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C&C Fan Fiction – Drei Skorpione

Kapitel 6

Deutschland, In den Privaträumen von Kasian

Der Blick auf die Höhle war wie immer erstaunlich und faszinierend. Überall unterhalb der Zitadelle wurde emsig gearbeitet und alle arbeiteten um des einen Zieles willen. Die Vereinigung der Bruderschaft. Alle diese Soldaten, Techniker und Arbeiter glaubten an ihren Anführer, welcher sie aus der dunklen Zeit der GDI Okkupation leiten sollte. Dieser Anführer bin ich, dachte Kasian und wand seinen Blick von dem großen Panoramafenster in seinen Privatgemächern ab. Schweigend lies er seinen Blick durch den großen Raum gleiten. Dies waren zwar seine Privatgemächer, doch ein großer Arbeitstisch dominierte den Raum und zeigte deutlich, dass die Arbeit immer voran hatte. Dennoch hatte er nie darauf verzichtet seine Arbeitsräume geschmackvoll einzurichten. Ein schönes Bild oder eine Skulptur aus antiker Zeit lies Kasian immer sehr entspannen, wenn er von seiner Arbeit aufblickte und sich ihnen zu wand. Aber in diesem Moment wollten die Kunstwerke, welche die Wände zierten ihn absolut nicht entspannen und so ging er wieder zurück zu seinem Schreibtisch um sich nochmals den Bericht seines Adjutanten zu betrachten. Er lies sich in dem breiten, schwarzen Sessel nieder und nahm den Computerausdruck in die Hände. Es war, als würde es ihm ein großer Tiberiumklumpen im Hals stecken, aber er las den übersetzten Text der alten Steintafel nochmals durch. Vorwort:

Kane sprach in seiner großen Rede vor den Brüdern im Tal der Mihraj von den großen Dingen, die da kommen sollen, auch wenn es noch lange dauern mag. Von magischen Pflanzen welche Gold und Edelsteine aus der Erde ziehen werden und die Welt verändern wird, wie wir sie kennen. Die Bruderschaft würde sich dieser Pflanze annehmen und sie verbreiten über die ganze Welt. Diese Prophezeiung soll uns leiten, wie Kane sagte. Hiermit will ich SEINE Worte wiedergeben und an unsere Brüder und neuen Jünger weitergeben. Sereg Rut’, Kerubim
„Brüder! Es wird eine Zeit kommen, in der die Bruderschaft nicht im Geheimen ihre Taten für das Wohl aller Völker vollbringt. Ein göttlicher Fingerzeig wird vom Himmel kommen und uns etwas schenken. Ein Kristall, schön wie Smaragd und doch kein Edelstein. Das wundersame Kristall. Die grünen Diamanten welche auf dem Wiesen und in den Bäumen wachsen werden, ist unsere Zukunft. Wie eine Pflanze das Wasser aus dem Boden ziehen kann, wir es auf magische Weise, Gold und Edelsteine aus dem Boden ziehen können. Es wird es zu jenen grünen Kristallen geformt sein. Dieses Kristall wird die Zukunft beherrsche meine Brüder. Ja Brüder und Wir werden mit ihm herrschen. Verbreitet es meine Brüder, sobald es unter uns ist“.

Kasian rieb sich die Stirn und nickte. „Ja soweit haben wir die Tafel übersetzt. Ich war ein Narr als ich glaubte die Prophezeiung Kanes auszuführen, obwohl ich nur einen Teil des Textes kannte. Warum habe ich nur die Verbreitung des Tiberiums anordnen lassen.“ Er fluchte laut und blickte dann auf die neuen Passagen der Übersetzung.
„Ja Brüder! Wir werden die Überbringer dieses Geschenkes sein und es auf der Welt verbreiten. Die Welt wird dankbar unsere Führung annehmen. Wir werden eine Welt des Friedens und des Wohlstandes schaffen. Wir, die Bruderschaft werden die Welt leiten! Aber … aber meine Brüder, ich muss Euch warnen! Denn das grüne Kristall ist nicht ungefährlich. Es mag ein Geschenk sein, aber es muss kontrolliert werden. Viele Dinge haben zwei Seiten. Denk an Janus, den Gott mit den zwei Gesichtern. An eine Münze. Auf der einen Seite sein Wert, auf der anderen das Bild eines Tyrannen. Genauso hat auch das Kristall zwei Seiten. So kann es Euch töten wenn Ihr es berührt ohne Euch zu schützen. Auch kann es wie Unkraut wuchern und alles verschlingen was auf dieser Welt unter der Sonne lebt. Aber meine Brüder. Wir werden es kontrollieren und zum Wohle aller Völker, aller Königreiche und Staaten einsetzen können. Denn wir werden einen magischen Stein besitzen und mit jedem werden wir das Kristall kontrollieren. Der Stein nennt sich Tacitus und wird ein Teil des Himmelsgeschenks sein. Bringt den Tacitus in den Besitz der Bruderschaft und WIR WERDEN ÜBER DIE WELT HERRSCHEN, BRÜDER!
Kasian sank in seinem Sessel zusammen. Er hatte zugelassen, dass sich das Tiberium ausbreiten konnte. Schon auf der Tafel stand, es würde sich wie Unkraut ausbreiten und das hatte es auch getan. „Verdammt, bei Kane,“ fluchte er leise. Nun plagten ihn sein Gewissen. Wenn er das Tiberium also nur für die Bruderschaft richtig nutzen konnte, hatte er viel Schaden angerichtet. Tausende Menschen würde wegen seines Fehlers sterben, rief ihm sein Gewissen immer und immer wieder ins Gedächtnis. „Ja,“ murmelte er, „es ist eine andere Sache, unschuldige zu töten, als Soldaten in eine Schlacht zu schicken.“
Erschöpft vergrub er das Gesicht in seinen Händen und suchte nach einer Lösung. Natürlich, er hatte nur versucht sie von der GDI zu befreien und die Bruderschaft zu vereinen. Doch nun hatte er großes Unheil angerichtet und dessen war er sich mehr als nur bewusst. Aber nicht nur die Menschen, welche nun unter seinem Fehler zu leiden hatten, machten ihm zu schaffen. Was würde geschehen wenn diese Nachricht an seine Verbündeten drang? Er würde die Verbreitung des Tiberium stoppen müssen, da war er sich sicher, aber das würde auch viele zum nachdenken bringen. In der Bruderschaft blieb im inneren Zirkel, also in den höheren Kreisen der Führung, nichts lange geheim. Bald schon würde seine Widersacher davon Wind bekommen und es gegen ihn verwenden. Es ging also in mehrfacher Hinsicht um darum, den Schaden zu begrenzen.

Kasian stand wieder auf und lief auf und ab. Eine Lösung würde sich finden, dachte er, aber schon nach wenigen Sekunden konnte er nur noch an die Menschen denken, welchen er das Tiberium vor die Haustüren gesetzt hatte.
Das Surren in der Kommandozentrale war im Grunde ein dauerhafter Begleiter wenn man hier Dienst tat und man gewöhnte sich schnell daran es zu ignorieren. Aber an diesem Tag konnte Adjutant Sander es aus irgend einem Grund nicht ignorieren. Es nervte ihn regelrecht und so litt seine Konzentration. Zum Glück endete seine Schicht in einigen Minuten und dann würde ein andere Offizier die Leitung der Kommandozentrale übernehmen.
Sander rieb sich die Augen und fragte sich woran es wohl lag, dass er so gereizt war. Natürlich konnte es dafür nur eine Erklärung geben und genauso wie Sander derzeit das Surren nicht aus seinem Gehör verdrängen konnte, musste er auch immerzu an die Übersetzung der Tafel denken.
Sie hatten einen großen Fehler gemacht, stellte er zum tausendsten Mal fest und fragte sich wie wohl seine Rolle in dieser Tragödie war. Sicherlich hätte ein anderer sein Gewissen beruhigen können, schließlich hatte er Kasian mehrmals gewarnt und große Zweifel angemeldet. Aber das sanderische Gewissen schien dies nicht zu beeindrucken, schlimmer noch, er hörte immer zu in seinem Kopf ein und den selben Gedanken. Du hättest es verhindern können. Du hättest es verhindern können.
Hättest, hättest, hättest, dachte Sander im Streitgespräch mit seinem Gewissen. Aber er hatte an Kasian geglaubt, denn bisher hatte er und sein Intuition sich noch nie geirrt. Doch nun war dies nicht mehr so. Was würde nun geschehen, fragte er sich. Es konnte gut sein, dass die Koalition um Kasian zusammenbrach wenn dies bekannt würde. Oder viel schlimmer, Hassan könnte die Situation ausnutzen und die absolute Macht erringen.
Es war lange her, seit er sich einmal wirklich nach dem Ende seiner Schicht gesehnt hatte. Schließlich war dies seine Lebensaufgabe und er hatte sonst wenig anderes. Er hatte sich vollkommen den Zielen von Kasian verschrieben und folgte ihm schon seit den Anfängen. Doch heute wollte sich sein Interesse nicht auf die Bildschirme lenken lassen und auch die Berichte aus den einzelnen Bezirken, unterirdischen Basen und andere Meldungen überflog er nur kurz. Wieder blickte er auf die Uhr an der Wand. In diesem Augenblick drang ein leiser Gong durch alle Lautsprecher und kündigten das Ende der Schicht an. Sander begab sich ohne zu zögern zu den Aufzügen und verließ den Kommandoraum. Viele ungläubige Blicke folgten ihm und konnten kaum glauben wie der Adjutant sich heute verhielt. Schon wenige Stunden später waren die ersten Gerüchte im Umlauf und die Höhle hatte ein neues Gesprächsthema.

CNN-News

„Guten Tag, meine Damen und Herren. Unser erstes Thema in den Nachrichten, der Bürgerkrieg an am schwarzen Meer. Schon vor einigen Wochen entbrannte auf der Halbinsel Krim selbst ein kurzer und blutiger Bürgerkrieg und endete mit dem Sturz der dortigen Regierung. Die neu installierte Regierung hat bereits Wahlen angekündigt und scheint tatsächlich Anstrengungen zu unternehmen eine funktionierende Demokratie zu errichten. Nun scheint sich diese Bewegung auf den Nachbarstaat Krijecsk ausgeweitet zu haben. Diese kleine Volksrepublik östlich der Krim leidet schon lange unter dem brutalen Regime einer kleinen Oberschicht. Nun hat der Bürgerkrieg auch auf diesen Staat übergegriffen und etwa die Hälfte des Landes soll sich schon in den Händen der Rebellen befinden.
Wie man aus verschiedenen Berichten entnehmen kann handelt es sich hier nicht um typische Rebellen. Beobachter sprechen von großen Kampfverbänden und sehr professionellem Vorgehen. Das Regime von Krijecsk hat bisher keine offizielle Stellungnahme zu dem Bürgerkrieg gemacht, aber Satellitenfotos zeigen eine schwer umkämpfte Frontlinie bei einer der größeren Städte des Landes.
Die wenigen Beobachter der Region schließen eine Beteiligung des Krim Staates nicht aus. Immer wieder wird berichtet, dass große Konvois die Grenze überqueren und die Rebellen offensichtlich mit Truppen und Material versorgen. Woher die Truppen stammen kann nur gemutmaßt werden.

Fachleute prophezeien dem Krijecsk Regime ein baldiges Ende, denn die Rebellen verfügen nach aktuellen Satellitenfotos sogar über Panzerverbände, allerdings wird befürchtet, das Regime könnte sich in einem blutigen Massaker von den Mitbürgern verabschieden. CNN Anfragen bei der GDI, ob eine Intervention geplant wird, wurden noch nicht beantwortet. Allerdings wies die GDI darauf hin, dass es sich hier um einen Bürgerkrieg handle und die GDI zur Befriedung innerstaatliche Konflikte ein Mandat des Staates selbst benötige. Nur bei kriegerischen Akten zwischen Staaten habe die GDI sofortiges Eingriffsrecht. Wir halten Sie natürlich weiterhin auf dem Laufenden.
Unser nächstes Thema beschäftigt sich mit dem 24. Tiberium Fachkonferenz in Genf…..“

Ein Kilometer südlich von Niznebakarskij, auf einem Hügel

Der Zoom des Fernglases zeigte Gregor eine kleine Stadt mit vielleicht fünftausend Einwohnern. Aber für so eine eher beschauliche Stadt war eine Menge los, fand er und beobachtete viele Kleinaster und Jeeps welche zwischen verschiedenen Gebäuden verkehrten. Nun diese Stadt war schließlich der Dreh- und Angelpunkt der Feindabwehr. Hier wurden die Konvois entladen und das Material an die Frontabschnitte verteilt. Hier ruhten sich die Soldaten nach einer oder zwei Wochen an der Front aus und setzten ihr Material instand. Gregor lächelte, als er das Gelände mit den Treibstoffvorräten fixierte. Leise murmelte er: „Zeit für Euch, zu lernen, was es heißt während des Fronturlaubs Stress zu bekommen.“ Er setzte das Fernglas ab und blickte zu seinen Leuten, welche hinter ihm im Unterholz warteten. „Wie viel C-4 haben wir dabei?“ fragte er mehr um nochmals sicher zu gehen. Natürlich hatte er die Bestandslisten vor dem Abmarsch eingesehen, aber man wusste ja nie. Nichts konnte schlimmer sein, als inmitten eines Einsatzes plötzlich die wichtige letzte Sprengladung zu vermissen. Samuel kontrollierte das Marschgepäck und zählte alle C-4 Sprengladungen durch. „Da wir nur mit leichten Gepäck reisen müssen, haben wir nur acht Ladungen.“ Gregor nickte und bestätigte somit die in seinem Gedächtnis verankerte Zahl. „Das wird auch so reichen. Ich würde vorschlagen wir teilen uns auf und sprengen an zwei Orten. Schade das wir keine genauen Daten bekommen haben. Aber das was ich bisher gesehen habe deutet nicht auf starke Bewachung hin. Chris und Samuel, ihr werdet diesen Sendemast im östlichen Teil der Stadt hoch jagen. Der Funkmast hat wahrscheinlich eine wichtige Aufgabe bei der Koordinierung der feindlichen Truppen.“ Phillip lächelte und fiel Gregor ins Wort. „Oder der kleine Herrscher dieser Republik lässt dort die neuesten Erfolge seiner Truppen verkünden.“ Gregor nickte und lächelte. „Egal, dann ist es genauso ein Ziel für uns. Phillip, du wirst mit mir dieses Treibstofflager im Norden einen Besuch abstatten. Wir wollen doch mal sehen wie sie ohne Sprit zurecht kommen. Bei Einbruch der Dunkelheit brechen wir auf.“

Über die kleine Pause waren alle Vier froh und die Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit wurde zum ausspannen genutzt. Sie waren seit dem Überschreiten der feindlichen Linien ohne große Pausen marschiert und langsam machte sich dauerhafte Ermüdung breit. Einzelne Späße und die üblichen lockeren Sprüche täuschten nur schwach darüber hinweg. Die meiste Zeit saßen alle schweigen an einen Baum oder Stein gelehnt und streckten die Beine von sich. Phillip griff als erster in sein Gepäck und machte sich über die Feldrationen her. Allerdings hielt sich seine Begeisterung in Grenzen und er aß die Ration nur, weil diese laut Packung „alle wichtigen Nährstoffe, für den Soldaten im Felde“ enthielt. Gregor tat es ihm nach einiger Zeit gleich und zog eine Plastikpackung mit irgendeinem FleischNudelgericht heraus. Der Hersteller hatte wohl weißlich das Gericht nicht benannt, man hätte es eh nicht identifizieren können, dachte Gregor und zog an einer kleinen Lasche. Diese löste in der doppelwandigen Verpackung eine chemische Reaktion aus und erhitzte die Mahlzeit mehr oder weniger.

Nach diesem Festmahl begaben sich alle auf Beobachtungsposten und nahmen die Stadt ins Visier. Zu ihrem Glück lag Niznebakarskij auf einer flachen Ebene und man konnte von diesem Hügel sehr gut in die Stadt hinein sehen. Gregor war bei erreichen des Hügels mehr als überrascht gewesen keinen Wachposten vorzufinden, aber offensichtlich hielt der Feind diese Region für sicher.

Bei der Beobachtung konnten sie zwei Patrouillen ausmachen, welche im Uhrzeigersinn in ihren Jeeps um die Stadt kreisten. Ansonsten gab es eine sichtbare Wache am Funkturm und mehrere Wachtürme an den Depots. Leider war der Feind in der Stadt nicht so nachlässig, aber man bekam eben nicht alles umsonst, dachte Gregor. Zumindest schien ihre Minenblockade immer noch Erfolg zu haben, denn auf ihrem Weg entlang der Straße nach Niznebakarskij war kein Konvoi die Straße nach Norden gefahren. Nur einmal war ein Jeep nach Süden gefahren, wahrscheinlich um nach den überfälligen Konvois zu schauen.

Ägypten, Kairo – Im Palast von Hassan

Nach dem letzten Schluck schleuderte Hassan sein Glas entnervt auf den Boden und erhob sich von seinem Sessel. Die Staatsgeschäfte machten in manchmal rasend, wenn die Horde von Speichelleckern und Bittstellern sich um ihn versammelte. Wieder hatten sie über die trivialsten Probleme mit ihm sprechen wollen, als ob er für alles sofort eine Lösung parat hätte. Aber für den heutigen Tag hatte es ein Ende den Vorsitzenden des Staatenbundes Association zu spielen. Natürlich war es ein raffinierter Schachzug gewesen, die von ihm kontrollierten Marionettenstaaten auch vor der Welt zu vereinen, aber es brachte auch viel mehr Arbeit mit sich. Doch Hassan war sich sicher, so konnte er wesentlich besser verschleiern, dass all diese Staaten in Wirklichkeit der Bruderschaft treu ergeben waren. Für heute war es zu Ende und Hassan zog sich in seine Gemächer zurück. Er blickte um sich und erkannte wieder einmal, dass er fast wie ein König herrschte. Die Vorzimmer zu seinem Arbeitszimmer und den Schlafgemächern waren mit prunkvollen Säulen ausgeschmückt, teure Teppiche bedeckten die Wände und der Marmorboden glänzte ehrwürdig unter seinen Füßen. Drei seiner jungen Konkubinen kamen aus einem Seitengang auf ihn zu und lächelten ihn an. Aber für solche Dinge hatte er jetzt noch keine Zeit. Er schüttelte nur den Kopf und ging auf die große Türe zu seinem Arbeitszimmer zu.

Die richtige Zentrale und das Hauptquartier lagen natürlich tief unter seinem Palast, aber hier liefen die Fäden ebenfalls zusammen. Während die Offiziere im Hauptquartier die Nachrichten filterten und bewerteten, erreichten ihn hier oben in seinem Arbeitszimmer nur die wichtigsten Meldungen und taktischen Daten. Schließlich hatte er ein kleines Reich zu regieren und konnte sich nicht mit Einzelheiten herumschlagen.

Er stieß die schwere Eichentüre auf und betrat das Arbeitszimmer. Sofort zog ihn sein großer taktischer Tisch an und er betrachtete die Weltkarte mit seinen Territorien. Der Tisch war eine korrekte Nachbildung der Taktiktische in Kanes Tempel von NOD. Ein großes Display war in den Tisch eingelassen und zeigte die neusten taktischen Daten an. Vom kleinsten Frontabschnitt bis hin zur Gesamtlage. Hassan trat an den Tisch und gab einige Befehle auf der Konsole ein. Drei Sekunden später verwischte das Bild der Weltkarte und wurde durch die Karte des Irak ersetzt. Rote Linien wurden eingeblendet und zeigten die Frontlinie seiner Truppen.

Noch immer hatten sie keine wesentlichen Fortschritte gemacht und waren sogar ein wenig zurück geschlagen worden. Aber nachdem er die Truppenstärke seiner Stoßarmee überschlagen hatte war er sich sicher, dieser Rückschlag konnte nur von kurzer Dauer sein. Diese Aufmüpfigen Besahi NOD hatten auf Dauer keine Chance und bald würden sie sich ergeben müssen.

Hassan strich über seine Gewand, er trug solche prunkvollen Gewänder wesentlich lieber als die langweiligen schwarzen Uniformen der Bruderschaft. Für offizielle Anlässe für die Verbündeten wurde zwar die Uniform erwartet, aber ansonsten trug er lieber etwas anderes. Zum Glück rätselte die Weltpresse immer noch wer nun genau Präsident oder Anführer der Association war. Zwar schwebte der Name Hassan im Raum, aber niemand konnte Beweise entdecken und so hatte er zumindest vor dem Ausland etwas Ruhe. Leider war die GDI ja nicht gewillt die großen und wichtigen Nachrichtensender unter ihre Kontrolle zu bringen. Hassan bedauerte diesen Punkt sehr und nahm sich vor noch einmal mit General Solomon darüber zu sprechen. Sollte der alte Mann nur glauben, er hätte in ihm einen Werkzeug für die GDI gefunden, er verfolgte seinen eigenen Pläne. Die Unterstützung der GDI, besser gesagt ihr wegsehen, ermöglichte es ihm immer größere Teile der Bruderschaft unter sein Kommando zu stellen und bald würde er über die gesamte Bruderschaft herrschen. Er, Hassan würde es sein, welcher die GDI niederwerfen würde. Aber bis es dazu kommen konnte, gab es noch viel zutun und so begann Hassan die Berichte seiner Untergebenen durch zu gehen. Die ersten Berichte waren mehr oder weniger Uninteressant befand Hassan. Mit Berichten über die einzelnen Verwaltungsgebieten mochte er sich nun wirklich nicht genauer befassen, für solche Aufgaben bezahlte er einen ganzen Stab von Beratern. Wobei bezahlen wohl der falsche Ausdruck war. Er sorgte dafür, dass sie ausreichend versorgt waren, mehr musste er nicht tun. Alle seine Soldaten und Untergebenen glaubten an seine Vision und sie glaubten an die Bruderschaft. Sie kämpften und arbeiteten aus Überzeugung und nicht um des Geldes Willen. Während er so in seinen Gedanken schweifte fiel sein Blick auf den nächsten Bericht und sogleich konzentrierte er sich nur noch auf das Display.
„Ein Bericht aus Deutschland?“ fragte er halblaut sich selbst und öffnete die Datei. Hassan las den Bericht ein erstes Mal und schaute ungläubig. Erst nachdem er den Spionagebericht ein zweites Mal gelesen hatte begann er zu lächeln. „Ich wusste diese Tafeln würden die Bruderschaft beeinflussen,“ murmelte er, „aber ich dachte nicht, dass sie mir helfen würden die Koalition um Kasian zu zerschlagen.“
Noch ein drittes Mal las er den Bericht und sog jede Einzelheit in sich auf. Kasian hatte sich laut diesem Bericht geirrt und hatte fälschlicher Weise Tiberium in seinem Einflussbereich verteilt. Die Ausbreitung hatte die Zivilbevölkerung zurückgetrieben und so auch den GDI Einfluss geschwächt. Sie hatten viele Basen verlegt und die Bevölkerung evakuiert. Aber Kasian hatte einen letzten nicht übersetzten Teil des Tafel nicht beachtet und so seine Pläne ins wanken gebracht. Die Tafel warnte vor der Verbreitung des Tiberiums ohne den Einsatz eines Geräts oder etwas ähnlichem. Der Spion bezeichnete es als Tacitus, aber Hassan wusste damit nicht viel anzufangen.

Hassans Gedanken überschlugen sich und er begann einen Plan zu entwerfen. Er erinnerte sich an die Rede von Kasian und murmelte: „Die Metapher mit den Skorpionen war wirklich gut gewählt, mein Freund. Drei Skorpione kämpfen um die Bruderschaft. Die Besahi, Kasian und ich, aber wir wissen alle wer diesen Kampf gewinnen wird und Kasian wird schon bald spüren was es heißt von einem Skorpion gestochen zu werden.“

Irakische Frontlinie, Ein Kilometer vor Al-Amarah

Eine weitere Welle von Mörsergranaten wühlte den Sand am Stadtrand von Al-Amarah auf. Eines der flachen sandgelben Häuser wurde getroffen und eine große Explosion riss die Hälfte der südlichen Wand heraus. Vier Soldaten flohen aus dem getroffenen Haus und liefen so schnell sie konnten in die Richtung von Ersatzschützengräben. So brandete der Kampf nun schon seit gestern Nacht hin und her. Einmal gelang es den Truppen der Besahi vorzustoßen, ein anderes Mal brachen die Truppen Hassans fast durch die feindlichen Linien. Es war eine Pattsituation entstanden nachdem die Besahi NOD Suwaylim eingenommen hatten. Von dort beschossen sie nun den Feind in den Vororten von Al-Amarah. Inzwischen brannten die gesamte südliche Stadt und dicke Rauchschwaden verdunkelten den Himmel. Der Verlust von Suwaylim hatte den Truppen von Hassan schwer zu gesetzt und die neuen Linien waren geschwächt durch den Verlust fast eines Drittels aller Panzer. Diese Spezialkommandos der Besahi hatten ganze Arbeit geleistet als sie die feindlichen Panzer für den Durchbruch der eigenen Truppen gesprengt hatten. Nun standen sich auf beiden Seiten hauptsächlich Fußtruppen gegenüber. Aber den Besahi gelang es nicht in den Vororten Fuß zu fassen. Immer wieder wurden sie zurückgetrieben, aber im Gegenzug hielten sie auch ihre Linien vor der Stadt verbissen.

Die Lage schien wirklich nicht gut, grübelte Mu-Berek, wäre da nicht sein Trumpf. Sein Trumpf bewegte sich derzeit über den Tigris. Eigentlich hätte dieser Verstärkungstrupp schon gestern Morgen die Front erreichen sollen, aber die wenigen Brücken, welche sie hatten erobern könne, trugen die schweren Maulwurfpanzer nicht. Eine Pioniereinheit hatte erst eine Pontonbrücke errichten müssen. Wertvolle Zeit war durch dieses Hindernis vergeudet worden, aber nun würde sein Trumpf, insgesamt 25 Maulwurfpanzer und zusätzlich zwei große Trupps Cyborgs, doch eintreffen.

Mu-Berek betrachtete eine Karte auf dem wackeligen Tisch in seinem Kommandoposten. Der Keller hatte inzwischen noch mehr Risse erhalten, als er bei seinem Einzug besessen hatte. Sollte der Beschuss noch viel länger dauern, würde er sich ein neuen Posten suchen müssen. Gestern Nacht waren zwei Granaten in das Haus über ihm eingeschlagen und hatten das Haus fast völlig zerstört.

Er ging in Gedanken noch einmal die Verteilung der neuen Truppen durch. Zwei zehner Gruppen Maulwurfpanzer würden hinter den Häusern am Stadtrand in Stellung gehen. Die restlichen fünf Maulwurfpanzer sollten sich verteilen und eingraben. Dies würde in dem höchst unwahrscheinlichen Falle eines Fehlschlages genügen Rückhalt geben um die Front zu halten. Es durfte auf keinen Fall geschehen, dass er über den Tigris zurückgetrieben wurde, dann würde er wirklich festsitzen und alles war zuende. Die zwei Trupps der willenlosen, aber extrem starken Cyborgs würden hinter den Maulwurfpanzer gegen die feindliche Front anrennen. Mu-Berek ging davon aus, dass sie die Schützengräben und Stellungen des Feindes einnehmen würden, während die Panzer bis nach Suwaylim stoßen konnten. Doch bevor die Offensive starten konnte würde es noch etwas dauern und um diese Zeit sinnvoll zu nutzen, befahl er über Funk seinen wenigen schweren Geschützen die Linien der Besahi mit Dauerfeuer zu belegen. Sollten sie ruhig wissen, dass sie bald einen Angriff zu erwarten hatten, es würde ihnen nichts nutzen. Morgen um diese Zeit würde er wieder in Suwaylim sein und wenn der Angriff gut lief, würde er die letzte große Verteidigungsarmee der Besahi vernichtet haben.

Ägypten, Kairo – Im Palast von Hassan

Ein kurzes Klatschen und hinter einem Vorhang traten zwei Dienerinnen hervor. Beide waren ihn dünne Seide gehüllt welche wenig von ihren Körpern verbarg. Einer der Vorzüge der Herrscher zu sein, dachte Hassan und lächelte als die Dienerinnen ihm Tee und eine Silberschale voller Datteln brachten. Die Dienerinnen verneigten sich und stellten den Tee und die Schale auf ein kleines Tischchen neben dem Taktiktisch. Hassan nickte und scheuchte sie mit einer Handbewegung wieder davon. Man konnte nie wissen ob nicht eine Spionin unter den Dienerinnen und Konkubinen war, deswegen aktivierte er das Display auch erst wieder als die Dienerinnen verschwunden waren.

Es war an der Zeit seinen Plan, Kasian zu stürzen genau auszuarbeiten, aber ihm fehlte immer noch eine Möglichkeit alle Führer der Splittergruppen von der Schuld Kasians zu überzeugen. Im Grunde würde man dafür eine Versammlung benötigen, aber welcher Anführer war verrückt genug sich mit seinen Todfeinden zu treffen, fragte er sich. Dann kam ihm ein Gedanke. „Oder aus welchem Anlass?“ fragte er sich halblaut und sein Blick fiel auf ein Dokument, welches er bisher ignoriert hatte. Irgendein kleiner Anführer in der Koalition von Kasian hatte einen Rat der mächtigeren Führer vorgeschlagen. Natürlich konnte dies auch eine alte Finte von Kasian gewesen sein, aber in diesem Moment gab sie ihm den Anstoß den er benötigte.

Nach wenigen Minuten stand das Grundgerüst seines Planes endlich vollkommen fest. Er würde eine Versammlung der Führer von NOD einberufen und niemand würde ablehnen. Da Kasian diesen Vorschlag an alle Anführer verschickt hatte und nun ein weitere der drei großen Führer darauf einging hatte die kleineren Gruppen keine Wahl, sonst würden sie ins hintertreffen geraten. Hassan lies sich seinen Plan auf der Zunge zergehen und lächelte. Er würde die Versammlung des inneren Zirkels für seine Zwecke nützen und alle gegen Kasian aufhetzten. Die Koalition um Kasian, die sogenannte KK würde unter dem Vorwurf des Tiberium Missbrauchs zerschmettert werden. Schließlich hatte Kane auf den Tafeln davor gewarnt und Kasian hatte dies missachtet. Hassan lächelte zufrieden und dachte an die vielen kleinen Gruppen in der Koalition welche sich dann ihm anschließen würden. Dieser Fehler von Kasian würde ihn wesentlich schneller zu seinem Ziel führen als er zuerst angenommen hatte.

Wieder klatschte er in die Hände und eine Dienerin erschien. Er blickte erfreut auf den wohlgeformten Körper der Dienerin und lächelte wieder. „Heute Abend wünsche ich meine Damen zu sehen. Richte ihnen aus, sie sollen sich auf einen gutgelaunten Liebhaber gefasst machen und sie sollten entsprechend gekleidet sein.“ Die Diener verneigte sich und antwortete: „Ja Herr, wie ihr wünscht.“ Dann verließ sie den Raum wieder und nachdem sie den Vorhang wieder zu gezogen hatte verzog sie vor Ekel das Gesicht. „Die armen Frauen, was wird das Schwein heute wieder mit ihnen anstellen.,“ murmelte sie traurig und dachte an die vielen unfreiwilligen Konkubinen in Hassans Harem.