Kapitel 4
Südlich von Al-Amarah, 3 km hinter der Frontlinie
Müde blickte Faisal auf den ausgearbeiteten Plan und rieb sich wieder die Augen. Er hatte die ganze Nacht getüftelt und Szenarien durchgespielt, doch nun war er sich sicher, das bestmögliche Ergebnis erzielt zu haben. Ein weiterer Blick zeigte ihm, dass auch sein Tee leer war. Eine neue Kanne aufzusetzen lohnte nicht mehr, beschloss Faisal und speicherte den Plan für die Gegenoffensive noch einmal zur Sicherheit auf einem zweiten Datenträger. Natürlich hatte man ihnen im theoretischen Teil der Ausbildung Lektionen in Taktik verpasst, aber nie waren sie ausführlich auf solche Probleme vorbereitet worden. Wozu auch? Sie waren schließlich nur Soldaten, Schlachten zu planen überlies man den Generälen. Im Normalfall, jedenfalls, dachte Faisal. Sein Vorgesetzter im Feld hatte den Auftrag ihm übertragen. Er selbst wollte sich wohl nicht damit herumschlagen und lieber die Truppen im Feld kommandieren. Eine kluge Entscheidung wie Faisal fand. Einen Schlachtplan konnte dank der Hilfe der Cabal-Computer relativ gut berechnet werden. Den Programmierern des Cabal-Betriebssystems war es zu verdanken, dass Cabal ihn bei seinen Planung unterstützt hatte. Mit genügend Zeit konnten sogar unausgebildete Soldaten einen Plan entwerfen. Vielleicht stammten die Grundrisse von Cabal noch aus den Zeiten Kanes, dachte Faisal. Damals hatte Kane viele Terrorgruppen und Bauerntölpel, die es sein wollten für seine Zwecke benutzt. Er hatte sie angeblich, so erzählten es die Soldaten, mit Waffen und Technik ausgestattet und überall auf der Welt gegen die GDI gehetzt. Die ersten Versionen von Cabal waren wahrscheinlich schon damals zur Berechnung von Anschlägen und Angriffen benutzt worden.
Faisal trank den letzten Schluck Tee und schüttelte diese Gedanken ab. Kane gab es nicht mehr und nun herrschten Andere über die Reste von NOD. Sie wurden nicht wie Kane von einer Vision angetrieben, sondern von purer Machtgier. Aber das würde sich ändern, dachte Faisal und blickte auf seinen Schlachtplan. Mit Kanes Willen, mit seiner Entschlossenheit und seinem Mut konnten sie die Bruderschaft wieder vereinen. Dann würden sie seine Vision ausführen, da war er sich sicher.
Er trat aus seinem Zelt und steuerte auf einen der Kampfbuggys zu, die immer noch ihren Dienst für NOD verrichteten. Natürlich waren es nicht mehr die selben Fahrzeuge wie im großen Tiberiumkrieg, aber das Modell und die Ausrüstung war die Selbe geblieben. Nur die Maschinenkanone auf dem Fahrzeug war gegen eine Impulskanone ausgetauscht worden. Schnell zuschlagen und wieder verschwinden, dachte Faisal und lächelte. Jene Tugend hatte die Bruderschaft von NOD die letzten 30 Jahre der GDI Verfolgung überleben lassen und eben diese Taktik hatte Faisal bei seinem Plan berücksichtigt. Er nickte dem Fahrer zu und stieg auf den Sitz mit dem Geschütz im hinteren Teil des Fahrzeuges. „Zum Feldhauptmann und zwar schnell!“
Während der Buggy durch die Wüste zum derzeitigen Kommandoposten rauschte, ging Faisal nochmals den Schlachtplan durch. Nun gut, dachte er. Der Gegner hat schwere Geschütze in Stellung gebracht, aber sie haben wenig Munition, das ist sicher, denn sonst hätten sie uns längst zu Klump geschossen. Der Grossteil der Panzer war eingegraben worden, wenn auch nicht komplett. Um ein möglichst großes Maß an Mobilität zu bewahren hatte der Gegner seine Panzer hinter Sandwällen eingegraben. So waren sie besser geschützt und hielten die Stellung effektiver. Aber sie konnten sich im Notfall auch schnell zurückziehen, da sie nach Hinten keine Sandwälle aufgeworfen hatten. Ein Manko jedes Panzerregimentes oder wie auch immer der Gegner seine Abteilung nennen mochte, war der Mangel an Infanterie. Dies war immer der wunde Punkt der Stahlkolosse gewesen. Die Späher hatten nur von vereinzelten MG-Nestern zwischen den Stellungen der Panzer berichtet. Es gab keine durchgehenden Gräben mit Schützen darin. Der feindliche Feldhauptmann versuchte dies mittels Schützenpanzern und Kampfbuggys zu kompensieren, welche er etwas versetzt hinter Front patrouillieren lies. Faisal nickte, seinen Gedanken zustimmend. Die Schwachstelle konnte er unmöglich mit den wenigen Schützenpanzern und Buggys kompensieren und dies würden sie ausnutzen. Eine komplette Offensive wäre Selbstmord, das war sicher, aber wenn genügend Infanterie die Linien knacken konnten und nach Suwaylim durch kamen, dann hatte der Feind ein echtes Problem. Feinde im Rücken und eine lückenhafte Linie. Er würde sich wahrscheinlich zurückziehen. Zumindest hoffte das Faisal, immerhin war er kein General. Sein Plan zeigte einen Weg durch die feindlichen Linien. Späher hatten die Abstände zwischen den Patrouillen halbwegs beobachtet und eine Lücke in der Linie gefunden. Die Übertragung von Feindpositionen mittels der Datenblöcke machte es möglich. Dort hätte der feindliche Feldhauptmann besser ein MG-Nest gesetzt, aber vielleicht waren ihm die Truppen ausgegangen. Er war auf einen Blitzkrieg eingestellt gewesen. Wahrscheinlich hatte er geplant schnell vorzupreschen und Bagdad zu befreien, ohne sich lange aufzuhalten. Nun, dachte Faisal, beinahe wäre es ihm auch gelungen. Zurück zum Plan besann er sich, während sie über eine Düne holperten.
Drei Züge aus je zehn Soldaten sollte in diese Lücke stoßen und hindurchschlüpfen. Sie würden den Befehl erhalten sich hinter den feindlichen Linien zu verteilen und so viele Panzer zu sprengen wie möglich. Die Ausrüstung dazu hatten sie, denn letztendlich waren die Panzer gegen einen Angriff eine einzelnen Soldaten hilflos. Jedenfalls in diesem Fall. Alle Augen würden auf die Front gerichtet sein. Ein Mörserangriff etwas entfernt würde sie ablenken und so konnten die Soldaten Sprengladungen an den Panzern anbringen. Diese würden dann zeitgleich gezündet werden und eine Bresche in die feindliche Linie schlagen. Kurz nach den drei Zügen, welche die Panzer vernichten sollten, würden sechs weitere Züge versuchen so weit wie möglich in Richtung Suwaylim vorzurücken. Sie würden es wahrscheinlich zu Fuß nicht bis zur Stadt schaffen, aber sie waren nötig um Minenfelder ausfindig zu machen und den Weg frei zu räumen. Denn sobald die Panzer in die Luft flogen würden die wenigen Reservetruppen durch die Lücke stoßen und Suwaylim einnehmen. Ihm standen dafür zehn schwere Panzer zu Verfügung. Sieben Schützenpanzer und eine Horde von Kampfbuggys, zwanzig an der Zahl. Ihnen würden noch sieben Truppentransporter mit ebenso vielen Zügen Soldaten folgen. Für mehr Soldaten war nach dem Beladen von Munition und Ausrüstung kein Platz gewesen. Aber wichtig war nicht direkt die Zahl der Soldaten sondern ihre Ausrüstung. Panzerfäuste und Minen würden ihre Waffen sein um Suwaylim zu halten.
Der Kampfpanzer holperte wieder über eine Düne und machte einen Satz durch die Luft um dann scharf abzubremsen. Vor ihnen stand ein Kommandowagen begeleitet von einem Schützenpanzer. Faisal stieg aus dem Buggy und begab sich auf den Wagen zu. Zeit, meinen Plan dem Feldhauptmann zu unterbreiten, dachte er.
Deutschland, Ein Gefangenlager in der Zentral-Höhle der Koalition
Yeremi blickte wieder zur Höhlendecke. Es war unglaublich, immer wieder wenn er sich hier umblickte. Trotz der langen Zeit, in der er schon hier war, schien es ihm immer noch unglaublich was geschaffen worden war. Eine ganze Stadt war in einer Höhle untergebracht worden. Eine ganze Basis der Bruderschaft von NOD. Er begriff zwar immer noch nicht was hier vor sich ging, aber eines war ihm klar. Der Vater von seinem Freund Gregor war der Herr dieser Basis. Nach den Ausmaßen der Basis zu schließen war er wahrscheinlich noch mehr. Gregors Vater hatte sie gefangen genommen und hier her gebracht. Aber von Gregor hatte Yeremi bisher nichts gesehen. Einmal war ein Offizier, er hieß Sander, vorbei gekommen und hatte sich nach ihm erkundigt. Aber auch er hatte auf die Fragen der Gefangen nicht geantwortet.
Immer wieder fragte sich Yeremi, warum Gregor ihn hier nicht rausholte. Sein Blick schweifte zu der großen Zitadelle in der Mitte der Höhle. Wie eine stützende Säule ragte sie empor. Von dort aus kommandierte Gregors Vater Kasian wohl NOD, dachte er. Aber konnte Gregor nicht ein gutes Wort für ihn einlegen? Oder war er ein fanatischer NOD Anhänger geworden. Schon in den Tagen, als sie noch in ihrem kleinen Tal gewesen waren, hatte Gregor ab und zu verlauten lassen, dass er die Ziele und Visionen der Bruderschaft gut fand. Das hatte regelmäßig zu Diskussionen geführt, aber meist hatte man es dann dabei belassen. Nun fragte sich Yeremi, ob Gregor wohl schon für NOD kämpfte. Tötete er GDI Soldaten. Der Vater von Yeremi war ein solcher GDI Soldat gewesen. Aber zum Zeitpunkt ihrer Gefangennahme war er nicht im Tal gewesen. Man hatte ihn sozusagen zurück geholt und als Augenzeuge der Erstürmung des Tempels von NOD in Sarajevo einem Expertenteam zugeteilt. Was tat er nun, fragte sich Yeremi. Suchte sein Vater nach ihm, oder arbeitete er immer noch in den Trümmern des Tempels und man hatte ihm überhaupt nichts von der Gefangennahme gesagt?
Nein das glaubte er nicht. Sein Vater würde außer sich vor Wut sein. Wahrscheinlich war er wieder den regulären Streitkräften der GDI beigetreten und hatte ein Kommando übernommen. So wie er es immer aus den Tagen des Tiberium Krieges erzählt hatte. Sicherlicht suchten sie bereits nach ihnen und diese Tunnel sollten doch auch nicht so schwer zu finden sein. Bei ihrer Gefangennahme hatte er einen Blick darauf werfen können und war regelrecht erschrocken gewesen. Es schien ein ganzen Tunnelsystem unter Deutschland zu geben. Dicke, breite Tunnels in welchen seltsame Fahrzeuge Güter und Truppen transportieren konnten.
Im Grunde unglaublich, aber diese Tunnels waren genauso Realität wie diese Stadt unter der Erde. Wieder wanderten seine Gedanken zu Gregor und er fragte sich, ob sein Freund ihn vergessen hatte.
Am Fuß der Bergen südwestlich von Niznebakarskij
Sie hatten die Stellung auf dem Bergkamm unbeschadet hinter sich gelassen. Es schien ihnen als ob sie noch nicht entdeckt worden waren, denn sie hatten keinen Alarm gehört. Sie waren auch nicht von feindlichen Truppen verfolgt worden. Inzwischen waren sie weit genug entfernt um sich darüber keine Gedanken mehr zu machen. Sie waren weit hinter den feindlichen Linien und etwa einen Kilometer und zwei Hügel weiter verlief der dunkle Streifen, welcher die Versorgungsstraße nach Niznebakarskij bildete. Der Weg bis zur Straße war relativ gut zu passieren. Der Wald endete hinter ihnen und nun erstreckte sich ein Tal vor ihnen. Gregor machte sich ein Bild von dem Verlauf der Straße und plante das weiteres Vorgehen mit seinen Kameraden. Er wies mit der Hand auf die Straße im Tal. „Wir müssen eine gute Stelle finden um unsere Minen auszulegen, damit der Nachschub auch länger unterbrochen ist,“ stellte er fest. Samuel nickte. „Oder wir wandern neben der Straße entlang nach Niznebakarskij und legen auf dem Weg immer ein, zwei Minen. Also alle paar Kilometer. So haben sie echt lange zutun.“ Gregor schüttelte den Kopf. „Ne, das geht nicht. Wir brauchen die Straße ja später selbst und auch wenn wir die Minenstandorte kenne, dauert es ewig bis wir die Straße dann wieder frei haben. Außerdem haben wir nicht genügend Minen.“
Chris studierte seinen Datenblock und deutete dann auf die angezeigte Karte. „Wie wäre mit den zwei Kurven hier. Die liegen etwas auseinander, was nützlich sein kann. Der erste Laster, der um die Kurve rauscht, lernt fliegen und dann werden sie jeden Zentimeter absuchen müssen. Aber sie werden nichts finden. Erst hinter der nächsten Kurve und wenn wir Glück haben sind sie dann schon wieder nachlässig oder sie haben es eilig mit dem Nachschub.“ Gregor nickte zustimmend. „Könnte klappen. Wie weit ist das von hier entfernt?“ Chris blickte auf seinen Datenblock. „Drei Kilometer bis zur ersten Kurve, dann noch mal zwei bis zur zweiten Kurve.“ Gregor hob die Hand. „Ok, Abmarsch.“
Sie setzten sich in Bewegung und marschierten am Rand des Waldes in Richtung ihres Zieles. Im Tal unten bahnte sich derweil ein kleiner Konvoi von Lastern seinen Weg. Gregor beobachtete die Bewegungen des Konvois genau. Sie konnten es sich nicht leisten entdeckt zu werden. Der Konvoi selbst war nicht sehr gut bewacht, wie Gregor feststellte. Zwei Kampfbuggys hatten die Führung, gefolgt von fünf Lastern. Der erste Laster war modifiziert und hatte eine Art Drehturm mit einem festen Maschinengewehr. Ein Schütze saß in dem offenen Turm und schwenkte sein Gewehr ab und zu lässig von einer Seite zur Anderen. Die restlichen Laster waren unbewaffnet und mussten sich auf den Schutz ihrer Begleiter verlassen. Ein alter Schützenpanzer bildete den Schluss. Nach einigem Überlegen konnte Gregor auch den Typ des Schützenpanzers identifizieren. Zumindest glaubte er es, denn dieser Typ Schützenpanzer wurde nicht mehr produziert. Es schien ein Panzer aus deutschem Fabrikat zu sein, ein Marder. Diese Panzer waren bis etwa 2019 produziert worden, glaubte Gregor sich zu erinnern. Ab und zu blieb eben doch etwas aus der trockenen Theorie über Erkennung feindlicher Fahrzeuge hängen, dachte Gregor und lächelte. Anscheinend hatte der Feind nicht all zu viele Transportfahrzeuge, denn selbst der Marder war außen über und über mit Kisten und Fässern beladen, die man festgezurrt hatte. Die Fässer waren eindeutig mit Diesel gefüllt und die Kisten schienen Munition zu beherbergen. Im Grunde sehr nachlässig, dachte Gregor. Ein einziger Schuss genügte um den Schützenpanzer in die Luft zu jagen. Wozu dann noch Geleitschutz abstellen, fragte er sich. Aber trotz der Versuchung, den Konvoi auszuschalten, entschied sich Gregor dagegen. Die zwei Kampfbuggys und der MGLaster konnten durchaus eine Gefahr werden, wenn sie seinen Trupp aufs Korn nahmen. Er glaubte zwar nicht, dass die Buggys tief in das Gelände vorstoßen konnten, da es hier recht steil zuging, aber im Gegenzug hatten sie auch keine schweren Waffen bei sich. Also würden sie den Konvoi ziehen lassen und dem nächsten Konvoi eine nette Überraschung bereiten. Gregor freute sich bereits darauf.
N-TV – 21 Uhr – „Das Thema“
„Willkommen meine Damen und Herren. Heute in „Das Thema“: Die Tiberiumseuche. Ist Deutschland noch zu retten?
Um diese Frage zu klären, werden wir uns mit dem Tiberium Experten des Max-PlanckInstitutes Prof. Dr. Friedrich Hohenstein unterhalten. Die GDI Pressesprecherin für den mitteleuropäischen Raum Ute Trendiski steht uns ebenfalls Rede und Antwort und wird uns erklären, wie die GDI der Tiberiumseuche entgegenwirken will. Doch zuerst ein Bericht von Thomas Grenz über die letzten Jahre im Tiberium-Deutschland.
„Ist Deutschland noch zu retten? Diese Frage stellte sich der Bundestag letzte Woche wieder einmal in einer außerordentlichen Sitzung. Anlass zur äußersten Sorge bereiten die immer größeren Tiberiumfelder in einigen Regionen Deutschlands. Dabei begann alles ganz anders. Im Jahre 1992 schlug ein Meteorit am italienischen Fluss Tiber, bei Rom auf, der die Wissenschaft der Welt in Aufruhr versetzte. Bis heute gibt es Gerüchte über ein abgestürztes Raumschiff an dieser Stelle. Aber die GDI beteuert, dass es ausschließlich ein kleiner Meteor gewesen sein. Dennoch war die Wirkung dieses Steins auf die Welt immens. Wissenschaftler untersuchten Fragmente des Materials und entdeckten eine Art von kristalliner Lebensform. „Im Grunde verhält es sich wie Unkraut“, hatte Dr. Moebius, führender Tiberium Forscher einmal gesagt. Nach bisherigen Ergebnissen bildet sich aus den kleinen Kristallen, es genügt ein Splitter in der Größe von etwa einem Zentimeter, eine Art von Wurzelknollen. Dieser Hybrid aus Pflanze und Kristall breitet dann ein Wurzelgeflecht über einen Radius von etwa einem Quadratmeter aus. Wie andere Pflanzen entzieht das Tiberium dem Boden Mineralstoffe um sich zu versorgen. Aber Tiberium geht in diesem Punkt einen Schritt weiter und saugt jegliche Mineralstoffe aus dem Boden und wandelt die überschüssigen Mineralien in grüne Kristalle um. Diese Kristalle fungieren sozusagen als Sporen oder Samen. Die äußerst wertvollen Kristalle können so neue Wurzelknollen bilden, sobald das Kristall auf irgendeine Art und Weise mit dem Erdboden in Kontakt kommt. Aber dies ist nicht die einzige Ausbreitungsart des Tiberiums, wie sich in den letzten Jahrzehnten gezeigt hat. Die Wurzelknollen bilden unter der Erde Ableger. Die Knolle bildet an den Enden ihrer Wurzelflechten neue Knollen und so erwächst in kürzester Zeit ein Tiberumfeld. Das Tiberium birgt aber neben seinem äußerst großen Nutzen für die rohstoffgewinnende Industrie, auch sehr große Gefahren. Das Tiberium schädigt bei Einatmung nachhaltig die Lungen und Blutgefäße. Durch längere Einwirkung von Tiberium kann es auch zu Mutationen kommen. Inzwischen bildet sich sogar in manchen Ländern wie Südamerika eine Bevölkerung aus Mutanten heraus, welche man als autonomes Volk bezeichnen kann. Die Auswirkungen sind ebenfalls in der Pflanzen- und Tierwelt zu beobachten. Tiberium gelingt es, Pflanzen als Sporenträger zu verwenden. So entstanden in kürzester Zeit Abarten wie der Tiberiumbaum. Ein Aufragendes Gewächs, mit den selben Eigenschaften wie normales Tiberium, aber mit einer großen Sporen Ausschüttung und einem weitaus größeren Radius. Pferde mutierten zu sogenannten Tiberiumteufeln und tragen nun Kristalle auf den Rücken, welche sie sogar abschießen können. Ein wirklich erschreckendes Resultat. Allerdings sind viele Experten der Meinung, dass sich die Seuche Tiberium einzig und allein durch die Terroristen der Bruderschaft von NOD so weit ausbreiten konnte. Berichten der GDI zufolge haben Anhänger der Bruderschaft, verblendet von der Demagogie ihres Anführers, große Landstriche mit dem Tiberiumsporen bepflanzt um die Visionen ihrer Sekte zu erfüllen. Durch diese Verbreitung in aller Welt konnte die Seuche nie effizient eingedämmt werden, oder auf einen Kontinent begrenzt werden.
Anlässlich erneuter Meldungen über das Wuchern von fast zwanzig neuen Tiberiumfeldern in den Bundesländern fragen sich Experten, wie sich die Seuche auf bisher unberührte Regionen ausbreiten konnte. Der Abgeordnete Graf Karl von Hohenfalk, FDP, gab zu bedenken, dass die Vermutung, ein weiterer terroristischer Akt sei für die Seuchenausweitung verantwortlich, nahe läge. Der Tiberium Beauftragte der CDU sprach bereits von einer neuen verblendeten Serie von Terrorakten, ewig gestriger NOD Anhänger und kritisierte die Regierung, nichts gegen diese Extremisten zu unternehmen.
Ob es nun tatsächlich Extremisten sind, die das Tiberium ausbreiten oder ob das Kristall selbst eine neue Möglichkeit der Ausbreitung gefunden hat, ist unklar. Eins ist jedoch sicher, das Gesicht Deutschlands wird nie mehr so sein wie vor dem Jahre 1992!
Das war Thomas Grenz für N-TV“
„Willkommen zurück im Studio, meine Damen und Herren. Bei uns nun die Expertenrunde zu diesem Thema. Der mehrfach ausgezeichnete Tiberium Experten des Max-Planck-Institutes Prof. Dr. Friedrich Hohenstein und die GDI-Pressesprecherin für den mitteleuropäischen Raum Ute Trendiski. Guten Abend. Beginnen wir doch mit ihnen Frau Trendiski und gehen auf die im Bericht angemerkten Vermutungen ein. Hat die GDI Grund zur Annahmen, eine neue Sekte vom Kaliber der Bruderschaft von NOD oder eben diese selbst, verbreitet das Tiberium?
Trendiski: „Ich kann diese Vermutungen nicht ganz abstreiten, denn auch die GDI geht solchen Hinweisen seit einigen Monaten nach. Aber bisher haben wir keinerlei Hinweise gefunden, dass jemand die Verseuchung künstlich vorantreibt.
NTV: Dann ist es also vermutlich eine natürliche Tiberiumausweitung? Professor Hohenstein, was sagen Sie?
Hohenstein: Nun man sagt niemals nie in meinem Fachbereich. Das Tiberium wird von manchen meiner Kollegen als regelrecht einfallsreich bezeichnet. Aber unsere Untersuchungen haben keinerlei neue Übertragungsarten aufgezeigt und daher möchte ich mich vorwagen und behaupten, diese neuen Felder, vor allem das Feld südlich von Berlin, welches ich selbst beobachte, ist mit Sicherheit künstlicher Natur.
Trendiski: Das können Sie so aber nicht in den Raum stellen, Herr Professor. Wir wollen hier keinen neuen Hexenwahn provozieren. Fakt ist, dass niemand sich sicher sein kann, wie diese neuen Ausbreitung zu Stande kam. Ich möchte nochmals betonen, die Anzeichen sprechen nach GDI Untersuchungen absolut gegen eine geplante Anpflanzung der Kristalle.
Hohenstein: Sie können aber doch wohl kaum behaupten eine große Anzahl von Tiberium Kristallen habe sich aus unerklärliche Weise in entlegenste Gebiete bewegt und dort an äußerst günstigen Stellen zu wuchern begonnen?
Trendiski: Das will ich nicht behaupten, aber noch ist nichts bewiesen ….
Hohenstein: Bewiesen ist es sehr wohl. Aber die GDI nimmt Studien von unabhängigen Instituten nicht an und somit betreibt die GDI Desinformation!
NTV: Sie sagen also die GDI vertuscht etwas? Etwa ein neues Aufflammen der Kämpfe gegen NOD?
Hohenstein: Nein nicht direkt, aber zumindest behindert die GDI viele meiner Kollegen bei eigenständigen Forschungen in diesem Bereich. Außerdem werden Forschungsergebnisse meiner Kollegen in der Regel in Frage gestellt um sie in Misskredit zu bringen.
Trendiski: Das ist eine unerhörte Unterstellung! Die GDI tut alles um dem Tiberium Einhalt zu gebieten!
NTV: Äh danke Frau Trendiski. Wir sprechen uns gleich nach der Werbepause wieder. Dann geht es um die Arbeitsweise der GDI und erste Lösungsansätze … Bleiben Sie dran!
Deutschland, Die Forschungslabors in der Zentral-Höhle der Koalition
Adjutant Sander marschierte an den Wachposten vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Natürlich hielten sie ihn auch nicht auf. Jedem in der großen weiten Höhle war das Gesicht von Sander bekannt. Als rechte Hand ihres Anführers hatte er uneingeschränkten Zugang zu allen Anlagen, ohne sich in irgendeiner Form ausweisen zu müssen. Im Grunde war dies eine der höchsten Ehren in der Bruderschaft. Ein Vorgesetzter traute im Regelfall niemandem, schon gar nicht der Nummer zwei in der eigenen Organisation. Aber Sander hatte sich diesen Posten verdient und er war äußerst loyal. Ihm würde im es nicht einmal im Traum einfallen, sich gegen Kasian zu stellen. Sie hatten ein gemeinsames Ziel. Die Einheit der Bruderschaft hatte höchste Priorität, außerdem diente Sander wesentlich lieber und besaß somit keinerlei Ambitionen auf Macht.
Bevor er die letzte Türe zu den neuen Forschungslabor mit der vielsagenden Bezeichnung „Projekt Tafel“ passieren konnte, wurde er dann doch von einer Wache aufgehalten. Der Soldat baute sich vor Sander auf und zwang ihn anzuhalten. Man konnte dem Soldaten direkt ansehen, dass er wusste mit wem er es zutun hatte, aber er schien ein sehr korrekter Soldat zu sein. Nun, dachte Sander verärgert, damit musste man leben, wenn man ein sicheres Labor haben möchte. „Weisen Sie sich bitte aus, Sir“ bat der Soldat. Sander schaute ihn säuerlich an und baute sich auf. Das gelang ihm mit seinen 1,90 Meter recht gut und auch in diesem Fall blickte der Soldat eingeschüchtert an ihm hinauf. Aber es war schließlich der Job des Soldaten und daher drückte er seine Handfläche auf eine Glasplatte und lies sie dort einige Sekunden verweilen. Dann blickte er in ein kleines Okular oberhalb der Glasplatte, was ihm mit seinen 1,90 Meter einige Mühe bereitete. Sander entging nicht, dass die Wache dies mit einem Hauch von Genugtuung beobachtete. Von dem Okular gingen dünne rote Strahlen aus und tasteten das Auge von Sander ab. Nicht nur die Iris wurde überprüft, sondern auch die Oberfläche der Augen, welche ebenfalls bei vielen Menschen unterschiedlich waren. Ebenso wurde anhand der kleinen pulsierenden Adern im Auge festgestellt, dass dem Okular nicht ein totes Auge vorgehalten wurde. Schließlich musste man jegliche Möglichkeiten ausschließen und solche Aktionen wie eine Kontaktlinse oder gleich den ganzen Augapfel entfernen und vor die Kontrolle halten, hatte schon vor über 30 Jahren eine Menge Romanautoren beschäftigt. Nach einigen Sekunde war das Abtasten abgeschlossen und die Daten abgeglichen.
Eine Lampe, welche in die Labortüre eingelassen war wechselte von rot auf grün. Eine Stimme ertönte aus einem versteckten Lautsprecher: „Treten Sie ein Adjutant Sander!“ Dies lies Sander leicht zusammenfahren. Die Computerstimme war neu eingebaut worden, nach dem man das interne Cabal-Netzwerk um einige Programme aufgerüstet hatte. Hoffentlich waren die anderen Updates in Sachen Leistung genauso erfolgreich gewesen, dachte er. Aber er kam zu dem Schluss, dass gerade diese Updates wohl die benötigte Leistung gebracht hatten um die Tafeln weiter zu übersetzen. Aus keinem anderen Grund war er nämlich hier her geeilt. Der Projektleiter Karjiditsch, ein Serbe, erwartete ich bereits hinter der Türe, als sich diese zischend öffnete. Der Serbe war wie viele andere Wissenschaftler mehr oder weniger ein Gefangener hier. Trotz des großzügigen Aktes von Kasian, der ihn aus einem GDI Lager hatte befreien lassen, war der Mann nicht vollkommen loyal zur Koalition. Sander verstand seine Beweggründe nicht, aber der Serbe war schon immer ein undurchschaubarer Mensch gewesen. Die Übersetzung der Tafeln beschäftigte ihn nun schon sehr lange Zeit und er befasste sich damit, als ob es kein Morgen geben könnte, aber das änderte nichts daran, dass er sich oft ungehorsam zeigte und auch schon so manchen Verstoß gegen die Vorschriften begangen hatte. In solchen sensiblen Bereichen konnte man dies natürlich nicht dulden, dachte Sander. Andererseits, vielleicht war der Serbe auch nur exzentrisch. Karjiditsch straffte sich etwas, als Sander eintrat. Der Serbe war ebenfalls nicht gerade klein und Sander überragte ihn nur um ein paar Zentimeter. Man sah ihm seine slawische Abstammung auf den ersten Blick an und stellte so einen seltsamen Gegensatz zu Sander da, den man im Ausland sicherlich als den typischen Deutschen beschrieben hätte. Es war wirklich schade, wie sehr Menschen andere Mitmenschen auf diese wenige Äußerlichkeiten reduzierten, stellte Sander in Gedanken fest. Aber die Geschichte lastete auf jeder Nation, besonders natürlich auf Deutschland. Es war nun hundert Jahre her, dass Deutschland in seine schwärzeste Zeit hinein trudelte und den letzten großen Weltkrieg vor dem Tiberiumkrieg entfachte. Hundert Jahre hatten kaum etwas geändert an den Ansichten vieler Menschen, dies bedauerte Sander sehr, allein wenn man sich im Hauptquartier von Kasian umsah, wurde man eines Besseren belehrt. Internationaler konnte es kaum gehen. Selbst die GDI, als multinationale Truppe, mochte Schwierigkeiten haben mit der internationalen Geschlossenheit der Bruderschaft von NOD mitzuhalten. Das war Kanes Vision, dachte Sander und nickte dem Serben zu. „Nun was gibt es? Fortschritte?“
„Ja das kann man sagen. Ich denke, ich habe die Tafel nun vollständig übersetzt,“ antwortete Karjiditsch und wies auf einen großen flachen Bildschirm an der Wand. Über diesen wanderten in kurzen Abständen Schriftzeichen und wurden vom Computer erfasst. Dieser ordnete sie dann dem aktuelle Alphabet zu und in einem kleinen Fenster am unteren Rand des Bildschirms sah man, wie der Computer die Schriftzeichen zu einem vollständigen Text zusammen setzte.
Karjiditsch ging auf den Bildschirm zu und deutete darauf. „Das neue Computerprogramm ist wirklich wesentlich effizienter. Ich lasse gerade alles noch mal übersetzen um die früheren Übersetzungen zu überprüfen. Nicht, dass uns ein Fehler unterlaufen ist und wir verstehen dann einen Zusammenhang falsch,“ führte er aus. Sander runzelte die Stirn. „Ist der Übersetzung abgeschlossen? Kasian wird sich sicherlich dafür interessieren.“ Der Wissenschaftler nickte und ging zu seinem Arbeitsplatz. „Noch eine Minute, dann ist der Computer fertig. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht so schnell mit ihnen gerechnet.“ Sander lächelte kurz dann stellte er sich hinter den Wissenschaftler und blickte auf den Bildschirm. In diesem Augenblick wurden die letzten Zeilen des Textes übersetzt und zauberten dem Wissenschaftler ein zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht. Auch wenn Sander dies nicht sehen konnte, erkannte er es doch an der Haltung des Wissenschaftlers, dass sie nun etwas Großes vollbracht hatten.
„Drucken sie mir einmal aus, die Daten kommen in den Computerkern. Im Labor bleiben keinerlei Daten bestehen, ist das klar?“ befahl Sander. Der Wissenschaftler nickte. „Einen Moment bitte, ich gebe den Druckauftrag.“
Kurze Zeit später summte der Drucker am Arbeitsplatz von Karjiditsch und spuckte einige Seiten aus. Sander griff danach und überflog sie. „Das ist nicht nur eine Aufzeichnung über eine Rede oder?“ Der Wissenschaftler nickte wieder. „Der erste Teil, den wir ja schon länger übersetzt haben, ist tatsächlich eine Rede. Ich möchte behaupten sie stammt von Kane, auch wenn wir nicht wissen wie dies auf einer so alten Tafel der Fall sein kann.“ Er schwieg einen Moment und ergänzte dann. „Zumindest vom wissenschaftlichen Standpunkt gesehen. Kane ist für uns gestorben und er wird wiederkehren, da sind wir uns schließlich alle einig.“ „Kane lebt im Tode,“ bestätigte Sander die Ausführungen des Wissenschaftlers. Dann blätterte er zu den letzten vier Seiten und blickte auf unendliche Reihungen von Einsen und Nullen. „Ist das ein Druckfehler?“ fragte er. Karjiditsch verneinte. „Dies ist korrekt übersetzt, ich weiß aber nicht was es sein soll.“ Sander runzelte die Stirn. „Einsen und Nullen, dass sieht mir nach einem Computerprogramm aus,“ vermutete er. Egal wie weit der Fortschritt sie gebracht hatte, immer noch basierten Computer und ihre Programme auf dem Prinzip von Einsen und Nullen. Richtig und Falsch, um es zu übersetzten. Aus diesen Reihung von Einsen und Nullen, setzte der Computer seine Aktionen zusammen, das funktionierte heute genauso wie vor 60 Jahren, als die ersten richtigen Computer aufgekommen waren. Sander zuckte die Achseln. „Stellen sie mir fest was das ist. Ich bringe den Ausdruck zu Kasian.“ Der Wissenschaftler nickte und machte sich an die Arbeit. Zu diesem Zweck verfolgte er zuerst seine These, die er gerade aufgestellt hatte. Vielleicht handelte es sich um eine Form von Koordinaten und würden den Weg zu etwas weisen. Aber auch die Vermutung des Adjutanten behielt er im Hinterkopf und nahm sich vor diese in den nächsten Tagen einmal zu überdenken.
Sander verließ die Laboreinrichtungen und setzte sich in einen der Transportwagen, die man in der Höhle einsetzte. Ihm stand zwar auch ein Jeep zur Verfügung und im Grunde hätte er den Weg allein zurück legen können, aber er zog es vor, sich fahren zu lassen. Das hatte allerdings nichts mit irgendwelchen Allüren oder etwas ähnlichem zutun, sondern machte es Sander schlicht möglich, sich Akten und Dokumente auf der kurzen Fahrt zur Zitadelle kurz anzusehen. Einer der Gründe warum Kasian ihn so schätzte, war die Tatsache, dass er ihm viel Arbeit abnahm und über alles Bescheid wusste, um Kasian als Berater zur Verfügung zu stehen. Natürlich benötigte man für solche Vorbereitungen Zeit und die nahm sich Sander durch solche Dinge wie einen Fahrer. Auch in diesem Fall gab er dem Fahrer des kleinen Wagens die Anweisung zum Hauptquartier zu fahren und vertiefte sich in die nun vollständige Übersetzung der Tafel. Es dauerte keine Minute bis Sander wieder aufblickte und tief einatmete. Nach einer kurzen Pause entfuhr im ein lauter Fluch. Wieder blickte er auf die Papiere und murmelte: „Bei Kane, das ist eine absolute Katastrophe!“