie sehr irrational. Können sie uns näheres sagen?“
Solomon: „Dieser Staatenbund gleicht in vielen Punkten der Europäischen Union. Ein Staatenbund um wirtschaftliche Vorteile zu nutzen. Sie schützen ihren Vorsitzenden, da sie Angst haben, dass es in diesen unruhigen Zeiten Anschläge geben könnte.“
Kent: „Ist es normal für einen Staatenbund welcher wirtschaftliche Einigkeit und Vorteile anstrebt ihre Ziele im Bezug auf Ölressourcen mit Gewalt durchzusetzen?“
Solomon: „Ich möchte noch einmal betonen, der gegenwärtige Konflikt im Irak ist ein Bürgerkrieg, kein Eroberungsfeldzug. Die kulturellen Unterschiede dieser Region sind im Westen weitest gehend unbekannt. Religiöse Aspekte spielen hierbei ebenso eine Rolle wie der Streit der Staaten um Trinkwasser.“
Kent: „Es gibt Gerüchte, dass der genannte Staatenbund eine Ansammlung treuer NOD Staaten sei. Was sagt die GDI dazu?“
Solomon: „Dies ist absolut falsch. Die Bruderschaft von NOD besteht nicht mehr. Aber wie es heute auch immer noch Nationalsozialisten gibt, so gibt es auch Anhänger dieser Terrororganisation. In den letzten Jahrzehnten haben wir die größten Teile dieser Gruppen ausgelöscht. Es gibt keine geschlossene Gruppierung mehr, nur noch kleine Splittergruppen und diese haben keinen Einfluss auf Staaten.“
Kent: „Was werden sie aufgrund dieser Ereignisse tun?“
Solomon: „Zuerst werden wir versuchen zu vermitteln. Der diplomatische Weg muss immer zuerst gegangen werden.“
Kent: „Aber viele Seiten fordern einen Einsatz der GDI? Wie schnell können wir damit rechnen?“
Solomon: „Wir sind durch die von der UN verabschiedeten Weltordnungsresolution 3115 damit beauftragt, den Frieden zu sichern und wieder herzustellen falls er gefährdet ist. Auch mit Waffengewalt. Dennoch werden wir in den nächsten Monaten sicherlich nicht im Irak einmarschieren und dort mit Gewalt Frieden schaffen.“
Kent: „Liegt der Grund für dieses Zögern in der Unterbesetzung der GDI, von der man hört?“
Solomon: „Wir haben nicht mehr die Sollstärke wie gegen Ende des Tiberiumkrieges, das ist wahr. Viele Soldaten aus dieser Zeit wurden in den Ruhestand entlassen, aber wir haben erstklassige junge Nachfolger und sind daher für jedes Problem gerüstet.“
Kent: „Also werden sie auch das Problem mit dem Tiberium lösen?“
Solomon: „Das ist eine Frage an die Wissenschaft, ich bin ein Soldat.“
Kent: „Ich danke ihnen für die Einschätzung der Lage General Solomon.“
„Das war Kent Greens von der Raumstation Philadelphia, für CNN!“
Südlich von Al-Amarah
Die Sonne brannte gnadenlos auf die eingegrabenen Panzer nieder und marterte die Mannschaften im Inneren der Fahrzeuge. Mu-Berek wischte sich mit einem inzwischen grauen Tuch den Schweiß von der Stirn. Seine mechanische Hand surrte bei dieser Bewegung leise und erinnerte ihn wieder an seine Bestrafung durch Hassan. Ihm war für das Versagen bei dem Kommandounternehmen im Kongo die linke Hand abgeschlagen worden. Hassan hatte die Bestrafung eigenhändig durchgeführt.
Das war noch nicht all zu lange her und nun übergab Hassan ihm wieder ein Kommando. Er sollte den Feldzug im Irak leiten. Mu-Berek verzog das Gesicht säuerlich. Wie außerordentlich freundlich von ihm. Es gab nur eine Option für ihn, den Sieg. Sollte er hier abermals versagen, bedeutete dies seinen Tod, da war er sich sicher. Bis zum Tigris hatten seine Panzerverbände ohne große Verluste vorstoßen können. Doch nun standen sie an den östlichen Ufern des Tigris und fast alle Brücken waren gesprengt worden. Die Pioniereinheiten waren spärlich gesät und mussten nun erst angefordert werden. Nur hier, bei Al-Amarah war der Durchbruch gelungen, aber was hieß schon Durchbruch. Nun saßen sie einige Kilometer hinter Al-Amarah fest. Der Gegner hatte offensichtlich gerade rechtzeitig einige falsche Kommandeure ersetzen können und die neuen Befehlshaber schienen wesentlich effektiver zu arbeiten. Gestern hatten zusammengewürfelte Verbände aus alten Bradley und BMP-3 Panzern ihren Feldzug ins Stocken gebracht. Heute morgen hatten sie sogar einen Gegenangriff gewagt und hatten Mu-Berek gezwungen in die Defensive zu gehen. Sein Plan schnell nach Bagdad vorzustoßen war zunichte. Nun würde viel Blut im Wüstensand versickern, bevor eine Seite diesen Kampf für sich entschieden haben würde. Wieder wischte er sich über die Stirn und blickte über die langen Reihen von Panzern. Es war eine beachtliche Streitmacht aus BMP-3 Panzern, aber nun waren sie in die Defensive gezwungen und hatten sich in den Sand verkrochen. Einige Spähpanzer fuhren zwischen den Stellungen auf und ab und wirbelten eine Menge Staub auf. Mu-Berek lächelte und nickte. Sollte der Gegner nur fürchten, er würde noch heute zu einem Angriff ansetzten, das würde die Wachposten des Feindes ermüden. Mit einem leises Piepsen machte der Datenblock auf sich aufmerksam. „Oh wie schön, ich habe Post,“ murmelte Mu-Berek und schaltete das Display ein. Ein schlichter Text baute sich auf.
Bruderschaft von NOD: Hassan Association
Nachschubmeldung 413Mu-Berek-CABAL-EGYPT-X/2078/0312/7H
Ihrer Anfrage auf Lieferung der neuen Maulwurf-Panzer wird entsprochen. Der erste bemannte Verband wird in einer Woche in ihren Kommandobereich eintreffen. Der Verband besteht aus 25 Maulwurf-Panzer und 5 Versorgungsfahrzeugen. Zusätzlich werden ihnen zwei Trupps Cyborgs zur Verfügung gestellt.
Hassan Association, Kairo
Mu-Berek lächelte zufrieden und blickte auf die feindlichen Linien hinter den Dünen. „Bald schon,“ murmelte er, „bald werde ich in Bagdad sein!“
Eine Ebene südöstlich von Anapa
Gregor blickte von einem Hügel auf die Frontlinie hinab. Überall hoben ihre Truppen weitere Schützengräben aus und befestigten Anhöhen. Man richtete sich auf einen Stellungskrieg ein. Ab und zu schlug eine Granate auf einer Seite ein und die Soldaten antworteten aus ihren Gräben mit einer oder zwei Salven aus ihren Gewehren. Er schüttelte den Kopf und dachte kurz daran, was nur vier oder fünf Marder Panzer hier anrichten könnten. Die vereinzelten Panzersperren würden sie nicht lange aufhalten und die Soldaten in den Gräben schon gar nicht.
Gregor zog ein letztes mal an seiner Zigarette und warf sie dann in den Schlamm zu seinen Füßen. Er atmete nach einigen Sekunden den inhalierten Rauch aus. Ein Krieg wie dieser war geradezu prädestiniert um sich schlechte Angewohnheiten anzueignen dachte er und stampfte den noch glühenden Zigarettenstummel mit den Stiefel tief in den Schlamm. Gregor drehte sich um und kletterte den Hügel hinab. Es wurde Zeit sein Team zusammen zu suchen und aufzubrechen.
In einem Depotzelt saßen Philipp, Samuel und Chris auf leeren Kisten und lauschten Gregors Erklärungen. Er wies auf eine Karte, die er an einer großen Kiste befestigt hatte. „Tja, ich hab ne tolle Neuigkeit für Euch. Unser holder Feldhauptmann hat uns befohlen, die feindlichen Stellungen zu umgehen und die Versorgungsstraße zwischen Novorossijsk und Niznebakarskij ein wenig zu verminen,“ sagte Gregor und lächelte. Samuel hob leicht den Kopf. „Nett, wo wir doch so’ne ganze Kompanie dabei haben. Ist der noch ganz bei Trost?“ Gregors Grinsen wurde noch breiter. „Hab ich gesagt, dass ich fertig bin? Wir dürfen dann als Bonbon noch nach Niznebakarskij und uns dort erholen. Sprengung einiger Depots eingeschlossen.“ Phillip stöhnte auf und stand auf. „Ach, ich glaube ich bin morgen krank,“ bemerkte er trocken.
„Ich denke das wird dir nicht viel bringen mein Freund. In einer Stunde geht’s los. Also packt Eure Sachen und nehmt anständig Minen und C-4 mit,“ sagte Gregor. Phillip blickte zu Samuel und Chris, diese nickten nur, dann drehten sie sich um und hoben die Hand. „Sir?“ Gregor rollte die Augen. „Was?“ Phillip setzte ein Grinsen auf: „Sir, ich muss leider vermelden, dass die gesamte Truppe an plötzlichem Durchfall leidet.” Gregor lachte: „Oh schön, dann brauchen wir gar keine Giftgasdrohnen mitnehmen.“ Die Drei grinsten und verließen murmelnd und fluchend das Zelt. Gregor stellte sich vor die Karte und studierte einige Details. Die kleinen Späße konnten nicht über die Gefahr hinweg täuschen. Dieser Einsatz war mehr als gefährlich, im Grunde konnte es zu einem Selbstmordkommando werden. Allein das Fehlen ihres Führungsoffiziers Terag war schon ein großes Manko. Nach den Grundregeln für den Ausfall eines Offiziers, musste der älteste Soldat des Trupps das Kommando übernehmen. In diesem Fall war das Gregor, was aber nicht viel bedeutete. Er war gerade mal mit einigen Monaten mehr auf dem Buckel der Älteste. Im Stillen verfluchte er seinen Vater und dessen Adjutanten Sander, für die Abkommandierung von Terag. Bei diesem Einsatz und gerade in diesem Gelände wäre Terag wirklich das Beste gewesen was ihnen hätte passieren konnte. Aber er war auf irgendeiner anderen Mission und erfüllte einen Auftrag für seinen Vater. Na danke, dachte er und zündete sich eine Zigarette an. Das würde seine Letzte für längere Zeit sein. Er war sich sicher, dass er im Feld keiner Zeit hatte, zu rauchen. Vermutlich wäre das auch nicht sehr ratsam gewesen. Das glühen einer Zigarette konnte man sehr weit sehen und auf so eine Gelegenheit warteten die feindlichen Scharfschützen gerade zu. Erst gestern Nacht hatte das zwei Soldaten das Leben gekostet. Samuel steckte ein zweites Magazin für sein M16 Impulsgewehr in den Gürtel und zog diesen dann nochmals fest. „Ich glaube das wird hart werden,“ sagte er zu Chris und schaute grimmig drein. Chris, als Funker der Truppe schob einen frischen Speicherchip in seinen Datenblock und nickte stumm. Einige Zeit starrte er auf sein Display und betrachtete die taktische Karte, dann schaute auf. „Das wird mehr als hart. Wir müssen weiter südlich eine Lücke finden und über die Ebene kommen. Dann geht’s bergauf durch den Wald. Wird bestimmt lustig, selbst wenn da nur einige wenige Patrouillen wären, aber ich glaub’ ja mehr, dass wir auf richtig schöne Bunker und einen befestigen Bergkamm stoßen.“ Phillip packte einige Minen in seinen Rucksack und kontrollierte noch einmal die Sicherungen der Zünder. Dann zog er die Riemen des Rucksacks fest zusammen und warf ihn sich über die Schulter. „Wo ist Gregor?“ fragte er dann. Chris steckte seinen Datenblock in eine spezielle Tasche an seinem Kampfanzug und antwortete: „Der Herr Panterre holt gerade das C-4 für das Feuerwerk.“ „Als Sohn von Kasian, sollte er einfach mal bei Daddy anrufen und ne zusätzliche Division Panzer bestellen oder nicht?“ meinte Samuel. Phillip schaute säuerlich. „Na seitdem er uns erzählt hat, wer sein Vater ist, sind solche Witze ja an der Tagesordnung. Ich glaub leichter hatte er es bestimmt noch nicht. Eher das Gegenteil. Der einzige Sohn des großen Kasian. Also darauf könnt ich verzichten.“ Samuel nickte. „Stimmt, war auch mehr auf das hier bezogen. Schon seltsam, warum schickt Kasian seinen Sohn auf solche Missionen?“ Phillip zuckte die Achseln. „Vielleicht will er einen gut ausgebildeten Soldaten als seinen Sohn und nicht irgendein verhätscheltes Muttersöhnchen.“ „Das wird es wohl sein,“ sagte Chris und rammte ein Magazin in sein Gewehr. „Wollen wir?“ Phillip verzog den Mund. „Ooohh nichts lieber als das meine holde Maid.“ Chris grinste breit. „Sack!“